Anhang III
Lepidopterologie ist gemeinhin bekannt als das Sammeln, Studieren oder Beobachten von Schmetterlingen und Motten. Populär war diese Disziplin schon seit dem siebzehnten Jahrhundert, Bedeutung jedoch gewann sie erst im neunzehnten Jahrhundert, als die Suche nach Erkenntnissen aus der Natur und nach ihrem Verständnis eine rasante Entwicklung nahm.
Das Verfahren der Lepidopterologie beginnt mit dem Fang eines lebenden Exemplars in der Natur oder dadurch, dass ein Sammler selbst Schmetterlinge züchtet, wie es Hektor für Lady Mandible in seinem speziell dafür ausgestatteten Incunabulorum tat. Schmetterlinge werden in großen Netzen oder speziellen Fallen gefangen und danach in einen mit Giftgas gefüllten Glasbehälter gesetzt, um einen raschen Tod herbeizuführen.
Nachdem der Insektenkörper gründlich ausgetrocknet und von der Leichenstarre erfasst ist, muss der Lepidopterologe die Gelenke des zierlichen Tieres beweglich machen, um den harten äußeren Insektenkörper und die Flügel wieder in ihrer früheren Farbenpracht sichtbar machen zu können. Indem er das Exemplar leicht zwischen Daumen und Zeigefinger hält, injiziert er mit einer feinen Spritze kochendes Wasser in die Rückseite des Rumpfes (der Teil zwischen Hals und Hinterleib), bis das Wasser herausrinnt und das Innere geschmeidig wird.
Danach wird der Schmetterling in einen mit feuchtem Stoff ausgeschlagenen Behälter gesetzt, die sogenannte Ruhebox. Bevor der Deckel verschlossen wird, stäubt der Lepidopterologe feinen Wasserdunst auf die Flügel, um den Prozess des Geschmeidigmachens zu unterstützen. Nach einer Stunde Ruhezeit fasst er die Flügel am Ansatzpunkt und bewegt sie fest auf und ab, als würde das Tier fliegen. Langsam lockern sich die Muskeln und schließlich geben sie endgültig nach. Der so präparierte Schmetterlingskörper ist fertig zum Aufspießen.
Der Lepidopterologe steckt nun eine lange Nadel durch die Rumpfmitte des Schmetterlings – sie muss ganz senkrecht gehalten werden – und spießt sie durch den Körper, bis sie auf der anderen Seite zwischen dem mittleren Beinpaar wieder herauskommt. Nun wird der Schmetterling exakt auf eine Schautafel gespießt, und die ausgebreiteten farbenprächtigen Flügel werden mit kleineren Nadeln befestigt, die der Lepidopterologe zwischen den beiden Adern der Vorderflügel einführt; auf diese Weise ist das Insekt für immer in seiner wunderschönen Gestalt festgehalten.
Zuletzt muss das Exemplar gekennzeichnet werden; dazu gehört eine genaue Beschreibung der Art sowie Zeit und Ort, wann der Schmetterling gefangen oder wo er gezüchtet wurde. Die Schautafel wird in einem Kasten mit Glasdeckel befestigt, was es dem Sammler ermöglicht, seinen Schmetterling wieder und wieder zu bewundern.