26 Ein kleiner Obolus

Seaine durchschritt die Gänge der Burg, und mit jeder Biegung nahm das Gefühl der Verwirrung zu. Die Weiße Burg war zugegebenermaßen sehr groß, aber sie lief schon stundenlang durch die Gänge. Sie sehnte sich in ihre eigenen Räume. Trotz der geschlossenen Fensterflügel zog es in den breiten, mit Wandteppichen behangenen Korridoren, so daß die Kandelaber flackerten. Der kalte Windhauch war schwer zu ignorieren, wenn er unter ihre Röcke wehte. Ihre Räume waren warm und behaglich — und sicher.

Dienerinnen vollführten Hofknickse, und Diener verbeugten sich, wenn sie vorüberging. Doch sie wurden nur halbwegs bemerkt. Die meisten Schwestern befanden sich in den Quartieren ihrer Ajahs, und jene wenigen, die sich außerhalb davon aufhielten, taten dies mit wachsamem Stolz, häufig zu zweit, stets zwei derselben Ajah, die Stolen über die Arme gebreitet und wie Banner dargeboten. Seaine lächelte und nickte Talene erfreut zu, aber die statuenhafte, goldhaarige Sitzende erwiderte ihren Blick hart, eine aus Eis gehauene Schönheit, und schritt dann davon, während sie an ihrer mit grünen Fransen versehenen Stola zupfte.

Es war jetzt zu spät, sich Talene mit dem Anliegen zu nähern, daß sie sich an ihrer Suche beteiligen sollte, selbst wenn Pevara einverstanden gewesen wäre. Pevara riet zu äußerster Vorsicht, und um die Wahrheit zu sagen, war Seaine gerne bereit, unter den gegebenen Umständen zuzuhören. Nur war Talene eine Freundin — oder vielmehr eine Freundin gewesen.

Aber Talene war nicht die Schlimmste. Mehrere gewöhnliche Schwestern zeigten ihre Verachtung offen. Einer Sitzenden gegenüber! Natürlich war darunter keine Weiße, aber das sollte keinen Unterschied machen. Gleichgültig, was in der Burg vor sich ging, sollte der Anstand gewahrt bleiben. Juilaine Madome, eine große, anziehende Frau mit kurzgeschnittenem schwarzem Haar, die erst seit weniger als einem Jahr einen Sitz für die Braune Ajah innehatte, fegte ohne ein Wort der Entschuldigung an ihr vorbei und ging mit ihrem typischen unweiblichen Schritt davon. Saerin Asnobar, eine weitere Braune Sitzende, sah Seaine finster an und betastete den gebogenen Dolch, den sie stets in ihrem Gürtel trug, bevor sie in einem Seitengang verschwand. Saerin war Altaranerin, und die weißen Strähnen an ihren dunklen Schläfen betonten eine schmale, vom Alter verblaßte weiße Narbe auf einer olivfarbenen Wange. Nur ein Behüter konnte ebenso finster dreinblicken wie sie.

Vielleicht war all dies zu erwarten gewesen. Es hatte in letzter Zeit einige unglückselige Vorfälle gegeben, und keine Schwester würde es vergessen, wenn sie eher unzeremoniell aus den Gängen in der Nähe der Quartiere anderer Ajahs vertrieben wurde, und noch viel weniger das, was manchmal noch damit einherging. Gerüchte besagten, daß mehr als nur die Würde einer Sitzenden — einer Sitzenden! — durch die Roten verletzt wurde, wenn auch nicht erwähnt wurde, um wen es sich handelte. Schade, daß der Saal Elaidas wahnsinnigen Erlaß nicht aufhalten konnte, aber nachdem sich zunächst eine Ajah und dann eine weitere auf die neuen Vorrechte gestürzt hatten, waren nur wenige Sitzende bereit, sie jetzt wieder aufzugeben, und das Ergebnis war eine beinahe in zwei bewaffnete Lager gespaltene Burg. Seaine hatte einst gedacht, die Luft in der Burg sei wie ein zitternder, brodelnder Dunst aus Mißtrauen und Verleumdung. Jetzt war sie ein zitternder, brodelnder Dunst mit beißender Schärfe.

Sie schnalzte verärgert mit der Zunge und richtete ihre mit weißen Fransen versehene Stola, während Saerin verschwand. Es gab keinen Grund zusammenzuzucken, nur weil eine Altaranerin finster dreinblickte —selbst Saerin würde nicht weitergehen —, und es war noch unvernünftiger, sich über etwas zu sorgen, was sie nicht ändern konnte, wenn sie eine Aufgabe hatte.

Und dann, nach all ihrer Sucherei an diesem Morgen, tat sie nur einen einzigen weiteren Schritt und sah ihre gesuchte Beute auf sich zukommen. Zerah Dacan war ein schlankes, schwarzhaariges Mädchen mit stolzer, angemessen selbstbewußter Haltung und allem äußeren Anschein nach von den in diesen Tagen die Burg durchströmenden Spannungen unberührt. Nun, sie war eigentlich kein Mädchen mehr, aber Seaine war sich sicher, daß sie ihre mit weißen Fransen versehene Stola noch keine fünfzig Jahre trug. Sie war jedenfalls eher unerfahren, was hilfreich sein könnte.

Zerah machte keinerlei Anstalten, einer Sitzenden ihrer eigenen Ajah aus dem Weg gehen zu wollen und beugte respektvoll den Kopf, als Seaine neben sie trat. Die Ärmel ihres weißen Gewandes wiesen kunstvolle goldene Stickerei auf, die auch ein breites Band um ihren Rock säumte. Es war ungewöhnlich viel Stickerei für die Weiße Ajah. »Sitzende«, murmelte sie. Zeigten ihre blauen Augen eine Spur von Besorgnis?

»Ich brauche Euch für etwas«, sagte Seaine ruhiger, als ihr zumute war. Höchstwahrscheinlich spiegelten sich ihre eigenen Empfindungen in Zerahs großen Augen wider. »Kommt mit mir.« Es stand nichts zu befürchten, nicht im Herzen der Weißen Burg, aber es war überraschend mühsam, die Hände unverkrampft in Hüfthöhe zu falten.

Wie erwartet — und erhofft — ging Zerah fügsam mit. Sie schritt recht anmutig neben Seaine aus, als sie breite Marmortreppen und gewundene Rampen hinabstiegen, und runzelte nur leicht die Stirn, als Seaine eine Tür im Parterre zu schmalen Stufen öffnete, die sich spiralförmig in die Dunkelheit hinabwanden.

»Nach Euch, Schwester«, sagte Seaine und ließ durch das Lenken der Macht eine kleine Lichtkugel erscheinen. Dem Protokoll nach hätte sie der anderen Frau vorangehen sollen, aber sie konnte sich nicht dazu überwinden.

Zerah zögerte nicht, hinabzusteigen, schließlich hatte sie von einer Weißen Sitzenden nichts zu befürchten. Seaine würde ihr sagen, was sie von ihr wollte, wenn die Zeit reif war, und es würde nichts sein, was sie nicht tun könnte. Unverständlicherweise rebellierte Seaines Magen. Licht, sie hielt Saidar fest und die andere Frau nicht. Zerah war in jedem Fall schwächer. Es stand nichts zu befürchten, was ihren unruhigen Magen allerdings nicht tröstete.

Sie stiegen beständig abwärts an Türen vorbei, die zu immer tiefer liegenden Kellergeschossen führten, bis sie das unterste Geschoß erreichten, das noch unter der Ebene lag, wo die Aufgenommenen geprüft wurden. Der dunkle Gang wurde nur von Seaines kleinem Licht beleuchtet. Sie hielten ihre Röcke gerafft, aber ihre Schuhe wirbelten kleine Staubwolken auf, auch wenn sie vorsichtig ausschritten. Einfache Holztüren säumten die glatten Felswände, viele davon mit vollkommen verrosteten Scharnieren und Schlössern.

»Sitzende«, fragte Zerah schließlich mit einem zweifelnden Unterton, »was wollt Ihr hier unten? Ich glaube nicht, daß in den letzten Jahren jemand so weit herabgestiegen ist.«

Seaine war sich sicher, daß ihr eigener Besuch vor wenigen Tagen hier unten der erste seit mindestens einem Jahrhundert gewesen war. Das war einer der Gründe, warum sie und Pevara dieses Geschoß erwählt hatten. »Geht einfach hier hinein«, sagte sie und öffnete eine Tür, die sich nur leicht quietschend bewegte. Kein noch so großzügig angewendetes Öl hätte all den Rost lösen können, und der Versuch, die Macht dazu zu verwenden, war fehlgeschlagen. Sie konnte besser mit der Macht Erde umgehen als Pevara, aber das besagte nicht viel.

Zerah trat ein und blinzelte überrascht. In einem ansonsten leeren Raum saß Pevara hinter einem massiven, wenn auch eher wackeligen Tisch, der von drei schmalen Bänken umstanden war. Es war schwierig gewesen, diese wenigen Gegenstände unbemerkt hier herab zu bringen — besonders, wenn man Dienern nicht trauen konnte. Weitaus einfacher, wenn auch nicht angenehmer war es gewesen, den Staub zu beseitigen und den Staub draußen im Gang wieder zur Ruhe zu bringen, was nach jedem Besuch nötig gewesen war.

»Ich wollte es schon aufgeben, hier in der Dunkelheit zu sitzen«, grollte Pevara. Das Schimmern Saidars umgab sie, als sie eine Laterne neben dem Tisch aufhob und sie mit der Macht entzündete, wodurch der ehemalige Lagerraum mit den rauhen Wänden angemessen beleuchtet wurde. Die ein wenig rundliche Rote Sitzende wirkte gereizt. »Wir wollen Euch einige Fragen stellen, Zerah.« Sie schirmte die Frau ab, während Seaine die Tür schloß.

Zerahs im Schatten liegendes Gesicht blieb äußerst ruhig, aber sie schluckte hörbar. »Worüber, Sitzende?« Die Stimme der jungen Frau zitterte leicht, was jedoch einfach an der Stimmung in der Burg liegen konnte.

»Über die Schwarze Ajah«, erwiderte Pevara knapp. »Wir wollen wissen, ob Ihr eine Schattenfreundin seid.«

Erstaunen und Zorn vertrieben Zerahs Ruhe. Die meisten hätten dies als glaubhaftes Leugnen verstanden, auch ohne daß sie noch wütend hervorstieß: »Das muß ich mir von Euch nicht bieten lassen! Ihr Roten habt jahrelang falsche Drachen aufgestellt! Wenn Ihr mich fragt, braucht Ihr nicht über die Quartiere der Roten hinaus zu schauen, um Schwarze Schwestern zu finden!«

Pevaras Gesicht verdüsterte sich vor Zorn. Ihre Treuezugehörigkeit ihrer Ajah gegenüber war stark, was selbstverständlich war, schlimmer war jedoch, daß sie ihre gesamte Familie an die Schattenfreunde verloren hatte. Seaine beschloß einzugreifen, bevor Pevara zu brutaler Gewalt überging. Sie hatten keinen Beweis. Noch nicht.

»Setzt Euch, Zerah«, sagte sie so freundlich wie möglich. »Setzt Euch, Schwester.«

Zerah wandte sich zur Tür, als wollte sie den Befehl einer Sitzenden — noch dazu ihrer eigenen Ajah! — vielleicht mißachten, aber schließlich ließ sie sich steif ganz am Rand einer der Bänke nieder.

Noch bevor Seaine einen Platz eingenommen hatte, der Zerah zwischen sie brachte, legte Pevara die elfenbeinfarbene Eidesrute auf die verwitterte Tischplatte. Seaine seufzte. Sie waren Sitzende, die unbestreitbar das Recht besaßen, jedes von ihnen gewünschte Ter'angreal zu benutzen, aber sie war diejenige gewesen, die es entwendet hatte, denn für sie war es notgedrungen ein Entwenden, da sie keine der angebrachten Vorgehensweisen beachtet hatte. Im Grunde war sie sich die ganze Zeit über sicher gewesen, sie würde die seit langem verstorbene Sereille Bagand hier vorfinden, bereit, sie am Ohr ins Studierzimmer der Herrin der Novizinnen zu schleifen. Ein unsinniger, deswegen aber nicht weniger realer Gedanke.

»Wir wollen sichergehen, daß Ihr die Wahrheit sagt«, erklärte Pevara, die noch immer gereizt klang, »so daß Ihr einen Eid schwören werdet, woraufhin ich Euch erneut fragen werde.«

»Ich sollte dem nicht unterzogen werden«, sagte Zerah mit anklagendem Blick zu Seaine, »aber ich werde alle Eide erneut leisten, wenn das nötig ist, um Euch zufriedenzustellen. Und ich werde hinterher von Euch beiden eine Entschuldigung fordern.« Sie klang kaum wie eine abgeschirmte Frau, der eine solche Frage gestellt wurde. Sie griff fast verächtlich nach der schmalen, einen Fuß langen Rute, die im trüben Licht der Laterne schimmerte.

»Ihr werdet schwören, uns beiden vollkommen zu gehorchen«, befahl Pevara ihr, woraufhin die Hand zurückzuckte wie vor einer zusammengerollten Natter. Pevara fuhr ungerührt fort und schob die Rute sogar mit zwei Fingern noch näher an die Frau heran. »Auf diese Weise können wir Euch befehlen, wahrheitsgemäß zu antworten und sicher sein, daß Ihr es tut. Und wenn Ihr die falsche Antwort gebt, können wir sicher sein, daß Ihr gehorsam sein und uns dabei helfen werdet, Eure Schwarzen Schwestern aufzuspüren. Die Rute kann auch dazu benutzt werden, Euch von dem Eid zu befreien, wenn Ihr die richtige Antwort gebt.«

»Zu befreien ...?« rief Zerah aus. »Ich habe noch niemals davon gehört, daß jemand von einem Eid auf die Eidesrute befreit worden wäre.«

»Darum haben wir alle diese Vorkehrungen getroffen«, belehrte Seaine sie. »Eine Schwarze Schwester muß logischerweise in der Lage sein zu lügen, was bedeutet, daß sie zumindest von diesem Eid und wahrscheinlich von allen drei Eiden befreit worden sein muß. Pevara und ich haben es ausprobiert und festgestellt, daß die Prozedur der Eidesleistung sehr ähnlich ist.« Sie erwähnte jedoch nicht, wie schmerzhaft es gewesen war, so daß sie beide geweint hatten. Sie erwähnte auch nicht, daß Zerah nicht von ihrem Eid befreit würde, wie auch immer ihre Antwort lautete, nicht bevor die Suche nach der Schwarzen Ajah abgeschlossen wäre. Sie konnten es beispielsweise nicht zulassen, daß sie davonliefe und sich über diese Befragung beschwerte, was sie fast sicher täte — mit jedem Recht, wenn sie nicht der Schwarzen Ajah angehörte. Wenn.

Licht, Seaine wünschte, sie hätten eine Schwester einer anderen Ajah gefunden, welche die von ihnen gesetzten Kriterien erfüllt hätte. Eine Grüne oder eine Gelbe wären gut gewesen. Sie waren in ihren besten Zeiten hochmütig, und in letzter Zeit...! Nein. Sie würde nicht der sich in der Burg verbreitenden Krankheit zum Opfer fallen. Und doch konnte sie nicht verhindern, daß ihr Namen von Schwestern in den Sinn kamen — ein Dutzend Grüne und doppelt so viele Gelbe —, deren jede einzelne schon lange überfällig war, einige Stufen herabgesetzt zu werden. Eine Sitzende verachten?

»Ihr habt Euch von einem der Eide befreit?« Zerah klang zugleich bestürzt, angewidert und voller Unbehagen. Eine vollkommen vernünftige Reaktion.

»Und wir haben ihn erneut geleistet«, murrte Pevara ungeduldig. Sie riß die Rute hoch und lenkte ein wenig der Macht Geist in ein Ende, während sie Zerahs Schild aufrecht hielt. »Unter dem Licht, ich schwöre, kein Wort zu äußern, das nicht der Wahrheit entspricht. Unter dem Licht, ich schwöre, keine Waffe für einen Menschen zu gestalten, damit er einen anderen damit töte. Unter dem Licht, ich schwöre, die eine Macht, außer gegen Schattengezücht oder als letzte Verteidigung meines Lebens, des Lebens meines Behüters oder das einer anderen Schwester, nicht als Waffe zu gebrauchen.« Sie verzog bei Erwähnung des Behüters nicht das Gesicht, was den Roten neu verbundene Schwestern häufig taten. »Ich bin keine Schattenfreundin. Ich hoffe, das stellt Euch zufrieden.« Sie zeigte Zerah die Zähne, aber es war schwer zu sagen, ob es ein Lächeln oder eine Drohung war.

Seaine sprach die Eide nach, wobei sie einen leichten Druck von der Kopfhaut bis zu den Fußsohlen verspürte. In Wahrheit war der Druck nur schwer zu bemerken, da sich ihre Haut von der Zurücknahme des Eides gegen das Lügen noch immer zu fest anfühlte. Zu behaupten, daß Pevara einen Bart hatte oder daß die Straßen von Tar Valon mit Käse gepflastert wären, war eine Zeitlang erheiternd — sogar Pevara hatte gekichert —, aber das jetzige Unbehagen kaum wert gewesen. Ihr war der Versuch nicht wirklich nötig erschienen. Es mußte logischerweise so sein. Ihre Zunge hatte Mühe, es auszusprechen, daß sie keine Schwarze war — es war scheußlich, auch nur daran zu denken —, aber sie reichte Zerah die Eidesrute mit einem nachdrücklichen Nicken.

Die schlanke Frau regte sich auf ihrer Bank und wandte die glatte weiße Rute in den Fingern, wobei sie krampfhaft schluckte. Das fahle Laternenlicht verlieh ihr ein kränkliches Aussehen. Sie schaute mit geweiteten Augen von Pevara zu Seaine, schloß dann die Hände fest um die Rute und nickte.

»Genauso, wie ich es Euch vorgesagt habe«, grollte Pevara und lenkte erneut die Macht Geist in die Rute, »sonst werdet Ihr schwören, bis Ihr es richtig macht.«

»Ich schwöre, Euch beiden vollkommen zu gehorchen«, sagte Zerah mit angespannter Stimme und erschauderte dann, als der Eid sich ihrer bemächtigte. »Befragt mich über die Schwarze Ajah.« Ihre Hände zitterten beim Halten der Rute. »Befragt mich über die Schwarze Ajah!« Ihre Heftigkeit gab Seaine die Antwort, noch bevor Pevara den Strang Geist losließ und die Frage stellte, wobei sie äußerste Wahrheit forderte. »Nein!« Zerah schrie es geradezu heraus. »Nein, ich gehöre nicht der Schwarzen Ajah an. Und jetzt nehmt diesen Eid von mir! Befreit mich!«

Seaine sank betrübt zusammen und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Sie hatte gewiß nicht gewollt, daß Zerah gestanden hätte, aber sie war sich sicher gewesen, daß sie nach so vielen Wochen des Suchens eine Lügnerin gefunden hätte. Wie viele Wochen Suche lagen noch vor ihnen? Und wie lange müßte sie noch vom Aufwachen bis zum Schlafengehen über ihre Schulter sehen? Wenn sie überhaupt schlafen konnte.

Pevara richtete anklagend einen Finger auf die Frau. »Ihr habt einigen Leuten erzählt, Ihr kämt aus dem Norden.«

Zerahs Augen weiteten sich erneut. »Das stimmt«, sagte sie zögernd. »Ich bin das Ufer des Erinin nach Jualdhe hinab geritten. Jetzt befreit mich von diesem Eid!«

Seaine sah sie stirnrunzelnd an. »An Eurer Satteldecke wurden Golddornsamen und rote Kletten gefunden, Zerah. Golddorn und rote Kletten sind hundert Meilen südlich von Tar Valon zu finden.«

Zerah sprang auf, und Pevara fauchte: »Setzt Euch!«

Die Frau ließ sich geräuschvoll auf die Bank fallen, aber sie zuckte nicht einmal zusammen. Sie zitterte. Nein, sie bebte. Sie hatte den Mund fest geschlossen, sonst hätten ihre Zähne, wie Seaine sicher annahm, gewiß geklappert. Licht, die Frage des Nordens oder Südens ängstigte sie stärker als die Anschuldigung, eine Schattenfreundin zu sein. »Woher seid Ihr aufgebrechen?« fragte Seaine zögernd. »Und warum...?« Sie hatte fragen wollen, warum die Frau einen Umweg gemacht hatte — was sie eindeutig getan hatte —, nur um zu verbergen, aus welcher Richtung sie gekommen war, aber die Antworten brachen bereits aus Zerah hervor.

»Aus Salidar«, wimmerte sie. Es gab keine andere Bezeichnung dafür. Noch immer die Eidesrute umklammernd, wand sie sich auf der Bank. Tränen liefen aus ihren Augen, die stark geweitet und auf Pevara fixiert waren. Worte strömten hervor, obwohl ihre Zähne jetzt wahrhaftig klapperten. »Ich b-bin g-ge-kommen, um s-sicherzugehen, daß alle Schwestern hier über die R-Roten und Logain Bescheid wissen, damit sie Elaida a-absetzen und die B-Burg wieder heil werden kann.« Sie brach mit einem Wehklagen zusammen, während sie die Rote Sitzende mit einem zum Schrei geöffneten Mund anstarrte.

»Nun gut«, sagte Pevara und wiederholte dann grimmiger: »Nun gut!« Ihr Gesicht wirkte vollkommen gefaßt, und das Glitzern in ihren dunklen Augen spiegelte nichts von dem Übermut wider, an den Seaine sich von der Zeit als Novizin und Aufgenommene her erinnerte. »Also seid Ihr die Quelle dieses ... Gerüchts. Ihr werdet vor den Saal treten und die Lüge enthüllen! Gesteht die Lüge ein, Mädchen!«

Waren Zerahs Augen zuvor schon geweitet, so traten sie jetzt regelrecht hervor. Die Rute entfiel ihren Händen und rollte über die Tischplatte, während sie ihre Kehle umklammerte. Plötzlich drang ein erstickter Laut aus ihrem Mund. Pevara starrte sie entsetzt an, aber Seaine verstand jäh.

»Bei der Gnade des Lichts!« keuchte sie. »Ihr müßt nicht lügen, Zerah!« Zerah bewegte die Beine unter dem Tisch, als versuche sie aufzustehen, könne jedoch die Füße nicht unter Kontrolle bekommen. »Sagt es ihr, Pevara. Sie glaubt, es sei wahr! Ihr habt ihr befohlen, die Wahrheit zu sagen und zu lügen. Seht mich nicht so an! Sie glaubt es!« Eine Spur Blau erschien auf Zerahs Lippen. Ihre Lider flatterten. Seaine rang um Ruhe. »Pevara, Ihr habt den Befehl gegeben, also müßt auch Ihr ihn wieder zurücknehmen, sonst wird sie vor unseren Augen ersticken.«

»Sie ist eine Aufständische.« Pevara belegte dieses Wort mit der größtmöglichen Geringschätzung. Aber dann seufzte sie. »Sie steht jedoch noch nicht vor Gericht. Ihr müßt nicht... lügen... Mädchen.« Zerah stürzte vornüber, lag mit einer auf die Tischplatte ge-preßten Wange da und rang wimmernd nach Luft.

Seaine schüttelte verwundert den Kopf. Sie hatten die Möglichkeit widerstreitender Eide nicht bedacht. Was wäre, wenn die Schwarze Ajah den Eid gegen das Lügen nicht einfach fortnahm, sondern durch einen ihrer eigenen Eide ersetzte? Was wäre, wenn sie alle drei durch eigene Eide ersetzten? Sie und Pevara müß-ten sehr vorsichtig vorgehen, wenn sie eine Schwarze Schwester fänden, sonst würde sie ihnen tot zusammenbrechen, noch bevor sie wußten, worum es sich bei dem Konflikt handelte. Vielleicht sollte zunächst eine Entsagung von allen Drei Eiden erfolgen — es gab keine Möglichkeit, vorsichtiger damit umzugehen, ohne zu wissen, was Schwarze Schwestern schworen —, gefolgt von der Wiederaufnahme der Drei Eide? Licht, der Schmerz, von allem gleichzeitig losgelöst zu werden, würde dem Schmerz einer Befragung kaum nachstehen. Aber ein Schattenfreund verdiente das und mehr. Wenn sie jemals einen fanden.

Pevara schaute ohne das leiseste Anzeichen von Mitleid auf die keuchende Frau hinab. »Wenn sie wegen Rebellion vor Gericht steht, beabsichtige ich, über sie zu Gericht zu sitzen.«

»Wenn sie vor Gericht gestellt wird, Pevara«, sagte Seaine nachdenklich. »Es wäre schade, wenn wir die Unterstützung einer Frau verlören, von der wir wissen, daß sie keine Schattenfreundin ist. Und da sie tatsächlich eine Aufständische ist, brauchen wir uns keine allzu großen Sorgen darüber zu machen, sie zu benutzen.« Es hatte zahlreiche Streitgespräche über den zweiten Grund, den neuen Eid zu belassen, gegeben, die zu keinem Ergebnis geführt hatten. Eine dem Gehorsam verschworene Schwester konnte unterworfen werden — Seaine regte sich unbehaglich, denn dies klang der verbotenen Scheußlichkeit des Zwangs zu ähnlich —, sie konnte dazu bewegt werden, bei der Jagd zu helfen, solange es einem nichts ausmachte, sie zu zwingen, die Gefahr auf sich zu nehmen, ob sie es wollte oder nicht. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie nur eine schicken würden«, fuhr sie fort. »Zerah, wie viele von Euch sind gekommen, um diese Geschichte zu verbreiten?«

»Zehn«, murmelte die Frau gegen die Tischplatte, richtete sich dann jäh auf und blickte sich trotzig um. »Ich werde meine Schwestern nicht verraten! Ich würde niemals ...!« Sie brach jäh ab und verzog verbittert die Lippen, als sie erkannte, daß sie das gerade getan hatte.

»Namen!« bellte Pevara. »Nennt mir ihre Namen, oder ich werde Euch hier und jetzt die Haut abziehen!«

Namen drangen von Zerahs unwilligen Lippen, gewiß eher auf den Befehl als auf die Drohung hin. Als Seaine jedoch Pevaras grimmige Miene betrachtete, war sie sich sicher, daß diese nur den geringsten Anlaß brauchte, um Zerah wie eine beim Stehlen ertappte Novizin zu bestrafen. Sie selbst empfand seltsamerweise nicht die gleiche Feindseligkeit. Abscheu, ja, aber eindeutig nicht so stark. Die Frau war eine Aufständische, die dabei geholfen hatte, die Weiße Burg zu spalten, wenn eine Schwester doch alles auf sich nehmen mußte, um die Burg heil zu erhalten, und doch ... Sehr seltsam.

»Einverstanden, Pevara?« fragte sie, als die Liste abgeschlossen war. Die eigensinnige Frau nickte als Zustimmung nur heftig. »Sehr gut. Zerah, Ihr werdet Bernaile heute nachmittag in meine Räume bringen.« Es waren die Namen zweier weiterer Angehöriger jeder Ajah, ausgenommen der Blauen und der Roten, genannt worden, aber es war besser, mit der anderen Weißen zu beginnen. »Ihr werdet nur sagen, daß ich sie in einer privaten Angelegenheit sprechen möchte, und sie weder durch Worte noch Taten noch aus Versehen warnen. Dann werdet Ihr still beiseite treten und Pevara und mich alles Nötige tun lassen. Ihr werdet zu einem wertvolleren Nutzen herangezogen werden, als Euer fehlgeleiteter Aufstand es ist, Zerah.« Natürlich war er fehlgeleitet. Gleichgültig, wie wahnsinnig Elaida durch die Macht geworden war. »Ihr werdet uns helfen, die Schwarze Ajah zu vernichten.«

Zerah nickte mit gequälter Miene bei jedem ausdrücklichen Befehl unfreiwillig, aber bei der Erwähnung einer Jagd nach der Schwarzen Ajah keuchte sie. Licht, ihr Verstand mußte durch das, was sie gerade durchgemacht hatte, vollkommen durcheinandergeraten sein!

»Und Ihr werdet aufhören, diese ... Geschichten zu verbreiten«, wandte Pevara streng ein. »Von diesem Moment an werdet Ihr die Rote Ajah und falsche Drachen nicht mehr in einem Atemzug nennen. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«

Zeras Gesicht wurde zu einer Maske mürrischen Eigensinns. Zerahs Mund sagte: »Ich habe verstanden, Sitzende.« Sie wirkte bereit, aus reiner Enttäuschung erneut zu weinen.

»Geht mir jetzt aus den Augen«, befahl Pevara und ließ Schild und Saidar zusammen los. »Und faßt Euch! Wascht Euch das Gesicht und richtet Euer Haar!« Letzteres wurde an den Rücken der Frau gewandt gesprochen, die bereits vom Tisch aufgesprungen war. Zerah mußte die Hände von ihrem Haar lösen, um die Tür zu öffnen. Als sich die Tür quietschend hinter ihr geschlossen hatte, schnaubte Pevara. »Ich hätte es ihr durchaus zugetraut, so zerzaust zu Bernaile zu gehen, um sie auf diese Weise zu warnen.«

»Ein stichhaltiger Gesichtspunkt«, räumte Seaine ein. »Aber wen werden wir warnen, wenn wir diese Frauen finster ansehen? Wir werden bestenfalls Aufmerksamkeit erregen.«

»So wie die Dinge liegen, Seaine, würden wir nicht einmal Aufmerksamkeit erregen, wenn wir sie kreuz und quer über das Burggelände träten.« Pevara klang, als wäre das eine erstrebenswerte Vorstellung. »Sie sind Aufständische, und ich beabsichtige, sie so hart heranzunehmen, daß sie verraten, wenn eine von ihnen auch nur einen falschen Gedanken hegt!«

Sie sprachen dieses Thema immer wieder durch. Seaine beharrte darauf, daß es genügte, wenn sie ihre Befehle sorgfältig überdächten und keine Schlupflöcher ließen. Pevara wies darauf hin, daß sie zehn —zehn! — Rebellen ungestraft durch die Gänge der Burg schreiten ließen. Seaine meinte, sie würden schließlich bestraft werden, und Pevara grollte, daß es schließlich nicht bald genug wäre. Seaine hatte die Willenskraft der anderen Frau stets bewundert, aber in Wahrheit war es manchmal nur reiner Eigensinn.

Ein leises Quietschen eines Scharniers war die einzig nötige Warnung, damit Seaine die Eidesrute rasch auf ihren Schoß nahm und sie in den Falten ihrer Röcke verbarg, als sich die Tür weit öffnete. Sie und Pevara umarmten die Quelle fast gleichzeitig.

Saerin betrat ruhig den Raum, eine Laterne in der Hand, und machte Talene den Weg frei, der wiederum mit einer zweiten Laterne die kleine Yukiri folgte, wie auch die jungenhaft schlanke Doesine, die für eine Cairhienerin groß war. Letztere schloß fest die Tür und lehnte sich dann dagegen, als wollte sie jedermann am Gehen hindern. Vier Sitzende, die alle in der Burg verbliebenen Ajahs repräsentierten. Sie ignorierten anscheinend die Tatsache, daß Seaine und Pevara Saidar festhielten. Der Raum fühlte sich für Seaine plötzlich überfüllt an. Einbildung, gewiß, aber ...

»Es ist seltsam, Euch beide zusammen zu sehen«, sagte Saerin. Ihre Miene wirkte vielleicht heiter, aber sie strich mit den Fingern das Heft des gebogenen Dolchs hinter ihrem Gürtel entlang. Sie hatte ihren Sitz schon seit vierzig Jahren inne, länger als jedermann sonst im Saal, und jedermann hatte es gelernt, sich vor ihrer Gereiztheit in acht zu nehmen.

»Dasselbe könnten wir von Euch sagen«, erwiderte Pevara trocken. Saerins Gereiztheit konnte sie niemals aus der Fassung bringen. »Oder seid Ihr hier herab gekommen, um Doesine zu helfen, etwas von ihrem Selbst zurückzuerlangen?« Trotz ihrer vornehmen Haltung ließ plötzliche Röte das Gesicht der Gelben noch mehr wie das eines hübschen Jungen aussehen und vermittelte Seaine, welche Sitzende sich den Quartieren der Roten mit unerfreulichem Ausgang zu weit genähert hatte. »Ich hätte jedoch nicht gedacht, daß Euch dies zusammenführen würde. Grüne an den Kehlen der Gelben, Braune an denen der Grauen. Oder habt Ihr sie einfach zu einem stillen Duell hier herab gebracht, Saerin?«

Seaine suchte hastig nach einem Grund, warum diese vier so tief in das Fundament Tar Valons hinabgestiegen waren. Was konnte sie verbinden? Ihre Ajahs — alle Ajahs — gingen einander wahrhaft an die Kehlen. Allen vieren waren Bußen von Elaida auferlegt worden. Keine Sitzende konnte Gefallen an Arbeit finden, besonders wenn jedermann genau wußte, warum sie die Böden oder Töpfe schrubbte, aber das bewirkte wohl kaum einen Bund. Was war es sonst? Keine war adlig geboren. Saerin und Yukiri waren die Töchter von Gastwirten und Talene die Tochter eines Bauern, während Doesines Vater ein Messerschmied gewesen war. Saerin war zunächst von den Töchtern des Schweigens ausgebildet worden, die einzige von ihnen, welche die Stola erlangt hatte. Plötzlich kam Seaine ein Gedanke, der ihre Kehle trocken werden ließ. Saerin mit ihrem oft ungezügelten Temperament. Doesine, die als Novizin tatsächlich dreimal davongelaufen war, obwohl sie nur ein einziges Mal bis zu den Brücken gekommen war. Talene, die vielleicht mehr Bußen als jede andere Novizin in der Geschichte der Burg verdient hätte. Yukiri, die Graue, die stets als letzte mit ihren Schwestern übereinstimmte, wenn sie einen anderen Weg gehen wollte — und übrigens auch die letzte, die sich dem Urteil des Saals anschloß. Alle vier wurden in gewisser Weise als .Aufständische angesehen, und Elaida hatte jede einzelne gedemütigt. Konnten sie glauben, einen Fehler begangen zu haben, indem sie Siuan abgesetzt und Elaida erhoben hatten? Konnten sie die Angelegenheit mit Zerah und den übrigen herausgefunden haben? Und wenn dem so war — was beabsichtigten sie zu tun?

Seaine bereitete sich geistig darauf vor, Saidar zu weben, obwohl sie keine große Hoffnung hegte, entkommen zu können. Pevara kam Saerin und Yukiri in ihrer Stärke gleich, aber sie selbst war schwächer als alle hier außer Doesine. Sie machte sich bereit, doch Talene trat vor und zerschmetterte alle ihre Schluß-folgerungen.

»Yukiri hat Euch beide zusammen umherschleichen sehen, und wir wollten wissen, warum.« Ihre über raschend tiefe Stimme klang trotz ihrer eisigen Miene gereizt. »Haben die Anführerinnen Eurer Ajahs Euch eine geheime Aufgabe übertragen? In der Öffentlichkeit bekämpfen sie sich schlimmer als alle anderen, aber sie haben sich anscheinend heimlich zu Beratungen zusammengefunden. Was auch immer sie planen — der Saal hat ein Recht, es zu erfahren.«

»Oh, gebt auf, Talene.« Yukiris Stimme war stets eine noch größere Überraschung als Talenes. In ihrer dunkel silberfarbenen Seide mit elfenbeinfarbener Spitze wirkte die Frau wie eine Königin in Miniatur, aber sie klang wie eine zufriedene Frau vom Lande. Sie behauptete, dieser Kontrast sei bei Verhandlungen hilfreich. Sie lächelte Seaine und Pevara an, eine Herrscherin, die sich vielleicht unschlüssig war, wieviel Gnade sie walten lassen sollte. »Ich habe Euch beide herumschnüffeln sehen wie Frettchen im Hühnerstall«, sagte sie, »aber ich habe den Mund gehalten, bis Talene hysterisch darauf reagierte, wer sich da wohl in die Ecken drückte. Ich habe es selbst auch bemerkt, und ich vermute, daß einige dieser Frauen ihre Ajahs ebenfalls anführen könnten, so daß ... Manchmal ergeben sechs und sechs ein Dutzend, und manchmal ergibt es ein Durcheinander. Sagt es uns jetzt, wenn Ihr es wißt. Der Saal hat ein Recht, es zu erfahren.«

»Wir gehen nicht, ehe Ihr es uns gesagt habt«, warf Talene noch gereizter als zuvor ein.

Pevara schnaubte und verschränkte die Arme. »Wenn die Anführerin meiner Ajah mir überhaupt etwas gesagt hätte, sähe ich keine Veranlassung, Euch davon zu erzählen. Was Seaine und ich besprachen, hat zufälligerweise nichts mit den Roten oder den Weißen zu tun. Also schnüffelt woanders herum.« Aber sie ließ Saidar nicht los. Seaine ebenfalls nicht.

»Es war vollkommen sinnlos, und ich habe es, verdammt noch mal, gewußt«, murrte Doesine von ihrem Platz an der Tür aus. »Warum habe ich nur zugelassen, daß Ihr mich hier hineinzieht...« Manchmal sprach sie wie ein Junge, dem man den Mund auswaschen sollte.

Seaine wäre aufgestanden und gegangen, wenn sie nicht befürchtet hätte, daß ihre Knie nachgäben. Pevara stand tatsächlich auf und blickte mit einer ungeduldig gewölbten Augenbraue zu der Frau zwischen ihr und der Tür.

Saerin betastete ihr Dolchheft, sah sie spöttisch an und regte sich keinen Fingerbreit. »Ein Rätsel«, murmelte sie. Ohne Vorwarnung trat sie vor und griff mit ihrer freien Hand so schnell auf Seaines Schoß, daß diese keuchte. Sie versuchte, die Eidesrute verborgen zu halten, aber sie erreichte nur, daß Saerin die Rute plötzlich mit einer Hand in Hüfthöhe hielt, während sie selbst das andere Ende und eine Faustvoll ihrer Röcke umklammerte. »Ich liebe Rätsel«, bemerkte Saerin.

Seaine ließ los und richtete ihr Gewand. Sie schien keine andere Wahl zu haben.

Das Auftauchen der Rute bewirkte kurzzeitige Aufregung, als fast alle gleichzeitig sprachen.

»Blut und Feuer«, grollte Doesine. »Erhebt Ihr hier unten verdammte neue Schwestern?«

»Oh, laßt sie in Ruhe, Saerin«, sagte Yukiri lachend. »Was auch immer sie vorhaben, geht nur sie etwas an.«

Talene bellte unmittelbar darauf: »Warum sonst schleichen sie ständig zusammen umher, wenn es nichts mit den Anführerinnen der Ajahs zu tun hat?«

Saerin hob eine Hand und erreichte kurz darauf wieder Ruhe. Alle Anwesenden waren Sitzende, aber sie hatte im Saal das Recht, zuerst zu sprechen, und auch vierzig Jahre zählten etwas. »Das ist wohl der Schlüssel zu dem Rätsel«, sagte sie und strich mit dem Daumen über die Rute. »Warum nach allem dies?« Plötzlich umgab das Schimmern Saidars auch sie, und sie lenkte die Macht Geist in die Rute. »Unter dem Licht, ich werde kein unwahres Wort äußern. Ich bin keine Schattenfreundin.«

In dem folgenden Schweigen hätte sogar das Niesen einer Maus laut geklungen.

»Habe ich recht?« fragte Saerin und ließ die Macht los. Sie hielt Seaine die Rute hin.

Seaine leistete den Eid gegen das Lügen zum dritten Mal und wiederholte zum zweiten Mal, daß sie nicht der Schwarzen Ajah angehörte. Pevara tat es ihr mit starrer Würde und mit adlerscharfem Blick gleich.

»Das ist doch lächerlich«, sagte Talene. »Es gibt keine Schwarze Ajah.«

Yukiri nahm die Rute von Pevara entgegen und lenkte die Macht. »Unter dem Licht, ich werde kein unwahres Wort äußern. Ich gehöre nicht der Schwarzen Ajah an.« Das sie umgebende Licht Saidars erlosch, und sie reichte Doesine die Rute.

Talene runzelte angewidert die Stirn. »Verzichtet darauf, Doesine. Ich werde diese widerliche Vorstellung nicht weiter mitmachen.«

»Unter dem Licht, ich werde kein unwahres Wort äußern«, sagte Doesine fast ehrfürchtig, wobei das sie umgebende Schimmern an einen Strahlenkranz erinnerte. »Ich gehöre nicht der Schwarzen Ajah an.« Wenn es um ernste Angelegenheiten ging, sprach sie so exakt, wie es sich eine Herrin der Novizinnen nur wünschen konnte. Sie streckte Talene die Rute entgegen.

Die blonde Frau wich davor zurück wie vor einer giftigen Schlange. »Allein das zu fordern kommt einer Verleumdung gleich. Etwas Schlimmerem als einer Verleumdung!« Ein wilder Ausdruck trat in ihre Augen. Vielleicht war es unsinnig, so etwas zu denken, aber genau das kam Seaine in den Sinn. »Jetzt geht mir aus dem Weg«, forderte Talene mit aller Autorität einer Sitzenden in der Stimme. »Ich gehe!«

»Das glaube ich nicht«, sagte Pevara bedächtig, und Yukiri nickte gemächlich zustimmend. Saerin strich nicht mehr über ihr Dolchheft. Sie ergriff es so fest, daß ihre Knöchel weiß wurden.

Toveine Gazal mühte sich zu Pferde durch den tiefen Schnee Andors und verfluchte den Tag ihrer Geburt. Klein und ein wenig rundlich, mit glatter, kupferfarbener Haut und langem, glänzenden dunklen Haar, war sie vielen im Laufe der Jahre hübsch erschienen, aber niemand hatte sie jemals als schön bezeichnet, was auch jetzt gewiß niemand tun würde. Die dunklen Augen, die einst offen dreingeblickt hatten, bohrten sich jetzt in alles, was sie jemals betrachtete, sofern sie nicht wütend war. Heute war sie wütend. Und wenn Toveine wütend war, flohen sogar Schlangen.

Vier weitere Rote ritten hinter ihr, und dahinter wiederum zwanzig Angehörige der Burgwache in dunklen Jacken und Umhängen. Keinem der Männer gefiel es, daß ihre Rüstungen auf den Pferden verstaut waren, und sie beobachteten den beide Seiten der Straße säumenden Wald, als erwarteten sie jeden Moment einen Angriff. Toveine konnte sich nicht vorstellen, wie sie mit ihren Jacken und Umhängen mit der hell schimmernden Flamme von Tar Valon dreihundert Meilen quer durch Andor gelangen sollten, ohne bemerkt zu werden. Die Reise war jedoch fast zu Ende. Noch einen, vielleicht auch zwei Tage zu Pferde auf den mit kniehohem Schnee bedeckten Straßen, und sie würden mit neun ähnlichen Gruppen wie ihrer eigenen zusammentreffen. Leider waren nicht alle Schwestern dieser Gruppen Rote, aber das beunruhigte sie nicht allzu sehr. Toveine Gazal, einst eine Sitzende für die Roten, würde als die Frau in die Geschichte eingehen, die diese Schwarze Burg vernichtet hatte.

Sie war sich sicher, daß Elaida glaubte, aus Exil und Ungnade befreit, sei sie dankbar für die Gelegenheit, sich zu bewähren. Höhnisch lächelte sie auf eine Art, die vielleicht sogar einen Wolf erschreckt hätte. Was vor zwanzig Jahren getan worden war, war notwendig gewesen, und das Licht verdamme all jene, die behaupteten, die Schwarze Ajah müsse damit zu tun gehabt haben. Es war notwendig und richtig gewesen, aber Toveine Gazal war von ihrem Sitz im Saal vertrieben und gezwungen worden, unter der Birkenrute um Gnade zu winseln, während die versammelten Schwestern und sogar Novizinnen und Aufgenommene zusahen und Zeugen wurden, daß auch Sitzende dem Gesetz unterworfen waren, obwohl man ihnen nicht sagte, welchem Gesetz. Und dann war sie die letzten zwanzig Jahre zum Arbeiten auf den abgelegenen Hof der Herrin Jara Doweel geschickt worden, eine Frau, die eine Aes Sedai, die im Exil Buße tat, nicht anders ansah als jeden anderen sich in Sonne und Schnee abplagenden Arbeiter. Toveines Hände an den Zügeln wurden unruhig. Sie konnte die Schwielen spüren. Herrin Doweel — sie konnte selbst jetzt noch nicht an die Frau denken, ohne ihren Titel zu erwähnen — glaubte an harte Arbeit. Und auch an so strenge Disziplin, wie sie jede Novizin halten mußte! Sie kannte keine Gnade mit jemandem, der sich vor der rückenbrecherischen Arbeit, die sie auch selbst verrichtete, zu drücken versuchte, und absolut keine Gnade mit einer Frau, die sich davonschlich, um sich mit einem hübschen Jungen zu vergnügen. So hatte Toveines Leben während der letzten zwanzig Jahre ausgesehen. Elaida hingegen war leichthin zum Amyrlin-Sitz gelangt, den Toveine einst für sich selbst erträumt hatte. Nein, sie war nicht dankbar. Aber sie hatte gelernt, auf ihre Stunde zu warten.

Plötzlich preschte ein Reiter, ein großer Mann in einer schwarzen Jacke, dessen dunkles Haar ihm bis auf die Schultern fiel, aus dem Wald vor ihr auf die Straße, wobei Schnee auf s tob. »Es hat keinen Sinn zu kämpfen«, verkündete er bestimmt und hob eine behandschuhte Hand. »Ergebt Euch friedlich, dann wird niemandem etwas geschehen.«

Es waren weder seine Erscheinung noch seine Worte, was Toveine dazu brachte, ihr Pferd jäh zu zügeln, während sich die anderen Schwestern um sie versammelten. »Ergreift ihn«, sagte sie ruhig. »Aber Ihr solltet Euch besser verbinden. Er schirmt mich ab.« Anscheinend war einer dieser Asha'man zu ihr gekommen. Wie zuvorkommend von ihm.

Plötzlich erkannte sie, daß nichts geschah, und sie wandte ihren Blick von dem Burschen ab, um Jenare finster anzusehen. Das blasse, kantige Gesicht der Frau schien vollkommen blutleer. »Toveine«, sagte sie unsicher. »Ich bin auch abgeschirmt.«

»Ich ebenfalls«, keuchte Lemai ungläubig, und die anderen stimmten zunehmend entsetzt mit ein. Sie waren alle abgeschirmt.

Weitere Männer in schwarzen Jacken erschienen rund um sie herum zwischen den Bäumen, die Pferde langsam vorantreibend. Toveine hörte bei fünfzehn auf zu zählen. Die Wachen murrten verärgert und erwarteten den Befehl einer Schwester. Sie wußten jedoch nichts, außer daß eine Bande Schurken ihnen aufgelauert hatte. Toveine schnalzte verärgert mit der Zunge. Diese Männer vermochten natürlich nicht alle die Macht zu lenken, aber anscheinend standen ihr alle Asha'man gegenüber, die es konnten. Sie bewahrte Ruhe. Im Gegensatz zu einigen der Schwestern in ihrer Begleitung waren dies nicht die ersten Männer, welche die Macht lenken konnten, denen sie gegenüberstand. Der große Mann ritt lächelnd auf sie zu und glaubte offenbar, sie wäre seiner lächerlichen Aufforderung gefolgt.

»Auf meinen Befehl hin«, sagte sie leise, »werden wir in alle Richtungen ausbrechen. Sobald Ihr weit genug fort gelangt seid, daß der Mann den Schild losläßt, kehrt Ihr um und helft den Wachen. Macht Euch bereit.« Dann rief sie: »Wächter, bekämpft sie!«

Die Wächter stürmten brüllend vorwärts, schwenkten ihre Schwerter und beabsichtigten zweifellos, die Schwestern zu beschützen. Toveine riß ihr Pferd nach rechts, grub ihm die Fersen in die Flanken und kauerte sich tief über seinen Hals, während sie zwischen den erschreckten Wächtern und dann zwischen zwei sehr jungen Männern in schwarzen Jacken hindurch preschte, die sie erstaunt anstarrten. Dann war sie bereits in den Wald gelangt und trieb ihr Pferd im hohen Schnee noch weiter an, ohne daran zu denken, daß sich die Stute ein Bein brechen könnte. Sie mochte das Tier, aber heute würde mehr als ein Pferd sterben. Hinter ihr erklangen Schreie und eine Stimme, welche die ganze Kakophonie übertönte. Die Stimme des großen Mannes.

»Ergreift sie lebend, wie es der Wiedergeborene Drache befohlen hat! Wenn Ihr einer Aes Sedai Schaden zufügt, werdet Ihr Euch vor mir verantworten müssen!«

Wie es der Wiedergeborene Drache befohlen hat. Toveine empfand zum ersten Mal Angst, wie einen Eiszapfen, der sich durch ihre Eingeweide wand. Der Wiedergeborene Drache. Sie peitschte mit den Zügeln auf den Hals ihres Pferdes ein. Sie war noch immer abgeschirmt! Gewiß hatte sie inzwischen genügend viele Bäume zwischen sich und den verfluchten Mann gebracht, daß er sie nicht mehr sehen konnte! Oh, Licht, der Wiedergeborene Drache!

Sie stöhnte, als etwas sie an der Taille traf — ein Ast, wo kein Ast war —, und sie aus dem Sattel riß. Sie hing da und sah ihr Pferd so schnell davonpreschen, wie der Schnee es nur zuließ. Sie hing tatsächlich da. Mitten in der Luft, die Arme an den Seiten gefangen, die Füße einen Schritt über dem Boden baumelnd. Sie schluckte schwer. Es mußte der männliche Teil der Macht sein, der sie festhielt. Sie war niemals zuvor von Saidin berührt worden. Sie fühlte ein dickes enges Band um ihre Taille und glaubte, den Makel des Dunklen Königs spüren zu können. Sie zitterte und mußte sich bezwingen, nicht zu schreien.

Der große Mann verhielt sein Pferd vor ihr, und sie schwebte seitwärts vor ihn auf den Sattel. Er schien jedoch nicht besonders interessiert an der Aes Sedai, die er gefangengenommen hatte. »Hardlin!« rief er. »Norley! Kajima! Einer von Euch verdammten jungen Tölpeln sofort hierher!«

Er war sehr groß und hatte Schultern von der Breite eines Axtgriffs — so hätte Herrin Doweel ihn beschrieben —, mittleren Alters und auf einfache Art gutaussehend. Überhaupt nicht wie die hübschen Burschen, die Toveine so mochte, eifrig und dankbar und so leicht um den Finger zu wickeln. Ein Silberschwert zierte den hohen Kragen seiner schwarzen Tuchjacke auf einer Seite und ein merkwürdiges Wesen in goldenem und rotem Emaille auf der anderen. Er war ein Mann, der die Macht lenken konnte. Und er hatte sie abgeschirmt und gefangengenommen.

Der Schrei, der sich ihrer Kehle entrang, erschreckte sogar sie selbst. Sie hätte ihn zurückgehalten, wenn es ihr möglich gewesen wäre, aber dann drang ein weiterer, noch schrillerer Schrei hervor und noch einer und noch einer. Sie trat wild um sich und warf sich von einer Seite auf die andere. Es nützte gegen die Macht nichts. Sie wußte das, aber nur in einem kleinen Bereich ihres Seins. Ihr restliches Ich schrie aus vollem Halse, heulte wortlose Bitten um Rettung vor dem Schatten heraus. Sie kämpfte schreiend wie ein wahnsinniges Tier.

Sie war sich dumpf der Tatsache bewußt, daß sein Pferd scheute, als ihre Fersen gegen seine Schulter trommelten. Dann hörte sie den Mann'dumpf sprechen. »Ruhig, du schwerfälliger Sack Kohle! Beruhige dich, Schwester. Ich werde nicht... Ruhig, du lahmes Maultier! Licht! Verzeiht, Schwester, aber so wird es uns beigebracht.« Und dann küßte er sie.

Sie hatte nur einen Herzschlag lang Zeit zu erkennen, daß seine Lippen die ihren berührten, dann schwand ihre Sicht, und Wärme durchflutete sie. Mehr als Wärme. Sie wurde innerlich zu geschmolzenem Honig, zu brodelndem Honig, der fast kochte. Sie war eine Harfensaite, die immer schneller, bis zur Unsichtbarkeit schnell vibrierte. Sie war eine dünne Kristallvase, die fast bis zum Bersten klang. Die Harfensaite riß, die Vase barst.

Zunächst erkannte sie nicht, daß dieser Laut aus ihrem weit geöffneten Mund drang. Sie konnte einen Moment nicht zusammenhängend denken. Sie starrte keuchend in das männliche Gesicht über ihr und fragte sich, wem es gehörte. Ja, der große Mann. Der Mann, der die Macht lenken konnte ...

»Ich hätte es lieber ohne diesen kleinen Obolus geschafft«, seufzte er und tätschelte seinem Pferd den Hals. Das Tier schnaubte, scheute jedoch nicht mehr. »Aber es war vermutlich dennoch nötig. Seid ruhig. Versucht nicht zu entkommen, greift keine Männer in schwarzen Jacken an, und berührt die Quelle nicht, wenn ich es Euch nicht erlaube. Nun, wie heißt Ihr?«

Wenn er es nicht erlaubte? Wie unverschämt der Mann war! »Toveine Gazal«, sagte sie und blinzelte. Warum hatte sie ihm geantwortet?

»Da seid Ihr ja«, sagte ein anderer Mann mit einer schwarzen Jacke und führte sein Pferd durch den Schnee zu ihnen. Dieser würde ihr viel besser gefallen — zumindest wenn er nicht auch die Macht lenken könnte. Sie bezweifelte, daß dieser Bursche mit den rosigen Wangen sich häufiger als zweimal in der Woche rasieren mußte. »Licht, Logain!« rief der hübsche Junge aus. »Habt Ihr eine zweite gebunden? Das wird dem M'Hael nicht gefallen! Es gefällt ihm schon nicht, wenn wir eine an uns binden! Aber vielleicht ist es auch nicht wichtig, da Ihr beide Euch so nahesteht.«

»Nahe, Vinchova?« fragte Logain verzerrt. »Wenn es nach dem M'Hael ginge, würde ich mit den neuen Jungen Rüben hacken. Oder unter dem Feld begraben werden«, fügte er so leise hinzu, daß Toveine den Eindruck hatte, er wollte nicht, daß er gehört würde.

Wieviel er auch gehört haben mochte — der hübsche Junge lachte ungläubig. Toveine hörte ihn kaum. Sie schaute zu dem über ihr aufragenden Mann hoch. Logain. Der falsche Drache. Aber er war tot! Gedämpft und tot! Jetzt hielt er sie nachlässig vor sich im Sattel fest. Warum schrie sie nicht oder prügelte auf ihn ein? Selbst ihr Gürteldolch würde aus dieser Nähe genügen. Und doch verspürte sie überhaupt kein Bedürfnis, nach dem Elfenbeinheft zu greifen. Sie erkannte, daß sie es tun könnte. Dieses Band um ihre Taille war fort. Sie könnte sich zumindest vom Pferd gleiten lassen und versuchen zu ... Sie verspürte ebensowenig ein Bedürfnis danach.

»Was habt Ihr mit mir gemacht?« fragte sie ruhig. Zumindest war es ihr gelungen, Ruhe zu bewahren!

Logain wandte sein Pferd, um zur Straße zurückzureiten, und erzählte ihr dann, was er getan hatte. Sie legte ihren Kopf an seine breite Brust, ungeachtet seiner Größe, und weinte. Sie schwor sich, daß sie Elaida hierfür bezahlen lassen würde. Wenn Logain es jemals zuließe, würde sie es ihr heimzahlen. Letzteres war ein besonders bitterer Gedanke.

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