28

Khal’ak hätte Mitleid mit dem Gurubashi gehabt, der in einer Lache seines eigenen Gewimmers und Gesabbers vor Vilnak’dor kniete, aber sein Bericht wurde nur noch erbärmlicher, als er ihn ein zweites Mal vortrug. Und obendrein hatte er sich von einem Dunkelspeer demütigen lassen. Der Troll blickte zu dem Zandalari-General auf, einen flehentlichen Ausdruck in den tränennassen Augen.

„Dann hab’n sie mir einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet, um mich aufzuweck’n, Meister. Und dieser Troll, er hat mich am Kinn gepackt und mir eine Botschaft für Euch übermittelt. Im Licht der brennend’n Schiffe war sein Gesicht todernst. Er sagte, mit dem Mensch und den Shado-Pan auf seiner Seite würde uns noch viel größere Verwüstung droh’n, falls wir in Pandaria einmarschier’n. Und dann hat er das getan!“

Der Gurubashi strich eine Strähne kastanienbraunen Haares zurück, die ihm in die Stirn gerutscht war. Eine krude, speerförmige Narbe prangte dort in seinem Fleisch. „Damit niemand die Dunkelspeere vergisst, meinte er.“

Vilnak’dor verpasste ihm einen Tritt in den Bauch, dann wandte er sich zu Khal’ak herum. „Das ist deine Schuld, Khal’ak. Alles nur deine Schuld. Du hast dich von ihm täusch’n lassen.“

Sie reckte das Kinn hoch. „Er hat nichts dergleichen getan, Mylord. Wir hatt’n Vol’jin, mit Haupt und Herz, bis Kriegsfürst Kao hier meine Autorität untergrab’n hat.“

Der Mogu-Kriegsfürst, der während der geschluchzten Berichterstattung des Trolls wortlos dagestanden hatte, blickte gleichgültig auf seine Klauen hinab. „Er steckte mit den Shado-Pan unter einer Decke. So jemandem hätte man nie vertrauen dürfen.“

Sie unterdrückte ein Zischen. „Ich werde mich um ihn kümmern.“

„So, wie er sich um deine Offiziere und dein Schiff gekümmert hat?“

Wir sind auf einer Insel, wo dein Meister Gebäude allein durch seine Träume erricht’n kann, und trotzdem hat er nicht bemerkt, wie Vol’jin gefloh’n ist? Sie zögerte einen Augenblick und fragte sich, ob der Donnerkönig es wirklich nicht bemerkt hatte oder ob er vielleicht nur beschlossen hatte, nichts zu unternehmen. Möglich. Wenn auch närrisch. Aber vielleicht schon närrisch genug, um dem König brillant zu erscheinen, der einst von den Pandaren gestürzt wurde.

Sie stellte diesen Gedanken einen Moment zurück und richtete sich an ihren Vorgesetzten. „Der Schad’n, den wir erlitten haben, ist unbedeutend, sowohl was den Umfang als auch die Auswirkung betrifft. Die Trupp’n sind jetzt in höchster Alarmbereitschaft, und das wird sich bei unserem Einsatz in Pandaria bezahlt mach’n. Der Verlust des Schiffes ist bedauernswert, aber das Feuer konnte rechtzeitig eingedämmt werd’n. Wären die Lagerhäuser abgebrannt, hätte das unsere Invasion vielleicht um eine Jahreszeit zurückgeworf’n. Aber so, wie es ist, verlier’n wir höchstens zwei Wochen, um die Kais zu reparieren und die Trümmer aus dem Haf’n zu fischen.“

Vilnak’dor lächelte. „Seht Ihr, Kriegsfürst Kao, wir stechen in zwei Wochen in See. Euer Meister wird zufried’n sein.“

Der Mogu schüttelte den Kopf. „Ihr stecht in zwei Wochen in See. Ich segle in einer Woche los. Die Shado-Pan müssen zerstört werden. Ich und meine Leibwächter werden uns darum kümmern.“

Khal’ak runzelte die Stirn. Leibwächter? Die einzigen Mogu, die Kao mehr als eines Blickes gewürdigt hatte, waren die beiden gewesen, die ihm in der Gruft den Mantel und den Stab gegeben hatten. „Wie viele habt Ihr denn?“

„Zwei.“ Er hob den Kopf. „Mehr werde ich nicht brauchen.“

„Ihr wisst nicht, wie viele Mönche es gibt, Kriegsfürst.“

„Das ist unwichtig. Wir werden gewinnen.“

Der Troll-General zog eine Augenbraue nach oben. „Ich will nicht unhöflich erscheinen, aber in der Vergangenheit seid Ihr mit einer viel größeren Streitmacht gescheitert.“

„Dies ist aber nicht die Vergangenheit, General Vilnak’dor.“

Nein, es ist die Gegenwart. Eine Gegenwart, in der wir dich aus der Gruft befreit hab’n, in die du von deinem geliebten Meister gesperrt wurdest.

Vilnak’dors Gesicht wurde verschlossen. „Mein Freund, ich hatte gehofft, dass ich Euch mit einer gut’n Nachricht überraschen könnte – der Nachricht, dass die Shado-Pan vernichtet werd’n.“

„Und wie?“

Der Zandalari nickte in Khal’aks Richtung. „Ich entsende meine rechte Hand, um ihnen den Garaus zu mach’n. Sie wird fünfhundert Elitekrieger mitnehmen – mehr als die Hälfte davon aus meinen eigenen Haustruppen. Wenn Euer Meister in Pandaria eintrifft, werden sie ihm die Köpfe sämtlicher Shado-Pan zum Geschenk mach’n – und dazu die Köpfe des Dunkelspeers und seiner Begleiter.“

Die Augen des Mogu weiteten sich, als er von dem General zu Khal’ak und wieder zurück blickte. „Sie? Diejenige, die den Dunkelspeer entkommen und all diesen Schaden anrichten ließ? Sind die Zandalari im Lauf der Jahrhunderte etwa senil geworden?“

„Die Frage, die Ihr Euch eigentlich stell’n solltet, ist, warum ich sie überhaupt mit der Aufgabe betraut habe, Vol’jin hierher zu bring’n. Eine kleine Demonstration, sofern Ihr nichts dagegen habt.“

Khal’ak nickte, dann stieß sie den Gurubashi mit einem Zeh an. „Steh auf!“ Ein zweiter Tritt und ein schärferer Befehl erschreckten ihn genug, dass er unstet auf die Beine taumelte.

Sie verpasste ihm mit der offenen Hand einen harten Schlag auf das linke Ohr. „Renn zur Tür! Wenn du es schaffst, sollst du leb’n. Jetzt!“

Während er noch mit der Hand sein Ohr betastete, wirbelte der Troll herum und hetzte los. Khal’ak hob ihre rechte Hand und ließ den Dolch, der unter ihrem Ärmel verborgen gewesen war, zwischen ihre Finger rutschen. Anschließend bog sie den Arm zurück und maß die Entfernung. Der Troll rannte in vollem Sprint, und die Panik lenkte seine Schritte. Er schaffte es sogar bis vor die Tür.

Da riss Khal’ak die Hand vor.

Der Troll stolperte und griff sich laut keuchend an die Brust, dann kippte er auf die Knie und fiel zuckend zur Seite. Lähmende Krämpfe schüttelten seinen Körper, und seine Handflächen quietschten, als sie über den polierten Steinboden fuhren, dann krümmte er den Rücken und stieß einen letzten Schrei aus. Einen Moment später waren seine Augen bereits trübe.

Der Mogu stapfte hinüber, wobei seine Schritte den Boden vibrieren ließen, und musterte den Troll, ohne sich aber für eine genauere Inaugenscheinnahme zu bücken. Es bestand kein Zweifel daran, dass der Gurubashi tot war, aber weder ragte eine Klinge aus seiner Brust noch lag er in einer größer werdenden Lache seines eigenen Blutes.

Kao kehrte zu den beiden anderen zurück und nickte. „Gut, ihr kümmert euch um die Shado-Pan. Aber ich werde dir trotzdem meine Leibwächter mitschicken. Und eine Sache noch.“

Khal’ak lächelte milde. „Ja?“

„Es würde meinem Meister Vergnügen bereiten, wenn ihr Ende sehr viel blutiger würde als das hier.“


Kaum dass der Mogu den Raum verlassen hatte, verbeugte Khal’ak sich vor Vilnak’dor. „Euer Vertrauen in mich ist ermutigend, Mylord.“

„Wohl eher zweckdienlich. Du hast dir Kao zum Feind gemacht, und er wird den Donnerkönig geg’n dich aufhetzen. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten: Entweder du bringst ihm, wie versprochen, die Köpfe der Pandaren, oder ich bringe ihm deinen Kopf.“

„Ich verstehe, Mylord.“ Khal’ak neigte den Kopf. „Warum ausgerechnet fünfhundert?“

„Bei fünfhundert werden die Krieger denk’n, es ist eine Ehre, ausgewählt zu werden. Würde ich mehr schick’n, würden sie glaub’n, es wäre eine Mission für Narren oder ein hoffnungsloses Unterfang’n. Das würde der gesamten Truppe ihre Moral raub’n. Außerdem: ein Dunkelspeer, ein Mensch und ein paar Pandaren auf einem Berg, ohne Rückzugsmöglichkeit’n? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Kloster mehr als ein Dutzend Pandar’n beherbergt. Warum solltest du da mehr Krieger brauch’n?“

„Ihr habt recht, Mylord, fünfhundert sollten mehr als genug sein.“ Sie lächelte. „Und ich werde alles tun, um sie zum Erfolg zu führ’n.“

„Natürlich wirst du das.“ Der General deutete auf den toten Gurubashi. „Deine Fähigkeit’n sind lobenswert.“

„Danke, Mylord! Ich werde jemanden schicken, um die Leiche fortzubringen.“ Sie verbeugte sich und ging zur Tür, wobei sie über den Toten hinwegstieg, ohne ihre Schritte zu verlangsamen, so als wäre er ebenso ein Phantom wie der Dolch, den sie nach ihm geworfen hatte.

Der Tod des Gurubashi war eine Demonstration für den Mogu gewesen. Sie hatte nur so getan, als hätte sie das Messer geworfen, das sie gezückt hatte. Tatsächlich hatte sie es wieder in die Hülle an ihrem Oberarm gesteckt, als Kao sich umgedreht hatte, um dem Troll nachzublicken. Was den Gurubashi getötet hatte, war kein unsichtbares Messer gewesen, sondern die Giftnadel des Ringes an ihrer Hand – der Hand, mit der sie ihn geohrfeigt hatte. Nach dem Schlag hatte er noch zehn Sekunden zu leben gehabt, und sie hatte acht Sekunden gehabt, um ihr Messer zu werfen. Ohne tatsächlich Magie zu benutzen, hatte sie so den Anschein erweckt, als wäre ihr Opfer auf magische Weise ums Leben gekommen. Das sollte dem Mogu zu denken geben. Nun musste er sich nämlich fragen, ob die Zandalari während seines langen Schlafes vielleicht neue Kräfte entdeckt hatten.

Diese Art der Täuschung war aber nicht nur für die Mogu bestimmt. Khal’ak hatte das Gefühl, dass sie all ihre Gerissenheit und mehr brauchen würde, um die Shado-Pan zu vernichten. Denn immerhin hatte Vol’jin ihr und den Zandalari den Rücken gekehrt, um an der Seite der Pandaren zu kämpfen. Vermutlich wusste er etwas, das ihr noch vorenthalten war. Und sie war sicher, dass sie sich dieses Wissen mit Blut erkaufen musste.


Chens Anleitung folgend hängten Vol’jin und die anderen so viel Leinwand an den Mast des Bootes, wie er tragen konnte. Der Pandaren war zwar nicht der beste Seemann der Welt, aber er hielt den Wind in ihrem Rücken und steuerte den Kahn nach Süden, Pandaria entgegen. Während sie sich um das Boot kümmerten oder nach Verfolgern Ausschau hielten, mussten sie immer wieder laut auflachen, wann immer sie an ihre Flucht dachten.

Als die Mittagssonne auf sie herabbrannte, stand Vol’jin mit Bruder Cuo mittschiffs. Der Mönch sprach nur wenig, und auch wenn das wohl kaum untypisch für ihn war, fragte der Schattenjäger sich, ob die Ereignisse während ihrer Flucht den Mönch vielleicht noch schweigsamer gemacht hatten.

„Bruder Cuo, was ich mit dem Gurubashi-Soldaten getan habe … Ihm ein Zeichen in die Stirn zu ritz’n ist grausam, das lässt sich nicht verleugnen. Aber ich habe es nicht um der Grausamkeit willen getan.“

Der Pandaren nickte. „Bitte, Meister Vol’jin, ich verstehe, warum du das getan hast, ebenso wie ich verstehe, dass man kein Gleichgewicht erreichen kann, indem man viel wenig gegenüberstellt. In der Theorie ist Frieden die Balance des Krieges, aber in der Praxis kann man Gewalt nicht durch Gewaltlosigkeit ausgleichen, sondern nur durch ein ebenso großes Maß an Gewalt, das der Aggression entgegengesetzt wird.“

Cuo breitete die Pfoten aus. „Du glaubst, wir Shado-Pan sind von der Welt abgeschnitten, vielleicht sogar hinterwäldlerisch, weil wir nicht gesehen haben, was du gesehen hast. Aber ich weiß, dass es viele Nuancen der Gewalt gibt. Welchen Schaden richtet ein Schwerthieb an, wenn er nichts trifft? Was du diesem Troll angetan hast, wird den Feind ablenken, und er wird ins Nichts schlagen. Und weil du die Soldaten getötet hast, ist die Hand, die dieses Schwert führt, nun geschwächt.“

Vol’jin schüttelte den Kopf. „Unsere Feinde werden nicht ins Nichts schlag’n. Sie werden nach uns schlag’n oder, genauer gesagt, nach den Shado-Pan. Was wir getan haben, wird die Mogu mit Grauen erfüll’n, aber es wird die Zandalari dazu zwingen, die Shado-Pan auszumerz’n. Und du hast selbst gesehen, wie groß die Armee ist, die sich auf der Insel versammelt hat.“

„Ein Furcht einflößender Gegner.“ Der Pandaren lächelte. „Deine Zandalari sehen uns als helles Licht, und die Mogu spüren uns als versengende Hitze. Doch sie erkennen nicht, dass wir das Feuer sind. Und das ist ein Irrtum, den sie noch bitter bereuen werden.“


Chen steuerte das kleine Fischerboot in eine winzige Bucht unterhalb der Steinsäule, die der Gipfel der Ruhe war. Sie zogen das Boot bis zur Hochwassermarke auf den Strand, bevor sie es festmachten. Sie wussten, dass sie es nie wieder benutzen würden, aber es einfach so davontreiben zu lassen, wäre ein unwürdiger Dank gewesen, nachdem es ihnen so große Dienste erwiesen hatte.

Anschließend machten sie sich auf den Weg, die felsigen Hänge hinauf. Teilweise mussten sie steile Klippen hochklettern, und Vol’jin stellte sich vor, wie die Zandalari über diese Felswände emporstürmen würden. Vor seinem geistigen Auge sah er sie als wogende schwarze Welle, die sich an dem Berg brach, und einen Moment gab er sich genüsslich der Vorstellung hin, wie eine Lawine sie unter Felsbrocken begraben würde. Zerschmetterte Trolle kullerten die Hänge hinab, während andere ins Meer zurückstürzten, wo sie langsam auf den Grund sanken und ihr letzter Atem als Luftblasen aus ihren Lungen entwich.

Aber die Realität wird anders ausseh’n.

Das bestmögliche Szenario für die Zandalari wäre es, das Kloster überhaupt nicht anzugreifen, sondern stattdessen zwei oder drei Absperrgürtel aus Kriegern um den Berg zu bilden. So könnten sie verhindern, dass die Mönche vom Gipfel der Ruhe hinabstiegen, um bei der Verteidigung von Pandaria zu helfen. Wenn sie dann noch eine Kompanie von Pterrodax-Reitern einsetzten, um die Wolkenschlangen in Schach zu halten, dann müssten die Shado-Pan hilflos mit ansehen, wie die Zandalari und Mogu das Tal der Ewigen Blüten, den Jadewald und die Tonlongsteppe einnahmen. Sobald diese Gebiete erst unter der Kontrolle der Invasoren wären, könnten sie sich in aller Ruhe dem Kloster zuwenden.

Vilnak’dors Problem war jedoch, dass diese Strategie nicht fruchten würde. Die Mogu würden auf die sofortige Vernichtung der Mönche drängen. Die Zandalari konnten diese Aufgabe natürlich nicht den Mogu selbst überlassen, weil sie den Pandaren schon in der Vergangenheit unterlegen waren. Zudem würden die Mogu womöglich ihre Partnerschaft mit den Zandalari hinterfragen, sollte es ihnen dann doch gelingen, die Shado-Pan auszuradieren. Wenn sie das alleine konnten, wofür brauchten sie die Trolle dann überhaupt? Und falls die Mogu versagten, müssten die Zandalari sich noch immer um die Mönche kümmern und sich auch noch mit einem erzürnten Donnerkönig herumschlagen.

Davon abgesehen hatte sich bestimmt schon unter den Trolltruppen herumgesprochen, wie viel Tod ein Schattenjäger und ein Mensch auf der Insel gesät hatten. So wie Gerüchte sich in Militärlagern verselbstständigten, erzählte man sich inzwischen gewiss, dass er von den Mönchen ausgebildet worden war oder dass die Mönche in seiner Begleitung ein spezielles Schattenjäger-Training von ihm erhalten hatten. So oder so, plötzlich barg Pandaria eine neue Gefahr, eine Bedrohung, die sich unbemerkt ins Zandalari-Lager schleichen konnte, und das bedeutete, dass jeder verwundbar war. Das war ganz sicher nicht gut für die Moral.

Vol’jin teilte diese Gedanken mit Taran Zhu, nachdem sie das Kloster erreicht hatten. Der alte Mönch war nicht sonderlich überrascht gewesen, sie wiederzusehen; er hatte gewusst, dass sie nicht tot waren, weil keine ihrer Statuen aus den Knochen des Berges gefallen war. Ebenso wenig wie das Bildnis von Schwester Quan-li, was den Überlebenden Hoffnung machte.

Der Anführer der Shado-Pan stand gemeinsam mit Vol’jin und Tyrathan über einer Karte des Kun-Lai-Distrikts. „Dann ist Eure Einschätzung also, dass die Zandalari Elitetruppen gegen uns ins Feld schicken werden? Nur das kann die Moral der Krieger stärken und die Mogu besänftigen.“

Der Dunkelspeer nickte. „Ich würde es jedenfalls tun, und bei der Gelegenheit mit aller Macht von Zouchin nach Süden vorstoß’n. Einen Teil der Streitmacht würde ich direkt nach Süden schick’n und dann nach West’n, um Euch vom Jadewald und der Tonlongsteppe abzuschneiden. Selbst wenn es den Elitetruppen nicht geling’n sollte, Euch zu töten, könntet Ihr dann nirgendwohin flieh’n.“

Tyrathan tippte mit dem Finger auf den südlichen Rand der Karte. „Falls wir jetzt aufbrechen und uns ins Tal der Vier Winde zurückziehen, würden wir ihrer Falle entgehen. Wir müssten natürlich ein paar Leute hierlassen, damit das Kloster bewohnt aussieht. Sobald dann die Zandalari anrücken, können sie bei Nacht und Nebel mit Wolkenschlangen fliehen.“

Der alte Mönch verschränkte die Hände hinter dem Kopf und nickte nachdenklich. „Ein weiser Plan. Ich werde alle nötigen Vorkehrungen für Eure Evakuierung treffen.“

Vol’jins Augen wurden schmal. „Das klingt, als würdet Ihr nicht mitkomm’n.“

„Kein Shado-Pan wird das Kloster verlassen.“

Der Troll starrte ihn an. „Ich habe die Zandalari auf dies’n Ort gestoßen. Ich habe Euch zu ihrem Hauptziel gemacht. Aber nur weil ich glaubte, Ihr würdet Euch zurückzieh’n und die Verteidigung Pandarias von einem anderen Ort aus leit’n.“

Der Pandaren schüttelte langsam den Kopf. „Ich habe Respekt vor diesem Versuch, Eure Taten zu rechtfertigen, Vol’jin, aber Ihr habt uns nicht zu ihrem Ziel gemacht. Von diesem Ort aus planten die Pandaren den Aufstand gegen die Mogu. Die Geschichte hat uns also zu ihrem Ziel gemacht. Ihr habt dem Ganzen vielleicht ein wenig Nachdruck verliehen, aber sie wären so oder so hierhergekommen. Sie haben gar keine andere Wahl.

Und aus demselben Grund können wir das Kloster nicht verlassen.“ Der Mönch deutete mit der geöffneten Pfote auf die Karte. „Von diesem Ort aus haben wir Pandarias Freiheit errungen. Und nur von diesem Ort aus können wir Pandarias Freiheit wahren. Falls der Gipfel der Ruhe fällt, wird der Frieden für immer aus unserer Heimat weichen. Ihr solltet nach Süden gehen. Eure Völker haben die Macht, sich der Invasion entgegenzustellen. Warnt sie! Bringt sie zur Vernunft!“

Vol’jin schauderte. „Wie viele von Euch werd’n das Kloster verteidig’n?“

„Nun, da Bruder Cuo zurückgekehrt ist, sind wir dreißig.“

„Einunddreißig.“ Tyrathan hakte die Daumen unter seinem Gürtel ein. „Und ich möchte wetten, dass Chen auch hierbleibt.“

„Dann bin ich Nummer dreiunddreißig.“

Taran Zhu verbeugte sich vor ihnen. „Eure Geste macht uns demütig und ehrt Euch, aber ich kann sie nicht akzeptieren. Kehrt zu Euren Völkern zurück. Es gibt keinen Grund für Euch, hier zu sterben.“

Der Troll reckte das Kinn hoch. „Habt Ihr nicht unser Angesicht in die Knoch’n des Berges geschnitzt?“

Der Mönch nickte ernst.

„Dann sind die Shado-Pan unser Volk. Sie sind unsere Familie.“ Vol’jin lächelte. „Davon abgesehen habe ich nicht vor, hier zu sterb’n. Das Sterben, mein Freund, überlasse ich den Zandalari.“

Загрузка...