Lan spaltete den Schädel des Myrddraal bis zum Hals. Er ließ Mandarb zurücktänzeln und den Blassen zappelnd sterben; seine Krämpfe drückten Schädelstücke aus dem Hals. Fauliges schwarzes Blut strömte über die Steine, die bereits ein Dutzend Male in Blut getaucht worden waren.
»Lord Mandragoran!«
Lan wandte den Kopf. Einer seiner Männer zeigte zurück zu ihrem Lager, wo hellrotes Licht in den Himmel schoss.
Ist es schon Mittag?, dachte Lan, hob das Schwert und rief seine Malkieri zum Rückzug. Die Kandori und Arafeler schwenkten herum, leichte Kavallerie mit Bögen, und schickten eine Pfeilsalve nach der anderen in die Masse der Trollocs.
Der Gestank war überwältigend. Lan und seine Männer ritten von der Frontlinie fort und passierten zwei Asha’man und eine Aes Sedai – Coladara, die darauf bestanden hatte, als König Paitars Beraterin zu bleiben –, die die Bestienkadaver mit der Macht in Brand setzten. Das würde der nächsten Welle Schattengezücht den Vormarsch erschweren.
Lans Armeen hatten ihr brutales Werk fortgesetzt, sie hielten die Tiermenschen am Pass fest wie Pech das einsickernde Wasser eines leckenden Bootes. Die Heere kämpften in Schichten, immer nur eine Stunde lang. Scheiterhaufen und Asha’man erhellten die Nacht und gaben dem Schattengezücht keine Gelegenheit vorzurücken.
Nach zwei Tagen kräftezehrender Schlacht war Lan klar, dass diese Taktik schließlich für die Trollocs ein Vorteil sein würde. Die Menschen töteten eine Wagenladung nach der anderen von ihnen, aber der Schatten hatte seine Streitkräfte jahrelang aufgebaut. Jede Nacht fraßen die Bestien ihre Toten; die Sorge über Nachschub war ihnen fremd.
Lan gab sich Mühe, dass seine Schultern nicht nach vorn sackten, als er sich von der Frontlinie entfernte und der nächsten Gruppe Platz machte, aber am liebsten wäre er zusammengebrochen und hätte tagelang geschlafen. Trotz der vielen Männer, die ihm der Wiedergeborene Drache verschafft hatte, musste jeder Mann jeden Tag mehrere Schichten an der Front verbringen. Lan machte immer noch ein paar zusätzlich.
Seinen Truppen fiel es nicht leicht, Schlaf zu finden, wenn sie sich auch noch um ihre Ausrüstung kümmern, Holz für die Scheiterhaufen sammeln und durch Wegetore Nachschub holen mussten. Als Lan die Männer musterte, die zusammen mit ihm die Front verließen, überlegte er, was er tun konnte, um ihnen neue Kraft zu geben. Der treue Bulen saß zusammengesunken im Sattel. Lan würde dafür sorgen müssen, dass der Mann mehr schlief, sonst …
Bulen rutschte aus dem Sattel.
Fluchend zügelte Lan Mandarb und sprang zu Boden. Er rannte an Bulens Seite und fand den Mann mit leerem Blick in den Himmel starren. Bulens Seite wies eine klaffende Wunde auf, das Kettenhemd war dort wie ein Segel gerissen, das zu lange den Wind eingefangen hatte. Er hatte die Verletzung einfach mit dem Mantel verdeckt. Lan hatte nicht gesehen, dass er getroffen worden war, so wie ihm auch entgangen war, dass der Mann seine Wunde versteckte.
Du Narr!, dachte Lan und fühlte nach seinem Puls.
Da war nichts mehr. Er war tot.
Du Narr!, dachte Lan erneut und senkte den Kopf. Du wolltest einfach nicht meine Seite verlassen, oder? Darum hast du die Wunde auch versteckt. Du hattest Angst, ich könnte dort draußen sterben, während du dich Heilen ließest.
Entweder das, oder du wolltest den Machtlenkern nicht zur Last fallen. Du wusstest, dass sie bis an ihre Grenzen gebracht werden.
Mit zusammengebissenen Zähnen hob Lan den Toten auf seine Schulter. Dann legte er ihn über sein Pferd und band ihn am Sattel fest. In der Nähe saßen Andere und Prinz Kaisel – für gewöhnlich ritten der junge Kandori und seine Kompanie aus hundert Mann mit Lan – und sahen ernst zu. Sich ihrer Blicke bewusst, legte Lan der Leiche die Hand auf die Schulter.
»Ihr habt gute Arbeit geleistet, mein Freund«, sagte er. »Euer Lob wird man für Generationen singen. Mögt Ihr in der Hand des Schöpfers Schutz finden und möge Euch die letzte Umarmung der Mutter daheim willkommen heißen.« Er wandte sich den anderen zu. »Ich werde nicht trauern! Trauer ist für die, die bedauern, und ich bedauere nicht, was wir hier tun! Bulen hätte keinen besseren Tod finden können. Ich weine nicht um ihn, ich jubele!«
Er schwang sich in Mandarbs Sattel, nahm die Zügel von Bulens Tier und richtete sich auf. Er würde sie seine Müdigkeit nicht sehen lassen. Oder sein Bedauern. »Hat einer von euch Bakh fallen sehen?«, fragte er die, die in seiner Nähe ritten. »Er hatte eine Armbrust hinten aufs Pferd geschnallt. Er trug das Ding immer mit sich. Ich hatte ihm geschworen, dass, sollte das Ding je aus Versehen losgehen, ich ihn von den Asha’man an den Zehen von einer Klippe hängen lassen würde.
Er starb gestern, als sich sein Schwert in der Rüstung eines Trollocs verhakte. Er ließ es los und griff nach seiner Ersatzklinge, aber zwei andere Trollocs rissen sein Pferd unter ihm weg. Ich hielt ihn schon für tot und versuchte zu ihm zu kommen, aber da kam er mit dieser lichtverfluchten Armbrust wieder hoch und schoss einem Tiermenschen aus zwei Fuß Entfernung direkt ins Auge. Der Bolzen bohrte sich in seinen Kopf. Der zweite Trolloc schlitzte ihn auf, aber nicht bevor er ihm sein Stiefelmesser in den Hals gerammt hatte.« Lan nickte. »Ich erinnere mich an Euch, Bakh. Ihr seid gut gestorben.«
Sie ritten ein Stück, dann fügte Prinz Kaisel hinzu: »Ragon. Er starb auch gut. Stürmte mit seinem Pferd direkt in eine Gruppe aus dreißig Trollocs, die von der Seite kamen. Hat damit vermutlich ein Dutzend Männer gerettet und uns Zeit erkauft. Er trat einen ins Gesicht, als sie ihn zu Boden zerrten.«
»Ja, Ragon war schon ein Wahnsinniger«, sagte Andere. »Ich gehöre zu den Männern, die er gerettet hat.« Er lächelte. »Er ist gut gestorben. Beim Licht, das tat er. Aber die verrückteste Sache, die ich in den vergangenen Tagen sah, war Kragil, als er gegen diesen Blassen kämpfte. Hat einer von euch gesehen, wie …«
Als sie das Lager erreichten, lachten die Männer und priesen die Gefallenen. Lan trennte sich von ihnen und brachte Bulen zu den Asha’man. Narishma hielt ein Wegetor für einen Karren mit Nachschub offen. Er nickte Lan zu. »Lord Mandragoran?«
»Ich brauche einen kalten Ort für ihn«, sagte Lan und stieg ab. »Wenn das hier erledigt und Malkier zurückerobert ist, brauchen wir einen anständigen Ruheort für die edlen Gefallenen. Bis dahin lasse ich ihn weder verbrennen noch verfaulen. Er war der erste Malkieri, der zu Malkiers König zurückkehrte.«
Narishma nickte, und die arafelischen Glöckchen an den Enden seiner Zöpfe klirrten leise. Er winkte einen Wagen durch das Wegetor, dann bedeutete er den anderen anzuhalten. Er schloss das Tor und öffnete ein neues auf einer Bergspitze.
Eiskalte Luft wehte hindurch. Lan nahm Bulen vom Pferd. Narishma wollte helfen, aber Lan winkte ab und lud sich den Toten mit einem Grunzen auf die Schulter. Er trat in den Schnee, und der schneidende Wind stach in seine Wangen, als hätte jemand ein Messer genommen.
Er legte Bulen am Boden ab, dann kniete er nieder und entfernte sanft den Hadori vom Kopf. Lan würde ihn in der Schlacht tragen – damit Bulen weiterkämpfen konnte – und ihn ihm nach dem Ende der Kämpfe zurückgeben. Eine alte malkierische Tradition. »Das hast du gut gemacht, Bulen«, sagte Lan leise. »Ich danke dir, dass du mich nicht aufgegeben hast.«
Er stand auf. Seine Stiefel knirschten im Schnee, als er mit dem Hadori in der Hand durch das Wegetor marschierte. Narishma schloss das Tor, und Lan fragte nach dem Standort des Berges – für den Fall, dass der Asha’man im Kampf fallen sollte –, damit er Bulen wiederfinden konnte.
Sie würden nicht alle gefallenen Malkieri auf diese Weise bewahren können, aber einer war besser als gar keiner. Lan wickelte den Hadori direkt unterhalb der Parierstange um das Schwert und knüpfte ihn fest. Dann übergab er Mandarb einem Pferdeknecht, hielt dem Hengst einen Finger vor die Nase und sah ihm in die dunklen, feuchten Augen. »Die Knechte werden nicht mehr gebissen«, knurrte er dem Hengst zu.
Danach machte er sich auf die Suche nach Lord Agelmar. Er fand den Befehlshaber direkt außerhalb des saldaeanischen Lagers, wo er mit Tenobia sprach. In der Nähe hatten sich Bogenschützen in zweihundert Mann starken Reihen aufgebaut und behielten den Himmel im Auge. Es hatte bereits einige Draghkar-Angriffe gegeben. Als Lan näher kam, grollte der Boden und bebte.
Die Soldaten blieben stumm. Langsam gewöhnten sie sich daran. Das Land stöhnte.
Direkt vor Lan brach der nackte Felsboden auseinander. Alarmiert sprang er zurück, als das Beben nicht aufhörte und winzige Risse im Felsen produzierte – Haarrisse. An diesen Rissen war etwas auf fundamentale Weise falsch. Sie waren zu dunkel, zu tief. Obwohl die ganze Gegend noch immer bebte, trat er vor und musterte die winzigen Risse, versuchte sie während des Erdbebens näher zu erforschen.
Die Risse schienen ins Nichts zu führen. Sie sogen das Licht auf. Es war, als würde er Risse in der Realität selbst betrachten.
Das Beben hörte auf. Die Dunkelheit in den Öffnungen verweilte noch ein paar Atemzüge lang, dann verblich sie, und die Haarrisse verwandelten sich in ganz gewöhnliche Sprünge im Stein. Misstrauisch ließ sich Lan auf ein Knie herab und nahm sie näher in Augenschein. Hatte er wirklich gesehen, was er zu sehen geglaubt hatte? Was bedeutete das?
Fröstelnd erhob er sich wieder und ging weiter. Nicht nur die Menschen werden müde, dachte er. Die Mutter wird schwächer.
Er eilte durch das Lager der Saldaeaner. Von den Kämpfern am Pass hatten die Saldaeaner das beste Lager, denn es wurde von den strengen Offiziersfrauen geführt. Lan hatte die meisten Zivilisten der Malkieri in Fal Dara zurückgelassen, und die anderen Streitkräfte hatten hauptsächlich nur aus kämpfenden Truppen bestanden.
Aber das war nicht die Art der Saldaeaner. Auch wenn sie für gewöhnlich nicht in die Fäule zogen, marschierten die Frauen sonst mit ihren Ehemännern. Jede von ihnen konnte mit dem Messer kämpfen und würde das Lager falls nötig bis zum Tod verteidigen. Sie waren außerordentlich nützlich gewesen, um Vorräte zu sammeln und zu verteilen und um die Verwundeten zu pflegen.
Tenobia stritt sich wieder einmal mit Agelmar um die Taktik. Lan trat näher und hörte zu, wie der Große Hauptmann aus Shienar bei ihren Forderungen nickte. Man konnte nicht behaupten, dass sie die Dinge nicht verstand, aber sie war zu kühn. Sie wollte den Feind zurück in die Fäule treiben und den Kampf zu den Geburtsstätten der Trollocs tragen.
Schließlich bemerkte sie Lan. »Lord Mandragoran«, sagte sie und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Sie war wirklich eine hübsche Frau, mit langem schwarzem Haar und einem temperamentvollen Funkeln in den Augen. »Euer letztes Scharmützel war ein Erfolg?«
»Noch mehr Trollocs sind tot«, sagte Lan.
»Wir kämpfen eine ruhmreiche Schlacht«, sagte sie stolz.
»Ich verlor einen guten Freund.«
Tenobia hielt inne, dann schaute sie ihm in die Augen, suchte darin vielleicht nach Gefühlen. Lan verriet nichts. Bulen war gut gestorben. »Die Männer, die kämpfen, ernten Ruhm, aber die Schlacht selbst ist keinesfalls ruhmreich. Sie ist einfach nur das, was sie ist. Lord Agelmar, auf ein Wort.«
Tenobia trat zur Seite, und Lan zog Agelmar mit sich. Der alte General warf ihm einen dankbaren Blick zu. Tenobia sah ihnen noch einen Augenblick lang nach, dann eilte sie davon, und ihre beiden Leibwächter hasteten ihr nach.
Wenn wir nicht auf sie aufpassen, reitet sie noch irgendwann selbst in die Schlacht, dachte Lan. Sie hat den Kopf nur voller Lieder und Geschichten.
Hatte er nicht gerade seine Männer ermuntert, die gleichen Geschichten zu erzählen? Nein. Da gab es einen Unterschied, er fühlte einen Unterschied. Männern beizubringen, dass sie möglicherweise starben, und die Ehre der Gefallenen zu preisen … das war etwas anderes, als Lieder darüber zu singen, wie wunderbar doch der Kampf an der Front war.
Leider brauchte man einen echten Kampf, um den Unterschied lehren zu können. Sollte das Licht dafür sorgen, dass Tenobia nichts Unüberlegtes tat. Lan hatte zu viele junge Männer mit diesem Ausdruck in den Augen gesehen. Bei ihnen hatte die Lösung darin bestanden, sie ein paar Wochen lang bis zur Erschöpfung arbeiten zu lassen, sie so lange zu drillen, bis sie nur noch an ihr Bett dachten und nicht an den »Ruhm«, den sie eines Tages erringen würden. Er bezweifelte, dass sich die Königin darauf einlassen würde.
»Seit Kalyan Ethenielle geheiratet hat, ist sie immer ungestümer geworden«, sagte Lord Agelmar leise, während sie an den hinteren Linien vorbeigingen und Soldaten zunickten. »Meiner Meinung nach konnte er sie immer ein bisschen bremsen, aber jetzt … ohne dass er oder Bashere auf sie aufpassen …« Er seufzte. »Egal. Was wünscht Ihr von mir, Dai Shan?«
»Wir liefern hier einen guten Kampf«, sagte Lan. »Aber ich mache mir Sorgen über unsere Männer. Wie lange können wir die Trollocs zurückhalten?«
»Ihr habt recht; irgendwann wird sich der Feind einen Weg durch unsere Linien erzwingen«, sagte Agelmar.
»Und was tun wir dann?«, fragte Lan.
»Wir kämpfen hier«, erwiderte Agelmar. »Und wenn wir die Stellung nicht länger halten können, ziehen wir uns zurück, um Zeit zu gewinnen.«
Lan erstarrte. »Ein Rückzug?«
Agelmar nickte. »Wir sind hier, um den Vorstoß der Trollocs zu verlangsamen. Das gelingt uns, indem wir sie eine Weile hier festhalten und uns dann langsam durch Shienar zurückziehen.«
»Agelmar, ich bin nicht zum Tarwin-Pass gekommen, um den Rückzug anzutreten.«
»Dai Shan, man hat mir glaubwürdig versichert, dass Ihr hergekommen seid, um zu sterben.«
Das war die reine Wahrheit. »Ich werde Malkier kein zweites Mal an den Schatten verlieren, Agelmar. Ich kam zum Pass – die Malkieri folgten mir einfach –, um dem Dunklen König zu zeigen, dass man uns nicht besiegt hat. Jetzt zu gehen, nachdem wir uns hier festsetzen konnten …«
»Dai Shan.« Lord Agelmars Stimme wurde noch leiser. »Ich respektiere Eure Entscheidung, zu kämpfen. Das tun wir alle; allein Euer Marsch an diesen Ort hat Tausende inspiriert. Das mag nicht Eure Absicht gewesen sein, aber es war die Absicht, die das Rad für Euch webte. Die Entschlossenheit eines Mannes, für Gerechtigkeit zu sorgen, ist nichts, was man leichtfertig ignorieren kann. Aber es gibt einen Moment, in dem man zur Seite treten und das Gesamtbild betrachten muss.«
Lan blieb stehen und musterte den alten General. »Vorsicht, Lord Agelmar. Das hört sich fast so an, als würdet Ihr mich selbstsüchtig nennen.«
»Das tue ich auch, Lan«, sagte Agelmar. »Und das seid Ihr auch.«
Lan regte keinen Muskel.
»Ihr kamt her, um Euer Leben für Malkier wegzuwerfen. Allein für sich genommen ist das edel. Aber da wir nun in der Letzten Schlacht kämpfen, ist es auch dumm. Wir brauchen Euch. Wegen Eurer Sturheit werden Männer sterben.«
»Ich habe sie nicht darum gebeten, mir zu folgen. Licht! Ich habe alles getan, was in meiner Macht stand, um sie davon abzuhalten.«
»Die Pflicht ist schwerer als ein Berg, Dai Shan.«
Diesmal zuckte Lan zusammen. Wie lange war es her, dass ihn jemand mit Worten dazu gebracht hatte? Unwillkürlich musste er daran denken, dass er das gleiche Konzept einem Jungen aus den Zwei Flüssen beigebracht hatte. Einem Schafhirten, der die Welt völlig naiv betrachtet und sich vor dem Schicksal gefürchtet hatte, das das Muster für ihn bereithielt.
»Manche Männer sind vom Schicksal auserkoren zu sterben«, fuhr Agelmar fort. »Andere sind ausersehen zu leben und zu führen, und sie empfinden es als Last. Falls Ihr hier bis zum letzten Mann kämpfen wollt, dann könnt Ihr das tun, und sie würden noch beim Sterben über den Ruhm dieses Kampfes singen. Oder Ihr könntet tun, was wir beide tun müssen. Uns zurückziehen, wenn wir dazu gezwungen werden, uns anpassen und den Schatten so lange aufhalten und ihm Steine in den Weg legen, wie wir können. Bis die anderen Armeen uns Hilfe schicken können.
Wir haben eine ausgesprochen bewegliche Streitmacht. Jede Armee hat Euch ihre beste Kavallerie geschickt. Ich habe neuntausend leichte saldaeanische Kavalleristen komplizierte Manöver mit Präzision ausführen sehen. Wir können dem Schatten hier schaden, aber seine Zahl erweist sich als zu groß. Größer, als ich für möglich gehalten hätte. Wir werden ihm beim Rückzug weiteren Schaden zufügen. Wir werden Möglichkeiten finden, ihm mit jedem rückwärtigen Schritt Verluste zuzufügen. Ja, Lan. Ihr habt mich zum kommandierenden General über dieses Schlachtfeld gemacht. Das ist mein Rat an Euch. Es wird nicht heute passieren, vielleicht nicht einmal diese Woche, aber wir werden uns zurückziehen müssen!«
Lan ging schweigend weiter. Bevor er antworten konnte, sah er am Himmel ein blaues Licht explodieren. Das Notsignal aus dem Pass. Die Einheiten, die vorhin in den Kampf gezogen waren, brauchten Hilfe.
Ich denke darüber nach, dachte er. Seine Müdigkeit verdrängend lief er zu den Pferdeseilen, wo der Knecht Mandarb hingebracht haben würde.
Er musste nicht zu diesem Scharmützel reiten. Er hatte gerade eines beendet. Er entschied sich trotzdem hinzureiten und konnte sich gerade noch davon abhalten, Bulen zuzurufen, für ihn ein Pferd bereit zu machen. Er kam sich wie ein Narr vor. Licht, er hatte sich wirklich an die Hilfe dieses Mannes gewöhnt.
Agelmar hat recht, dachte er, während die Pferdeknechte beinahe über die eigenen Füße stolperten, um Mandarb schnell zu satteln. Der Hengst war unruhig, spürte seine Stimmung. Sie werden mir folgen. Genau wie Bulen. Sie im Namen eines untergegangenen Königreichs in den Tod zu führen … selbst in diesen Tod zu reiten … wie unterscheidet sich das von Tenobias Einstellung?
Kurz darauf galoppierte er zurück zur Front und musste entdecken, dass die Trollocs beinahe den Durchbruch geschafft hätten. Er stürzte sich in den Kampf, und in dieser Nacht hielten sie stand. Irgendwann würde es ihnen nicht mehr gelingen. Was dann?
Dann … würde er Malkier wieder im Stich lassen und tun, was getan werden musste.
Egwenes Streitkräfte hatten sich am südlichen Punkt des Feldes von Merrilor versammelt. Sie sollten nach Kandor Reisen, sobald Elaynes Truppen nach Caemlyn abgerückt waren. Rands Heere waren noch nicht nach Thakan’dar gezogen, sondern warteten nun im Norden des Feldes, wo man leichter für Nachschub sorgen konnte. Er behauptete, dass die Zeit noch nicht reif für seinen Angriff war; man konnte nur zum Licht beten, dass er mit den Seanchanern Fortschritte machte.
So viele Leute zu transportieren bereitete einem gewaltige Kopfschmerzen. Aes Sedai erschufen viele Wegetore, die sich aneinanderreihten wie die Türen in einem großen Ballsaal. Soldaten rückten zusammen und warteten darauf, dass sie an der Reihe waren. Viele der stärksten Machtlenkerinnen waren an dieser Aufgabe nicht beteiligt; sie würden die Macht bald genug im Kampf lenken müssen, und Wegetore zu erschaffen würde nur dringend benötigte Kraft vergeuden, bevor die wirklich wichtigen Aufgaben überhaupt begonnen hatten.
Natürlich machten die Soldaten der Amyrlin den Weg frei. Da die Vorhut auf der anderen Seite ihre Stellungen bezog und das Lager fertig war, war für sie der Augenblick gekommen, sich dorthin zu begeben. Sie hatte den Morgen mit einer Besprechung des Saals der Burg verbracht, wo sie die Versorgungsberichte und Geländeeinschätzungen durchgegangen war. Sie war froh, dem Saal erlaubt zu haben, eine größere Rolle im Krieg zu spielen; die Sitzenden, von denen schon viele länger als ein Jahrhundert lebten, hatten viel an Erfahrung beizusteuern.
»Es gefällt mir nicht, so lange warten zu müssen«, murrte Gawyn, als er an ihre Seite ritt.
Sie musterte ihn.
»Ich vertraue General Brynes Schlachtfeldeinschätzung, genau wie der Saal auch«, erwiderte sie, als sie an den Illianer Gefährten vorbeiritten. Auf jedem der auf Hochglanz polierten Brustpanzer waren die Neun Bienen von Illian zu sehen. Sie salutierten ihr mit hinter dem Gitterschutz ihrer konischen Helme verborgenen Gesichtern.
Sie war sich nicht sicher, ob sie sie so gern in ihrem Heer hatte – sie würden loyaler zu Rand stehen als zu ihr –, aber Bryne hatte darauf bestanden. Er behauptete, dass ihrer Streitmacht, so gewaltig sie auch sein mochte, eine Elitetruppe wie die Gefährten fehlte.
»Ich finde noch immer, wir hätten früher aufbrechen sollen«, sagte Gawyn, als sie durch das Tor nach Kandor hinübertraten.
»Es sind doch nur ein paar Tage vergangen.«
»Ein paar Tage, in denen Kandor brannte.« Sie konnte seine Frustration fühlen. Und dass er sie leidenschaftlich liebte. Er war jetzt ihr Ehemann. Silviana hatte sie am Vorabend in einer schlichten Zeremonie getraut. Es kam Egwene noch immer seltsam vor, ihre eigene Hochzeit genehmigt zu haben. Aber wenn man die höchste Autorität war, was sollte man machen?
Als sie das Lager an der Grenze von Kandor betraten, ritt Bryne heran und gab einer wartenden Patrouille angespannt Befehle. Als er Egwene erreichte, stieg er aus dem Sattel, verbeugte sich tief und küsste ihren Ring. Dann stieg er wieder aufs Pferd und ritt weiter. Zog man in Betracht, dass man ihn letztlich dazu hatte zwingen müssen, diese Armee anzuführen, war er doch sehr respektvoll. Natürlich hatte auch er seine Forderungen gestellt, die erfüllt worden waren, also hatte er vielleicht auch sie unter Druck gesetzt. Die Heere der Weißen Burg anzuführen war für ihn eine Gelegenheit gewesen; kein Mann wurde gern in den Ruhestand geschickt. Der Große Hauptmann hätte überhaupt nicht in der Situation sein dürfen, dieses Angebot zu erhalten.
Egwene sah Siuan an, die an Brynes Seite ritt, und lächelte zufrieden. Nun ist er fest an uns gebunden.
Sie betrachtete die Hügel an der südöstlichen Grenze von Kandor. Wie bei den meisten Orten auf der Welt fehlte auch hier das Grün, trotzdem ließ die friedliche Gegend nicht ahnen, dass das Land dahinter in Flammen stand. Die Hauptstadt Chachin bestand mittlerweile nur noch aus Trümmern. Königin Ethenielle hatte vor ihrem Rückzug, um an der Seite der anderen Grenzländer zu kämpfen, sämtliche Hilfsaktionen an die Amyrlin und den Saal abgegeben. Sie hatten getan, was sie konnten, hatten Kundschafter durch Wegetore zu den Hauptverkehrsstraßen geschickt und sie nach Flüchtlingen suchen lassen, um sie dann in Sicherheit zu bringen – falls es so etwas wie einen sicheren Ort überhaupt noch gab.
Der Hauptteil der Trolloc-Armee hatte die brennenden Städte verlassen und bewegte sich nun südöstlich auf die Hügel und den Fluss zu, der Kandors Grenze zu Arafel bildete.
Silviana ritt herbei und blieb gegenüber von Gawyn stehen. Bevor sie Egwenes Ring küsste, warf sie Gawyn einen finsteren Blick zu – die beiden würden wirklich aufhören müssen, sich zu befehden; das wurde langsam ermüdend. »Mutter.«
»Silviana.«
»Wir haben Nachricht von Elayne Sedai.«
Egwene gönnte sich ein Lächeln. Unabhängig voneinander hatten sie beide angefangen, Elayne mit ihrem Burgtitel zu belegen statt mit ihrem weltlichen Titel. »Und?«
»Sie schlägt vor, dass wir einen Ort auswählen, an den man die Verwundeten zur Heilung schickt.«
»Wir hatten darüber gesprochen, die Gelben von einem Schlachtfeld zum anderen zu schicken«, erwiderte Egwene.
»Elayne Sedai sorgt sich darüber, dass man die Gelben Angriffen aussetzen könnte. Sie will ein stationäres Lazarett.«
»Das wäre effizienter, Mutter«, warf Gawyn ein und rieb sich das Kinn. »Nach einer Schlacht die Verletzten zu finden ist eine brutale Arbeit. Ich weiß nicht, ob ich Schwestern losschicken würde, um unter den Toten nach Lebenden zu forschen. Wenn die Großen Hauptmänner recht behalten, dann könnte sich dieser Krieg über Wochen, wenn nicht gar Monate hinziehen. Irgendwann wird der Schatten anfangen, Aes Sedai auf dem Schlachtfeld ins Visier zu nehmen.«
»Elayne Sedai hat sehr darauf … gedrungen«, sagte Silviana. Ihr Gesicht war eine Maske, ihr Ton völlig sachlich, trotzdem ließ sie entschiedenen Unmut erkennen. Darin war sie sehr gut.
Ich habe geholfen, Elayne zur Anführerin zu machen, rief sich Egwene ins Gedächtnis. Ihr das abzuschlagen wäre ein schlechter Präzedenzfall. Ihr zu gehorchen aber auch. Vielleicht würden sie es ja doch schaffen, dass ihre Freundschaft das alles hier überstand.
»Elayne Sedai zeigt Weisheit«, sagte Egwene. »Sagt Romanda, dass es auf diese Weise geschehen muss. Die ganze Gelbe Ajah soll sich zum Heilen sammeln, aber nicht in der Weißen Burg.«
»Mutter?«, fragte Silviana.
»Die Seanchaner«, verkündete Egwene. Immer, wenn sie an sie dachte, musste sie die Schlange ersticken, die sich tief in ihrem Inneren wand. »Ich werde nicht riskieren, dass die Gelben angegriffen werden, während sie allein und vom Heilen erschöpft sind. Die Weiße Burg ist ihrer Verteidigung beraubt und damit ein Angriffsziel für den Feind – und wenn es nicht die Seanchaner sind, dann der Schatten.«
»Ein gutes Argument.« Silviana klang zögerlich. »Aber wo dann? Caemlyn ist gefallen, und die Grenzlande sind zu gefährdet. Tear?«
»Wohl kaum.« Das war Rands Territorium, und es erschien zu offensichtlich. »Überbringt Elayne einen Vorschlag. Vielleicht wäre die Erste von Mayene bereit, ein passendes Gebäude zur Verfügung zu stellen … ein sehr großes.« Egwene strich über die Seite ihres Sattels. »Schickt die Aufgenommenen und die Novizinnen zusammen mit den Gelben. Ich will diese Frauen nicht auf dem Schlachtfeld haben, aber ihre Kraft kann für das Heilen eingesetzt werden.«
Mit einer Gelben verknüpft konnte selbst die schwächste Novizin wenigstens etwas Kraft weitergeben und Leben retten. Viele würden enttäuscht sein; sie rechneten damit, Trollocs töten zu können. Nun, so würden sie ihren Beitrag leisten können, ohne im Weg zu stehen, waren sie doch alle nicht für den Kampf ausgebildet.
Egwene warf einen Blick über die Schulter. Die Wegetore würden noch lange stehen müssen, bevor alle da waren. »Silviana, teilt Elayne Sedai meine Worte mit«, sagte sie dann. »Gawyn, ich möchte etwas tun.«
Sie fanden Chubain beim Aufbau eines Befehlslagers in einem Tal westlich des Flusses, der die Grenze zwischen Kandor und Arafel bildete. Sie würden in dieses hügelige Land vorstoßen, um den herankommenden Trollocs auf breiter Front zu begegnen; in den Tälern würden Stoßtrupps den Feind in Scharmützel verwickeln, während oben auf den Hügeln Abteilungen Bogenschützen von zusätzlichen Einheiten geschützt würden. Der Plan sah vor, harte Schläge gegen die Tiermenschen auszuführen und so viel Schaden wie möglich anzurichten, wenn der Feind dann versuchte, die Hügel zu erobern. Die Stoßtrupps konnten die Flanken angreifen, während die Verteidiger die Hügel so lange hielten, wie ihnen möglich war.
Es war ziemlich wahrscheinlich, dass man sie schließlich aus diesen Hügeln vertreiben und über die Grenze nach Arafel drängen würde, aber auf den weiten Ebenen von Arafel konnten sie ihre Kavallerie besser einsetzen. Genau wie bei Lan sollte auch ihre Armee den Vorstoß der Trollocs verlangsamen, bis Elayne die Bestien im Süden besiegt hatte. Mit etwas Glück würden sie standhalten, bis die Verstärkung kam.
Chubain salutierte und führte sie zu einem Zelt, das bereits in der Nähe errichtet worden war. Egwene stieg ab und wollte ohne Umschweife eintreten, aber Gawyn legte ihr die Hand auf den Arm. Sie seufzte, nickte und überließ ihm den Vortritt.
Drinnen saß die Seanchanerin, die Nynaeve als Egeanin vorgestellt hatte, die selbst aber darauf beharrte, Leilwin genannt zu werden, mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden. Drei Mitglieder der Burgwache behielten sie und ihren illianischen Gemahl im Auge.
Leilwin sah auf, als Egwene eintrat, dann fiel sie augenblicklich auf die Knie und absolvierte eine anmutige Verbeugung, bis die Stirn den Zeltboden berührte. Ihr Gemahl folgte ihrem Beispiel, allerdings beträchtlich zögernder. Vielleicht war er einfach ein schlechterer Schauspieler als sie.
»Raus«, befahl Egwene den drei Wächtern.
Sie widersprachen nicht, gehorchten aber nur zögernd. Als könnte sie von ihrem Behüter unterstützt nicht mit zwei Leuten fertigwerden, die beide nicht die Macht lenken konnten. Männer.
Gawyn nahm Position an der Zeltseite ein und überließ ihr, sich um die beiden Gefangenen zu kümmern.
»Nynaeve sagte mir, dass Ihr geringfügig vertrauenswürdig seid«, sagte Egwene zu der Seanchanerin. »Ach, setzt Euch auf. Niemand in der Weißen Burg verneigt sich so tief, nicht einmal die geringsten Diener.«
Leilwin setzte sich, hielt den Blick aber zu Boden gerichtet. »Ich habe in der mir auferlegten Pflicht schwer versagt, und so habe ich das Muster selbst in Gefahr gebracht.«
»Ja«, erwiderte Egwene. »Die Armbänder. Ich weiß Bescheid. Würde Euch die Gelegenheit gefallen, diese Schuld auszugleichen?«
Die Frau verbeugte sich wieder, bis ihre Stirn den Boden berührte. Egwene seufzte, aber bevor sie ihr befehlen konnte, sich wieder aufzurichten, ergriff Leilwin das Wort. »Beim Licht und meiner Hoffnung auf Rettung und Wiedergeburt schwöre ich Euch, Amyrlin, Herrscherin der Weißen Burg, zu dienen und zu beschützen. Ich binde mich beim Kristallthron und dem Blut der Kaiserin an Euch, werde jeden Befehl ohne zu zögern ausführen und Euer Leben vor das meine stellen. So soll es unter dem Licht sein.« Sie küsste den Boden.
Egwene sah sie erstaunt an. Nur eine Schattenfreundin würde so einen Eid verraten. Natürlich trennte einen Seanchaner nicht viel von einem Schattenfreund.
»Ihr glaubt, dass ich nicht gut beschützt bin?«, wollte Egwene wissen. »Ihr glaubt, dass ich noch einen Diener brauche?«
»Ich will nur meine Schuld begleichen«, sagte Leilwin.
In ihrem Tonfall spürte Egwene eine gewisse Steifheit, eine Verbitterung. Das klang nach Ehrlichkeit. Es gefiel dieser Frau überhaupt nicht, sich auf diese Weise zu demütigen.
Voller Unbehagen verschränkte Egwene die Arme. »Was könnt Ihr mir über das seanchanische Militär berichten, seine Organisation und Stärke? Und über die Pläne der Kaiserin?«
»Einige Dinge sind mir bekannt, Amyrlin«, sagte Leilwin. »Aber ich war Schiffskapitän. Ich weiß nur über die seanchanische Flotte Bescheid, und das wird Euch wenig nützen.«
Natürlich, dachte Egwene. Sie warf Gawyn einen Blick zu, der bloß mit den Schultern zuckte.
»Bitte«, sagte Leilwin leise. »Erlaubt mir, mich Euch irgendwie zu beweisen. Ich nenne nur noch wenig mein Eigen. Selbst mein Name gehört mir nicht länger.«
»Zuerst erzählt Ihr von den Seanchanern«, sagte Egwene. »Mir ist egal, ob Ihr es für irrelevant haltet. Egal was es ist, es könnte mir helfen.« Oder es könnte Leilwin als Lügnerin entlarven, was genauso nützlich wäre. »Gawyn, hole mir einen Stuhl. Ich werde mir anhören, was sie zu sagen hat. Danach sehen wir weiter …«
Rand blätterte den Stapel aus Karten, Notizen und Berichten durch. Den verstümmelten Arm auf dem Rücken haltend stand er da; auf dem Tisch brannte eine einsame Lampe. In Glas gehüllt tanzte die Flamme, weil es in dem Zelt, in dem er allein stand, zog.
Lebte die Flamme? Sie nahm Nahrung zu sich, bewegte sich aus eigenem Antrieb. Man konnte sie ersticken, also atmete sie auf gewisse Weise. Was brauchte es, um zu leben?
Konnte eine Idee leben?
Eine Welt ohne den Dunklen König. Eine Welt ohne das Böse.
Rand konzentrierte sich wieder auf die Karten. Was er dort sah, beeindruckte ihn. Elayne bereitete sich gut vor. An den Besprechungen hatte er nicht teilgenommen, bei denen jede Schlacht geplant worden war. Seine Aufmerksamkeit galt dem Norden. Dem Shayol Ghul. Seinem Schicksal. Seinem Grab.
Stets hatte er verabscheut, wie diese Schlachtpläne mit ihren Notizen über Formationen und Gruppen das Leben vieler Männer auf ein paar hingekritzelte Buchstaben auf einer Seite reduzierte. Zahlen und Statistiken. Oh, er sah ein, dass für einen Schlachtfeldkommandanten Klarheit und Distanz von essenzieller Bedeutung waren. Trotzdem verabscheute er es.
Hier vor ihm stand eine Flamme, die lebte, aber hier waren auch Männer, die schon tot waren. Jetzt, da er diesen Krieg nicht persönlich anführen konnte, hoffte er, sich von solchen Karten fernhalten zu können. Er wusste, dass ihn der Anblick dieser Vorbereitungen um die Soldaten trauern lassen würde, die er nicht retten konnte.
Plötzlich überfiel ihn eine Gänsehaut; die Härchen auf seinen Unterarmen stellten sich auf – ein Frösteln zwischen Aufregung und Schrecken. Eine Frau lenkte die Macht.
Rand hob den Kopf und sah Elayne wie erstarrt im Zelteingang stehen. »Licht!«, sagte sie. »Rand! Was machst du hier? Willst du mir einen solchen Schrecken einjagen, dass ich tot umfalle?«
Er ließ die Finger auf den Schlachtplänen ruhen und musterte sie. Also dort stand das wahre Leben. Gerötete Wangen, blondes Haar mit einem Hauch von Honig und Rosen, Augen, die wie ein Freudenfeuer leuchteten. Ihr blutrotes Kleid zeigte die Wölbung der Kinder, die sie trug. Beim Licht, sie war wunderschön.
»Rand al’Thor«, sagte sie. »Wirst du mit mir reden, oder willst du mich weiter angaffen?«
»Wenn ich dich nicht angaffen kann, wen dann?«
»Grins mich nicht auf diese Weise an, Bauernjunge«, erwiderte sie. »Sich in mein Zelt zu schleichen? Also wirklich. Was würden die Leute sagen?«
»Sie würden sagen, dass ich dich sehen will. Außerdem habe ich mich nicht hereingeschlichen. Die Wächter ließen mich passieren.«
Sie verschränkte die Arme. »Sie haben mir kein Wort gesagt.«
»Ich bat sie darum.«
»Dann hast du dich reingeschlichen, ganz egal, aus welchem Grund auch immer.« Elayne ging dicht an ihm vorbei. Sie roch großartig. »Ehrlich, als wäre Aviendha nicht schon genug …«
»Ich wollte nicht von den regulären Truppen gesehen werden«, sagte er. »Ich hatte Angst, dein Lager in Unruhe zu versetzen. Ich bat die Wächter, niemandem zu sagen, dass ich hier bin.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich musste dich sehen, bevor …«
»Du hast mich in Merrilor gesehen.«
»Elayne …«
»Es tut mir leid«, sagte sie und drehte sich zu ihm um. »Ich freue mich, dich zu sehen, und ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich versuche bloß in meinen Schädel zu kriegen, welche Rolle du in alldem hier spielst. Welche Rollen wir in alldem hier spielen.«
»Ich weiß es nicht«, gestand er. »Ich habe es nie ergründen können. Es tut mir leid.«
Sie seufzte und setzte sich dann auf den Stuhl neben ihrem Tisch. »Vermutlich ist es ja gut, einige Dinge zu finden, die du nicht mit einem Handwedeln regeln kannst.«
»Es gibt vieles, was ich nicht regeln kann, Elayne.« Er warf einen Blick auf den Tisch und die Karten. »So vieles.«
Denk nicht daran.
Er ging vor ihr auf die Knie, was ihm eine erhobene Braue einbrachte, bis er seine Hand auf ihren Bauch legte – zuerst nur zögernd. »Ich wusste es nicht«, sagte er. »Erst kürzlich habe ich es erfahren, in der Nacht vor der Zusammenkunft. Man spricht von Zwillingen?«
»Ja.«
»Also wird Tam Großvater«, fuhr er fort. »Und ich werde …«
Wie sollte ein Mann auf diese Neuigkeit reagieren? Sollte es ihn erschüttern? In seinem Leben hatte er so manche Überraschung erlebt. Bisweilen hatte es den Anschein, als könnte er keine zwei Schritte mehr machen, ohne dass sich seine Welt veränderte.
Aber das hier … das war keine Überraschung. Tief in seinem Inneren hatte er gehofft, eines Tages Vater sein zu können. Es war passiert. Das gab ihm Wärme. Selbst wenn so viele Dinge auf der Welt schiefgelaufen waren, eine Sache verlief so, wie sie sollte.
Kinder. Seine Kinder. Er schloss die Augen, atmete ein und genoss den Gedanken.
Er würde sie niemals kennenlernen. Er würde sie vaterlos zurücklassen, bevor sie überhaupt zur Welt kamen. Andererseits hatte Janduin ihn ebenfalls vaterlos zurückgelassen – und er war eigentlich ganz gut geraten. Bloß ein paar grobe Kanten hier und da.
»Wie willst du sie nennen?«, fragte er.
»Wenn ein Junge dabei ist, habe ich daran gedacht, ihn Rand zu nennen.«
Rand erstarrte, als er ihren Bauch berührte. War da eine Bewegung gewesen? Ein Tritt?
»Nein«, sagte er leise. »Bitte nenne die Kinder nicht nach mir, Elayne. Lass sie ihr eigenes Leben leben. Mein Schatten wird auch so schon lang genug sein.«
»Nun gut.«
Er schaute nach oben, um ihren Blick zu erwidern, und entdeckte, dass sie voller Zuneigung lächelte. Sie legte eine sanfte Hand auf seine Wange. »Du wirst einen prächtigen Vater abgeben.«
»Elayne …«
»Kein Wort davon«, sagte sie und hob einen Finger. »Nichts über Tod oder Pflicht.«
»Wir können nicht ignorieren, was passieren wird.«
»Wir müssen aber auch nicht darauf herumreiten«, sagte sie. »So vieles habe ich dir darüber beigebracht, wie man ein Monarch ist. Anscheinend habe ich eine Lektion vergessen. Es ist völlig in Ordnung, für die schlimmste aller Möglichkeiten vorzusorgen, aber man muss sich nicht darauf fixieren. Eine Königin muss vor allem Hoffnung haben.«
»Ich habe Hoffnung«, sagte Rand. »Ich hoffe für die Welt, für dich, für jeden, der kämpfen muss. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich meinen Tod akzeptiert habe.«
»Genug davon. Reden wir nicht mehr davon. Heute Abend werde ich in aller Ruhe mit dem Mann zu Abend essen, den ich liebe.«
Rand seufzte, stand aber auf und setzte sich auf den Stuhl neben ihr, während sie den Wächtern am Zelteingang zurief, ihr Essen zu bringen.
»Können wir dann zumindest über die Taktik sprechen?«, fragte er. »Ich bin ehrlich beeindruckt von dem, was du hier geleistet hast. Ich glaube nicht, dass ich das hätte besser machen können.«
»Die Großen Hauptmänner haben das meiste erledigt.«
»Ich habe deine Anmerkungen gesehen. Bashere und die anderen sind großartige Generäle, auf ihre Weise sogar Genies, aber sie denken bloß an die Schlachten, für die sie zuständig sind. Jemand muss sie koordinieren, und du machst das wunderbar. Du hast ein Gespür dafür.«
»Nein, das habe ich nicht«, erwiderte Elayne. »Aber ich habe mein Leben als die Tochter-Erbin von Andor verbracht, die für drohende Kriege ausgebildet wurde. Du kannst General Bryne und meiner Mutter für das danken, was du in mir siehst. Hast du irgendetwas gefunden, das du ändern würdest?«
»Zwischen Caemlyn und dem Braemwald, wo du den Schatten in einen Hinterhalt locken willst, liegen mehr als hundertfünfzig Meilen«, meinte Rand. »Das ist riskant. Und wenn deine Streitkräfte überrannt werden, bevor sie den Wald erreichen?«
»Alles hängt davon ab, dass sie die Trollocs im Wald schlagen. Unsere Stoßtrupps, die sie bedrängen werden, werden die stärksten und schnellsten Pferde benutzen, die wir haben. Es wird ein schreckliches Rennen, keine Frage, und die Pferde werden dem Tod nahe sein, wenn sie den Wald erreichen. Aber wir hoffen, dass auch die Trollocs erschöpft sind, was unsere Aufgabe erleichtern sollte.«
Sie unterhielten sich über die Taktik, und der Abend wurde zur Nacht. Diener brachten das Essen, Brühe und Wildeber. Rand hatte seine Anwesenheit im Lager nicht ankündigen wollen, aber daran ließ sich nun, da es die Diener wussten, nichts mehr ändern.
Er aß und ließ sich in Elaynes Unterhaltung hineinziehen. Welches Schlachtfeld schwebte in der größten Gefahr? Welchen der Großen Hauptmänner sollte sie bevorzugen, falls sie nicht einer Meinung waren, was oft geschah? Wie würde das alles mit Rands Armee zusammenspielen, die noch immer auf den richtigen Augenblick für den Angriff auf Shayol Ghul wartete?
Die Unterhaltung erinnerte ihn an ihre gemeinsame Zeit in Tear, wo sie zwischen Lektionen in Politik Küsse geraubt hatten. In diesen Tagen hatte sich Rand in sie verliebt. Richtig verliebt. Nicht die Bewunderung eines Jungen, der von einer Mauer fiel und eine Prinzessin anschaute – damals hatte er genauso viel von Liebe verstanden wie ein mit einem Schwert herumfuchtelnder Bauernjunge vom Krieg.
Ihre Liebe wurde aus den Dingen geboren, die sie teilten. Mit Elayne konnte er über Politik und die Last der Herrschaft sprechen. Sie verstand. Das tat sie wirklich, besser als sonst jemand, den er kannte. Sie wusste, was es bedeutete, Entscheidungen zu treffen, die das Leben Tausender veränderte. Sie verstand, was es hieß, das Eigentum der Menschen einer ganzen Nation zu sein. Rand fand es bemerkenswert, dass ihre Verbindung hielt, obwohl sie so oft voneinander getrennt waren. Tatsächlich fühlte sie sich sogar stärker an. Jetzt, da Elayne die Königin war, jetzt, da sie die Kinder teilten, die in ihr heranwuchsen.
»Du bist zusammengezuckt«, sagte Elayne.
Rand sah von seiner Brühe auf. Elayne war mit ihrer Mahlzeit so gut wie fertig. Dabei hatte er sie zur Unterhaltung angeregt. Aber sie hielt bereits eine warme Tasse mit Tee in Händen.
»Was?«
»Du bist zusammengezuckt. Als ich die Kontingente erwähnte, die für Andor kämpfen, bist du zusammengezuckt. Jedenfalls ein bisschen.«
Es war keine Überraschung, dass sie es bemerkt hatte. Immerhin war sie es gewesen, die ihm beigebracht hatte, nach winzigen Veränderungen in den Mienen derjenigen Ausschau zu halten, mit denen er sprach.
»All diese Menschen, die in meinem Namen kämpfen. So viele Menschen, die ich nicht einmal kenne, werden für mich sterben.«
»Diese Last trägt jeder Herrscher im Krieg.«
»Ich sollte sie beschützen können.«
»Wenn du glaubst, du könntest jeden beschützen, Rand al’Thor, dann bist du wirklich nicht so weise, wie du zu sein glaubst.«
Er erwiderte ihren Blick. »Ich glaube nicht, dass ich das kann, aber ihr Tod belastet mich. Ich habe das Gefühl, ich sollte mehr tun können, vor allem jetzt, da ich mich an alles erinnere. Er hat versucht, mich zu brechen, und ist gescheitert.«
»Ist das an jenem Tag oben auf dem Drachenberg geschehen?«
Noch nie hatte er mit jemandem darüber gesprochen. Er rückte den Stuhl näher an sie heran. »Dort oben erkannte ich, dass ich viel zu sehr über Stärke nachgedacht habe. Ich wollte hart sein, so hart. Als ich mich antrieb, so zu sein, riskierte ich dabei, jegliches Mitgefühl zu verlieren. Das war falsch. Damit ich siegen kann, muss ich mit anderen mitfühlen können. Leider bedeutet das, dass ich zulassen muss, über ihren Tod Trauer zu empfinden.«
»Und jetzt erinnerst du dich an Lews Therin?«, flüsterte sie. »An alles, was er wusste? Du tust nicht nur so?«
»Ich bin er. Das war ich immer. Daran erinnere ich mich jetzt.«
Elaynes Augen weiteten sich, und sie atmete aus. »Was für ein Vorteil.«
Allein sie konnte so darauf reagieren. Eine wunderbare Frau.
»Mir steht sein ganzes Wissen zur Verfügung, aber es sagt mir nicht, was ich tun soll.« Er stand auf und ging umher. »Ich sollte es in Ordnung bringen können, Elayne. Niemand sollte mehr für mich sterben müssen. Das ist mein Kampf. Warum muss jeder andere so viel Leid ertragen?«
»Du verweigerst uns das Recht zu kämpfen?« Plötzlich saß sie ganz aufrecht da.
»Nein, natürlich nicht«, erwiderte Rand. »Dir könnte ich nichts verweigern. Ich wünschte nur, dass ich irgendwie … irgendwie dem allen ein Ende bereiten könnte. Müsste mein Opfer denn nicht ausreichen?«
Sie stand auf, nahm seinen Arm. Er drehte sich ihr zu.
Dann küsste sie ihn.
»Ich liebe dich«, sagte sie. »Du bist ein König. Aber wenn du versuchen würdest, den guten Menschen von Andor das Recht zur Selbstverteidigung zu verweigern, das Recht, sich in der Letzten Schlacht zu wehren …« Ihre Augen blitzten, ihre Wangen röteten sich. Licht! Seine Bemerkungen hatten sie wirklich wütend gemacht.
Er wusste nie genau, was sie sagen oder tun würde, und das fand er aufregend. So wie es aufregend war, explodierenden Nachtblumen zuzuschauen; man wusste, dass es wunderschön werden würde, aber man vermochte nie vorherzusagen, welche Gestalt diese Schönheit annehmen würde.
»Ich sagte, ich würde euch niemals das Recht zu kämpfen verweigern!«
»Es geht dabei um mehr als nur um mich, Rand. Es geht um jeden. Verstehst du das?«
»Ich schätze schon.«
»Gut.« Elayne setzte sich wieder und nahm einen Schluck Tee, dann verzog sie das Gesicht.
»Ist er verdorben?«
»Ja, aber ich bin daran gewöhnt. Trotzdem ist es fast noch schlimmer, als gar nichts zu trinken, so verdorben ist alles.«
Rand nahm ihr die Tasse aus der Hand. Er hielt sie einen Moment, lenkte aber nicht die Macht. »Ich habe dir etwas mitgebracht. Ich vergaß es zu erwähnen.«
»Tee?«
»Nein, das ist nur eine Nebenwirkung.« Er gab ihr die Tasse zurück, und sie probierte vorsichtig.
Und riss die Augen auf. »Das ist ja großartig! Wie machst du das?«
»Gar nicht«, sagte Rand und setzte sich. »Das tut das Muster.«
»Aber …«
»Ich bin ein Ta’veren. In meiner Nähe geschehen Dinge, unberechenbare Dinge. Lange Zeit gab es ein Gleichgewicht. In einer Stadt findet jemand einen unerwarteten Schatz unter der Treppe. In der nächsten, die ich besuchte, entdeckten Leute dann, dass ihre Münzen gefälscht sind und das Werk eines geschickten Falschmünzers waren.
Menschen starben auf schreckliche Weise; andere rettete ein zufälliges Wunder. Todesfälle und Geburten. Eheschließungen und Scheidungen. Einmal konnte ich beobachten, wie eine Feder vom Himmel schwebte und mit dem Kiel im Schlamm stecken blieb, um dort aufrecht zu stehen. Die nächsten zehn taten genau das Gleiche. Es geschah alles zufällig. Zwei Seiten einer geworfenen Münze.«
»Dieser Tee ist kein Zufall.«
»Doch, ist er. Aber weißt du, im Moment erhalte ich bloß die eine Seite der Münze. Jemand anders tut das Schlechte. Der Dunkle König bringt Schrecken in die Welt, verursacht Tod, Böses, Wahnsinn. Aber das Muster … das Muster ist Gleichgewicht. So wirkt es durch mich, um die andere Seite zu präsentieren. Je schwerer der Dunkle König arbeitet, umso mächtiger wirkt der Effekt in meiner Nähe.«
»Das wachsende Gras«, sagte Elayne. »Die aufreißende Wolkendecke. Die Nahrung wird wieder genießbar …«
»Ja.« Nun, gelegentlich halfen auch ein paar Tricks, aber die erwähnte er nicht. In der Tasche suchte er nach einem kleinen Beutel.
»Wenn das stimmt, was du sagtest, dann kann es in der Welt niemals Gutes geben.«
»Aber natürlich kann es das.«
»Wird das Muster es nicht ausgleichen, um des Gleichgewichts willen?«
Er zögerte. Diese Argumentation hatte viel zu große Ähnlichkeit mit der Einstellung, die er vor dem Drachenberg langsam kultiviert hatte – dass er keine anderen Möglichkeiten hatte, dass sein Leben vorherbestimmt war. »Solange wir uns um andere bemühen«, sagte er, »kann es das Gute geben. Beim Muster geht es nicht um Gefühle – nicht einmal um Gut oder Böse. Der Dunkle König ist eine Macht, die von außerhalb kommt, die es gewaltsam beeinflusst.«
Und er würde dem ein Ende bereiten. Wenn er konnte.
»Hier«, sagte er. »Das Geschenk, das ich erwähnte.« Er schob ihr den Beutel entgegen.
Neugierig sah sie Rand an. Sie knotete den Beutel auf und entnahm ihm eine Frauenstatuette. Sie stand aufrecht und hatte eine Stola um die Schultern gelegt, aber sie sah nicht wie eine Aes Sedai aus. Das Gesicht war das einer Erwachsenen; gealtert und weise lächelte sie.
»Ein Angreal?«
»Nein, ein Samenkorn.«
»Ein … Samenkorn?«
»Du hast das Talent, Ter’angreale zu erschaffen«, sagte Rand. »Angreale zu erschaffen benötigt aber einen anderen Prozess. Er beginnt mit einem von diesen hier, ein Objekt, das dazu erschaffen wurde, deine Macht aufzunehmen und sie in etwas anderem zu verankern. Das braucht seine Zeit und wird dich mehrere Monate lang schwächen, also solltest du es nicht versuchen, solange wir im Krieg sind. Aber als ich es fand, völlig in Vergessenheit geraten, musste ich an dich denken. Ich hatte mich gefragt, was ich dir geben sollte.«
»Oh, Rand, ich habe auch etwas für dich.« Sie eilte zu einem elfenbeinernen Schmuckkästchen, das auf einem Lagertischchen stand, und holte einen Gegenstand heraus. Es war ein Dolch mit einer kurzen stumpfen Klinge und einem Griff aus Hirschhorn, der mit Golddraht umwickelt war.
Rand sah den Dolch fragend an. »Versteh mich nicht falsch, aber das sieht nach einer schlechten Waffe aus, Elayne.«
»Es ist ein Ter’angreal, das dir am Shayol Ghul nützlich sein könnte. Damit kann dich der Schatten nicht sehen.« Sie legte die Hand an seine Wange.
Er hielt sie.
Bis spät in die Nacht blieben sie zusammen.