Am nächsten Morgen hörten sie nicht, wie der Postbote kam, und sahen ihn auch nicht, doch als Trish um zehn Uhr zum Briefkasten ging, war die Post bereits durch. »Verdammt«, sagte sie. Nun musste sie entweder zum Postamt und den Brief selbst abgeben, oder ihn in den Briefkasten legen und bis morgen warten. Sie griff in den Metallbehälter, holte die eingegangene Post heraus und sah sie durch. Heute waren es nur vier Umschläge: drei für Doug, einer für sie. Es waren keine Rechnungen und kein Werbemüll dabei.
Sie schloss den Deckel des Briefkastens. Doug würde irgendwann heute in die Stadt fahren, um Lebensmittel einzukaufen. Bei der Gelegenheit konnte er den Brief bei der Post abgeben.
Als Trish die Auffahrt zurückging, besah sie sich den Brief, der an sie adressiert war. Es gab keinen Absender, und der Poststempel war von Los Angeles. Sie öffnete den Umschlag, faltete den Brief auseinander und blickte zuerst auf die Unterschrift. Sie blieb stehen. Nein. Das konnte nicht sein. Paula? Sie blickte noch einmal auf die Unterschrift. Paula. Schnell lief sie die Stufen zur Veranda hinauf und ins Haus. Doug kramte in der Küchenschublade und suchte etwas. »Du wirst es nicht glauben«, rief Trish, als sie in die Küche kam. »Ich hab einen Brief von Paula bekommen.«
»Paula?« Er blickte hoch. »Paula Wayne?«
Sie nickte und überflog das Schreiben.
»Ich dachte, du wüsstest nicht, wohin sie gezogen ist.«
»Wusste ich auch nicht.« Trish schüttelte den Kopf. »Wie hat sie mich bloß gefunden?«
»Wahrscheinlich über deine Eltern.«
»Aber die sind zweimal umgezogen, seit ich Paula zuletzt gesehen habe. Und sie haben eine Geheimnummer.« Sie lächelte. »Ich kann es kaum glauben! Ich weiß nicht, wie in aller Welt Paula mich gefunden hat, aber ich freue mich darüber.«
»Willst du den Brief denn gar nicht lesen?«
»Und ob ich das will!«, antwortete sie und blickte auf das Papier. »Warte mal.« Sie las schnell; ihr Blick huschte über die sauber geschriebenen, regelmäßigen Buchstaben. »Sie hat sich von Jim scheiden lassen und ist nach L.A. gezogen. Sie arbeitet jetzt als Anwaltsgehilfin.«
»Sie hat sich scheiden lassen?« Doug lachte. »Ich dachte, die beiden wären das ideale Paar.«
»Pssst«, sagte Trish und las weiter. »Sie schreibt, dass sie glücklich ist, aber Santa Fe vermisst ... Und sie hofft, dass ich sie nicht vergessen habe ... Vielleicht macht sie im August eine Reise zum Grand Canyon ... Sie möchte wissen, ob sie vorbeikommen und uns besuchen kann.«
»Ich werde darüber nachdenken«, bemerkte Doug.
Sie kicherte, las schweigend weiter und drehte das Blatt um.
»Was ist?«
»Das ist persönlich. Frauengespräche.« Trish las die zweite und dritte Seite, faltete den Brief zusammen und steckte ihn in den Umschlag zurück. Sie schüttelte den Kopf. »Paula. Ich kann's nicht glauben.«
Doug nahm einen Schraubenzieher aus der Schublade. »Du vermisst sie, stimmt's?«
»Natürlich. Oh - hier, das hätte ich beinahe vergessen. Ein bisschen Post für dich.« Sie reichte ihm die anderen drei Umschläge.
Er riss den obersten auf. »Du wirst es nicht glauben«, sagte er.
»Was?«
»Er ist von Don Jennings.«
»Was! Den hast du nicht mehr gesehen, seit ...«
»... seit du Paula das letzte Mal gesehen hast«, beendete er für sie den Satz.
Sie lachte. »Was für ein seltsamer Zufall.« Sie trat vor, um Doug über die Schulter zu spähen, doch er hielt den Brief von ihr weg.
»Das ist persönlich«, erklärte er.
Trish stieß ihn an. »Sehr witzig. Lass mich auch lesen!«
»Okay, okay.«
Dann stand sie neben ihm und brachte sich auf den neuesten Stand der Ereignisse in Dons Leben. Don hatte an der Highschool Sozialwissenschaften unterrichtet; er war zur selben Zeit Lehrer geworden wie Doug und hatte an der gleichen Schule unterrichtet. Als Neulinge waren sie anfangs aus der Notwendigkeit heraus Freunde geworden und waren sich dann nahegekommen. Don, ein Stadtmensch, war in Willis nie wirklich glücklich gewesen, und vor ungefähr zehn Jahren war er nach Denver gewechselt. Die beiden Familien waren eine Zeit lang in Kontakt geblieben, hatten sich Briefe geschrieben und angerufen. Doug und Trish und Billy, damals noch ein Baby, hatten die Jennings in einem Sommer sogar in Denver besucht. Aber es waren neue Freunde aufgetaucht; die Verpflichtungen waren gewachsen, und es war nicht mehr so einfach gewesen, in Kontakt zu bleiben. Nach und nach war die Verbindung abgerissen. Doug hatte oft zu Trish gesagt, er müsse Don endlich mal anrufen oder ihm schreiben, aber irgendwie hatte er es nie getan.
Und nun hatte Don geschrieben, um ihm mitzuteilen, dass er und Ruth nach Arizona zurückkämen. Er hatte eine Anstellung an der Camelback Highschool im Valley, schrieb er, und die beiden Familien müssten sich unbedingt sehen, sobald er wieder in Arizona sei.
»Wirst du ihm zurückschreiben?«, fragte Trish, nachdem sie fertig gelesen hatte.
»Na klar.« Doug öffnete die anderen beiden Briefe. Der eine kam von der Schulverwaltung: Für das nächste Jahr war mit der Lehrergewerkschaft eine Lohnerhöhung in Höhe der Inflationsrate beschlossen worden. Das andere Schreiben kam von der Schulbehörde: Die Abgabefrist für die Stipendienanträge lief eine Woche später aus, als auf den Formularen angegeben; für etwaige Probleme, die durch den Druckfehler aufgetreten sein könnten, bitte man um Entschuldigung.
Doug sah Trish ungläubig an. »Lass mich das mal auf die Reihe bringen: Du und ich hören beide von Freunden, die wir seit Jahren nicht gesehen haben und zu denen wir keinen Kontakt mehr hatten; wir kriegen die Gehaltserhöhung, die wir haben wollten, und mein Antrag wird ohne Probleme rechtzeitig ankommen, weil die Frist eine Woche später endet, als ich dachte?«
»Schwer zu glauben, nicht?«
»Ich kaufe heute noch ein Lotterielos. Wenn unser Glück anhält, sind wir bis Mitternacht Millionäre.«
Trish lachte.
»Du glaubst, ich mache Witze? Das ist nicht bloß ein glücklicher Zufall. Das ist Glück!« Doug umfasste ihre Taille und zog sie an sich. »Wir haben eine Glückssträhne, Baby.«
»Baby?«
Doug drehte sich um. Billy stand in der Tür. Er sah müde aus, aber er lächelte, als er in die Küche kam. »Kann ich dich auch so nennen, Mom?«
Trish wand sich aus Dougs Armen und drehte sich zu Billy um. »Sehr witzig. Dein Vater spielt wie üblich den Clown. Du solltest aus seinen Fehlern lernen.«
Doug versuchte, sie zu fassen, doch sie entzog sich ihm und ging zum Schlafzimmer, und Doug gelang es nur, ihr einen Klaps auf den Hintern zu geben.
Billy sah seinen Eltern kopfschüttelnd zu, ging ins Wohnzimmer, stellte den Fernseher an und setzte sich auf die Couch. Doug ging in die Küche und beobachtete seinen Sohn aufmerksam. Sie hatten am Abend zuvor mit Billy gesprochen und eine lange Diskussion über den Tod und das Sterben geführt; Doug hatte gehofft, dass dabei viele Ängste angesprochen worden waren, aber anscheinend waren nur wenige bewältigt worden, wenn überhaupt: Billy war offensichtlich durch den Selbstmord des Postboten noch immer verstört. Doug musste gestehen, dass das auch für ihn selbst galt. Wie Billy hatte er sich nie wirklich mit dem Tod auseinandersetzen müssen. Natürlich hatte er Menschen gekannt, die gestorben waren, doch sie alle waren - wie Ronda - eher Bekannte gewesen als enge Freunde; Doug war nicht sicher, wie er reagieren würde, wenn seine Eltern sterben würden, oder Trish, oder Billy.
Trotz des Gesprächs mit seinem Sohn, in dem es vor allem um die Notwendigkeit gegangen war, sich seinen Ängsten zu stellen, wollte Doug nicht bei diesem Thema verweilen. Es war zwar ein oberflächlicher Ausweg, doch er zog es vor, lieber sein Leben weiterzuleben, als wäre nichts geschehen.
Trotzdem musste er jetzt an Bob Ronda denken. Schaudernd stellte Doug sich vor, wie der Postbote ausgesehen haben musste, nachdem er sich den Schädel weggeblasen hatte und Blut und Hirn an die Fliesen gespritzt waren. Der Tod war in jeder Form ein Thema, mit dem man nur schwer umgehen konnte, doch ein so schrecklicher Selbstmord war schmutzig und grausig zugleich.
Er blickte auf die Briefe in seiner Hand und dachte an den neuen Postboten. Der Zufall, an einem einzigen Tag so viel erfreuliche Post zu bekommen, war wunderbar, aber auch ein wenig unheimlich. Hätte Bob Ronda diese Briefe zugestellt, wäre Doug vor Freude außer sich gewesen. Doch wenn er sich vorstellte, wie die blassen, heißen Hände des neuen Postboten die Umschläge in den Kasten schoben und dann sorgfältig die Klappe schlossen, konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie irgendwie ... beschmutzt waren. Und obwohl eigentlich nichts passiert war, das seine Laune trüben konnte, war er nicht mehr so glücklich wie noch einen Augenblick zuvor. Er blickte zu Billy hinüber.
»Um welche Zeit ist der Postbote gekommen?«, fragte er beiläufig.
»Hab ich nicht mitgekriegt«, antwortete Billy, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden.
Doug erinnerte sich an das spöttische Lächeln des Postboten, an seine arrogante Miene. Er ertappte sich dabei, wie er sich fragte, was für einen Wagen der Mann wohl fuhr. Und wie mochte er heißen?
Doug blieb beim ersten Laden stehen, um Brot, Holzkohle, Tomaten, Salat und Erdnussbutter zu kaufen; dann schaute er auf dem Rückweg im Postamt vorbei. Er hatte keine Schwierigkeiten, eine Parklücke zu finden. Der winzige Parkplatz war praktisch leer. Zwei alte Männer saßen auf der Bank vor dem Postamt, als Doug die Stufen hinaufging, aber drinnen waren keine Kunden. Howard war wie üblich am Schalter und beschäftigte sich mit einem Paket. Er sah abgespannt aus; sein Gesicht war rot und fleckig, die Augen verweint, und Doug nahm an, dass er die Nacht zuvor wahrscheinlich mit Trinken verbracht hatte. Der Anblick des Mannes bereitete ihm ein unbehagliches Gefühl, aber er zwang sich zu lächeln, während er sich dem Schalter näherte. »Wie geht's, Howard?«
Der Postchef blickte zerstreut auf. »Gut«, sagte er, doch seine Stimme klang nicht überzeugend. Seine Antwort war eine Floskel, eine automatische Reaktion, und hatte nichts zu bedeuten. »Kann ich etwas für Sie tun, Doug?«
»Eigentlich bin ich nur vorbeigekommen, um einen Brief abzugeben, aber ich dachte, wenn ich schon mal da bin, könnte ich mal sehen, wie es Ihnen geht.«
Ein Anflug von Zorn huschte über Howards Gesicht. »Es geht mir gut. Ich wünschte, die Leute würden aufhören, mich zu behandeln, als käme ich gerade aus der Nervenheilanstalt. So zerbrechlich bin ich nicht. Ich werde schon keinen Nervenzusammenbruch erleiden. Himmel, man könnte meinen, ich wäre ein kleines Kind.«
Doug lächelte. »Die Leute hier machen sich Sorgen um Sie. Das wissen Sie doch.«
»Na ja, stimmt schon. Ich wünschte mir nur, dass sie sich ein bisschen weniger kümmern würden.« Er musste gehört haben, dass seine Stimme genervt klang, denn er schüttelte dümmlich lächelnd den Kopf. »Es tut mir leid, ich glaube, ich war in der letzten Zeit nicht ganz ich selbst.« Er warf Doug einen warnenden Blick zu. »Aber ich will kein Mitleid.«
Doug lachte. »Von mir kriegen Sie auch keins.«
»Gut.«
»Also, wer ist der neue Postbote?«
Howard legte das Paket auf die Waage, setzte seine Brille mit dem Metallrahmen auf und blinzelte durch die dicken Gläser, um das Gewicht abzulesen. »Er heißt John Smith.«
John Smith?
»Er war ziemlich schnell da, nicht?«
»Ja, das hat mich auch gewundert. Normalerweise dauert es vier oder fünf Wochen, um jemanden zu versetzen. Ich habe am Montag eine Anforderung beim Hauptpostamt eingereicht, und am Mittwoch war Smith schon hier.«
»Kommt er aus Phoenix?«
»Keine Ahnung. Er redet nicht viel. Aber ich bin sicher, dass ich das bald herausfinde. Ich habe ihm gesagt, dass er bei mir bleiben kann, bis er eine eigene Wohnung gefunden hat. Murials Zimmer steht leer, solange sie weg ist. Er kann da schlafen, wenn er das Bett macht und hinter sich aufräumt. Das ist billiger als ein Hotel, und er gewinnt dadurch etwas Zeit, sich eine Bleibe zu suchen. Normalerweise endet das damit, dass die Postler die erstbeste Wohnung nehmen, die sie kriegen können, weil sie es sich nicht leisten können, länger im Hotel zu bleiben. Die Post gibt keinen Zuschuss für Umzüge, und Gott weiß, dass sie den Postboten nicht genug bezahlen, um wochenlang im Hotel wohnen zu können.« Er schrieb eine Nummer auf einen kleinen Zettel, stempelte ihn mit einem roten Siegel ab und nahm das Paket von der Waage. Oben auf das Paket stempelte er FIRST CLASS.
»Und wie ist er so? Was halten Sie von ihm?«
Howard zuckte die Achseln. »Ist noch zu früh, um das zu sagen. Er scheint ganz nett zu sein.«
Doug blickte den Postchef misstrauisch an, während dieser das Paket in einen großen Karren warf. Es war nicht Howards Art, so zurückhaltend zu sein. Normalerweise war er mit seinem Urteil rasch bei der Hand und hielt damit auch nicht hinter dem Berg: Entweder mochte er jemanden oder nicht, und er zögerte auch nicht, seine Meinung kundzutun.
Doch Doug sagte nichts. Howard hatte gerade seinen besten Freund verloren. Wer war er, in einer solchen Situation über das Verhalten dieses Mannes zu urteilen?
»Trish hatte es ernst gemeint«, sagte er. »Wir möchten wirklich, dass Sie zu uns kommen.«
Howard nickte. »Ich komme gern«, sagte er aufrichtig.
»Wie wäre es dann am Wochenende? Freitag oder Samstag?«
»Klingt gut.«
»Ich sage Trish Bescheid. Sie wird Sie wahrscheinlich noch deswegen anrufen. In solchen Dingen verlässt sie sich nicht auf mich.« Er öffnete die Tür des Postamts. »Wir sehen uns.«
»Bis später«, antwortete Howard.
John Smith, dachte Doug, während er die Stufen hinunterging und seine Autoschlüssel aus der Tasche holte. Wer's glaubt.
Doug war auf dem Nachhauseweg, als ihm einfiel, dass er vergessen hatte, ein Lotterielos zu kaufen. Er hatte es nicht ernst gemeint, als er zu Trish gesagt hatte, das Glück stünde ihnen jetzt offen: Er kein kein Spieler, kaufte aber gelegentlich ein Los. Und obwohl er ein intelligenter und aufgeklärter Mann war, war er nicht ganz gegen Aberglauben immun. Er glaubte nicht wirklich an vorherbestimmtes Glück oder Unglück, schloss es aber auch nicht als völlig unmöglich aus. Außerdem hatte er nichts dagegen, ein paar Millionen zu gewinnen. Er würde sich schon an den Reichtum gewöhnen.
Doug wendete den Wagen und fuhr zum Circle-K-Einkaufszentrum. Er kaufte ein Los, überließ es dem Automaten, die Glückszahlen auszuwählen, und dachte über sein Leben als wohlhabender Mann nach, als er zum Wagen zurückging. Er wollte gerade die Tür aufschließen, als er neben dem Briefkasten am Straßenrand den Postboten sah. Der Mann kniete auf dem Boden. Die Klappe des Briefkastens war geöffnet; Schlüssel und Kette baumelten am Schloss, und er holte die eingeworfene Post heraus. Nur leerte er den Kasten nicht einfach, wie Doug es bei Bob Ronda gesehen hatte. Er ging die Umschläge durch und musterte jeden einzelnen sorgfältig. Einige legte er ordentlich in einen Plastikkasten neben sich. Andere steckte er achtlos in eine braune Papiertüte.
Seltsam, überlegte Doug. Wieso geht er mit einigen Umschlägen sorgfältig um, mit anderen gleichgültig? Es sah beinahe so aus, als wollte er ein paar Umschläge vor Howard verbergen, weil er gar nicht die Absicht hatte, sie zuzustellen.
Der Postbote hob den Blick und starrte Doug direkt an.
Doug schaute rasch zur Seite und tat so, als hätte er die Straße abgesucht, wobei sein Blick sich für einen kurzen Moment zufällig mit dem Postboten gekreuzt hatte. Aber in der Sekunde, als ihre Blicke sich trafen, hatte Doug das untrügliche Gefühl, dass der Postbote wusste, dass er ihn beobachtete - und dass genau dies der Grund dafür war, warum er in diesem Moment aufgeblickt hatte.
Du bist ja verrückt, sagte Doug sich selbst. Der Mann hatte bloß in seine Richtung geblickt. Das war alles. Es war eine vollkommen alltägliche Begegnung, ein purer Zufall. Es war nichts Seltsames oder Unheimliches daran. Doch als er den Postboten wieder anschaute, sah er, dass der Mann ihn immer noch anstarrte und dass ein angedeutetes, verächtliches Lächeln auf seinen schmalen Lippen lag.
Doug öffnete rasch die Wagentür und stieg ein. Er fühlte sich verletzlich, schutzlos und ein bisschen schuldig, als wäre er dabei erwischt worden, wie er jemanden beim Entkleiden beobachtete. Er wusste nicht, warum der Blick des Postboten solche Gefühle in ihm auslöste, aber er wollte erst gar nicht darüber nachdenken. Doug ließ den Motor an und setzte aus der Parklücke zurück. Die einzige Ausfahrt vom Parkplatz des Circle K war direkt neben dem Briefkasten, und er fuhr rasch über den Asphalt und hoffte, direkt auf die Straße abbiegen zu können. Doch er hatte kein Glück. Auf dem Highway wimmelte es von Autos und Wohnwagen, die vom See kamen, und Doug musste auf eine Lücke warten. Er konzentrierte sich auf den Verkehr und blickte nur nach links, konnte aus dem Augenwinkel aber erkennen, dass der Postbote ihn weiter anstarrte, schweigend und regungslos. Dann endete die Schlange von Fahrzeugen, und Doug fuhr mit kreischenden Reifen los. Er konnte dem Impuls nicht widerstehen und blickte beim Vorbeifahren durch das Beifahrerfenster.
Der Postbote winkte ihm lächelnd zu.