Corson war hungrig. Mechanisch trat er zum Tor hinaus, als wolle er über eine Lösung nachdenken. Es gab natürlich eine Lösung, das wußte er nur zu gut. Er wußte, daß in dem Gebäude ein riesiger Vorrat an Protein lagerte. Aber er konnte sich den unaussprechlichen Schrecken in Antonellas Augen vorstellen, wenn er ihr erklärte, welchen Preis sie für ihr Überleben zahlen mußte.
In der Ferne sah Corson das Pegason grasen. Er beneidete das Biest. Dann sah er etwas auf der Straße liegen, nicht weit entfernt. Es war ein Beutel. Darauf lag eine Metallplatte, die im milchigen Licht, das durch die Wolken schien, matt glänzte. Mit drei Schritten war Corson herbeigeeilt. Er schaute die Platte genau an, ohne sie zu berühren. Während sie im Innern des Gebäudes waren, hatte jemand die Sachen hierhergelegt, daß man sie gut sehen konnte.
Die Metallplatte trug eine Aufschrift.
Einen Augenblick lang tanzten die Buchstaben vor seinen Augen, dann las Corson:
Corson, dieser Beutel enthält Lebensmittel. Selbst leere Hüllen können noch nützlich sein. Es gibt mehr als eine Möglichkeit, Krieg zu führen. Denke immer daran. Mache dich auf nach Aergistal. Dort werden Verbrecher gerichtet und manchmal begnadigt. Rufe Aergistal. Das Pegason wird gehorchen.
Jemand wollte ihn auf den Arm nehmen. Erst die Flucht, dann ihre Ankunft bei diesem Mausoleum und nun der Beutel und die Botschaft? Wenn der Unbekannte ein Verbündeter war, warum zeigte er sich dann nicht? Wenn er aber ein Feind war, warum hatte er sie dann nicht getötet?
Er wog den Beutel in der Hand und öffnete ihn dann. Er enthielt eine Menge Militärverpflegung. Mechanisch warf er den Beutel über die Schulter und betrat das Mausoleum.
Antonella stand da, mit schlaff herabhängenden Armen. Ihre Wangen waren hohl, und die Augen lagen tief in den Höhlen. Sie hatte offensichtlich einen Schock. Aber sie weinte nicht mehr.
»Wir werden nicht verhungern«, sagte Corson und gab ihr den Beutel. »Irgend jemand hat sich unserer erbarmt und etwas zum Futtern gebracht.«
Bevor er sich selbst bediente, beobachtete er sie, wie sie ein Paket öffnete. Sie hatte sich offensichtlich wieder unter Kontrolle. Sie erwies sich als sehr geschickt und tat alles so, wie sie es von ihm gelernt hatte.
Schließlich tranken und aßen sie beide.
Als sie mit Essen fertig waren, sammelte er die Abfälle und suchte nach einer Möglichkeit, sie verschwinden zu lassen. Schließlich fand er eine kleine Falltür, hob sie auf und entdeckte darunter ein schwarzes Loch, aus dem das Rauschen eines Flusses zu vernehmen war. Er warf die Abfälle hinein, denn er wollte keine Spuren seiner Anwesenheit hinterlassen.
Dann sagte er: »Wir gehen nach Aergistal«, und zeigte Antonella die Botschaft. »Ich weiß nicht, was uns dort erwartet. Ich weiß nicht einmal, ob wir gut dort ankommen.«
Er hatte erwartet, daß sie ängstlich reagieren würde, aber sie blieb ruhig. Anscheinend hatte sie volles Vertrauen zu ihm.
Er küßte sie sanft und führte sie aus dem Gebäude zum Pegason. Als er sie festgeschnallt hatte, saß er selbst auf. Er zögerte einen Moment, weil es ihm absurd schien, einfach »Aergistal« zu rufen, so wie man einem Computer einer Stadtdroschke eine Adresse mitteilt. Dann tat er es doch.
Um sie herum wurde die Welt wieder in verrückte Farben und Formen getaucht.