26

Vilnak’dor starrte ihn an, seine Augen so weit, als wären sie durch die Gläser einer gestohlenen Gnomen-Brille vergrößert. „Hättest du das?“

„Sicher. Es würde Kriegsfürst Kao besänftig’n.“ Vol’jin öffnete die Hände. „Und so, wie du dich kleidest und dich herausputzt, scheint es deine größte Sorge zu sein, die Mogu glücklich zu mach’n. Mich zu töt’n, wäre da genau das Richtige.“ Er ließ die atemlose Fassungslosigkeit des Zandalari einen Moment im Raum hängen, dann fuhr er fort: „Es wäre aber auch ein gewaltiger Fehler. Und es würde euch euren Sieg kost’n.“

„Würde es das?“

„Ohne jeden Zweifel.“ Vol’jins Stimme war so leise und so rau wie während seiner Genesung. „Die Horde hält mich für tot. Ermordet. Doch es gibt Personen, die wiss’n, dass ich überlebt habe. Falls du mich umbringst und damit prahlst, werd’n die Dunkelspeere sich dir niemals anschließ’n. Dann könnte dein König alle Träume von einem vereint’n Trollreich begraben. Nebenbei würdest du die Horde dadurch zu einem stärkeren Feind mach’n, denn ohne mich wird niemand Garrosh noch Widerworte geb’n. Solange ich am Leben bin, muss er jetzt außerdem fürcht’n, dass ich die Wahrheit über die Geschehnisse erzähle. Khal’ak weiß, dass bereits Gerüchte die Runde mach’n. Ich könnte also der Pfeil sein, mit dem du Garrosh ins Herz triffst, wenn die Zeit gekomm’n ist.“

„Ein Pfeil in seinem Herzen, oder ein Dorn in meinem Auge.“

„Ich bin vielen ein Dorn im Auge.“ Der Schattenjäger lächelte bedachtsam. „Du könntest mich und meine Position auch nutz’n, um die Gurubashi und die Amani zu besserer Leistung anzuspornen. Zeige den kleineren Stämmen durch mich, dass auch sie aufsteig’n können! Furcht kann motivieren, aber nur, wenn sie durch Hoffnung ausgeglichen wird.“

Die Augen des alten Zandalari verengten sich zu Schlitzen. „Ich soll die Dunkelspeere also in einen hohen Rang erheb’n, um ein Exempel zu setzen? Ist das dein Preis?“

„Es ist ein angemessener Preis. Schließlich würde dir so geling’n, was dein König nicht geschafft hat: Du würdest die Dunkelspeere an den Verhandlungstisch zurückbring’n.“

Die Verlockung ließ die Augen des Trolls wieder groß werden. „Aber kann ich dir vertrauen?“

Khal’ak nickte. „Er ist motiviert, Meister.“

Vol’jin neigte feierlich den Kopf. „Und nicht nur, weil ihr drei meiner Kamerad’n gefangen haltet. Meine Möglichkeit’n sind begrenzt. Der Anführer der Horde ließ mich ermorden, und die Dunkelspeertrolle sind mir gegenüber zwar loyal, aber ihre Anzahl ist zu klein, um sich allein geg’n die Horde oder eure Macht zu behaupt’n. Das war mir bereits klar, bevor ich die Mogu sah. In der Vergangenheit waren die Pandaren stark genug, aber jetzt? Jetzt brauch’n sie einen Menschen und mich, um geg’n euch zu kämpfen.“

„Aber was ist mit dir persönlich Vol’jin? Was versprichst du dir davon?“ Vilnak’dor breitete die Arme aus. „Möchtest du mich stürz’n? Dich selbst zum Herren der Zandalari aufschwing’n?“

„Würde ich so viel Macht woll’n, würde ich jetzt Orgrimmar beherrschen und auf einem Thron sitz’n, der vor Orcblut glänzt. Nein, dieser Pfad, dieser Wunsch, ist mir verschloss’n.“ Er tätschelte den Dolch, der um seinen linken Oberarm gebunden war. „Ihr seid die Hüter des Zandalari-Erbes. Die Zandalari-Traditionen hab’n euch geformt. Sie bestimmen euer Schicksal. Auch ich hüte eine alte Tradition: Ich bin ein Schattenjäger. Die Zandalari wälzt’n sich noch im Schlamm, da war diese Tradition bereits voll entfaltet.

Meine Entscheidung’n werden von den Loa bestimmt. Die Loa wollen, was für ihr Volk das Beste ist. Hätte Elortha no Shadra mir erklärt, dass dein Tod das Beste für die Trolle sei, hätte dieser kleine Dolch inzwischen dein Auge an die Innenseite deines Schädels genagelt.“

Vilnak’dor versuchte, seine Beherrschung zu wahren, aber die Art, wie er die Arme vor der Brust verschränkte, verriet ihn. „Ist es das, was …“

„Sie hat mir Visionen geschickt, in denen sie ihr Missfall’n ausgedrückt hat, General, aber sie hat nicht verlangt, dass ich dich töte.“ Vol’jin presste die Handflächen zusammen. „Sie hat mich an meine Pflicht’n erinnert. Daran, dass mein Leben, meine Wünsche, in ihrer Hand lieg’n. Dass die Trolle wieder herrsch’n, dass wir zu den alten Traditionen zurückkehr’n, das wünscht sie sich. Indem ich dir diene, diene ich ihr. Sofern du meine Dienste akzeptierst.“

Der aufrichtige Ton von Vol’jins letzten Worten ließ den Zandalari innehalten. Er lächelte milde, während seine Finger an den losen Enden seiner verknoteten Schärpe aus goldener Seide zupften, dann zog sich seine Miene zu einem Ausdruck zusammen, der wohl Scharfsinn und Nachdenklichkeit vermitteln sollte.

Zu dumm, dass er in seiner Mogu-Kleidung wie ein Kind aussieht, vor allem in diesem Raum, wo alles Mogu-Proportionen hat. Die hohen Fenster, vor denen er stand, die schweren, verzierten Vorhänge und die Bilder, die in die Wände gehauen waren – allein die Einrichtung des Raumes ließ Vilnak’dor kleiner erscheinen. Warum Rastakhan ausgerechnet ihn geschickt hatte, konnte Vol’jin nicht verstehen, es sei denn natürlich, weil die Mogu vermutlich keinen Anstoß an diesem General nehmen würden. Zudem gab es neben Vilnak’dor sicher noch andere hochrangige Zandalari, die an dieser Invasion beteiligt waren.

Aber er ist derjenige, mit dem ich mich herumschlag’n muss.

„Ich muss über das Gesagte nachdenk’n, Dunkelspeer.“ Vilnak’dor nickte. „Dein Status als Schattenjäger ist beeindruckend, und deine politisch’n Ratschläge sind wertvoll. Ich werde all diese Dinge in meine Überlegung’n mit einbeziehen.“

„Wie Ihr wünscht, Mylord.“ Vol’jin verbeugte sich nach der Art der Pandaren, dann folgte er Khal’ak nach draußen. Sie marschierten durch die dunklen Korridore, und die Echos ihrer Schritte wisperten durch das schattenverhüllte Gewölbe. Keiner sagte ein Wort, bis sie die Stufen erreicht hatten und wieder zwischen den steinernen Qilen standen.

Hier wandte Vol’jin sich seiner Begleiterin mit offener Miene zu. „Dir ist vermutlich klar, dass wir ihn umbring’n müssen. Er hat wirklich Angst vor mir, wie du sagtest. Und noch mehr Angst vor dem Schattenjäger.“

„Deshalb wird er sich gezwung’n sehen, dich eliminieren zu lassen.“ Sie zog die Brauen zusammen. „Doch er wird sich nicht so tölpelhaft anstell’n wie Garrosh. Außerdem wird er warten, bis die Dunkelspeere dem Bündnis beigetreten sind, dann kann er dich aus dem Weg räumen. Und nach deinem Tod wird man eine Nachricht in deiner Handschrift find’n, die ihn oder eine seiner Marionetten als deinen Nachfolger festlegt.“

„Ich sehe das genauso. Das verschafft uns etwas Zeit.“

„Er wird dich vermutlich ein paar Tage im Gefängnis schmoren lass’n, damit du ihm dankbar bist, wenn er dich dann freilässt.“

Vol’jin nickte. „Dann kannst du in der Zwischenzeit alle nötig’n Vorbereitungen treff’n.“

Bevor sie etwas darauf erwidern konnte, trat Kriegsfürst Kao durch die Tür. Er trug noch immer den Mantel, den man ihm gegeben hatte, dazu hohe Stiefel, goldene Seidenhosen, eine schwarze Tunika, ebenfalls aus Seide, und einen Gürtel aus Gold. Er blieb vor ihnen stehen, nicht aus Überraschung, sondern ganz bewusst.

Hat er uns also nachspioniert.

„Mein Meister hat mir versprochen, dass ich so viele Pandaren abschlachten darf, wie mir beliebt. Sie sind fehlerbehaftete Kreaturen. Wir werden uns bessere Diener erschaffen, und dann werden wir diese Biester ausrotten.“ Der Mogu entblößte seine weißen Zähne. „Einschließlich deiner Begleiter, Troll.“

„Die Weisheit Eures Meisters muss gepriesen werd’n.“ Vol’jin verbeugte sich, zwar weder tief noch lange, aber immerhin.

Der Kriegsfürst schnaubte. „Ich kenne dich, Troll. Ich kenne deine Sorte. Dir öffnet nur Macht die Augen. Aber warte, bis du die Macht meines Meisters siehst. Du wirst lernen, diese Macht zu fürchten.“

Kao breitete die Arme aus, aber nicht in einer Geste der Machtdemonstration. Vielmehr sah er aus wie der Meister eines Jahrmarkts, der seinen Gästen von den Freuden erzählte, die sie im Innern erwarteten. Als er die Hände öffnete und sie nach den Qilen ausstreckte, bewegten sich die Statuen. Der Stein zerbarst nicht, wie es bei seiner Wiedererweckung der Fall gewesen war. Jene Magie war minderwertig gewesen, triviale Taschenspielertricks verglichen hiermit. Die Macht des Donnerkönigs verwandelte grauen Stein übergangslos in lebendes Fleisch und hohläugige Kreaturen in hungrige Monster.

Kao lachte erneut, während die Qilen sich auf ihren Podesten herumdrehten wie Hunde, die den Ruf des Jäger vernommen hatten, sodass sie nun mit dem Gesicht zu ihm saßen. „Deine Pandaren haben diesen Ort nicht erbaut. Selbst in all der Zeit, die sie hatten, wären sie nicht in der Lage gewesen, etwas so Erhabenes zu erschaffen. Der Donnerkönig hat das alles selbst errichtet, durch seine Träume. Jetzt, wo er zu uns zurückgekehrt ist, wird er auch sein Reich wieder errichten. Es gibt keine Kraft auf dieser Welt, die ihn aufhalten könnte, und keine Macht, die ihm verwehren könnte, wonach es ihn verlangt.“

„Dann würde sich nur ein Narr geg’n ihn stellen.“ Vol’jin verbeugte sich etwas respektvoller. „Und ich bin kein Narr.“

Nachdem Kao sich zurückgezogen hatte, seufzte Khal’ak tief. „Das ist ein Feind, den wir uns besser nicht gemacht hätt’n.“

„Mein Fehler.“

„Mehr ein kurzzeitiger Fehltritt. Aber wir können ihn wieder beheb’n.“ Sie trat zu Vol’jin und nahm ihm den Zeremoniendolch ab. „Ich werde Vilnak’dor davon überzeugen, dass du der Schlüssel zu unserem Erfolg bist, dann wird er dich befreien. Bis es so weit ist …“

Der Dunkelspeer lächelte und hob die Hände, damit sie wieder die goldenen Ketten darum schlagen konnte. „Ich bin ein Troll. Ich kann sehr geduldig sein.“

Khal’ak küsste ihn auf die Wange, bevor sie ihn den Wachen übergab. „Bald, Schattenjäger. Sehr bald.“


Vol’jins Gefährten zogen sich auf Befehl der Zandalari von der Tür zurück, als man ihn zurückbrachte, dann begrüßten sie ihn, kaum dass die Wachen wieder verschwunden waren, und baten ihn, alles zu erzählen. Er kam ihrem Wunsch nach, angefangen mit Khal’aks Angebot, gefolgt von seiner Unterhaltung mit dem Anführer der Zandalari bis hin zu Kaos Machtdemonstration.

Cuo sagte nichts, und auch Chen blieb untypisch schweigsam. Der Mensch hob die Arme und griff nach den Gitterstangen an der Oberseite des Käfigs. „An deiner Argumentation gibt es nichts auszusetzen.“

Vol’jin musterte ihn genau. „Du hast dich entschied’n, tot zu bleiben, weil es, sosehr es auch schmerzt, das Beste für deine Familie ist, richtig?“

„Richtig.“

„Und du hast diese Entscheidung getroff’n, weil du die Situation betrachtet hast, wie sie wirklich ist, nicht so, wie du sie dir vorgestellt hast oder sie gerne hättest, richtig?“

Tyrathan nickte. „Wie gesagt, deine Argumente sind logisch.“

Vol’jin ging in die Hocke und senkte die Stimme. „Um das Beste für seine Familie tun zu können, muss man die Wahrheit erkennen und darf sich keinen Illusionen hingeb’n. Aber genau das war das Problem der Zandalari. Und das wird auch immer ihr Problem sein.“

Chen schob sich ein wenig näher heran. „Ich verstehe nicht.“

„Das solltest du aber, mein Freund. Du hast es doch mit eigenen Augen gesehen. Du hast in unser Herz geblickt. Die Zandalari, die Gurubashi, die Amani, sie blick’n auf uns herab. Sie glauben, wir hab’n nichts erreicht, während sie große Reiche aufgebaut und wieder verloren hab’n. Die Gurubashi dachten, sie könnten uns auslösch’n. Aber sie sind gescheitert. Sie sind gescheitert, weil sie nicht die Wahrheit gesehen hab’n.

Die Dunkelspeere haben überlebt, denn wir leb’n in der Welt, die um uns ist, nicht in der Welt, der wir nachtrauern. Sie hingegen messen alles an den imaginären Standards der Vergangenheit, dabei wiss’n sie nicht einmal, wie es in diesen alten Reichen war, nicht wirklich zumindest. Sie kennen nur die romantischen Legend’n über diese Reiche. Ihre Standards sind unrealistisch, und zwar nicht nur, weil sie auf Lüg’n basieren, sondern auch, weil diese Standards in der Welt von heute keinen Platz mehr hab’n.“

Als er Vilnak’dor in der Kleidung der Mogu gesehen hatte, einen Zwerg vor der Architektur seiner Gastgeber, hatte sich in Vol’jins Kopf ein Gedanke herauskristallisiert, der ihn bereits in Träumen und Visionen heimgesucht hatte. Wenn man sich die Geschichte der Trolle in ihrer Gesamtheit ansah, dann war es die Geschichte eines Abstiegs. Einst war ihr Volk vereint gewesen, aber ihre Gesellschaft war zersplittert. Dann hatten die Scherben versucht, sich wieder zu vereinen, zu einem Bild der alten Pracht, wie sie nur in ihrem Kopf existierte. Das war natürlich unmöglich, und bei ihren Versuchen waren sie nur übereinander hergefallen. Auch dass die Zandalari die Trollstämme nun um sich vereinten, hatte weniger mit dem Wunsch zu tun, sie zu ihrer einstigen Erhabenheit zurückzuführen, sondern vielmehr damit, dass sie ihren Platz an der Spitze der Trollzivilisation behaupten wollten. Jede Scherbe, die ein großes Imperium errichten und die Welt beherrschen wollte, versuchte letzten Endes nur zu beweisen, dass sie besser als die anderen Trolle war.

Aber dadurch beweis’n sie nur eines: dass sie nicht glauben, wirklich die Besten zu sein.

Vol’jins Vater, Sen’jin, war nicht so gewesen. Er hatte nur gewollt, was für die Dunkelspeere das Beste war. Dass sie eine Heimat hätten, wo sie frei von Furcht sein könnten, wo sie ungefährdet ihre Wünsche und Bedürfnisse erfüllen könnten. Für jene, die besessen von der Macht, der Vergangenheit und den Träumen eines Großreichs waren, für die mussten solche Ambitionen natürlich lächerlich erscheinen.

Und doch können nur solche Ambitionen der Same eines Reiches sein. Als er von den Ängsten seiner Frau gesprochen hatte, hatte Tyrathan gesagt, alles, was er könne, sei zu töten und zu zerstören. Falls sie das wirklich glaubte, unterschätzte sie ihn, wie Vol’jin fand, aber auf die Zandalari und die Mogu traf ihre Einschätzung vollauf zu. Was sie antrieb, war der Hunger nach Rache, aber was, wenn sie all ihre Feinde vernichtet hätten? Was dann? Würden sie wirklich versuchen, eine friedliche Gesellschaft aufzubauen, oder würden sie sich einfach neue Feinde suchen?

Tyrathan war bereit, sich für seine Familie zu opfern, und Chen würde sein Leben für Li Li oder Yalia geben, ohne auch nur darüber nachzudenken, genauso wie Cuo und die Shado-Pan für Pandaria. Vol’jins Vater hatte sich gleichermaßen für die Seinen geopfert, und Vol’jin würde dasselbe tun. Aber wer ist meine Familie?

Als König Rastakhans Agent Zul versucht hatte, alle Trolle zu versammeln, hatte sich Vol’jin zurückgezogen und erklärt: Die Horde ist meine Familie. Garroshs Mordversuch schien dieser Aussage jegliche Grundlage zu rauben, aber nun wurde dem Dunkelspeer klar, dass das Attentat nicht dazu gedient hatte, die Horde ihrem Ziel näher zu bringen. Seine Ermordung hätte allein Garroshs Zielen gedient. Dass der Orc seinen Tod befohlen hatte, zeigte die Kluft zwischen dem auf, was der Häuptling wollte, und dem, was gut für die Horde war.

Die Horde ist meine Familie. Und es ist meine Pflicht, alles für meine Familie zu geb’n. Vol’jin nickte. Indem er einfach hier in Pandaria blieb und seine Wunden leckte, schadete er der Horde. Das war ein Verrat an seiner Familie und seinen Pflichten.

Als Troll und als Schattenjäger.

Er hatte nicht gelogen, als er Vilnak’dor erklärt hatte, seine Aufgabe als Schattenjäger bestünde darin, das Beste für die Trolle zu tun. Doch in einen blutigen Krieg einzutreten, um ein jahrhundertealtes Reich wiederherzustellen, war nicht das Beste für die Trolle, und nicht etwa deshalb nicht, weil es viele Leben kosten würde, sondern weil es nichts mit den Realitäten der Welt um sie zu tun hatte. Die Horde war seine Familie, und die Dunkelspeere waren Teil der Horde. Die Horde war Teil der Realität, der Gegenwart, und das Schicksal der Trolle war untrennbar mit der Horde verbunden. Diese Tatsache zu ignorieren, wäre unglaublich töricht.

Vol’jin griff nach der goldenen Kette zwischen seinen Handschellen. „Die Vergangenheit ist wichtig. Wir können und müss’n von ihr lernen, aber wir dürfen uns nicht von ihr fesseln lass’n. Was bringen einem uralte Reiche, die von ganz’n Legionen errichtet wurden, wenn man sich hier und jetzt einer einzigen Kompanie von Goblin-Kanonier’n gegenübersieht? Ja, die Vergangenheit ist wichtig, aber nur als Fundament für die Zukunft, die wir darauf erbauen.“

Der Troll richtete einen Finger auf Tyrathan. „Es ist dasselbe wie bei dir, mein Freund. Du bist gut im Töt’n. Aber du kannst auch lernen, gut in etwas anderem zu sein. Obwohl ich zugeb’n muss, dass du uns im Moment als Kämpfer am nützlichsten bist. Was dich angeht, Chen: Dein Wunsch nach einem Zuhause und einer Familie gibt dir Kraft. Viele gute Krieger sind schon an Gegnern gescheitert, die genau das verteidigen wollt’n. Und du, Cuo, du und die Shado-Pan, ihr strebt nach einem Gleichgewicht. Ihr seid das Wasser, auf dem das Schiff segeln kann, und der Anker, der verhindert, dass es zu weit abtreibt.“

Tyrathan blickte zu ihm hinab. „Ich weiß, dass du meine Fähigkeiten im Kampf schätzt, aber ich werde sie nicht in den Dienst der Zandalari stellen.“

„Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass du sie in meinen Dienst stell’n würdest, mein Freund.“ Mit einer einfachen Handbewegung zerbrach Vol’jin die weichen Goldglieder in der Mitte der Kette. „Sie hab’n dieses Gefängnis so gebaut, dass kein Zandalari daraus entkommen kann. Aber ich bin mehr als ein Zandalari. Ich bin ein Dunkelspeer. Ich bin ein Schattenjäger. Es ist Zeit, dass wir ihnen zeig’n, was für einen schrecklich’n Fehler sie gemacht hab’n.“

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