Zorn flammte in Vol’jin auf, als er seinen Namen von ihren Lippen hörte. Er blickte den Menschen an, der zwar gefesselt war, aber nicht den Eindruck machte, als wäre er so sehr zusammengeschlagen oder gefoltert worden, dass er die Identität des Trolls preisgegeben hätte. Einen Moment später folgte hämische Scham, dass er diesen Gedanken überhaupt erwog. Tyrathan würde mich nicht verrat’n.
Vol’jin rammte seine Gleve in den Boden.
Die Zandalari neigte den Kopf zum Gruß. „Ich würde auf dein Wort vertrau’n, würdest du mir zusichern, dass ihr keinen Ärger macht, aber da ihr ja bereits Ärger gemacht habt, bin ich gezwung’n, deine Pandaren-Schoßhunde zu fesseln. Ich hege keinen Groll gegen die Pandaren, aber von mein’n Gastgebern hier kann man das leider nicht behaupt’n.“
Vol’jin blickte sich um. „Ich sehe niemand sonst.“
„So soll es auch ausseh’n. Ihr werdet mit mir kommen, eure Ausrüstung wird man später mitnehmen.“ Sie hielt inne, und einen unmerklichen Moment lang verengten sich ihre Augen. „Du erinnerst dich nicht an mich, oder?“
Er musterte sie lange genug, um sie glauben zu machen, dass er wirklich darüber nachdachte. „Ich will nicht lüg’n. Nein.“
„Das hatte ich auch nicht gedacht. Und danke für deine Ehrlichkeit!“ Sie ging voran zu dem Außenposten hinab und dann um den Zaun aus spitzen Pfählen herum. Dort, in der Mitte des Lagers, zwischen einer Handvoll Zandalari, die die Toten anstupsten und die Flugbahn der Pfeile mit den Augen abschätzten, standen zwei hochaufgeschossene, hünenhafte Gestalten. Vol’jin hatte ihresgleichen schon zuvor gesehen, in Albträumen und Visionen. „Deine Gastgeber.“
„Die Mogu. Herrscher von Pandaria.“ Sie lächelte nachsichtig. „Dir muss doch klar gewes’n sein, dass das hier eine Falle war. Nicht unbedingt für dich bestimmt, aber für deinen Bogenschütz’n. Es war nicht schwer, einen Köder auszuleg’n, dem er nicht widerstehen konnte.“
„Und du dachtest, wenn du ihn hättest, hättest du auch mich?“
„Das war meine Hoffnung.“
Sie gingen weiter nach Osten, in die Richtung, in die Schwester Quan-li mit den Menschen verschwunden war. Vol’jin sah keine Anzeichen dafür, dass man sie verfolgt hatte. „Wirst du den Köder gehen lass’n?“
„Falls es ihnen gelingt, dem zu entkommen, was ich hinter ihnen hergeschickt habe, sicher.“ Die Zandalari warf ihm einen Blick zu. „Du kannst dir wohl nicht vorstellen, dass ich sie entkomm’n lassen würde. Es würde mich in den Aug’n der Mogu weichlich erscheinen lassen, und sie halten uns ohnehin schon für schwach. Aber mir ist egal, ob deine Begleiter entkomm’n oder nicht. Es wäre mir sogar ganz recht, um die Wahrheit zu sagen. Die Geschicht’n, die sie zu erzählen haben, würden Furcht unter unseren Feind’n säen. Das wäre nützlicher als die Amani-Armee, die versprochen hat, unsere Flanke zu sichern.“
Vol’jin ging nicht darauf ein und versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen, als sie die Amani erwähnte. „Selbst wenn sie entkomm’n, niemand wird ihnen glaub’n.“
„Aber es würde eine nette Geschichte abgeb’n: ein adeliges Mitglied der Allianz, von Vol’jin aus der Hand von Troll’n gerettet. Mehr noch, von einem Vol’jin, der aus dem Grab zurückgekehrt ist.“ Sie führte ihn zu der Stelle, an der zwei Knechte die Zügel von schlanken Raptoren hielten. Hinter den Bestien standen zwei Karren, augenscheinlich von pandarischer Bauart, aber mit Mushan als Zugtieren.
Die Zandalari schwang sich in den Sattel des roten Raptors und wartete, dass er auf die grün gestreifte Echse stieg. „Dieses Tier hat dem Offizier gehört, den du getötet hast. Ich fand ihn irritierend, darum habe ich ihn gerne geopfert. Reite mit mir, Vol’jin! Fühle, wie es ist, durch dieses Land zu galoppier’n!“
Ihr Raptor sprang vor und raste davon. Die andere Echse reagierte prompt, als der Schattenjäger ihr die Fersen in die Seiten drückte, und nahm bereitwillig die Verfolgung auf. In dem Moment, in dem sie den Ritt vorgeschlagen hatte, hätte er sich nichts vorstellen können, was er weniger gewollt hätte, doch als der Wind nun mit seinem Haar spielte und sein Körper sich daran erinnerte, wie er sein Gewicht verlagern musste, um den Sprint des Raptors zu lenken, erwachte eine alte Freude in ihm. Die Geschwindigkeit und brutale Kraft des Tieres unter ihm, dazu die Gefühle, die dieses Land in ihm hervorrief – das war eine berauschende Mischung.
Vol’jin versetzte seinem Reittier einen weiteren Tritt in die Rippen, und der Raptor gehorchte in dem Wissen, wie viel schmerzhafter die Bestrafung wäre, wenn er nicht schneller rannte. Seine Klauen zerfetzten das goldene Laub auf dem Boden, und Vol’jin beugte sich über den Hals der Bestie, ein harsches, heiseres Lachen auf den Lippen, als er zu der Zandalari-Frau aufschloss und sie überholte.
Er raste weiter, ließ nun aber den Raptor seinen Kurs bestimmen; das Tier wusste, wohin es gehen musste, und Vol’jin war egal, wo dieses Ziel lag. Während er in diesem Sattel saß, vergaß er eine kurze Zeit lang alles: seine Mission, die Horde, Garrosh, das Kloster. Diese Bürde blieb im blutigen Staub des Zandalari-Außenpostens hinter ihm zurück, und er konnte wieder völlig frei atmen. Er wusste nicht, wann er sich zum letzten Mal so gefühlt hatte, nur, dass es schon sehr lange her war.
„Hier entlang!“
Ihr Ritt hatte sie auf den Mogu’shan-Palast zugeführt, der inzwischen fast den Höhepunkt seines nächtlichen Zyklus erreicht hatte. Die Zandalari lenkte ihren Raptor mit den Zügeln nach Osten und dann zwischen zwei Hügeln hindurch. Vol’jin folgte ihr und brachte seine Echse vor einem langen, niedrigen, mit einem spitz zulaufenden Dach versehenen Gebäude zum Stehen, dessen Flügel einen Hof hinter dem Bauwerk einrahmten. Er stieg ab, und nachdem er die Zügel dem Knecht zugeworfen hatte, der sich bereits des Raptors seiner Gastgeberin annahm, folgte er der Zandalari durch den Haupteingang nach drinnen.
Sie klatschte laut in die Hände, woraufhin Trolle mit gesenkten Köpfen aus anderen Durchgängen und Korridoren herbeieilten. Die meisten von ihnen waren Gurubashi, sofern Vol’jin die Tätowierungen richtig interpretierte, aber da war auch eine Handvoll Zandalari, die augenscheinlich das Kommando hatten.
Seine Gastgeberin deutete auf ihn. „Das ist Vol’jin von den Dunkelspeeren. Falls ihr ihm nicht den gebührend’n Respekt zollt, werde ich morgen eure Herzen zum Frühstück verspeis’n. Badet ihn und kleidet ihn angemessen!“
Die vorderste der Bediensteten zog die Nase hoch, als sie den Schattenjäger musterte. „Er ist ein Dunkelspeer, Herrin. Seine Sorte wälzt sich mit Schweinen im Dreck und trägt die Kleidung, die sie den Schweinehirten gestohlen hat.“
Die Zandalari verpasste ihr eine Ohrfeige mit dem Handrücken, so schnell und so hart, dass die Dienerin dem Schlag nicht einmal dann hätte ausweichen können, wenn sie eine Woche Zeit gehabt hätte, sich darauf vorzubereiten. „Er ist ein Schattenjäger. Die Loa acht’n ihn. Und du wirst dafür sorgen, dass er glänzt wie ein Gott. Wenn die Sonne morgen ihren Zenit erreicht, soll seine Schönheit den Mogu die Tränen in die Augen treiben und die Zandalari vor Neid heulen lassen. Falls du mich enttäuschst, wirst du meinen Zorn spür’n. Jetzt geht!“
Abgesehen von der uneinsichtigen Bediensteten, die sich flach auf den Boden geworfen hatte, eilten die anderen Trolle davon. Die Zandalari drehte sich herum und lächelte schmal. „Ich nehme an, deine Pandaren sind gehorsamere Diener. Manchmal glaube ich, selbst ein Mensch wie dein Bogenschütze würde einen besser’n Knecht abgeben. Wir werden über diese und andere Dinge reden, nachdem du dich gewaschen hast und angemessen gekleidet bist.“
Obwohl Vol’jin im Allgemeinen nicht viel für die Zandalari übrig hatte, war er doch von dieser Frau fasziniert. „Und dann wirst du mir auch helf’n, mich an deinen Namen zu erinnern?“
„Nein, mein lieber Vol’jin.“ Ihr Lächeln wuchs in die Breite. „Du wirst dich nicht daran erinnern können, denn du hast ihn nie gehört. Aber ich will ihn dir später nennen, und ich werde dir allen Grund geb’n, ihn nie wieder zu vergessen.“
Vol’jin hätte sich vermutlich ihrem Wunsch widersetzt, sich baden zu lassen, aber zu sehen, wie sehr die Bediensteten es hassten, sich um ihn kümmern zu müssen, gefiel ihm. Für sie war es eine weit schlimmere Folter, als es für ihn je sein könnte. Dass die Zandalari und Gurubashi seinen Körper waschen, sein Haar und seine Nägel schneiden, Salben auf seine Hände und Füße schmieren und ihn dann in einen edlen seidenen Kilt mit einem Gürtel aus Raptorleder kleiden mussten, das war kaum erträglich für sie. Und um es noch schlimmer zu machen, mussten sie ihm auch noch die Ehre erweisen, einen kleinen Dolch, wie er für Zeremonien benutzt wurde, in einer Hülle um seinen linken Oberarm zu schnallen, denn als Schattenjäger stand ihm dieses Privileg zu. Doch sosehr sie ihn auch als Mitglied eines unwürdigen, in Ungnade gefallenen Stammes von aufmüpfigen Mischlingen verachten wollten, wusste doch selbst der Dümmste von ihnen, dass sie selbst nie in den Genuss solcher Ehren kommen würden, wie sie ihm nun zuteilwurden.
Die Magie dieses Ortes flößte ihm zudem das Gefühl ein, dass ihm jede Ehrung und jedes Lob zustand. Ein kleiner Teil von ihm begrüßte sogar die Zuwendung seiner Gastgeberin, weil er nicht weniger verdient hatte. Die Gurubashi und Amani mochten nur ein abfälliges Zischen für den Dunkelspeer übrig haben, aber als der Zandalari-König Rastakhan versucht hatte, alle Trolle zu vereinen, hatte er da nicht nach Vol’jin geschickt, um die Dunkelspeere zu vertreten? Zugegeben, er hatte das Angebot abgelehnt, mit der Begründung, dass die Horde jetzt seine Familie war, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass man ihn eingeladen hatte.
Als er bereit war, führte ein Diener ihn mit langem Gesicht zum zentralen Hof. In seiner Mitte brannte ein Feuer in einem schlichten Steinkreis, daneben stand ein kleiner Tisch mit zwei goldenen Kelchen und einer gleichfarbigen Karaffe voll dunklem Wein. Zwischen Tisch und Feuer waren zwei Sitzmatten ausgebreitet, sodass die Erfrischungen komfortabel in Griffweite waren.
Die Zandalari kniete auf einer dieser Matten und stocherte mit einem Stock im Feuer herum, aber als er eintrat, erhob sie sich. Sie hatte sich umgezogen und Leder gegen Seide eingetauscht. Der Stoff war dunkelblau, aber die Blitze vom Mogu’shan-Palast zauberten auch hellere Töne auf das ärmellose Kleid, das an der Taille von einem einfachen goldenen Gürtel zusammengehalten wurde. Dieser Gürtel bestand aus Münzen, geprägt von den verschiedensten Nationen und in den unterschiedlichsten Epochen. Die Enden hingen der Zandalari bis zu den Knien, und Vol’jin vermutete, dass sie ihn sich wohl bald zweimal um den Körper schlingen müsste, wenn sie auf ihren Eroberungszügen noch weitere Münzen hinzufügte.
Sie deutete mit einer Hand auf den Wein. „Damit du dich stärken kannst. Du kannst den Kelch wähl’n und selbst einschenken. Ich werde von dem Kelch trinken, den du mir gibst, oder von beid’n. Du sollst wissen, dass ich keinen Verrat im Schilde führe. Du bist mein Gast.“
Vol’jin nickte, blieb aber so stehen, dass das Feuer zwischen ihnen war. „Dann schenk du ein, und wähl du einen Kelch aus! Du hast mir schon diese Ehre erwies’n, also werde ich dir vertrau’n.“
Sie goss Wein in beide Kelche, machte aber keine Anstalten, sie vom Tisch zu nehmen. „Ich bin Khal’ak, Dienerin von Vilnak’dor. Er ist für König Rastakhan, was du für Thrall warst, und mehr. Er kümmert sich um das Pandaren-Problem, und auch wenn er es nicht weiß, steht er tief in deiner Schuld.“
„Wie das?“
Khal’ak lächelte. „Zuerst ein wenig Geschichte: Ich diente Vilnak’dor und er unserem König, als Rastakhan Zul vorschlug, sämtliche Trolle unter einem Banner zu vereinen. Von all den Anführern hast nur du, Vol’jin von den Dunkelspeeren, dich dem Bündnis verweigert. Du hast dich umgedreht und bist gegang’n. Dabei bist du direkt an mir vorbeigeschritten. Ich sah zu, wie du davonmarschiert bist, und als du außer Sicht verschwund’n warst, habe ich noch lange deine Fußspur’n im Sand betrachtet. Ich fragte mich, was wohl zuerst vom Winde verweht würde, Zuls Träume oder diese Fußabdrücke.“
Kurz blickte sie auf das Feuer hinab. „Dementsprechend überrascht war ich in Zouchin, als einer meiner Krieger mir einen Fußabdruck zeigte, den ich mühelos wiedererkannte. Zu der Zeit hatten wir natürlich längst durch unsere Spione in der Horde von deinem Verschwinden erfahren. Die Gerüchte, die man sich erzählt, gereichen dir zur Ehre. Die meisten in der Horde glauben, dass du bei einer geheimen und unglaublich wichtig’n Mission gestorben bist, um sie zu schützen. Weithin trauert man um dich. Aber es gibt auch jene, die behaupt’n, man hätte dich ermorden lassen.“
Vol’jin zog die Augenbraue hoch. „Glaubt denn niemand, dass ich überlebt hab’n könnte?“
Khal’ak nahm die Kelche und streckte ihm beide zur Auswahl entgegen, als sie zu ihm trat. „Es gibt ein paar Verrückte, die das denken, und ein paar Schamanen sind davon überzeugt, dass du in den Rang eines Loa aufgestieg’n bist. Ein paar Trolle beten dich sogar an, und andere haben sich eine Dunkelspeer-Tätowierung ins Fleisch stechen lassen, meistens jedoch an der Seite oder an der Innenseite des Bizeps, da die Orcs nicht viel für solche Respektsbekundungen übrig hab’n.“
Er nahm einen der Kelche. „Aber warum soll dein Meister in meiner Schuld steh’n? Mag er gute Geistergeschicht’n?“
„Oh nein, seinen Dank hast du dir durch etwas viel Bedeutenderes verdient.“ Sie nippte an ihrem Wein und drehte sich um. Die Muskeln ihres schlanken Körpers bewegten sich geschmeidig unter der Seide, als sie gelassen zu der Sitzmatte hinüberging und sich hinkniete, beinahe wie ein Bittsteller vor einer Götterstatue, anschließend nahm sie einen zweiten Schluck. „Bitte, leiste mir Gesellschaft!“
Vol’jin kam ihrer Bitte nach, stellte den Wein aber auf dem Tisch ab, bevor er sich setzte. „Was ist nun mit deinem Meister?“
„Eins noch, Vol’jin. Ich halte dich nicht für einen Narr’n. Du wirst während dieser Unterhaltung viele Dinge erfahren, wichtige Dinge. Aber sei versichert, ich weiß genau, was ich mit dir teile. Dass ich das tue, hat seine Gründe. Ich werde ehrlich sein. Falls du eine Frage hast, stell sie, und ich werde sie beantwort’n, sofern es in meiner Macht steht.“
Er nahm seinen Kelch und trank. Der dunkle Wein schmeckte fruchtig und würzig, ein wenig nach Kalimdor, aber noch mehr nach Pandaria. Der Geschmack gefiel ihm, aber er wollte sich davon nicht einlullen lassen. „Du wolltest sagen …“
„Die Mogu sind arrogant und herablassend. Alles, was sie über Trolle wiss’n, entstammt den Geschichten aus der Zeit, bevor ihr Reich zusammenbrach. Was sie seitdem gesehen haben, sind Zandalari, die nur noch einen Bruchteil ihrer früheren Macht hab’n, und andere Trolle, die sie als minderwertige Mischlinge betrachten. Und das sind die Trolle, die mit uns kämpf’n. Das wenige, was sie von den Trollen gesehen haben, die sich der Horde anschlossen, hat ihre Vorurteile nur bestätigt.
Und dann noch die Sache in Zouchin, mit dir.“ Sie nippte an ihrem Kelch und fuhr sich anschließend mit der Zunge über die Lippen. „Ich wusste natürlich erst nicht, dass du es warst, und ich hatte auch keinen Grund dazu, hatte ich doch von deinem Tod gehört. Ich nahm an, dass die grimmigeren Gerüchte wahr wär’n, schließlich hast du dich Garrosh noch energischer widersetzt als meinem König. Ich war überzeugt, dass nur die Horde dich töt’n könnte, aber jetzt sehe ich, dass ich mich geirrt habe.“
Vol’jin antwortete ihr nicht mit Worten, aber er hob sein Kinn, damit sie die Narbe an seinem Hals sehen konnte.
„Ja. Ich hatte mich schon gewundert. Deine Stimme ist nicht mehr so, wie ich sie in Erinnerung hatte.“ Khal’ak lächelte. „Unsere Gäste von der Allianz haben ebenfalls von deinem Tod erfahr’n. Sie sind erleichtert, zumindest die meisten von ihnen. Viele Albträume, die du inspiriert hast, sind verschwund’n. Fürs Erste jedenfalls.
Aber zurück zu den Mogu. Sie fand’n es höchst amüsant, dass ein Mensch und ein Troll uns in Bedrängnis bringen konnten. Aber dass wir dich nicht fang’n konnten, kündete von einer Stärke, die ihnen imponierte. Als ich die Falle für den heutig’n Abend vorbereitete – ein Schauspiel, das ihnen übrigens sehr gefall’n hat, auch wenn sie sich ein wenig an der Gegenwart deiner Pandaren-Lakaien gestört hab’n –, da hoffte ich, du würdest mir ins Netz geh’n. Und wenn nicht du, dann zumindest deine Gruppe, damit ich deine Kapitulation im Austausch für ihr Leben erzwing’n könnte. So oder so, ich wollte dich wiederseh’n.“
„Warum?“
„Weil ich will, dass du dich uns anschließt. Das würde die Mogu beeindruck’n und ihnen zeigen, dass wir noch immer mächtig’n Einfluss im Rest der Welt haben. In ihren Augen haben wir bislang nichts geleistet, abgeseh’n davon, dass wir ihren schlafenden König wiedererweckt haben. In ihrer Arroganz ignorier’n sie die Tatsache, dass sie selbst diese Aufgabe in all den Jahrtausend’n seit dem Untergang ihres Reiches nicht erledig’n konnten. Dass ein Mensch und ein Troll uns behindern konnten, darin sehen sie Schwäche, ein Zeichen dafür, dass die Kraft in unserem Blut schwächer geword’n ist. Wenn du zu uns stoßen würdest, wäre das großartig.“
Vol’jin runzelte die Stirn. „Du warst doch dort. Ich habe das Angebot der Zandalari bereits abgelehnt.“
„Dies ist weder dasselbe Angebot, Schattenjäger, noch dieselbe Welt.“ Sie streckte die Hand aus und streichelte mit ihrem Finger die Wunde an seinem Hals und dann die an seiner Seite. „Damals sagtest du, die Horde wäre deine Familie. Aber sie hat dich verstoßen. Garrosh, feige und kleingeistig, wie er ist, hat die einzige Person niedermetzeln lass’n, die ihn mit Rat und Tat durch den Mahlstrom der Zukunft hätte führen können. Dein Volk sind die Dunkelspeere, und wir sind willens, sie zu den Ersten unter den Stämmen zu erheb’n.
Gewiss, die Gurubashi werden sich beschweren, die Amani werden jaulen, und sie werd’n auf ihre Geschichte pochen, aber ich werde ihnen ihre Fehler und ihr Versag’n aufzeigen. Denn die Dunkelspeere sind der einzige Stamm, der sich selbst treu geblieb’n ist. Dass ihr nicht zu den Herrschern eines großen Reiches aufgestieg’n seid, liegt nicht daran, dass ihr es nicht konntet. Ihr habt euch nur für einen anderen Weg entschied’n. Dass sie nach einem solchen Imperium strebten, kann nicht darüber hinwegtröst’n, dass sie versagt haben. Sie erwarten, dass man sie wegen Taten ehrt, die Jahrhunderte zurücklieg’n und die nur kurz darauf wieder ungeschehen gemacht wurd’n.“
Sie hob sein Kinn an, sodass ihre Blicke sich trafen, und das Versprechen einer glorreichen Zukunft funkelte in ihren Augen. „Dies ist mein Angebot an dich, Vol’jin Dunkelspeer von den Dunkelspeeren. Sei mir, was du Thrall warst! Entfalte deine ganze Macht als der Schattenjäger, den dein Volk braucht! Dein Volk: die Dunkelspeere und alle Trolle. Gemeinsam werd’n wir der Welt ihre Fehler aufzeigen, und wir werden wieder Recht und Ordnung in Lande bring’n, die schon viel zu lange unter ihrer Abwesenheit darben.“
Vol’jin hob seinen Kelch. „Das ist eine große Ehre; und ein Angebot, das nur ein Narr ablehn’n würde.“