20

Vol’jin fand sich in einem Traum oder einer Vision gefangen; er war nicht sicher, was von beidem es war. Wäre es ein Traum, könnte er ihn damit abtun, dass sein Geist nur das Gesehene und Gehörte verarbeitete. Doch falls es eine Vision war – und in diesem Fall wäre es eine, die die Seidentänzerin ihm geschickt hatte –, dann hätte sie mehr Gewicht. Das bedeutete, dass er es ergründen musste.

Sein Gesicht war hinter einer Rush’kah-Maske verborgen, und er war froh darum. So würde er zumindest nicht sehen, ob er wirklich in einem Zandalari-Körper steckte, wenn er zufällig irgendwo seine Reflexion sah. Es war in jedem Fall anders, als Tyrathans Haut zu tragen. Er fühlte sich wie ein Troll, sogar mehr noch als in seinem eigenen Körper, und als er sich umblickte, wurde ihm klar, dass er sich in einer Zeit befand, als es keine anderen Trolle außer den Zandalari gegeben hatte.

Er war weiter in der Zeit zurückgereist als jemals zuvor.

Vol’jin erkannte Pandaria wieder, aber er wusste, sollte er diesen Namen jetzt aussprechen, würde sein Gastgeber nicht wissen, was er meinte. Pandaria war der triviale Titel dieses Ortes. Sein echter Name wurde so streng von den Mogu gehütet, dass niemand ihn preisgeben würde, nicht einmal ihm gegenüber, obwohl er der Ehrengast war.

Pandaren, von denen aber keiner so rundlich wie Chen war, eilten hin und her, holten und brachten Dinge. Vol’jins Gastgeber, ein Mogu-Geistfetzer von ebenbürtigem sozialem Stand, hatte vorgeschlagen, dass sie auf einen Berg klettern könnten, um einen besseren Blick auf das Land zu haben, und nun machten sie nahe dem Gipfel Rast, um ihr Mittagsmahl einzunehmen.

Obwohl Vol’jins Körper Tausende Jahre in der Zukunft blieb, erkannte er ihren Rastplatz als den Ort wieder, wo dereinst das Kloster stehen würde. Und genau an der Stelle, wo er saß und unter seiner Maske an einem süßen Reiskuchen knabberte, lag er in der Gegenwart und schlief. Fast wollte er sich fragen, ob man ihm irgendwie Zugriff auf die Erinnerungen eines früheren Lebens gewährt hatte.

Die Vorstellung war aufregend, zugleich aber auch empörend.

Die Aufregung errang die Oberhand, doch er unterdrückte sie, denn so etwas entsprach nicht der Troll-Kultur, in der er aufgewachsen war. Die Zandalari blickten auf die anderen Trolle herab, und obwohl Trollstämme wie die Dunkelspeere Witze darüber machten, wie tief die Zandalari gefallen waren, galt: Nicht von den Zandalari respektiert zu werden, das war, als würde einem Kind die Liebe seiner Eltern vorenthalten. Es ließ eine Leere zurück, und ganz gleich, wie unwürdig die Eltern waren, man stürzte sich begierig auf jeden erreichbaren Rest an Güte, um diese Leere zu füllen. Als er nun also feststellte, dass er einmal ein Zandalari gewesen war, und sich zumindest einigermaßen wohl im Körper eines solchen Ur-Trolls fühlte, da befriedigte das ein Verlangen, welches Vol’jin am liebsten leugnen wollte.

Aber dass ich seine Existenz anerkenne, heißt nicht, dass ich sein Sklave bin. Der Aspekt, der ihn so anwiderte, machte es leichter, sich von diesem Verlangen abzuwenden. Einer der Diener hatte es versäumt, die Tasse seines Gastgebers schnell genug wieder aufzufüllen, und nun deutete der Mogu auf den Pandaren. Ein blauschwarzer Blitz traf dessen gebückten Leib, und er stolperte, sodass Wein aus der goldenen Karaffe in seiner Hand schwappte. Daraufhin entfesselte der Mogu einen weiteren Blitz und dann noch einen, anschließend wandte er sich um.

„Ich bin ein schlechter Gastgeber. Ich enthalte dir dieses Vergnügen vor.“

Vol’jins Herz machte einen Satz bei dieser Einladung, den Pandaren zu foltern. Es ging nicht darum, zu beweisen, dass er einem gebrochenen Diener überlegen war. Nein, er wollte beweisen, dass er seinem Gastgeber ebenbürtig war und ebenso viel Schmerz verursachen konnte wie er. Sie waren wie Bogenschützen der Arkanen, die auf ein Ziel schossen, und jeder versuchte, der Mitte näher zu kommen als der andere. Was zählte, war nur der Wettstreit, nicht das Ziel.

Und um dieses Ziel wird ohnehin niemand trauern.

Glücklicherweise verschob sich das Geschehen, bevor Vol’jin herausfand, ob er Gefallen an diesem Sport finden würde oder nicht. Nun standen er und sein Gast auf der Spitze einer Pyramide, mitten in den Dschungeln, die dereinst als Schlingendorntal bekannt sein würden. Die Stadt, die sich vor ihnen ausbreitete, hatte eine weite Ebene unter Stein begraben, und ein Großteil dieser Baumaterialien war von weit her herangeschafft worden, aus allen Teilen der Welt, die die Trolle beherrschten. Diese Stadt war so alt, dass in Vol’jins Zeit keinerlei Spuren davon übrig waren, außer ein paar Steinblöcken, die erst für die eine Stadt, dann für die nächste herangezogen worden waren, bevor man sie klein geschlagen hatte, um Lücken in rankenübersäten Mauern zu füllen.

Vol’jin bemerkte einen Anflug von Geringschätzung bei seinem Gastgeber. Die Pyramide war als Aussichtspunkt nicht so beeindruckend wie die Bergspitze – nicht, dass sie je den Gipfel erreicht hätten –, aber Trolle brauchten keine Berge, um ihr Reich überblicken zu können. Wenn man mit den Loa kommunizieren konnte und mit ihren Visionen gesegnet war, dann verschwand der Drang nach physischer – sterblicher – Prahlerei. Auch hielten die Trolle sich keine Sklavenvölker, die sie als persönliche Bedienstete benutzten, denn welche Spezies war schon würdig genug, um einen Troll berühren zu dürfen? Ihre Gesellschaft war nach Kasten eingeteilt, und jede Kaste hatte ihre eigene Rolle und Aufgabe. Alles unter diesen Himmeln war geordnet.

Sie waren so, wie sie sein sollten, und die Loa bedauerten die Mogu, weil sie nicht verstanden, warum dies der richtige Weg, der Weg der Realität war.

Vol’jin versuchte, etwas von der Titanenmagie in seinem Gast aufzuspüren, aber es gelang ihm nicht. Vielleicht hatten die Mogu diese Magie noch nicht entdeckt. Vielleicht hatten sie sie erst spät im Lebenszyklus ihres Reiches benutzt, um die Saurok zu erschaffen. Vielleicht war der Donnerkönig wahnsinnig genug gewesen, um ihren Einsatz zu befehlen, vielleicht hatte ihr Einsatz ihn aber auch erst in den Wahnsinn getrieben. Doch das war wohl kaum von Belang.

Was von Belang war, war die Kluft zwischen Zandalari und Mogu. Darin lag der fruchtbare Boden für den Niedergang der Mogu. Der Hauch von Geringschätzung, den Vol’jin spürte, würde zu einer höflichen Gleichgültigkeit zwischen den beiden Völkern heranwachsen. Sie würden darauf vertrauen, dass der andere sie nicht angriff, weil sie glaubten, ihren Partner in einem solchen Fall mühelos vernichten zu können. Sie standen also weiterhin Rücken an Rücken, aber sie achteten nicht länger aufeinander, und so sah keiner von ihnen, wie der andere ins Wanken geriet.

Es war bemerkenswert, dass beide Gesellschaften stürzten. Die Sklaven, auf die die Mogu sich so viel einbildeten und von denen sie inzwischen abhängig waren, erhoben sich gegen ihre Herren und besiegten sie; die Kasten, welche die Zandalari an der Spitze der Pyramide versorgten, entwickelten sich zu eigenen Völkern. Obwohl sie dadurch geschwächt wurden, ließen die Zandalari diese Trolle bereitwillig ziehen – sie wandten sich von ihnen ab wie von unartigen Kindern, auf dass sie die Dummheit ihrer jugendlichen Rebellion erkannten und flehend zu ihnen zurückkehrten …

Flehend – um die Gunst der Zandalari.

Vol’jin erwachte mit einem Knurren in seiner Kammer, überrascht, dass er keine Maske trug. Stattdessen hatte sich der Faden eines Spinnennetzes über seine Augen gelegt. Das Versprechen von Schnee erfüllte die Luft, als er sich aufsetzte und einen Moment lang die Knie an den Körper zog. Anschließend schlüpfte er in seine Kleider und ging nach draußen. Er umrundete den Hof, wo die Mönche trainierten – jeder in eine Rüstung aus Seide oder Leder gekleidet –, und machte sich auf den Weg zum Berg.

Während Zandalari und Mogu keinen Grund gesehen hatten, zum Gipfel hinaufzuklettern, verlangte Vol’jins Herz danach, dass er die höchste Höhe erklomm, um zu entdecken, was ihnen ihre Bequemlichkeit vorenthalten hatte. Sie hatten sich eingeredet, dass sie die Spitze des Berges nicht erreichen mussten, und nach der Denkweise der Pandaren hatten sie sich dadurch selbst vorgegaukelt, dass sie bereits ein Gleichgewicht in ihrem Leben erreicht hätten.

Ihr Selbstbetrug war ihr Untergang gewesen.

Nach drei Vierteln des Weges stieß er auf Tyrathan. Der Mensch erwartete ihn bereits. „Du bist wirklich verdammt leise, selbst wenn du in Gedanken vertieft bist.“

„Aber du hast mich trotzdem näher komm’n gehört.“

„Ich habe so viel Zeit auf dem Berg verbracht, dass ich an die Geräusche hier gewöhnt bin. Ich habe dich nicht gehört – ich habe nur gehört, wie alles andere auf dich reagiert hat.“ Er lächelte. „Schlechte Nacht gehabt?“

„Erst am Ende.“ Vol’jin streckte seinen Rücken. „Hattest du einen unruhig’n Schlaf?“

„Ich habe überraschend gut geschlafen.“ Tyrathan erhob sich von seinem Felsen und ging weiter den schmalen Pfad hinauf. „Überraschend vor allem deshalb, weil ich deinem Plan zugestimmt habe. Und der ist im Grunde eine Selbstmordmission.“

„Von denen solltest du doch schon einige hinter dir haben.“

„Dass du das sagen kannst und recht damit hast, wirft ernsthafte Zweifel an meiner geistigen Gesundheit auf.“

Der Troll ging neben ihm her, zufrieden, dass von Tyrathans Humpeln nichts mehr zu sehen war und er selbst auch nur noch das schwache Zwicken in der Seite spürte. „Es zeigt, dass du nicht so leicht totzukrieg’n bist.“

„Wohl kaum.“ Der Mensch blickte aus zusammengekniffenen Augen über die Schulter. „Du hast gesehen, wie ich am Schlangenherz überlebte. Ich bin davongerannt.“

„Wohl eher gekrochen.“ Vol’jin hob die geöffneten Hände. „Du hast getan, was du tun musstest, um zu überleb’n.“

„Ich war ein Feigling.“

„Wäre es Feigheit, nicht mit seinen Männern zu sterb’n, dann wäre jeder General ein Feigling.“ Der Troll schüttelte den Kopf. „Davon abgeseh’n bist du nicht dieser Mann. Dieser Mann hatte keinen Bart, und er hat sein Haar gefärbt. Außerdem wäre er nie davongerannt, solange jene, die sich auf ihn verließen, noch am Leben war’n.“

„Aber genau das habe ich getan, Vol’jin.“ Tyrathan lachte, sagte aber nicht, was er so komisch fand. „Was den Bart angeht oder den Umstand, dass ich mein Haar in seiner ursprünglichen Farbe nachwachsen lasse – nach meiner Begegnung mit dem Tod will ich mich nicht länger verstellen. Ich verstehe mich jetzt viel besser. Wer ich bin und was ich bin. Und keine Angst, ich werde nicht noch einmal davonrennen.“

„Wäre das meine Sorge, hätte ich dir nicht erlaubt, mitzukomm’n.“

„Warum nimmst du auch Chen mit?“

Wut brodelte in Vol’jins Blut. „Weil er auch nicht wegrennen wird.“

„Das weiß ich, und das wollte ich damit auch gar nicht andeuten.“ Der Mensch seufzte. „Gerade weil ich weiß, dass er nicht wegrennen wird, finde ich, dass er nicht mitkommen sollte. Von den Mönchen haben die wenigsten eine Familie außerhalb des Klosters. Ich bin allein. Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht …“

Vol’jin schüttelte den Kopf. „Sie wird es verstehen.“

„Chen hat eine Nichte, und er hat Yalia. Und, um ehrlich zu sein, er hat ein zu großes Herz. Er sollte nicht mit ansehen müssen, was wir dort tun werden.“

„Was ist auf eurer Reise passiert?“

Während sie den Rest des Berges erklommen, beschrieb der Mann ihm in allen Einzelheiten, was genau sich zugetragen hatte. Vol’jin verstand Tyrathans Vorgehensweise genau. Er hatte den schweigsamen Troll zuerst getötet, weil er seine Rüstung nicht abgelegt hatte und somit in einem Kampf am schwersten zu töten gewesen wäre. Die beiden anderen Soldaten waren genau das: Soldaten, nichts weiter. Und die Unterhaltung hatte darauf schließen lassen, dass der Anführer kein Krieger war.

Vol’jin hätte an der Stelle des Menschen dieselbe Entscheidung getroffen und auch aus genau demselben Grund. Die Trolle bewegungsunfähig zu machen, war das Wichtigste gewesen, so konnten sie nicht mehr kämpfen, und die Schmerzen und der Schrecken hatten sie noch weiter gelähmt.

Doch ebenso wie er Tyrathans Handeln und Motive verstand, verstand er auch Chens untypische Verschlossenheit. Viele Leute, die in den Krieg zogen, wollten nicht darüber nachdenken, was sie dort taten. In allen Kulturen war der Krieg durch heroische Geschichten über Mut im Angesicht gewaltiger Herausforderungen definiert. Tausend Lieder wurden über den Krieger gesungen, der tausend verhasste Feinde abgewehrt hatte, doch von den Gefallenen war keiner auch nur eine einzige Note wert.

Chen war einer von denen, die Schlachten auf diese Weise mythologisieren konnten, gerade weil er sie meist nur aus der Entfernung erlebte. Es war nicht so, als hätte der Pandaren nie gekämpft. Nein, er hatte sich oft ins Getümmel gestürzt, und er hatte sich hervorragend geschlagen. Doch jeder Kämpfer, der zu lange über die Gefahr nachdachte, in die er sich begab, musste zwangsläufig wahnsinnig werden, oder er warf sich seinem Feind ins Schwert, um diesen Wahnsinn zu beenden.

Bislang hatte Chen immer für seine Freunde gekämpft und sie in Schlachten unterstützt. Doch jetzt kämpfte er für den Ort, den er Zuhause nannte. Dort draußen war er der einzige Pandaren, niemand sonst sah aus wie er. Oder wie seine Nichte. Oder seine Freundin.

Als sie den Gipfel erreichten, kniete Vol’jin sich hin. „Ich verstehe deine Frage weg’n Chen. Keiner von uns stellt seinen Mut infrage. Keiner von uns will ihn verletzen. Aber genau darum muss er mitkomm’n. Denn ob wir nun verlieren oder gewinn’n, es wird ihm mehr wehtun, nichts getan zu hab’n, als mit ansehen zu müssen, wie wir Tausende abschlacht’n und sie um ihr Leben winselnd lieg’n lassen. Er ist ein Pandaren. Pandaria ist seine Zukunft. Dies ist sein Kampf. Wir können ihm das nicht erspar’n, also nehmen wir ihn besser mit, damit er uns rett’n kann.“

Der Mensch dachte einen Moment darüber nach, dann nickte er. „Chen hat mir Geschichten über dich erzählt, von deiner Vergangenheit. Er sagte, du warst weise. Hast du dir während eurer Abenteuer je überlegt, dass das Blatt sich wenden könnte und du für seine Heimat kämpfen würdest, so wie er für deine gekämpft hat?“

„Nein.“ Der Troll ließ seinen Blick über Pandaria schweifen, über die Berge, die sich durch die Wolken bohrten, und die Wälder, die aus Tälern unter ihm hervorlugten. „Dieser Ort ist es wert, dass man ihn verteidigt. Dass man für ihn stirbt.“

„Also kämpfen wir, um zu verhindern, dass andere hier tun, was sie bereits unserer Heimat angetan haben?“

„Ja.“

Tyrathan kratzte seinen Bart. „Wie konnte es nur dazu kommen, dass ein Anführer der Horde und ein Soldat der Allianz gemeinsam für ein Volk kämpfen, dem keiner von uns Rechenschaft schuldig ist?“

„Du sprichst über die Personen, die wir früher waren.“ Vol’jin zog die Schultern hoch. „Mein Körper hat das Attentat überlebt, aber der Troll, der ich war, ist in der Höhle gestorb’n. Der Vol’jin, den sie umbringen wollten, ist wirklich tot.“

„Aber du weißt ebenso wenig wie ich, wer du jetzt bist.“

„Ich bin jedenfalls keine Totenschädelkrabbe.“ Vol’jin sah die Verständnislosigkeit in Tyrathans Augen. „Ein Gleichnis, das Taran Zhu mir erzählt hat.“

„Mir hat er vom Raum der tausend Türen erzählt. Durch manche könnte ich mich hindurchquetschen, aber nur durch eine würde ich bequem hindurchpassen, und die Tür, durch die ich den Raum betreten hatte, war verschwunden.“

„Hast du eine Tür gewählt?“

„Nein, aber ich glaube, ich stehe kurz vor einer Entscheidung. Die Auswahl wird immer kleiner.“ Der Mann lächelte. „Sobald ich hindurchgegangen bin, werde ich mich natürlich im nächsten Raum der tausend Türen wiederfinden.“

„Und ich werde aus jeder Schale herauswachs’n, die ich wähle.“ Vol’jin machte eine ausholende Handbewegung, die die ganze Weite Pandarias und seiner grünen Felder mit einschloss. „Du hast dir geschwor’n, noch einmal die Täler deiner Heimat zu sehen, bevor du stirbst. Ist das hier ein würdiger Ersatz?“

„Ich werde lügen und Nein sagen.“ Der Mensch lächelte. „Denn würde ich Ja sagen, würde mein Eid mir erlauben zu sterben.“

„Ich stehe zu meinem Wort: Ich werde den Kerl erledig’n, der dich erwischt.“

„Dann lass uns hoffen, dass dieser Moment weit in der Zukunft liegt, wenn ich schon zu alt bin, um mich an dein Versprechen zu erinnern, aber noch jung genug, um dankbar dafür zu sein.“

Der Troll sah ihn einen Moment an, dann wandte er den Blick ab. „Warum hassen unsere Völker sich so sehr, wenn wir beide doch vernünftig miteinander umgehen können?“

„Weil es viel leichter ist, einen Unterschied zu finden, um seinen Hass zu begründen, als nach der Gemeinsamkeit zu suchen, die uns verbindet.“ Tyrathan lachte kurz. „Wenn ich zur Allianz zurückkehre und ihnen erzähle, was wir gemeinsam erlebt haben …“

„Wird man dich für einen Wahnsinnigen halt’n?“

„Wird man mich des Verrats bezichtigen und mich hängen.“

„Noch etwas, das wir gemein haben. Eine Exekution wäre zumindest sauberer als ein Attentat.“

„Und doch beruht alles auf den Unterschieden zwischen uns.“ Der Mensch schüttelte den Kopf. „Du weißt, selbst wenn die ganze Welt zusehen und begreifen würde, warum wir in dieser Schlacht kämpfen, würde trotzdem niemand ein Lied darüber singen oder davon erzählen, was wir geleistet haben.“

Vol’jin nickte. „Aber kämpfen wir, um in Liedern besung’n zu werden?“

„Nein. Sie würden nicht durch meine Tür passen.“

„Dann, mein Freund, sollen nur die Zandalari sing’n, und zwar Klagelieder.“ Vol’jin erhob sich und blickte vom Berg hinab. „Tausend Generationen lang sollen sie angestimmt werden, damit wir sie in alle Ewigkeit hören können.“

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