Paul Hagbolt versetzte Margo Gelhorn einen leichten Rippenstoß, um sie vor dem Kichern zu warnen, als eine Frau in der zweiten Reihe Doc fragte: »Woraus besteht eigentlich dieser Hyperraum, aus dem Ihrer Meinung nach Planeten kommen können?«
»Ja, warum erklären Sie uns nicht gleich, was wir darunter zu verstehen haben?« schlug der Bärtige sofort vor.
»Der Hyperraum ist ein Begriff, der zuerst in der theoretischen Physik und dann in allen möglichen SF-Stories aufgetaucht ist«, begann Doc bereitwillig. »Ihnen ist vermutlich bekannt, daß es angeblich keine Überlichtgeschwindigkeit geben kann. Fast dreihunderttausend Sekundenkilometer ist ziemlich schnell, aber wenn man die Entfernungen zu den nächsten Sternen kennt, kommt es einem sehr langsam vor.
Allerdings ist es theoretisch möglich, daß das Raum-Zeit-Kontinuum an einigen Stellen so zusammengedrückt ist, daß weit voneinander entfernte Teile des Universums sich berühren — in einer höheren Dimension. Das führt zu dem Begriff des Hyperraumes, in dem jeder Teil mit jedem anderen in Berührung steht. Trifft diese Vermutung zu, müßte es theoretisch möglich sein, mit Überlichtgeschwindigkeit zu fliegen, indem man hier in den Hyperraum eintritt und an der gewünschten Stelle wieder in den Normalraum zurückkehrt. Bisher sollten das nur Raumschiffe können — aber ein entsprechend ausgerüsteter Planet müßte ebenfalls dazu in der Lage sein.«
»Theorie!« schnaubte der Ladestock. »Unsinn!« fügte er dann leiser hinzu.
»Gibt es Beweise für die Existenz dieses Hyperraumes, durch den man fliegen könnte?« erkundigte sich der Bärtige.
»Nicht den geringsten«, antwortete Doc grinsend. »Ich habe schon mit Freunden darüber gesprochen, die Astronomen sind, aber sie nehmen mich alle nicht ganz ernst.«
»Interessant«, meinte der Bärtige. »Wie müßte ein Beweis dafür aussehen?«
»Darüber habe ich schon oft nachgedacht«, gab Doc zu. »Meiner Meinung nach erfordert der Flug durch den Hyperraum die Erzeugung eines künstlichen Schwerefeldes, das so groß sein müßte, daß das Sternenlicht in diesem Teil des Raumes für kurze Zeit versetzt wird. Deshalb habe ich vorgeschlagen, daß meine Freunde danach Ausschau halten — Sterne, die für Sekunden unsichtbar werden oder sich zu bewegen scheinen.«
Die Frau in der zweiten Reihe warf ein: »In der Zeitung stand ein Artikel über einen Mann, der gesehen haben will, daß die Sterne sich bewegten. Ist das ein Beweis für Ihre Theorie?«
Doc schüttelte den Kopf. »Leider nicht, denn der Mann war angeheitert.«
Paul spürte, daß Margo seinen Arm umklammerte. »Hat Doc eben nicht beschrieben, was auf den vier Fotografien zu sehen ist?« fragte sie.
»Es klingt jedenfalls ähnlich«, antwortete er ausweichend.
»Was ist damit?« wollte Margo wissen. »Hat Doc recht oder nicht?«
»Opperly meint ...«, begann Paul. Dann merkte er, daß Doc ihn angesprochen hatte.
»Entschuldigen Sie, daß ich Ihren Namen nicht weiß, aber haben Sie etwas zu unserem Thema zu bemerken?«
»Nein«, rief Paul hastig. »Wir waren nur von Ihrer klaren Darstellung beeindruckt.«
Doc bedankte sich mit einem freundlichen Kopfnicken.
»Lügner!« zischte Margo Paul zu. »Am liebsten würde ich ihm alles erzählen.«
Paul widersprach nicht, was vielleicht der beste Ausweg war. Er wußte, daß er keine Geheiminformationen weitergeben durfte — noch dazu an diese Verrückten die Untertassen beobachten wollten. Trotzdem fand er es ziemlich unfair, daß ein offenbar hochintelligenter Mann wie Doc nichts über die Aufnahmen erfahren durfte.
Barbara Katz sagte: »Am besten sehen Sie selbst einmal hinein, Mister Kettering — ich bilde mir ein, ein weißes Licht in der Nähe von Kopernikus beobachtet zu haben.«
Knolls Kettering III. ächzte leise, als er ihren Platz am Okular einnahm. »Sie haben recht, Miß Katz«, bestätigte er. »Wahrscheinlich machen die Russen Versuche mit Leuchtfackeln.«
»Wenn es um den Mond geht, bin ich mir nie ganz sicher — ich sehe immer die Lichter von Lunar City und Leyport und anderen Städten, die in SF-Stories vorkommen.«
»Ich auch, Miß Katz! Jetzt ist ein rotes Licht aufgetaucht.«
»Oh, darf ich es auch sehen? Aber Sie müssen immer aufstehen. Könnte ich nicht einfach auf Ihrem Schoß sitzen, wenn der Hocker uns beide aushält?«
Knolls Kettering III. zuckte bedauernd mit den Schultern. »Der Hocker ist stabil genug, aber ich fürchte, daß der Nagel in meiner Hüfte dem Gewicht nicht gewachsen ist.«
»Oh, das tut mir aber leid.«
»Sprechen wir nicht weiter darüber, Miß Katz. Ich brauche Ihnen nicht leid zu tun.«
»Keine Angst«, versicherte sie ihm. »Ich finde es sogar romantisch, daß Sie so zusammengeflickt sind — wie die alten Soldaten, die in den Stories von Heinlein und E. E. Smith die Raumakademien leiten.«