Während er sich den Trollen stellte, die über die Brücke heranbrandeten und am Rand des Grabens heraufkletterten, erkannte Vol’jin ganz bewusst, was ihm unterbewusst schon zuvor aufgefallen war: Er kämpfte nicht gegen Zandalari. Zumindest nicht nur. Die Größten gehörten zu diesem Volk, ja; ihr Körperbau verriet sie – und die Tatsache, dass einigen von ihnen ein roter Pfeilschaft aus dem Auge oder dem Hals spross, als sie näher kamen. Die anderen trugen zwar Zandalari-Uniformen, mussten aber Gurubashi und Amani sein.
Die Taktik, schwächere Truppen vorzuschicken, bevor die stärksten und besten Krieger ins Kampfgeschehen eingriffen, war dem Dunkelspeer wohlbekannt, und zweifelsohne schwoll Khal’aks Brust gerade vor Stolz, weil sie diese Strategie gewählt hatte. Doch Vol’jin war fest entschlossen, ihr zu demonstrieren, dass ihr Plan nicht funktionieren würde. Da er sie nicht unter den Trollen sehen konnte, die ins Kloster quollen, musste er sich vorerst jedoch damit begnügen, ihre Soldaten zu zerstören.
Zerstörung schien ihm der richtige Ausdruck, denn es war nicht wirklich ein Kampf. Früher oder später würde ihn die schiere Masse ihrer Truppen überwältigen, und zusätzlich zu den Kriegern, die auf ihn zupolterten, tauchten nun auch Priester und Hexendoktoren aus dem Hain auf. Schwarze Energie knisterte zwischen ihren Händen, als sie mächtige Zauber auf die Mönche entfesselten, die die Versiegelten Kammern verteidigten. Einige von ihnen fielen, aber dann konterten die Sturmrufer unter den Shado-Pan. Ihre Zauber explodierten inmitten der Trolle, sodass die Angreifer in Flammen auf- oder mit gesprengter Brust zu Boden gingen.
Vol’jins linke Schulter hatte sich bereits so weit erholt, dass er sie wieder ein klein wenig bewegen konnte, während er sich den Trollen entgegenstellte. Er fühlte sich wie ein scharfer, tödlicher Teil des Windes, der eine blendende Wand aus Schneeflocken über das Schlachtfeld fegte. Genauso wie die kalten Böen durch Kleider schnitten und das Fleisch darunter frösteln ließen, schnitt seine Gleve durch die Rüstungen seiner Feinde. Sie stieß tief in Leisten und zerfetzte Arterien, sie bohrte sich in Nacken, dass heißes Blut den fallenden Schnee verdunkelte, sie durchtrennte Achillessehnen und stach Augen aus.
Die Kehlen seiner Gegner ließ er jedoch intakt, damit sie ihre Furcht und ihren Schmerz hinausbrüllen konnten.
Einige traten ihm tapfer entgegen, andere näherten sich langsam und vorsichtig. Sie suchten nach einer Lücke in seiner Deckung, nach einem Schwachpunkt, aber Vol’jin nutzte ihre Schwäche und schlug Lücken in ihre Deckung. Er hielt sich nun schon so lange für tot, dass die kleinen Schnitte und Stöße, die sie ihm versetzten, keinerlei Bedeutung mehr für ihn hatten. Ein Schlag, der ihn nicht sofort tötete, war in seinen Augen kein richtiger Treffer.
Tief in seinem Inneren wusste er, dass er nicht ewig ausharren konnte, aber das Knurren auf seinen Lippen, das Funkeln in seinen Augen und die Inbrunst seiner Attacken sollten die Trolle vom Gegenteil überzeugen. Sie sahen einen Feind vor sich, dessen blutdurchtränkte Rüstung zwar in Fetzen hing, der aber nie aufgeben würde, und jeder von ihnen, der nicht völlig überzeugt war, ihn außer Gefecht setzen oder töten zu können, wurde von Furcht zerfressen.
Und kurz darauf von Vol’jins Klinge zerfetzt.
Der Schattenjäger sprang von einem Troll zurück, der verzweifelt versuchte, seine Eingeweide in seinen aufgeschlitzten Bauch zurückzudrücken, und fand sich auf allen Seiten umzingelt. Während des letzten Kampfes hatte er sich herumgedreht, sodass er nun in dieselbe Richtung blickte wie die Zandalari bei ihrem Ansturm. Rechts von ihm erhellte das Hin und Her von Zaubern den Sturm, und links von ihm pfiffen Pfeile durch den Schnee. Trolle, die er nur halb sehen konnte, kletterten auf der anderen Seite aus dem Graben und attackierten die Mönche vor den Versiegelten Kammern. Dort drüben lag ihr letzter Zufluchtsort, aber Vol’jin wusste, dass er es nie bis dorthin schaffen würde.
Da stürmte plötzlich Chen in einer Explosion aus Licht und Flammen auf die Insel. Als einer der echten Zandalari sich zu ihm herumdrehte, spuckte der Pandaren erneut Feuer, und das Gesicht des Trolls schmolz wie Wachs, während seine Haare aufloderten und sein Fleisch süßlich brutzelte.
Hinter dem Braumeister eilten Yalia, Cuo und drei weitere Shado-Pan über die Brücke auf die kleine Insel. Die Schneise, die Chen mit seinem Feuerstoß in die Reihen der Feinde gebrannt hatte, wurde nun mit Stöcken und Schwertern ausgeweitet. Yalias Stab bewegte sich so schnell, dass man ihn selbst dann nicht hätte sehen können, wenn kein Schnee gefallen wäre, und ihre Hiebe zerdellten Rüstungen und brachen die Knochen darunter. Auf jeden dumpfen Schlag folgte ein Klirren und ein Fluch, und jeder Faustschlag brach Zähne aus zerschmetterten Kiefern.
Chen streckte die Pfote aus. „Schnell!“
Überrascht zögerte Vol’jin. Der Ring der Zandalari um ihn zog sich wieder enger zusammen, aber die Mönche hielten dagegen, bildeten einen eigenen Schutzkreis um den Troll. Pfoten und Füße verschwammen in der Luft, Schwerter klirrten. Die Mönche wussten sich zu verteidigen, und für jeden Hieb, den sie blockten, teilten sie einen Schlag aus. Doch obwohl ihre Geschwindigkeit die Deckung ihrer Gegner überforderte, gingen sie nicht in die Offensive. Ihre Mission war es, Vol’jin zu retten, und der Gedanke, nebenbei so viele Feinde zu töten wie nur möglich, schien ihnen überhaupt nicht zu kommen.
Der Dunkelspeer ergriff Chens Hand und sprintete über die Brücke. Er wollte sich nicht aus dem Kampf zurückziehen, aber die Insel war kein Ort für eine Schlacht. Wäre er dort geblieben, wären die anderen auch geblieben – und sie wären gestorben. So traten die Mönche hinter ihm einen geordneten Rückzug an, und sie alle erreichten die Plattform vor den Versiegelten Kammern.
Noch während er überlegte, ob er wieder vortreten und die Brücke verteidigen sollte, erklang die Alarmglocke des Schneewehen-Dojos. Sie dröhnte ein halbes Dutzend Mal, ohrenbetäubend laut und voller Dringlichkeit, bevor sie abrupt verstummte. Als Vol’jin hinüberblickte, sah er Trolle aus dem Gebäude strömen – und trotz der schäbigen Kleidung, die sie trugen, waren es augenscheinlich Zandalari.
Zwischen ihnen stand ein Mogu und neben ihm Khal’ak.
Taran Zhu erschien am Haupteingang der Versiegelten Kammern. „Zieht Euch zurück! Sofort!“ Der Befehl war frei von jeder Panik, aber er duldete keinen Widerspruch. Die Mönche ließen sich augenblicklich zurückfallen, und Vol’jin und Chen waren die Letzten, die durch den Eingang traten.
Die Zandalari schienen sich ihrer Sache so sicher, dass sie die Verteidiger bereitwillig gehen ließen.
Auf der Türschwelle verharrte Vol’jin noch einmal, um zum Dojo hinüberzublicken. Das Schneegestöber versperrte ihm die Sicht, aber er konnte sehen, wie einige Zandalari tote Mönche in den Graben um die Insel warfen. Er suchte zwischen den Toten nach Tyrathan, aber dann tropfte ihm Blut in die Augen.
Zwei Pandaren schlossen die verzierten Bronzetüren hinter ihm. Während sie einen schweren Riegel vorlegten, ließ Vol’jin sich auf ein Knie fallen, um wieder zu Atem zu kommen, anschließend wischte er sich das Blut vom Gesicht und hob den Kopf.
Von den dreiunddreißig waren nur noch vierzehn übrig, und außer Taran Zhu waren sie alle von den Spuren des Kampfes gezeichnet. Viele Roben waren mit Blut verschmiert, andere von Magie versengt. Zumindest zwei der Überlebenden hatten gebrochene Knochen, und Vol’jin vermutete, dass die meisten anderen auch Verletzungen verbargen. Yalia versuchte ganz klar, ihre gebrochenen Rippen zu schonen, und das Blut, das von Chens Pfoten tropfte, floss viel zu stetig, um von einem Feind zu stammen.
Der Troll blickte den Anführer der Shado-Pan an. „Wie sind sie ins Schneewehen-Dojo gelangt?“
„Ich glaube, sie haben sich durch die Tunnel nach oben gearbeitet.“ Taran Zhu blickte ein wenig geistesabwesend auf einen Fingernagel hinab. „Andere versuchten, hier durch die Tunnel hochzuklettern, aber wir konnten sie davon abbringen.“ Er blickte zu einem halb geöffneten Alkoven hinter der Statue eines Tigers, und Vol’jin fragte sich, was für ein Blutbad wohl hinter der Tür lag.
Der Schattenjäger ächzte, als er sich aufrichtete und seine linke Schulter kreisen ließ. „Khal’ak hat einige ihrer Elite-Krieger in diese Flankenkompanien gesteckt. Und die anderen hat sie als Kanonenfutter in die vorderste Linie gezwung’n. Wir haben uns gut geschlag’n. Viele von ihnen sind tot.“
„Aber nicht genug.“ Der alte Mönch nickte, und als das Heulen des Windes hörbar wurde, musste er lächeln. „Vielleicht wird der Winter sie für uns töten.“
Vol’jin schüttelte den Kopf. „Ich bezweifle, dass sie so lange wart’n werden.“
Die Versiegelten Kammern waren T-förmig angelegt: Der Haupteingang führte zu einer kreisrunden Mulde im Boden, und von dort gingen drei Flügel des Komplexes aus, einer auf der gegenüberliegenden Seite, die beiden anderen im rechten Winkel dazu. Links von Vol’jin, im längeren der beiden Seitenflügel, befand sich eine weitere Doppeltür, und nun hämmerte eine schwere Faust von außen dagegen, um Einlass zu fordern.
Chen lachte. „Ich glaube nicht, dass wir aufmachen sollten.“
„Da stimme ich dir zu.“ Der Troll blickte von einer Tür zur anderen. „Ich vermute, Khal’ak wird ihren Angriff dort, auf der anderen Seite, konzentrier’n, um uns abzulenk’n, und dann wird sie schnell und hart bei dieser Tür zuschlag’n. Chen, falls du ihr einen warmen Empfang bereit’n möchtest …“
Der Pandaren nickte. „Es wäre mir ein Vergnügen.“
„Bruder Cuo, du bist für die andere Tür zuständig.“ Vol’jin ging zu der Stelle hinüber, wo Tyrathan einen Köcher und einen kompakten Reiterbogen versteckt hatte. Er spannte die Waffe und prüfte die Sehne. „Ich werde hier in der Mitte in Position geh’n und sehen, was ich tun kann.“
Taran Zhu nickte, dann stieg er die Stufen hinauf und setzte sich in die Mitte des Flügels, der gegenüber von Chens Tür lag. Er wirkte gefasst, ruhig und ungerührt, das genaue Gegenteil der anderen dreizehn. Vol’jin hätte es zwar nie zugegeben, aber die Tatsache, dass der alte Mönch voller Frieden und ohne jede Sorge schien, ließ sein Herz leichter schlagen. Wenn er keine Angst hat, warum sollte ich dann?
Die Zandalari begannen ihren Angriff bei der Tür am westlichen Flügel. Zauber donnerten gegen die Bronze, so gleichmäßig und entschlossen wie der Hammer eines Schmieds, der ein Hufeisen beschlägt, und schon bald begann das Metall um den hölzernen Riegel in einem dumpfen Rot zu glühen. Dann stiegen Rauchfahnen vom Holz auf. Die Mönche griffen nach ihren Waffen. Chen und Yalia umarmten sich.
Einen Moment später gab es eine schwere Explosion. Geschmolzenes Metall spritzte durch den Raum, und einer der Türflügel kippte nach innen, während der andere nach außen verbogen wurde. Von dem Eichenriegel blieb nichts übrig außer Qualm und glühender Asche; ein roter Teppich für die Angreifer.
Vol’jin spannte die Sehne und schoss, wieder und wieder, so schnell er konnte. Tyrathan hatte recht gehabt: Der kurze Bogen feuerte die Pfeile mit genügend Wucht ab, um auf so kurze Distanz die Rüstung der Feinde zu durchschlagen. Und da die Zandalari dicht gedrängt vorstürmten, fand jeder Schuss unweigerlich ein Ziel. Das Problem war nur, dass sie sich zu schnell bewegten. So blieb es dem Zufall überlassen, ob ein Pfeil sein Opfer tötete oder nur verwundete, außerdem dauerte es eine Weile, bevor die Verletzten und Toten in der vorbrandenden Woge zu Boden gingen.
Die Mönche kämpften tapfer, und ihre Klingen glänzten silbern und golden im warmen Lampenlicht des Gebäudes, während sie sich an Trollblut satt tranken. Der massive Ansturm der Feinde, der es Vol’jin unmöglich machte danebenzuschießen, behinderte jedoch die Bewegungen der Pandaren. Hätten sie mehr Platz gehabt, hätten sie gewaltige Breschen in die Reihen der Zandalari schlagen können – und inzwischen waren es fast nur noch Zandalari. Das zeigte, dass draußen etliche Trolle den Tod gefunden hatten, und nicht nur, weil sie Gurubashi oder Amani gewesen waren, sondern vor allem, weil sie es gewagt hatten, sich mit den Shado-Pan anzulegen.
Speere und Schwerter stachen gierig nach den Mönchen, und einer nach dem anderen fiel. Bruder Cuo war einer der Letzten. Er wurde um die eigene Achse gewirbelt, sein Gesicht entzweigeschnitten. Andere verschwanden einfach in dem Meer aus Trollfleisch, und vielleicht gingen sie zufrieden in den Tod, wussten sie doch, dass sie viele Feinde mit sich genommen hatten.
Eine zweite Explosion zerfetzte den Haupteingang, und Chen spie Feuer, um die hereindrängenden Zandalari in Flammen zu hüllen. Doch weitere Elitekrieger stürmten hinterher und griffen Chen und Yalia an. Der Hauptmann, der den Angriff draußen angeführt hatte, schob sich nach vorne, und hinter ihm stand Khal’ak mit dem anderen Mogu. Sie blickte sich um, als wäre die Schlacht schon längst vorbei und sie nur hier, um die Leichen zu zählen.
Vol’jin warf seinen Bogen beiseite, streckte einen Troll in einem knisternden Blitz dunkler Magie zu Boden und nahm die Gleve in die Hand. Damit sprang er auf den Zandalari-Offizier zu und fing einen Hieb ab, der Yalia gegolten hatte, anschließend nickte er dem Hauptmann zu und winkte ihn zu sich heran. „Hast du jetzt vielleicht vor mir Angst?“
Der Zandalari knurrte und griff an. Während der Mogu vorhin sich ganz auf seine Kraft verlassen hatte, kämpfte der Troll mit Geschick und Schnelligkeit. Sein Säbel zischte an Vol’jins eingezogenem Kopf vorbei, dann sprang er zurück, als der Dunkelspeer nach seiner Mitte schlug. Bevor Vol’jin nachsetzen konnte, wirbelte der Hauptmann im Kreis um ihn herum, anschließend schnellte er erneut vor und ließ seine Klinge in einem bösartigen Hieb auf den Körper des Schattenjägers hinabsausen.
Vol’jin wehrte einen Schlag nach dem anderen ab, von oben und von der Seite, und bei jeder Parade klirrte Metall auf Metall, als der Säbel gegen seine Gleve prallte. Es war fast so, als würden die Waffen zum Leben erwachen, während sie schnell wie Vipern vorzuckten und dann wieder verschwanden wie Geister. Die beiden Trolle kreisten umeinander, miteinander, aneinander vorbei, auf eine Finte folgte ein tiefer Schlag, ein Sprung auf einen Hieb, alles in tödlicher, fließender Bewegung, und das Tempo des Kampfes nahm unaufhörlich zu, bis Funken von den Klingen sprühten.
Vol’jin wirbelte ein weiteres Mal vor, und der Zandalari wich zurück, aber erst im allerletzten Moment, und die Gleve verfehlte ihn nur um ein Fingerbreit. Der Hauptmann blickte an sich hinab, erst ungläubig, dann voller Freude. Eigentlich hätte sein Bauch aufgeschlitzt sein müssen, seine Eingeweide über den Boden verteilt, aber wie durch ein Wunder hatte die Klinge ihn nicht berührt.
Da riss Vol’jin die linke Hand vor und zog die rechte an sich heran. Durch die Bewegung sauste die geschwungene Spitze der Gleve herum und bohrte sich in den Rücken des Zandalari. Nun drehte der Dunkelspeer den Griff und drückte ihn nach oben, sodass die Klinge einen sauberen Bogen um die Niere seines Feindes schnitt. Dabei durchtrennte sie erst die Arterie, die das Organ versorgte, und anschließend auch die Hauptader, die ins Bein des Hauptmanns führte. Als er anschließend die Gleve zurückzog, schoss eine karmesinrote Explosion aus dem Körper seines Feindes. Der Zandalari sank zu einem leblosen Haufen zusammen, und sein Blut strömte über den Boden.
„Vol’jin, pass auf!“
Hände schubsten ihn zur Seite, sodass er über die Beine seines getöteten Gegners stolperte und hart auf dem Boden landete. Sofort rollte er sich ab, und gerade als er wieder auf die Füße kam, bohrte sich der Mogu-Speer, der auf seinen Rücken gezielt hatte, in den Bauch von Tyrathan Khort. Der Mensch war schwer von der Schlacht gezeichnet, und die Waffe traf ihn mit solcher Wucht, dass er nach hinten gegen die Wand geschleudert wurde. Die Speerspitze grub sich tief in den Stein und nagelte den Jäger auf groteske Weise dort fest. Fassungslos starrte er auf die Klinge hinab, die sich in seine Eingeweide gegraben hatte.
Der Mogu stürmte vor, auf Vol’jin zu, die Hände erhoben. Den Speer würdigte er keines Blickes mehr; der Zorn in seinen Augen und seine zuckenden Finger verrieten, dass er Vol’jin jede Gliedmaße einzeln ausreißen wollte.
Vermutlich wäre es auch genauso gekommen, wäre nicht plötzlich Taran Zhu mit ausgestrecktem Bein durch die Luft gesegelt. Der Shado-Pan-Meister traf den Mogu in die linke Seite und ließ eine tiefe Delle in seiner Rüstung zurück. Die Wucht des Tritts ließ den Hünen nach rechts taumeln, sodass er in die Zandalari fiel, die Chen und Yalia umzingelt hatten. Einen von ihnen begrub er unter sich, als er stürzte, aber einen Moment später stemmte er sich bereits wieder flink auf die Beine. Dass er dabei den Schädel des Trolls zerquetschte, schien ihm nicht einmal aufzufallen.
Vol’jin griff nach seiner Gleve und richtete sich auf, dann sah er zu, wie der Mogu sich auf den Pandaren stürzte. Mächtige Hiebe donnerten dort auf den Boden, wo vor einem Herzschlag noch Taran Zhu gestanden hatte, mit solcher Gewalt, dass der Stein zerbarst und Staub hochwirbelte. Fäuste flogen, Beine zuckten hoch und vor und zur Seite. Der Mogu war eindeutig im unbewaffneten Nahkampf erfahren, aber obwohl er größer und stärker als sein Feind war, gelang es ihm nicht, den Pandaren zu treffen.
Taran Zhu duckte sich nach hinten weg oder tänzelte zur Seite oder rollte sich unter Hieben hindurch. Er sprang über tiefe Tritte und wirbelte außer Reichweite von Schlagserien. Der Mogu wechselte von einer Kampfposition in die andere – Vol’jin erkannte ein paar Figuren aus seinem eigenen Training –, aber der Pandaren ging nicht in die entsprechende Verteidigungsstellung. Er blieb in ständiger Bewegung, ungreifbar, ein Phantom, und je heftiger sein Feind auf ihn einstürmte, desto müheloser entging er seinen Fäusten, bis der Mogu schließlich innehalten musste, um sich zu sammeln.
In diesem Augenblick griff Taran Zhu an. Beinahe spielerisch sprang er vor, dann riss er das rechte Bein zum Tritt hoch. Er traf den linken Schenkel seines Gegners und trennte den Knochen in der Mitte entzwei. Kaum dass der Mönch gelandet war, trat er erneut zu, diesmal mit dem linken Fuß, und der andere Oberschenkel des Mogu brach mit einem lauten Knacken.
Während der Hüne nach vorne kippte, sauste Taran Zhus Pfote zu einem Schlag nach oben. Wie eine Speerklinge durchschlugen seine Finger die Rüstung seines Gegners, begleitet von einem lauten Klirren, dann verschwand sein Arm bis zum Ellbogen in der Brust des Mogu – bis die versteiften Fingerspitzen den Schulterpanzer von innen nach außen dellten.
Nachdem der alte Mönch seinen Arm wieder befreit hatte, fiel der Mogu mit dem Gesicht voran auf den Boden. Kurz sah Taran Zhu noch auf ihn hinab, dann richtete er seinen Blick auf die fassungslos erstarrten Zandalari. „Verschwindet jetzt, sonst müssen wir auch den Rest von Euch zerstören!“