33.

Als Corson sich näherte, bewegte sich der Mann. Er stützte sich auf seine Ellenbogen und beobachtete ihn interessiert. Er lächelte.

»Ah, Sie sind sicher der Mann von Aergistal«, sagte er. »Ich habe Sie erwartet.«

Es gelang Corson zu fragen: »Der Rat …«

»Das sind wir«, sagte der Mann. »Der Rat von Aergistal für dieses Jahrtausend.«

Corson beugte sich über ihn. »Brauchen Sie Hilfe?«

»Das glaube ich nicht. Warum setzen Sie sich nicht?«

»Aber diese Frauen …«, begann Corson wieder und ließ sich in den Sand fallen.

»Stören Sie sich nicht daran. Die sind gerade in Verbindung.«

»Verbindung?«

»Wir werden noch viel Zeit haben, um darüber zu sprechen. Schöner Abend, nicht wahr?«

Der Mann grub im Sand und zog eine Flasche hervor, dann öffnete er sie und reichte sie Corson.

»Erfrischen Sie sich, lieber Freund. Sie schauen wirklich seltsam aus.«

Corson wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. Wenn dieser Strandmensch der Meinung war, daß genug Zeit blieb, so wollte er nicht widersprechen. Er setzte die Flasche an seine Lippen und verschluckte sich.

»Mögen Sie keinen Wein?« fragte der Mann.

»Das ist der beste Wein, den ich je getrunken habe.«

»Dann trinken Sie, soviel Sie wollen, Freund. Wir haben genug.«

Corson zog die Handschuhe aus und trank. Nach dem zweiten Schluck fühlte er sich frischer.

»Sind Sie hungrig?« fragte er den Nackten. »Ich habe noch Militärverpflegung dabei.«

»Danke«, sagte der Mann. »Ich bevorzuge doch etwas Delikateres. Oh, wie dumm von mir, daß ich nicht eher daran gedacht habe. Sie sind sicher hungrig nach der langen Reise.«

Er wühlte wieder im Sand und zog einen großen, silbernen Behälter hervor, dann öffnete er den Deckel und schnüffelte zufrieden.

»Bedienen Sie sich. Sie müssen allerdings mit den Fingern essen. Wir führen hier ein sehr einfaches Leben.«

Zu Corsons Erstaunen enthielt der Behälter etwas, was aussah wie ein halbes Huhn. Dazu kamen eine Soße und Gemüse, wie es Corson noch nie gesehen hatte. Aber der Geruch machte ihm sofort großen Appetit. Er aß so gierig, daß er zunächst nicht mehr dazu kam, die wichtigsten Fragen zu stellen. Dann sagte er endlich: »Ich habe Dyoto gesehen!«

»Eine schöne Stadt, wenn auch ein wenig altmodisch«, meinte der Mann.

»Der Krieg hat sie ausradiert.«

Völlig verblüfft erhob sich der Mann.

»Welcher Krieg?«

Dann begann er zu lachen. »Oh, natürlich. Sie kommen ja aus einer wirren Zeit. Sie haben sicher einen Schock bekommen, aber das konnten Sie nicht wissen.«

»Was konnte ich nicht wissen?«

»Dyoto wurde verlassen. Das ist alles. Die Stadt wurde nie zerstört. Sie entsprach einfach nicht mehr unserem Lebensstil.«

Corson versuchte diese Nachricht zu verarbeiten. »Und wie ist euer Lebensstil?« fragte er schließlich.

»Sie sehen es ja. Sehr einfach. Wir müssen viel nachdenken. Wir machen uns bereit für die«, er zögerte, »eh, Zukunft, wie Sie sagen würden.«

»Sind Sie wirklich sicher, daß Sie keine Hilfe brauchen?« fragte Corson sich das Fett von den Fingern wischend.

»Sicher brauchen wir Sie, Corson. Aber nicht hier und nicht jetzt.«

»Sind Sie wirklich ganz sicher, daß Ihnen nichts fehlt?« beharrte Corson.

»Sehe ich so aus? Meinen Sie vielleicht Kleider? Wir tragen heute kaum noch Kleidungsstücke.«

»Brauchen Sie Vorräte, Medizin. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der ganze Strand voll mit silbernen Behältern und Flaschen ist. Was machen Sie, wenn Ihre Vorräte zu Ende gehen?«

Der Mensch schaute nachdenklich aufs Meer. »Wissen Sie, das ist eine Sache, über die ich noch nie nachgedacht habe. Ich denke …«

Corson unterbrach ihn heftig: »Kommen Sie zu sich, Mann! Sind Sie verrückt oder krank? Es muß doch eine Möglichkeit geben, im Meer Fische zu angeln und in den Wäldern zu jagen. Wollen Sie denn hier verhungern?«

»Oh, ich glaube nicht, daß das nötig sein wird. Was glauben Sie denn, wo diese Flasche zum Beispiel herkommt?« meinte der Mann und erhob sich. Er war sehr groß, gut gebaut, und langes Haar fiel um seine Schultern.

Verwirrt erhob sich auch Corson. »Ich weiß es nicht.«

»Wenn uns der Wein ausgeht, so bestellen wir neuen.«

»Ah, Sie leben im Hinterland und kommen nur hierher, um zu essen und nachzudenken. Sie besitzen Diener oder Roboter«, meinte Corson strahlend.

Der Mann schüttelte den Kopf. »Hinter den Dünen finden Sie weder Paläste noch einfache Hütten, ganz zu schweigen von Dienern und Robotern. Der Himmel ist unser Dach, und der Sand ist unser Bett. Finden Sie, daß es zu kalt oder zu warm ist?«

»Wo kommen dann die Vorräte her?« fragte Corson ärgerlich, indem er die leere Flasche mit dem Fuß wegstieß.

»Aus irgendeinem Jahrhundert in der Vergangenheit oder Zukunft. Ich weiß es nicht. Wir beschlossen, in diesem Jahrzehnten nichts anzubauen oder zu jagen. Dieser Ort ist gut zum Ruhen und Nachdenken geeignet. Natürlich können wir das Klima regeln, aber Sie werden auf diesem Planeten keine einzige Maschine finden. Was wir brauchen, kommt aus einer anderen Zeit. Wenn wir etwas brauchen, nimmt einer von uns Verbindung auf und bittet darum. Man schickt uns dann das Gewünschte her.«

»Was ist mit Dyoto?«

»Vor einiger Zeit merkten wir, daß wir den falschen Weg gegangen waren, darum beschlossen wir, einen anderen Weg zu gehen.«

»Diesen?«

»Richtig.«

Corson blickte aufs Meer. Der Sonnenuntergang war herrlich. Allmählich begannen hier und da Sterne zu blinken, und das Meer hob und senkte sich sanft.

»Ist das nicht schön?« fragte der Mann.

»In der Tat«, stimmte Corson ihm zu.

Er warf einen Blick auf die Frauen, die wie im Koma dalagen. Er ging auf sie zu, aber der Mann hielt ihn zurück.

»Sie dürfen sie jetzt nicht stören. Sie sind bei einer Besprechung, die Sie betrifft. Sie sind in Verbindung mit den Herren von Aergistal.«

»Antonella …«, sagte Corson.

Der Mann wandte sich ab. »Antonella ist nicht hier. Sie werden sie später sehen.«

»Sie kennt mich noch nicht.«

»Ich weiß das«, meinte der Mann. Seine Stimme war leise, als ob es ihm leid täte, daß die Sprache auf Antonella gekommen war. »Sie muß Sie eben kennenlernen.«

Es entstand eine Pause.

»Nehmen Sie uns das nicht übel«, sagte der Mann nach einer Weile. Dann fügte er rasch hinzu: »Wollen Sie jetzt lieber schlafen, oder mit mir über unsere Angelegenheiten sprechen?«

»Ich bin nicht müde«, meinte Corson. »Ich brauche aber etwas Zeit zum Nachdenken.«

»Wie Sie wünschen.«

Corson setzte sich still in den Sand. Die Sonne war völlig verschwunden, und das Licht der Sterne spiegelte sich auf dem Wasser. Die Luft war angenehm. Nach einer Weile zog er den Raumanzug und die Stiefel aus. Er wagte es nicht, sich völlig auszuziehen, aber der Wunsch es zu tun, wurde immer größer. Er wollte sich ins Meer werfen und schwimmen, schwimmen für alle Ewigkeit, um die Herren des Krieges zu vergessen.

Dann erhob er sich und unterbrach die Stille. Zunächst sprach er sehr unsicher, dann aber wurde seine Stimme fester.

»Ich bin ein Botschafter«, begann er. »Ein seltsamer Botschafter. Ich bin es gewöhnt, Soldat zu sein. Ich bin durch die Zeit gereist. Ich habe die Götter von Aergistal gehört. Ich wußte, daß drei Gefahren Uria bedrohen. Erstens, eine Kreatur, die ausschaut wie mein Pegason, das mich hergebracht hat, allerdings nicht gezähmt. Zweitens, ein Kreuzzug, der von der Alten Rasse dieser Welt gegen die Menschheit geplant war. Drittens, ein Colonel der Kavallerie, der aus dem Nichts kam und den ich selbst gerufen hatte. Ich bin hier, um darüber mit Ihnen zu sprechen. Allerdings bin ich auch ein Botschafter für mich selbst. Ich möchte Uria von allen Gefahren befreien, habe aber nicht die Mittel dazu. Ich kam hierher in der Hoffnung, Hilfe zu finden, obwohl die Herren von Aergistal mir gesagt hatten, ich solle mich auf keine fremde Hilfe stützen. Sie sagten mir, daß ich im Fall eines Erfolgs meine Freiheit wieder erhalten würde. Vielleicht sogar noch mehr. Aber ich merke immer mehr, daß sie mir eine unlösbare Aufgabe gestellt haben.«

»Oh, das weiß ich alles«, sagte der Mann. »Sie haben Ihre Aufgabe schon halb erfüllt. Für einen Mann aus der fernen Vergangenheit haben Sie gute Arbeit geleistet, Corson.«

»Ja, das Monster ist gefangen, und der Kreuzzug wurde durch den Tod von Ngal R’nda verhindert. Aber ich habe es noch mit Veran zu tun, dem Kriegsherrn, dessen Botschafter ich unglücklicherweise bin.«

Der Mann wühlte wieder im Sand. »Vielleicht möchten Sie noch etwas Wein«, murmelte er höflich. »Das wird Ihnen guttun.«

Dankbar trank Corson und fuhr dann fort: »Dieser Veran will das ganze Universum erobern. Er bittet um Waffen, Soldaten oder Roboter. Dafür will er diesen Planeten in Frieden verlassen. Aber ich traue ihm nicht. Außerdem wird das Sicherheitsbüro dies nicht zulassen, und es wird zum Krieg kommen. Dieser Krieg wird auf Uria stattfinden, denn Veran ist nur schwer zu vertreiben.«

»Aber das Sicherheitsbüro sind doch Sie«, sagte der Mann ruhig. »Außerdem hat in unserer Vergangenheit kein Krieg stattgefunden.«

»Sie meinen, ich …«, stammelte Corson.

»Sie sind der Agent des Sicherheitsbüros in diesem Sektor. Es ist Ihre Aufgabe, den Krieg zu verhindern.«

»Der Krieg fand nicht statt«, sagte Corson langsam, »denn ihr seid hier. Das bedeutet, daß ich Erfolg hatte. Und das Gesetz der Nicht-rückgängigen-Information wurde gebrochen.«

Der Mann ließ abwesend Sand von einer Hand in die andere gleiten. »Ja und nein. So einfach ist es nicht. Dieses Gesetz stellt nur einen Sonderfall dar.«

»Dann kann also die Zukunft die Vergangenheit beeinflussen?«

Der Mann war mit dem Sand beschäftigt. »Einige Beeinflussungen wirken sich nur geringfügig aus, andere wiederum sind sehr gefährlich. Die Beherrschung der Zeit ähnelt der Ökologie, wissen Sie. Stellen Sie sich vor, ein Planet wird von Insekten, Vögeln und Pflanzenfressern bewohnt. Die Insekten lockern die Erde und fördern den Pflanzenwuchs. Die Vögel fressen die Insekten und bestäuben die Pflanzen. Die Pflanzenfresser grasen, und ihr Kot und ihre toten Körper ernähren die Insekten und düngen den Boden. Das ist ein einfaches Ökosystem. Sie können ein Insekt oder Hunderte töten, ohne daß etwas geschieht. Sie können Vögel töten und die Pflanzenfresser essen, ohne daß das System aus dem Gleichgewicht gerät. Töten Sie aber alle Insekten in einem großen Gebiet, fliegen die Vögel davon oder verhungern. Das Gras wird trocken und damit verschwinden auch die Pflanzenfresser. Bald haben Sie eine Wüste. Man darf also nie ein Glied in der Kette zerreißen, niemals darf eine bestimmte Schwelle überschritten werden.

Nehmen wir nun an, jemand setzt auf diesem Planeten Fleischfresser aus, die stark und schnell genug sind, die Pflanzenfresser zu töten. Zunächst würde noch nicht viel geschehen. Aber nach und nach würden sich die Fleischfresser immer mehr ausbreiten, da sie keine natürlichen Feinde haben. Sie würden die Pflanzenfresser nach und nach ausrotten. Zuerst würden die Insekten, dann die Vögel und schließlich die Vegetation darunter leiden. Das fehlende Gras würde die Pflanzenfresser weiter dezimieren, und nun kämen auch die Fleischfresser in Gefahr. Unter bestimmten Umständen könnte sich ein neues, völlig anderes und unstabiles Gleichgewicht einstellen. Dann gäbe es für die eine oder andere Gattung Zeiten des Hungerns und Zeiten des Überflusses. Die kritische Schwelle wäre also etwas niedriger als im ersten Beispiel. Es würde tatsächlich genügen, ein Paar Fleischfresser auf diesem Planeten auszusetzen, um unvorhersehbare Folgen heraufzubeschwören. Auch Nebeneffekte könnten auftreten. Unter der Bedrohung der Fleischfresser könnte sich die Schnelligkeit der Pflanzenfresser erhöhen, da immer nur die schnellsten Tiere entkommen und sich fortpflanzen würden.

Ähnlich ist es mit der Zeit. Allerdings sind die Probleme der Ökologie lächerlich einfach im Vergleich zu den zeitlichen. Sie können einen Berg abtragen oder einen Planeten vernichten, ohne daß besondere Veränderungen in ihrer Zukunft entstehen. Andererseits brauchen Sie nur jemand auf die Füße zu treten, um enorme Zeitschwankungen für Ihr Leben zu verursachen. Jedes Teil des Ganzen hat sein eigenes ökologisches Universum. Es gibt keine absolute Geschichte.«

»Wie kann man voraussehen, was geschehen wird?« fragte Corson.

»Man kann es berechnen. Es hängt teils von der Eingebung und teils von der Erfahrung ab. Man kann die Entwicklung am besten von einem Punkt beobachten, der weit in der Zukunft liegt. Darum treten wir in Verbindung mit den Herren von Aergistal.«

Er zeigte auf die beiden Frauen.

»Aber sie können uns nicht alles sagen. Sie können keine Zeitschwankungen hervorrufen, die sie vernichten. Sie sind am totalen Ende der Zeit. Für sie ist die Geschichte fast absolut und fast vollkommen. Daneben müssen wir unser eigenes Schicksal selbst in die Hand nehmen, und selbst sie sind in einen größeren Plan eingebaut.«

»Ich verstehe«, meinte Corson. »Ich habe das Gefühl, daß ich nur eine Schachfigur bin. Zuerst bildete ich mir ein, ich hätte einen freien Willen. Aber je mehr ich sehe und erkenne, desto mehr wird mir klar, daß ich nur von einem Feld des Schachbretts auf ein anderes geschoben werde.« Er zögerte. »Ich hätte eigentlich gedacht, daß ihr die Spieler seid.«

Der Mann schüttelte den Kopf. »Da haben Sie sich geirrt. Wir haben diesen Plan nicht entwickelt.«

»Aber ihr wißt, was geschehen ist?« fragte Corson.

»Bis zu einem gewissen Grad. Selbst für uns sind Sie ein unberechenbarer Faktor. Sie erschienen genau im richtigen Augenblick, um eine Gefahr zu beseitigen. Wir dachten immer, Sie hätten den Plan entwickelt.«

»Ich?« brüllte Corson.

»Sie und niemand anders.«

»Ich habe aber doch noch keinen fertigen Plan.«

»Sie haben aber eine Zukunft vor sich«, sagte der Mann.

»Der Plan ist doch schon angelaufen.«

»Das beweist, daß er existieren wird.«

»Und wenn er versagt?«

»Darüber werden Sie nichts wissen. Wir auch nicht.«

Nach einer Weile bewegte sich eine der Frauen. Sie drehte sich um, bemerkte Corson und lächelte.

»Ich kann es kaum glauben«, sprach sie, »der berühmte Corson hier bei uns!«

»Ich glaube nicht, daß ich berühmt bin«, meinte Corson höflich.

»Sei nicht frech zu ihm, Selma«, tadelte sie der Mann. »Er hat einen langen Weg hinter sich und ist ein bißchen durcheinander.«

»Oh, ich will ihn nicht ärgern«, sagte Selma.

»Und«, meinte der Mann noch, »wir alle brauchen ihn.«

»Wie weit sind Sie?« fragte Selma Corson.

»Nun, ich kam her als Gesandter und …«

Aber sie schnitt ihm das Wort ab. »Das weiß ich alles, ich hörte Sie mit Cid sprechen. Ich meine, wie weit haben Sie alles durchdacht?«

»Ich kann Veran ausschalten, indem ich ihm die Nachricht nicht schicke, von der jeder behauptet, sie stamme von mir. Außerdem weiß ich offen gesagt überhaupt nicht, wie ich sie abfassen und verschicken soll.«

»Das ist ganz einfach«, meinte Selma. »Ich erledige das für Sie, wann immer Sie wollen. Ich denke, daß die Herren von Aergistal so freundlich sein werden, die Nachricht weiterzuleiten.«

»Angenommen, Sie senden die Nachricht nicht«, wandte der Mann ein, der eben mit Cid angesprochen worden war, »wer wird dann mit dem Monster und dem Prinzen von Uria fertig werden? Dann müßte man eine andere Lösung finden. Aber Veran ist ein Teil des Planes. Sie können ihn nicht so einfach weglassen.«

»Das fürchte ich auch«, sagte Corson. »Ich nehme an, ich bin auf den Gedanken gekommen, Veran in den Plan einzubeziehen, als ich ihm auf Aergistal begegnete, aber ich weiß es noch nicht genau. Es ist wohl eine Idee, die mir erst viel später kommt.«

»Für einen Primitiven macht er ganz schöne Fortschritte«, witzelte Selma.

Cid runzelte die Stirn. »Corson ist primitiv. Außerdem war er persönlich auf Aergistal. Er brauchte keine Verbindung.«

»Das stimmt«, gab Selma zu. »Ich hatte es vergessen.«

Sie sprang auf und rannte zum Wasser.

Corson grübelte laut: »Wer schafft nun Veran aus dem Weg?«

»Sie«, antwortete Cid.

»Ich kann ihn nicht angreifen.« Er griff an sein Halsband und fuhr fort, da er plötzlich eine schwache Hoffnung hatte: »Können Sie das Ding entfernen?«

»Nein. Veran stammt aus unserer Zukunft. Seine Technologie ist fortgeschrittener als unsere.«

»Dann gibt es keinen Ausweg.«

»Falsch. Es muß einen Ausweg geben, sonst wären Sie nicht hier. Es gibt zumindest eine Möglichkeit, die Sie in Ihrem Plan berücksichtigt haben. Ich weiß nicht, ob Sie schon den Knoten entwirrt haben, aber Ihre Zukunft hängt nur von Ihnen ab.«

»Ich habe eher den Eindruck, daß ich von meiner Zukunft abhänge.«

»Das ist doch das gleiche. Sehen Sie, vor langer Zeit haben sich die Menschen Gedanken über die Kontinuität der Existenz gemacht. War ein Mensch der gleiche beim Erwachen, wie am Abend zuvor, als er sich schlafen legte? Konnte der Schlaf nicht einen völligen Wechsel bedeuten? Warum verschwanden bestimmte Gedanken und Erinnerungen aus dem Gedächtnis, um viel später wieder aufzutauchen? Gab es eine Einheit oder vielleicht ein Nebeneinander von Existenzen? Eines Tages stolperte jemand über die Wahrheit. Seit ihrem Beginn hatte die Menschheit in Unkenntnis gelebt. Heute stellen wir uns fast die gleichen Fragen. Wie hängen die Möglichkeiten voneinander ab? Was verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Existenz? Bestimmt die Kindheit das spätere Leben, oder ist es umgekehrt? Wir verstehen uns noch nicht selbst, Corson. Das wird noch eine Weile so bleiben. Wir müssen mit dem leben, was wir wissen.«

Selma kam zurück. Das Wasser lief über ihren Körper.

»Corson, Sie sollten jetzt schlafen«, riet Cid. »Sie sind müde. Können Sie in Ihren Träumen die Zukunft voraussehen?«

»Ich werde es versuchen«, versprach Corson.

Dann ließ er sich in den Sand fallen.

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