7 Der Transport

Es gehört alles zur Sklavenhaube, der Lederball, der Riemen, der an ihm vorn befestigt ist und die Haube mit ihrer außen an der Öffnung angebrachten Doppelschlaufe, die sie an ihrem Platz hält. Manche Sklavenhauben sind wenig mehr als Säcke aus Segeltuch oder Leder mit Befestigungsstricken.

Der Lederball war von einem Daumen in meinen Mund gedrückt worden. Dann fühlte ich, wie der Riemen an seiner Vorderseite zwischen meinen Zähnen nach hinten gezogen und an der Rückseite meines Halses geschlossen wurde. Die Haube selbst wurde mir dann über meinen Kopf gezogen und einige Male umgeschlagen. Dann wurde die Doppelschlaufe des Riemens zweimal um meinem Hals geschlungen. Die Haube war nun an meinem Hals verschlossen. Mein Kinn war von ihr umschlossen. Der Befestigungsriemen führte dann zur Rückseite meines Halses, genauso wie der Knebelriemen innerhalb der Haube. Ein kleines Vorhängeschloss, das durch zwei in die Haube eingearbeitete Ringe gesteckt war, sicherte das Ganze an mir. Ich war in die Haube eingeschlossen.

Ich und zwei andere Erdenmädchen, Clarissa und Gloria, waren vom Agenten des Großhändler als akzeptabel befunden worden. Sie knieten schon in ihren Sklavenhauben, nackt, die Knie gespreizt, an der Halskette. Ich fühlte, wie die Kette um meinen Hals gelegt wurde. Sieben andere Mädchen, genauso in Sklavenhauben und in Unterwerfungsposen waren schon an der gleichen Kette, aber ich glaubte nicht, dass sie von der Erde kamen. Allen von uns waren auch unsere Hände hinter dem Rücken mit Armfesseln gesichert. Wir hatten außerdem neue Kragen um den Hals, wahrscheinlich Transportkragen. An ihnen waren Metallschildchen befestigt.

Es waren zwei Reihen, eine mit sieben Mädchen von dieser Welt und eine mit drei Mädchen von der Erde. Wie ich verstanden hatte, waren wir außer mit einer Anzahlung noch nicht bezahlt worden und wurden jetzt zu dem Großhändler transportiert, der uns in Erfüllung seiner eigenen Bestellungen an verschiedene Einzelhändler liefern würde. Unser Verkauf würde dann vermutlich an unterschiedlichen Orten stattfinden und das Geld, abzüglich der Anzahlung, würde der Großhändler und vielleicht auch Ulricks Leute als ihren Gewinn erhalten.


Ich kniete in der Sklavenhaube. Ich war ein Sklavenmädchen. Diese Welt wurde »Gor« genannt. Auf der Erde hatte mir Teibar gesagt, dass es eine Welt wie diese gäbe, eine Welt, auf der Frauen wie ich »gekauft und verkauft« werden, mir aber nicht ihren Namen gesagt. Ich hatte ihm natürlich nicht geglaubt. Aber ich hatte jetzt erfahren, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Ich hatte erfahren, dass es eine solche Welt gab und dass ihre Ketten real waren. Ich trug sie.

Ein Befehl wurde gerufen und wir erhoben uns. Ein anderer Befehl ertönte und wir liefen, mit dem linken Fuß beginnend, los. Ich dachte etwas bitter, wie belustigt Teibar wäre, mich hier zu sehen, angekettet und in der Sklavenhaube, an der Kette, ich, die »abscheuliche Schlampe«, die »moderne Frau«, die er so verachtet hatte, bekam jetzt an meinem Platz meinen Teil. Wie er mich gehasst hatte! Ich konnte das volle Ausmaß seiner Feindseligkeit immer noch nicht verstehen.

Ich machte gleichmäßige, anmutige Schritte. Wir mussten schön aussehen an der Kette. Wenn nicht, konnten wir gepeitscht werden. Zweifellos würde Teibar den Gedanken an das Leben voller Erniedrigungen und Vergeltung, das mir bevorstand, genießen. Ich vermute, ich sollte glücklich sein, dass er seinen Weg gegangen war, dass ich ihm, der so grimmig war und mich so sehr gehasst hatte, zweifellos nie mehr unter die Augen kommen würde. Er würde sicher mit Freude daran denken, welches Schicksal er mir bereitet hatte, aber um ehrlich zu sein, rechnete ich nicht damit, ihn wieder zu sehen, zu seinen Füßen zu knien und ihm zeigen zu müssen, was ich gelernt hatte, oder ihm sogar dienen zu müssen. Ich nehme an, dass ich ihn hätte hassen sollen.

Ich weinte oft, wenn ich an ihn dachte. Wie eine verprügelte, getretene Hündin wäre ich zu ihm zurück gekrochen, hätte ich die Chance dazu gehabt. Aber er hatte mich nicht behalten, obwohl ich vermutete, dass er mich hätte haben können. Ulrick, den ich sehr ernst danach gefragt hatte, hatte das bestätigt. Es wäre einfach eine Sache des Preises gewesen und der wäre innerhalb des Hauses gezahlt worden und hätte seine Mittel nicht überstiegen. Aber er hatte mich nicht gewollt. Er hatte mich verschmäht und mich, seine verachtete »moderne Frau«, zweifellos mit Abscheu und Vergnügen in die Ketten Anderer geschickt. Ich hätte ihn gern wieder gesehen, vielleicht, um ihn davon zu überzeugen, dass ich meine Lektion gelernt, dass ich von seiner Anordnung profitiert und das gelernt hatte, was er mir befohlen hatte, so dass jetzt nur noch sehr wenig von der »modernen Frau« in mir übrig war.

Und ich vermutete sogar, es war nichts davon übrig geblieben. Er hatte gesagt, dass mir das ausgetrieben werden könnte und jetzt gab es wenig Zweifel daran, dass das wirklich getan werden konnte und vollständig getan worden war. Ich wollte mich selbst von ihrer Begrenztheit, ihrer Vergiftung, ihrer Hässlichkeit so schnell wie möglich befreien. Ich glaube, ich war eine schlechte, wertlose Frau und, viel schlimmer, nur eine verachtenswerte natürliche Sklavin, aber tief in mir, abgrundtief und schon sehr lange, liebte ich die Männer. Ich wollte sie nicht klein machen, ich wollte sie zufrieden stellen, ihnen gehorchen, ihnen dienen, ihnen alles von mir geben, um sie stark und stolz, erhaben und prächtig, um sie glücklich zu machen.

Aber hier, unter den starken Männern Gors, hatte ich dabei nur geringe Wahlmöglichkeiten. Solche Dinge wurden mir einfach befohlen, egal ob sie meinem eigenen freien Willen entsprachen oder nicht. Sogar wenn ich die Männer hassen würde, hätte ich keine Wahl, als ihnen vollkommen zu dienen. Hier, unter Herren und Sklaven, waren ihre Beziehungen buchstäblich unveränderbar und ich musste mich mit ihnen unter Androhung schrecklicher Strafen und sogar des Todes abfinden. Ich hatte mich immer danach gesehnt, Männern, die frei und stolz sind, die natürlichen Beherrscher von Frauen, meinen eigenen freien Willen darzubringen.

Ich war jetzt draußen, wahrscheinlich auf einem von Mauern umgebenen Platz. Ich konnte den Wind auf meinem Körper fühlen. Meine Füße waren nackt. Ich erkannte schockiert, dass ich liebte, was mit mir gemacht wurde. Ich hörte das Quietschen von Wagenrädern und das Schnaufen eines Tiers.

»Hier lang.« befahl ein Mann.

Wir liefen, aber nur ein paar Schritte. Der Zug der Halskette führte mich. Mir war warm unter der Sklavenhaube. Das freie Ende der Halskette des ersten Mädchens, das auch eine Haube trug, diente als Führungsleine für sie, ihre Kette führte das zweite Mädchen, die Kette des zweiten das dritte usw. Ich war die letzte an der Kette. Ich wusste zu dieser Zeit noch nicht, ob das etwas zu bedeuten hatte. Manchmal ist das aufregendste Mädchen die erste an der Kette, manchmal die letzte. Manchmal werden schöne und weniger schöne Mädchen gemischt. Manchmal werden sie einfach der Größe nach angeordnet.

Plötzlich stolperte ich und wäre fast hingefallen, ich stieß erschrocken einen erstickten Laut aus, mein Kopf stieß nach vorne, die Knebelriemen zerrten an der Rückseite meines Halses. Das Mädchen vor mir verlor fast das Gleichgewicht, der Peitschenschlag hatte mich zusätzlich erschreckt, der Riemen hatte scharf und brutal in meine Waden gebissen.

»Steh gerade.« befahl eine Stimme.

Sofort korrigierte ich meine Haltung. Ich fürchte, manchmal, wenn wir uns nicht direkt unter den Augen eines Mannes befinden, haben wir den Hang, etwas lax zu sein. Manche sagen wir wären alle faul und müssten ständig mit der Peitsche in der Reihe gehalten werden. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Vielleicht liegt es einfach daran, dass wir menschlich, allzu menschlich sind. In der Sklavenhaube ist es natürlich nicht einfach zu wissen, ob dich ein Mann ansieht oder nicht. Am besten, man nimmt an, das er es immer tut. Ich war lax und unachtsam gewesen. Ich war töricht gewesen. Ich fühlte die Hand eines Mannes an meinem Arm.

»Hier entlang.« sagte er.

Das ist übrigens einer der Nachteile, wenn man die letzte an der Kette ist. An dieser Position kann man am einfachsten geschlagen werden. Ich hatte, in meine Sklavenhaube eingeschlossen, außerdem törichterweise nicht daran gedacht, dass sich oft ein Wächter hier am Ende der Kette aufhält.

»Bleib hier stehen.« befahl der Mann.

Ich sollte hübsch aussehen, besonders hier im Freien, wo es überall Männer gab. Die Rückseiten meiner Waden taten immer noch weh. Ich hoffte, dass ich nicht wieder gepeitscht würde. Ich versuchte, keinen Fehler mehr zu machen.

Dann fühlte ich, wie ich mitsamt der Kette an meinem Hals in die Arme eines Mannes hochgehoben wurde, seine Hände halfen mir, eine unter meinen Knien, die andere an meinem Rücken und übergaben mich an einen anderen Mann, der mich auf eine höher gelegene Metallplatte herunterdrückte, bis ich kniete. Ich hörte das Schnaufen eines Tieres. Ich wusste nicht, was es war. Ich glaubte, kein Pferd oder Ochse. Sicher war es ein einheimisches Zugtier. Es ängstigte mich.

Die Platte schien sich unter mir zu bewegen. Ein Mädchen war rechts von mir, sie war mit ihrer Halskette mit mir verbunden. Das war die, die vor mir an der Kette gewesen war. Links von mir war kein Mädchen. Ich war die letzte an der Kette. Ich hörte wie jemand, zweifellos der Mann, dem ich übergeben worden war, von der Platte herunterstieg. Dann, einen Moment später, hörte ich das schwere und metallische Schließen einer Tür oder eines Tores. Ich fühlte sogar die Vibrationen dieses Metallbodens an meinen Knien und Zehen. dann hörte ich Kettenrasseln, das Zustoßen eines schweren Riegels und das Schließen von etwas, das wie ein schweres, baumelndes Vorhängeschloss klang, eines mit einem halbzolldicken Bügel. Ich hatte viele davon im Haus gesehen. Mehrere unserer Hundehütten, wo unsere Decken und Wasserpfannen aufbewahrt wurden, waren mit ähnlichen Schlössern versehen gewesen. Meine eigene Hundehütte hatte zwei Schlösser direkt in der Tür gehabt.

Ich konnte immer noch den Wind spüren und nahm deshalb an, dass wir nicht in einem rundum geschlossenen Kasten waren, aber vielleicht in einem Käfig. Ich legte meinen Kopf zurück. Ich konnte nun die Gitterstäbe fühlen. Sie waren stark, ungefähr einen oder anderthalb Zoll dick und, wie ich vermutete, etwa drei Zoll auseinander. Aus der Höhe des Bodens und seinen Bewegungen schloss ich, dass der Käfig auf einen Wagen montiert war.

Ich versuchte, mit der Zunge den Lederball in meinem Mund etwas zu drehen und erreichte schließlich, dass seine Lage für mich etwas erträglicher wurde. Ich hörte das Schleifen von Segeltuch, es wurde heruntergezogen und gerichtet, und das das Schließen von Schnallen. Der Käfig wurde abgedeckt. Nach einem Moment gab es den Schrei eines Tieres und das Schütteln von Zügeln. Auch das Klatschen einer Peitsche war zu hören. Dieses Geräusch erschreckte mich. Ich hatte es besser kennen gelernt als mir lieb war. Dann verlor ich etwas das Gleichgewicht und fiel nach links, als das Gefährt sich Bewegung setzte.

Mir schien das alles viel Aufwand für unsere sichere Verwahrung zu sein. Wir waren geknebelt und steckten in einer Sklavenhaube, wir waren nackt, so dass unsere Brandzeichen zu sehen waren, unsere Handgelenke waren hinter dem Rücken gefesselt und wir waren über die Sklavenkette an den Hälsen aneinandergekettet. Darüber hinaus waren wir in diesen Käfig gesperrt, der auch noch abgedeckt war. Es konnte natürlich sein, dass man keine Aufmerksamkeit erregen wollte, wenn nackte Sklavinnen über die Straßen transportiert wurden. Ich fragte mich, ob es freie Frauen auf dieser Welt gab. Ich hatte nie eine gesehen.

Sklavenmädchen wurden auf dieser Welt oft gut gesichert gehalten. Die bedeutendste Sicherung war natürlich ihr Kragen, der sie unzweifelhaft als Sklavinnen auswies und oft auch ihren Herren benannte. Es schien diese Männer, die so stolz, so stark, so kompromisslos und so herrisch waren, zu freuen, uns in Fesseln, Ketten oder so etwas zu halten. Unsere stärkste Fessel, die uns wie nichts anderes band und die wir nie hoffen konnten abzustreifen, war natürlich unsere Stellung selbst, dass wir Sklavinnen waren.

Es erschien mir immer noch ein wenig mysteriös und übertrieben zu sein, wie sorgsam wir behandelt, bewacht und transportiert wurden. Ich hatte angenommen, dass es vielerorts nicht so ungewöhnlich wäre, Sklavinnen nackt an der Kette durch die Straßen marschieren zu lassen. Vielleicht gab es Orte, wo das als taktlos und vulgär angesehen wurde, aber ansonsten würde das sicher ihrer Ausbildung dienen, es würde ihnen klarmachen, dass sie wahre Sklavinnen sind. Sicher konnte man sie oft außerhalb der Städte auf Straßen und Wegen nackt an der Kette antreffen, nur um ihre Tuniken vor Schweiß und Staub zu schützen. Und es schien keine Vorbehalte zu geben, sie überall sonst, in Tunika oder Sklavenrock, einem engen, ponchoähnlichem Kleidungsstück, marschieren zu lassen. Zur Sicherheit wurden Sklavinnen im Allgemeinen aber nackt in geschlossenen Wagen transportiert, ihre Fußgelenke an einen in der Mitte liegenden Balken gekettet. Aber sie wurden vermutlich nicht noch zusätzlich geknebelt, in eine Sklavenhaube gesteckt oder eingepfercht wie wir. Ich verstand das nicht.

Ich stellte den Willen meiner Herren natürlich nicht in Frage, das war einfach undenkbar, aber ich war verwundert und neugierig, warum so mit uns umgegangen wurde. Außerdem wusste ich nicht einmal, wo ich war. Ich wusste nicht, wo das Haus, in dem ich ausgebildet worden war, sich befand. Ich wusste nicht einmal den Namen des Hauses oder seines Besitzers. Jetzt hatte ich das Haus verlassen müssen und war mit unbekanntem Ziel unterwegs.

Soweit ich das wusste, war keines der Mädchen besser informiert als ich. Aber was immer die Erklärung für diese Besonderheiten war, wenn es überhaupt Besonderheiten gab, es gab keinen Zweifel daran, dass ich nun eine Sklavin war. Teibar, mein Entführer, hatte das vorausgesagt. Interessanterweise lehnte ich diese Dinge, denen ich ausgesetzt war, nicht wirklich ab, weder die erwähnten Besonderheiten noch die gewöhnlicheren Methoden der Unterwerfung und der Strenge, so hart und schrecklich sie auch waren.

Obwohl ich es mir kaum eingestehen würde, erregte es mich, gebrandet und in einen Kragen gesteckt zu werden. Es erregte mich nach dem Willen von Männern ausgezogen, geknebelt und in eine Sklavenhaube gesteckt, gefesselt und an eine Kette gelegt zu werden. Ich war zufrieden, dass Männer mich in ihre Hand bekommen und, weil sie das so wollten, zu ihrer Sklavin gemacht hatten. Es erregte mich sehr, jetzt entsprechend der natürlichen Ordnung ihrer kompromisslosen Herrschaft absolut und unbedingt unterworfen zu sein. Danach hatte ich mich mein ganzes Leben lang gesehnt. Ich glaube, dass war auch der Grund, warum ich die Männer von der Erde so sehr verachtet hatte. Sie hatten hingenommen, dass sie um das Geburtsrecht ihrer Männlichkeit gebracht wurden, sie hatten nicht gesehen, dass ich tief in meinem Herzen wünschte, auf meinen rechtmäßigen, natürlichen Platz gestellt zu werden und bleiben zu wollen. Ich fühlte, dass meine Schönheit ihnen gehörte, wenn sie nur stark genug waren, sie sich zu nehmen und sie zu ihren Füßen zu platzieren, wo sie hingehörte. Ich wollte liebevoll und anbetend vor ihnen knien und ihnen meinen uneingeschränkten Gehorsam darbieten. Sie aber waren dazu nicht stark genug gewesen und mich hatte die Qual fast verzehrt und mit Verachtung für sie erfüllt. Ich war von Einsamkeit, Hass und Elend gefoltert und zerrissen worden.

Dann war ich zu meinem Schrecken auf diese Welt gebracht worden. Hier hatten die Männer keine solchen Schwächen. Hier fand ich mich in all meiner hilflosen Weiblichkeit, ob ich darüber erfreut war oder nicht, ob ich es wollte oder nicht, zu Füßen von Herren wieder. Nein, ich lehnte Brandzeichen und Kragen nicht ab und auch nicht ihre Fesseln. Das alles zeigte mir, dass ich ihnen gehörte. Wenn dies ihr Wille war, hatte ich auch nichts dagegen, in Unkenntnis gehalten zu werden. Dies war für mich ein weiteres Anzeichen dafür, dass ich für sie nur ein Tier war, ihre Sklavin, und für solche wunderbaren und mächtigen Männer wollte und konnte ich auch nichts anderes sein. Zogen wir auf der Erde unsere Hunde oder Autos in unser Vertrauen? Obwohl ich ihre Peitsche schrecklich fürchtete und deren Biss nicht fühlen wollte, machte das Wissen, dass ich ihr ausgeliefert war, dass diese Männer nicht zögern würden, sie an mir zu benutzen, wenn ich nicht gefügig wäre, eine tiefen Eindruck auf mich und zeigte mir ihre Herrschaft über mich.

Ich kniete auf meinen Fersen hockend. Ich bewegte mich ein wenig mit dem Schaukeln des Wagens. Die Kette verrutschte etwas an meinem Hals, zog an der Kehle des Mädchens rechts von mir. Unter der Sklavenhaube war es schwer zu bemerken, doch ich bildete mir ein, salzige Luft zu riechen. Wir waren jetzt vielleicht eine Stunde im Wagen gewesen. Der Klang der eisenbeschlagenen Räder und ihre Vibrationen ließen mich vermuten, dass wir über Pflastersteine rollten.

Die Rückseite meiner Waden, wo ich geschlagen worden war, fühlte sich jetzt besser an. Das war wirklich töricht von mir gewesen, an der Kette so unaufmerksam zu sein, wenn Männer dort sein konnten und, mit einer Peitsche, auch dort waren. Dass ich so gefesselt war, zeigte mir auf eine Art, dass Männer Interesse an mir hatten. Ich war eine Frau. Ich unterschied mich von ihnen. Sie hatten starkes Interesse an Frauen, mochten sie und beschäftigten sich mit ihnen. Sie wollten, dass wir so reizvoll und schön wie möglich waren und machten uns dafür verantwortlich. Ich fragte mich, wie oft ein Mann auf der Erde sich über eine Frau oder ein Mädchen ärgerte und ihr zum Beispiel sagen wollte, ihren Kaugummi aus dem Mund zu nehmen, ihr Haar zu kämmen, ihren BH zu richten oder sich gerade zu halten, ihre Haltung zu ändern oder anders zu sitzen oder zu knien, und es dann doch nicht tat? Hier erlebte ich, dass Männer bei Frauen, besonders bei Frauen wie mir, nur geringe Vorbehalte, Hemmungen oder Bedenken hatten, dies sofort und unmittelbar zu tun. Sie neigten dazu, uns mit einem gewissen Besitzanspruch, oft sogar mit einem gewissen besitzergreifenden Eifer und Lust zu betrachten und waren bestrebt, dass wir so wunderbar waren, wie wir nur konnten. Wir waren schließlich die Weibchen ihrer Art.

Ich war mir jetzt noch sicherer, Salzluft zu riechen. Wir setzten unseren Weg fort. Einmal hörte ich eine Art Prusten und Zischen, scheinbar ganz nah und spürte gleichzeitig, wie der Wagen ruckte. Offenbar kam das von dem Tier, das den Wagen zog. Ich fürchtete mich etwas und fragte mich, was das für ein Tier sein könnte. Unter der Sklavenhaube hatte ich es natürlich nicht sehen können. Ich wusste immer noch sehr wenig über die Welt, auf die ich gebracht worden war. Ich lauschte auf Geräusche von außerhalb unseres Wagens. Es gab jetzt mehr davon. Der Wagen fuhr, wie es schien, nicht mehr nur bergab.

Ich zerrte ein bisschen an den leichten Fesseln, die meine Handgelenke hinter dem Rücken fixierten. Sie waren leicht, aber ich war sicher, tausendmal stark genug, um mich perfekt zu fesseln. Ich dachte über sie nach. Offensichtlich waren sie für Frauen gemacht. Das war interessant. Es offenbarte mir etwas über die hiesige Kultur. Es war eine Kultur, in der es augenscheinlich Bedarf an solchen Artikeln gab. Es war eine Kultur, in der sie einen Platz als Werkzeuge hatten.

Ich hörte, wie Männer hier und da etwas riefen, während wir unseren Weg, meistens bergab, fortsetzten. Einmal hörte ich auch, und es schreckte mich auf, eine hohe, schrille Frauenstimme etwas böse und schimpfend schreien. Ich schauderte. Ich hätte so etwas nicht gewagt. Ich wäre dafür ausgepeitscht worden. Ich konnte nicht verstehen, was sie schrie. Ich glaube nicht, dass es irgend etwas mit uns oder der Durchfahrt unseres Wagens zu tun hatte. Ich zweifelte daran, dass eine Frau, die so etwas tat, einen Kragen trug oder vor Männern niederkniete. Ich begann mit einiger Sicherheit und mit Unruhe zu vermuten, dass nicht alle Frauen dieser Welt wie ich waren. Dieser Gedanke erfüllte mich mit Angst, zu Recht, wie ich noch erfahren sollte. Ich glaubte, dass es zweifellos eine Art Krieg zwischen diesen Frauen und Frauen wie mir gab. In diesem Krieg waren Frauen wie ich eigentlich wehrlos und vielleicht von den freien Frauen verachtet und gehasst, vollständig von ihrer Gnade abhängig und völlig hilflos vor ihnen.

Ich roch, dass etwas gekocht wurde. Ich hörte die Stimme einer anderen Frau, einer Fischverkäuferin und dann die einer, die Suls verkaufte. Das Sul ist ein großes, dickhäutiges, stärkehaltiges, gelbfleischiges Wurzelgemüse. Es ist auf dieser Welt sehr verbreitet und es gibt tausend Arten, es zuzubereiten. Es wird sogar an Sklaven verfüttert. Mir waren im Haus manchmal gekochte, mit Butter bestrichene, gesalzene Scheiben aus der Hand gefüttert worden. Wir hatten sie geliebt, so einfach sie waren. Ich hatte auf meinen Knien, mit hinter dem Rücken gefesselten Händen, ziemlich darum gebettelt. Manchmal wurden sie einfach zu uns auf den Boden geworfen und wir wanden uns auf dem Bauch und kämpften so um sie.

Dann ließen wir die hartnäckigen Schreie der beiden Frauen, die die Vorzüge ihrer Angebote priesen, hinter uns. Wir waren anders als solche Frauen, fürchtete ich, erheblich anders.

Plötzlich erschreckte mich die Hand eines Mannes, die laut, aber nicht unfreundlich gegen die Seite unseres Wagens schlug. Er rief rau und derb etwas, das sich wie »Tastas« und »klebrige Bonbons« anhörte. Das sind übrigens keine Bonbons wie Stückchen von Lakritz oder Pfefferminz, sondern weiche, runde, saftige Süßigkeiten, meist mit einem Überzug aus Sirup oder anderen süßen Sachen, etwa wie ein Karamellapfel, aber viel kleiner und wie dieser auf einen Stiel gesteckt. Die Süßigkeit wird fertiggemacht und dann wird der Stiel von unten tief hineingesteckt. Danach kann sie gegessen werden. Weil die Süßigkeit durch den Stiel gut festgehalten werden kann, gibt es dabei nur wenig Kleckerei. Die Tastas können trotz ihrer Konsistenz genossen werden, wie man wollte, schnell oder langsam, in Bissen oder geschleckt. Sie wurden gewöhnlich in Parks, Stränden und Promenaden verkauft, beim Karneval, auf Ausstellungen und Messen und anderen populären Veranstaltungen wie Theatervorstellungen, Singspielen, Rennen, Spielen und Kaissa-Wettbeweben. Sie sind besonders bei Kindern beliebt.

Ich hatte davon durch Ulrick im Haus gehört. Ich hatte mich gefragt, warum er uns zu unseren Unterrichtsstunden mit dem Ruf »Kommt, Tastas« gerufen hatte. Der Ausdruck wurde manchmal von Männern für Frauen wie uns verwendet. Es gab natürlich eine ganze Reihe von solchen Bezeichnungen für uns wie »Happen«, »Pudding« und »Bonbon«.

Als das Geräusch ertönte, das der Mann mit dem Schlag seiner Hand gegen unsere Wagenseite gemacht hatte und dazu noch sein schallender Ruf, war das so unerwartet und laut, dass einige der Mädchen sich unwillkürlich in ihren Ketten bewegt hatten. Ich war auch zusammengeschreckt. Wir zweifelten nicht daran, dass das da draußen ein starker Mann war, viel mächtiger als wir, und dass wir Sklavinnen waren. Ich hörte dann mit noch größerem Erschrecken, wie ein Stock brutal an die Wagenseite schlug. Danach hörte man den schrillen Schrei einer Frau. Es klang sehr hässlich. Ich konnte nicht alles verstehen, was sie schrie, doch es war bestimmt nicht schmeichelhaft. Unter anderem nannte sie uns »Sleen« und »Urts«. Ich wusste nicht, was Sleen sein könnten, aber ich wusste, was ein Urt war.

Als wir unsere Ausbildung begonnen und gerade gebrandet und in den Kragen gesteckt worden waren, wurden wir in einer der unteren Etagen des Hauses gehalten, einem feuchten, dunklen, kalten, modrigen Bereich, der aus vielen engen Korridoren und Zellen zu bestehen schien. Es gab dort feuchte, kalte Steinwände, Schatten und Wasserbassins und wir wurden in einer großen Gemeinschaftszelle in Ketten gelegt. In dieser Zelle lagerten wir auf feuchtem, auf den Steinfußboden geworfenem Stroh. Unsere Nahrung wurde uns aus Eimern hingeworfen, vielleicht war es Abfall, Reste von Mahlzeiten anderer, und wir durften beim Essen im Licht von zeitweise entzündeten Laternen unter Strafandrohung unsere Hände nicht benutzen. Wie wir bald entdeckten, waren wir nicht die einzigen Bewohner der Zelle. Oft huschten Urts, winzige, glatte, verstohlene Nagetiere, die in ihrer Vertrautheit mit diesem Ort besondere Privilegien zu genießen schienen, zur Nahrung, erreichten sie oft genug vor uns, schnappten sie vor unserer Nase weg und trippelten zurück in ihre Löcher und engen Spalten. Sie kamen auch nachts. Man konnte schlecht schlafen, wenn sie einen plötzlich über den Körper huschten. Manchmal wachte auch das eine oder andere Mädchen auf und schrie hysterisch wegen der Geräusche, der Bewegungen oder der Berührungen der kleinen Bestien in der Dunkelheit. Einige Mädchen wurden gebissen.

Wir mühten uns mächtig in unserem Unterricht, um für wert befunden zu werden, in ein höheres Stockwerk aufzusteigen. Das schien fast symbolisch zu sein, war aber sicher beabsichtigt. Natürlich konnte keine von uns in ein höheres Stockwerk gelangen, bevor nicht alle Mädchen die Minimalforderungen erfüllten. Das übte großen Druck auf uns aus, alle anderen zu übertreffen.

Eines der Mädchen war etwas widerspenstig. Sie wurde nachts von ihren Kettennachbarinnen hart diszipliniert, als wären sie gnadenlose, wütende Katzen. Am nächsten Morgen verbesserten sich ihre Leistungen beträchtlich. Es schien, als hätte sie nur noch diese Entschuldigung, diesen Trost für ihren Stolz gebraucht, um Männern künftig eifrig und mit Vollkommenheit zu dienen. Sie wurde bald eine der Besten von uns. Tatsächlich wurden viele von uns ziemlich eifersüchtig auf sie, wenn sie die Wachen beschwatzte und ihnen manchmal ein Bonbon abbettelte. Nach einer Woche waren alle aus unserer Klasse auf der höheren Etage. Dann, etwa eine weitere Woche später, hatten wir unsere eigenen winzigen Hundehütten, zwar klein und eng, aber trocken und oberhalb der Urts.

Diese Dinge halfen uns zu verstehen, wie stark wir erstens aufeinander angewiesen waren und zweitens wie grundlegend, und zwar kollektiv wie individuell, wir von der Gnade der Männer abhingen.


Nach ein oder zwei Minuten war das Geschrei der Frau und das heftige, grausame Prügeln ihres Stockes vorüber. Wir hatten währenddessen nicht gewagt, uns zu bewegen. Ich denke, alle von uns waren schrecklich verängstigt und vielleicht die goreanischen Mädchen noch mehr als die von der Erde, denn sie wussten sicher mehr darüber, was da vor sich ging als wir naiven Erdenmädchen, für die unsere Kragen und Ketten noch so neu waren. Aber auch wir fühlten die schreckliche, angsteinflößende Feindseligkeit, die Hysterie und die Wut der Frau da draußen.

Teibar, überlegte ich, musste natürlich gewusst haben, dass es hier solche Frauen gab. Ich fragte mich, ob der Gedanke daran ihn amüsiert hatte, dass er mich, seine verachtete »moderne Frau«, als hilflose Sklavin hierher gebracht hatte, hierher, wo ich solch einer Wut wehrlos ausgeliefert war. Ich konnte außerhalb des Wagens verschiedene Leute hören, weil wir uns jetzt langsamer bewegten. Es schien, als fuhren wir über hölzerne Balken. Es klang hohl unter den Rädern.

Ich merkte plötzlich, dass meine Knie eng zusammengepresst waren. Das war passiert, als die Frau geschrieen und auf unseren Wagen eingeschlagen hatte. Es war eine defensive Geste, ich hatte meine Knie unwillkürlich zusammengepresst, weil ich mich gefürchtet hatte. Vielleicht auch, weil ich annahm, genauso, wie ein Mann das Spreizen der Knie einer Frau als ehrerbietig oder besänftigend empfindet, so bevorzugt eine solche Frau vielleicht das Schließen der Knie als respektvoll oder beschwichtigend. Vielleicht könnte sie durch solch vordergründige Sittsamkeit besänftigt werden. Ich wusste es nicht. Immer noch an mir heruntersehend, dachte ich, dass sie davon wahrscheinlich getäuscht worden wäre. Ich dachte aber nicht, dass sie dumm war. Sie würde wahrscheinlich wissen, was wirklich mit mir war. Das war wahrscheinlich nicht schwer zu erraten. Schließlich waren wir sehr unterschiedliche Frauen. Ich wusste es nicht.

Ich vermutete, dass solche Frauen in all ihrer Frustration und ihrem Ärger wahrscheinlich wollen würden, dass ich wie sie bin. Dieser Gedanke entsetzte mich. Ich fand ihn erschreckend. Es wäre, als müsse ich zur Sterilität, Nacktheit und Pathologie der Erde zurückgehen. Tränen sammelten sich unter der Sklavenhaube in meinen Augen. Was sollte ich tun? Ich erinnerte mich, dass Ulrick mir gesagt hatte, dass bestimmte Sklaven, Haussklaven, »Turmsklaven«, mit geschlossenen Knien knien durften, aber mir war auch gesagt worden, ich und die anderen Mädchen wären nicht solche Sklavinnen. Wir wären eine andere Art Sklavin, doch welche Art genau, war nicht ganz klar.

»Deine Herren werden dir es beibringen.« hatte Ulrick gelacht.

Für uns schien auf jeden Fall, welche Art Sklavin wir auch waren, die Stellung mit geöffneten Knien obligatorisch. Außerdem fühlte ich, dass diese Stellung wenigstens für mich die richtige war. Ich entschied dann, dass Beste für mich wäre, vor Frauen wie der, die an die Wagenseite geschlagen hatte, so zu tun, als wäre ich asexuell und bescheiden, aber vor Männern, da sie es zweifellos von mir fordern würden, zu knien, wie man es mich gelehrt hatte: mich schamlos zu zeigen, verletzbar, köstlich, reizvoll und glücklich, zu ihren Füßen zu sein.

Ich fühlte, wie das Knie des Mädchens neben mir mein Knie berührte. Ich nahm an, dass sie auch über den Vorfall nachgedacht hatte. Zweifellos war ich nicht allein in meinen Ängsten und Sorgen. Gloria war auch ein Erdenmädchen. Sie war aus Fort Worth in Texas. Sie war vor mir an der Kette. Sie hatte ihre Knie jetzt gespreizt, die schamlose Schlampe! Ich bewegte mich etwas nach links, zur Käfigtür und spreizte auch meine Knie, zweifellos genauso schamlos. Ich empfand große Befriedigung dabei. Es war wie ein Akt der Rebellion oder Missachtung der Frau gegenüber, die auf dem Wagen und damit auch auf mich eingeschlagen hatte. Sicher, sie mit ihrem Stock konnte mich nicht sehen. Ich wäre bestimmt nicht so mutig, wenn sie hier wäre. Aber ich freute mich trotzdem daran, so zu knien. Ich wollte auf diese Art knien und ich nahm mir vor, auch vor freien Frauen, wenn ein Mann zugegen war, so zu knien, es sei denn, der Mann würde mir etwas anderes befehlen. Es waren schließlich Männer, denen ich gehörte, nicht Frauen! Sollten sie doch toben! Sollten sie doch ihre Wut herausschreien! Ich war stolz darauf, Männern zu gehören, Männer wie die von dieser Welt! Ich würde vor ihnen rechtmäßig und freudig knien als die, die ich war: eine Frau und ihre Sklavin.

Was hatten Frauen wie die, die an den Wagen geschlagen hatte, für ein Problem? Ich fragte mich, ob sie sich in ihrem Herzen nicht wünschte, auch so zu knien und einem Mann zu gehören? Dann aber tat ich diesen Gedanken ab, er war zweifellos töricht. Doch nicht solch eine Frau! Solch eine Frau niemals! Aber warum war sie sie dann so feindselig? Glaubte sie, dass mit unserem Dienen und unserer Schönheit, unserem Nachgeben gegenüber der Stimme unseres Herzens sie herabgesetzt oder irgendwie erniedrigt würde? Was für eine merkwürdige, absurde Schlussfolgerung! Was für ein grotesker, höhnischer Gedanke wäre das!

Müssen alle Frauen so sein? Konnte es sein, dass es nur eine einzige Art von Frauen gab und solche Gedanken die groteske Projektion ihrer weiblichen Unzulänglichkeiten, ihres Elends und ihres Hasses waren? Sicherlich war ihr Status doch ein anderer als unserer und unsere Unterwürfigkeit machte ihn doch gerade vornehmer und gehobener. Vielleicht hasste sie die Männer und dieser Versuch, uns schlecht zu machen und zu verderben, uns träge und ihr ähnlich zu machen, war ein heimtückischer, halbausgegorener Weg, die Männer anzugreifen.

Die Angelegenheit schien kompliziert zu sein. Auf jeden Fall schien es keine objektive Begründung dafür zu geben, dass sie uns dazu bringen könnte, dass wir sie mögen. Was war den so großartig und erstrebenswert an ihrem Unglück, ihrer Härte und ihrer Frustration, dass wir untergeordnete Frauen danach streben sollten? Warum hasste sie uns so? Widersprachen unsere Natur und unsere Schwäche ihren Ansichten so sehr, entlarvten sie sogar als falsch? Vielleicht fühlte sie sich auf eine seltsame, unbegreifliche Weise von uns und unseren Gefühlen angegriffen und bedroht. Ich fragte mich, ob es vielleicht für sie, in ihrem Krieg mit den Männern, in ihrem Verlangen nach Macht, wichtig war zu behaupten, dass sie mit ihrem Hass, ihrem Ehrgeiz, ihrem Neid und ihrer Begrenztheit für ein ganzes Geschlecht stand? Wie lächerlich! Aber wenn es so wäre, könnte man leichter verstehen, warum sie uns hassen musste, weil unsere bloße Existenz als natürliche, liebevolle Frauen, entsprechend der natürlichen Ordnung unseren Herren unterworfen, ihre Lügen unterminierte.

›Wie furchtbar wäre es‹, dachte ich, ›wenn solche Frauen mit all ihrem Hass und ihrer Frustration durch Lügen, Propaganda, Verdrehung, Manipulation, Verzerrung, Täuschung und mit dem Gesetz einer ganzen Spezies und einer ganzen Welt ihre grotesken Perversionen aufbürden würden.‹

Dann wurde mir bewusst, wie wenig ich über diese bestimmte Frau, zweifellos eine Frau, die auf dieser Welt geboren war, wusste. Meine Reflektionen waren in Wirklichkeit von der Realität einer weit entfernten Welt gefärbt. Ihr Ärger hatte vielleicht seine Ursache in einer so kleinen, so natürlichen Sache wie dass irgendein Mann an Frauen wie uns Interesse zeigte und nicht an ihr. Wer wusste das schon? Es war sicher plausibler, wenn ich davon ausging, dass sie sich dann eher an uns als an einem Mann rächen würde. Vielleicht hatte er ihr einfach den Rücken zugekehrt und hatte sie verlassen. Vielleicht hatte er sie mit einem Klaps zum Schweigen gebracht. Wer wusste das schon?

Ich zog ein bisschen an den Fesseln, die meine Hände hinter meinem Rücken festhielten. Meine Handgelenke wurden von ihnen umschlossen. Ich hatte schon früher bemerkt, dass sie extra für Frauen gemacht waren und was das über diese Kultur aussagte. Es schien, dass Sklaverei und Fesseln ein wesentlicher Bestandteil dieser Kultur waren, der nicht in Frage gestellt wurde und wenn doch, dann war diese Frage schon vor langer Zeit entschieden worden. Und zwar war sie zugunsten des Kragens entschieden worden und das war eine Sache der institutionalisierten Tradition, in gesetzliche Strukturen gegossen. Auch konnte es in einer solchen Kultur, überlegte ich, in der es solche Männer gab, keine Gefahr der Anfälligkeit für den schwächenden, antibiologischen Einfluss der Erde geben. Ich schauderte. In dieser Kultur hatten Frauen wie ich nichts und alles zu fürchten.

Dann versuchte ich, die Frau aus meinem Kopf zu verbannen. Was auch immer mit ihr los war, es schien, dass sie ziemlich anders als ich war.

Plötzlich fürchtete ich mich. Ich hatte meine Knie einige Zeit eng aneinandergepresst! Ich glaubte nicht, dass ein Mann bei uns hier drinnen war. Ich war sicher, der Mann, der uns in den Käfig hochgehoben hatte, war vom Wagen abgestiegen. Ich konnte wegen meiner Sklavenhaube natürlich nicht sicher sein, ob vielleicht nicht doch ein Mann mit im Käfig war oder vielleicht auch eine Sklavin ohne Haube, zum Beispiel eine der Instrukteurinnen, um uns zu überwachen. Aber ich glaubte das nicht. Außerdem war ich sicher, dass der Käfig abgedeckt war, ich hatte das Herunterziehen und Festzurren des Segeltuchs gehört, aber sicher konnte es eine Klappe, ein Guckloch oder so etwas geben, vielleicht hinter dem Wagenkasten, durch das wir vielleicht von Zeit zu Zeit beobachtet wurden.

Ich begann zu schwitzen. Ich war früher schon einmal wegen meiner mangelhaften Haltung auf die Rückseite meiner Waden geschlagen worden. Ich hoffte, jetzt nach Anhalten des Wagens, nicht wieder wegen einer ähnlichen Verletzung des Anstands bestraft zu werden. Ich zog an den Handfesseln und wehklagte leise in die Sklavenhaube. Ich war entschlossen, ab jetzt meine Knie immer weit geöffnet zu halten und bemühte mich, möglichst gerade und auch aufreizend an der Halskette zu knien. Ich wusste nicht, ob Männer das sehen konnten oder nicht.

Dann hielt der Wagen plötzlich an. Über die Kette an meinem Hals fühlte ich die unwillkürlichen Bewegungen der anderen Mädchen und das Rasseln, die Vibrationen, diese kleinen physischen Übertragungen über den Boden des Metallkäfigs, die ihre Regungen verrieten. Ich glaube, sie waren alle genau so verängstigt wie ich.

Wir waren irgendwo angekommen. Die Mädchen korrigierten ihre Haltung. Ich versuchte ebenfalls, meine Haltung noch zu verbessern. Wir hörten Stimmen. Der Fahrer schien vom Wagenkasten abzusteigen. Wir warteten.

Es gab jetzt sehr wenig zu hören. Wir waren sehr still. Es gab nur gelegentlich leises Rasseln der Kettenglieder unserer Halsketten. Ich bewegte mich ein wenig, um das kleine Metallschild zu fühlen, das an meiner Halskette an meinem Kragen befestigte war und sich leise und leicht auf meiner Haut unterhalb meines Halses bewegte. Es hatte etwas mit dem Transport oder meiner vorgesehenen Verwendung zu tun. Wir alle hatten jetzt solche Schilder an unseren Kragen.

Wir hörten, wie das Segeltuch in der Nähe der Tür hochgeschoben wurde.

»Ihr dürft euch setzten oder hinlegen, wie ihr wollt, ihr Schlampen.« sagte eine Männerstimme.

Es war einer der Männer aus dem Hause. Ich erkannte seine Stimme. Die Plane wurde dann wieder heruntergezogen. Es schien, als würden wir hier eine Weile bleiben. Wir änderten, so gut es ging, unsere Haltung. Ich legte mich auf meine Seite. Meine Knie waren wund vom Metallfußboden und den Bewegungen des Fahrzeugs.

Der Geruch nach salziger Luft war hier sehr stark. Wir warteten, in bequemeren Haltungen. Ich nahm an, die anderen waren genauso dankbar wie ich, die Haltung ändern zu dürfen.

Es schien nichts zu passieren. Natürlich geschah außerhalb des Wagens etwas, wenn auch nur so etwas wie die Überprüfung von Papieren, das Ausstellen einer Bescheinigung, eine Überprüfung von Anordnungen. Wir warteten innerhalb des Wagens. Ich musste wieder an die Frau denken, die geschrien und an den Wagen geschlagen hatte.

Ich bewegte den Lederball in meinem Mund ein bisschen. Er wurde von Riemen gehalten, die zwischen meinen Zähnen zur Rückseite meines Halses führten und dort verschlossen waren. Ich fühlte den Ball hinter zwischen meinen Lippen und hinter meinen Zähnen, wie er meine Mundöffnung verschloss. Ich konnte nicht sprechen und überhaupt nur sehr wenige Geräusche machen. Ich drückte mit meiner Zunge gegen den Knebel. Ich bewegte meine Lippen und Zähne, konnte ihn aber natürlich nicht loswerden. Es war ein sicheres und effektives Ding. Es erledigte seine Aufgabe, für die es gemacht war, gut.

Mein Kopf in der Sklavenhaube lag jetzt auf dem Metallboden des Käfigs. Ich konnte den Boden durch das Leder fühlen. Ich fürchtete mich, wenn ich an die Frau dachte, die an den Wagen geschlagen hatte. Ich dachte, dass ich und Frauen wie ich von solchen Frauen wahrscheinlich einiges zu befürchten hatten. Ich dachte nicht mehr, dass sie, wie ich gehofft hatte, eine Einzelerscheinung war. Wer konnte mich vor solchen wie sie schützen? Nur Männer konnten das. Sie machte mich deshalb, egal was sie eigentlich wollte, nur noch mehr von der Gnade meiner Herren, der Männer, abhängig. Ich fürchtete sie und solche wie sie. Wie schrill und hässlich sie geklungen hatte! Ich wusste es natürlich nicht, vermutete aber, dass sie grobschlächtig war und eher flach. Sie hatte richtig hässlich geklungen. Ich war hübsch. Das machte mich noch ängstlicher vor ihr und ihrer Art. Ich denke, sie könnte sich über mich ärgern und mich hassen, nur weil ich hübsch war. Außerdem war ich der Typ Frau, klein, mit wohlgeformten Beinen und schönen Brüsten, den die Männer dieser Welt attraktiv fanden. Das konnte auch gegen mich zählen.

Solche Dinge sind natürlich nicht so ungewöhnlich. Zum Beispiel wird jemand, der nicht stark ist, Stärke insgesamt herabsetzen und meinen, sie sei nicht wichtig. Wirklich könnte man sich groteskerweise über solche Dinge bei anderen ärgern und früher oder später die zu hassen beginnen, die schön oder attraktiv sind. Auf der Erde wurden Menschen, die solche exzentrischen und paradoxen Ansichten hatten, ignoriert oder gemieden, es sei denn, sie bekamen politische Macht. Hier aber, fürchtete ich, könnten die Schönen und Attraktiven von der Gnade solcher Menschen abhängen. Der Schrecken der Situation hatte mir auch klargemacht, dass es wahrscheinlich eher die Schönen und Attraktiven waren, die hilflos versklavt werden würden. Sie wären der Preis. Ich, das wusste ich irgendwie, war solch ein Preis.

Teibar hatte mir gesagt, dass er dafür bezahlt wurde, »erstklassige Frauen« herbeizuschaffen. Ich war also, aus der Sicht dieser Welt, eine »erstklassige Frau«. Ich erinnerte mich, dass er für mich solche Ausdrücke wie »kleine Schmeichlerin« und »anschmiegsame Schlampe« benutzt hatte. Diese Ausdrücke, obwohl sie wahrscheinlich dazu dienen sollten, mich als Frau zu demütigen, zu erniedrigen und an meinen Platz zu verweisen, bestätigten nichtsdestoweniger sein echtes sexuelles Interesse an mir. Sicher, er hatte mich nicht behalten wollen. Ulrick hatte mich aber, und ich denke wahrheitsgemäß, meiner Attraktivität versichert und war sogar so freundlich gewesen, mit Skepsis auf Teibars Urteil in dieser Sache zu reagieren. Er hatte mich auf jeden Fall als hübsch genug für Teibars Kragen gehalten. Auch hatte mehr als einmal einer der Wächter wütend die Sicherheit meines Eisengürtels getestet und, da er sich als sicher erwiesen hatte, mich beiseite gestoßen und ein anderes Mädchen, eins ohne Gürtel, zur Befriedigung seiner wilden Begierden genommen.

Ich hörte Stimmen draußen, aber sie schienen nichts mit uns zu tun zu haben. Wir mussten warten.

Ich hatte wirklich Angst vor Frauen wie der, die gegen den Wagen geschlagen hatte. Ich hatte nicht einmal ein Tuch, um meinen Körper vor ihr zu bedecken. Ich wäre nackt vor ihrem Stock. Und sogar die Instrukteurinnen waren barfuss gewesen und hatten nur kurze Kittel getragen. Ich fürchtete, Frauen wie ich, selbst wenn sie angezogen wären, wären auf eine unverwechselbare Art gekleidet, die uns charakterisierte, die auffällig war, die keinen Zweifel an unserem Status lassen würde und überhaupt würde unsere Kleidung vermutlich so knapp und freizügig wie die der Instrukteurinnen sein, alles zur Freude der Männer.

Wir warteten, geknebelt, ausgezogen, in Sklavenhauben und gefesselt.

Vielleicht unterschied sich die Frau, die an den Wagen geschlagen hatte, doch nicht so sehr von uns, überlegte ich weiter. Vielleicht war der Unterschied nur der, dass sie noch nicht in Besitz genommen, gebrandet und in einen Kragen gesteckt worden war. Vielleicht war sie auf eine Weise eifersüchtig auf uns und wollte wie wir sein, eine Frau, an der Männer interessiert waren. Vielleicht steckte irgendwo in ihr auch eine wahre Frau. Vielleicht steckte irgendwo in ihr auch eine Sklavin, die sich danach sehnte, zu Füßen ihrer Herren zu dienen. Ich dachte nicht, dass es etwas ausmachen würde, wenn sie zu flach wäre.

›Männer sind manchmal Narren‹, dachte ich, ›die solchen Oberflächlichkeiten, wenigstens am Anfang, zu viel Bedeutung beimessen.‹

Ich war sicher, man musste nicht schön sein, um eine liebevolle Sklavin zu werden. Aber egal, was in dieser Sache stimmte oder nicht, ich war sicher nicht begierig darauf, jetzt die Bekanntschaft mit solchen Frauen zu machen. Mir wäre es, wenn überhaupt, früh genug, nachdem sie ausgezogen, gefesselt waren und sich mit gebrandeten Schenkeln, ihren Hals im Kragen, ängstlich zusammenkauerten, die Peitsche der Männer fürchtend.

Bisher jedenfalls wussten wir nichts darüber, was die grundlegenden Unterschiede dieser verschiedenen Arten von Frauen sein könnten. Soziale Abgründe trennten uns, soziale Abgründe, die durch nichts als durch Brandzeichen und Kragen zu überbrücken waren.

Wir warteten. Ich fragte mich wieder, warum wir in den Sklavenhauben steckten und schwere Ballknebel im Mund hatten. Ich glaubte nicht, dass die Hauben unsere Schönheit vor zufälligen Männerblicken verbergen sollten. Männer wie diese, hatte ich bemerkt, waren selten abgeneigt, die Schönheit ihrer Schmuckstücke an der »Sklavenkette« zu zeigen. Außerdem wurden wir ausgezogen und, da war ich sicher, in einem abgedeckten Käfig gehalten. Ich nahm an, zum Teil lag das Motiv für die Sklavenhauben darin, uns daran zu erinnern, dass wir Sklavinnen waren und Männer solche Dinge mit uns tun konnten, aber ich vermutete, es geschah auch deshalb, um uns in »Sklaven-Unwissen« zu halten, eine Auflage, die auf versklavte Frauen angewandt wurde. Keine von uns wusste etwas darüber, wo wir waren. Wir wussten nicht einmal den Namen des Hauses, in dem wir ausgebildet worden waren, oder den Namen seines Herren. Wir wussten nicht einmal, wem wir gehörten. Die goreanischen Mädchen hatten versucht, bei anderen den Kragen zu lesen, aber die Markierungen auf ihnen schienen aus verschlüsselten Symbolen zu bestehen, die sie nicht verstanden. Das erschien mir merkwürdig.

Obwohl ich Goreanisch sprechen gelernt hatte, konnte ich es doch nicht lesen. Soweit ich wusste hatten weder ich noch andere Erdenmädchen meiner Gruppe, trotz der Intensität und Häufigkeit unserer Unterrichtsstunden, Unterricht im Lesen erhalten, nicht einmal in den Grundbegriffen. Wir waren Analphabeten und ich vermutete, das würde auch so bleiben. Trotzdem, der Grad des »Sklaven-Unwissens«, in dem wir gehalten wurden und der uns zum Beispiel sogar den Namen unseres Herrn vorenthielt, schien extrem, wenn nicht sogar absurd zu sein. Er entsprach, folgerte ich, durchaus den Sicherheitsvorkehrungen. Dies schien auch die Knebel zu erklären, die nicht einfach die Art und Weise waren, in der Männer uns zeigten, dass wir ihnen unterworfen waren und sie uns knebeln, die Augen verbinden, anketten, fesseln oder schlagen konnten, wenn sie Vergnügen daran fanden. Sie sollten uns auch davon abhalten, uns zu unterhalten, besonders mit den goreanischen Mädchen, um vielleicht Informationen oder Vermutungen auszutauschen, oder um uns auch daran zu hindern, andere außerhalb des Wagens anzusprechen, vielleicht Passanten zu foppen, Späße mit ihnen zu treiben oder sie um Informationen anzubetteln.

Ich änderte meine Haltung ein wenig. Der Metallboden an meiner Schulter und meinem Schenkel war hart. Ich wünschte, ich hätte meine Decke aus meiner Hundehütte mit dem Wasserbottich. Sie hatte die Härte des Zementfußbodens der Hundehütte sehr gemildert. Ich drehte mich auf den Rücken. Ich spürte den Käfigboden unter meinen Schulterblättern. Ich zog meine Handgelenke in ihren miteinander verbundenen Ringen an und nutzte den kleinen Spalt meines Hohlkreuzes aus.

Wir warteten, eingesperrt, gefesselt und in unseren Sklavenhauben. Ich musste wieder an die Frau denken, die mich so erschreckt hatte, als sie an die Wagenseite geschlagen hatte. Ich war mir bis jetzt sicher, dass wir auf jeden Fall völlig unterschiedliche Frauen waren.

Ich fragte mich, warum es diese Verzögerung gab und was das sein könnte, auf das wir warteten. Natürlich waren wir keine Fahrgäste, die sich ungeduldig nach dem Grund einer Verzögerung erkundigen und vielleicht sogar Erklärungen fordern konnten, wir waren nur Tiere, die ausgeliefert wurden, wir waren nur Fracht.

Ich drehte mich wieder auf die Seite und zog wieder ein wenig an diesen schönen, strengen Stahlringen, die durch eine kleine, kräftige Kette miteinander verbunden waren und meine Handgelenke hinter meinem Rücken festhielten. Wie sehr sie meine Bewegungsfreiheit einschränkten! Und dazu noch die Kette an meinem Hals, die mich an die anderen fesselte. Außerdem waren wir noch eingesperrt. Ich hatte gehört, wie die Käfigtür abgeschlossen wurde. Der Käfig war ziemlich massiv, das schloss ich aus dem Metallboden, aus dem schweren Geräusch beim Schließen und Absperren der Tür, aus dem Gefühl beim Anlehnen an die starken Käfigstangen. Er würde wahrscheinlich Männern widerstehen können, Frauen jedenfalls ganz sicher.

Ich kämpfte mich hoch, bis ich saß. Meine Schulter schmerzte. Mein Schenkel war wund. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Käfigstäbe. Ich hatte vermutet, dass weibliche Sklaven beim Transport gefesselt und eingesperrt waren. Aber ich hatte damit gerechnete, dass das Arrangement wie üblich aus eine Sklavenkette, meistens eine Halskette, manchmal noch aus Hand- oder Fußgelenkketten bestehen würde, aus einem Sklavenkäfig, in dem die Mädchen sich frei bewegen konnten, oder aus einem Sklavenwagen, in dem sie nackt, mit den Knöcheln an einen beweglichen Mittelbalken gefesselt, an einem festen Platz bleiben mussten. Es war bestimmt nicht normal, wenn wir mit solcher Vorsicht behandelt wurden, geknebelt und in die Sklavenhaube gesteckt, am Hals zusammengekettet, gefesselt und eingesperrt. Das schien mir ein ungewöhnlich hohes Maß von Sicherung zu sein. Andererseits hatte es vielleicht einfach damit zu tun, dass wir neue Sklavinnen waren. Neue Sklaven werden oft mit großer Härte behandelt. Das hilft ihnen, schnell zu begreifen, dass sie Sklaven sind.

Später, wenn das Mädchen gut ausgebildet ist und ihre Dienste vervollkommnet hat, wird sie vielleicht nachsichtiger behandelt, sogar liebevoll wie etwa ein Hund. Natürlich werden die originalen Methoden sofort wieder eingeführt, wenn ihr Verhalten auch nur ein kleines bisschen lax werden sollte.

Wir zehn warteten jetzt schon eine oder vielleicht zwei Stunden im Wagen, seit er angehalten hatte.

Ich dachte an Teibar. Er und alle Männer wie er waren mir unglaublich überlegen. Ich hatte nicht gewusst, dass es solche Männer geben konnte. Ich hatte nur von ihnen geträumt. Vor solchen Männern erkannte ich, eine vornehme, gebildete, hochintelligente Frau von der Erde, mich nicht wieder. Ich konnte wirklich nicht mehr als ein Hund zu ihren Füßen sein. Ich lehnte mich zurück gegen die Käfigstäbe.

Und interessanterweise war ich damit nicht einmal unzufrieden. Ich hätte mir, glaube ich, unbedeutendere Männer wünschen können, doch die wollte ich nicht wirklich. Ich wollte die stärksten, die mächtigsten, die herrlichsten, die wildesten, die großartigsten Männer. Ich wollte keine Männer, die wie ich waren, ich wollte Männer, die einfach Männer waren, Männer, in deren Armen ich hingerissen, liebevoll, herausschreiend und überwältigt beherrscht wurde. Bei ihnen konnte ich ich selbst sein und mich selbst finden. Solche Männer wollte ich und in meinem Herzen wusste ich, dass ich zu ihnen gehörte. Ich wollte einen Mann, der größer war als ich und dem ich entsprechend der natürlichen Ordnung gehorchen, einen, zu dem ich aufschauen musste. Und es war nicht wichtig, wenn meine Knie schwarz waren oder staubig, wenn ich einen Kragen um meinen Hals trug, wenn ich nackt war, wenn ich nur zu seiner Herrlichkeit aufschauen konnte. Ich wünschte mit Tränen in den Augen, Teibar hätte mich, seine »moderne Frau«, als Haustier, als seine Hündin behalten. Ich hätte versucht, ihm gut zu dienen. Ich wäre überglücklich gewesen, ihm das einzige Ding zu sein, das ich wirklich für Männer wie ihm sein konnte: die demütige Hündin eines Mannes. Ich hätte ihm seine Sandalen zwischen meinen Zähnen gebracht. Ich hätte darum gebettelt, seine Füße mit meiner Zunge säubern zu dürfen. Ich hätte ihm zu zeigen versucht, dass die »moderne Frau« verschwunden war und an ihre Stelle jetzt seine Hündin, sein legales Eigentum, seine Frau, seine Frau in jeder Hinsicht getreten war, hilflos und liebevoll.

Ich legte mich wieder auf den Metallfußboden und dachte wieder an die Frau. Wie sie mich geängstigt hatte! Wie sehr unterschied sie sich doch von uns zehn, die wir in diesem Käfig in Ketten gelegt waren. Sie war frei, da war ich völlig sicher. Sie musste frei sein, wenn ihr erlaubt war, so zu schreien und all das andere. Es gab keine andere Erklärung dafür. Der Gedanke ließ mich erschaudern. Sie stünde dann, auch wenn sie dumm und hässlich wäre, Welten über uns. Sie wäre unbezahlbar. Unser Wert dagegen, selbst wenn wir begehrenswert und schön waren, wäre begrenzt, durch die Schwankungen des Marktes bestimmt und was Männer bereit waren, für uns zu bezahlen.

Wir waren Eigentum. Sie, nahm ich an, nicht. Das schien der größte Unterschied zwischen uns zu sein. Wir konnten gekauft und verkauft werden. Sie, nahm ich an, nicht, es sei denn, Männer sahen sie als geeignet an, sie in die Sklaverei zu zwingen. Dann gäbe es natürlich keinen Unterschied mehr zwischen uns und wir würden nur noch als Frauen miteinander konkurrieren.

Ich lag dort in der Sklavenhaube, eine neue Sklavin, und versuchte, aus dem Bauch heraus zu begreifen, wie es wirklich war, Eigentum zu sein. Ich konnte von jedem, der das nötige Kleingeld hatte, mich zu kaufen, ob Mann oder Frau, in Besitz genommen werden. Auch hatte ich wenig Zweifel daran, dass nicht alle Männer dieser Welt waren wie Teibar, Ulrick oder die Wachen in dem Haus, in dem ich ausgebildet worden war. Zweifellos gab es auch hier Männer, die auch von der Erde sein könnten, Männer die verdrießlich, kleinlich und schwach waren, deren Anblick und Geruch ich befremdlich, deren Erscheinung und Berührung ich widerlich, die ich unglaublich eklig finden würde, Männer, die unsauber waren, brutal und grausam, hässlich und schrecklich, Männer, vor denen ich zurückschaudern und vor Ekel und Schrecken fast erbrechen müsste. Aber trotzdem könnten sie mich in Besitz nehmen wie jeder andere auch und ich wäre als Sklavin gezwungen, mich warm und ohne Fragen in ihre Arme zu werfen, meine Lippen gehorsam und erregt auf ihre zu pressen, ihnen gänzlich zu gehören, mich völlig hinzugeben, vor ihnen vollständig zu kapitulieren, nicht zurückzuhalten, sie vollständig und ganz zu befriedigen.

Diese Dinge gehörten einfach zu meinem Stand, folgten aus dem, was ich war. Ich konnte sie nicht ändern. Sie gehörten einfach zu dem, was ich war, eine Sklavin. Wir wählen unsere Herren nicht, noch ist es an uns, das zu tun, egal, ob wir ihnen gefallen oder nicht oder bis zu welchem Grad. Wir müssen bei allem nach Vollkommenheit streben, bei jedermann. Das gehört zum Sklaventum dazu. Als ich mich mit der Sklaverei abfand, hatte ich mich auch mit dieser Vorbedingung abgefunden. Es ist ein Teil der Sklaverei und etwas, was ein Sklave akzeptieren muss. Ohne sie kann es keine wirkliche Sklaverei geben. Ich hatte diese Bedingung und ihre Auswirkungen auf mich, zumindest theoretisch und verbal während meiner Ausbildung akzeptiert. Interessanterweise schien dieses Akzeptieren auf mich befreiend zu wirken. Es machte meine Sklaverei für mich viel realer und in irgendeiner Weise auch viel kostbarer. Ich glaubte immer noch, nicht richtig zu verstehen, wie es war, Eigentum zu sein. Das ändert sich wohl erst mit dem Verkauf, wenn man in den Gewahrsam eines Herren kommt.

Zweifellos würde auch Teibars »moderne Frau«, seine arrogante, anmaßende Erdenfrau, sein verachteter Fang, dazu kommen, das zu verstehen.

›Wie wird er sich manchmal amüsieren‹, überlegte ich, ›wenn er daran denkt, was er mit mir gemacht, welches Schicksal er mir bereitet hat.‹

Ich versuchte, ihn zu hassen, konnte es aber nicht. Ich wollte statt dessen lieber seine Füße küssen. Aber vielleicht erinnerte er sich gar nicht mehr an mich. Vielleicht hatte er mich schon vergessen! Vielleicht war ich jetzt allen, völlig allein auf dieser Welt, auf die ich für einen bestimmten Preis gebracht worden war und dann, nachdem ich Geld für andere gebracht hatte, weggeworfen, auf den Markt geworfen wurde, dem unbeständigen Wetter auf weglosen Meeren ausgesetzt, um spurlos zu verschwinden ohne dass jemand Notiz davon nahm, dem Glück und Erbarmen von Wind und Strömung preisgegeben, dem Willen und Interessen von Männern, die mich nehmen würden. Aber ich würde Teibar nie vergessen. Ich würde mich immer an ihn erinnern, sogar wenn ich in meinen Träumen stöhnte.

Plötzlich zuckte ich erschreckt zusammen. Ich konnte jedem gehören, jedem, der für mich bezahlen konnte! Das war für eine Frau von der Erde sicher falsch! Wie konnte es dazu kommen, dass ich jetzt nur eine demütige Sklavin war? Ich war einmal eine Erdenfrau! Wie konnte es nur dazu kommen, dass ich jetzt, auf dieser Welt, nur ein Tier in einem Kragen war, ausgezogen und angekettet, der Gnade der Herren ausgeliefert? War das wirklich ich, hier in diesem Käfig, in Ketten? War ich verrückt geworden? Könnte es sein, dass ich träumte? Aber ich drückte meine Zunge hoch gegen den Lederball in meinem Mund, der dort so erbarmungslos, so streng befestigt war. Ich bewegte meine Lippen und Zähne über ihm. Ich konnte seine Form und seine Größe fühlen, konnte ihn aber nicht entfernen. Ich schüttelte meinen Kopf etwas und bewegte die Kette an meinem Hals. Sie war da, an mir. Ich drückte meine Handgelenke gegen die Fesseln, die sie umschlossen, bis es weh tat. Aber ich konnte ihren straffen Sitz weder lockern noch die Bewegungsfreiheit, die mir geblieben war, auch nur um ein Jota erweitern. Ich bewegte meine Schulter und meinen Schenkel auf dem Metallboden. Meine Schulter war wund, und mein Oberschenkel war empfindlich und vielleicht schon rot geworden.

Der Boden war sehr hart. Er war solide. Er war schwer. Ich nahm an, dass er aus Eisen war. Aus dem scheinbaren Gewicht und ihrer Festigkeit schloss ich, dass die Platte mindestens ein Zoll dick sein müsste.

Nein, ich träumte nicht. Das war ich wirklich, an diesem Ort, eine Sklavin. Dann war ich wieder zufrieden. Woher wussten Teibar und die anderen, fragte ich mich, dass ich eine Sklavin war? Ich hatte erfahren, dass es nicht schwer gewesen war, das herauszufinden. Ich hatte Angst, aber ich wusste auch, jetzt war ich dort, wo ich hingehörte, in der Sklaverei.

Wir warteten. Wir mussten uns nicht mehr Sorgen machen als etwa Kisten, Ballen oder Schachteln.

Ich hörte Gloria neben mir stöhnen. Zweifellos fühlte auch sie Härte des Bodens. Ich bemerkte, wie sich die Kette an meinem Hals bewegte, als sie ihre Position änderte. Auf ihrer anderen Seite war Clarissa, ein Mädchen aus Wilmington, Delawara. Sie war diejenige, die schon mehrmals Bonbons von den Wachen bekommen hatte. Sie war jetzt nicht mehr widerspenstig. Auch sie hatte gelernt sich zu beherrschen. Die ersten sieben Mädchen an der Kette waren Goreanerinnen. Clarissa war keine Jungfrau gewesen, oder jedenfalls war sie es im Haus nicht lange geblieben. Ich hatte gesehen, wie zwei der goreanischen Mädchen und Clarissa ziemlich regelmäßig von den Wachen benutzt wurden.

Mit Interesse hatte ich verfolgt, dass sie, obwohl sie von verschiedenen Welten stammten, die gleichen Geräusche in der Agonie ihrer intimen Beschäftigung von sich gaben, in die sie sich zuerst nur hineinfügten und es duldeten, es dann akzeptierten, dann darin schwelgten und zuletzt kniend und leckend stumm darum bettelten, offen ihren Spaß zeigten und sich wimmernd und stöhnend, dem Sprechverbot des »Knebelgebots« gehorchend, anklammerten. Ich nahm an, in einem bestimmten Zustand klangen wir alle gleich. Wir waren alle Frauen. Das war es, worauf es ankam. Ich denke nicht, dass es, auch vom Standpunkt der Männer aus gesehen, einen großen Unterschied zwischen einem goreanischen Mädchen und einem Erdenmädchen gab, vorausgesetzt, beide hatten ihren Kragen gut verinnerlicht. Es ist zweifellos alles eine Sache der einzelnen Frau. Uns allen ist natürlich gemeinsam, dass wir Frauen sind. Wir alle könnten Tiere sein, die man warten lässt, Pferde, Schweine oder Hunde! Dann rief ich mir ins Gedächtnis, dass wir genau das waren: Tiere, Sklavinnen.

Wir warteten. Wir waren angekettet. Es bestand nur geringe Gefahr, überlegte ich, dass wir entweichen könnten. Wohin sollten wir auf solch einer Welt auch fliehen? Und selbst wenn man seinen Kragen loswerden könnte, war man immer noch mit einem Brandzeichen gezeichnet. Ich wollte nicht weglaufen. Ich kannte die Strafe für so etwas. Ich wollte nicht geschlagen oder verstümmelt werden, ich wollte nicht die Füße abgeschnitten bekommen oder an Sleen verfüttert werden. Hier hatten die Männer bei einem Fluchtversuch keine Nachsicht oder Geduld. Hier war Flucht für Frauen wie mich keine Alternative, sie war praktisch einfach unmöglich. Allerhöchstens konnten wir dabei hoffen, unter großem Risiko und unter Lebensgefahr von den Ketten des einen Herrn in die eines anderen zu gelangen. In diesem Fall wären wir dann natürlich eine »eingefangene Sklavin«, ein Status, der grausamste Bestrafungen und härtester Arrest bedeutete, eventuell gefolgt, wenn es unserem Fänger gefiel, von der Auslieferung an unseren eigentlichen Herrn.

Ich setzte mich halb auf, legte mich dann wieder auf den Rücken, erschauerte, zog meine Hände hinter meinem Rücken nach oben. Ich hob meine Knie an.

Als Besitz hatten wir einen Wert wie andere Besitztümer auch! Als ich das weiter bedachte, erkannte ich plötzlich, dass es einen weiteren Grund gab, uns zu fesseln und einzusperren. Es musste nicht alles einfach damit zu tun haben, dass man uns an einem bestimmten Platz oder zusammen haben wollte, also aus Gründen der Ordnung, oder um eine Flucht und auch nur den Gedanken daran unmöglich zu machen, oder um uns daran zu erinnern, dass wir Sklavinnen waren, oder um uns zu disziplinieren oder zu bestrafen, oder um Männer zu erfreuen, die uns gern so hilflos gefangen sahen, nein, es gab noch einen anderen Grund, der mir jetzt, da ich darüber nachdachte, ebenfalls einleuchtete. Wir waren Besitz! Wir waren Wertsachen, wie Geld oder Hunde oder Pferde. Manche Männer könnten uns sogar für Schätze halten. Wir könnten vielleicht sogar, wie andere Tiere oder Waren, Ziel eines Diebstahls werden! Wir könnten gestohlen werden! Deshalb machte es Sinn, wenn wir uns gelegentlich hinter Schloss und Riegel wieder fanden. Ich wusste, dass es nicht ungewöhnlich war, Sklaven nachts einzusperren. Im Haus waren wir in unsere Hundehütten eingeschlossen worden. Auch hatte ich gehört, dass es nicht unüblich war, schöne Sklavinnen nachts an das Fußende des Bettes ihres Herren zu ketten. Dort wurden sie an einen Sklavenring befestigt, die Kette lief normalerweise zu einer Fessel an ihrem linken Knöchel oder zum Kragen an ihrem Hals.

Die Tatsache, die ich jetzt erkannt hatte, nämlich dass ich Ziel eines Diebstahls werden könnte, erschreckte mich, aber sie schien, wie vieles andere, zu meinem Stand zu gehören, eine simple Konsequenz daraus zu sein, was ich war.

Ich erinnerte mich jetzt, im Haus vom »Recht der Gefangennahme« gehört zu haben, das gesetzlich verankert war. Ich hatte ursprünglich gedacht, dieses Recht beträfe die Aneignung freier Frauen, später erkannte ich, dass damit die Aneignung von Gütern allgemein, einschließlich von Sklaven, gemeint war. Ich hatte über diese Dinge bis jetzt nicht viel nachgedacht, bis jetzt, wo ich außerhalb des Hauses war.

Ich versuchte, mich an meinen Unterricht zu erinnern. Diebstahl oder, wenn Sie das vorziehen, Aneignung verleiht Rechte über mich. Ich würde jedem gehören und müsste ihm ohne Einschränkungen dienen, in dessen wirksamen Besitz ich gelangt war, auch wenn das durch Diebstahl geschah. Der ursprüngliche Herr hatte natürlich das Recht zu versuchen, sein Eigentum wiederzuerlangen, das ihm technisch gesehen für eine Woche weiter gehörte. Wenn ich dem Dieb entfliehen würde, nachdem er seinen Besitz an mir gefestigt hatte, zum Beispiel indem er mich für eine Nacht behielt, galt ich nach goreanischem Recht, obwohl er mich technisch noch gar nicht besaß, als ihm entflohener Sklave und würde dementsprechend bestraft werden.

Analog dazu ist es bei Tieren nicht erlaubt, die Stricke um ihren Hals oder die Zäune, in die sie gepfercht waren, zu entfernen, Geld musste seinen Wert und seine Kaufkraft behalten, egal, wer es in der Hand hatte. Einschränkungen dieser Art betreffen natürlich nicht freie Personen wie zum Beispiel freie Frauen. Eine freie Frau hat, wenn sie das will, das Recht zu versuchen, ihrem Entführer ohne eine Strafe befürchten zu müssen zu entkommen und das sogar noch nach ihrer ersten Nacht in seinem Gewahrsam. Wenn sie einmal versklavt ist, ist sie natürlich denselben Gebräuchen, Praktiken und Gesetzen unterworfen wie jeder andere Sklave. Der Sinn dieser Gesetze scheint zu sein, Männer dazu zu ermutigen, eine Sklavin jederzeit unter vollständiger Kontrolle zu halten. Nachdem die Sklavin für eine Woche in seinem Besitz (oder in Besitz ihres Entführers) war, gehört sie legal ihm. Es kann natürlich sein, dass ihr früherer Herr versucht, sie zurückzustehlen. Ein beliebter Sport unter jungen Männer ist, sein »Kettenglück« zu versuchen. Dabei wird die Entführung von Frauen, ob frei oder versklavt, als Sport betrieben. Im Krieg gelten Frauen auf dieser Welt natürlich, wie Silber oder Gold, als begehrte Beute.

Plötzlich hörte ich erschreckt, wie Segeltuch aufgeschnürt und weggezogen wurde. Ich fühlte warmes Sonnenlicht auf meinem Körper. Unter der Sklavenhaube wurde es wärmer. Ich verspürte Angst unter meiner Haube und kämpfte mich auf meine Knie. Ich hörte auch die Bewegungen der Kette an unseren Hälsen, das leise Klingeln der Ketten an unseren Handfesseln und die Bewegungen der nackten Körper der anderen Mädchen auf dem Eisenboden. Ein Schlüssel wurde in ein massives Schloss gestoßen, das Schloss wurde laut und unvermittelt geöffnet. Ich hörte Kettenrasseln an der schweren Käfigtür und dann öffnete sie sich.

Ich hatte sofort die Grundposition eingenommen, mit geöffneten Knien, geradem Rücken, eingezogenem Bauch und zurückgezogenen Schultern und gehobenem Kopf. Ich nehme an, dass die anderen Mädchen das auch taten. Wir hatten nicht gehört, dass ein Mann »Grundposition« befohlen hatte, das war nicht nötig gewesen. Wir waren eben jetzt ausgebildete Mädchen.

Ich hörte, wie jemand zu uns hochstieg und fühlte starke, raue Hände auf mir.

»Hier lang«, sagte die Stimme eines Mannes, »beweg dich hier entlang.«

Obwohl er scheinbar zu den anderen Mädchen sprach, fühlte ich mich hochgezogen und in Richtung der Tür gezerrt, die Kette zog meinen Hals nach links und schleifte damit Gloria, die sich rechts von mir befand, auf ihren Knien oder halb zusammengekauert, hinter mir her. Dann wurde ich auf den Boden heruntergereicht. Meine Füße standen auf warmen Brettern. Gloria wurde nach mir hinuntergelassen und dann die anderen.

Ich hörte Johlen, Pfeifen, Schnalzlaute und anzügliche Bemerkungen von Männern durch die Luft schwirren. Es schienen sehr viele zu sein, eine kleiner Menschenauflauf. Sie waren vielleicht hier unterwegs gewesen, als wir aus dem Wagen ausgeladen wurden.

Ich fühlte die Hand eines Mannes an der Kette an meinem Hals, er zog und ich stolperte dorthin, wo er mich haben wollte. Für einen Augenblick schien es, als wäre ich an der Spitze der Kette. Dann wurde ich herumgedreht und stand verwirrt allein da. Ich wusste nicht, wo ich war, noch in welche Richtung ich blickte. Dann verstand ich, dass das erste Mädchen an der Kette herum- und vorgezogen und die Kette ausgerichtet worden war und dass ich mich, obwohl ich nicht sicher war, wieder an ihrem Ende befand. Gloria war irgendwo rechts von mir. Eigentlich sollte sie vor oder hinter mir sein. Ich wusste nicht, wo ich war, nicht einmal in Bezug zur Kette. Ich hörte das Gejohle, den Lärm und die anzüglichen Bemerkungen jetzt näher und begann zu zittern. Dann zuckte ich zusammen und fiel fast hin. Der Knall der Peitsche war so laut, so beängstigend gewesen und das Leder brannte so schrecklich! Ich warf meinen Kopf zurück, keuchte heftig schluchzend in den Ball in meinem Mund, in meine Sklavenhaube. Dann machte ich einen winzigen, ängstlichen, gequälten, protestierenden, erstickten Laut von mir. Die Peitsche hatte dieses Mal nicht meine Waden, sondern meinen ganzen Rücken getroffen.

»Steht gerade, ihr Schlampen!« hörten wir. »Ihr steht hier vor Männern!«

Ich zuckte furchtsam zurück, aber die Peitsche traf diesmal nicht mich, ich hörte sie noch zweimal zwischen uns klatschen. Ich stand so gerade wie ich konnte und versuchte, einen reizvollen Anblick zu bieten. Mein Rücken schmerzte. Es war als wäre eine schmale Rinne in ihn geschnitten worden, die das rohe Fleisch und ein Brennen hinterlassen hatte.

Das Gejohle, der Lärm und die gemeinen Bemerkungen nahmen zu. Einige der Männer umdrängten uns anscheinend sehr nah. Ich hatte Schwierigkeiten, meine Position zu halten. Ich fühlte die Hand eines Mannes an meiner linken Brust.

»Nicht die Ware berühren.« lachte ein Wächter.

Es war eine Stimme, die ich aus dem Haus kannte. Es könnte der Mann sein, der mich und die anderen Mädchen geschlagen hatte.

»Es sei denn, du willst kaufen.« setzte er glucksend hinzu.

»Hat sie ein Gesicht, das zu dieser fantastischen Figur passt?« fragte ein Mann.

»Ja«, antwortete der Wächter, »sie ist wunderschön.«

Ich war ihm dankbar. Ich fragte mich, ob ich für Männer wie diese wirklich wunderschön war. Und wenn ja, was bedeutete das für mich? Bedeutete es, dass mich in meiner Hilflosigkeit erwartete, eine ständige Beute zu sein?

»Sie sind alle prächtiges Sklavenfleisch.« bemerkte der Wächter.

»Aus welchem Haus kommen sie?« fragte der Mann.

Aber der Wächter antwortete ihm nicht. Ich hörte Ketten. Ich wurde herumgedreht. Ich vermutete, dass ich jetzt wieder hinter Gloria war.

»Bewegt euch.« rief ein Mann.

Die Kette zog an der Rückseite meines Halses, so dass ich vorwärts gezerrt wurde. Die Bretter unter meinen Füßen schienen dick und heiß zu sein. Sie waren voller Splitter. An einer Stelle schien es mir, als trete ich in warmen Teer. Der Geruch nach Salzluft war hier sehr stark.

Die Kette wurde langsamer. Die Hand eines Mannes auf meinem Arm stoppte mich.

»Jetzt geradeaus«, hörte ich einen Mann sagen, »geh vorsichtig. Das Brett ist schmal und steigt an. Hab keine Angst. Ich halte dich.«

Ich hörte, wie die Kette sich wieder in Bewegung setzte. Nach einem oder zwei Augenblicken fühlte ich, wie mich eine Männerhand an meinem Arm vorwärts führte. Ich war ängstlich.

»Hier«, sagte er, »geh jetzt ein bisschen nach oben weiter, nackte Dame.«

Seine Hand war an meinem Arm, als würde er mich begleiten, wirklich als wäre ich eine Dame!

»Wenigstens ist ihr Gesicht bedeckt!« rief ein Mann.

Es gab Gelächter. Der Witz schien sie zu amüsieren, als ob es sein könnte, dass Damen in der Öffentlichkeit nackt waren! Sie verspotteten mich! Ich war keine »Dame«. Ich war gebrandet. Sie wussten das alle gut. Ich war gebrandet! Sie brauchten nur hinzusehen. Es war für alle sichtbar, an meinem linken Schenkel, unverkennbar und auffällig in meinen Körper gebrannt.

»Hier.« sagte der Mann.

Ich war als Frau, auch als versklavte Frau, dankbar für seine Hilfe in dieser schlimmen Lage. Ich fühlte ein ansteigendes Brett unter meinem Fuß. Als ich zweimal darauf trat, entdeckte ich, dass es Querstreben hatte. Als die Hände des Mannes meinen Arm losließen, packte mich einen Moment später ein anderer wieder am Arm und half mir weiter. Einmal bewegte sich das Brett, das ich erklomm, ein wenig. Das kam unerwartet. Ich war ängstlich, aber der zweite Mann hielt mich. Es war, als hätte sich das obere Ende des Brettes leicht bewegt. Dann wurde ich angehoben und nach unten auf eine andere hölzerne Fläche gestellt, dieses Mal war sie glatt wie ein Fußboden. Ich war sieben oder acht Fuß gelaufen, eventuell zehn Fuß, in einem Winkel von vielleicht zwanzig Grad. Dann wurde ich ein Stück nach rechts und nach vorn geführt, umgedreht und kniete mich dort nieder.

Ich bemerkte die Bewegung der Kette. Gloria musste links von mir sein. Sie ließen uns eng beieinander knien. Meine linke Schulter berührte ihre rechte. Ich fühlte, wie sich der Boden unter meinen Knien bewegte. Dann wurde eine Kette über meinen Hals gelegt und dort angeschlossen. Einen Augenblick später fühlte ich, wie sich ihr anderes Ende bewegte, es klang, als ob sie über Metall verdreht würde. Dann hörte ich das Geräusch eines anderen Schlosses, eines schweren. Ich nahm an, am anderen Ende der Sklavenkette war etwas ähnliches mit der Führungskette des ersten Mädchens gemacht worden. Die Kette war nun, so vermutete ich, an beiden Enden gesichert.

Wieder war da eine Bewegung unter meinen Knien. Es war unverkennbar eine Bewegung. Wir waren auf einer schwimmenden Fläche.

»Welche von diesen sind von weißer Seide?« fragte ein Mann.

Ich hörte, wie ein langes, schweres Brett über Holz gezogen wurde. Dann wurde es, so schien es, irgendwo rechts von mir abgelegt.

»Überprüfe ihre Schilder.« sagte ein anderer Mann.

»Hier ist eine.« verkündete ein Mann und hob mein Schild an.

Irgendwo links von mir und vor mir ertönte ein gutmütiger Protestschrei.

»Hier ist noch eine.« sagte ein weiterer Mann links von mir.

»Wir brauchen drei.« sagte irgendwo jemand.

Ich fühlte, wie mein Schild ein zweites Mal hochgehoben wurde.

»Als würdest du das nicht wissen.« brummte ein Mann.

Dann ließ er das Schild zurück auf meine Haut unter dem Kragen fallen.

Ich hörte, dass Seile an Bord gezogen wurden und ein Geräusch, als wenn Holz auf Holz stieß. Wir bewegten uns, schienen nach links zu schaukeln. Ich hörte, wie ein Gegenstand aus Metall neben mir auf das Holz gestellt wurde. Männer riefen einander etwas zu. Holz knarrte. Dann hörte ich etwas, was klang, als würden ein Pfosten durch Holz gesteckt.

»Knie hoch«, sagte ein Mann, »höher, weg mit den Fersen. Spreize diese hübschen Knie weit. Halt still.«

Dann fühlte ich, wie sich ein Metallring um meine Taille schloss und ein anderes Metallstück sich zwischen meine Beine legte. Die beiden Stücke wurden rechts und am unteren Teil wie eine Haspel über eine Klammer an der linken Seite des Ringes geschoben. Das Ganze wurde an meiner Rückseite mit einem Vorhängeschloss verschlossen. Ich trug wieder einen Eisengürtel.

Über mir hörte ich das Fallen und Entfalten von Segeltuch. Einen oder zwei Augenblicke später, nach kurzem Flattern und Schlagen, war es unter Kontrolle. Dann fühlte ich es an den Brettern unter mir, mit seiner pressenden Wucht und Sanftheit, seiner Stärke, seiner Unmittelbarkeit und ehrfurchtgebietenden Macht, war es erregend die Kraft des Windes zu spüren, wie sie die Segel füllte und gegen diese große, ausgebreitete Segeltuchfläche drückte, wie sie durch die Takelage, die Seile und den Mast übertragen wurde.

Ich war unbeschreiblich erregt. Ich wollte so gern etwas sehen. Ich wünschte, dass ich nicht in der Sklavenhaube wäre. Dann hörte ich ein Geräusch wie das Schlagen eines Hammers auf Holz, langsam, regelmäßig, alle paar Sekunden. Die Ruder tauchten offenbar ins Wasser. Es mussten mehrere Ruderer sein. Ich nahm an, zum Rudern waren starke, ausdauernde Männer erforderlich. Ich wand mich unruhig in der Sklavenhaube, im Eisengürtel. Von irgendwoher erklang eine Glocke. Vielleicht eine Boje, die eine Schifffahrtsrinne im Hafen markierte.

Wir, die goreanischen und die Erdenmädchen, wurden irgendwohin gebracht. Ich bin sicher, keine von uns wusste wohin.

»Du kannst dich zurück auf deine Fersen lehnen.« sagte ein Mann.

Ich tat es sofort. Er war wahrscheinlich derjenige, der mir den Gürtel angelegt hatte.

»Willst du die Haube loswerden?« fragte er.

Ich wimmerte.

»Wimmere einmal für ›Ja‹ und zweimal für ›Nein‹.« sagte er.

Ich wimmerte einmal.

»Wir werden bald den Hafen verlassen haben.« bemerkte er. »Bist du hübsch?«

Ich antwortete nicht sofort. Ich wollte weder eingebildet klingen, noch war ich mir sicher, hübsch genug zu sein, um als »hübsch« bezeichnet zu werden. Das hing natürlich auch immer von der Meinung der Männer ab. War es denn nicht eigentlich an ihnen, zu entscheiden, ob ich hübsch war oder nicht? Ich wusste, dass ein Mädchen, das für den einen Mann attraktiv war, es für einen anderen nicht unbedingt auch sein musste. Ich wollte als Antwort schon zweimal winseln, doch dann befürchtete ich, was wäre, wenn er oder jemand anderer mir die Sklavenhaube abnehmen würde. Früher oder später würde sie jemand abnehmen und sei es auch nur, um mich zu füttern und mir zu trinken zu geben. Ich fürchtete, dann wegen der negativen Antwort als Lügnerin bestraft zu werden. Ich erinnerte mich, dass Ulrick und andere mich für hübsch gehalten hatten. Auch hatte der Wächter vor ein paar Minuten zu jemandem gesagt, ich sei »wunderschön«. Auch wenn das eine Übertreibung gewesen wäre, und vielleicht sogar völlig absurd, so fühlte ich mich dadurch doch berechtigt, mich selbst als »hübsch« anzusehen. Außerdem erinnerte ich mich daran, dass Teibar, offensichtlich widerwillig und mit sich selbst grollend, trotz seiner Wut und Abscheu auf das, was er als meine Natur betrachtete, mich äußerst attraktiv gefunden hatte. Sicher, er hatte mich nicht behalten. Auch musste ich den sexuellen Geschmack dieser Männer bedenken, der mich manchmal erschreckte. Ich wurde offenbar als ungewöhnlich begehrenswert und attraktiv angesehen. Es schien, als würde ich auf dieser Welt wirklich, ob zu Recht oder nicht, als »wunderschön« zählen. Selbstverständlich war ich besorgt, wenn ich bedachte, was auf dieser Welt und unter diesen Männern die Folgen davon waren, schön und eine Sklavin zu sein.

Ich wimmerte einmal. Ich verkrampfte mich und befürchtete, wegen vermeintlicher Eitelkeit geschlagen zu werden. Aber ich wurde nicht geschlagen.

»Später, in einer Ahn oder so«, sagte er, »werden wir euch eure Knebel und Hauben abnehmen. Dann wird es etwas angenehmer für dich werden.«

Ich wimmerte einmal, um meine Freude und meine Dankbarkeit zu zeigen und hoffte, dass ihn das bestärken würde, sein Versprechen zu halten.

»Weißt du, wann wir das tun werden?« fragte er.

Ich wimmerte zweimal.

»Wenn das Land außer Sicht ist«, erklärte er, »vollständig außer Sicht.«

Ich hob meinen Kopf mit der Sklavenhaube zum Klang seiner Stimme empor.

»Verstehst du?« fragte er.

Ich wimmerte einmal.

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