Nachwort

Als Leser des Fantasy- und SM-Zyklus »Gor – die Gegenerde« von John Norman hatte es mich schon immer gestört, dass der Verlag, der die deutsche Übersetzung des Zyklus herausbrachte, den 22. Band (wie man hört, aus Angst vor Indizierung) nicht veröffentlicht hatte. Auch bei der jetzt geplanten Neuauflage des Gor-Zyklus soll der Band 22 nicht dabei sein. Damit fehlt dem deutschen Leser eine wesentliche Facette der Welt Gors, was sicher nicht nur ich als sehr ärgerlich empfinde. Dazu kommt natürlich die Neugier: Was kann so Schlimmes in dem Buch stehen, dass es indiziert werden könnte? Und noch ein Grund zum Ärgern: Wieso dürfen angelsächsische Leser etwas lesen, was deutschen Lesern vorenthalten wird? Sind Engländer und Amerikaner erwachsener als Deutsche? Mit welcher moralischen (ganz abgesehen von der meiner Meinung nach mehr als zweifelhaften juristischen) Autorität nimmt sich überhaupt ein Mensch heraus, zu bestimmen, welche Literatur für andere Menschen frei verfügbar sein darf und welche in die Schmuddelecken des Literaturbetriebs verbannt wird? Ist es nicht eine Form der Zensur, wenn ein Verlag wegen einer drohenden Indizierung ein Buch überhaupt nicht veröffentlicht? Und letztlich: Ist dieses ganze Verfahren heute nicht längst überholt und angesichts globaler Informationsvernetzung nur noch anachronistisch und lächerlich? Aus diesem Grund habe ich mich eines Tages entschlossen, die Reste meines Schulenglisch zusammen zu raffen und das Buch selbst zu übersetzen. Im Internetzeitalter war die englische Originalausgabe schnell besorgt und nach über sechs Monaten (eine Zeit, in der meine Hochachtung für die Arbeit professioneller Übersetzer immens stieg) liegt meine Übersetzung nun hier vor. Wenn ich den Text so durchlese, kann ich übrigens nichts finden, was eine Indizierung rechtfertigen könnte. Ich hoffe, die literarische Qualität meiner Übersetzung schmälert das Lesevergnügen nicht zu sehr und wünsche allen Lesern viel Spaß bei der Erkundung der Welt Gors, der Gegenerde.

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