2.

Die Nacht schützte Corson vor dem Monster, das im Infrarot- und Rotbereich nicht sehen konnte. Dagegen war seine Sehschärfe im Ultraviolettbereich ausgezeichnet. Es hätte seinen Weg zwar mit Hilfe von Ultraschall finden können, aber es war mit seinem Selbstmitleid viel zu beschäftigt, um Corsons Spuren zu folgen.

Er versuchte verzweifelt die Ursache für den Kummer des Monsters herauszufinden. Er war sich völlig sicher, daß das Monster nicht so etwas wie Furcht empfand. Corson glaubte auch nicht, daß das Monster hungrig war oder fror. Sein Stoffwechsel konnte Nahrung aus fast allen organischen Substanzen ziehen. Auch Minerale waren zur Ernährung geeignet. Die reiche Pflanzenwelt von Uria gewährte dem Monster ausreichenden Lebensunterhalt. Das Klima von Uria ähnelte entfernt dem Klima seiner Mutterwelt. Die Zusammensetzung der Atemluft war zwar verschieden, aber nicht so, daß ein Wesen Schwierigkeiten hatte, das, wie Experimente gezeigt hatten, ohne Schaden stundenlang in einem Vakuum oder in einer Atmosphäre von Schwefelsäure aushalten konnte.

Auch das Alleinsein durfte dem Monster eigentlich nichts ausmachen. Experimente, bei denen Monster auf öden Asteroiden ausgesetzt wurden, um ihr Verhalten zu studieren, hatten bewiesen, daß sie keinen Wert auf die Gesellschaft eines Individuums ihrer eigenen Rasse legten.

Nein, die Ursache für die Trauer des Monsters mußte einen anderen Grund haben. Seine Stimme klang wie die eines Kindes, das man zur Bestrafung in einen dunklen Raum gesperrt hat, in dem es sich verloren fühlt, wie in einer Falle. Corson hätte gerne gewußt, um was für eine Art von Falle es sich handelte. Aber das war unmöglich. Während des ganzen Fluges hatte er versucht, mit dem Monster Kontakt aufzunehmen. Er wußte, daß das Monster verschiedene Dinge verstehen konnte, aber bei dem Versuch, sich mit ihm zu unterhalten, war er gescheitert, wie viele Wissenschaftler vor ihm. Ein Grund dafür lag klar auf der Hand. Das Monster hatte einen unauslöschlichen Haß gegen Humanoide. Warum dies so war, wußte niemand genau.

Nachdem Corson einige Schritte weitergegangen war, stolperte er und kroch auf den Knien weiter. Nach einigen hundert Metern war er erschöpft und beschloß, ein wenig auszuruhen. Als er wieder erwachte, glaubte er, nur einige Sekunden gedöst zu haben. Seine Uhr zeigte ihm aber, daß er vier Stunden geschlafen hatte. Es war immer noch Nacht. Das Monster war still geworden.

Eine große Wolke verdeckte einen Teil der Sterne. Sie bewegte sich offenbar sehr schnell, und die Ränder waren scharf begrenzt. Es handelte sich um einen großen Gegenstand, zweifellos um ein Flugobjekt eines Typs, den er nicht kannte, obwohl er alle Kriegsmaschinen genau studiert hatte, die von den Prinzen von Uria eingesetzt wurden. Das Objekt flog lautlos. Als es genau über ihm war, wurde es größer, und Corson erkannte sehr schnell, daß es herunterkam.

Dieses Objekt war wahrscheinlich der Grund dafür, daß das Monster plötzlich still geworden war. Er war durch diese Stille aufgewacht. Das Monster hatte schon einige Sekunden vorher gewußt, was geschehen würde und hatte, wenn auch unabsichtlich, seinen unfreiwilligen Verbündeten gewarnt.

Corson fühlte, wie sich seine Bauchmuskeln spannten. Das Blut rann heiß durch seine Adern. Ohne große Illusionen griff er nach seinem Gewehr. Er zweifelte nicht daran, daß das Schiff gekommen war, um ihn zu fangen. Gegen das große Schiff konnte er nichts tun. Seine einzige Chance war, die Eingeborenen nach seiner Gefangennahme davon zu überzeugen, daß es nötig sei, auch das Monster an Bord zu schaffen. Mehr konnte er nicht tun. Mit ein bißchen Glück könnte er es erreichen, daß das Monster das fremde Schiff genauso zerstören würde wie die Archimedes. Dann würden die Prinzen von Uria niemals eine Spur von dem Besuch George Corsons auf ihrem Planeten finden.

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