24

„Und nur ein Narr würde es allein auf mein Wort hin annehm’n.“

„Du bist sehr überzeugend.“

„Und du bist zu gütig.“ Sie lachte spielerisch. „Es gibt natürlich einige Dinge, die ich wissen muss. Warum treffe ich dich in der Begleitung von Pandaren an? Warum lässt du dir von einem Menschen helf’n? Warum kämpft ihr gegen uns?“

Vol’jin betrachtete ihr Gesicht einen Moment lang. „Du kennst Chen Sturmbräu vermutlich. Er ist ein alter Freund von mir. Er war außerdem derjenige, der mich gefund’n hat, nachdem die Horde mit mir fertig war. Die Mönche, die deine Mogu-Verbündet’n so hassen, haben mich aufgenommen und gesund gepflegt. Dasselbe hab’n sie auch für den Menschen getan.“

Er trank ein wenig mehr Wein. „Was meinen Kampf geg’n euch betrifft: Als ich sah, dass es eine Invasion geben würde, habe ich gar nicht daran gedacht, wer da in Pandaria einfällt. Ich wollte meinen Wohltätern nur ihre Güte vergelt’n.“

Khal’ak legte den Kopf schräg. „Du sagst, du hast die Invasion geseh’n. Dann hat die Seidentänzerin dir also auch Visionen geschickt.“

Vol’jin nickte. „Ich vermutete zumindest, dass sie es ist.“

„Ja. Sie ist seit Urzeit’n unsere Schutzheilige, aber es gefällt ihr nicht, dass wir die Bande zu den Mogu neu geknüpft haben. Ich vermute, in der Vergangenheit gab es wohl einige unserer Krieger, die zu viel Gefall’n an der Mogu-Magie fanden und sich darum von der Seidentänzerin abwandten. Dieser Kult ist schon längst verschwund’n, aber in ihrem Gedächtnis ist er noch immer präsent.“ Khal’ak starrte in die dunklen Tiefen ihres Weins. „Es überrascht mich nicht, dass sie bereit war, uns jetzt ein wenig Ärger zu mach’n, damit uns später ein viel größeres Unheil erspart bleibt.“

„Du hattest also dieselben Visionen wie ich, und du hast sie einfach ignoriert?“

„Ich habe Lösungen für diesen Ärger gefund’n.“

„Und bin ich auch so eine Lösung?“

„Du bist mehr als eine Lösung, Vol’jin.“ Sie beugte sich vor und senkte die Stimme. „Du hast viel zu biet’n, und deine Belohnung wird deinen Diensten in nichts nachsteh’n. Gerade eben, zum Beispiel, hat uns deine kleine Truppe gezeigt, dass wir nicht geg’n Pfeile gefeit sind, bloß weil wir Zandalari sind. Wichtiger noch, ihr habt die Mogu daran erinnert, wie tödlich ihre einstig’n Diener sein können. Dass wir sie gefangen genomm’n haben, hat uns einen Pluspunkt bei ihnen eingebracht. Also noch einmal danke dafür!“

Der Dunkelspeer lehnte sich zurück. „Wenn ich ein so großer Gewinn bin, musst du dann nicht Angst hab’n, dass dein Meister dich aus dem Weg räumt, um mir deinen Posten zu geb’n?“

„Nein. Er fürchtet dich. Er hat nicht das Rückgrat, das du gezeigt hast, als du die Bitte des Königs ablehntest. Er wird also weiter auf mich vertrauen, damit ich dich unter Kontrolle halte.“ Sie lächelte schüchtern. „Und ich brauche keine Angst davor zu haben, dass du mich betrügst, denn ich werde dich dadurch unter Kontrolle halt’n, dass ich deine Freunde kontrolliere. Du hast recht, ich weiß, wer Chen Sturmbräu ist. Den Menschen kenne ich zwar nicht, aber dein Respekt vor ihm ist offensichtlich.“

„Du sprichst von Vertrauen, aber trotzdem willst du mich erpress’n?“

„Nein, ich möchte nur nicht, dass du etwas Überhastetes tust, bevor du Gelegenheit hattest, über mein Angebot nachzudenk’n. Ich weiß, du hast dich in der Vergangenheit geweigert, dich uns anzuschließen, und du hast dich Garroshs Diktat widersetzt. Du hast Prinzipien, und das ist eine wundervolle Eigenschaft. Eine, die ich sehr schätze.“ Sie stellte ihre Tasse beiseite und kniete vor ihm, die geöffneten Hände in ihrem Schoß. „Falls du dich uns anschließt und uns deine volle und freiwillige Unterstützung zusicherst, werde ich deine Gefährt’n freilassen.“

„Und du wirst ihnen keine Jäger hinterherschick’n wie den anderen?“

„Würden wir hier um ihre Sicherheit feilsch’n, hätte niemand sie verfolgt.“ Sie hob die Hand. „Aber wie gesagt, du sollst diese Entscheidung nicht gleich treffen. Deine Begleiter werden gut behandelt – sie werden nicht denselb’n Luxus genießen, den ich dir biete, aber es wird ihnen an nichts fehl’n.“ Khal’ak lächelte. „Und morgen wirst du aus erster Hand erleb’n, was die Mogu zu unserem Bündnis beisteuern. Sobald du das geseh’n hast, wirst du erkennen, dass mein Angebot äußerst großzügig ist und du ernsthaft darüber nachdenk’n solltest.“


Ihre Unterhaltung wandte sich banaleren Themen zu. Vol’jin war sicher, hätte er es darauf angelegt, hätte sie mit ihm geschlafen. Vielleicht hätte sie derartige Intimität als weitere Möglichkeit in Betracht gezogen, ihm diese Zusammenarbeit schmackhaft zu machen – aber nur, wenn sie ihn für einen Narren gehalten hätte. Sie wusste, dass er zu intelligent dafür war, und wenn er mit ihr ins Bett ginge, würde sie auch wissen, dass er sie nur glauben machen wollte, er wäre leicht zu manipulieren. Sie würde einem solchen Versuch misstrauen, und sie würde ihm misstrauen.

Indem er sich zurückhielt, gewann Vol’jin andererseits eine gewisse Macht über sie. So fähig sie auch sein mochte, war sie doch augenscheinlich in ihn vernarrt. Wie sonst hätte sie Jahre später noch die Form seines Fußabdrucks im Sand erkannt? Sie wollte mit ihm schlafen, und sei es nur, um die Jahre des Interesses an ihm zu rechtfertigen.

Das konnte er nutzen, ganz gleich, ob er letzten Endes auf das Angebot einging oder nicht.

Sie sprachen noch eine ganze Weile, dann legten sie sich unter dem offenen Himmel im Hof schlafen. Als die ersten Vorboten des Morgengrauens das Firmament über ihm erhellten, erwachte Vol’jin wieder. Er fühlte sich kaum ausgeruht, aber auch nicht erschöpft; nervöse Energie machte seinen Schlafmangel wett.

Nachdem sie ein schlichtes Frühstück aus geräuchertem Goldkarpfen und süßen Reiskuchen zu sich genommen hatten, kümmerten sich die Bediensteten erneut um ihre körperlichen Bedürfnisse, anschließend stiegen sie auf zwei Raptoren und machten sich wieder nach Südwesten auf. Khal’ak sagte kein Wort während des Ritts, aber so, wie der Wind mit ihrem Haar und ihrem Umhang spielte, gab sie einen atemberaubenden Anblick ab. In diesem Moment sah Vol’jin sie genauso, wie die Zandalari sich selbst sahen. Er verstand nun über jeden Zweifel hinaus, warum sie zurückzufordern versuchten, was sie einst verloren hatten. Zu wissen, wie tief man gefall’n ist, und zu fürchten, dass man dies’n Ausgangspunkt nie wieder erreicht, das frisst einen von innen heraus auf.

Sie hielten auf einen hohen Berg mit steilen Hängen zu und umrundeten ihn. Die Gebäude hier waren zerfallen, doch nicht durch den natürlichen Alterungsprozess. Der Krieg hatte sie vor langer Zeit zerstört. Blut und Ruß waren vom Wetter hinfortgespült worden, die goldenen Pflanzen hatten Knochen und Trümmer unter sich begraben, doch die Überreste der Steinbögen kündeten noch immer von der Gewalt, die sie einst zerschmettert hatte.

Trotz dieser Spuren der Verwüstung und obwohl das Licht des Tages gedämpft war, machte die Erhabenheit Pandarias selbst diesen Ort wunderschön. Als sie die Straße zwischen den Bergen hinaufritten, hatte Vol’jin das Gefühl, er wäre schon einmal hier gewesen, aber vielleicht lag es auch nur daran, dass seine Zeit in Orgrimmar ihm einen ziemlich guten Eindruck davon verschafft hatte, wie mächtig diese Bauwerke einst gewesen waren. Die Dunkelspeere gaben sich mit bescheidenen, zweckdienlichen Unterkünften zufrieden, doch andere, das wusste er, verspürten den Zwang, ihre Überlegenheit durch gewaltige Bauten zu beweisen. Er hatte von den riesigen Statuen in Eisenschmiede und Sturmwind gehört, und er war sicher, dass an diesem Ort auf ganz ähnliche Weise der Vergangenheit der Mogu gedacht worden war.

Die Mogu enttäuschten ihn nicht.

Als die Straße sie auf eine Öffnung in der Bergwand zuführte, erhaschte er einen Blick auf eine gewaltige graue Statue auf einem bronzenen Sockel. Sie stellte einen Mogu-Krieger dar, der hoch aufgerichtet dastand, die Hände auf dem Griff eines mächtigen Streitkolbens. Selbst wenn man die Waffe auf normale Proportionen geschrumpft hätte, wäre nicht einmal Garrosh in der Lage gewesen, sie zu schwingen. Auch wenn das gleichgültige Gesicht der Statue keinen Anhaltspunkt auf die Persönlichkeit des dargestellten Mogu zuließ, kündete dieser Streitkolben doch von Macht, Grausamkeit und dem Verlangen, jeglichen Widerstand zu zerschmettern.

Khal’ak und Vol’jin betraten die Gruft nicht, denn in der Ferne kam ihnen mit gemessenen Schritten eine Parade entgegen. Zandalari-Truppen, von deren Speeren Wimpel flatterten, führten diese Prozession an, dahinter kamen, auf einem eleganten, von Kodos gezogenen Pandaren-Wagen stehend, drei Mogu, flankiert von einem halben Dutzend weiterer Trolle. Ihnen folgte ein kleinerer Wagen mit zwölf Zandalari-Hexendoktoren, und zwischen ihnen und den Zandalari-Truppen, die den Abschluss des Zuges bildeten, rollte ein klappriger Wagen dahin, auf dem Chen, Tyrathan, die drei Mönche und vier Menschen, allesamt männlich, saßen. Holz knirschte, und die Zugtiere schnauften, während ihre donnernden Hufschläge den Boden erzittern ließen.

Als die Prozession vor der Gruft zum Stillstand kam, gingen die Schamanen zu den Gefangenen und drängten sie ins Innere, anschließend folgten ihnen die Zandalari und ihre Mogu-Gastgeber. Khal’ak bellte dem Hauptmann, der die übrigen Truppen anführte, einen Befehl zu, woraufhin seine Soldaten sich aufteilten, um Verteidigungsstellungen zu errichten. Die Zandalari selbst betraten derweil mit Vol’jin die Düsternis der Gruft.

Einer der Mogu – hätte Vol’jin einen Tipp abgeben müssen, hätte er ihn als Geistfetzer eingeschätzt – deutete mit zwei Fingern auf die Gefangenen, und die Hexendoktoren brachten Dao und Shan nach vorne und bugsierten sie links und rechts an die Ecken des Statuensockels. Als der Mogu noch einmal die Hand hob, wurden zwei Menschen an die beiden hinteren Ecken geschubst.

Vol’jin verspürte Scham für Tyrathan. Die Pandaren-Mönche hielten den Kopf hoch erhoben, als die Zandalari sie zu ihren Positionen führten. Sie wehrten sich nicht und versuchten nicht, zurückzuweichen. Eine Aura stiller Würde umgab sie, als würden sie gar nicht darüber nachdenken, was nun, wie sie sehr wohl wussten, mit ihnen geschehen würde. Die Menschen hingegen heulten und schrien und mussten zur Statue hinübergezerrt werden. Das mochte daran liegen, dass sie kein inneres Gleichgewicht hatten, oder daran, dass sie sich jäh ihrer Sterblichkeit bewusst wurden. Einer von ihnen konnte nicht einmal mehr stehen und musste von zwei Zandalari aufrecht gehalten werden, ein anderer wimmerte vor sich hin und nässte sich ein.

Khal’ak drehte sich halb zu Vol’jin herum und flüsterte. „Ich wollte die Mogu davon überzeug’n, dass sie nur Menschen brauchen, aber nachdem sie gesehen hatten, wie die Shado-Pan kämpften, wollten sie unbedingt auch Pandaren. Ich konnte sie zwar überred’n, Chen und deinen Menschen zu verschonen, aber …“

Der Troll nickte. „Ein Anführer muss unangenehme Entscheidungen treff’n.“

Der Mogu-Geistfetzer trat zu Bruder Dao an die vordere linke Ecke der Statue. Mit einer Hand riss er den Kopf des Mönchs nach hinten, sodass die Kehle des Pandaren bloßlag, dann hob er die andere Hand und stieß eine Klaue in den Hals seines Opfers. Die Wunde war nicht tödlich, kaum mehr als ein lästiger Stich, und als der Mogu die Hand zurückzog, glänzte ein schwerer Tropfen Pandaren-Blut daran.

Der Geistfetzer streifte diesen Tropfen an der Ecke des Bronzesockels ab, woraufhin eine kleine Flammenzunge aufloderte. Nach einem Moment schrumpfte sie zu einer winzigen, blau flackernden Flamme zusammen.

Nun wandte der Mogu sich dem Menschen an der hinteren Ecke zu, und als ein Tropfen seines Blutes den Sockel berührte, schoss ein kleiner Geysir aus Wasser nach oben. Als er verging, blieb eine kleine Pfütze zurück, deren Oberfläche sich im Rhythmus der tanzenden Flamme kräuselte.

Jetzt war der zweite Mensch an der Reihe. Sein Blut rief einen winzigen Zyklon hervor. Zunächst war er rötlich verfärbt, dann konnte man ihn nicht mehr sehen, und nur das Flattern der schmutzigen Robe, die der Mensch trug, kündete davon, dass er noch da war. Dieses Flattern passte sich dem Kräuseln der Pfütze an.

Zu guter Letzt kam der Geistfetzer zu Bruder Shan. Der Mönch hob von sich aus den Kopf und entblößte seinen Hals, und nachdem der Mogu sein Blut auf die Bronze gestrichen hatte, gab es eine vulkanische Eruption, und Vol’jin war sich sicher, dass sie durch Shans Zorn noch verstärkt wurde. Die geschmolzene Erde beruhigte sich jedoch nicht wieder, sondern floss weiter, näherte sich in schmalen Linien der Pfütze und dem Zyklon.

Luft, Feuer und Wind breiteten sich nun ebenfalls aus, und wo sie einander berührten, rangen sie verbittert miteinander. Die Gewalt dieser Zusammenstöße stieg in halb durchsichtigen, schillernden Machtentladungen nach oben, zur Decke hinauf, sodass sie die Statue wie Wände einhüllten. Lauter Donner grollte, dann zeigten sich Risse im Stein, gewaltige Klüfte, so tief und breit wie die auf den Gebäudetrümmern draußen. Sie breiteten sich aus wie die Wurzeln eines Baumes, und nach Vol’jins Schätzung würde die gesamte Höhle zehn Fuß hoch unter Geröll begraben, sollte die Statue auseinanderbrechen.

Hoch genug, um uns alle zu verschling’n.

Doch die Statue brach nicht auseinander. Die Energielinien sanken wieder nach unten und glitten in die Risse. Ein paar Herzschläge lang sammelten sie sich im Zentrum des Bildnisses, dort, wo sich das Herz des Mogu befunden hätte. Sie pulsierten, zwei-, vielleicht auch viermal, dann strömte die Energie durch unsichtbare Venen nach außen. Ein rötlicher Hauch überzog die gesamte Statue, und unter seinem Schillern knirschte und barst der Stein. Es war, als würde dieser Schimmer unglaublichen Druck auf die Statue ausüben, wie ein Mühlstein, der das Standbild zu Staub zermahlte.

Doch dank der unsichtbaren Energie behielt die Statue ihre Form bei.

Plötzlich zuckte eine ätherische Ranke von einem Knöchel und einem Handgelenk vor. Es sah aus wie Nebel, und es schlang sich um Bruder Daos Gesicht. Der Mönch hatte den Kopf in den Nacken geworfen, um zu schreien, sodass der Dunst in seinen Körper strömen konnte. Einen Augenblick später hatte das Schillern den Pandaren völlig eingehüllt – und dann zerquetschte es ihn wie eine Traube.

Der Brei, der einmal Bruder Dao gewesen war, wurde nun durch die Ranken nach oben gesaugt, und erst als dieses schaurige Spektakel vorüber war, fiel Vol’jin auf, dass auch die drei anderen verschwunden waren. Das Glühen kehrte auf das Bildnis zurück, und diesmal wurde es heller. Es pulsierte und verstärkte sich, und zwei Punkte leuchteten ganz besonders grell, dort, wo sich die Augen der Statue befunden hatten.

Nun zog sich die Magie zusammen, begleitet von einem Kräuseln und mehreren knackenden und knirschenden Geräuschen. Als das Licht sich noch verstärkte, flammte Hitze auf, aber nur, um abrupt wieder zu vergehen. Der leblose Stein presste sich selbst in die Form mächtiger Muskeln, und sie bewegten sich unter einer schwarzen Haut, als das Leuchten selbst sich wieder in die Statue zurückzog. Das Fleisch entlang der gezackten Risse, wo der Stein zerbrochen war, verheilte, ohne dass Narben zurückblieben, und dann stand ein unvergleichlicher Mogu-Krieger, nackt und unbesiegbar, auf dem bronzenen Sockel.

Die beiden anderen Mogu eilten jetzt ebenfalls nach vorne, um mit dem Geistfetzer vor diesem Wesen mit gebeugten Köpfen auf die Knie zu fallen. Einer von ihnen hielt der Kreatur einen schweren goldenen Mantel mit schwarzem Besatz hin, der andere einen goldenen Amtsstab. Der Mogu aus der Statue nahm erst den Stab, dann stieg er auf den Boden hinab und ließ sich von den anderen einkleiden.

Vol’jin studierte das Gesicht der Kreatur. Hätte man ihn nach Jahrtausenden aus dem Schlaf erweckt, dann wäre er während dieser ersten Augenblicke vermutlich etwas verunsichert, bis er begriffen hätte, was geschehen war. Doch alles, was er in den Augen des Kriegsfürsten sah, war ein Flackern von Verachtung, als er die Zandalari sah, und purer Hass ob der Gegenwart der Pandaren.

Er machte einen Schritt auf die Stelle zu, wo Chen und Bruder Cuo standen, doch Jahrhunderte des Todes hatten seine Bewegungen ein wenig verlangsamt, sodass Khal’ak Gelegenheit hatte, sich zwischen ihm und den Gefangenen aufzubauen. Als Vol’jin an ihre Seite trat, einen Schritt hinter ihr, erkannte er, dass sie mit einer solchen Eventualität gerechnet haben musste; sie hatte den Punkt, von dem aus sie der Zeremonie beigewohnt hatten, jedenfalls ganz bewusst gewählt.

Nun verbeugte sie sich, ging aber nicht auf die Knie. „Kriegsfürst Kao, ich heiße Euch im Namen von General Vilnak’dor willkomm’n. Er erwartet Euch auf der Insel des Donnerkönigs, wo er Eurem wiedererwachten Meister Gesellschaft leistet.“

Der Mogu musterte sie von Kopf bis Fuß. „Ein paar Pandaren zu töten, wird nicht viel Zeit kosten, und es wird meinen Meister erfreuen.“

Khal’ak deutete mit der offenen Hand auf Vol’jin. „Der Schattenjäger Vol’jin von den Dunkelspeeren möchte diese beiden Eurem Meister zum Geschenk machen. Falls Ihr Pandaren töten wollt, kann ich während der Reise eine Jagd arrangieren. Aber diese beiden sind bereits einem anderen versproch’n.“

Kao und Vol’jin blickten einander an. Der Kriegsfürst begriff sehr wohl, was hier gespielt wurde, aber er schien nicht bereit, sich im Moment damit zu befassen. Der Hass, der in seinen dunklen Augen brannte, zeigte dem Troll jedoch, dass Kao seine Rolle bei dieser Posse weder vergeben noch vergessen würde.

Der Mogu nickte. „Ich will einen Pandaren für jedes Jahr töten, das ich im Grab verbracht habe, und zwei für jedes Jahr, das mein Meister im Tod gefangen war. Triff die nötigen Vorbereitungen, Trollweib. Es sei denn, dein Schattenjäger hat meinem Meister noch mehr von diesen Biestern versprochen.“

Vol’jins Augen wurden schmal. „Kriegsfürst Kao, dann müsstet Ihr Tausende und Abertausende Pandaren töten. Euer Reich war auf die Dienste der Pandaren angewies’n. Was ihr wollt, mag gerechtfertigt sein, aber das Ergebnis wäre tragisch. Viel hat sich verändert, mein Fürst.“

Kao schnaubte und stampfte zu den anderen Mogu hinüber, die bei den Zandalari-Würdenträgern standen.

Khal’ak atmete vorsichtig aus. „Das war schlau.“

„Ebenso schlau, wie es von dir war, sein Handeln vorauszuseh’n.“ Vol’jin schüttelte den Kopf. „Aber er wird trotzdem die Leb’n von Chen und Cuo fordern.“

„Ich weiß. Den Mönch muss ich ihm wahrscheinlich geb’n. Die Mogu hassen die Shado-Pan aus den tiefsten Tiefen ihrer schwarzen Seelen. Ich werde aber jemand’n finden, um Chens Platz einzunehmen. Für die Mogu sehen die Pandaren ohnehin alle gleich aus.“

„Falls er diesen Verrat bemerkt, würde er dich töt’n lassen.“

„Genau wie dich und Chen und deinen Menschen.“ Khal’ak lächelte. „Ob es dir gefällt oder nicht, Vol’jin von den Dunkelspeeren, unser Schicksal ist nun untrennbar miteinander verwob’n.“

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