31 Das Haus in der Vollmondstraße

Sie müssen zusammenbleiben«, sagte Elayne energisch.

»Ihr beiden solltet auch nicht allein ausgehen, was das angeht. Immer zu dritt oder zu viert, in ganz Caemlyn. Nur so kann man sicher sein.« Lediglich zwei der Spiegelkandelaber waren entzündet, sechs Flammen erfüllten das Wohnzimmer mit schwachem Licht und Lilienduft — so viel von dem Lampenöl war mittlerweile verdorben, dass es fast immer parfümiert war —, aber das knisternde Feuer im Kamin fing an, etwas von der Kühle der frühen Stunde zu vertreiben.

»Es gibt Augenblicke, in denen eine Frau etwas Zeit für sich haben will«, erwiderte Sumeko ruhig, so als wäre nicht gerade eine weitere Kusine gestorben, weil sie hatte allein sein wollen. Zumindest ihre Stimme war ruhig, aber dicke Hände strichen unablässig über die dunkelblauen Röcke.

»Wenn Ihr ihnen keine Angst einjagt, Sumeko, dann werde ich es tun«, sagte Alise, und ihr für gewöhnlich so gutmütiges Gesicht war streng. Sie sah wie die ältere der beiden aus — im Gegensatz zu Sumekos glänzendem schwarzen Haar, das über die stämmigen Schultern fiel, wies das ihre graue Strähnen auf —, tatsächlich war sie fast zweihundert Jahre jünger. Alise war unerschrocken gewesen, als Ebou Dar gefallen war und sie vor den Seanchanern fliehen mussten, aber auch ihre Hände strichen nervös über die braunen Röcke.

Die von Essandes Nichte Melfane festgesetzte Schlafenszeit war schon lange vergangen, aber so müde Elayne auch war, sobald sie einmal aufwachte, konnte sie nicht mehr eins chlafen, und warme Ziegenmilch half nicht. Warme Ziegenmilch schmeckte noch grauenhafter als kalte. Sie würde dem verfluchten Rand al'Thor so lange warme verfluchte Ziegenmilch einflößen, bis sie ihm wieder aus den Ohren herauskam! Direkt nachdem sie herausgefunden hatte, was ihn so schlimm verletzt hatte, dass sie einen stechenden Schmerz in dem kleinen Knoten in ihrem Hinterkopf verspürt hatte, der ihn verkörperte und der sonst so nichtssagend wie ein Stein blieb. Seitdem war er auch wieder wie ein Stein gewesen, also ging es ihm gut, aber etwas hatte ihn so schlimm verletzt, dass sie es hatte spüren können. Und warum Reiste er so oft? An dem einen Tag war er tief im Südosten, am nächsten im Nordwesten und noch ferner, am Tag darauf irgendwo anders. Flüchtete er vor dem, der ihn verletzt hatte, wer auch immer das war? Aber sie hatte im Moment ihre eigenen Sorgen.

Ruhelos und unfähig zum Schlafen, hatte sie das Erstbeste angezogen, was zur Hand gewesen war, ein dunkelgraues Reitkleid, und war spazieren gegangen, um die Stille des Palasts in den ersten Stunden des neuen Tages zu genießen, wenn selbst die Dienerschaft im Bett war und die flackernden Fackeln außer ihr das Einzige waren, das in Bewegung war. Sie und ihre Leibwächterinnen, aber sie lernte es, ihre Anwesenheit zu ignorieren. Sie genoss die Einsamkeit, bis die beiden Frauen ihr begegnet waren und die traurige Nachricht überbracht hatten, die sonst bis zum Sonnenaufgang gewartet hätte. Sie hatte sie in das kleinere der Wohnzimmer geführt, um die Angelegenheit hinter einem Schutzgewebe gegen Lauscher ausführlich zu besprechen.

Sumeko bewegte ihre Massen in dem Lehnstuhl und starrte Alise böse an. »Reanne hat Euch die Grenzen immer wieder verschieben lassen, aber als Älteste erwarte ich…«

»Ihr seid nicht die Älteste, Sumeko«, erwiderte die kleinere Frau kühl. »Ihr habt hier die Autorität, aber den Regeln zufolge besteht das Nähkränzchen aus den dreizehn Ältesten von uns in Ebou Dar. Wir sind aber nicht mehr in Ebou Dar, also gibt es auch kein Nähkränzchen.«

Sumekos rundes Gesicht wurde so hart wie Granit. »Immerhin gebt Ihr zu, dass ich die Autorität habe.«

»Und ich erwarte von Euch, dass Ihr sie benutzt, um zu verhindern, dass noch mehr von uns ermordet werden. Es reicht nicht, es vorzuschlagen, Sumeko, ganz egal, wie nachdrücklich Ihr es auch vorschlagt. Es reicht nicht.«

»Streiten bringt uns nicht weiter«, sagte Elayne. »Ich weiß, dass ihr nervös seid. Ich bin es auch.« Beim Licht, drei mit der Einen Macht ermordete Frauen in den vergangenen zehn Tagen, und vermutlich sieben davor, das reichte, um einen Amboss nervös werden zu lassen. »Aber uns anzufauchen ist das Schlimmste, was wir tun können. Sumeko, Ihr müsst ein Machtwort sprechen. Es ist mir egal, wie sehr jemand seine Privatsphäre schätzt, niemand kann auch nur eine Minute lang allein sein. Alise, benutzt Eure Überredungskünste.« Überredungskunst war nicht das richtige Wort. Alise überredete niemanden. Sie erwartete einfach, dass die Leute das taten, was sie sagte, und meistens funktionierte das auch. »Überzeugt die anderen, dass Sumeko Recht hat. Ihr beiden müsst…«

Die Tür öffnete sich und ließ Deni ein, die sie wieder hinter sich schloss und sich dann verbeugte, eine Hand auf dem Schwertgriff, die andere auf ihrer langen Keule. Die rot lackierten und mit weißen Rändern versehenen Harnische und Helme waren erst gestern geliefert worden, und die kräftige Frau hatte gelächelt, seit sie sie angelegt hatte, aber jetzt schaute sie hinter den Gesichtsstangen des Helms ernst drein. »Entschuldigt die Unterbrechung, meine Lady, aber da ist eine Aes Sedai, die Euch zu sehen verlangt. Ihrer Stola nach zu urteilen eine Rote. Ich habe ihr gesagt, dass Ihr vermutlich schlaft, aber sie war bereit, selbst hereinzukommen und Euch zu wecken.«

Eine Rote. Gelegentlich gab es Berichte, dass Rote in der Stadt waren, wenn auch nicht mehr so oft wie früher — die meisten Aes Sedai in der Stadt verzichteten auf ihre Stolen und verbargen ihre Ajah —, doch was konnte eine Rote von ihr wollen? Sicherlich wussten mittlerweile alle von ihnen, dass sie an Egwenes Seite stand und damit gegen Elaida war. Es sei denn, es versuchte endlich jemand, sie wegen des Handels mit dem Meervolk zur Rechenschaft zu ziehen.

»Sagt ihr, dass ich…«

Die Tür öffnete sich wieder, prallte gegen Denis Rücken und schubste sie aus dem Weg. Die Frau, die eintrat und die im Rebenmuster bestickte Stola so über die Arme drapiert hatte, dass die langen roten Fransen eindeutig zur Geltung kamen, war groß, schlank und hatte eine Haut wie Kupfer. Eigentlich hätte sie ganz hübsch sein können, aber ihr Mund war so verkniffen, dass ihre vollen Lippen schmal erschienen. Ihr Reitgewand war so dunkel, dass es schwarz erschien, aber das matte Licht der Kandelaber brachte einen roten Glanz zum Vorschein, und die abgenähten Röcke waren mit einem helleren Rot geschlitzt. Duhara Basaheen machte niemals ein Geheimnis aus ihrer Ajah. Einst wären Sumeko und Alise wie der Blitz aufgesprungen, um vor einer Aes Sedai einen Knicks zu machen, aber jetzt blieben sie sitzen und musterten sie. Deni, die sonst immer gelassen erschien, runzelte die Stirn und fummelte an ihrer Keule herum.

»Wie ich sehe, stimmen die Geschichten, dass Ihr die Wilden um Euch versammelt«, sagte Duhara. »Eine echte Schande. Ihr beiden da, raus hier. Ich will allein mit Elayne sprechen. Wenn ihr schlau seid, reist ihr heute Nacht noch ab, in getrennte Richtungen, und sagt den anderen eures Schlages, das Gleiche zu tun. Die Weiße Burg nimmt es übel, wenn sich Wilde zusammenrotten. Wenn die Weiße Burg etwas übel nimmt, sind schon Throne erbebt.« Weder Sumeko noch Alise rührten sich. Alise hob sogar eine Braue.

»Sie können bleiben«, sagte Elayne kühl. Dank der Macht in ihr waren ihre Gefühle nicht außer Kontrolle. Sie waren ganz ruhig und bestanden aus eiskaltem Zorn. »Sie sind hier willkommen. Ihr dagegen… Elaida wollte mich entführen lassen, Duhara. Entführen! Ihr könnt gehen.«

»Ein armseliger Empfang, Elayne, wo ich doch sofort nach meiner Ankunft zum Palast gekommen bin. Und das nach einer Reise, deren Beschreibung so quälend wäre, wie sie zu ertragen war. Andor hat immer gute Beziehungen zur Burg gehabt. Die Burg will dafür sorgen, dass sie gut bleiben. Seid Ihr sicher, dass diese Wilden alles hören sollen, was ich Euch zu sagen habe? Nun gut. Wenn Ihr darauf besteht.« Sie rauschte zu einer der mit Schnitzereien verzierten Kommoden, rümpfte die Nase über die Silberkanne mit Ziegenmilch und schenkte sich einen Becher dunklen Wein ein, bevor sie sich auf einen Elayne gegenüberstehenden Stuhl setzte. Deni machte eine Bewegung, als wollte sie versuchen, sie rauszuschleifen, aber Elayne schüttelte den Kopf. Die Domani-Schwester ignorierte die Kusinen, als hätten sie zu existieren aufgehört. »Die Frau, die Euch betäubt hat, ist bestraft worden, Elayne. Sie wurde vor ihrem eigenen Geschäft ausgepeitscht, und jeder Bewohner ihres Dorfes war Zeuge.« Duhara trank ihren Wein und wartete darauf, dass Elayne etwas erwiderte.

Sie sagte nichts. Sie wusste ganz genau, dass Ronde Macura wegen ihres Versagens ausgepeitscht worden war und nicht, weil sie ihr diesen widerwärtigen Tee gegeben hatte, aber dieses Eingeständnis hätte Duhara nur auf die Frage gebracht, woher sie das wusste, und das führte möglicherweise zu Dingen, die im Verborgenen bleiben mussten.

Das Schweigen zog sich hin, und schließlich fuhr die andere Frau fort. »Ihr müsst wissen, die Weiße Burg möchte sehr gern, dass Ihr den Löwenthron besteigt. Um das zu gewährleisten, hat mich Elaida als Eure Beraterin hergeschickt.«

Elayne konnte nicht anders, sie musste lachen. Elaida hatte ihr eine Beraterin geschickt? Es war so lächerlich! »Ich habe Aes Sedai, die mich beraten, wenn ich Rat brauche, Duhara. Ihr müsst doch wissen, dass ich gegen Elaida bin. Ich würde von dieser Frau nicht einmal ein Paar Strümpfe annehmen.«

»Eure sogenannten Beraterinnen sind Rebellen, Kind«, sagte Duhara scheltend und betonte das Wort »Rebellen« mit schwerem Missfallen. Sie gestikulierte mit dem silbernen Weinbecher. »Warum, glaubt Ihr wohl, stehen so viele Häuser gegen Euch, und warum sind so viele schwankend? Sie wissen sicherlich, dass Euch in Wirklichkeit die Unterstützung der Burg fehlt. Mit mir als Eurer Beraterin wird sich das ändern. Ich könnte Euch die Krone innerhalb einer Woche aufsetzen. Schlimmstenfalls sollte es nicht länger als einen oder zwei Monate dauern.«

Elayne begegnete dem Blick ihres Gegenübers ganz ruhig.

Ihre Hände wollten sich zu Fäusten ballen, aber sie hielt sie ganz still auf ihrem Schoß. »Selbst wenn dem so wäre, würde ich Euch ablehnen. Ich rechne jeden Tag mit der Nachricht, dass man Elaida abgesetzt hat. Die Weiße Burg wird wieder vereint sein, und dann wird niemand mehr behaupten können, dass mir ihre Unterstützung fehlt.«

Duhara musterte einen Augenblick lang ihren Wein, ihr Gesicht eine Maske der Aes-Sedai-Gelassenheit. »Das wird für Euch etwas unerfreulich werden«, sagte sie, als hätte Elayne nichts gesagt. »Das ist der Teil, von dem ich annahm, Ihr wolltet nicht, dass ihn die Wilden hören. Und diese Wache. Glaubt sie, ich würde Euch angreifen? Egal. Sobald die Krone fest auf Eurem Kopf sitzt, werdet Ihr einen Regenten einsetzen müssen, weil Ihr dann nämlich in die Burg zurückkehren müsst, um Eure Ausbildung zu vollenden und schließlich die Prüfung für die Stola abzulegen. Ihr müsst keine Angst haben, wegen Eures Weglaufens geprügelt zu werden. Elaida akzeptiert, dass Siuan Sanche Euch befohlen hat, die Burg zu verlassen. Sich fälschlicherweise als Aes Sedai auszugeben ist eine andere Sache. Dafür werdet Ihr mit Tränen zahlen.« Sumeko und Alise rührten sich, und Duhara beachtete sie wieder. »Ah, habt Ihr nicht gewusst, dass Elayne in Wirklichkeit nur eine Aufgenommene ist?«

Elayne stand auf und starrte auf Duhara herunter. Für gewöhnlich war einer, der saß, einem Stehenden gegenüber im Vorteil, aber sie machte ihren Blick hart und ihre Stimme noch härter. Am liebsten hätte sie die Frau geohrfeigt! »Ich wurde von Egwene al'Vere zur Aes Sedai erhoben an dem Tag, an dem sie zur Amyrlin erhoben wurde. Ich habe die Grüne Ajah gewählt und wurde aufgenommen. Behauptet nie wieder, ich wäre keine Aes Sedai, Duhara. Soll man mich zu Asche verbrennen, wenn ich das ungestraft dulde!«

Duharas Mund wurde so verkniffen, dass ihre Lippen wie Schlitze erschienen. »Denkt nach, und Ihr werdet die Realität Eurer Situation erkennen«, sagte sie schließlich. »Denkt gründlich nach, Elayne. Eine Blinde könnte sehen, wie sehr Ihr mich braucht, und den Segen der Weißen Burg. Wir sprechen später noch einmal. Lasst mich zu meinen Gemächern bringen. Ich bin mehr als bereit für mein Bett.«

»Ihr werdet Euch ein Zimmer in einem Gasthaus suchen müssen, Duhara. Jedes Bett im Palast wird bereits von drei oder vier Personen benutzt.« Und wenn Dutzende von Betten frei gewesen wären, hätte sie Duhara keines angeboten. Sie drehte sich um, ging zum Kamin und wärmte sich die Hände. Die vergoldete Pendeluhr auf dem Marmorsims schlug drei Mal. Vielleicht noch einmal so viele Stunden bis Sonnenaufgang. »Deni, lasst Duhara von jemandem zum Tor geleiten.«

»So einfach werdet Ihr mich nicht los, Kind. Niemand wird die Weiße Burg einfach los. Denkt nach, und Ihr werdet einsehen, dass ich Eure einzige Hoffnung bin.« Seide raschelte auf Seide, als sie das Zimmer verließ, und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Es war durchaus nicht unwahrscheinlich, dass Duhara Ärger machen würde, nur um dann gebraucht zu werden, aber ein Problem nach dem anderen.

»Hat sie Zweifel in euch geweckt?«, sagte Elayne und wandte sich vom Feuer ab.

»Nein«, erwiderte Sumeko. »Vandene und die anderen beiden akzeptieren Euch als Aes Sedai, also müsst Ihr eine sein.« Ihre Stimme verriet feste Überzeugung, andererseits hatte sie genügend Gründe, es glauben zu wollen. Wenn Elayne eine Lügnerin war, waren ihre Träume gestorben, zur Burg zurückzukehren oder sich der Gelben Ajah anzuschließen.

»Aber diese Duhara glaubt, die Wahrheit gesagt zu haben.« Ahse breitete die Hände aus. »Ich sage nicht, dass ich an Euch zweifle. Das tue ich nicht. Aber die Frau glaubt daran.«

Elayne seufzte. »Die Situation ist… kompliziert.« Das war so, als würde man sagen, Wasser ist nass. »Ich bin Aes Sedai, aber Duhara glaubt es nicht. Sie kann es nicht, weil sie dann zugeben müsste, dass Egwene al'Vere wirklich der Amyrlin-Sitz ist, und das wird Duhara nicht tun, bevor Elaida gestürzt ist.« Sie hoffte, dass Duhara es dann glauben würde. Oder es zumindest akzeptierte. Die Burg musste wieder geeint werden. »Sumeko, werdet Ihr den Kusinen befehlen, in der Gruppe zusammenzubleiben? Immer?« Die stämmige Frau murmelte ihre Zustimmung. Im Gegensatz zu Reanne hatte Sumeko kein Gespür für die Führung, und sie gefiel ihr auch nicht. Bedauerlich, dass keine ältere Kusine gekommen war, um ihr die Last abzunehmen. »Alise, Ihr sorgt dafür, dass sie gehorchen?« Alises Zustimmung kam schnell und energisch. Sie wäre die perfekte Kandidatin gewesen, hätten die Kusinen ihre Rangordnung nicht durch das Alter entschieden. »Dann haben wir getan, was wir können. Ihr solltet schon lange im Bett liegen.«

»Ihr auch«, sagte Alise, als sie aufstand. »Ich könnte Melfane kommen lassen.«

»Es ist nicht notwendig, auch ihr den Schlaf zu rauben«, sagte Elayne hastig. Und entschieden. Melfane war klein und stämmig, eine fröhliche Frau, die gern lachte, aber auch in anderer Hinsicht anders als ihre Tante war. Doch fröhlich oder nicht, die Hebamme war eine Tyrannin, die es nicht mit Wohlgefallen zur Kenntnis nehmen würde, dass sie noch wach war. »Ich schlafe, wenn ich kann.«

Nachdem sie weg waren, ließ sie Saidar los und nahm ein Buch aus dem Stapel auf der zweiten Kommode, wieder einmal eine Geschichte Andors, aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Ohne die Macht war ihr mürrisch zumute. Sollte sie doch zu Asche verbrennen, sie war so müde, dass sich ihre Augen wie mit Sand gefüllt anfühlten. Aber ihr war klar, dass, wenn sie sich hinlegen würde, sie nur bis zum Sonnenaufgang an die Decke starren würde. Sie hatte die Seite nur wenige Minuten angestarrt, als Deni erneut eintrat.

»Meister Norry ist hier, meine Lady, mit diesem Hark.

Sagte, er hätte gehört, dass Ihr noch wach seid, und ob Ihr wohl ein paar Minuten Zeit für ihn hättet?«

Er hatte gehö rt, dass sie noch wach war? Wenn er sie bespitzeln ließ…! Die Bedeutung durchbrach ihre mürrische Stimmung. Hark. Er hatte Hark nicht mehr seit diesem ersten Besuch mitgebracht, und das war vor zehn Tagen gewesen. Nein, jetzt elf Tagen. Verdrossenheit wich Überschwänglichkeit. Sie befahl Deni, sie hereinzubringen, und folgte ihr bis in den Vorraum, wo ein gemusterter Teppich den größten Teil der roten und weißen Fliesen bedeckte. Auch hier waren nur ein paar Kandelaber entzündet und verbreiteten ein schwaches, flackerndes Licht und Rosenduft.

Meister Norry sah mehr denn je wie ein weißbrüstiger Watvogel aus, mit seinen langen, spindeldürren Schenkeln und den abstehenden Haarbüscheln hinter den Ohren, aber ausnahmsweise schien er einmal aufgeregt zu sein. Er rieb sich doch tatsächlich die Hände. In dieser Nacht hatte er seine Ledermappe nicht dabei; selbst in dem schwachen Licht waren die Tintenflecken auf seinem blutroten Wappenrock zu sehen. Einer hatte das Haarbüschel am Schwanz des Weißen Löwen schwarz verfärbt. Er machte eine steife Verbeugung, und der unauffällige Hark imitierte ihn unbeholfen, dann führte er noch den Knöchel an die Stirn, um sicherzugehen. Er trug ein dunkleres Braun als zuvor, aber immer noch den gleichen Gürtel. »Verzeiht die Störung zu so früher Stunde, meine Lady«, begann Norry in seinem trockenen Tonfall.

»Woher habt Ihr gewusst, dass ich noch wach bin?«, wollte sie wissen, weil ihre Gefühle wieder verrückt spielten.

Norry blinzelte, von der Frage überrascht. »Eine der Köchinnen hat erwähnt, Euch warme Ziegenmilch geschickt zu haben, als ich mir selbst welche holte, meine Lady. Ich finde warme Ziegenmilch sehr beruhigend, wenn ich nicht schlafen kann. Aber sie hat auch Wein erwähnt, also bin ich davon ausgegangen, dass Ihr Besucher habt und möglicherweise noch wach seid.«

Elayne schnaubte. Sie wollte noch immer jemanden anschreien. Das aus ihrer Stimme herauszuhalten bedurfte einer Anstrengung. »Ich nehme an, dass Ihr einen Erfolg zu vermelden habt, Meister Hark?«

»Ich bin ihm gefolgt, so wie Ihr gesagt habt, meine Lady, und er ist in drei Nächten zu demselben Haus gegangen, heute eingeschlossen. Es ist in der Vollmondstraße in der Neustadt, jawohl. Der einzige Ort, den er besucht, abgesehen von Schenken und Gemeinschaftsräumen. Er trinkt was, ja. Spielt auch oft Würfel.« Der Mann zögerte, rang nervös die Hände. »Ich kann doch jetzt gehen, nicht wahr, meine Lady? Ihr befreit mich von dem, was Ihr mir auch immer auferlegt habt, oder?«

»Dem Steuerregister zufolge gehört das Haus Lady Shiaine Avarhin, meine Lady«, sagte Norry. »Sie scheint die Letzte ihres Hauses zu sein.«

»Was könnt Ihr mir noch über diesen Ort erzählen, Meister Hark? Wer lebt dort außer Lady Shiaine?«

Hark rieb sich unbehaglich die Nase. »Nun, ich weiß nicht, ob sie dort leben, meine Lady, aber heute Nacht sind dort zwei Aes Sedai. Ich habe gesehen, wie eine von ihnen Mellar herausließ, während die andere eintrat, und die, die eintrat, sagte: ›Schade, dass wir nur zu zweit sind, Falion, so wie uns Lady Shiaine auf Trab hält.‹ Bloß hat sie ›Lady‹ so gesagt, als würde sie das gar nicht so meinen. Komisch. Sie trug eine streunende Katze, und die war genauso dürr wie sie.« Er machte eine plötzliche, nervöse Verbeugung. »Bitte um Verzeihung, meine Lady. Wollte niemanden beleidigen, so von einer Aes Sedai zu sprechen, aber ich brauchte eine Minute, um zu erkennen, dass sie Aes Sedai war. Da fiel genug Licht aus der Eingangshalle, das tat es, aber sie war so dünn und schlicht, mit einer breiten Nase, dass sie niemand auf den ersten Blick für eine Aes Sedai gehalten hätte.«

Elayne legte ihm die Hand auf den Arm. Aufregung brodelte in ihrer Stimme, und sie unterdrückte sie nicht. »Wie hat ihr Akzent geklungen?«

»Ihr Akzent, meine Lady? Nun, die mit der Katze, sie war direkt hier aus Caemlyn, würde ich sagen. Die andere… Nun, sie hat nicht mehr als zwei Sätze gesagt, aber ich würde sagen, sie war eine Kandori. Nannte die andere Marillin, wenn das hilft, meine Lady.«

Lachend tänzelte Elayne ein paar Schritte. Sie wusste jetzt, wer Mellar auf sie angesetzt hatte, und es war schlimmer, als sie befürchtet hatte. Marillin Gemalphin und Falion Bhoda, zwei Schwarze Schwestern, die nach Morden aus der Burg geflohen waren. Das hatte einen Diebstahl ermöglichen sollen, aber es waren die Morde, für die sie gedämpft und hingerichtet werden würden. Um sie und die anderen in ihrer Begleitung aufzuspüren, waren Nynaeve, Egwene und sie aus der Burg losgeschickt worden. Die Schwarze Ajah hatte Mellar in ihrer unmittelbaren Nähe platziert, vermutlich nur um sie auszuspionieren, aber es war trotzdem eine furchteinflößende Vorstellung. Schlimmer, als sie gefürchtet hatte, und doch, die beiden jetzt zu finden, das war, als würde sich ein Kreis schließen.

Hark starrte sie mit offenem Mund an. Meister Norry musterte bemüht den befleckten Löwenschwanz. Sie hörte auf zu tanzen und faltete die Hände. Männer waren albern!

»Wo ist Mellar jetzt?«

»In seinem Gemach, glaube ich«, sagte Norry.

»Meine Lady, nehmt Ihr es jetzt von mir?«, bat Hark. »Und ich kann gehen? Ich habe getan, was Ihr verlangt habt.«

»Zuerst müsst Ihr uns zu diesem Haus führen«, sagte sie und schoss an ihm vorbei auf die Türflügel zu. »Dann reden wir darüber.« Sie steckte den Kopf in den Korridor und fand Deni und sieben weitere Gardistinnen zu beiden Seiten der Türen aufgereiht vor. »Deni, jemand soll Lady Birgitte so schnell wie möglich holen, und jemand anders soll die Aes Sedai wecken und sie bitten zu kommen, zusammen mit ihren Behütern und zum Ritt bereit. Dann geht Ihr und weckt so viele Gardistinnen, wie Ihr Eurer Meinung nach braucht, um Mellar festzunehmen. Ihr braucht dabei nicht zu sanft vorzugehen. Die Anklagen sind Mord und ein Schattenfreund zu sein. Sperrt ihn in einem der Vorratsräume im Keller ein, mit einer starken Wache.« Die stämmige Frau lächelte breit und fing an Befehle zu geben, als Elayne wieder hineinging.

Hark rang die Hände und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Meine Lady, was meint Ihr damit, wir reden darüber? Ihr habt mir versprochen, mich von dieser Bürde zu befreien, wenn ich dem Mann folge, das habt Ihr. Und ich habe es getan, also müsst Ihr Euer Wort halten.«

»Ich habe nie gesagt, ich würde das Findegewebe entfernen, Meister Hark. Ich sagte, man würde Euch nach Baerlon ins Exil schicken, statt Euch zu hängen, aber würdet Ihr nicht lieber in Caemlyn bleiben?«

Der Mann riss die Augen auf, versuchte ehrlich auszusehen. Und scheiterte. Er lächelte sogar. »O nein, meine Lady. Ich habe von der frischen Landluft in Baerlon geträumt, das habe ich. Ich wette, dort muss man sich nie darüber Sorgen machen, verdorbenes Fleisch in seinem Eintopf zu finden. Hier muss man sorgfältig an allem riechen, bevor man etwas isst. Ich freue mich darauf, das tue ich.«

Elayne setzte die strenge Miene auf, die ihre Mutter immer gezeigt hatte, wenn sie ein Urteil verhängte. »Ihr wärt zwei Minuten nach den Gardisten, die Euch dort hinbringen würden, aus Baerlon verschwunden. Und dann würdet Ihr hängen, weil Ihr Euer Exil verlassen hättet. Es ist viel besser für Euch, wenn Ihr in Caemlyn bleibt und Euch nach einer neuen Beschäftigung umseht. Meister Norry könntet Ihr einen Mann mit Harks Talenten gebrauchen?«

»Das könnte ich, meine Lady«, erwiderte Norry, ohne auch nur einen Moment lang nachzudenken. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen, und Elayne erkannte, was sie getan hatte. Sie hatte ihm ein Werkzeug gegeben, mit dem er sich in Frau Harfors Kompetenzen einmischen konnte. Aber daran war jetzt nichts mehr zu ändern.

»Diese Arbeit wird nicht so lukrativ wie Euer früheres ›Handwerk‹ sein, Meister Hark, aber Ihr werdet dafür nicht hängen.«

»Sie wird was nicht sein, meine Lady?« Hark kratzte sich am Kopf.

»Sie wird nicht so viel Geld einbringen. Was sagt Ihr?

Baerlon, wo Ihr mit Sicherheit einen Beutel aufschneiden oder flüchten und so oder so hängen würdet, oder Caemlyn, wo Ihr eine geregelte Arbeit habt, ohne Furcht vor dem Henker. Solange Ihr nicht wieder als Beutelschneider arbeitet.«

Hark schwankte, rieb sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich brauche etwas zu trinken, das brauche ich«, murmelte er heiser. Vermutlich glaubte er, das Findegewebe würde ihr verraten, falls er wieder einen Geldbeutel stahl. Falls dem so war, hatte sie nicht vor, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.

Meister Norry sah ihn streng an, aber als er den Mund aufmachte, sagte sie: »Im kleinen Wohnzimmer ist Wein. Lasst ihn einen Becher trinken, dann kommt er zu mir in das große Wohnzimmer.«

Das große Wohnzimmer war dunkel, als sie es betrat, aber sie lenkte die Macht, um die Spiegelkandelaber vor den dunkel getäfelten Wänden zu entzünden und das bereits sauber aufgeschichtete Holz in den sich gegenüber befindlichen Kaminen. Dann nahm sie auf einem der Stühle mit den niedrigen Lehnen um den an der Kante mit Schnörkeln verzierten Tisch Platz und ließ Saidar wieder los. Seit ihrem Experiment, die Macht den ganzen Tag lang zu halten, hatte sie sie nicht mehr länger als nötig festgehalten. Ihre Stimmung schwang von freudiger Erregung zu düsterer Sorge und wieder zurück. Einerseits musste sie Mellar nicht länger ertragen und würde bald zwei Schwarze Schwestern in der Hand haben. Ihre Befragung führte möglicherweise zum Rest von ihnen oder würde zumindest ihre Pläne enthüllen. Und wenn nicht, diese Shiaine würde ihre eigenen Geheimnisse haben. Jeder, der zwei Schwarze Schwestern »auf Trab« hielt, würde Geheimnisse haben, die zu erfahren sich lohnte. Andererseits, was würde Duhara tun, um sie zu zwingen, sie als Beraterin zu akzeptieren? Duhara würde sich auf irgendeine Weise einmischen, aber ihr fiel nichts ein, was es sein mochte. Sollte man sie doch zu Asche verbrennen, sie konnte nicht noch mehr Schwierigkeiten zwischen sich und dem Thron gebrauchen. Mit etwas Glück würde sie heute Nacht nicht nur zwei Schwarze Schwestern gefangen nehmen, möglicherweise würde sie auch noch eine dritte entlarven, eine zehnfache Mörderin. Sie überdachte alles immer wieder, ging von Falion und Marillin zu Duhara, und das selbst noch, nachdem sich Meister Norry und Hark zu ihr gesellt hatten.

Hark wollte sich mit einem Silberbecher in der Hand an den Tisch setzen, aber Norry tippte ihm auf die Schulter und deutete mit dem Kopf auf eine Ecke. Mit finsterer Miene begab sich Hark dorthin. Er musste zu trinken angefangen haben, sobald der Becher gefüllt worden war, denn er leerte ihn mit einem großen Schluck und drehte ihn dann unablässig zwischen den Händen, während er ihn anstarrte. Plötzlich richtete er ein einschmeichelndes Lächeln in ihre Richtung. Was auch immer er auf ihrem Gesicht las, es ließ ihn zusammenzucken. Er eilte zu dem langen Tisch an der Wand, stellte den Becher mit übertriebener Sorgfalt ab und eilte zurück in seine Ecke.

Birgitte traf als Erste ein, der Bund war voller müder Unzufriedenheit. »Ein Ritt?«, fragte sie, und als Elayne erklärt hatte, erhob sie Einwände. Nun, zum Teil waren es Einwände, bei dem Rest handelte es sich um schlichte Beleidigungen.

»Was für einen hirnverbrannten, schwachsinnigen Plan, Birgitte?«, fragte Vandene, als sie den Raum betrat. Sie trug ein Reitgewand, das lose an ihrem Körper hing. Es hatte ihrer Schwester gehört und hätte ihr zu Adeleas Lebzeiten perfekt gepasst, aber die weißhaarige Frau hatte Gewicht verloren. Ihr drahtiger Behüter Jaem warf einen Blick auf Hark und stellte sich so, dass er den Mann im Auge behalten konnte. Hark lächelte zaghaft, aber es verblich, als Jaems Ausdruck eisenhart blieb. Das graue Haar des Behüters lichtete sich, doch es war nichts Sanftes an ihm.

»Sie will heute Nacht zwei Schwarze Schwestern gefang en nehmen«, erwiderte Birgitte und warf Elayne einen harten Blick zu.

»Zwei Schwarze Schwestern?«, rief Sareitha aus, die durch die Tür kam. Sie zog den schwarzen Umhang enger, als würden die Worte sie frösteln lassen. »Wen?« Ihr Behüter Ned, ein großer, breitschultriger junger Mann mit blondem Haar, musterte Hark und berührte den Schwertgriff. Auch er wählte einen Platz, von dem aus er den Mann im Auge behalten konnte. Hark bewegte sich unruhig. Möglicherweise dachte er darüber nach, einen Fluchtversuch zu machen.

»Falion Bhoda und Marillin Gemalphin«, sagte Elayne. Sareithas Lippen wurden schmal.

»Was ist mit Falion und Marillin?«, fragte Careane, als sie ins Zimmer rauschte. Ihre Behüter waren sehr unterschiedliche Männer, ein hochgewachsener schlaksiger Tairener, ein gertenschlanker Saldaeaner und ein breitschultriger Cairhiener. Sie tauschten einen Blick aus, und Tavan, der Cairhiener, lehnte sich an die Wand und beobachtete Hark, während Cieryl und Venr auf der Türschwelle stehen blieben. Hark wurde blass um die Nase.

Es blieb Elayne nichts anderes übrig, als alles noch einmal von vorn zu erklären. Was sie mit einer wachsenden Ungeduld tat, die nichts mit ihren Stimmungsschwankungen zu tun hatte. Je länger das hier dauerte, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Falion und Marillin weg waren, wenn sie das Haus in der Vollmondstraße erreichte. Sie wollte sie haben. Und sie würde sie bekommen! Sie hätte Birgitte warten lassen sollen, bis alle da waren.

»Ein guter Plan, finde ich«, sagte Vandene, als sie zum Ende gekommen war. »Ja, das ist gut.« Andere zeigten sich weniger begeistert.

»Das ist kein Plan, das ist nackter Wahnsinn!«, sagte Birg itte scharf. Die Arme unter den Brüsten verschränkt, starrte sie finster auf Elayne herunter, und der Bund war so aufgewühlt, dass Elayne die Gefühle kaum auseinanderhalten konnte. »Ihr vier betretet das Haus allein. Allein! Das ist kein Plan. Das ist verdammter Irrsinn! Behüter sollen ihrer Aes Sedai den Rücken schützen. Lass uns mitkommen.« Die anderen Behüter stimmten grimmig zu, aber wenigstens versuchte sie nicht mehr, die ganze Sache aufzuhalten.

»Wir sind zu viert«, erwiderte Elayne. »Wir können selbst auf uns aufpassen. Und Schwestern bitten ihre Behüter nicht, gegen andere Schwestern vorzugehen.« Birgittes Miene verfinsterte sich. »Wenn ich dich brauche, schreie ich so laut, dass du mich noch im Palast hören könntest. Die Behüter bleiben draußen!«, fügte sie hinzu, als Birgitte den Mund öffnete. Der Bund füllte sich mit hilfloser Wut, aber Birgitte machte den Mund mit einem Ruck zu.

»Vielleicht kann man diesem Mann ja trauen«, sagte Sareitha und warf Hark einen Blick zu, der alles andere als Vertrauen ausdrückte, »aber selbst wenn er sich nicht verhört hat, kann keiner sagen, ob noch immer nur die beiden Schwestern im Haus sind. Oder überhaupt welche. Sollten sie weg sein, besteht keine Gefahr, aber wenn noch andere dazugekommen sind, könnten wir den Hals in eine Schlinge legen.«

Careane verschränkte die stämmigen Arme und nickte.

»Die Gefahr ist zu groß. Ihr habt uns selbst erzählt, dass sie bei ihrer Flucht aus der Burg einige Ter'angreale gestohlen haben, darunter ein paar gefährliche Stücke. Man hat mich nie als Feigling bezeichnet, aber ich habe keine Lust, zu versuchen, mich an jemanden anzuschleichen, der möglicherweise einen Stab hat, mit dem er Baalsfeuer machen kann.«

»Er wird wohl kaum etwas so Simples wie ›wir sind nur zu zweit‹ missverstanden haben«, erwiderte Elayne entschieden.

»Und es hörte sich nicht so an, als würden sie noch andere erwarten.« Sollte man sie doch zu Asche verbrennen, verglich man ihre Stellung, hätten sie darum wetteifern müssen, ihr zu gehorchen, statt mit ihr zu diskutieren. »Wie dem auch sei, das hier ist keine Diskussion.« Schade, dass beide protestierten. Hätte es nur eine getan, hätte das ein Hinweis sein können. Falls nicht beide Schwarze Ajah waren. Ein beängstigender Gedanke, aber ihr Plan zog diese Möglichkeit mit in Betracht. »Falion und Marillin werden nicht wissen, dass wir kommen, bevor es zu spät ist. Sind sie nicht mehr da, verhaften wir diese Shiaine, aber wir gehen.«

Es war eine größere Gruppe als erwartet, die hinter ihr und Hark aus dem Königlichen Stall ritt. Birgitte hatte darauf bestanden, fünfzig Gardistinnen mitzunehmen, obwohl die nur umsonst auf ihren Schlaf verzichten würden, eine Zweierreihe in rot lackierten Helmen und Harnischen, schwarz in der Nacht, die sich hinter den Aes Sedai und ihren Behütern am Palast entlangschlängelte. Als sie die Vorderseite des Palasts erreichten, hielten sie sich am Rand des Königinnenplatzes, des großen Ovals, auf dem sich jetzt primitive Unterkünfte drängten, die schlafende Gardisten und die Waffenmänner der Adligen beherbergten. Männer waren überall untergebracht worden, wo man Platz hatte finden können, aber in der Nähe des Palastes gab es nicht genug Keller und Dachböden und Zimmer und auch nicht genügend Parks, in denen die Zirkel der Kusinen die Männer an die Orte schafften, wo sie gebraucht wurden. Sie kämpften zu Fuß, auf den Mauern, also waren ihre Pferde alle in weiter entfernten Parks und den größeren Palastgärten untergebracht. Ein paar Wachtposten regten sich, als sie vorbeiritten, aber da Elayne die Kapuze hochgeschlagen hatte, wussten sie nicht mehr, als dass ein großes Kontingent Gardistinnen eine Gruppe durch die Nacht begleitete. Der Himmel im Osten war noch immer dunkel, aber es konnten keine zwei Stunden mehr bis zur Morgendämmerung sein. Die vom Licht gesandte Dämmerung würde Falion und Marillin in Haft sehen. Und noch eine andere. Zumindest eine andere.

Gewundene Straßen führten über und an Hügeln entlang, vorbei an ziegelgedeckten Türmen, die bei Sonnenaufgang in hundert Farben funkeln würden und im wolkenverhangenen Mondlicht schwach glitzerten, vorbei an stummen Geschäften und dunklen Schenken, einfachen Steinhäusern mit Schieferdächern und kleinen Palästen, die auch nach Tar Valon gepasst hätten. Das Klappern der Pferdehufe auf dem Kopfsteinpflaster und das leise Knarren des Sattelleders klang laut in der Stille. Abgesehen von dem gelegentlichen Straßenköter, der sich tiefer in die schattenverhüllten Gassen drückte, bewegte sich nichts. Zu dieser Stunde waren die Straßen gefährlich, aber kein Räuber würde so verrückt sein, sich einer so großen Gruppe in den Weg zu stellen. Eine halbe Stunde nach Verlassen des Palasts lenkte Elayne Feuerherz durch das Mondeltor, einen breiten, zwanzig Fuß hohen Bogen in der weißen Mauer der Innenstadt. Früher hatten hier Gardisten auf Posten gestanden, um den Frieden zu wahren, aber dafür war die Garde der Königin jetzt zu beansprucht.

Fast sofort nach dem Betreten der Neustadt wandte sich Hark ostwärts in ein Labyrinth aus Straßen, das sich in alle Richtungen durch die Stadthügel wand. Er ritt unbeholfen, auf einer braunen Stute, die man für ihn gefunden hatte. Beutelschneider verbrachten nur selten Zeit im Sattel. Einige der Straßen hier waren ziemlich schmal, und in einer davon zügelte er schließlich das Pferd, umgeben von Häusern, die sich bis zu vier Stockwerken erhoben. Birgitte hob die Hand, um die Kolonne anhalten zu lassen. Die plötzliche Stille erschien ohrenbetäubend.

»Es ist direkt hier um die Ecke, meine Lady, das ist es, auf der anderen Straßenseite«, sagte Hark beinahe flüsternd.

»Aber wenn wir dort hineinreiten, könnten sie uns hören oder sehen. Es tut mir leid, meine Lady, aber wenn diese Aes Sedai das sind, was Ihr behauptet, will ich nicht, dass sie mich sehen.« Er kletterte umständlich vom Pferd und schaute zu ihr hoch, rang mit einem nervösen, im Mondschatten liegenden Gesichtsausdruck die Hände.

Elayne stieg ab und führte Feuerherz zur Straßenecke und spähte am Rand eines schmalen, dreistöckigen Gebäudes vorbei. Die Häuser in der anderen Straße lagen mit einer Ausnahme alle im Dunkeln; dieses Haus erhob sich drei Stockwerke aus Stein in die Höhe, daneben gab es ein geschlossenes Stallhoftor. Kein übermäßig prächtiges Haus, aber groß genug für einen reichen Kaufmann oder Bankier. Allerdings war es unwahrscheinlich, dass Kaufmänner oder Bankiers zu dieser Stunde noch wach waren.

»Da«, flüsterte Hark heiser und streckte den Arm aus. Er stand so weit zurück, dass er sich vorbeugen musste, um zeigen zu können. Er hatte wirklich Angst, gesehen zu werden.

»Das mit dem Licht im ersten Stock, das ist es.«

»Wir sollten herausfinden, ob da noch jemand wach ist«, sagte Vandene und schaute an Elayne vorbei. »Jaem? Geh nicht ins Haus.«

Elayne wartete darauf, dass der schlanke alte Behüter sich die Straße entlangschleichen würde, aber er schlenderte einfach daher, den Umhang gegen die frühe Morgenkühle fest geschlossen. Ihn schien sogar die gefährliche Anmut eines Behüters verlassen zu haben. Vandene schien ihre Überraschung zu spüren.

»Schleichen zieht Blicke auf sich und schafft Misstrauen«, sagte sie. »Jaem ist bloß ein Fußgänger, und da es früh ist, um unterwegs zu sein, bewegt er sich nicht verstohlen, sodass jeder, der ihn sehen sollte, einen alltäglichen Grund für seine Anwesenheit voraussetzen wird.«

Jaem erreichte das Tor zum Stallhof, zog es auf und ging hindurch, als hätte er jedes Recht dazu. Lange Minuten vergingen, bevor er wieder herauskam, das Tor sorgfältig hinter sich verschloss und zurückkam. Er bog um die Ecke, und die raubtierhafte Anmut kehrte in seinen Schritt zurück.

»Bis auf das eine sind alle Fenster dunkel«, berichtete er Vandene leise. »Die Küchentür ist unverschlossen. Genau wie die Hintertür. Die führt auf eine Hintergasse. Sehr leichtsinnig für Schattenfreunde. Oder gefährlich genug, dass sie keine Einbrecher fürchten. In der Scheune schläft ein großer Bursche, oben auf dem Heuboden. Groß genug, um jeden Einbrecher zu verscheuchen, aber er war so betrunken, dass er nicht einmal aufgewacht ist, als ich ihn gefesselt habe.« Vandene hob fragend eine Braue. »Ich wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Betrunkene wachen manchmal genau dann auf, wenn man nicht damit rechnet. Ihr wollt doch nicht, dass er Euch reingehen sieht und Alarm schlägt.« Sie nickte.

»Es ist Zeit«, sagte Elayne. Sie trat von der Ecke fort und gab ihre Zügel Birgitte, dann versuchte sie die Quelle zu umarmen. Es war wie der Versuch, Rauch mit den Fingern zu fangen. Frustration und Wut schössen in ihr hoch, die Dinge, die man unterdrücken musste, wenn man die Macht lenken wollte. Sie versuchte es erneut und scheiterte wieder. Falion und Marillin würden davonkommen. So nahe zu sein und dann… Sie mussten in dem beleuchteten Zimmer sein. Sie wusste es. Und sie würden fliehen können. Niedergeschlagenheit ersetzte die Wut, und plötzlich strömte Saidar in sie hinein. Sie konnte noch gerade eben einen erleichterten Seufzer unterdrücken. »Ich mische die Ströme, Sareitha. Vandene, Ihr mischt für Careane.«

»Ich begreife nicht, warum wir uns verknüpfen müssen«, murmelte die tairenische Braune, aber sie bereitete sich darauf vor, die Macht zu ergreifen. »Sie sind zu zweit und wir sind zu viert, wir sind mehr als sie, aber verknüpft sind es zwei gegen zwei.« Ein Hinweis? Vielleicht wollte sie, dass es drei gegen drei stand?

»Zwei sind zusammen stark genug, um sie auch dann zu überwältigen, sollten sie die Macht halten. Sareitha.« Elayne griff durch sie hindurch, als wäre sie ein Angreal, und das Leuchten Saidars hüllte die andere Frau ein, als die Verknüpfung vollendet wurde. Tatsächlich hüllte es sie beide ein, aber sie konnte nur den Teil um Sareitha sehen — bis sie Geist um sie webte. Da verschwand das Leuchten. Sie legte das gleiche Gewebe über sich und bereitete vier Abschirmungen und mehrere andere Gewebe vor, die alle umgedreht waren. Sie fühlte sich fast ausgelassen vor Aufregung, aber sie hatte nicht vor, sich überraschen zu lassen. Noch immer pulsierte Frustration durch den Bund, aber davon abgesehen fühlte sich Birgitte wie ein eingespannter Pfeil ein. Elayne berührte ihren Arm. »Behalte Meister Hark im Auge, Birgitte. Es wäre eine Schande, wenn man ihn hängen müsste, nur weil er der Versuchung zur Flucht nicht widerstehen konnte.« Hark quiekte auf.

Sie tauschte einen Blick mit Vandene, die sagte: »Wir können los.«

Die vier Frauen betraten die Vollmondstraße, langsam, als würden sie spazieren gehen, und schlüpften in den von Schatten erfüllten Stallhof. Elayne öffnete behutsam die Küchentür, aber die Türangeln waren gut geölt und gaben nicht einmal ein Quietschen von sich. Die Küche wurde nur von einem kleinen Feuer in dem breiten Steinkamin erhellt, über dem ein dampfender Kessel hing, aber es reichte, um sie zu durchqueren, ohne gegen den Tisch oder die Stühle zu stoßen. Jemand seufzte, und sie legte einen warnenden Finger an die Lippen. Vandene sah Careane strafend an, die peinlich berührt aussah und die Hände ausbreitete.

Ein kurzer Korridor führte zu einer Treppe im Vorderteil des Hauses. Elayne raffte die Röcke und machte sich an den Aufstieg, lautlos in den weichen Halbschuhen. Sie achtete sorgfältig darauf, dabei Sareitha im Auge zu behalten. Vandene tat das Gleiche mit Careane. Sie konnten nichts mit der Macht anstellen, aber das bedeutete nicht, dass sie nichts tun konnten. Ab dem zweiten Treppenabsatz hörte sie Stimmengemurmel. Aus einer offenen Tür fiel Licht.

»… mir ist egal, was Ihr denkt«, sagte eine Frau in dem Zimmer. »Ihr überlasst das Denken mir und tut, was Euch befohlen wird.«

Elayne huschte zur Tür. Es war ein Wohnzimmer mit vergoldeten Kandelabern und kostbaren Teppichen auf dem Boden und einem großen Kamin aus blauem Marmor, aber sie hatte nur Augen für die drei Frauen, die sich darin aufh ielten. Nur eine von ihnen saß, eine Frau mit scharf geschnittenen Zügen. Das musste Shiaine sein. Die anderen beiden standen mit dem Rücken zur Tür, die Köpfe wie reuige Sünder gesenkt. Die Augen der Frau mit den scharfen Zügen weiteten sich, als sie sie in der Tür entdeckte, aber Elayne ließ ihr keine Zeit, den Mund zu öffnen. Die beiden Schwarzen Schwestern schrien alarmiert auf, als sich die Abschirmungen über sie stülpten und Ströme aus Luft ihre Arme an die Seiten fesselten und die Röcke an die Beine drückten. Weitere Ströme aus Luft fesselten Shiaine an ihren vergoldeten Lehnstuhl.

Elayne zog Sareitha mit sich ins Zimmer und platzierte sich so, dass sie alle Gesichter sehen konnte. Sareitha versuchte zurückzutreten. Möglicherweise nur, um ihr den Vortritt zu lassen, aber Elayne griff wieder nach ihrem Ärmel und hielt sie in Sichtweite. Vandene und Careane gesellten sich zu ihnen. Marillins schmales Gesicht zeigte nur die Gelassenheit einer Aes Sedai, aber Falion bleckte stumm die Zähne.

»Was hat das zu bedeuten?«, verlangte Shiaine zu wissen.

»Ich erkenne Euch. Ihr seid Elayne Trakand, die Tochter-Erbin. Aber das gibt Euch kein Recht, in mein Haus einzudringen und mich anzugreifen.«

»Falion Bhoda«, sagte Elayne ruhig, »Marillin Gemalphin, Shiaine Avarhin, ich verhafte euch als Schattenfreunde.« Nun, ihre Stimme war ruhig. Dabei wäre sie am liebsten vor Freude gehüpft. Und Birgitte hatte das Ganze für gefährlich gehalten!

»Das ist lächerlich«, sagte Shiaine eiskalt. »Ich wandle im Licht!«

»Nicht, wenn Ihr mit diesen beiden da wandelt«, erwiderte Elaine. »Ich weiß genau, dass sie sich in Tar Valon, Tear und Tanchico als Schwarze Ajah erwiesen haben. Sie haben es nicht bestritten, oder? Weil sie wissen, dass ich…«

Plötzlich umschwirrten sie Funken. Sie zuckte hilflos, Muskeln verkrampften sich, Saida r entglitt ihr. Sie konnte Vandene und Careane und Sareitha zucken sehen, als auch sie Funken schlugen. Es dauerte nur einen Augenblick lang, aber als die Funken verschwanden, fühlte sich Elayne wie durch die Mangel gedreht. Sie hielt sich an Sareitha fest, um nicht zu fallen, und Sareitha klammerte sich mindestens genauso hart an ihr fest. Vandene und Careane stützten einander schwankend, jede hatte der anderen das Kinn auf die Schulter gelegt. Falion und Marillin sahen überrascht aus, aber wenige Herzschläge später hüllte sie das Licht der Macht ein. Elayne fühlte, wie sich die Abschirmung um sie legte, sah, wie sie sich um die anderen drei legte. Fesseln waren nicht nötig. Ohne einander zu stützen, wäre jede von ihnen gefallen. Sie hätte geschrien, wäre ihr das möglich gewesen. Hätte sie gedacht, dass Birgitte und die anderen mehr hätten tun können als zu sterben.

Vier Frauen traten ein, die Elayne erkannte. Asne Zeramene und Temaile Kinderode. Chesmal Emry und Eldrith Jhondar. Vier Schwarze Schwestern. Sie hätte heulen können. Sareitha stöhnte leise.

»Warum habt ihr so lange gewartet?«, verlangte Asne wütend von Falion und Marillin zu wissen. Die schräg stehenden Augen der Saldaeanerin funkelten erbost. »Ich habe das benutzt, damit sie nicht fühlen, wie wir Saidar umarmen, aber warum habt Ihr bloß hilflos da rumgestanden?« Sie fuchtelte mit einem kleinen, gekrümmten schwarzen Stab herum, vielleicht von einem Fingerbreit Durchmesser, der seltsam matt schimmerte. Das Ding schien sie zu faszinieren.

»Ein ›Geschenk‹ von Moghedien. Eine Waffe aus dem Zeitalter der Legenden. Ich kann damit einen Mann auf hundert Schritte töten oder ihn nur betäuben, wenn ich ihn der Befragung unterziehen will.«

»Ich kann einen Mann töten, wenn ich ihn sehe«, sagte Chesmal verächtlich. Groß und hübsch war sie das Abbild eisiger Arroganz.

Asne schniefte. »Aber mein Ziel könnte von hundert Schwestern umgeben sein, und niemand würde wissen, was ihn getötet hat.«

»Vermutlich kann er ganz nützlich sein«, gab Chesmal widerstrebend zu. »Warum seid ihr da bloß so einfach rumgestanden?«

»Sie hatten uns abgeschirmt«, sagte Falion erbittert.

Eldrith stockte der Atem, und sie legte eine dicke Hand an die runde Wange. »Das ist unmöglich. Es sei denn…« Sie kniff die dunklen Augen zusammen. »Sie haben eine Methode entdeckt, den Schein zu verbergen, ihre Gewebe zu verbergen. Nun, das könnte nützlich sein.«

»Ich danke euch für eure Rettung im richtigen Moment«, sagte Shiaine und stand auf, »aber habt ihr einen Grund, heute Nacht herzukommen? Hat Moridin euch geschickt?«

Asne lenkte einen Strom Luft, der Shiaines Wange mit einem lauten Klatschen traf und sie taumeln ließ. »Bleibt höflich, und vielleicht lassen wir Euch mitkommen. Oder wir können Euch auch tot zurücklassen.« Shiaines Wange war gerötet, aber ihre Hände blieben an ihrer Seite. Ihr Gesicht war ausdruckslos.

»Wir brauchen bloß Elayne«, sagte Temaile. Sie war hübsch auf eine fuchsgesichtige Art und Weise, dem Erscheinungsbild nach trotz des alterslosen Gesichts fast ein zerbrechliches Kind, aber in ihren blauen Augen lag ein ungesundes Flackern. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Ich würde ja gern mit den anderen spielen, aber sie wären eine Last, die wir nicht brauchen können.«

»Wenn Ihr töten wollt«, sagte Marillin, als würde sie über den Brotpreis sprechen, »dann verschont Careane. Sie gehört zu uns.«

»Ein Geschenk von Adeleas«, murmelte Vandene, und Careane riss die Augen weit auf. Ihr Mund öffnete sich, aber es kam kein Laut heraus. Die beiden Frauen sackten zusammen, fielen auf den Teppich. Vandene wollte sich wieder auf die Füße kämpfen, aber Careane starrte bloß zur Decke; der Griff von Vandenes Gürtelmesser ragte unter ihrem Brustbein empor.

Das Leuchten hüllte Chesmal ein, und sie berührte Vand ene mit einem komplizierten Gewebe aus Feuer, Erde und Wasser. D;e weißhaarige Frau brach zusammen, als wären ihre Knochen geschmolzen. Das gleiche Gewebe berührte Sareitha, und sie zog Elayne mit sich nach unten, als sie zusammenbrach. Sareithas Blick wurde bereits starr.

»Ihre Behüter werden jetzt kommen«, sagte Chesmal.

»Noch ein paar, die wir töten müssen.«

Lauf, Birgitte, lauf, dachte Elayne und wünschte sich, der Bund könnte Worte übertragen. Lauf!

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