Man nehme etwas Kohlendioxid, Ammoniak, Formaldehyd, Cyanwasserstoff und Salz, gebe sie in Wasser und erhitze. Zu einem heißen Schleim am Topfboden einkochen; erneut Salzwasser hinzufügen. Wiederholen, bis man eine dicke Brühe aus Aminosäuren, Zucker und Fettsäuren erhält. Nach Geschmack würzen. Jedes Mal, wenn man die Brühe einkocht und wieder Wasser hinzufügt, dickt sie weiter ein und enthält schließlich zahlreiche neu entstandene Riboglycopeptide, die sich nun zu den benötigten Protopolymeren zusammenschließen.
Einige der Fettsäuren werden sich mit ihren hydrophoben Schwänzen aneinanderlagern und regelmäßige Anordnungen bilden. Diese Zusammenballungen dienen als Protomembranen, die sich in der Hitze des Herdes zu Röhren und Kugeln mit Löchern formen. In diesen kleinen, sauren Schalen klumpt sich dann die Füllung aus Protopolymeren zu einer Reihe verschiedener Makromoleküle zusammen. Damit beginnen die chemischen Zerfalls- und Verbindungsprozesse, die wir Katalyse nennen.
Meistens bilden sich in der neuen Füllung ähnliche chemische Kombinationen, und diese neuen Kombinationen passen chemisch auf eine Art und Weise ineinander, die dazu führt, dass sie einander auslesen können; damit hat man nun also Informationsgeblubber in seiner Schale, und durch die Löcher in der Zellwand strömen weitere nützliche Moleküle ein und aus, mit denen weitere Reaktionen stattfinden können. Diese charakteristischen Reaktionen passen zu den bereits im Innern zu Mustern angeordneten Molekülen und werden durch die Gesetze der Chemie vorgegeben, weshalb sie sich immer wiederholen. Was als kleine Reihe zufälliger Verbindungen beginnt, schließt sich zu Mustern zusammen, bis schließlich immer wieder die gleichen Polymere hergestellt werden. Die dabei erzeugten Informationen sind in den längsten zusammengebrauten Ketten enthalten. An diesem Punkt hat man Ribonukleinsäure, RNA, und ist schon beinahe fertig.
In die neue RNA ist der Bauplan von Proteinen eingeschrieben, die in ihrer dreidimensionalen, artifiziellen Pracht dazu in der Lage sind, eine breite Palette von Geschmäckern und Gerüchen zu erzeugen. »Arbeitsteilung« bei den Proteinen und ihren Leistungen ist eine Möglichkeit, die Vielfalt der sich reproduzierenden Formen zu beschreiben, aber gleichzeitig handelt es sich nun auch um ein reichhaltigeres Gebräu; es schmeckt besser; in seinem Geschmack verbergen sich Mikro-Geschmäcker. Die RNA erschafft spezielle Geschmacksrichtungen aus den Aminosäuren (der biologische Fachbegriff dafür lautet Translation).
Schließlich wandeln sich einige der RNA-Stränge zu DNA um, einer aufgrund ihrer Doppelhelix stabileren Form. Ab da übernimmt die DNA die Aufgabe der Proteinexpression, wenn auch mittels der Erzeugung von Boten-RNA (das nennt man dann »Transkription«). Nun bewegt sich die Information von der DNA zur RNA zu den Proteinen, und die nun lebende Zelle reproduziert sich selbst und verteilt ihre Einzelfunktionen in immer vielseitigeren größeren Organismen, und so weiter.
Damit hat man aus ein paar einfachen Ausgangsmaterialien Leben zusammengebraut. Guten Appetit!