11 Die Lotterie – Der Alkoven – Die Hundehütte

Ich wartete verängstigt auf der Schwelle, das Tuch um mich haltend. Ich lehnte mich an die Wand, meine Augen schlossen sich einen Augenblick. Hinter der Schwelle hörte ich die Unterhaltung von Männern, die mit gekreuzten Beinen an niedrigen Tischen saßen.

Die Bibliothek schien unendlich weit weg zu sein. Über der Schwelle hing ein Perlenvorhang. Ich lauschte auf die Männerstimmen. Manchmal, hatte ich gehört, werden Mädchen vor Nächten wie diesen sitzend oder liegend in engen Fesseln angekettet, so dass sie sich kaum bewegen können. Außerdem tragen sie dann tagelang vorher das Sirik. Ich war sehr selten im Sirik gewesen. Nur während der Ausbildung hatte ich ein- oder zweimal eins getragen, so dass ich wusste, wie wenig Bewegungsfreiheit ich darin gehabt hatte und wie ich mich trotzdem bewegen musste, wenn es etwas breiter eingestellt war, um den Herren zu gefallen. Der ganze Sirik bestand aus einem Kragen und drei Ketten. Eine dieser Ketten war lang, am Kragen befestigt und hing hinunter. An ihr waren zwei horizontale Ketten befestigt, eine in Höhe des Bauches, die an Sklavenfesseln, Handgelenksreifen oder -manschetten endete und die andere am unteren Ende der herunterhängenden Kette, die gewöhnlich auf dem Boden schleifte und an Fußfesseln oder Knöchelringen endete. Einige Teile dieser Vorrichtung können natürlich auch separat verwendet werden, zum Beispiel die lange Kette als Halsband, die horizontalen Ketten vielleicht als Sklavenarm- oder Knöchelringe. Außerdem ist bei vielen Siriks die Kettenweite einstellbar. Damit kann die Schrittweite und die Bewegungsfreiheit der Sklavin je nach Laune des Herrn verändert werden. Wie viele Dinge im Leben einer Sklavin wurde auch das von ihm streng geregelt. Bei richtiger Anpassung kann sich die Sklavin mit Grazie und Schönheit bewegen, in manchen Siriks ist es ihr sogar möglich zu tanzen.

Vor der Nacht wird der Sirik eines Mädchens oft so eingestellt, dass sie kaum laufen kann, die untere Befestigung der vertikalen Kette wird zwischen ihre Knöchel verlegt, die dadurch nur drei oder vier Zoll auseinander gehen können und ihre Handgelenke werden dann vor ihrem Körper eng aneinander gefesselt. Mein Herr hatte aber in meinem Fall von solchen Vorsichtsmaßnahmen abgesehen. Er wusste, und ich wusste es, dass sie unnötig waren.

Ich lehnte mich mit geschlossenen Augen gegen die Mauer. Ich hielt das Tuch fest um mich. Ich konnte nirgendwohin. Ich war gebrandet und steckte in einem Kragen. Ich war nackt oder doch nur sehr spärlich bekleidet. Es gab niemanden, der mich retten oder befreien konnte. Ich würde versklavt und Eigentum bleiben, für jeden, der mich besitzen wollte, wie ein Hund oder ein Pferd. Alle Gesetze dieser Welt würden angewendet werden, um mich zu meinem Herrn zurückzubringen. Außerdem, dachte ich erschaudernd, als wenn das alles noch nicht genügen würde, war mein Körper, mein Geruch und mein Name in das dunkle, eifrige Gehirn eines schrecklichen Jagdsleens eingeprägt. Nein, ich würde nicht fortlaufen. Wenn mein Herr zu mir käme, um mich in die Arme zu nehmen und auf den Boden zu legen, würde ich hier sein und zwar auf die einzige Art und Weise, in der ich hier sein konnte: wartend und unterwürfig.

Ich lauschte wieder auf das Gemurmel der Männer draußen, die leisen Geräusche ihrer Pokale und Platten und dachte noch einmal an den Sleen.

»Ich denke, du wirst Borko mögen.« hatte mein Herr gesagt, bevor ich die Bestie gesehen hatte, als ich sie im Tunnel hören konnte, bevor sie den Raum betreten hatte. Ich erinnerte mich an den riesigen Kopf, die zwei Reihen von Reißzähnen, die dunkle Zunge, die weit auseinander stehenden Augen, die zustoßende, gestreifte Schnauze und die Klauen. Ich hatte erfahren, dass Borko darauf abgerichtet war, Männer und Sklavinnen zu jagen. Auf ein Wort meines Herrn hatte er sich gehorsam in seinen Stall zurückgezogen. Und ich war sicher, er konnte genauso schnell wieder zurückgerufen werden, um die Befehle seines Herrn, ohne sie in Frage zu stellen, unerbittlich, arglos, erbarmungslos und eifrig zu befolgen. Ich schauderte. Ich war sicher, diese Bestie sorgte wie nichts anderes für Disziplin unter Hendows Frauen in seiner Taverne.

Ich lächelte vor mich hin. Manchmal werden freie Frauen oder Sklavinnen als »Sleen« bezeichnet. Bis vor einigen Tagen hatte ich nicht gewusst, was ein Sleen war. Jetzt wusste ich es. Und ich dachte, dass ich vielleicht ein »Urt« oder ein »Tarsk« sein könnte, aber ich war sicher kein »Sleen«, nicht mal im übertragenen Sinne. Zu dieser Zeit wusste ich noch nichts über die Miniatur-Sleen, die »Seiden-Sleen«, die manchmal als Haustiere gehalten werden. Vielleicht ist es diese Sleenart, die, wenn nicht richtig gehalten, verschlagen, böse und gefährlich wird und die Männer haben sie im Sinn, wenn sie eine Frau so bezeichnen. Ich weiß es nicht. Sicher, wenn die Männer so etwas sagen, scheint es, als brauche die Frau, die ein »Sleen« ist, nur einen strengen Herrn, der sie schnell auf ihre Knie stößt und ihr beibringt, dass sie nur eine Frau ist. Die Hülle eines Sleen, wird gesagt, kann weggerissen werden und wächst nie mehr nach und hinterlässt nur das weiche Fleisch einer Sklavin.

Ich öffnete meine Augen. Ich hörte Glöckchen vom Boden hinter der Schwelle. Ich kroch nach rechts, drehte mich um und spähte durch den Perlenvorhang. Ich konnte die Männer an den Tischen sehen. Es war ein breiter Raum mit Säulen unter der niedrigen Decke. Er war schwach beleuchtet, hauptsächlich mit Tharlarionöllampen, die an Ketten von der Decke hingen. Es gab etwa fünfzig Tische im Raum, an denen, wenn sie nicht zusammengestellt waren, immer vier Männer saßen. Einige Männer saßen auch an der Wand und lehnten sich gegen sie.

Die Taverne war heute Abend gut besucht. Ich hatte vor einiger Zeit die achtzehnte Ahn schlagen hören. Bald würde es mitten am Abend sein, die Zeit für ein spezielles Unterhaltungsprogramm, bei dem ich eine wichtige Rolle spielen würde. In der Stadt waren von Jungen Flugblätter verteilt und einige waren, wie ich gehört hatte, sogar an Anschlagtafeln angebracht worden. Außerdem hatte ich von Zeichen erfahren, die hier und da zwischen ähnlichen Zeichen auf den ärmeren Straßen angebracht wurden, wo die Magistrate sich weniger an ihnen störten oder weniger oft patrouillierten. Die meisten Gäste meines Herrn kamen aus solchen Bezirken.

Ich sah hinaus. Die Glöckchen, die ich gehört hatte, waren wahrscheinlich die von Tupita gewesen. Ich fragte mich, wie viele der Männer da draußen heute Abend extra wegen des speziellen Unterhaltungsprogramms gekommen waren. Einige von ihnen auf jeden Fall, da war ich sicher.

Ich achtete nicht sehr auf Tupita und sie kümmerte sich nicht um mich. Ich sah sie neben einem Mann knien und ihm Paga eingießen. Sie war nackt, wie die anderen Mädchen auf dem Boden. Hendow hatte seine Mädchen, oder wenigstens seine Pagasklavinnen, gern so. In den einfachen Pagatavernen ist das auch nicht ungewöhnlich.

Tupita kniete mit etwas Abstand zu dem Mann. Ich glaube, sie fürchtete sich vor ihm. Ich hoffte, er würde sie in einen Alkoven mitnehmen und zwingen, ihn zu erfreuen! Ich hörte einen Schlag, vielleicht mit dem Handrücken, und einen Schmerzensschrei und sah, wie rechts Ilene, die auf ihren rechten Schenkel geschlagen worden war, erschrocken zu einem Mann aufsah, der aufgestanden war. Er packte sie am Arm, zerrte sie auf die Füße und trieb sie, die stolperte, zu einem der Alkoven. Vielleicht würde sie dort weiter bestraft werden. Obwohl »Ilene« ein Erdenname ist, war sie Goreanerin. Goreanische Mädchen erhielten manchmal Erdennamen, vielleicht, um sie zu ihrem Schrecken daran zu erinnern, dass sie nichts besseres waren als niedere, hilflose und köstliche Erdenfrauen in goreanischer Sklaverei. Ich war übrigens das einzige Erdenmädchen im Haus.

Ich zog meinen Kopf zurück und lehnte mich tief atmend gegen die Wand. Ich fürchtete mich vor solchen Männern! Ich schloss wieder meine Augen. Heute Abend musste ich vor Männern tanzen, vor solchen Männern! Ich fühlte mich krank. Bisher hatte ich nur vor Teibar und seinen Männern in der Bibliothek getanzt, ein- oder zweimal im Haus meiner Ausbildung und natürlich hier, während meines Unterrichts vor den Musikern und einigen Männern des Hauses, die mir von Zeit zu Zeit während ihrer Pausen zusahen.

Aber ich hatte noch nie vor meinem Herrn Hendow getanzt. Mirus hatte mich einige Male gesehen und, da war ich sicher, meinem Herrn davon berichtet. Wenn ich am Ende meines Unterrichts vor ihm kniete, schien Mirus immer, und ganz besonders in der letzten Zeit, sehr zufrieden mit meinen Fortschritten zu sein. Ich hatte das immer, wenn ich vor ihm kniete, mit großer Erleichterung registriert, denn ich wollte nicht ausgepeitscht werden. Manchmal während meines Unterrichts, wenn ich tanzte, sah ich, wie mich Mirus und die anderen Männer des Hauses mit leuchtenden Augen beobachteten. Manchmal leckten sie sich dabei die Lippen, als ob ich etwas zu essen wäre. Gestern, als ich mich am Ende meiner letzten Unterrichtsstunde während eines wilden Musikstücks zu Boden geworfen hatte, in der Tänzerinnenpose der kriecherischen Unterwerfung vor Männern, hörte ich mehrere von ihnen anerkennend rufen und sich wiederholt mit der Hand gegen ihre linke Schulter schlagen. Dann hatten sie sich um mich gedrängt. Als ich mich hinkniete, war ich mir ihrer Beine und ihrer Peitschen über mir bewusst gewesen. Hastig und voller Angst hatte ich die Peitschen, die ich erreichen konnte, geküsst. Ich hatte befürchtet, dass sie mich peitschen würden. Aber dann hörte ich »Fabelhaft!« und »Großartig!«. Mirus hatte sie dann fast mit Gewalt von mir abdrängen und zurück zu ihren Pflichten schicken müssen. Murrend sie gingen auseinander und verließen das Zimmer. Als wir allein waren, sogar die Musiker hatten den Raum verlassen, und ich immer noch zu seinen Füßen war, sah ich zu ihm auf. Er war der erste unter diesen Männer und der zweite nach Hendow, meinem Herrn, bei denen ich bestrebt sein musste, sie zufrieden zu stellen.

»Herr?« fragte ich.

»Du hast Talent.« sagte er trocken.

»Ich danke dir, Herr.« antwortete ich.

Ich senkte meinen Kopf und küsste zart und mit Dankbarkeit und Ehrerbietung seine Füße. Er drehte sich dann ziemlich plötzlich von mir weg.

»Herr!« rief ich ihm nach.

Er hielt an und blickte zurück.

»Ja?«

»Darf ich sprechen?«

»Ja.«

»Wann werde ich in das Lokal gebracht?«

»Ist es dir noch nicht gesagt worden?«

»Nein, Herr.«

»Morgen Nacht.« sagte er und ging.

Ich blieb noch lange im Übungsraum knien. Morgen Nacht würde ich in das Lokal kommen. Ich zitterte. Ich war sicher noch gar nicht bereit! Aber das zu beurteilen war nicht meine Sache. Das war Sache der Herren. Sie hielten mich für bereit. Sicher, ich war bereit, wie nur ein neues Mädchen bereit sein konnte. Ich war bereit, anzufangen, anzufangen, ein weiblicher Sklave zu werden. Ich fragte mich, ob ich dazu wirklich bereit war. Ich dachte an die Gesichter der Männer vor einigen Minuten.

›Ja‹, dachte ich, ›vielleicht haben die Herren ja recht. Vielleicht bin ich bereit für diesen Anfang.‹

Ich zitterte und sah zu Boden. Wie sie mich angesehen hatten, so gierig, so sehr genießend was sie sahen und wissend, dass ich, die Tänzerin, im Kragen steckte, dass ich besessen werden konnte. Ich erinnerte mich, wie Mirus sie fast von mir wegdrängen musste, fast wie Löwen von ihrem Fleisch. Und selbst Mirus hatte sich, als wir am Schluss allein waren, mit einer auffälligen Plötzlichkeit von mir weggedreht. Ich glaubte jetzt, dass ich das verstand. Auch er hatte mich wie die anderen nicht uninteressant gefunden. Immerhin war die erste Frage, die er im Haus an mich gerichtet hatte, als er die Decke von mir entfernt hatte und ich nackt, mit auf dem Rücken gefesselten Händen vor ihm lag, ob ich »von weißer Seide« war oder nicht. Wäre ich es nicht gewesen, ich glaube, er hätte mich so wie ich war, gefesselt und auf der Decke, genommen. Und heute Abend hatte er sich mit einer auffälligen Plötzlichkeit von mir weggedreht.

Ich lächelte und sah auf die Bodenbretter hinunter. Ich glaubte, er vertraute sich selbst nicht mehr, wenn er mit mir allein war. Ich begriff, dass ich große Macht über Männer hatte und dass ich vieles mit ihnen anstellen konnte, nur weil ich eine Frau und schön war. Und diese Macht hatte ich sogar in meinem Kragen und vielleicht gerade in meinem Kragen, der mich für sie tausendmal schöner zu machen schien. Aber dann fiel mir ein, dass ich letztlich überhaupt keine Macht hatte, weil ich eine Sklavin war. Ich konnte mit einem Wort zum Niederknien und mit einer Geste auf meinen Rücken gezwungen werden.

Ich hatte Angst davor, in das Lokal gebracht zu werden. Ich hatte Angst davor, das Leben als Sklavin zu beginnen. Ich hoffte, dass ich zufrieden stellend gefunden würde. Ich hoffte, dass ich nicht zu viel geschlagen werden würde.

Ich öffnete meine Augen und stand dort, gegen die Mauer gelehnt, vor der Schwelle, die in das Lokal führte. Jemand kam zu mir. Ich kniete nieder.

»Bist du in Ordnung?« fragte Mirus.

»Ja, Herr«, antwortete ich, »danke, Herr.«

»Es sieht aus, als hätten wir heute ein gutes Haus.« sagte er, durch den Vorhang blickend.

Ich blieb still.

»Es ist fast die neunzehnte Ahn.« sagte er.

»Ja, Herr.«

»Wir beginnen nicht genau zur neunzehnten Ahn«, sagte er, »Wir lassen sie ein bisschen unruhig werden.«

»Ja, Herr.« flüsterte ich, hielt das Tuch um mich und sah zu ihm auf.

Ich war eine Sklavin in Gegenwart eines freien Mannes. Er ging dann. Ich stand nicht auf. Ich wusste nicht einmal, ob ich stehen könnte. Dort draußen waren Männer, goreanische Männer. Ich musste heute Nacht vor ihnen tanzen und wusste nicht einmal, ob ich überhaupt auf die Füße kommen würde.

Ich hörte, wie sich Sklavenglöckchen aus dem äußeren Zimmer näherten. Ich wollte mich erheben, doch der Perlenvorhang wurde schnell beiseite geschleudert.

»Ach«, sagte Sita, »da gehörst du auch hin, Erdenschlampe, auf deine Knie.«

»Ja, Herrin.« sagte ich zu ihr.

Ich musste alle Sklavinnen in Hendows Haus mit »Herrin« ansprechen. Diese Anweisung würde solange in Kraft bleiben, bis sie je nach meinem Benehmen und meinen Fortschritten in einigen Wochen vielleicht widerrufen würde. So etwas wird manchmal mit neuen Mädchen gemacht. Es hilft, die Disziplin unter uns aufrechtzuerhalten. Wenn die Anweisung irgendwann widerrufen worden war, durfte ich dann alle Mädchen, mit Ausnahme des »Ersten Mädchens«, mit ihrem Namen anreden. Ich würde dann eine von ihnen sein. Tupita war das Erste Mädchen. Wir alle mussten sie »Herrin« nennen. Ich freute mich, dass es nicht Tupita gewesen war, die durch den Vorhang gekommen war und mich auf meinen Knien erwischt hatte, denn dann, da war ich sicher, hätte ich vor ihr knien müssen. Sita mochte mich auch nicht. Sie war eine Verbündete von Tupita und zeigte die anderen Mädchen oft an.

»Heute Abend wirst du lernen, was es heißt, Sklavin zu sein, du Erdenschlampe.« zischte Sita.

»Ja, Herrin.« sagte ich.

Sita ging dann unter Glöckchengebimmel den Korridor hinunter in Richtung Küche. Ich sah ihr wütend hinterher, auf meinen Knien. Sie war auch nur eine Sklavin! Ich hoffte, dass heute Abend ein Mann nicht mit ihr zufrieden wäre und sie ordentlich verprügeln würde. Letzte Nacht hatte ein Kunde Tupita an einen Auspeitschungsring gefesselt und sein Missfallen über ihr Verhalten gezeigt. Sie hatte danach darum gebettelt, ihn in einem Alkoven erfreuen zu dürfen. Er hatte sie erst heute Morgen verlassen. Mirus hatte sie später, irgendwann gegen Mittag, losgekettet.

Ich kroch zum Vorhang und spähte auf meinen Knien hindurch. Jetzt waren noch mehr Männer in der Taverne. Es musste bald die neunzehnte Ahn sein! Ich wich wieder verängstigt und krank hinter die Wand zurück, weg vom Vorhang. Dort draußen, zwischen den Tischen, hatte ich den Tanzboden gesehen. Dort würde ich hingebracht werden. Der Platz für die Musiker war links, wie ich gesehen hatte.

Die Art von Tanz, die ich auf der Erde, aus welchen Gründen auch immer, gelernt hatte, bezeichnete ich am liebsten als »ethnischen Tanz«. Ich hatte ihn gewählt, vielleicht wegen einer Art angeborener unbeherrschbarer Sinnlichkeit oder extremen, tiefsitzenden femininen Veranlagungen oder Begierden oder vielleicht einfach aus einem Gefühl heraus, dass er zu mir und meiner wahren Natur passte. Insgeheim war ich natürlich davon begeistert, hatte es aber kaum gewagt, daran als an »Bauchtanz« oder, wie die Franzosen sagen, an »danse du ventre« zu denken. Sicher sind beide Namen in gewisser Hinsicht einschränkende, falsche Bezeichnungen, da bei diesem Tanz, wie bei anderen Tänzen auch, die Tänzerin ihren ganzen Körper und ihre ganze Schönheit einsetzt.

Ich hatte mich nie viel um den Ausdruck »ethnischer Tanz« gekümmert, da er mir zu allgemein erschien und viele Tanzarten umfasste, die wenig miteinander gemein haben, und nicht immer sexuell stimulierend wirken können. Aber sicher ist für ein kritisches Auge jeder Tanz und jedes Ballettstück sexuell stimulierend. Jene, die Sex hassen und fürchten haben das, glaube ich, besser begriffen als antriebslose und sexuell inaktive Personen.

Auf Gor wird die Art Tanz, die ich aufführen sollte, einfach »Sklaventanz« genannt. Dies vermutlich deshalb, weil es eine Tanzform ist, die, so wird gewöhnlich angenommen, größtenteils nur zu Sklavinnen passt und nur von ihnen aufgeführt wird. Der Gedanke streifte mich, dass die reizvolle Frau, die auf der Erde meine Lehrerin gewesen war, einmal zu mir gesagt hatte »Wir sind alle Sklavinnen«. Ich glaube, das ist wahr. Sicher, nicht alle Frauen sind Sklavinnen vor dem Gesetz. Viele Frauen sind frei, ob das nun ihren Interessen entspricht oder nicht. Diese Tänze, »Sklaventänze«, sind dann auf Gor nichts für sie.

Wenn eine »freie Frau« in der Öffentlichkeit solch einen Tanz aufführte, würde sie sich wahrscheinlich am nächsten Morgen in den Ketten eines Herrn wieder finden. Ihre Freiheit könnte sich dann als ziemlich flüchtig erweisen. Es wäre anzunehmen, dass sie bald durch den neuen und passenderen Status einer Sklavin ersetzt würde, der ihr mit all der Klarheit und Beständigkeit des goreanischen Gesetzes bestimmt und direkt durch den Kragen an ihrem Hals und das Brandzeichen an ihrem Schenkel dokumentiert würde.

»Sklaventanz« ist auf Gor übrigens eine sehr variantenreiche Tanzform. Er umfasst viel mehr als der einfache »ethnische Tanz«, schließt zum Beispiel Tänze wie Jagdtänze, Entführungstänze, Unterwerfungstänze, Kettentänze, Peitschentänze und so weiter ein. Vielleicht würde das, was auf Gor als Sklaventanz aufgeführt wird, auf der Erde als »ethnischer Tanz« zählen, aber in Sklaventänzen steckt sehr viel mehr, zum Beispiel Geschichtentänze, die bei den erotischen Tänzen der Erde selten sind. Andererseits gibt es bei erotischen Tänze auf der Erde Tanzformen, die auf Gor selten zu sehen sind, zum Beispiel einige Formen der Karnevalstänze. Vielleicht sehen Goreaner solche Tänze nicht als »richtige Tänze« an. Ich glaube, sie würde hier eher als kulturell eigenwillige Form des kommerziellen Witzes gelten. Auf keinen Fall würde solch ein Tanz starke Männer erfreuen, wie das Sklavinnen auf Gor, die die Peitsche zu fürchten haben, gelehrt bekommen.

Ich hörte Glöckchen den Korridor entlang kommen. Ich kniete immer noch. Sita kam in Sicht, auf dem Weg zurück ins Lokal. Sie hielt an, sah zu mir hinunter, wie ich verängstigt dort kniete. Sie war nackt, bis auf ihren Kragen und einige farbige, billige Holzperlen, Sklavenperlen, und ihren Glöckchen am linken Knöchel. Sie betrachtete mich, die zu ihren Füßen kniete, verächtlich. Ich sah wütend zu ihr auf. Warum betrachtete sie mich so verächtlich? Ich war bekleidet. Ich hatte ein Tuch um mich. Sie trug nur einen Kragen, ein paar Perlen und Sklavenglöckchen!

»Du bist nackt« sagte ich wütend zu ihr.

Schnell kauerte sie vor mir nieder und riss wütend mit zwei Händen, hier in der Halle, neben dem Vorhang, das Tuch von mir weg und nach unten, über meine Waden.

»So, jetzt bist du es auch!« zischte sie.

Um meinen Hals waren einige Schnüre unterschiedlicher Länge mit großen, farbigen Holzperlen, Sklavenperlen, geschlungen. In gewisser Weise verbargen sie meinen Körper, doch außer meinem Kragen waren sie alles, was ich trug. Dann hörten wir beide mit Schrecken, dass die neunzehnte Ahn schlug. Sita lächelte mich an. Hastig zog ich das Tuch herauf, wickelte es so fest ich konnte um mich und hielt es mit zwei Fäusten an meinem Hals fest. Ich sah sie erschrocken an.

»Nur noch ein bisschen«, sagte sie, »dann legen dir Tupita und ich Fesseln an.«

Dann erhob sie sich schnell. Vielleicht hatte sie zu lange auf dem Boden gehockt. Sie eilte durch den Perlenvorhang. Ich hörte, wie drinnen ein Mann mit dem Pokal auf seinen Tisch schlug.

»Die neunzehnte Ahn! Die neunzehnte Ahn!« rief er. »Die neunzehnte Ahn hat geschlagen!«

»Bringt die Sklavin heraus!« rief ein anderer.

»Bringt sie heraus!« forderte der nächste.

Ein oder zwei andere verstärkten den Lärm, indem sie mit den Pokalen auf ihre Tische hämmerten. Ich kniete im Hintergrund, außer Sicht, neben dem Vorhang und hielt verängstigt das Tuch um mich. Mirus hatte mir gesagt, dass ich nicht vor der neunzehnten Ahn herausgebracht werden sollte. Es schien ihre Absicht zu sein, die Männer wenigstens einige Zeit warten zu lassen. Sie wollten sie in Spannung halten, damit sie ungeduldig werden würden. Ich hatte sicher keine Eile damit, in das Lokal gebracht zu werden. Andererseits hatte ich aber auch Angst, die Männer zu lange warten zu lassen. Vielleicht würden sie dann zu viel erwarten. Was, wenn sie dann enttäuscht wären? Ich war wirklich eine neue Sklavin. Wie konnte ich sie da zufrieden stellen? Ich jammerte leise vor mich hin. Ich wollte nicht die Peitsche zu spüren bekommen.

Die Männer drinnen schienen nicht ruhiger zu werden. Vielleicht erwarteten die meisten von ihnen gar nicht, dass ich genau zur neunzehnten Ahn herausgebracht werden würde. Vielleicht hatten diejenigen, die mit den Pokalen auf ihre Tische gehämmert und nach mir gerufen hatten, damit nur ihrer natürlichen Verärgerung über die ungeschriebenen Gesetze, denen solche Veranstaltungen mit diesen Zeitverzögerungen zur Appetitanregung folgten, zum Ausdruck gebracht. In solchen Dingen musste man das richtige Gefühl haben, die Zeit musste lang genug sein, um das Publikum bereit und sogar ungeduldig werden zu lassen, ohne andererseits so zu trödeln, dass die Gäste renitent oder feindselig wurden. Ich hoffte, dass das Haus wusste, was zu tun war. Zweifellos war ich nicht das erste Mädchen und wahrscheinlich auch nicht das erste Erdenmädchen, das in das Lokal gebracht wurde.

»Wie geht es dir, Doreen?« fragte die kleine Ina, die sich besorgt neben mich gekauert hatte.

Ich sah sie dankbar an.

»Alles in Ordnung, Herrin.« flüsterte ich.

»Gut.« lächelte sie beruhigend.

Ich war sicher, dass es Ina nicht besonders kümmerte, ob ich sie »Herrin« nannte oder nicht, aber wir hatten beide vor zwei Wochen verabredet, als wir in der Küche Freundinnen wurden, dass ich es besser tun sollte, denn ich war nun einmal das neueste Mädchen. Wir fürchteten beide, wenn ich Ina bei ihrem Namen rufen und jemand das hören würde, dass wir dann beide dafür bestraft werden könnten. Wir wollten vor allem vermeiden, dass Tupita oder Sita uns bei solch einer Nachlässigkeit ertappten.

»Hast du deinen Sklavenwein getrunken?« fragte Ina.

»Ja.« antwortete ich.

Das ist eigentlich kein Wein oder ein alkoholisches Getränk. Es wird, glaube ich, »Sklavenwein« genannt, weil das die Herren amüsiert. Es ist extrem bitter. Ein Schluck der Substanz wirk eigentlich so lange, bis man ein entsprechendes Gegenmittel einnimmt. Trotzdem und vielleicht in Befolgung einer Tradition aus früheren Zeiten, als der »Sklavenwein« noch nicht so zuverlässig war, bekommen weibliche Sklaven dieses üble Zeug in regelmäßigen Abständen, normalerweise ein- oder zweimal im Jahr verabreicht. Einige der zynischeren Mädchen vermuten, dass die Herren ihnen das Getränk häufiger als eigentlich notwendig geben, weil sie es genießen zu beobachten, wie sie das schreckliche Zeug hinunterschlucken. Das scheint mir aber wenig wahrscheinlich zu sein. Zur Disziplinierung gibt es sicher billigere und leichter verfügbare Dinge.

»Gut«, sagte Ina, »dann gibt es nichts mehr, worüber man sich Sorgen machen müsste.«

Ich sah sie an. Ich wusste nicht, was sie damit meinte, man »müsste sich keine Sorgen machen«.

»Sorgen müsstest du dir machen«, erklärte sie, »wenn sie beschließen, dich zur Zuchtsklavin zu machen.«

Ich nickte.

»Du musst dann das Gegenmittel trinke.« fuhr sie fort.

Ich nickte mechanisch.

»Mir ist gesagt worden, dass es ziemlich gut ist.« sagte sie.

Ich sah sie entsetzt an.

»Wirklich.« sagte sie.

Sklavenwein macht in einer Sklavenhalterkultur wie auf Gor Sinn. Die Aufzucht von Sklaven wird wie die jeder Art von Haustieren, besonders der wertvollen, sorgfältig überwacht. Als Sklavin konnte ich geschwängert oder gekreuzt werden, wenn das meinem Herrn passte. Es ist genau wie mit anderen Tieren.

Ich hob meinen Kopf ein wenig. Die Männer drinnen wurden ungeduldig. Die Pokale hämmerten jetzt häufiger auf die Tische. Ich hörte Schreie.

Das Mädchen, das in die Zuchtzelle oder den Zuchtstall gebracht wird, steckt normalerweise unter der Sklavenhaube, wie ihr ausgewählter Partner auch. Persönliche Beziehungen werden auf diese Weise ausgeschlossen. Sie kann nicht wissen, in wessen Armen sie liegt und kann sich nicht etwa verlieben, wenn sie geschwängert wird. Und um diese Anonymität zu wahren, dürfen die beiden Sklaven nicht miteinander reden. Sie könnten getötet werden, wenn sie es doch täten. Ihre Verbindung findet öffentlich statt, das heißt, dass der Herr oder die Herren und manchmal noch andere, entweder in offiziellem Auftrag oder auch nicht, während des Aktes anwesend sind, um vereinbarte Zahlungen zu leisten oder Festlegungen zu treffen.

Es schien, als würden die Männer drinnen jetzt wild.

»Hab’ keine Angst.« beruhigte mich Ina.

»Wie sind die Männer?« fragte ich ängstlich.

»Sie sind großartig und sie sind unsere Herren.« sagte Ina.

»Das habe ich nicht gemeint.« protestierte ich.

»Was hast du dann gemeint?«

»Wie wird es sein«, fragte ich, »werden sie mir weh tun?«

»Ich nehme schon an, dass einige dir weh tun können«, antwortete sie, »und sie werden dir sicher auch manchmal weh tun. Aber damit musst du nun einmal rechnen. Du bist nur eine Sklavin.«

»Das meine ich nicht.« sagte ich.

Ich wusste schließlich, dass ich eine Sklavin war. Ich wusste, dass ich den Herren gefallen musste, und das in jeder Hinsicht. Ich wusste, dass ich einer strengen Disziplin unterworfen war. Ich wusste, dass ich für die geringste Verletzung dieser Disziplin, für den kleinsten Mangel in meinem Dienst, für den winzigsten Fehler beim Dienst zwischen den Fellen bestraft werden könnte und bestraft werden würde. Und für eine Bestrafung von mir als seiner Sklavin brauchte mein Herr noch nicht einmal einen Grund. Er konnte mich jederzeit auch ohne Grund bestrafen, einfach weil ihn das erfreute oder weil es ihm so einfiel.

»Was meinst du?« fragte Ina.

»Bringt die Jungfrau her!« schrie ein Mann.

»Bringt die weiße Seide hierher«, rief ein anderer, »wir wollen sie sehen!«

»Ich meine, werden sie mir weh tun!« jammerte ich.

»Du meinst, wenn sie dich öffnen?«

»Ja.«

»Wahrscheinlich nicht«, antwortete Ina, »aber vielleicht wirst du wund.«

»Ich verstehe.«

»Oh«, lächelte Ina, »du meinst, im Allgemeinen, nicht? Wie es ist?«

Ich senkte meinen Kopf.

»Du törichte Jungfrau«, sagte sie, »du weißt es wirklich nicht, oder?«

»Nein.«

»Heute Nacht wird es zweifellos hart werden. Mach dir über heute Nacht keine Sorgen. Es ist das erste Mal. Versuche nur zu überleben. Es wird sein wie wenn eine Stadt fällt oder man für ein Sexgelage verwendet wird.«

Ich sah sie an und begriff nichts.

»Aber warte nur ab, Sklavin«, lachte sie, »später wird es ganz anders.«

Ich sah sie an.

»Später, Doreen«, sagte Ina lächelnd, »wirst du darum betteln und dich dafür zerreißen.«

Ich hörte die Männer drinnen schreien. Sie schienen wütend zu sein. Dann sah ich, wie Tupita und Sita durch den Perlenvorhang kamen. Sie trugen einige Dinge.

»Streck deine Hände vor.« befahl Tupita.

Das Tuch senkte sich ein wenig. Tupita befestigte eine Ledermanschette an meinem rechten Handgelenk. Sie hatte kein Schloss. Sie wurde mit einer Schnalle geschlossen und hatte einen Karabinerhaken. Sita befestigte eine ähnliche Manschette an meinem linken Handgelenk. Beide hatten lange Lederstricke. Tupita befestigte ihre Leine am Karabinerhaken der rechten Manschette und Sita die andere Leine links. Durch die Karabinerhaken auf den Manschetten konnten beide natürlich miteinander verbunden werden.

Ich sah die Beine eines Mannes. Ich sah hoch und legte dann schnell meinen Kopf zwischen meine Handflächen vor ihm auf den Boden. Tupita und Sita begaben sich auch sofort in diese Stellung der ängstlichen Ehrerbietung vor ihrem Herrn.

»Aufstehen«, befahl der Mann, »alle drei.«

Wir standen dann vor Hendow, unserem Herrn. Hinter ihm stand Mirus. Mirus hatte einen Segeltuchsack hinter seinen Gürtel stecken. Aynur und Tula, zwei von Hendows Mädchen, standen hinter Mirus. Jede von ihnen trug eine tiefe Kupferschüssel. Aynurs Schüssel war leer. Tulas war bis oben hin mit ovalen Ostraka, Losmarken, gefüllt.

»Halte das Tuch enger um dich.« sagte Tupita.

Ich brachte keine weitere Mahnung, um das zu tun. Hendow betrachtete mich besitzergreifend. Ich gehörte ihm. Heute Nacht, so plante er, würde er Geld mit mir verdienen.

»Du hast hübsche Füße und Waden, Doreen.« lobte er.

»Ich danke dir, Herr.« antwortete ich.

Das Tuch, das ich so verzweifelt festhielt, endete etwas unterhalb meiner Knie. Es war aus weißer Seide. Mein Herr stand nahe bei mir. Ich zitterte. Tupita und Sita standen neben mir und hielten die Lederstricke meiner Manschetten. Ina war auch da. Mein Herr griff zum Saum meines Tuches, zog es etwas hinunter und entblößte meine Schultern. Er nahm ein Band aus seiner Börse. Es war ungefähr einen Fuß lang und anderthalb Zoll breit. Er wickelte es um meinen Kragen, steckte es darunter fest und verdeckte ihn dadurch. Das Band war wie das Tuch aus weißer Seide. Ich hörte die Männer drinnen schreien.

»Hab’ keine Angst.« sagte er.

»Nein, Herr.« antwortete ich.

Er nickte Mirus zu. Mirus ging, gefolgt von Aynur und Tula, durch den Perlenvorhang. Einen Augenblick später hörte ich, wie er die aufgebrachte Menge beruhigte. Jetzt kamen fünf der Musiker den Korridor herunter. Sie warteten am Vorhang.

»So etwas habt ihr noch nicht gesehen«, rief Mirus in die Menge, »wer will das Glück des ersten Ostrakon versuchen? Jedes nur ein Tarsk! Wer ist der Erste? Du? Ja! Und du bist der Zweite! Der Dritte! Ja! Und du! Und du!«

Ich hörte ihm beim Verkauf der Ostraka zu.

»Manche Männer«, bemerkte Hendow, »glauben, die ersten Ostraka bringen am meisten Glück.«

»Du«, rief Mirus, »ja! Und du, ja! Ja!«

Die Aufregung der ersten Verkäufe hatte ein wenig nachgelassen.

»Jetzt«, sagte Hendow, »kommen wir zu den vorsichtigeren Käufern, die frühe Ostraka kaufen würden, aber eine kleine Beruhigung des Verkaufs zu schätzen wissen. Außerdem haben wir es jetzt vermutlich mit den Kerlen zu tun, die eine Chance auf irgendwas kaufen würden, solange es eine Chance ist und mit den Kerlen, für die Jungfräulichkeit an sich, egal von wem, von Interesse ist. Sie würden auch eine Chance auf die Jungfräulichkeit eines Tharlarions ergreifen.«

»Ja, Herr.« flüsterte ich.

»Wir haben die Sklavin nicht gesehen«, sagte ein Mann, »ist sie gut?«

»Beschreib’ sie uns.« forderte ein anderer.

»Sie wurde auf den Flugblättern beschrieben.« sagte Mirus.

»Ist sie gut?« rief der erste Mann wieder.

»Beschreib’ sie uns.« rief auch der zweite Mann noch einmal.

»Ihre Haar- und Augenfarbe, Aussehen, Größe und Gewicht sind so, wie sie im Flugblatt erwähnt sind.« sagte Mirus. »Andere wichtige Maße sind dort, wenn du dich erinnerst, auch angegeben.«

Ich wurde rot und sah zu Boden.

»Ist sie gut?« wiederholte der erste Mann mit Nachdruck.

»Sie hat ein reizvolles Gesicht und eine gute Figur.« sagte Mirus.

»Aber ist sie auch gut?« lachte der Mann.

»Das kannst du umgehend und direkt feststellen, wenn du gewinnst.« rief Mirus.

Es gab Gelächter.

»Jetzt einmal ernsthaft«, fuhr Mirus fort, »denke daran, dass sie nur eine jungfräuliche Sklavin ist. In diesen Sinn wird sie vielleicht für einige Wochen nicht besonders gut sein. Es ist nur ihre Jungfräulichkeit, die heute Nacht versteigert wird.«

»Ja, ja.« stimmten einige Männer zu.

»Das ist wahr.« rief auch der erste Mann.

»Aber sie ist schön und ungewöhnlich begehrenswert«, erklärte Mirus, »es ist sicher ein Genuss, sie zu öffnen.«

Ich zog das Tuch enger um mich.

»Sie ist ein Schatz«, sagte Mirus, »und wir erwarten, dass sie mit der Zeit außergewöhnlich gut wird.«

»Sie ist eine Erdenschlampe«, rief ein Mann, »das stand in den Flugblättern. Die sind alle frigid.«

»Aber du weißt so gut wie ich«, konterte Mirus, »dass sie es nicht bleiben.«

»Stimmt.« lachte der Mann.

Es gab allgemeines Gelächter. Ich zog das Tuch enger um meinen Hals.

»Wir kennen dich, Mirus«, sagte ein Mann, »was hältst du von ihr?«

»Sie wurde von Hendow, meinem Arbeitgeber, eurem Gastgeber, dem Besitzer dieser Taverne gekauft.« antwortete Mirus. »Ich glaube, ihr kennt seinen Geschmack und seine Sachkenntnis bei der Auswahl von Frauen gut.«

Das schien Eindruck auf die Menge zu machen.

»Und was ist mit dir, Mirus?« drängte der Mann weiter. »Was hältst du von ihr?«

»Ich würde ein oder mehrere Ostraka kaufen«, antwortete Mirus, »aber wenn ich, ein Angestellter der Taverne, dann gewinnen sollte, würde nicht jeder von euch eine geheime Absprache oder ein doppeltes Spiel vermuten?«

»Das stimmt.« sagte jemand.

Es gab Gelächter. Also, sagte ich mir, war es keine Einbildung. Mirus wollte mich. Aus diesem Grund hatte er sich letzte Nacht so schnell von mir weggedreht.

»Außerdem«, sagte Mirus, »kann ich warten.«

Ich schauderte. Ich hatte noch nicht daran gedacht, aber es stimmte. Nach dieser Nacht würde ich nur noch eine von vielen unter Hendows Mädchen sein. Ich würde nicht nur für seine Kunden »geöffnet« sein, sondern würde natürlich auch seinen Männer zur Verfügung stehen. Die Benutzung der Tavernenmädchen ist eine der Vergünstigungen, wenn man in einer Taverne arbeitet. Nach dieser Nacht würde ich Mirus und allen anderen, die mich haben wollten, dienen müssen.

Ich erinnerte mich daran, dass im Haus meiner Ausbildung die »geöffneten« Mädchen den Wachen zur Verfügung stehen mussten.

Ich wusste, dass der Küchenchef der Taverne auch ein Auge auf mich geworfen hatte. Wir arbeiteten dort normalerweise beim Reinigen von Töpfen und Pfannen auf den Knien, über die niedrigen, dampfenden Bottiche gebeugt, unsere Arme bis zu den Ellenbogen in Seifenlauge getaucht. Er hatte Ina und mir die Küchentuniken weggenommen und Ina mehrmals genommen.

Ich schluckte hart. Sicher würde ich von Zeit zu Zeit in die Küche geschickt werden. Er wartete vielleicht schon darauf.

»Ich nehme ein Ostrakon.« sagte jemand, ich glaube, es war der, der Mirus nach seiner Meinung über mich gefragt hatte.

»Ich auch.« sagte ein anderer.

»Ich auch.« riefen einige.

»Ja, ihr cleveren Herren.« sagte Mirus.

»Kommt her, Schlampen.« wendete er sich dann an Aynur und Tula, die die Schüsseln trugen.

Binnen kurzem waren diese Verkäufe getätigt.

Hendow gab den Musikern mit dem Kopf ein Zeichen und sie verschwanden einer nach dem anderen durch den Perlenvorhang. Sie waren fünf, ein Czeharspieler, zwei Kalikaspieler, ein Flötist und ein Trommler. Nach ein- oder zwei Augenblicken, während Mirus das Interesse der Kunden weiter anheizte, hörte ich die Instrumente spielen, die Czehar und die Kalikas wurden gestimmt, der Flötist versuchte einige Übergänge, die Finger des Trommlers spielten leicht auf der straffen Haut seines Instruments, der Kaska, stimmten es und versuchten es erneut, dann ertönte ein leichter, dann energischerer, schneller Rhythmus, der seine Gelenke aufwärmte. Die goreanische Musik, jedenfalls ein großer Teil davon, ist sehr melodisch und sinnlich. Vieles davon scheint für die Ausstellung von Sklavinnen vor Männern geeignet zu sein und ich nehme an, dass es genau dafür gemacht wird. Dann waren die Musiker ruhig.

»Lasst sie uns sehen.« rief ein Mann.

»Bringt sie heraus.« rief ein anderer.

Ich hörte das Hämmern von Pokalen auf den Tischen.

»Bringt sie heraus!« riefen viele der Männer.

»Bist du bereit?« fragte Hendow.

»Ja, Herr.« antwortete ich.

Ich fühlte seine starke Hand, die sich wie ein Schraubstock um meinen linken Oberarm schloss. Ich wurde fast hochgehoben. In diesem Griff war ich fast wie eine Puppe. Ich sah zu ihm auf. Ich war völlig hilflos. Meine Fäuste umkrampften immer noch das Tuch und hielten es an meinem Hals fest. Die Schnüre an meinen Manschetten hingen an beiden Seiten hinter mir und wurden von Tupita und Sita gehalten. Tupita war rechts von mir, Sita links. Hendow schob mich neben ihm durch den Perlenvorhang. Tupita und Sita folgten, und auch die kleine Ina. Diese Mädchen, selbst Sklavinnen, würden mich, eine neue Sklavin, den Männern präsentieren. Aber es war der Griff meines Herrn, der damit vielleicht seinen Besitz und seine Autorität über mich darstellen wollte, der mich in das Lokal brachte.

»Oh.« sagte ein Mann.

»Ah.« ein anderer.

»Großartig.« rief der nächste.

Ich hörte, wie sie die Luft anhielten.

»Was habe ich euch gesagt?« fragte Mirus.

Ich spürte Lust und Erwartung in der Luft und begann zu zittern. Ich sah zu meinem Herrn auf. Er war stolz auf mich! Es gab zahlreiche interessierte und zustimmende Geräusche, Zungen- und Lippenschnalzen und ähnliche, die eine freie Frau vor Bestürzung in Ohnmacht fallen lassen würden, für eine Sklavin aber durchaus passend waren und sie normalerweise sehr erfreuten. Ich hörte auch Pfeifen und anzügliche Rufe.

»Bitte, bitte, ihr Herren«, sagte Mirus scheinbar im Protest, »hört damit auf! Das ist eine Jungfrau! Ihr bringt sie in Verlegenheit!«

Es gab viel Gelächter. Ich begriff, dass das ein guter Witz gewesen war. Wen kümmern schließlich die Gefühle einer Sklavin?

»Keine Frau wie diese«, sagte ein Mann, »mit einem Kragen um den Hals ist eine Jungfrau.«

Das Gelächter schwoll an. Ich vermutete, dass das ein Kompliment gewesen war. Ich sah Hendow kurz an. Er schien sich sehr daran zu erfreuen, mich zu besitzen. Wie stolz er zu sein schien! Ich hatte Angst, war aber auch erfreut und dankbar, dass er mit mir zufrieden war. Ich wollte ihn erfreuen. Er war mein Herr.

»Aber sie ist Jungfrau.« lachte Mirus.

»Wen kümmert das?« rief ein Mann.

Das Lachen wurde lauter.

»Unter unseren Gästen«, sagte Mirus, eine Handbewegung machend, »befindet sich heute Abend jemand, den ihr alle gut kennt, Tamirus.«

Er zeigte auf einen gutmütig aussehenden Mann, der in einer grünen Robe an der Seite saß. Der winkte der Menge gutgelaunt mit seiner Hand.

»Später«, fuhr Mirus fort, »wenn unsere lieblichen Töchter der Ketten, Tupita, Sita und Ina, die manche von euch gut und intim kennen und die ich euch allen empfehlen möchte, zusammen mit ihren liebreizenden Assistentinnen Aynur und Tula euch eine andere Tochter der Ketten, diese reizvolle Schlampe, ihre Sklavenschwester, präsentieren, sollten wir Tamirus um ein Gutachten bitten.«

Es gab gutgelaunten Beifall, den Tamirus grinsend mit einem erneuten Heben der Hand quittierte. Ich nahm an, dass das Gutachten nur eine Formalität war, doch einige der Männer würden danach verlangen.

Ich stand, mein Arm immer noch von meinem Herrn Hendow umklammert, in der Mitte des Lokals.

»Ich kaufe noch ein Ostrakon.« sagte ein Mann.

Ich sah, wie Aynur und Tula einander kurz ansahen. Aynurs Schüssel war nicht mehr leer. Tula hat jetzt weniger zu tragen.

»Wir werden den Verkauf der Ostraka gleich wieder aufnehmen,« kündigte Mirus an.

Die Musiker waren links von mir.

»Hendow«, rief Mirus, »mein Brotherr und guter Freund, Hendow, bist du nicht der Eigentümer dieser Taverne?«

»Das bin ich.« grinste Hendow.

Es gab Gelächter. Ich fürchtete, dass mein Arm verletzt würde, wo Hendow ihn festhielt. Er hatte einen eisenharten Griff.

»Und du besitzt viele Frauen?«

»Ja.« bestätigte Hendow.

»Wir sehen, dass du eine Sklavin an der Hand hast.«

»Ja.« sagte Hendow.

»Besitzt du sie auch?« fragte Mirus.

»Ja.« antwortete Hendow.

»Und willst du sie für dich behalten?«

»Nein.« sagte Hendow grinsend.

Es gab Beifall.

»Sie wird also den gleichen Status wie deine anderen Frauen haben und für deine Kunden zur Verfügung stehen?« fragte Mirus.

»Ja.« sagte Hendow.

Wieder gab es Beifall.

»Sie wird also keine private, sondern eine öffentliche Sklavin sein?« erkundigte sich Mirus.

»Ja.« bestätigte Hendow.

Diese Ankündigung wurde mit erneuten Beifall begrüßt.

»Wenn sie eine gehütete Privatsklavin sein sollte, nobler Hendow«, sagte Mirus, »dann bring sie schnell in deine Kammern. Wenn sie nicht so etwas, sondern so wie deine anderen Frauen ist, dann, nobler Hendow, flehen wir dich an, tritt von ihr zurück, lass sie allein auf dem Boden vor uns.«

Ich merkte, wie Hendows Hand meinen Arm freigab. Er trat zurück und es gab wieder Beifall. Ich wusste nicht, wo er war. Ich nahm an, dass er irgendwo links hinter mir war. Ich fühlte mich sehr allein. Sicher, die anderen Mädchen standen noch neben mir. Aber wir waren alle Sklavinnen und standen vor Männern.

»Tritt vor, tritt vor.« winkte mir Mirus einschmeichelnd.

Ich trat vor, mit Manschetten und Lederschnüren, das Tuch haltend, und die Mädchen mit mir. Ich stand jetzt im vorderen Drittel des Tanzbodens. Die Männer konnten mich hier sehr gut betrachten. Die Musiker waren wieder da und standen links von mir.

»Ich kaufe einen Ostrakon.« rief ein Mann.

»Ich auch.« rief ein anderer.

»Ich auch.« sagte der nächste.

Ich sah, wie Mirus Tarskstücke von diesen Männern einsammelte. Er ließ die Münzen in den Sack an seinem Gürtel fallen. Aus der Größe und dem scheinbaren Gewicht des Sacks schloss ich, dass er schon einige Tarskstücke hineingesteckt hatte. Ich nahm an, dass ich mich geschmeichelt fühlen sollte.

Ich schob das Tuch an meinem Hals höher. Ich fragte mich, wo Hendow geblieben war, ich vermutete ihn irgendwo hinter mir.

Wenn ein Mann sein Tarskstück bezahlt hatte, griff Mirus in die Kupferschüssel, die Tula hielt und entnahm daraus ein kleines, glattes, drei Zoll langes und ein Zoll breites, dünnes, flaches, zerbrechliches, aus Lehm geformtes und gebranntes Ostrakon. Sie waren oval und entlang der langen Achse eingekerbt. Die Ostraka waren schön und zerbrechlich. Auf jeder Seite trugen sie ihre Nummer. Ich zuckte zusammen, als Mirus ein Ostrakon in zwei Hälften zerbrach, eine Hälfte dem Käufer gab und die andere in Aynurs Schüssel warf.

»Viel Glück.« wünschte er.

»Wie ist ihr Name?« rief ein Mann.

»Doreen«, antwortete Mirus, »jedenfalls ist das der Name, unter dem Borko sie kennt.«

Ich schauderte und die Männer lachten, als sie meine Angst bemerkten. Ich glaube, Borko, der große Jagd-Sleen war ihnen nicht unbekannt. Ich hörte das Zerbrechen von Ostraka.

»Bring sie hier herüber, damit wir sie besser sehen können.« forderte ein Mann.

»Hier herüber auch.« sagte ein zweiter von der anderen Seite.

»Los, du ängstliche Urt.« sagte Tupita.

Sie führte mich nach rechts, wo ich am Rand des Tanzbodens stehen bleiben musste, dann weiter nach rechts und dann zurück. Jetzt entdeckte ich Hendow, meinen Herrn, wieder. Er stand im Hintergrund an der Wand, neben dem Eingang mit dem Perlenvorhang, durch den ich hereingekommen war.

Ich wurde weiter rechtsherum um den kreisförmigen Tanzboden geführt und stand dann an seinem rechten hinteren Teil. Ich stand nahe am Rand des Tanzbodens, Tupita wollte mich, wie ich annahm, nahe bei den Männern haben, um sie noch mehr aufzureizen. Ich hörte, wie noch mehr Ostraka zerbrochen wurden.

»Oh!« schrie ich auf.

Ich war erschrocken. Ich konnte nicht ausweichen.

»Steh still.« befahl Tupita.

»Ja, Herrin.« sagte ich.

Ein Mann, der nah am Rand des Tanzbodens saß, hatte seine Hand ausgestreckt und meinen linken Knöchel umfasst. Dann strich er mit dem Daumen langsam über mein Schienbein und mit streichelte mit den Fingern meine Wade. Ich erschauderte unter seiner Berührung und ging ein oder zwei Zoll höher auf meine Zehenspitzen.

»Seht doch.« sagte ein Mann.

»Das ist keine Jungfrau.« sagte ein anderer.

»Sie ist eine Jungfrau.« beteuerte Mirus und zerbrach, ohne sich umzusehen, ein weiteres Ostrakon. »Ihr werdet bald das Gutachten hören.«

»Ich nehme noch ein Ostrakon.« sagte der Mann, der mich angefasst hatte.

»Ich auch.« sagte ein anderer.

Als mein Knöchel wieder frei war, schoben mich Tupita und Sita wieder in die Mitte des Tanzbodens. Ich zitterte. Ich hatte es nicht verhindern können, mich unter dem Griff des Mannes zu bewegen. Die Männer sahen mich an. Ich hörte Gelächter. Ich wurde rot. Es gab noch mehr Gelächter.

»Mit der Zeit«, sagte Mirus, während er seinen Verkauf weiterführte, »erwarten wir, dass sie wenigstens minimale Sklavenhitze empfindet.«

Es gab Gelächter. Ich war überall, wo ich nicht von Tuch verdeckt war, rot geworden, an Gesicht und Hals, an Waden, Knöcheln und Füßen. Es gab immer mehr Gelächter. Plötzlich wünschte ich, dass ich eine dieser Frauen wäre, die Männer hassten, doch einen Moment später wollte ich so etwas schon nicht mehr. Ich war zu weich, zu reizvoll und zu feminin dafür. Ich war nicht solch eine Frau, ich war anders. Ich bekam dann Angst, große Angst. Ich spürte vage in meinem jungfräulichen Bauch den Gedanken, was Männer, solche Männer, mit mir machen würden. Das öffnete mich natürlich nicht gerade dafür, was ich in einigen Wochen fühlen und was mich zu einem hilflosen Opfer meiner »Sklavengelüste« machen würde.

»Fünf!« rief ein Mann. »Fünf!«

»Hier zwei!« sagte ein anderer.

Ich sah mich um, blickte von Gesicht zu Gesicht und sah dann wieder weg, wagte es nicht, in die Augen eines Herrn zu blicken. Wie weit weg jetzt doch die Bibliothek war. Völlig unwirklich schien sie, hier auf dieser Welt. Ich war Besitz, gehörte meinem Herrn.

»Sie ist reizvoll.« sagte ein Mann.

»Ja.« stimmte ein anderer zu.

Es gab wieder anzügliche Zurufe. Ich konnte sie nicht beiseite schieben. Ich war eine Sklavin. Wieviel Macht doch diese Männer hatten. Ich glaube, jeder von ihnen hätte mich wie ein schönes Ostrakon in Stücke brechen können. Und wie wild sie zu sein schienen. Wie leicht sie eine Frau dazu bringen konnten, ihnen zu gehorchen! Und wie sie mich ansahen, mit welchem Genuss und welcher Gier, sie sahen in mir die Sklavin, die ich war! Ich ballte die Fäuste auf dem Tuch. Darunter war ich, bis auf den Eisenkragen und einigen Perlen, nackt.

»Lasst uns mit der Auslosung beginnen.« drängte jemand.

Ich fühlte mich unter solchen Männern völlig hilflos, so klein und schwach und begehrt. Ich hörte das Zerbrechen weiterer Ostraka. Wie absurd, künstlich und unwirklich erschien plötzlich die Erde, mit ihren grotesken politischen Mythen, ihrer Gefährdung der Natur, ihren heimtückischen Konditionierungsprogrammen, ihrer Leugnung der einfachen, einleuchtenden Wahrheiten der Aristokratie, ihrer künstlichen Einschränkung von Recht und Macht, ihrer verzweifelten Versuche, die natürlichen Beziehungen zwischen Männern und Frauen zu zerstören, die Vielfalt der Natur einzuebnen, ihrer korrupten Mechanismen der Verfälschung und Unterdrückung.

›Männer können mit uns machen, was sie wollen‹, dachte ich, ›und goreanische Männer tun das auch, jedenfalls wenn die Frau eine Sklavin ist.‹

Ich war nicht auf der Erde. Ich war auf einer anderen Welt. Ich stand auf dem Tanzboden einer Taverne einer komplexen, schönen Zivilisation, eine, die ziemlich anders ist als meine eigene, eine mit starken, stolzen Männern, die ihre natürliche Herrschaft nicht aufgegeben hatten. Ich stand nicht als Primitive vor ihnen. Ich stand aber vor ihnen im Kragen, entsprechend der natürlichen Ordnung der Natur.

Ich fühlte wie straff die Schnüre gehalten wurden, die an meinen Handgelenksmanschetten befestigt waren. Tupita und Sita standen rechts und links neben mir. Sie hatten jede ihre Schnur aufgewickelt und hielten sie ungefähr einen Fuß von den Manschettenringen fest. Ich spürte Ina hinter mir. Sie hielt von hinten das Tuch an meinen Schultern, damit es anmutig weggenommen werden konnte.

Vorhin hatte mich Hendow gepackt und mich hilflos wie eine Puppe in das Lokal gebracht. Er hatte mich dann als Reaktion auf eine rituelle Bitte von Mirus losgelassen und war zurückgetreten. Die symbolische Bedeutung davon war klar. Er reservierte mich nicht für sich selbst. Ich war für seine Kunden vorgesehen. Ich war ein neues Mädchen in seiner Taverne. Ich war eine öffentliche Sklavin.

Ich fühlte die Spannung in den Schnüren, hörte die kleinen Geräusche, die die verbundenen Ringe an den Manschetten und den Schnüren verursachten, fühlte, wie die Schnüre an mir zogen. Meine Handgelenke wurden langsam zur Seite gezogen. Die Männer lehnten sich vor. Ich konnte meine Hände nicht mehr am Tuch lassen, ohne es selbst zu öffnen. Mit Tränen in den Augen ließ ich das Tuch los. Ina zog es anmutig weg und verließ damit den Tanzboden.

Ich stand, mit den Handgelenken an den Schultern, dort. Ich konnte meine Hände nicht zusammenlegen, um mich zu bedecken. Dafür sorgten die Manschetten und die daran befestigten, von Tupita und Sita straff gehaltenen Schnüre. Ich stand da, im Kragen und mit Perlen, ausgestellt, eine Tavernensklavin, eine Pagasklavin, eine öffentliche Sklavin, nackt auf einen goreanischen Tanzboden. Die Hände der Männer schlugen wiederholt auf ihre linken Schultern.

»Ja!« schrien einige. »Ja! Ja!«

»Großartig!« keuchten ein paar.

»Hervorragend!« schrien andere und hämmerten mit ihren Pokalen auf die Tische.

Ich musste anerkennen, dass Teibar, der mich für den Kragen ausgewählt hatte, etwas von seinem Geschäft verstanden hatte.

Dann wurden die Schnüre gelockert. Meine Arme hingen seitlich herab. Ein weißes Band war um meinen Kragen gewickelt und verdeckte ihn.

»Du bist nackt neben mir.« flüsterte Tupita. »Erweise deine Ehrerbietung.«

Schnell kniete ich vor den Männern nieder und legte meinen Kopf zwischen meine Hände auf den Boden. Ich hörte mehrere der Perlen auf das Holz fallen. Dann wurde ich von den Schnüren auf meine Füße gezogen und über den Tanzboden geführt, damit die Männer mich von allen Seiten betrachten konnten. Männer drängten sich um Mirus, der schwer zu tun hatte, ihre Forderungen nach mehr Ostraka zu befriedigen.

Dann kniete ich in der Mitte des Tanzbodens. Ich kniete, wie ich es gelernt hatte und wie die Sklavinnen, wie ich eine war, eine Vergnügungssklavin, knien mussten. Meine Hände und meine Handgelenke mit ihren Ledermanschetten lagen auf meinen Schenkeln. Tupita und Sita standen nah hinter mir und hielten die Schnüre locker.

»Leider, ihr großzügigen Herren«, rief Mirus, »werden die Ostraka langsam alle.«

Ich sah, wie sich Männer eilig erhoben und zu ihm gingen.

»Ich nehme zehn.« sagte ein Mann.

»Nein.« schrie ein anderer.

»Wir sollten das Gutachten einholen!« rief Mirus und schob die zwei auseinander.

Tamirus kam zu mir. Er trug eine grüne Robe. Zu der Zeit wusste ich noch nicht, dass das die Robe der Kaste der Ärzte war. Das ist eine hohe Kaste. Wenn ich gewusst hätte, dass er einer hohen Kaste angehörte, hätte ich mich sicher noch mehr gefürchtet.

Die meisten Goreaner nehmen ihre Kaste sehr ernst. Das ist anscheinend eine der sozial stabilisierenden Kräfte auf Gor. Sie trägt dazu bei, Veränderungen, Verdruss und Tragödien, die für mobilere Strukturen kennzeichnend sind und Männer zu Verlieren machen, wenn sie nicht genug Geld verdienen oder keinen der wenigen renommierten Beruf ausüben. Das System unterstützt außerdem Männer mit Energie und hoher Intelligenz in einer großen Vielfalt von Tätigkeiten und hält sie davon ab, in oft künstlich verknappten Berufen tätig zu werden. Dadurch werden weniger frustrierte Männer andere Künste ausüben, die für das Überleben und die Erhaltung einer überlegenen Zivilisation wichtig sind.

Möglichkeiten zum Wechsel in eine andere Kaste gibt es auf Gor, sie werden aber selten wahrgenommen. Die meisten Goreaner sind stolz auf ihre Kaste und die Fertigkeiten, die sie ausübt. Solche Fertigkeiten werden auch von anderen Goreanern geschätzt und in Anspruch genommen.

Meine Jungfräulichkeit war schon verschiedentlich geprüft worden. Teibar hatte es auf der Erde in der Bibliothek getan; im Haus meiner Ausbildung war sie geprüft worden, bald nachdem ich dort angekommen war; sie war außerhalb Brundisiums, durch den dortigen Großhändler und in Markt von Semris zweimal geprüft worden, einmal als ich dort angekommen war, von Teibars Männern in Markt von Semris und einmal, bevor ich dort weggebracht wurde, von Hendows Männern. Dann war sie bei meiner Ankunft hier überprüft worden und noch einmal heute Nachmittag, bevor ich mit diesen Perlen geschmückt wurde, den Sklavenperlen, die ich jetzt trug.

»Wie geht es dir, meine Liebe?« fragte Tamirus.

»Sehr gut, Herr«, antwortete ich, »danke, Herr.«

»Auf den Rücken, Idiotin.« befahl Tupita.

Ich sah sie wütend an. Mit den Schnüren, an denen sie zogen und sie verdrehten und die sie mit überraschender Sachkenntnis verwendeten, konnten Tupita und Sita mich mit Leichtigkeit halb auf mein Füße ziehen, mich dann umdrehen, aus dem Gleichgewicht bringen und auf meinen Rücken legen. Ich hatte weder etwas von ihrer Geschicklichkeit gewusst, noch wie leicht es war, mich mit zwei Schnüren zu kontrollieren. Natürlich gibt es bei der Verwendung von Sklaven viele Tricks mit solchen Schnüren. Tupita hielt mein rechtes Handgelenk am Boden fest und Sita das linke.

»Nimm die Beine auseinander, oder wir tun das.« befahl Tupita.

Ich gehorchte. Es gibt verschiedene Methoden, die Jungfräulichkeit eines Mädchens zu überprüfen. Am wenigsten beschämend für sie ist wahrscheinlich diese. Tamirus war vorsichtig bei mir und sanft. Er prüfte es zweimal sehr feinfühlig.

»Vielen Dank, Herr.« sagte ich dankbar zu ihm.

Er stand auf.

»Das Haus des Hendow«, sagte er, »bestätigt hiermit, dass diese Sklavin eine Jungfrau ist.«

»Nicht mehr lange!« rief jemand.

»Ich danke dir für die öffentliche Prüfung dieser Angelegenheit.« rief Mirus.

Tamirus winkte Mirus und den anderen in der Taverne gutgelaunt und freundlich mit der Hand und ging zu seinem Tisch zurück. Dort wartete als Vergütung seiner Sachkenntnis bereits ein Pokal mit Paga auf ihn. Außerdem würde er heute Nacht zweifellos unter Hendows Frauen, wahrscheinlich mit Ausnahme von mir, wählen können, denn wir waren im Preis des Pagas mit inbegriffen. Und ich glaubte, dass er seine Auswahl schon getroffen haben könnte. In der Nähe seines Tischs, aber in gebührenden Sklavenabstand, kniete die üppige Inger, blond und sinnlich, aus dem Norden, aus Skjern, die nach Brundisium in den schweren Thorwaldsländer Ketten gekommen war. Sie hatte ihm sein Paga serviert und zweifellos würde sie ihm diese Nacht mit der Fülle einer goreanischen Sklavin dienen. Mit dem Eintauchen des Stifts in ein Tintenfässchen an seinem Gürtel unterschrieb Tamirus ein Papier. Er steckte dann den Stift in das Tintenfässchen, schloss es damit, wedelte ein wenig mit dem Papier und hielt es hoch. Ein Mann in seiner Nähe brachte es entgegenkommend zu Mirus. Ich sah Inger auf ihren Knien etwas näher zu Tamirus rutschen. Zweifellos hatte sie ihm schon einmal gedient. Vielleicht wollte sie, dass er sie kaufte.

»Hier ist das unterschriebene Gutachten.« sagte Mirus und gab es einem der Männer in der Nähe des Tanzbodens.

Die Männer scharten sich darum.

»Es sind nur noch sieben Ostraka übrig«, rief Mirus dann, »wer will sie haben? Ich fürchte, es gibt jetzt nur noch eins pro Kunde.«

Ich beobachtete, wie das Gutachten über die Tische wanderte. Männer drängten sich um Mirus. Ich hatte das Tuch aus weißer Seide nicht mehr umhängen. Es war mir weggenommen worden.

»Leider«, schrie Mirus dann, »die Ostraka sind alle!«

Es gab ärgerliche Rufe.

»Ärgert euch nicht, noble Gäste der Taverne des Hendow«, rief er, »die Zahl der Ostraka war von vornherein beschränkt worden. Wenn zu viele verkauft würden, wäre die Chance eines jeden auf den Gewinn zu klein. Bestimmt können diejenigen unter euch, die ein oder mehrere Ostraka gekauft haben, dieser Überlegung zustimmen.«

Mehrere Männer schienen dem zuzustimmen.

»Und vergesst nicht, noble Gäste«, fuhr er fort, »obwohl nur einer diese reizvolle Sklavin öffnen kann, ist sie doch jetzt eine von Hendows Frauen. Also könnt ihr in den nächsten Wochen alle wiederkommen, um ihre Freuden von Zeit zu Zeit in aller Ruhe zu genießen.«

»Das ist wahr.« stimmte ein Mann zu.

»Und ich glaube, ich kann garantieren«, sagte Mirus weiter, »dass sie, bei allen Peitschen in Hendows Haus, ihr Bestes geben wird, um euch zu gefallen.«

Es gab Gelächter. Ich schauderte. Natürlich würde ich mein Bestes geben, sie zufrieden zu stellen. Ich würde keine Wahl haben. Ich war eine Sklavin. Außerdem waren diese Männer keine Männer von der Erde, so tolerant, so verständnisvoll, so rücksichtsvoll, so nachsichtig, so leicht abzuspeisen, so schwach. Das waren goreanische Männer. Wenn ich ihnen nicht perfekt erschien, würden sie mich dafür bezahlen lassen.

Auf Gor gibt es viele Sprichwörter über Herren und Sklavinnen. Eines geht in Form eines Frage-Antwort-Spiels. Die Frage lautet: »Was schuldet eine Sklavin ihrem Herrn?« Die Antwort ist: »Alles, und dann noch tausendmal mehr.«

»Manche von euch scheinen diese Sklavin interessant zu finden«, sagte Mirus, »obwohl sie noch gar nicht getanzt hat, sind alle Ostraka schon weg.«

»Genau.« sagte jemand.

Ich nahm an, dass nicht viele Mädchen in solch einem Wettbewerb tanzten, bevor sie ihre Jungfräulichkeit verloren. Nicht alle Mädchen sind gute Tänzerinnen, jedenfalls bevor sie sexuelle Erfahrungen gesammelt haben. Ich aber musste tanzen, nicht nur weil ich es gut konnte, sondern auch als Werbung. Hendow benutzte diese Gelegenheit, um mich seinen Gästen vorzustellen. Ich hatte mitbekommen, dass er auf mich als Tänzerin setzte. Ich glaube, er hoffte, durch mich das Geschäft in seiner Taverne zu beleben. Und ich hoffte, dass er von mir nicht enttäuscht sein würde, denn ich wollte nicht bestraft werden.

»Kann ich das Papier mit dem Gutachten haben?« fragte Mirus.

Er holte es von jemandem auf der rechten Seite ab.

»Danke.« sagte er und schwenkte das Papier über seinem Kopf. »Hier ist das unterschriebene Gutachten des ehrenwerten Tamirus. Sie ist eine Jungfrau.«

Er rollte das Papier zusammen und zeigte damit auf mich. Ich sah ihn an.

»Seht sie an«, sagte er, »sie kniet hier vor euch, eine schöne Sklavin, die auf die Benutzung durch ihren ersten Herrn wartet.«

Ich senkte zitternd meinen Kopf. Ich kniete dort mit gespreizten Knien und wartete auf die Benutzung durch meinen ersten Herrn.

»Gebt noch mehr Ostraka aus.« verlangte ein Mann.

»Nein!« schrien andere.

»Wer von euch wird wohl das Ostrakon haben, das gewinnt?« fragte Mirus. »Du, mein Herr? Du? Oder du?«

»Ich hoffe, es ist meines.« rief jemand.

Es gab Gelächter.

»Doreen.« sagte Mirus.

»Ja, Herr.« antwortete ich und sah erschrocken hoch.

Ich hatte nicht erwartet, dass er mich ansprechen würde.

»Wer wird gewinnen, Doreen?« fragte er.

»Ich weiß es nicht, Herr.« sagte ich schwach.

»Sprich lauter, Sklavin.« forderte er.

»Ich weiß es nicht, Herr.« rief ich jammernd.

»Du wirst es auch nicht erfahren.« sagte er.

Ich sah ihn bestürzt an. Es wurde gelacht. Ich begriff nichts.

»Bittest du nun darum, vor deinem ersten Herrn tanzen zu dürfen?« fragte Mirus.

»Ja, Herr.« antwortete ich.

»Und vor Hendows Gästen?«

»Ja, Herr.«

»Und vor allen Anwesenden?« erkundigte er sich.

»Ja, Herr.«

»Schmückt sie.« befahl Mirus.

»Ina.« rief Tupita.

»Setz dich«, sagte sie dann zu mir, »die Hände neben dir auf den Boden, lehn dich vor, dein rechtes Bein weiter vor.«

Ina kam mit einen flachen Kasten durch den Perlenvorhang. Tupita und Sita entfernten die Lederschnüre von meinen Handgelenken.

Der Ausdruck »Jungfrauentanz« hat auf Gor drei Bedeutungen. Einmal ist es ein Tanz, der als für Jungfrauen besonders geeignet erachtet wird. Ich erwartete nicht, dass ich einen solchen »Jungfrauentanz« aufführen sollte. Solche Tänze sah man selten in Tavernen.

Zum zweiten wird der Begriff für einen Tanz verwendet, den eine Jungfrau vor dem Verlust ihrer Jungfräulichkeit tanzt. Das konnte jeder Tanz sein, der das Mädchen besonders gut zeigt, bevor sie zum ersten Mal genommen wird.

Zum dritten ist es eine Bezeichnung für einen speziellen Tanz, der interessanterweise nicht von einer Jungfrau, sondern normalerweise von einer erfahrenen Sklavin getanzt wird. Es ist kein reiner Geschichtentanz , sondern mehr ein »Rollentanz«, in dem die Sklavin tanzt, als wäre sie eine Jungfrau, man weiß aber, dass sie bereits geöffnet wurde und erwartet, dass sie ansprechend tanzt.

Ich erwartete, einen »Jungfrauentanz« der zweiten und dritten Art tanzen zu müssen. Mirus, der paradoxerweise offensichtlich die dritte Art des »Jungfrauentanzes« meinte, hatte mir gesagt, dass ich in diesem Tanz besser werden würde, wenn ich keine Jungfrau mehr wäre.

Ich spürte, wie von Tupita und Sita mehrere Fußkettchen aus Metall um meine Knöchel befestigt wurden, genauso wie mehrere Kettchen um meine Handgelenke. Ein langer Gürtel aus Schnur, an dem einige schimmernde Metallplättchen hingen, wurde zweimal um mich geschlungen. Die erste Schleife befand sich in Höhe meiner Taille, die zweite Schleife lief unterhalb des Nabels über meinen Bauch. Dieser Gürtel sollte durch Geräusche und Aussehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Bewegungen der Hüfte und des Unterleibs lenken. Zusammen mit den Sklavenperlen, die ich schon trug, fühlte ich mich vollständig und barbarisch entblößt. Wenn ich mich bewegte, hörte man das Geräusch der Perlen und der Kettchen und sah den schimmernden Gürtel mit seinen zwei Schleifen.

»Steh auf.« befahl Tupita.

Ich tat es. Die Männer atmeten hörbar ein. Ich hatte Angst.

»Die Sklavin ist zum Tanzen bereit.« sagte Tupita.

»Gut.« sagte ein Mann.

Ich stand mit erhobenen Armen vor ihnen, meine Handrücken berührten sich, meine Knie waren gebeugt. Das ist gewöhnlich die Ausgangposition beim Sklaventanz. Die Musiker machten sich fertig. Ich sah auf die Männer. Dies waren keine Männer der Erde, von Lügen und Propaganda gezähmt und besiegt. Dies waren goreanische Männer, Männer wie Löwen. Ich stand schwach und hilflos vor ihnen, eine Frau von der Erde, jetzt eine Sklavin im Kragen, die zu ihrem Vergnügen tanzen musste.

Der Czeharspieler, der mit gekreuzten Beinen dasaß, hatte sein Instrument jetzt auf dem Schoß. Er war der Anführer der Musiker. Ich stand barfuss, nackt, im Kragen und geschmückt auf dem Tanzboden einer einfachen goreanischen Taverne. Ich musste mich bemühen, Herren zufrieden zu stellen. Ich fragte mich, was die Männer, die in der Bibliothek gearbeitet hatten, denken würden, wenn sie mich jetzt so sehen könnten, ihre Doreen, deren Schönheit nun ihren Herren zur Verfügung stand, Männern, die sie in Stücke brechen könnten. Ich fragte mich, ob sie meine Lage beklagen, mich mit typischen weinerlichen, heuchlerischen Phrasen bedauern würden oder ob sie, wenn sie mit erhitztem Blut und leuchtenden Augen hinter diesen niedrigen Tischen säßen, auch zu Männern werden würden.

Aynur und Tula knieten jetzt mit ihren Schüsseln hinter mir. Tulas Schüssel war leer, Aynurs enthielt die dem Haus gehörenden Hälften der zerbrochenen Ostraka. Eine von ihnen würde gewinnen. Ina stand mit dem flachen Kasten, der den Schmuck enthielt, hinter mir, genauso wie Tupita und Sita mit dem Manschetten und den Lederschnüren. Auch Mirus hatte sich nach hinten zurückgezogen.

Wenn ich nicht gut tanzen würde, da hatte ich keinen Zweifel, würde ich geschlagen werden. Ich sah zu den Männern. Einer von ihnen würde der Herr werden, der mich zum ersten Mal benutzt. Mein »Jungfrauentanz« würde in ganz besonderer Weise ihm gewidmet sein. Aber ich musste vor allen Gästen von Hendows Taverne tanzen, vor allen Anwesenden. Dies schloss Mirus ein, der, so glaube ich, mich oft begehrt hatte. Außerdem sah ich noch mehr von Hendows Männern, auch den Küchenchef, die gekommen waren, um den Tanz zu sehen. Nach dem heutigen Abend würde ich an den Bottichen vor ihm zweifellos nicht länger sicherer sein als Ina. Vielleicht sollte ich schlecht tanzen? Aber ich wollte nicht ausgepeitscht werden!

Dann wusste ich, dass ich nicht schlecht tanzen wollte. Hier waren Männer, richtige Männer, bei vielen von ihnen hatte ich aufregende Empfindungen sogar in meinem jungfräulichen Bauch. Ich konnte es mir kaum vorstellen, wie es wäre, hilflos als Sklavin in ihren Armen zu liegen. Ich war verzweifelt begierig darauf, solche Männer zufrieden zu stellen. Ich wollte fantastisch aufregend und schön vor ihnen sein. Ich wollte, dass sie mich begehrten. Ich wollte, dass sie mich haben wollten! Außerdem wusste ich, dass mich viele der Mädchen verachteten, weil ich von der Erde kam. Ihnen, und besonders solchen wie Tupita und Sita wollte ich zeigen, dass Frauen von der Erde für ihre goreanischen Herren genauso gut sein konnten wie sie, dass sie sie erregen, sie die Qualen der Begierde fühlen lassen und sie vor Lust zum Keuchen und Schreien bringen konnten!

Ich wollte auch aus Ärger darüber, dass mich Teibar, mein Entführer, verlassen hatte, gut tanzen. Er hatte mich weggegeben! Aber für mich waren bei meinem ersten Verkauf zweieinhalb Silber-Tarsks bezahlt worden! Ich war von Hendow aus Brundisium gekauft worden, der, so hatte ich gehört, in dieser Stadt für sein ausgezeichnetes Auge bei der Auswahl von Sklavenfleisch bekannt war! Zweifellos waren die Mädchen in seiner Taverne, Inger, Tupita, Ina und die anderen großartig! Vielleicht war auch ich attraktiv!

Ich sah, wie die Männer mich jetzt ansahen. Ich konnte die Hitze und Begierde in ihnen fühlen. Mit einer Frau wie mir würden sie keine Kompromisse schließen. Sie würden mich zu sehr begehren. Sie würden mich unter ihren Fuß zwingen. Sie würden mich dominieren und gnadenlos beherrschen! Ich war eine Frau. Nur in den Armen dieser Männer würde ich Erfüllung finden. Teibar sollte vor Wut schreien, wenn er herausfand, wie begehrenswert ich war, was für eine hervorragende Schlampe, was für großartiges Sklavenfleisch. Ich, seine verachtete »moderne Frau«, würde so sein! Ich würde eine hoch stehende Sklavin werden! Ich würde eine Menge Geld kosten! Er würde nicht in der Lage sein, sich mich zu leisten! Er würde nach mir schreien, doch ich würde zu Füßen von anderen in ihrem Kragen knien.

»Bist du bereit?« fragte der Anführer der Musiker, der Czeharspieler.

»Ja, Herr.« sagte ich eifrig.

»Aii!« schrie ein Mann erfreut, als ich zu tanzen begann.

»Ich sagte doch, dass sie keine Jungfrau ist.« sagte ein Mann.

»Wen kümmert das?« fragte ein anderer.

Beim Tanzen hatte ich Macht. Beim Tanzen war ich schön. Ich sah Lust in den Augen der Männer. Ich hörte bewunderndes Keuchen. Ganz sicher war mein Körper, der einer natürlichen Frau mit kurzen Beinen und wohlgerundet, attraktiv für goreanische Männer und mein Gesicht, von dem manche sagten, es wäre zart und empfindsam, lieblich und intelligent, das meine Empfindungen so leicht preisgab, schien ihnen zu gefallen. Aber ich glaube, es war mehr als das. Ich glaube nicht, dass es nur am Gesicht und der Figur gelegen hat. Es war zweifellos mehr. Eines war sicher, es war eine Sklavin, die dort tanzte.

Der Tanz einer Sklavin ist tausendmal sinnlicher als der einer freien Frau, in ihm stecken reichhaltigere, explosivere Werte und das Wissen, dass sie, die da tanzt, von einem Herrn besessen wird und theoretisch von jedem Zuschauer besessen werden könnte. Außerdem ist die Tänzerin nackt und auf barbarische Art geschmückt. Das erzählt von Realität und Wildheit, von Temperament und Schönheit, von Dominanz und Unterwerfung, von Herr und Sklavin.

Der Tanz einer Frauen vor einem Mann, bei dem sie gefallen will und er Genuss sucht, ist eine der grundlegendsten Lektionen in menschlicher Biologie. Andere Lektionen laufen ab, wenn sie seine Füße küsst, wenn sie ihm ihre Ehrerbietung zeigt, wenn sie wahrhaftig weiß, dass sie unter seiner Peitsche lebt. Eine andere ist, wenn sie in seinen gebieterischen Armen liegt und von ihnen zermalmt wird.

Mein Tanz war auch, glaube ich, deshalb so gut, weil ich eine Frau mit tiefsitzenden weiblichen Bedürfnissen und tiefgreifenden Leidenschaften bin. Wie ich jetzt weiß, war ich zu dieser Zeit reif, mir von den unbarmherzigen Fackeln der Männer den Zunder in meinem Bauch entzünden und das Sklavenfeuer dort entfachen zu lassen, und daraus wurde, ob ich es wollte oder nicht, zu meiner Bestürzung oder meiner Freude, durch das Dienen, durch die Unterwerfung und die Liebe, durch meine Stellung als Sklavin, durch die Befehle und Berührungen von Männern eine offene Feuersbrunst. Außerdem glaube ich, dass ich einfach eine gute Tänzerin war, sogar schon zu dieser Zeit. Ich tanzte als die Sklavin, die ich war.

»Hier, Schlampe, hier!« rief mehr als einer der Männer.

Ich neckte sie, tanzte nahe bei ihnen, schwenkte meinen Bauch mit den klimpernden Metallstücken vor ihnen, die Fußkettchen streiften meine Knöchel, die Armbänder drehten sich um meine Handgelenke und dann, wenn sie nach mir griffen, drehte ich mich weg, und wirbelte mit peitschenden Perlen weg von ihnen. Ich wählte mir einen Mann nach dem anderen aus dem Publikum aus und schien jedem von ihnen im Tanz meine ganze Schönheit anzubieten. Vielleicht würde er es sein, der mich als Herr benutzte, ich wusste es nicht. Manche begannen, in ihre Hände zu klatschen.

»Sie ist keine Jungfrau.« sagte einer der Männer.

»Nein.« sagte ein anderer.

Ich tanzte zur anderen Seite des Tanzbodens. Dort waren Tupita und die anderen.

»Du bist gut.« sagte Tupita widerwillig zu mir.

»Ich bin großartig.« antwortete ich ihr wütend. Dann fügte ich hastig »Herrin« hinzu.

Ich sah zur Rückseite der Taverne, wo neben dem Perlenvorhang Hendow, mein Herr, stand und seine Arme verschränkt hatte. Ich wiegte mich vor ihm. Ich wollte ihn davon überzeugen, dass es kein Fehler gewesen war, mich zu kaufen. Ich sah in seinen Augen, dass ich noch viel zu lernen hatte. Ich bewegte mich etwas nach links und tanzte vor Mirus, der sich dort am Rand des Tanzbodens mit dem schweren Sack voller Tarskstücke an seinem Gürtel hingekauert hatte.

»Mach weiter so«, sagte er, »ich hätte aber gedacht, dass du mehr wie eine Jungfrau tanzen würdest.«

Ich wirbelte weg von ihm, nach rechts.

›Ja‹, dachte ich, ›was tust du nur, Doreen? Was ist in dich gefahren? Warum tust du das? Warum ist dein Bauch so erregt? Warum bist du so erregt? Warum ist dein Körper so heiß? Warum bewegt er sich auf diese Weise? Du tanzt wie eine käufliche Schlampe, wie ein gewöhnliches Mädchen vom Markt, ein Mädchen, das von Männern und von der Peitsche die Bedeutung ihres Kragens gelehrt bekommen hat, eine, die gelernt hat, hinter den Käfigstangen ihres Geheges zu wimmern und an seinen Wänden zu kratzen. Du tanzt wie eine Jungfrau, die ihr erstes Mal fürchtet und neugierig darauf ist.‹

»Seht nur.« sagte ein Mann.

»Großartig.« sagte ein anderer.

Ich glaubte nicht, dass Mirus sich daran störte, dass ich auf diese Weise tanzte, vor allem, wenn ich später zum spöttischen Glanz der erregten Frau zurückkehren würde und dann am Ende zum hilflosen Betteln der Frau, die sich letztlich in der Gnade ihrer Herren selbst erkennt. Schauspielerinnen müssen nur Schauspielerinnen sein. Sie müssen keine Tänzer sein. Aber die Tänzerin muss mehr als nur Tänzerin sein. Sie muss auch Schauspielerin sein.

»Ah, ja.« sagte ein Mann.

Plötzlich schien ich in meinem Tanz zur Jungfrau zu werden, widerstrebend und furchtsam, erschreckt von der Realität, in der sie sich wieder findet, aber wissend, dass sie auf die Musik reagieren muss, auf diesen berauschenden, sinnlichen Rhythmus, diese wilden Schreie der Flöte, den Schlägen der Trommel. Ich tanzte jetzt scheu, mit Abneigung und gehemmt und trotzdem eins mit den Kommandos der Musik. Ich tastete bestürzt nach den Perlen um meinen Hals, nach den Schnüren an meinen Hüften, nach meinen barbarisch geschmückten Knöcheln und Handgelenken. Ich berührte meine Schenkel und hob meine Arme, sah sie an und legte meine Hände auf meinen Körper, als könne ich nicht glauben, dass er unbekleidet war. Ich tat so, als wollte ich mich hinhocken um meine Nacktheit zu verbergen, doch dann richtete ich mich ängstlich wieder auf, als hätte ich den Befehl gehört, damit aufzuhören. Dann streckte ich meine Hände zur Seite aus als flehte ich um Gnade, als wollte ich von dieser unbarmherzigen Musik erlöst werden, sprang wieder zurück, als hätte ich Peitschen gesehen, die mir drohten. Der Kaskaspieler reagierte darauf, reduzierte die Lautstärke seines Trommelns und schlug dann fünfmal hart auf die gespannte Haut, was wie Peitschenhiebe klang. Ich sprang von einer Seite zur anderen, als ob mich die Peitsche verfolgen würde und tanzte dann, hilflos gegenüber dem Willen der Herren, weiter. Ich versuchte, meine Neugier und Faszination an den Dingen auszudrücken, die ich gezwungen wurde zu tun und die Antwort meines Körpers darauf, der sich jetzt mit der Realität auszusöhnen schien und hilflos der Musik gehorchte.

Eigentlich bin ich ein schüchterner Mensch. Aber jetzt tanzte ich solche Dinge wie Schüchternheit, Scheu, Furcht, Neugier und Faszination. Wie viele scheue Menschen konnte ich gut in Rollen schlüpfen und blühte in ihnen auf. Plötzlich schienen mich mein Ausdruck und meine Bewegungen, eine fast unfreiwillige Verdrehung meines Bauchs zu erschrecken, schienen mir meine Sexualität vor Augen zu führen.

»Ah.« sagte ein Mann anerkennend.

Ich tanzte zu ihm und dann weiter zu anderen, mein Bauch schien sich mit seinem klimpernden Schmuck bei ihnen anzuschmiegen. Jedes Mal schien ich dann vor ihnen zurückzuscheuen, aber mein Bauch und meine Hüften schienen mich immer wieder zu ihnen oder zum nächsten hinzutreiben. Ich fühlte meine Hüften, meine Schenkel, meine Brüste und meinen Bauch, sie schienen in dieser Musik zum Leben zu erwachen. Und dann, meinen Kopf zurückwerfend, tanzte ich unverfroren als erfahrene, erregte Sklavin, verspottete die Männer, reizte sie, entzückt von meiner Macht, aber dann war es wieder, als würde ich meine völlige Hilflosigkeit, meine endgültige Unfähigkeit wahrnehmen, sexuelle Erfüllung ohne meinen Herren und ohne Ergebenheit zu erreichen, die meinen Leidenschaften Bedeutung gab. Ich tanzte die erregte Sklavin, die Eigentum ihres Herren ist und um eine Berührung bettelt.

»Gut.« sagte ein Mann.

»Die Schlampe ist wirklich gut.« ein anderer.

Dann merkte ich plötzlich, dass ich wirklich erregt wurde. In meinen Schenkeln war es heiß. Mein Bauch, heiß und brennend, schien darum zu betteln, angefasst zu werden. Ich wusste wirklich nicht, ob ich wegen des Tanzes so erregt war, aber ich war erregt. Ich war eine hilflose, erregte Sklavin! Das war jetzt keine Rolle mehr. Es war, was ich war. Ich kehrte kläglich zum Hintergrund des Tanzbodens zurück und tanzte vor dem hässlichen, abscheuerregenden Hendow, der neben dem Perlenvorhang stand. Ich fühlte, dass er allein von allen in der Taverne, verstehen würde, was jetzt in mir vorging. Ich fühlte, dass ich vor ihm nichts verbergen konnte. Es schien, als könne er durch mich hindurchsehen und erkennen, was in mir war, egal ob ich es verbergen wollte. Aber das, was ich jetzt fühlte, wollte ich gar nicht vor ihm verbergen. Ich wollte sein Verständnis. Ich wollte, dass er mich tröstete oder mich vielleicht sogar vom Tanzboden errettete. In meinen Ängsten war es nur natürlich, dass ich zu ihm ging, so hässlich und abscheuerregend er auch war. Er war derjenige, der mich besaß. Er war mein Herr.

Hendow nickte mir fast unmerklich zu. Dann wies sein Finger auf mich, er hob ihn hoch und zeigte mir, dass ich auf den Tanzboden zurückkehren und vor der Menge weitertanzen sollte. Ich wusste, dass die Musik auf ihren Höhepunkt zusteuerte und der Tanz beendet werden musste. Im Schlussteil meiner Vorstellung tanzte ich die Hilflosigkeit, die Schönheit und die Unterwerfung, meine Preisgabe im Kragen an die Gnade der Herren. Als die Musik schloss wand ich mich auf dem Boden und die Augen der Männer loderten, ihre Fäuste hämmerten auf die Tische. Dann war die Musik zu Ende und ich lag vor ihnen auf dem Rücken, meine Brüste hoben und senkten sich als ich nach Atem rang, mein Körper war mit Schweiß bedeckt, meine Hände lagen mit den Handflächen auf dem Boden neben mir, meine Knie waren leicht angehoben, ich war eine Sklavin vor ihren Herren.

Ich hörte Triumph- und Lustgebrüll. Ich hatte Angst. Die Männer waren aufgestanden. Es gab donnernden Applaus, sie schlugen auf goreanische Art an ihre Schultern, und das Hämmern der Pokale auf den Tischen. Ich kroch in dem Lärm auf meine Knie. Ich merkte, dass Hendow jetzt neben mir stand, Mirus war an seiner Seite.

»Zurück«, rief Hendow, »zurück!«

Ich fühlte mich klein zwischen den Beinen der Männer. Mirus und Hendow drängten Männer sacht zurück vom Tanzboden. Dann kniete ich klein zwischen ihnen. Mirus sah zu mir hinunter. Schnell drückte ich meine Lippen beschwichtigend und inbrünstig auf seine Sandalen.

»Sieh hoch.« befahl er.

Ich sah ängstlich hoch. Würde er mich bestrafen, weil ich einen anderen Tanz aufgeführt hatte?

»Ich denke, du hättest es nicht besser machen können.« sagte er. »Ich hatte Unrecht.«

Ich sah ihn erschrocken an. Würde er wütend werden? Würde ich geschlagen oder getreten werden?

»Du hast es gut gemacht«, sagte er, »ich bin erfreut.«

Ich fiel vor Erleichterung fast in Ohnmacht und presste meine Lippen dankbar noch einmal auf seine Sandalen.

Ein Mädchen wird selten dafür bestraft, wenn sie ihre Dienste verbessert. Später würde ich erfahren, dass Mädchen sogar dazu ermutigt werden, sich in solchen Dingen kreativ zu zeigen. Ich sah von meinen Knien hoch zu meinem Herrn.

»Ist dein Bauch immer noch heiß?« fragte er.

Ich wurde rot und sah zu Boden. Er hatte es natürlich bemerkt.

»Jetzt nicht mehr, Herr.« antwortete ich.

»Gut«, fuhr er fort, »du beginnst besser damit, ihm wieder einzuheizen.«

Ich wurde purpurrot, senkte meinen Kopf, kniete dort und konnte kaum glauben, was ich gehört hatte. Sicher, er war Eigentümer der Taverne und ich gehörte ihm. Ich fühlte, wie mein Kopf an den Haaren hochgehoben wurde, Hendow hatte mich gepackt. Ich wurde fast auf die Füße gezogen.

»Mögt ihr sie?« rief er der Menge zu.

Die meisten Männer standen immer noch. Außer den Sklavinnen gab es keine Frauen in der Menge. Frauen sind in Paga-Tavernen nicht erlaubt, es sei denn natürlich, sie tragen einen Kragen.

»Ja! Ja!« schrien einige der Männer.

»Sie wird Tänzerin in meiner Taverne sein.« sagte Hendow.

Diese Nachricht wurde mit rauem Enthusiasmus, mit Rufen und dem Schlagen an die Schultern begrüßt.

»Kommt und seht sie euch oft an.« lud Hendow die Männer ein.

»Da brauchst du keine Angst zu haben.« rief einer.

Es gab Gelächter.

»Aber sie ist nur eine meiner reizvollen Tänzerinnen«, sagte Hendow, »jede einzelne ist besser als sie oder genauso gut.«

Ich zweifelte daran, ob das stimmte.

»Alle wurden dafür ausgewählt, eure Sinne zu erfreuen.«

Ich würde das gerne für meinen Herrn, diese Bestie, tun.

»Kommt oft in die Taverne des Hendow«, rief mein Herr, »hier gibt es den besten Paga in Brundisium und die schönsten Paga-Sklavinnen; diese Huren wurden wegen ihrer üppigen Schönheit und ihrer heißen Schenkel ausgewählt.«

Es gab neuen Jubel. Ich zitterte. Nicht alle Paga-Sklavinnen sind Tavernentänzerinnen, aber alle Tavernentänzerinnen sind Paga-Sklavinnen.

»Die Auslosung«, rief ein Mann, »lasst uns mit der Auslosung beginnen!«

Hendow nickte Mirus zu und der beorderte Aynur mit ihrer Kupferschüssel, die die Hälften der zerbrochenen Ostraka enthielt, in die Mitte des Tanzbodens.

»Kehrt zu euern Plätzen zurück.« rief Hendow.

Als die Männer ihre Plätze aufsuchten, kamen Tupita, Sita und Ina nach vorn. Ina hatte nicht nur die flache Schachtel bei sich, sondern auch ein großes Handtuch.

»Setz dich wieder wie vorhin hin.« befahl Tupita.

Ich tat es, lehnte mich mit den Händen am Boden vor, meine Knie waren offen und mein rechtes Bein noch vorn gelegt. Sita entfernte den Gürtel mit seiner Doppelschlaufe von mir. Tupita begann, mir die Fußkettchen und Armreifen abzunehmen und in die Schachtel zu legen.

»Erfreue dich an deiner dummen Jungfräulichkeit«, sagte Tupita höhnisch, »du wirst sie nicht mehr lange haben.«

»Du Schlampe von roter Seide!« antwortete ich ihr wütend und fügte hinzu: »Herrin.«

»Morgen«, erwiderte sie, »wirst du auch nur noch eine Schlampe von roter Seide sein.«

»Du warst schön heute Abend.« sagte Ina.

»Ich danke dir«, antwortete ich, »Herrin.«

Mit Klirren und Blitzen von Metallstücken wurde der Gürtel in seiner ganzen Länge von Sita in die Schachtel gelegt. Aynur schüttelte die Schüssel mit den Ostraka. Sie rührte den Inhalt mit beiden Händen um. Tief in die Schüssel greifend, hob sie immer wieder eine Handvoll Ostraka hoch und ließ sie in die Schüssel zurückfallen. Hendow und Mirus beobachteten sie dabei.

Der letzte Armreif wurde in der Schachtel deponiert. Sita nahm die Schnüre mit Sklavenperlen von meinem Hals und legte sie ebenfalls dort hinein.

»Das reicht.« sagte Hendow.

»Ja, Herr.« sagte Aynur und hörte mit dem Mischen der Ostraka auf.

Ich zitterte, weil der Moment der Auslosung näher kam. Sita nahm mir die letzte Schnur mit Sklavenperlen ab und legte sie in die Schachtel. Ina begann, meinen Körper vom Schweiß des Tanzes zu trocknen. Ich fühlte mich ohne die Perlen jetzt sehr nackt.

»Bekomme ich das weiße Tuch nicht zurück?« fragte ich Ina.

»Nein«, sagte sie, »die Zeit des weißen Tuchs ist für dich jetzt vorbei.«

»Dann lasst mir wenigstens eine Perlenschnur.« bettelte ich.

»Nein«, lehnte Ina ab, »der Herr, der dich öffnen wird, könnte sie zerreißen.«

»Oh.« sagte ich erschrocken.

»Außerdem«, fuhr sie fort, »wollen wir doch nicht, dass irgend etwas zwischen dir und deinem Herrn steht, wenn er dich in seine Arme nimmt.«

»Nein.« flüsterte ich verängstigt.

»Jetzt bist du so nackt wie jede andere Schlampe.« sagte Tupita und zupfte an dem Band über meinem Kragen um sich zu vergewissern, dass es nicht drückte.

Ich sah, wie Mirus ein rotes Band aus seiner Börse zog. Es entsprach in Größe und Form dem weißen Band, das ich über meinem Kragen trug. Ich begriff, dass der Herr, der mich öffnen würde, die Bänder austauschen sollte, wenn er mit mir fertig war. Das würde die Änderung meines Status jedem anzeigen, der mich ansah. Mirus hatte auch das Papier mit dem Gutachten bei sich. Es gab eine Stelle am Ende des Gutachtens, wo ein Spur von Blut, meinem Blut, verschmiert werden würde.

»Wer soll den Gewinner ziehen?« rief Hendow.

»Die Sklavin!« schrie ein Mann.

»Die Sklavin! Die Sklavin!« schrien auch andere.

»Sehr gut.« sagte Hendow.

Ich stöhnte auf. Hendow kam zu mir.

»Bitte, Herr.« flehte ich ihn an.

Aber ich sah, wie er aus seinem Gürtel eine halbe Sklavenhaube zog. Sie bedeckte den Kopf bis zur Oberlippe, wurde über meinen Kopf gezogen und festgeschnallt. Ich hörte, wie ein Schloss durch Ringe gesteckt wurde und zuschnappte. Ich konnte nichts mehr sehen. Es war anders als unter einer Augenbinde, mehr wie unter einer vollen Sklavenhaube. Obwohl eine solche halbe Haube normalerweise als nicht so sicher wie eine vollständige Sklavenhaube angesehen wird, ist sie doch viel sicherer als eine Augenbinde, die oft aus dem Material besteht, das gerade zur Hand ist. Die halbe Haube kann sich zum Beispiel wie die vollständige Sklavenhaube weder lockern noch lösen, wenn das Mädchen sehr rau behandelt wird. Und natürlich besitzt sie den Vorteil, dass die Sklavin in ihr sprechen und ihre Zunge zum Lecken, Küssen und so weiter benutzen kann.

»Bitte, Herr«, bettelte ich, »lass mich nicht selbst auslosen.«

»Hast du eine Frage an mich?« erkundigte er sich.

»Nein, Herr.« antwortete ich klagend.

Ich würde meinen Vergewaltiger selbst wählen müssen. Ich wurde auf meine Füße gezogen, am linken Oberarm gepackt und zur Kupferschüssel gestoßen. Dort musste ich niederknien und meine Hände wurden auf die Ostraka gelegt.

»Misch sie weiter, Schlampe.« befahl Hendow.

Gehorsam und zweifellos von den Männern genau beobachtet, rührte ich in der Schüssel. Ich fühlte die Ostraka in meinen Händen. Ich wusste, dass sie nummeriert waren.

»Hole welche von unten herauf«, sagte Hendow, »siebe sie durch, Hebe welche hoch und lass’ sie durch deine Finger fallen.«

Ich gehorchte.

»Jetzt«, befahl er, »nimm eines.«

Ich hob meinen Kopf in der halben Sklavenhaube kläglich zu ihm, meine Lippe zitterte. Ich hörte nichts, keine Begnadigung, keine Rettung. Diese Welt war nicht so. Hier war ich wahrhaftig und unrettbar eine Sklavin. Ich behielt meine Blickrichtung bei, obwohl ich nichts sehen konnte. Ich schob meine Hand unter die Ostraka und schloss meine Finger um eines von ihnen. Ich hob es heraus. Ich fühlte, wie jemand, sicher Hendow, es mir aus der Hand nahm.

»Einhundertsiebenundsiebzig!« rief er.

Es gab Rufe gutmütigen Protests und der Enttäuschung.

»Nein!« schrie mehr als einer der Männer.

»Einhundertsiebenundsiebzig.« wiederholte Hendow.

»Dort!« rief Mirus. »Dort!«

Jemand musste aufgestanden sein.

»Halte das Ostrakon hoch« rief Mirus, »damit wir es alle sehen können!«

»Er hat es, in Ordnung.« rief ein Mann von irgendwoher aus der Menge.

Es gab Stöhnen vorgegebener Qualen, Gelächter und Applaus.

»Komm nach vorn, mein Herr«, bat ihn Mirus, »und erhebe Anspruch auf deinen Preis.«

»Nimm sie auch für mich!« rief einer mehrere Yard entfernt.

»Lass sie für mich springen!« lachte jemand anderer.

Ich spürte, wie jemand nach vorn kam, andere um ihm herum schlugen ihm auf Schultern und Rücken. Es gab Applaus.

»Hier, mein Herr«, sagte Mirus neben mir, »ist dein Preis.«

Unter der Haube konnte ich nichts sehen. Ich hatte Angst. Dann keuchte ich überrascht auf. Ich fühlte, wie ich über die Schulter eines Mannes geworfen wurde. Er war sehr stark.

»Benutze den Alkoven des Urbars«, sagte Mirus, »ich werde das Gutachten und das Band bringen.«

Ich lag hilflos über der Schulter.

»Glücklicher Sleen!« rief ein Mann.

Der Alkoven des Urbars, das wusste ich, war mit Ketten und Peitschen gut ausgestattet. Und dorthin wurde ich jetzt getragen.

»Bringe sie zum Quieken und Schreien!« rief ein Mann.

Ich wurde auf dem Rücken getragen, so wie es mit Sklavinnen oft gemacht wird.

»Nur einer kann der Erste sein«, rief Hendow, »aber wir werden noch vierzehn weitere Ostraka ziehen.«

Die Männer jubelten. Ich verstand das nicht. Ich lag hilflos über der Schulter des Mannes.

»Danach gibt es eine Gratisrunde Paga für alle!« sagte Hendow.

Diese Großzügigkeit wurde mit neuem Jubel begrüßt. Ich merkte, wie der Mann über die hohe Schwelle des Alkovens stieg. Dann legte er mich im Alkoven mit dem Rücken auf weiche Felle.

»Hier ist das Papier und das Band.« sagte Mirus.

Ich hörte das Knistern des Papiers. Dann bemerkte ich, wie sich Mirus zurückzog. Das Papier wurde zur Seite gelegt. dann hörte ich, wie die Ledervorhänge des Alkovens zugezogen und verschlossen wurden. Ich nahm an, dass es im Alkoven etwas Licht gab, wahrscheinlich von der kleinen Thalarionöllampe, die links an der Wand auf einen Brett stand. Ich hörte, wie der Mann seine Kleidung auf die Seite warf. Ich nahm an, dass die Lampe angezündet worden war. Männer haben an solchen Orten gern Licht, in seinem weichen Schein können sie sehen, wie schön die Sklavinnen sind. »Außerdem würden Arbeitssklavinnen außerhalb des Zaunes, die sich nicht in der Nähe einer Arbeiterkette aufhalten und nicht bewacht werden, sofort Verdacht erregen.«

Solche Alkoven sind übrigens ziemlich komfortabel. Sie sind nicht abgeschlossen oder stickig. In ihnen gibt es eine geringe, aber ausreichende Luftzirkulation. Die Luft kann zum Beispiel an der Schwelle, neben dem Vorhang eintreten und durch verschiedene unauffällige Lüftungslöcher oben in den Wänden wieder austreten. Ich nickte.

Ich fragte mich, wenn es Licht gab, ob ich für ihn ansprechend aussah, wie ich in den Fellen lag. Ich keuchte auf, als er sich über meinen Körper kniete. Noch nie hatte das ein Mann mit mir gemacht. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich fühlte, wie meine Hände nach oben gezogen wurden und wie Manschetten an beiden Seiten meines Kopfes zuschnappten. Seine Knie waren an jeder Seite meines Körpers. Ich zog etwas an den Manschetten und den Ketten. Ich war angekettet! Ich hatte Angst und fühlte mich wie in einer Falle gefangen, was ich ja auch wirklich war. Während meiner Ausbildung war ich natürlich viele Male angekettet gewesen. Aber dies war keine Ausbildung! »Sie stünden innerhalb einer Ahn vor dem Aufseher, mit Strafjochen um ihren Bauch.«

Dann zog er sich zu meiner Überraschung von mir zurück und kauerte oder kniete, wie ich annahm, rechts neben mir. Ich schauderte. Ich hatte seinen Körper gefühlt. Ich rollte, soweit ich konnte, nach links weg von ihm und zog die Knie so eng wie möglich an meinen Bauch. Ich wimmerte, als ich bemerkte, dass mich das nur noch mehr als Sklavin vor ihm entblößte, aber ich wusste nicht, was ich anderes tun sollte! Meine gesamte Ausbildung schien vergessen, ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Ich fühlte, wie seine Hände meine Knöchel packte und mich daran nicht gerade sanft wieder auf den Rücken drehte. Dann zog er meine Beine auseinander. Dann lag ich so vor ihm, hilflos angekettet, in der Dunkelheit der Sklavenhaube. Er hatte nicht mit mir gesprochen und ich nicht mit ihm. Zu dieser Zeit verstand ich das nicht, doch in dieser Nacht würden weder er noch andere mit mir reden. Es war Brauch in Brundisium, dass meine erste Benutzung als Pagasklavin anonym vorgenommen wurde. Dieser Brauch hat die gleiche Gründen wie die, nach denen Sklaven bei der Paarung in Sklavenhauben gesteckt werden, nämlich die Vermeidung zwischenmenschlicher Komplikationen. Ich nickte.

Ich hörte, wie eine Peitsche von der Wand genommen wurde. Ich lag da und zitterte. Ich griff nach den Ketten oberhalb der Manschetten. Ich wollte nicht gefesselt sein! Die Peitsche berührte meine Lippen. Eifrig hob ich meinen Kopf an, küsste und leckte die Peitsche. Ich wollte nicht, dass sie an mir benutzt würde. Und ich vermutete, dass ihn meine Leidenschaft dabei irgendwie besänftigt hatte. Er untersuchte mich dann sanft und zart und grunzte überrascht.

»Ja, Herr«, sagte ich, »ich bin Jungfrau.«

Er schien dann einige Zeit zurückgewichen zu sein, kniete vielleicht und überlegte. Ich glaube jetzt, er hatte trotz des Gutachtens nicht erwartete, dass ich wirklich eine Jungfrau wäre und ich glaube weiter, dass er eigentlich kein großes Interesse an meiner Jungfräulichkeit hatte. Ich denke heute, dass er ärgerlich darüber war, dass ich mich so schüchtern, eben jungfräulich, benommen hatte, vielleicht, um von ihm sanfter behandelt zu werden, auch wenn ich gar keine Jungfrau war. Vielleicht durch mein unterwürfiges Küssen der Peitsche umgestimmt, hatte er beschlossen, sich die Zeit für eine Untersuchung zu nehmen, anstatt einfach mit Gewalt Gebrauch von mir zu machen, alle Hindernisse beiseite zu schieben, die meiner Unterwerfung durch ihn behinderten.

»Herr?« fragte ich.

Ich fühlte zu meiner Überraschung, wie eine Kette um meinen linken Knöchel gelegt wurde. Dann entfernte er die Manschetten von meinen Handgelenken. Ich hörte, wie die Peitsche beiseite geworfen wurde.

»Herr?« fragte ich.

Ich kniete und rieb meine Handgelenke. Er kauerte neben mir und nahm mich sehr sanft in seine Arme. Ich begann zu zittern. Ich fühlte seine Lippen an der linken Seite meines Halses, über dem Stahlkragen.

»Ich fürchte mich, Herr.« flüsterte ich.

Er beruhigte mich mit einem Kuss auf die Schulter. Ich war ihm dankbar, konnte aber auch die Wärme seines Atems dort spüren, das machte mich unruhig und wühlte mich auf, und ich konnte auch die Stärke seiner Arme wahrnehmen.

»Oh, Herr«, schluchzte ich, »Herr!«

Eine seiner Hände war hinter meinem Rücken. Mit der anderen Hand signalisierte er mir, dass ich meinen Körper ein wenig anheben sollte, ich tat es und er legte die Hand dann unter meine Knie. Dann hob er mich hoch und legte mich sanft zurück auf die Felle. Ich lag dann dort vor ihm auf dem Rücken, unter der Sklavenhaube. Ich merkte, wie er meinen rechten Knöchel, den ohne Kette, anhob. Ich fühlte seine Lippen auf meinem Knöchel. Seine Hände waren sehr stark. Ich versuchte, mich ein wenig zurückzuziehen, konnte es aber nicht. Er hielt meinen Knöchel fest und küsste mein Bein. Ich bewegte meinen linken Knöchel mit seiner Kette und hörte und hörte das leise Klirren der Kettenglieder. Ich zog meinen linken Knöchel zurück und hob ihn hoch. Ich war erschreckt und alarmiert von den Gefühlen, die ich zu spüren begann und bemerkte, wie eingeschränkt meine Bewegungsmöglichkeiten durch die Ketten am linken Bein waren.

Natürlich konnte ich den Alkoven nicht verlassen, hatte aber scheinbar noch genügend Spielraum um in der Agonie der Leidenschaft hilflos um mich zu treten, meine Beine um die meines Herrn zu legen oder um seinen Körper, wenn ich nach unten zum Ring gezogen würde.

Seine Berührungen und Küsse wühlten mich auf, aber er war sehr zart.

»Oh, Herr!« sagte ich.

Meine Haut hinter dem Knie und darüber war sehr empfindlich. Er war geduldig.

»Ich danke dir, Herr.« sagte ich.

Während der nächsten Viertelstunde widmete er seine Aufmerksamkeit meinem anderen Bein, hörte aber auf, wenn er den halben Weg auf der Innenseite meines Schenkels zurückgelegt hatte.

»Herr!« hauchte ich.

Dann küsste er meine Hände, leckte über die Handflächen und bewegte sich dann zu den Innenseiten der Handgelenke und Unterarme. Innerhalb der nächsten Viertelstunde war er wieder an meinem Hals nahe meinem Kragen angekommen, wo er mich als erstes geküsst hatte, und dann küsste er langsam meine Schulter. Ich lag ängstlich da und wollte reagieren. Ich merkte an seinem Atem, dass seine Lippen sich den meinen näherten, hob meinen Kopf ein wenig an und küsste ihn schüchtern und dankbar. Dann fühlte ich seinen Kopf und sein Haar unter meinem Kinn.

»Ohh.« sagte ich.

Er küsste und leckte und streichelte mich an den Seiten.

»Ah.« sagte er, meine Dankbarkeit nicht wirklich bemerkend, oder jedenfalls nicht so, dass ich es spürte, aber ich glaube, er erwartete sie auch nicht. Ich glaube, er fand mich schön. Und ich glaube, er war stolz,

»Herr!« bettelte ich. »Herr!«

»Herr!« bettelte ich.

Ich wusste jetzt, dass ich in einen Kragen gehörte und er wusste es zweifellos auch.

»Oh!« sagte er verblüfft.

Ich war verkrampft und wartete.

»Oh.« sagte ich leise und erschrocken.

Er war so stark!

»Oh!« sagte ich leise.

Er küsste mich sanft und hielt mich fest.

»Es ist getan«, flüsterte ich, »es ist getan!«

Er küsste mich wieder

›Was bin ich doch für eine Närrin‹, dachte ich, ›und für wie dumm muss er mich halten. Natürlich ist es getan!‹

Ich hatte das Reißen des Häutchens gefühlt, sein Nachgeben, aber es hatte nicht wehgetan. Ich hatte eigentlich erwartet, dass es weh tun würde. Es hatte nicht wehgetan!

»Ich bin nicht länger etwas Besonderes« sagte ich, »jetzt bin ich wie alle Mädchen.«

Er lachte. Was für eine kleine Sache es gewesen war! Es war nichts dabei!

›Was für ein Unsinn, sich so um so eine kleine, einfache Sache Sorgen zu machen.‹ dachte ich.

Ich wusste natürlich, dass die Sache bei manchen Frauen nicht so einfach ablief. Deshalb freute ich mich und war erleichtert, dass es bei mir so schnell, so einfach und so schmerzlos abgelaufen war.

Er küsste mich wieder.

›Jetzt bin ich geöffnet worden‹, dachte ich, ›jetzt bin ich von ›roter Seide‹.‹

Ich war natürlich immer noch in seinen Armen gefangen. Ich fühlte seine Kraft. Dann begann er damit, Gebrauch von mir zu machen.

»Herr!« keuchte ich.

Vielleicht war seine Geduld am Ende, oder er hatte bemerkt, dass er lange genug gewartet hatte oder vielleicht war ich zu schön, um widerstehen zu können. Ich wusste nicht, was davon zutraf, jedenfalls begann er, sich selbst Befriedigung zu verschaffen, ohne weiter große Rücksicht auf mich zu nehmen. Ich schmiegte mit erschrocken an ihn. Es konnte natürlich sein, dass das aus seiner Sicht lediglich eine neue Freundlichkeit war, dass ich an meinen Status erinnert werden sollte und daran, dass ich einen Kragen trug, dass ich eine wertlose Sklavin war. Ich wusste es nicht.

»Ja, Herr!« flüsterte ich.

Ich vermute, dass ich nicht das erste Mädchen war, das er geöffnet hatte. Ich glaube, er wusste, was ich zu dieser Zeit nicht tat, dass ich so kurz nach meiner Öffnung ihn nur sehr eingeschränkt zufrieden stellen konnte, weil meine Gefühle noch die einer hilflosen Sklavin waren.

»Herr!« schrie ich.

Ich schmiegte mich an ihn und strampelte mit den Beinen. Ich fühlte die Kette an meinem linken Knöchel.

›Was können wir anderes sein als Gefäße für die Lust solcher Tiere.‹ dachte ich.

Selbstverständlich musste eine Sklavin damit rechnen, manchmal so einseitig benutzt zu werden. Das gehört zu ihrem Sklaventum dazu. Sie ist schließlich nur eine Sklavin.

Die meisten Sklavinnen begrüßen das übrigens, weil sie ihr Sklaventum lieben, manche mehr als ihr Leben, und wissen, dass sie ohne so etwas keine wahren Sklavinnen wären. Gerade in dieser Art von Dienen finden sie paradoxerweise Erregung und Erfüllung. Außerdem ist es schwierig, wenn man einige Zeit Sklavin war, von einem Mann berührt zu werden ohne sich so extrem hinzugeben. Deshalb ist ein Mädchen oft dankbar für die Berührungen ihres Herrn und weint vor Freude, wenn er sie benutzt, sogar, wenn er dabei nicht die geringste Rücksicht auf sie nimmt. Es ist ein Teil ihrer Hilflosigkeit, zur Gefangenen ihrer Begierden als Sklavin gemacht worden zu sein, einfach deshalb, weil er solch eine Sklavin unterwerfen konnte. Dann küsste er meine Hüften, meinen Bauch und dann viel tiefer den Mittelpunkt meiner Schenkel. »Ich nahm seine Fantasie in Brundisium gefangen«, antwortete ich, »ein neues Mädchen in der Taverne, noch nicht vollständig an den Kragen gewöhnt. Er genoss es, mir alles beizubringen und mich die ersten Schritte machen zu lassen. Er liebte es, mich zu benutzen, so wie viele Männer. Er bereitete mir große Lust und ich hoffe, dass ich ihm auch Lust schenkte.«

»Herr.« sagte ich. Sie betrachtete mich.

»Oh!« sagte ich. »Oh!« »Und ich glaube, er mochte mich.« ergänzte ich.

Seine Hände und seine Zunge und seine Küsse waren sagenhaft! Ich hob ihm meine Hüften entgegen. »Ja.«

»Ah.« sagte er, offenbar mit Interesse.

Konnte ich mich ihm wirklich hingeben, diesem Tier, das mich in einer goreanischen Taverne geöffnet hatte, diesem Monster, das mich vor einem Moment zu einem Mädchen von roter Seide gemacht hatte?

»Oh, Herr!« flüsterte ich verängstigt.

Oh, ich wusste, er war geduldig gewesen, er war freundlich gewesen. Er hätte mich fesseln und mich sofort aufreißen können, aber er hatte es nicht getan. Aber was machte er jetzt mit mir? Was begann ich jetzt zu fühlen? Sicher, das waren, wie ich später verstehen würde, erst beginnende Gefühle, mehr Andeutungen von Gefühlen, aber trotzdem wusste ich nicht, wie ich mit ihnen umgehen sollte. Etwas schien hier völlig anders als die einfache, intime, unglaubliche, unbeschreibliche Herrlichkeit seiner früheren Aufmerksamkeiten zu sein. Es war etwas in mir, das ich jetzt fühlte, tief in meinem Bauch und durch meinen ganzen Körper strahlend, das vage auf etwas anderes hindeutete, auf Gefühle von Nachgiebigkeit und Unterwerfung, und ich versuchte, sie hastig aus meinem Geist zu verbannen.

»Ah.« sagte er wieder.

Ich konnte nichts dagegen tun, wie sich mein Körper bewegte, wie es ihn gepackt hatte!

›Wir müssen uns unterwerfen und erobern lassen‹, dachte ich, ›sonst können wir nicht wir selbst sein!‹

Schluchzend versuchte ich von ihm loszukommen. Doch er presste mich um so enger an sich. Meine Hüften bewegten sich. Er lachte. Ich hasste ihn!

»Was werden Männer mir antun?« fragte ich. »Was werden sie mit mir machen?«

Er stupste mit seinem Finger gegen meinen Kragen. Er legte seine Hand auf meinen linken Schenkel, genau auf mein Branding.

»Ich bin schon eine Sklavin«, schluchzte ich, »absolut eine Sklavin!«

Er lachte leise. Ich schauderte. Ich begriff, dass ich noch nicht einmal damit begonnen hatte, mein Sklaventum zu begreifen. Dann begann er erneut, nachdem er mir diese Pause gewährt hatte, mich zu benutzen.

»Oh«, hauchte ich leise, »oh!«

Es ist schwierig, diese Erfahrung in ihrer Gänze klarzumachen, auch mit ihren Beschränkungen, die ich jetzt verstand. Und ich bin sicher, er verstand es damals, wie es mich langsam dahinbrachte zu verstehen, wie sehr ich in den Armen von Männern unterworfen und besessen war. Aber gerade zu dieser Zeit war diese Erfahrung erschreckend und staunen machend. Ich glaube, dass das viele Männer nicht verstehen, die Gesamtheit sexueller Erfahrungen von Frauen, ihre Verbesserung und Vertiefung durch den schönen und komplizierten Zusammenhang, der nicht nur eine Sache der geschickten Stimulation der Haut ist. Zum Beispiel hätte es mich ansonsten nie zum ethnischen Tanz hingezogen. Hier aber, in einem goreanischen Alkoven und unter den gegebenen Bedingungen, er ein freier Mann, ich eine Sklavin im Kragen, die sich unterwerfen und gehorchen musste, hier gab es solch einen totalitären Zusammenhang. Gerade die Situation der Sklaverei ist solch ein Zusammenhang.

»Oh!« schrie ich leise auf.

Und dann konnte ich plötzlich nicht mehr glauben, wie fest ich gehalten wurde. Wie hilflos waren wir doch!

»Oh.« sagte ich und fühlte dann zum ersten Mal, wie ein Mann sich gebieterisch und triumphierend in mich ergoss und meinen hilflos festgehaltenen Körper füllte. Wie kostbar erschien mir plötzlich diese Substanz. Wir konnten sie nicht selbst machen, nur von den Männern konnten wir sie bekommen. Ich hatte wenig Zweifel, ohne den »Sklavenwein« wäre ich in den Armen eines solchen Mannes schwanger geworden. Wie hätte mein Körper einer solchen Samenflut widerstehen können?

Aber ich wusste, dass ich in dieser Hinsicht wenig zu befürchten (oder zu hoffen) hatte. Über meine Fortpflanzung hatte ich nicht zu bestimmen. Mein Herr bestimmte darüber. Sie wurde wie bei jedem anderen Haustier sorgfältig kontrolliert, überwacht und reguliert. Ich brauchte keine Schwangerschaft zu befürchten, es sei denn, mein Herr befahl sie. Ich schmiegte mich an den Mann. Ich wollte nicht, dass er mich wegschickte, noch nicht.

Dann hatte ich Angst und wurde wütend. Mit welcher Anmaßung, mit welcher Arroganz er seinen Samen in mich gespritzt hatte! Und ich musste das erdulden, weil es ihn befriedigte! Wie er mich gehalten und sich dann aus mir zurückgezogen hatte! Was für eine Arroganz und Anmaßung! Er hatte mich nicht um Erlaubnis gefragt. Er hatte mich einfach genommen, wie eine Sklavin genommen wurde. Wusste er nicht, dass ich von der Erde war? Dachte er, ich wäre nur ein gewöhnliches goreanisches Mädchen?

Aber dann erkannte ich, dass ich hier noch weniger als ein goreanisches Mädchen galt, ich war bestenfalls eine Schlampe im Kragen wie andere auch.

»Bitte, Herr, schicke mich nicht weg«, bettelte ich, »halt mich fest, bitte.«

Er nahm mich in seine Arme. Ich war nicht unzufrieden damit, eine Frau zu sein. Es war das, was ich sein wollte, wenn es solche Männer gab. Ich schmiegte mich an ihn. Er küsste mich.

»Ich danke dir, Herr.« flüsterte ich.

Es war einsam und dunkel unter der Haube, aber sein Körper war warm. Auf eine Weise war ich froh, unter der Sklavenhaube zu sein. Ich hätte mich sonst vielleicht in ihn verliebt. So wie es war, konnte ich an ihn nicht wie eine Frau an einen Mann denken, sondern nur wie eine Frau an jeden Mann. Das war es, was die Herren erreichen wollten.

Ich hörte den Lärm draußen in der Taverne. Ich wusste, jetzt war ich eine Paga-Sklavin von roter Seide. Ich hörte Sklavenglöckchen draußen, die Art, die manchmal an den Knöcheln, Handgelenken oder Kragen von Sklavinnen befestigt wird. Vielleicht waren die, die ich hörte, an Tupitas oder Sitas Knöchel gebunden.

Ich schmiegte mich enger an ihn. Ich war aufgewühlt. Er hatte mich dazu gebracht, Gefühle zu empfinden, für die ich zweifellos jetzt bereit gewesen war, die mich alarmiert hatten, Gefühle weiblicher Hilflosigkeit. Es war eine fesselnde, faszinierende Hilflosigkeit, die ich bisher irgendwie nur dunkel erahnt, schrecklich gefürchtet und verzweifelt ersehnt hatte.

Dann stieß er mich weg. Ich lag dort, in der Dunkelheit der Sklavenhaube. Ich spürte einen Streifen Kühle an meinem linken Schenkel, den ich vorher nicht bemerkt hatte. Ich wusste, was das war. Ich berührte es nicht.

Ich hörte, wie er sich anzog. Dann kam er zu mir und kauerte sich neben mich. Ich spürte, wie sein Daumen über die Innenseite meines linken Schenkels rieb. Dann hörte ich, wie er das Stück Papier nahm und mit seinem Daumen darüberstrich. Dann rieb er seine Finger an meinem Schenkel und legte sie sanft an meinem Mund.

»Ja, Herr.« sagte ich.

Gehorsam leckte ich an seinen Fingern und schmeckte, vermischt mit Öl und Schweiß, die Süße meines jungfräulichen Blutes. Auf diese Weise schmeckte ich, mit Erlaubnis meines Herrn, die Frucht meines ersten Entzückens.

Das Papier, auf dem er das Blut abgewischt hatte, war sicher das Gutachten gewesen. Das Blut befand sich jetzt zweifellos an dem dafür vorgesehenen Platz am Ende des Dokuments.

Ich bemerkte, dass er aufstand. Ich kniete vor dem Herrn, der mich benutzt hatte. Ich streckte meine Hand nach ihm aus. Er war freundlich zu mir gewesen. Er war geduldig mit mir gewesen. Er war sanft mit mir umgegangen, sogar beim Zerreißen des dünnen Häutchens. Ich suchte nach seinen Beinen, fand sie, senkte meinen Kopf und küsste seine Füße.

»Ich danke dir, Herr.« sagte ich.

Ich hörte, wie draußen ein Sklavenmädchen ihre Lust herausschrie. Ich schauderte. Sie war sicher auf einen der Tische geworfen worden, ihre Haare und ihr Rücken mitten in verschüttetem Paga und wurde jetzt ohne Umstände genommen. Ich hob meinen Kopf in der Sklavenhaube zu ihm.

»Bitte verlass mich nicht«, bettelte ich, »bleib’ bei mir!«

Er sagte nichts. Dies entsprach natürlich dem Brauch in Brundisium und anderen Städten, der beim Öffnen einer Sklavin angewendet wurde.

Dann hörte ich von draußen nahe des Ledervorhangs das Klatschen einer Peitsche und den Schmerzensschrei eines Mädchens.

»Wir gehen in den Alkoven, Sklavin.« sagte jemand.

»Ja, Herr.« schluchzte das Mädchen.

Es war Sita. Ich hörte, wie sie mit Klingen der Sklavenglöckchen in einen Alkoven gezerrt wurde. Wahrscheinlich zog er sie an ihren Haaren an seiner Hüfte mit sich.

»Ja, Herr«, weinte sie mit leiser werdender Stimme, »ja, Herr!«

»Bitte«, bettelte ich verängstigt, »bitte!«

Er blieb still.

»Bitte, Herr.« bettelte ich noch einmal.

Er war freundlich gewesen. Ich glaubte deshalb, er wäre schwach wie die Männer auf der Erde und ich könnte ihn vielleicht manipulieren. Wie dumm ich doch war! Begriff ich denn nicht, dass er ein goreanischer Mann war?

»Bitte, Herr!« bettelte ich einschmeichelnd.

Seine einzige Antwort war ein Stoß, der mich erschreckte und mich zur Seite warf, wo ich mich ungläubig am Ende der Kette zusammenkauerte. Dann packte er mich, zwang mich wie vorher auf den Fellen auf meinen Rücken und kettete meine Hände neben meinem Kopf an. Er entfernte die Kette von meinem linken Knöchel. Meine Lippe war aufgeplatzt von seinem Stoß, ich konnte dort Blut schmecken.

»Herr?« fragte ich.

Dann fühlte ich, wie er das Band aus weißer Seide von meinem Kragen entfernte. Kurze Zeit später hatte er dort etwas anderes befestigt, zweifellos das Band aus roter Seide, das Mirus ihm vorhin gegeben hatte. Er wickelte es um den Kragen. Dann kauerte er sich neben mich. Ich zog an den Ketten. Ich war hilflos. Ein neues Rinnsal aus Blut war an meinem Bein. Er steckte seinen Daumen hinein und schrieb dann ein »Kef« auf meinen Bauch, den ersten Buchstaben des Wortes »Kajira«. Dann warf er die Peitsche auf mich.

»Herr!« weinte ich. »Vergib mir, wenn ich dir nicht gefallen habe, Herr! Bitte vergib mir!«

Nach einem Fußtritt wich ich wimmernd zurück. Dann hörte ich ihn den Ledervorhang öffnen und gehen. Ich blieb hilflos im Alkoven zurück.

»Herr!« rief ich ihm nach. »Herr!«

Ich versuchte aufzustehen, konnte es wegen der Ketten aber nicht. So sank ich kläglich zurück auf die Felle. Er war freundlich zu mir gewesen und das Erste, was ich versuchte zu tun, war, ihn auszunutzen und ihm meinen Willen aufzuzwingen. Er aber hatte mich in Ketten gelegt. Er hatte die Peitsche auf mich geworfen, mich getreten und mir seine Verachtung gezeigt, mir, der Sklavin, die sich einbildete, ihren Herrn manipulieren zu können. Dann hatte er mich verlassen.

Ich stöhnte. Wie dumm ich gewesen war! Er war Goreaner! Hatte ich nicht begriffen, dass ich die Sklavin war und er der Herr? Vielleicht hatte er die Peitsche auf mich geworfen, um mich an diesen Fakt zu erinnern. Oder vielleicht hatte er es auch getan, damit mein Herr oder einer seiner Männer wussten, wenn sie kamen um mich loszuketten, dass ich für diese Aufsässigkeit ausgepeitscht werden sollte. Er selbst hatte die Peitsche bei mir aber nicht benutzt. Das war vielleicht ein weiterer Beweis seiner Freundlichkeit, seines Verständnisses und seiner Geduld mit mir und seiner Erkenntnis, dass ich noch nichts anderes als eine ignorante und naive Anfängerin in Bezug auf die Strenge der Sklaverei war. Wenn ich ihn noch weiter verärgert hätte, daran zweifelte ich nicht, hätte er sie bei mir angewendet. Wie auch immer, er war nicht befriedigt, als er mich verlassen hatte. Wenn er mich in Zukunft wieder benutzen würde, fürchtete ich, dass er dann nicht so viel Rücksicht nehmen und mich wie die törichte und fehlgeleitete Erdenfrau behandeln würde, die ich war.

»Herr?« fragte ich.

Ich hatte gehört, wie der Vorhang geteilt wurde.

»Herr!« sagte ich freudig erregt. »Herr?«

Aber dann wurden meine Knöchel auseinander gerissen.

»Oh!« sagte ich, als plötzlich und glatt ein Penis tief in mich eindrang. Ich lag völlig ruhig da. Das war nicht derselbe Mann! Ich wagte nicht, mich mit dem in mich eingedrungenen Penis zu bewegen. Der Mann machte ein tierisches Geräusch.

»Herr?« fragte ich.

Ich war mir seiner sehr bewusst, so sehr, dass ich mich nicht bewegen wollte.

»Tanze.« sagte Tupita, anscheinend vom Eingang des Alkovens.

Es gab dort Gelächter, hauptsächlich von Männern. Ich begriff, dass der Vorhang nicht zugezogen war!

»Er will, dass du tanzt, Sklavin.« lachte Tupita. »Du bist doch Tänzerin. Also los, tanze.«

Ich stöhnte.

»Siehst du das ›Kef‹ auf ihrem Bauch?« fragte Tupita.

»Ja.« antwortete ein Mann.

»Das gehört auch dahin.« sagte sie.

»Ja.« stimmte ein anderer Mann zu.

»An deinem Kragen ist jetzt ein rotes Seidenband, Doreen«, sagte Tupita, »was bedeutet das?«

»Dass ich von roter Seide bin, Herrin.« antwortete ich.

»Ja.« sagte sie zufrieden.

»Schieß den Vorhang, Herrin!« bat ich.

»Warum?« fragte sie. »Bist du so bescheiden?«

»Nein, Herrin.« schluchzte ich.

Sklaven ist Bescheidenheit nicht erlaubt.

»Du bist jetzt nur noch eine Schlampe von roter Seide, Doreen«, sagte sie, »nichts anderes als der Rest von uns.«

»Nein, Herrin.« sagte ich.

»Und vergiss das nicht.«

»Nein, Herrin.«

Es gab Gelächter.

»Hörst du das Hämmern?« fragte Tupita.

»Sie wurde schon gehämmert.« sagte ein Mann.

Wieder wurde gelacht.

»Hör hin.« befahl Tupita.

Dann konnte ich das Hämmern hören. Es war weit weg, kam irgendwoher von der Vorderseite der Taverne.

»Hörst du es jetzt?«

»Ja, Herrin.«

»Weißt du was das ist?«

»Nein, Herrin.«

»Das ist dein Gutachten, das zusammen mit deinem weißen Band an die Wand in der Vorhalle der Taverne genagelt wird.« erklärte sie. »Es hängt dort jetzt neben meinem und Sitas und denen von einigen anderen Mädchen.«

Ich antwortete nicht.

»Aber nicht mit Ingers.« bemerkte ein Mann.

»Nein.« lachte Tupita.

Einige der Männer lachten. Inger aus dem fernen Skjern war von Thorwaldländern genommen worden. Sie war sehr sinnlich. Außerdem beliefern die Thorwaldsländer die Sklavenmärkte selten mit Jungfrauen.

»Du hast Glück, dass ich kein Mann bin.« lachte Tupita.

»Herrin?« fragte ich verblüfft.

»Bei einem Mann wäre die Wiederholung eines Befehls Grund für eine Bestrafung.«

»Ein Befehl, Herrin?« fragte ich erschrocken.

»Ja.« sagte sie.

Ich wusste, das Tupita mit mir spielte, aber auch, dass sie mich morgen im Sklavenbereich schlagen konnte. Als Erstes Mädchen hatte sie dieses Privileg. Ich wollte nicht, dass sie mich auspeitschte oder meine Knöchel von den anderen Mädchen in den unteren Pranger stecken ließ und dann meine Fußsohlen mit der elastischen, flachen Leiste schlug. Das tut sehr weh und man kann schlecht laufen danach.

»Welcher Befehl, Herrin?« fragte ich verängstigt.

»Tanze.« lachte Tupita.

»Herrin, ich bin gefesselt«, sagte ich, »und kann mich nicht bewegen.«

»Tanze.« befahl ein Mann vom Eingang her und der Mann, in dessen Armen ich gefangen war grunzte vor Lust. Ich hatte einen Befehl von einem Mann erhalten. Ich gehorchte sofort oder tat jedenfalls mein Bestes zu gehorchen.

Wenn ein Befehl wiederholt werden muss, so geht das Sprichwort, muss das Mädchen bestraft werden. Wenn das Mädchen jedoch denkt, dass der Befehl, sagen wir, ein Versehen oder ein Fehler war oder dass der Herr Mitleid haben könnte oder etwas in der Art, dann kann sie es sagen, bitten oder sich erkundigen. Sie wird sich der Absicht und der Ernsthaftigkeit des Befehls versichern, zum Beispiel, wenn sie gefragt wird, ob der Befehl wiederholt werden muss, etwas, was sie aber vermeiden sollte. Wenn sie keine Mädchentricks versucht und den Befehl nicht verstanden oder nicht richtig gehört hat, kann sie natürlich noch einmal nachfragen, normalerweise ohne eine Strafe befürchten zu müssen.

Ein Mädchen wird selten bestraft, wenn sie versucht, Gefallen zu finden, jedenfalls zuerst nicht. Es ist aber etwas anderes, wenn sie ständig Fehler macht. Die Peitsche ist ein wirklich wunderbar lehrreiches Gerät, um weibliches Benehmen zu verbessern. Ich hatte mich nicht bewegen wollen, weil er so tief in mir war! Aber ich war eine Sklavin. Ich musste gehorchen.

»Du windest dich gut, Doreen.« rief Tupita.

Ich schrie und jammerte.

»Los, lass uns den Sklaventanz sehen!« rief ein Mann am Eingang.

»Hör nicht auf, Schlampe.« warnte mich Tupita.

Ich stöhnte. Ich hatte mich nicht bewegen wollen, weil er so tief in mir war! Doch jetzt bewegte ich mich, ich hatte keine Wahl. Er blieb ruhig in mir. Ich war es, die Sklavin, die sich bewegen musste! Ich drehte und krümmte mich. Und dann bemerkte ich zu meinem Schrecken, dass ich gezwungen wurde, mich auf ihm zu bewegen, dass ich nichts dagegen tun konnte. Ich wimmerte protestierend.

»Seht euch das an«, rief ein Mann, »sie wird heiß!«

Ich bemerkte Männer, die sich durch den Eingang drängten.

»Nein!« schluchzte ich.

Ich war eine Frau von der Erde. Ich musste kühl bleiben! Ich durfte nicht »heiß« werden! Aber dann begriff ich, dass ich nicht länger eine Frau von der Erde war. Ich war jetzt eine goreanische Sklavin.

»Befriedige ihn.« befahl Tupita.

»Ja, Herrin!« schluchzte ich.

»Ah!« knurrte das Tier, das mich wie in Ketten hielt.

Die Techniken des ethnischen Tanzes, wenn sie kein gut gehütetes Geheimnis sind, haben wegen der Bewegungen der Hüften, der Kontrolle der Unterleibsmuskeln und so weiter günstige Folgen für das Liebemachen. Es ist kein Wunder, dass diese Art des Tanzes über Jahrhunderte von Emiren, Paschas und Kalifen ihren Konkubinen und Sklavinnen befohlen wurden. Außerdem erregt es eine Frau natürlich zuallererst auch, wenn sie begreift, dass sie wie eine Sklavin angezogen ist, wie eine Sklavin zur Schau gestellt wird und als Sklavin tanzen muss. Und später muss sie als wirkliche Sklavin die Leidenschaften, die sie mit ihrem Tanz geweckt hat, befriedigen, und das mit Zinsen. Wenn eine Frau ein Traum zur Befriedigung von Männern werden soll, lass sie diese Form des Tanzes lernen.

»Ah, ah!« stöhnte der Mann.

Ich begann dann unglaubliche Gefühle zu verspüren, Gefühle, die ich nicht fassen konnte. Er aber packte meine Hüften, so dass ich mich kaum noch bewegen konnte, zog mich fest an sich und bewegte sich schnell und eruptiv in mir! Dann zog er sich mit einem Knurren und Schmatzen seiner Lippen zurück.

»Ich bin der nächste.« sagte jemand.

Und wieder wurden meine Knöchel auseinander gezogen. Ich hörte Tupita lachen.

»Oh!« keuchte ich, als ich wieder mit Gewalt genommen wurde.

»Tanze.« rief Tupita.

Ich erinnerte mich plötzlich daran, was ich hinter mir auf dem Korridor gehört hatte, als ich über der Schulter meines ersten Herren zum Alkoven gebracht wurde, nämlich dass fünfzehn weitere Ostraka ausgelost werden sollten!

»Tanze!« lachte Tupita.

Ich tanzte wieder.


Es musste schon fast am Morgen sein, ich lag allein im Alkoven auf dem Bauch, meine Hände waren neben meinem Kopf angekettet. Einer der Männer hatte mich, als ich auf dem Rücken lag, am linken Knöchel angekettet, hatte die Handfesseln gelöst, meine Hände hinter meinem Rücken gefesselt und dann hatte ich ihm rittlings dienen müssen. Der nächste hatte meine Hände wieder befreit, mich auf den Bauch gedreht, meine Hände neben meinem Kopf wieder angekettet und auch um meinen Knöchel eine Kette gelegt. Ich hatte die Männer nicht gezählt, aber es waren neben dem Herrn, der mich geöffnet hatte, sicher die fünfzehn gewesen, die ein zusätzlich ausgelostes Ostrakon gekauft hatten.

In der Taverne war es still. Ich erinnerte mich nicht, ob mein letzter Besucher, nachdem er mich benutzt und gegangen war, den Vorhang geschlossen hatte oder nicht. Ich lag dort allein und in Ketten auf meinem Bauch. Die Jungfräulichkeit der früheren Doreen Williamson war verlost worden, genauso wie ihre ersten Benutzungen. Ich nahm an, dass Teibar, mein Entführer, der mich auf der Erde eingefangen und hergebracht hatte, damit ich eine Sklavin würde, es amüsant gefunden hätte, dass seiner »modernen Frau« auf Gor ihr Geschlecht gelehrt worden war. Ich rieb meinen Bauch ein wenig an den Fellen. Ich hielt die Ketten oberhalb der Manschetten nahe an meinen Handgelenken. Ja, ich glaubte, dass mir heute Nacht etwas über mein Geschlecht beigebracht worden war.

Ich vermutete, dass ich stank, nachdem mich so viele Männer benutzt hatten. Draußen, in der Vorhalle der Taverne, war mein Gutachten neben denen der anderen Mädchen angebracht worden, mit meinem Jungfrauenblut darauf und mit dem weißen Band, das an meinem Kragen gewesen war. Jetzt war dort ein anderes Band, eines aus roter Seide. Ich war jetzt auf jeden Fall »von roter Seide«.

Ich fragte mich, was die Männer, die in der Bibliothek gearbeitet hatten, von mir denken würden. Ob sie wohl auch auf mich gekrochen wären und mich zu ihrem Vergnügen benutzt hätten? Es wäre natürlich ihr Recht. Ich war jetzt eine Sklavin. Ich lag aufgewühlt da. Ich wollte mit meinen Gefühlen zurechtkommen. Ich war verwirrt.

Der erste Mann war im Ganzen sehr sanft und verständnisvoll mit mir gewesen. Ich glaubte, dafür würde ich ihm immer dankbar sein. Er hätte ganz anders zu mir sein können, schließlich war ich nur eine Schlampe im Kragen, deren Jungfräulichkeit er in einer Tombola gewonnen hatte. Nachdem er mich entjungfert hatte, war er zu mir viel weniger großzügig und geduldig gewesen. Nachdem ich entjungfert worden war, hatte ich in seinen Armen zum ersten Mal erfahren, wie es war, eine Sklavin zu sein. In den Armen des zweiten Mannes hatte ich begonnen, diese unglaublichen Gefühle zu verspüren, aber er war nur an seiner Lust interessiert und hatte mich hilflose, verängstigte Sklavin gepackt, benutzt und liegengelassen. Diese Benutzung, so offen, wie sie vor Tupita und den anderen vor sich gegangen war, hatte mich eindringlich daran erinnert, dass um meinen Hals ein Stahlkragen lag. Aber zu meiner Schande war ich dann, als mir klar wurde, dass von mir als Sklavin solche Gefühle erwartet wurden, mehr als bereit für den nächsten Mann und eifriger, als ich mir das jetzt vielleicht eingestand, »tanzte« ich für ihn.

Hilflos, in Ketten gelegt, unter der Sklavenhaube und allein mit meinen Gefühlen entdeckte ich meine Sexualität, die grundlegende Sexualität einer benutzten Frau. Später würde ich sehen, dass das erst der Anfang war. Als der vierte Mann den Alkoven betrat und dort einfach nur stand, mich noch nicht berührt hatte, hatte ich ihm meinen Bauch tatsächlich schon bettelnd entgegengereckt. Er hatte gelacht. Ich war dann in einem Anfall von Demütigung und Verlegenheit auf die Felle zurückgesunken, Scham hatte mich überkommen, die aus meiner grotesken sexualfeindlichen Erdkonditionierung herrührte, in der weibliche Vorzüge durch jedes Anzeichen tiefer sexueller Bedürfnisse oder durch intensives, echtes Interesse am anderen Geschlecht bedroht und gemindert werden. Aber wenn ich mich nach den Berührungen der Männer sehnte, warum sollte ich nicht darum bitten? Was konnte ich als Sklavin sonst tun?

Außerdem machte es mir nichts aus, wenn meine Interessen und Bedürfnisse und die unglaubliche Tiefe und Intensität meiner Begierden bewiesen, dass ich »wertlos« war und ohne »Vorzüge«! Natürlich war ich wertlos, und doch würden Männer hartes Geld für mich bezahlen! Ich war wertlos, weil ich nur eine Sache, weil ich Eigentum war. Ich war wertlos, weil ich versklavt war! Ich war wertlos, weil ich die Art von Frau war, die auf einen Sklavenblock gestellt und verkauft werden konnte! Ich war wertlos, weil ich nur ein Tier war, das besessen wurde. Natürlich hatte ich keine »Vorzüge«! Ich war über »Wert« und »Vorzüge« dieser Art hinaus. Ich war nur eine Sklavin! Aber dadurch konnte ich so frei, mitleiderregend, bettelnd, lüstern, liebevoll und sexuell sein wie ich wollte. Ich hatte nichts zu verbergen und musste nichts geheim halten. Ich gehörte meinem Herrn, alles an mir, alle meine Gedanken, meine Liebe, mein Körper, alles, was ich war und jemals sein konnte.

Ich lag dort und stöhnte für einen Moment vor Scham. Aber dann kam der Mann zu mir gekrochen und hatte mich mit einigen geschickten, unglaublichen Griffen dazu gebracht, mich vor ihm zu winden. Dann verstand ich, dass er über mich nicht so sehr deshalb gelacht hatte, um mich zu demütigen, sondern weil er Freude darüber empfand, dass ich eine Erdenfrau war und trotzdem so offensichtlich bereit, was ungewöhnlich war für eine neue Sklavin. Ich begriff, dass eine solche Vitalität und Bereitschaft von einer brandneuen Sklavin überraschend sein musste. Dann nahm er mich und ich glaube, ich befriedigte ihn.

Ich lag da und versuchte, mit meinen Gefühlen zurechtzukommen. Zweifellos versuchte die Konditionierung, die ich auf der Erde erhalten hatte, in irgendeiner Weise Krieg mit den Freiheiten meines Sklaventums zu führen. Es gab ja wirklich Frauen, die versuchten, die Kühle ihrer Freiheit in ihr Sklaventum zu übertragen, doch das wurde ihnen mit der Peitsche bald ausgetrieben. Sie lernen schnell, dass sie jetzt eine andere Art Frau sind und sie ergeben sich dann, da sie keine Wahl haben, dankbar und eifrig in ihr Sklaventum.

Man sieht also, manche der »Freiheiten der Sklaverei« sind in gewisser Hinsicht auch »Notwendigkeiten der Sklaverei«. Eine Frau ist zum Beispiel nicht nur frei, sich ihrem Herrn völlig zu öffnen, um sich angenommen zu führen, um sich so tief und aufregend zu fühlen, um so aufgeschlossen und befriedigt zu sein, wie sie nur kann. Nein, sie muss das alles auch tun, so etwas wird ihr befohlen. Und wenn sie nicht gehorcht, in den Fellen nicht gefällt, kann das nicht nur schmerzhafte Strafen nach sich ziehen, sondern auch den Tod. Aus diesen Gründen konnte meine Erdkonditionierung wenig mehr tun, als zu versuchen, meine Bedürfnisse und meinen Drang zu bekämpfen. Und mit jeder Sunde auf Gor schien das immer weniger wirksam zu werden. Meine Bedürfnisse und die Realität um mich herum offenbarten die fehlende Fundiertheit meiner Erdkonditionierung, ihre historische Exzentrizität, die durch antiquierte Ideologien und Bedingungen verursacht wurde, ihre Absurdität, die sie obsolet machten und zu Fall brachten. In einer natürlichen Welt ohne ständige Unterstützung zerfiel sie. Außerdem musste ich sie als Sklavin sowieso, ob ich wollte oder nicht, ignorieren. Und ich glaube, sie wurde in erster Linie durch eine solch einfache und tiefgehende Sache wie meine eigene Weiblichkeit unterhöhlt. Ihre Armseeligkeit, Leere und Falschheit hatte ich, glaube ich, schon vor langer Zeit auf der Erde empfunden.

Ich lag auf den Fellen und wunderte mich über meine Gefühle. Ich fragte mich fast, wer das Mädchen eigentlich war, das dort lag. Sie erschien ganz anders als die frühere Doreen Williamson, die in der Bibliothek gearbeitet hatte, so lange das auch her zu sein schien. Sie hieß zwar immer noch »Doreen«, doch das war jetzt ihr Sklavenname, der ihr gegeben wurde, wie einem Tier ein Name gegeben wird, ein Name, der ihr wie ein Kragen nach dem Willen eines Herrn gegeben wurde, und auf den sie, wie ein Tier, reagieren musste.

Ich war immer noch unter der Sklavenhaube. Ich lag dort und dachte über meine Gefühle nach. Abgesehen von gelegentlichen Anfällen von Ärger und Scham, die von meiner Erdkonditionierung ausgelöst wurden, wenn ich mit unwiderlegbaren Beweisen meiner Vitalität und Empfänglichkeit konfrontiert wurde, hatte ich eine erstaunliche Vielfalt von Emotionen und Empfindungen kennen gelernt. Manchmal hatten mich diese ungewohnten Gefühle verwirrt, manchmal erfreut und fasziniert. Manchmal fühlte ich eine verzweifelte Sehnsucht danach, dass diese Gefühle sich fortsetzten, war begierig auf sie und auf andere, reizvollere, subtilere, manchmal überwältigendere, die mich schwach werden ließen, die wie Wunder in mir auftauchten, manchmal übersprudelten und sich manchmal langsam in meinen Tiefen entwickelten.

Bisweilen empfand ich echte Furcht, wenn ich Emotionen und Empfindungen wahrnahm, die so unglaublich und überwältigend waren, dass ich wusste, in ihrem Griff wäre ich völlig hilflos, sie wären für mich genauso beherrschend und unwiderstehlich wie Erdbeben und die Gezeiten des Meeres. Kurz, ich war dabei, meine Weiblichkeit zu begreifen.

Selbstverständlich war zu dieser Zeit noch nichts mit mir geschehen, ich hatte noch nichts wirklich wichtiges verstanden, vor allem wie sich mein Körper und mein Nervensystem durch diese Gefühle verändern, wie meine Hilflosigkeit und meine Begierden tiefer, umfangreicher und intensiver werden und wie sie in mir wachsen und mich zu ihrer Gefangenen machen konnten. Obwohl ich jetzt fast soweit war, wie Ina gesagt hatte, »darum zu betteln und mich dafür zu zerreißen«, hatte ich immer noch keine Ahnung davon, wie sehr mein Körper von den »Sklavenbegierden« gepackt werden konnten. Ich wusste noch nicht, wieso ein Mädchen sich gegen die Gitterstäbe ihres Käfigs werfen konnte, nur um zu versuchen, einen der Wachmänner zu berühren oder warum sie vor einem verhassten Herrn nackt auf dem Bauch kriechen konnte, nur um einen Schlag seiner Hand oder einen Tritt seines Fußes zu spüren. Kurz, obwohl ich tausend Meilen entfernt war von dem naiven Mädchen in der Bibliothek, begriff ich das Geschlecht einer Sklavin immer noch nicht richtig. Ich hatte bisher noch nicht einmal einen kleinen Sklavenorgasmus erfahren.

Aber lasst mich im Zusammenhang mit diesen in erster Linie scheinbar auf einfache Gefühle und Empfindungen gerichteten Überlegungen wieder den großen Kontext betonen. Diese Dinge sind im gesamten Leben einer Sklavin so überwältigend. Sie sind eine Bedingung ihres Lebens und dies vertieft ihre Gefühle und Empfindungen wiederum so, dass es die Bedingungen ihres Lebens verstärkt. Das Leben eines weiblichen Sklaven ist ein einheitliches, totales und unauflösbares Ganzes.

Ich hörte, wie jemand die Vorhänge teilte. Ich hatte Angst. Jemand war dort. Ich presste meinen Bauch in die Felle. Dann machte ich, und das erschreckte mich und machte mich gleichzeitig verlegen, eine unwillkürliche Bewegung, nur ein winziges Anheben meines Hintern von den Fellen. Doch schnell presste ich mich noch tiefer in die Felle. In einem Zoo hatte ich einmal ein Pavianweibchen gesehen, das von der stolzen, drohenden, bedeutungsvollen Annäherung eines dominanten Männchens erschrocken war, sich herumdrehte und sich ihm ängstlich selbst anbot. Dasselbe Verhalten hatte ich auch unter Schimpansen beobachtet. Es ist ein besänftigendes Verhalten der weiblichen Unterwerfung.

Ein Mann kniete oder kauerte neben mir. Er befühlte meine Flanken. Er hatte sehr starke Hände. Wieder, nicht so sehr aus Angst wie als Antwort auf seine Berührungen, hob sich mein Körper ihm von selbst entgegen.

»Interessant.« sagte Hendow, mein Herr.

Ich wimmerte und versuchte, mich noch tiefer in die Felle zu verkriechen.

»Sei nicht so entsetzt, Sklavin«, sagte er, »genau für solche Sachen habe ich dich gekauft.«

Ich fühlte, wie der Schlüssel in die Schlösser meiner Handgelenksmanschetten gesteckt und sie mir abgenommen wurden. Dann wurde ich auf den Rücken gedreht. Die einzige Fessel, die ich jetzt noch trug, war die halbe Sklavenhaube.

»Bist du wund?« fragte er.

»Ein wenig.« antwortete ich.

»Und innen?« fragte er.

»Ein wenig.« antwortete ich.

Mein Körper war hier und da etwas steif und an manchen Stellen wund, aber in einigen Stunden würde ich sicher nicht mehr viel davon merken. Außerdem hatte ich einige Prellungen entdeckt. Einige der Männer hatten mich sehr rau behandelt. Das war normal, ich war eine Sklavin. Ich fühlte einen Kettengürtel über meiner Taille, der an meinem Nabel mit einem Schloss verschlossen war. An der Rückseite waren an ihm ein Paar leichte, für Frauen geeignete Manschetten befestigt, die, wie ich erfahren würde, »Sklavenfesseln« genannt wurden.

»Herr?« fragte ich.

Ich verstand nicht, warum ich jetzt noch gefesselt wurde.

»Du wirst sie nachts tragen«, erklärte er, »drei Nächte.«

»Ja, Herr.«

»Du kommst nicht wieder in das Lokal«, fuhr er fort, »drei Tage lang.«

»Ich danke dir, Herr.« sagte ich.

Ich nahm an, dass das von mir erwartet wurde.

»Das gibt dir Gelegenheit, dich auszukurieren, deine Gedanken zu sammeln und deine Erfahrungen zu verarbeiten.«

»Ja, Herr.« sagte ich verwirrt.

»Tagsüber wirst du wie vorher in der Küche sein.«

»Ja, Herr.« sagte ich etwas besorgt.

»Keine Angst«, beruhigte er mich, »du wirst den Eisengürtel tragen.«

»Jetzt?« fragte ich.

Ich war jetzt schließlich von roter Seide.

»Ja.« bestimmte er.

»Ja, Herr.«

»Außerdem«, fuhr er fort, »hast du im Eisengürtel, nachts gefesselt und bei der Arbeit in der Küche die Chance, dich zu beruhigen.«

»Mich zu beruhigen, Herr?« fragte ich.

»Ja.« sagte er.

Ich verstand

Ich verstand ihn nicht. Er griff dann sehr sanft nach mir und brachte mich nach unten in den Keller zu meiner Hundehütte. Vor der Hütte legte er mir den Eisengürtel an. Dann entfernte er meine Sklavenhaube. Es schien hell dort zu sein, sogar im trüben Licht des Kellers. Ich sah, dass jetzt eine ganze Decke und nicht mehr nur ein Stück davon in meiner Hütte lag.

»Ich danke dir für die Decke, Herr.« sagte ich.

»Kriech in deine Hütte«, befahl er, »und leg dich hin.«

Ich tat es und er deckte mich, ziemlich sanft wie ich fand, mit der Decke zu.

»Gute Nacht, Doreen.« sagte er.

»Gute Nacht, Herr.« antwortete ich.

Dann verschloss er die Hundehütte. Ich sah ihm durch die Gitterstäbe nach, wie er durch den Raum ging und die Tharlarionöllampe ausblies. Dann ging er nach oben.

Ich trug wieder einen Eisengürtel. Ich verstand nicht, warum, bis ich noch vor der Morgendämmerung im Dunklen erwachte. Ich wand mich. Ich zog an den Armreifen, vergeblich. Dann begriff ich plötzlich, und ich fühlte mich hilflos dabei, dass ich drei Tage darauf warten musste, dass mich wieder ein Mann anfasste.

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