22 Nachforschungen – Geknebelt, im Kragen und unter der Sklavenhaube

»Spreize deine Knie noch weiter, Tuka.« befahl mein Herr, Tyrrhenius aus Argentum.

Ich gehorchte. Er betrachtete mich schweigend. Ich kniete vor ihm auf einem runden scharlachroten Teppich, er saß in einem Stuhl und sah auf mich hinunter. Meine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt und an einen Strick um meine Taille gebunden. Seine Männer standen neben ihm, die zwei, die meine Herren bei der Arbeit gewesen waren.

»Du bist eine Erdenschlampe, nicht?« fragte er.

»Ja, Herr.« antwortete ich. »Das heißt, ich bin eine Frau von der Erde, die hierher gebracht und versklavt wurde.«

»Eine Schlampe.« korrigierte er mich.

»Ja, Herr.« sagte ich. »Ich bin eine Schlampe von der Erde, die hierher gebracht und versklavt wurde.«

Vermutlich war ich auf der Erde in gewisser Hinsicht eine Schlampe gewesen. Ich war an Männern und sexuellen Erfahrungen interessiert gewesen, obwohl ich schüchtern war und mich vor beidem gefürchtet hatte. Hier, auf Gor, gab es da natürlich keinen Zweifel. Ich hatte erfahren, dass ich eine Sklavenschlampe war, eine aufregende und attraktive.

»Wie war die Geschichte deiner Sklaverei?« fragte er.

Ich verstand nicht, wieso ihn das interessierte. Aber er hatte sicher seine Gründe. Er schien nicht nur neugierig zu sein. Außerdem war er ein freier Mann und ich, eine Sklavin, hatte die Frage zu beantworten.

»Ich wurde auf der Erde entführt«, sagte ich, »auf deine schöne Welt gebracht und versklavt. Ich kenne den Ort nicht, wo ich gebrandet und in den Kragen gesteckt wurde. Es war, glaube ich, in Übersee.«

»Vielleicht in Cos.« warf einer der Männer meines Herrn ein.

»Vielleicht.« sagte der.

»Ich wurde in einem Handelslager vor Brundisium verkauft.« fuhr ich fort.

»Brundisium.« sagte einer der Männer. »Dann war es sicher Cos gewesen.«

»Vielleicht.« sagte mein Herr.

»Zum ersten Mal öffentlich verkauft wurde ich in Markt von Semris«, erzählte ich weiter, »in der Verkaufhalle von Teibar in dieser Stadt. Ich wurde von Hendow erworben, einem Tavernenbesitzer in Brundisium. Von dort wurde ich gestohlen und in Samnium verkauft. Gordon, ein reisender Musiker, kaufte mich. Von ihm wurde ich durch dich, mein Herr, in Markt von Semris gekauft.«

»Was hast du in Hendows Taverne gemacht?« fragte mein Herr.

»Ich arbeitete in der Küche.«

»Sicher hat eine, die so schön ist wie du, auch in den Alkoven gedient.«

»Ja, Herr.«

»Hast du auch getanzt?«

»Ja, Herr.«

Die Männer tauschten Blicke. Ich zog etwas am Seil, das meine Handgelenke fesselte. Ich war gut gefesselt. Ein goreanischer Mann hatte es getan. Ich sah die Männer an. Ich verstand ihr Interesse an diesen Dingen nicht.

»Willst du an Sleen verfüttert werden?« fragte mein Herr.

»Nein, Herr!« rief ich.

Schnell legte ich meinen Kopf zurück auf den Boden.

»Ich habe gehört«, sagte er, »dass du dich vor sechs Tagen auf den Straßen bei einer Entführung zögerlich gezeigt hast.«

Ich warf mich mit auf dem Rücken gebundenen Händen vor seinem Stuhl auf den Bauch. Ich war erschrocken.

»Verzeih mir, Herr!« rief ich. »Verzeih mir!«

»Kanntest du die Person?« fragte er.

»Ja, Herr«, rief ich, »ich habe ihn gekannt. Er war freundlich zu mir gewesen.«

»Wem schuldet ein Mädchen absoluten und vollkommenen Gehorsam?«

»Ihrem Herrn! Ihrem Herrn!« weinte ich.

»Prügelt sie durch.« sagte er kalt.

Die Männer stürzten sich auf mich, traten und schlugen mich, dann wurde ich auf die Knie gezogen und bekam vor meinem Herrn noch einige Ohrfeigen. Danach traten sie zurück. Ich kniete wieder vor meinem Herrn, meine Lippe blutete. Ich schmeckte das Blut.

»Du bereust jetzt, nicht wahr, Tuka?« fragte er.

»Ja, Herr.« sagte ich verängstigt.

Ich wusste, ich hätte nicht zögern dürfen. Ich war eine Sklavin.

»Aber im Ganzen warst du ein ausgezeichnetes Ködermädchen«, sagte er, »eines der besten, das ich je hatte.«

»Ich danke dir, Herr.« flüsterte ich.

»Du bist äußerst intelligent«, fuhr er fort, »und sehr schön.«

»Ich danke dir, Herr.« flüsterte ich noch einmal.

Ich glaubte, dass meine Intelligenz im Vergleich zu der der meisten goreanischen Männer klein war, aber ich war durchaus so intelligent wie die Frauen, die ich bisher auf Gor getroffen hatte, ob sie nun von der Erde stammten, wie Gloria und Clarissa, die mit mir in Markt von Semris gewesen waren, oder auf Gor geboren waren wie Tula, Ina, Sita oder Aynur, die ich in Hendows Taverne, in der Hafenstraße in Brundisium, kennengelernt hatte. Ich wusste nicht, ob die hohe Intelligenz der goreanischen Männer von den Männern herrührte, die in ferner Vergangenheit auf Gor gebracht worden waren und die vielleicht ihrer Intelligenz wegen genauso wegen anderer Eigenschaften ausgewählt worden waren. Vielleicht hatte sie aber auch mit dem berauschendem und befreiendem kulturellem Milieu auf Gor zu tun, das Männern eine offene, aufrichtige und befreite Entwicklung erlaubt, die das emotionale und geistige Wachstum anregt.

»Zweifellos haben diese Qualitäten deine Effektivität als Ködermädchen gesteigert.« stellte er fest.

»Vielleicht, Herr.« sagte ich unruhig.

»Trotzdem«, sprach er weiter, »bleibt die Wirkung eines Ködermädchens normalerweise beschränkt.«

»Herr?« fragte ich besorgt.

»Deshalb«, fuhr er fort, »denke ich, dass dein Nutzen, trotz deiner Intelligenz und Schönheit, jedenfalls an diesem Ort zu Ende geht.«

Ich sagte nichts. Ich war hilflos.

»Außerdem«, sagte er, »ist da die Frage des Risikos.«

Ich antwortete nicht.

»Du hast länger als jede andere als Ködermädchen an diesem Ort gedient.«

Ich nickte und musste schlucken.

»Du hast mehr Entführungen als jede andere gemacht.«

»Ich danke dir, Herr.«

»Ich denke, langsam bist du in Argentum zu bekannt.«

»Wenn der Herr es sagt.«

Ich wusste natürlich nicht, ob das stimmte. Sicher war ich auf den Straßen gesehen worden. Das konnte Verdacht erregt haben.

»Außerdem«, sagte er, »hat es Fragen gegeben.«

Ich sah ihn besorgt an.

»Manchmal«, sagte er, »denke ich, ein Ködermädchen sollte vielleicht weniger schön und weniger auffallend sein als du.«

Ich schwieg.

»Deshalb denke ich, es ist an der Zeit, dich loszuwerden.«

»Herr?« fragte ich erschrocken.

»Keine Angst«, sagte er lächelnd, »ich werde mein Geld, das ich in dich investiert habe, nicht wegwerfen.«

»Dann wird der Herr mich verkaufen?«

»Du bist schon verkauft.«

Ich sah ihn überrascht an.

»Ich habe für dich fünf Silber-Tarsks und ein Tarsk-Stück bekommen.« lächelte er. »Du wirst dich erinnern, dass ich für dich fünf Silber-Tarsks bezahlt hatte. Auf diese Weise habe ich einen Gewinn mit dir gemacht.«

»Ja, Herr.«

»Steckt sie in die Haube.« befahl er.

Einer seiner Männer steckte einen Knebel in meinen Mund, der an einer Sklavenhaube hing, befestigte ihn, stülpte mir die Haube über den Kopf und schloss sie an meinem Hals. Ein Kragen wurde mir um den Hals gelegt und abgeschlossen. Dann wurde der Kragen Tyrrhenius’ aus Argentum entfernt. Ich kniete dann dort, geknebelt und unter der Sklavenhaube, mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Ich zitterte.

»Bringt sie zu ihrem neuen Herrn.« befahl er.

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