4

Vol’jin von den Dunkelspeertrollen beschloss, reglos liegen zu bleiben. Das tat er vor allem, weil ihm diese Entscheidung besser gefiel als die Alternative: sich eingestehen zu müssen, dass er nicht die Kraft hatte, sich zu bewegen. Die Hände, die sich um ihn kümmerten, waren sanft und ihre Berührung respektvoll, und doch hätte er sie nicht fortschlagen können, selbst wenn es sein größter Wunsch gewesen wäre.

Helfer, die er nicht sehen konnte, schüttelten Kissen auf und schoben sie unter ihn, um ihn aufzurichten. Er hätte ja gerne protestiert, aber der Schmerz in seinem Hals machte alles außer harsch geknurrten – und sehr kurzen – Wörtern unmöglich. Die offensichtliche Wahl – „Stopp!“ – hätte jedoch nur seine Unfähigkeit bloßgestellt, diese Helfer zum Aufhören zu zwingen, ganz gleich, wie harsch er sie auch geknurrt hätte. Er akzeptierte sein Schweigen als Zugeständnis an seine Eitelkeit, wusste aber, dass die Wurzeln dieser Unzufriedenheit viel tiefer reichten.

Das weiche Bett und die noch weicheren Kissen waren nicht die Art von Komfort, auf die Trolle großen Wert legten. Auf den Echo-Inseln war eine dünne Schlafmatte auf einem Holzboden der Gipfel der Opulenz; viele Trolle schliefen auf der nackten Erde und suchten nur hin und wieder einen Unterschlupf, wenn ein Sturm übers Land fegte. Nachgiebiger Sand gab zwar eine bessere Schlafstätte ab als der harte Stein von Durotar, aber es lag nicht in der Natur der Trolle, sich über unwirtliche Unterkünfte zu beschweren.

Dass hier Sanftheit und Gemütlichkeit so viel Bedeutung beigemessen wurde, irritierte ihn vor allem deshalb, weil es seine Schwäche in den Vordergrund rückte. Der rationale Teil von ihm konnte nicht leugnen, dass es in einem weichen Bett viel leichter war, seinen verwundeten Körper herumzudrehen, und zweifelsohne schlief er hier auch ein wenig besser. Doch indem es die Aufmerksamkeit auf seinen Zustand lenkte, kränkte es ihn in seiner Trollnatur. Für Trolle waren Not und harte Realitäten das, was der offene Ozean für Haie war.

Wenn man mir das nimmt, könnte man mich ebenso gut töt’n.

Das Scharren eines Stuhles oder Hockers auf seiner rechten Seite überraschte ihn. Er hatte niemanden näher kommen gehört. Vol’jin schnüffelte, und der Geruch, der ihn bald in den Wahnsinn trieb, der unterschwellig in allem hier enthalten war, drang nun mit der Wucht eines Faustschlags in seine Nase. Pandaren. Oder genauer: ein Pandaren.

Chen Sturmbräus Stimme, leise, aber voller Wärme, drang in einem Flüsterton an seine Ohren. „Ich hätte dich ja schon früher besucht, aber Meister Taran Zhu hielt es für unklug.“

Vol’jin versuchte zu antworten. Es gab eine Million Dinge, die er sagen wollte, doch nur wenige ließen sich mit den Worten ausdrücken, die seine Kehle aussprechen wollte. „Freund. Chen.“ Irgendwie kam Chen leichter über seine Lippen, wohl, weil es einen weicheren Klang hatte.

„Ich will nicht blinde Kuh mit dir spielen. Dafür bist du zu gut.“ Roben raschelten. „Wenn du die Augen schließt, nehme ich dir den Verband ab. Die Heiler meinen, deine Augen wären nicht verletzt, aber sie wollten, dass du möglichst ruhig bleibst.“

Der Troll nickte, obwohl er wusste, dass Chen nur die halbe Wahrheit sagte. Hätte man auf den Echo-Inseln einen Fremden zu ihm gebracht, hätte er ihm ebenfalls die Augen verbinden lassen, bis er entschied, ob er dem Gefangenen vertrauen konnte oder nicht. Zweifelsohne war das auch Taran Zhus Motiv gewesen; und aus irgendeinem Grund hatte er nun entschieden, dass er Vol’jin vertrauen konnte.

Das hab’ ich vermutlich Chen zu verdank’n.

Vorsichtig entfernte der Pandaren die Mullbinde. „Ich habe meine Pfote vor deinem Gesicht. Mach die Augen auf, dann ziehe ich sie langsam zurück.“

Vol’jin tat, wie ihm geheißen, und gab dann als Zeichen seiner Bereitschaft ein Grunzen von sich. Chen verstand es offenbar auch als solches, denn er zog nun seine Pfote zurück. Die Augen des Trolls tränten in dem grellen Licht, bevor schließlich die Gestalt des Pandaren in seinem Blickfeld erschien. Chen sah noch genauso aus, wie Vol’jin ihn in Erinnerung hatte – er war stämmig gebaut, hatte eine heitere Art an sich und besaß intelligente goldene Augen. Es war ein willkommener Anblick.

Anschließend sah Vol’jin an seinem eigenen Körper hinab, und beinahe hätte er die Augen wieder geschlossen. Laken bedeckten ihn bis zur Hüfte, und der Rest war fast völlig unter Bandagen verborgen. Ihm fiel aber auf, dass er noch beide Hände hatte und alle Finger. Die langen Umrisse unter der Decke ließen darauf schließen, dass seine Beine ebenfalls intakt waren. Er spürte zudem den Verband an seinem Hals, der seine Kehle zusammendrückte, und ein Jucken deutete darauf hin, dass man ihm zumindest einen Teil seines Ohrs wieder angenäht hatte.

Der Troll starrte auf seine rechte Hand und zwang die Finger zu einer Bewegung. Er sah, wie sie sich rührten, aber es dauerte eine Weile, bevor er es auch spürte. Seine Hand schien unmöglich weit entfernt, doch im Gegensatz zu dem Moment, als er zum ersten Mal erwacht war, konnte er sie immerhin fühlen. Das ist ’n Fortschritt.

Chen lächelte. „Ich weiß, du hast viele Fragen. Soll ich am Anfang oder am Ende beginnen? Die Mitte wäre vermutlich nicht der beste Startpunkt. Ich könnte zwar auch dort loslegen, aber das würde aus der Mitte dann den Anfang machen, nicht wahr?“

Chens Stimme wurde während der Erklärung und seiner humorigen Bemerkung lauter. Die anderen Pandaren wandten sich ab; ihr Interesse an der Unterhaltung war wohl in Erwartung eines langweiligen Vortrags geschwunden. Sie fielen Vol’jin jetzt erst auf, ebenso wie die dunklen, uralten Steinmauern. Wie so viele Orte, die er in Pandaria gesehen hatte, war auch dieser von einer Aura des Alters erfüllt, gleichzeitig vermittelte er aber ein Gefühl der Stärke.

Er wollte „Anfang“ sagen, aber seine Kehle weigerte sich. „Nicht Ende.“

Chen blickte nach hinten, und offenbar bemerkte auch er, dass die anderen Pandaren beschlossen hatten, sie zu ignorieren. „Also am Anfang. Ich habe dich aus einem schmalen Wasserlauf beim Dorf Binan gefischt, weit von hier entfernt. Wir taten dort für dich, was wir konnten. Du lagst nicht im Sterben, aber deine Wunden wollten auch nicht heilen. Es scheint, als wäre der Dolch, der deinen Hals verletzt hat, mit Gift bestrichen gewesen. Also brachte ich dich her, ins Shado-Pan-Kloster, am Kun-Lai-Gipfel, denn ich wusste, wenn dir jemand helfen kann, dann die Mönche.“

Er hielt einen Moment inne und betrachtete kopfschüttelnd Vol’jins Wunden. Der Troll sah aber kein Mitleid in diesem Blick, und er war dankbar dafür. Chen war schon immer scharfsinnig gewesen, wenn er nicht gerade den Narren spielte, und Vol’jin wusste, dass der Pandaren die Rolle des Narren vor allem deshalb spielte, damit andere seine wahre Intelligenz unterschätzten.

„Ich kann nicht glauben, dass Krieger der Allianz dir das angetan haben.“

Vol’jin kniff die Augen zusammen. „Mein. Kopf. Dann. Ab.“

Chen lachte. „Ja, wenn es so wäre, würde dein Kopf jetzt vermutlich gerade als Tafelaufsatz bei einem Mahl des Königs in Sturmwind dienen. Aber ich dachte mir schon, dass du dich von der Allianz nicht so kalt erwischen lassen würdest.“

„Horde.“ Vol’jins Magen wurde zu einem harten Klumpen. Es war nicht wirklich die Horde, es war Garrosh. Seine Kehle zog sich zusammen, bevor er den Namen aussprechen konnte, aber allein, dass er es versuchte, ließ einen bitteren Geschmack auf seiner Zunge zurück.

Chen setzte sich auf und kratzte sein Kinn. „Darum habe ich dich hergebracht. Dies ist ohnehin der einzige Ort, wo du genesen kannst, aber es ging mir auch um deine Sicherheit …“ Der Braumeister rutschte nach vorne und senkte die Stimme. „Garrosh führt jetzt die Horde. Thrall ist fort, richtig? Und jetzt will er seine Rivalen loswerden.“

Der Troll ließ sich auf die Kissen zurücksinken. „Nicht. Ohne. Grund.“

Chen lachte in sich hinein, aber sosehr er sich auch anstrengte, Vol’jin konnte keinen Tadel in der Geste erkennen. „Kein Allianzkopf, der je ein Kissen berührt hat, hatte nicht schon Albträume von einer Begegnung mit dir. Dass dasselbe auch für einige Köpfe in der Horde gilt, ist eigentlich nicht weiter verwunderlich.“

Vol’jin versuchte zu lächeln, und er hoffte, dass es ihm gelang. „Du. Auch?“

„Ich? Nein, nie. Leute wie ich, wie Rexxar – wir haben gesehen, wie wild und furchterregend du in der Schlacht bist. Aber wir haben auch gesehen, wie du um deinen Vater getrauert hast. Du warst Thrall und der Horde und dem Dunkelspeerstamm stets treu. Das Problem ist nur, wer selbst nicht loyal sein kann, kann nicht akzeptieren, wenn andere es sind. Jemand wie Garrosh sieht darin nur eine Maske, hinter der sich Verrat verbirgt.“

Vol’jin nickte. Er wünschte, seine Stimme würde ihm erlauben, Chen von seiner Morddrohung gegen Garrosh zu erzählen, aber er wusste, der Pandaren würde auch dann bei seiner Einschätzung bleiben. Seine Loyalität hätte ihm ein Dutzend Rechtfertigungen aufgezeigt, um die Drohung zu legitimieren, und Vol’jins gegenwärtiger Zustand hätte jede einzelne davon bestätigt.

Das Einzige, was dadurch bewies’n wäre, wär’ die Tiefe von Chens Freundschaft.

„Wie. Lange?“

„Lange genug, dass ich in der Zwischenzeit mein Frühlingsbier brauen konnte und mein Spätfrühlingspanasch schon halb fertig ist. Oder mein Frühsommerbräu. Wir Pandaren nehmen es mit der Zeit nicht so genau, und die, die in Pandaria leben, noch viel weniger. Es ist einen Monat her, dass wir dich gefunden haben, und zweieinhalb Wochen, seit wir dich herbrachten. Die Heiler haben ein Mittel deine Kehle hinuntergeträufelt, damit du schläfst.“ Er hob die Stimme, damit auch die anderen ihn hören konnten, die sich wieder näher herangeschoben hatten. „Ich habe ihnen gesagt, ich könnte dir einen heißen schwarzen Tee mit etwas Seetang und Kräutern kochen, um dich in kürzester Zeit wieder auf den Beinen zu haben. Aber sie glaubten nicht, dass ein Braumeister genug über Heilung oder über Trolle weiß. Aber immerhin haben sie dir ein wenig Nahrung eingeflößt, Hopfen und Malz ist bei ihnen also noch nicht ganz verloren.“

Vol’jin bemühte sich, mit der Zunge über seine Lippen zu fahren, aber selbst das schien seine Kräfte zu erschöpfen. Zwei’nhalb Wochen, und das ist alles, wozu ich imstande bin. Bwonsamdi hat mich losgelass’n, aber ich genese nicht so, wie ich sollte.

Chen beugte sich wieder vor, und seine Stimme wurde leiser. „Meister Taran Zhu führt die Shado-Pan. Er ist einverstanden, dass du hierbleibst und dich erholst. Es gibt aber Bedingungen. Da sich weder die Allianz noch die Horde deiner annehmen würden, jede Seite aus ihren eigenen Gründen …“

Vol’jin zuckte mit den Schultern, zumindest soweit es ihm möglich war. „Hilflos.“

„… und da du noch nicht wieder gesund bist, solltest du sie dir anhören.“ Chen nickte und hob in einer beruhigenden Geste die Pfote, mit der Handfläche nach oben. „Meister Taran Zhu möchte, dass du von uns lernst. Nun, nicht wirklich von uns. Die meisten Einheimischen betrachten Pandaren, die auf Shen-zin Su aufgewachsen sind, als ‚wilde Hunde‘. Wir sehen aus wie sie, klingen wie sie, riechen wie sie, aber wir sind anders. Sie wissen nicht, was sie von uns halten sollen. Anfangs fand ich das Ganze ziemlich verwirrend, aber dann ist mir klar geworden, dass viele der anderen Trolle die Dunkelspeere vielleicht genauso betrachten.“

„Nicht. Falsch.“ Vol’jin schloss einen Moment lang die Augen. Falls Taran Zhu wünscht, dass ich von den Pandar’n und ihrer Leb’nsart lerne, dann heißt das, dass er eigentlich mich studier’n will. So würd’ ich’s auch mit ihm machen.

„Er glaubt, du bist Tushui – umsichtig und ausgeglichen. Ich habe ihm viel von dir erzählt, und ich teile seine Meinung. Tushui gehört nicht zu den Eigenschaften, die er in der Horde gesehen hat. Er möchte verstehen, warum du anders bist als sie. Aber zu diesem Zweck möchte er, dass du den Weg der Pandaren erlernst. Einige unserer Worte, unserer Sitten. Aber versteh das nicht falsch, er will nicht, dass du wirst wie einer dieser Trolle, die nach Donnerfels gehen und dann als blaue Tauren zurückkehren. Er möchte nur, dass du verstehst.“

Vol’jin öffnete die Augen und nickte, doch dann fiel ihm auf, dass Chen kurz zögerte, mit seinen Ausführungen fortzufahren. „Was?“

Der Pandaren hob den Kopf und wandte den Blick ab, wobei er nervös die Fingerspitzen zusammentippte. „Nun, weißt du, das Gegengewicht zum Tushui ist Huojin. Das steht eher für das Impulsive, für die ‚Erst alle niedermetzeln und dann nachsehen, wen man erledigt hat‘-Mentalität. So wie Garrosh, als er beschlossen hat, dich zu töten. Die ganze Horde scheint dieser Tage ziemlich Huojin zu sein. Bei der Allianz sieht man solches Verhalten normalerweise nicht.“

„Und?“

„Diese beiden Dinge sind jetzt im Gleichgewicht. Taran Zhu hat mit mir über Wasser und Anker und Schiffe und all das gesprochen. Sehr kompliziert, auch wenn man die Besatzung außen vor lässt. Aber worauf es hinauslief, ist Balance. Er mag Balance, er will ein Gleichgewicht, und bevor du ankamst, gab es hier ein Ungleichgewicht, verstehst du?“

Obwohl es ihn eine gewaltige Kraftanstrengung kostete, zog Vol’jin die Augenbraue hoch.

„Nun …“ Chen blickte über die Schulter zu einem leeren Bett hinüber. „Ungefähr einen Monat, bevor ich dich fand, da stieß ich bei einer Wanderung auf einen Menschen. Er war schwer verletzt, sein Bein kompliziert gebrochen, also brachte ich ihn ebenfalls hierher. Er ist schon ein wenig weiter genesen als du, aber Trolle heilen ja schneller. Die Sache ist: Taran Zhu will, dass er sich um dich kümmert.“

Ein Blitz explodierte in Vol’jins Geist, aber so schwach, wie er war, konnte der Schock seinem Körper nicht einmal ein Zucken entlocken. „Nein!“

Chen streckte beide Pfoten aus und drückte den Troll wieder nach unten. „Nein, nein, du verstehst nicht. Für ihn gelten hier dieselben Einschränkungen wie für dich. Er wird dich nicht … Ich weiß, du hast keine Angst vor Menschen, Vol’jin. Meister Taran Zhu hofft, dass dieser Mann sich selbst heilen wird, indem er dir hilft, wieder gesund zu werden. Das gehört zum Weg der Pandaren, mein Freund. Indem man das Gleichgewicht wiederherstellt, fördert man die Heilung.“

Obwohl die Berührung von Chens Pfoten weich und nur von sanfter Kraft war, konnte Vol’jin sich nicht dagegen wehren. Einen Herzschlag lang kam ihm der Gedanke, dass die Mönche ihm ganz bewusst einen Trunk eingeflößt haben könnten, der ihn so schwach machte. Doch dann hätte Chen Teil dieser List sein müssen, und der Pandare hätte sich niemals zu so etwas bereit erklärt.

Der Troll verdrängte seinen Zorn, und seine Frustration gleich mit. Meister Taran Zhu wollte ihn also nicht nur studieren, sondern auch sehen, wie er mit einem Menschen zurechtkam. Vol’jin hätte ihm eine lange Geschichte über die Beziehungen zwischen Menschen und Trollen erzählen können, die aufzeigte, warum sie einander so hassten. Er hatte mehr Menschen getötet, als er sich noch erinnern wollte, doch keiner von ihnen hatte ihm schlaflose Nächte bereitet; im Gegenteil, ihre Tode ließen ihn noch besser schlafen. Und er war sicher, dass es dem Mann hier im Kloster ebenso ging.

Da erkannte er, auch wenn Taran Zhu sich all diese Geschichten anhören würde, wären sie doch durch die Natur des Erzählers verzerrt. Indem er einen Troll und einen Menschen zusammensteckte, konnte er sie beobachten, lernen und seine eigenen Rückschlüsse ziehen.

Nicht die dümmste Methode, muss ich zugeben. Vol’jin rief sich ins Gedächtnis, dass er für Meister Taran Zhu nichts weiter als ein Troll war, ganz gleich, wie viel Chen dem Mönch über ihn erzählt hatte. Die Vergangenheit des Menschen interessierte ihn vermutlich ebenso wenig. Wer sie waren, hatte schließlich keinerlei Einfluss darauf, wie sie aufeinander reagierten, und das war die Information, um die es dem Pandaren ging. Dass er das wusste und dass er die Information in diesem Wissen manipulieren konnte, gab Vol’jin eine gewisse Macht.

Er blickte zu Chen auf. „Du. Findest. Gut?“

Überraschung weitete die Augen des Braumeisters, dann lächelte er. „Es ist das Beste, für dich und für ihn, für Tyrathan. Die Nebel haben Pandaria lange Zeit verborgen. Du und er, ihr teilt ein gemeinsames Band, wie ein Pandaren es nie zu euch aufbauen könnte. Gemeinsam werdet ihr schneller gesund.“

„Wozu? Damit. Später. Töten.“

Chens Brauen wanderten nach unten. „Vermutlich. Er ist ebenso unglücklich über diese Sache wie du, aber er wird sich an die Regeln halten, um hierbleiben zu dürfen.“

Vol’jin legte den Kopf schräg. „Name?“

„Tyrathan Khort. Du wirst ihn nicht kennen. Er ist in der Allianz nicht so hoch aufgestiegen wie du in der Horde. Aber er war ein wichtiger Mann, ein Anführer unter den Allianztruppen hier. Und seine Wunden stammen nicht von den Attentätern seines eigenen Königs. Er wurde in einer Schlacht verletzt, die Pandaria geholfen hat, das ist alles, was ich weiß. Darum hat Meister Taran Zhu auch zugestimmt, ihn hier zu pflegen. Er trägt eine tiefe Trauer in sich, die sich durch nichts heilen lassen will.“

„Nicht. Mal. Durch. Bier?“

Der Pandaren schüttelte den Kopf, und seine Augen schweiften in die Ferne. „Er trinkt, und er verträgt einiges. Aber der Alkohol macht ihn nicht ausgelassen. Er bleibt stets grüblerisch und still. Eine weitere Eigenschaft, die ihr beide teilt?“

„Tushui, ja?“

Chen warf den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus. „Sie haben deinen Körper auseinandergenommen, aber deinen Geist konnten sie nicht verletzen. Ja, das wäre Tushui, und wenn das alles wäre, gäbe es kein Gleichgewicht. Aber seitdem er wieder in der Lage ist, mit Krücken zu stehen, zieht er jeden Tag los, um auf den Berg zu klettern. Das ist äußerst Huojin. Und dann bleibt er stehen, nach einhundert Schritten, zweihundert Schritten, und kehrt völlig erschöpft wieder zurück. Nicht körperlich erschöpft, aber im Geiste. Sehr, sehr Huojin.“

Merkwürdig. Ich frage mich, warum … Vol’jin rief sich zur Ordnung und nickte Chen unmerklich zu. „Na. Schön. Freund.“

„Vielleicht findest du ja die Antwort.“

Was bedeutet, ich muss mit ihm auskomm’n und genau das sein, was alle hier woll’n. Langsam atmete er aus und bettete seinen Kopf auf das Kissen. Und im Moment zähle ich sogar mich selbst zu dieser Gruppe.

Загрузка...