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Hunter blieb noch einmal stehen, um einen letzten Blick in die Schlucht zu werfen, bevor er an dem Lieferwagen vorbei auf den Thunderbird zuging und seinen Platz hinter dem Steuer einnahm. Rama Joan und Margo standen neben ihm. Die übrigen Mitglieder der Gruppe waren bereits eingestiegen. Ann und Wanda in dem Sportwagen, die Hixons und Ida im Führerhaus des Lieferwagens, die restlichen fünf Männer auf der Ladefläche neben Ray Hanks.

Hunter hatte sich nicht danach gedrängt, den Befehl über die Gruppe zu übernehmen, sondern hatte versucht, Doddsy dafür vorzuschlagen, aber Hixon hatte ihn nur angesehen und dabei gesagt: »Doc hätte bestimmt Sie ausgesucht.« Damit war die Angelegenheit bereits entschieden gewesen.

Hunter scheute vor endgültigen Entscheidungen zurück, zu denen auch die Ablehnung von Hixons Vorschlag gehörte, sie sollten die Impulspistole dazu benützen, die Straße mit einigen größeren Felsen zu blockieren. Er hatte seine ablehnende Haltung damit begründet, daß die Pistole nur noch ein Achtel der ursprünglichen Ladung enthielt, wenn der violette Streifen wirklich den noch zur Verfügung stehenden Energievorrat anzeigte. Die zweite Entscheidung war von ihm verlangt worden, als die Frage aufgeworfen wurde, ob sie nach Mulholland abbiegen oder bis nach Vandenberg zwei zurückfahren sollten. Hunter war ihr ausgewichen und hatte sie auf den Zeitpunkt verschoben, an dem sie die Kreuzung erreicht haben würden. Daraufhin hatte Margo ihn leise, aber energisch darauf hingewiesen, daß sie darauf bestand, Morton Opperly zu sehen — besonders jetzt nachdem sie bestimmt wußten, wo er sich aufhielt. Margo warf Hunter vor, er habe es versäumt, das gleich von Anfang an klarzumachen, damit alle wußten, was beabsichtigt war.

Von Doc wurde kaum noch gesprochen, obwohl das die allgemeine Niedergeschlagenheit nur noch unterstrich. Hunter hatte Wojtowicz gefragt, was Doc zuletzt gesagt habe, und Wojtowicz hatte geantwortet: »Ich habe ihn noch einmal vor dem Hut gewarnt und ihm gesagt, daß das Ding nur Unglück bringen kann, aber er hat nur gelacht und geantwortet: ›Wojtowicz, wenn Sie später so kahl sind, wie ich es schon jetzt bin, und Ihre Glatze nicht einmal verstecken dürfen, wissen Sie, was das größte Unglück ist!‹«

Der Ladestock meinte mit einem traurigen Kopfschütteln: »Ich habe ihn ebenfalls davor gewarnt.« Dann fügte er leiser hinzu: »Hochmut kommt vor dem Fall.«

Wojtowicz war mit den Fäusten auf den Ladestock losgegangen, und der kleine Mann hatte zu vermitteln versucht, indem er sagte: »Ich glaube, daß Charles Fulby damit nur die Hybris gemeint hat — den fast unverständlichen Optimismus einiger griechischer Helden, der die Götter so neidisch und eifersüchtig machte, daß sie diese Menschen vernichteten.«

»Die alten Griechen sind mir völlig schnuppe, Doddsy!« hatte Wojtowicz erregt geantwortet. »Solange ich hier bin, sagt jedenfalls keiner etwas gegen Doc!«

Jetzt sah Hunter auf den gleichen schwarzen Hut hinab, den er die ganze Zeit über zerknautscht in der Hand gehalten hatte und er dachte an Doc, der dort unten neben den drei Mördern lag, als sei er einer von ihnen.

»Mein Gott, das ist wirklich ungerecht«, murmelte er vor sich hin. »Sogar Doddsys dämlicher Köter hat ein schöneres Begräbnis gehabt, als wir Doc geben können.«

Er überlegte sich, ob er den Hut irgendwo aufhängen sollte, aber das wäre nicht richtig gewesen. Schließlich glättete er die breite Krempe, wartete einen windstillen Augenblick ab und warf den Hut dann über die Felskante. Eine Sekunde lang glaubte er, der Hut würde vorher hängenbleiben, und überlegte sich, wie schrecklich unbeholfen das wirken mußte, aber das schwarze Ding segelte knapp über die Kante und verschwand.

Aus der Ferne drang leises Motorengeräusch zu ihnen herauf. Es schien von der verstopften Autobahn her zu kommen.

»Haben Sie das gehört, Mister Hunter?« rief Harry McHeath. Er kauerte auf der Ladefläche und hielt sein Gewehr schußbereit. Hunter dachte daran, daß Doc von den betrunkenen Halbstarken gesprochen hatte, die jeden Augenblick auftauchen konnten.

Hunter drehte sich um und zog Margo und Rama Joan hinter sich her auf den Thunderbird zu. Als er sich ans Steuer setzte — Margo zwängte sich in den Rücksitz, Rama Joan saß vorn neben Ann —, dachte er: Doc wäre in aller Ruhe gegangen. Oder doch nicht? Zumindest hätte er irgend etwas gesagt.

Er ließ den Motor an, drehte sich noch einmal um und hob den rechten Arm.

»Wenn hinter uns andere Wagen kommen, überholen Sie mich«, rief er Hixon zu. »Dann können wir die Impulspistole benützen. Wenn sie auf uns zielen, wird sofort geschossen. Okay, wir fahren!«

Das war nicht gut, überlegte er, als er anfuhr, aber es mußte eben genügen.


Paul Hagbolt sah in die bodenlose Dunkelheit hinab, als sei die durchsichtige Wand der Untertasse der gläserne Deckel eines großen Aquariums, durch das die Sterne, der Wanderer und die Erde wie geheimnisvoll leuchtende Fische schwammen. Dann glaubte er wieder, durch ein Mikroskop zu sehen, auf dessen Objektträger die Sterne sich wie diamantene Infusorien bewegten.

»Du denkst, der Raum sei leer«, sagte Tigerishka neben ihm, »aber in Wirklichkeit ist er übervoll. Euer Sonnensystem ist eines der wenigen Gebiete, das sich in seinem ursprünglichen Zustand erhalten hat — wie ein kleiner, völlig überwucherter Garten im Herzen einer Stadt, die bereits das ganze Land verschlungen hat.

In der Galaxis, aus der unser Wanderer stammt, kreisen so viele Planeten um jede Sonne, daß sie ihr Licht verdecken und die Galaxis in eine belebte Stadt verwandeln. ›Wo ein Sonnenstrahl hinfällt, schwebt einer unserer Planeten‹, sagen unsere Ingenieure stolz. Oder sie verankern dort ein Kraftfeld, das die Strahlen reflektiert.

Zehntausende von Planeten um jede Sonne rufen Zehntausende von Fluten hervor, so daß die Hälfte unserer Ingenieurkunst aus Gezeitenharmonisierung besteht. Die Planeten folgen einander so dicht auf gleichen Kreisbahnen, daß sie elliptische Perlenketten bilden, in denen jede Perle eine Welt darstellt. So sieht das Universum wirklich aus — das ist das wahre Gesicht der meisten Sonnensysteme.

Die Menschen wissen noch nichts davon weil das Licht sich so langsam bewegt. Könnten sie eine Milliarde Jahre warten, würden sie erleben, wie es im Raum dunkel wird — aber nicht etwa deshalb, weil die Sterne erlöschen, sondern weil ihre Besitzer sie vor den Blicken der Menschen abschirmen und ihr Licht ängstlich für sich bewahren wollen.

Nur sehr wenige der Planeten, hinter denen jetzt die Sterne verschwinden, sind auf natürliche Weise entstanden. Die weitaus meisten verdanken ihre Existenz unseren Ingenieuren und Wissenschaftlern. Trillionen erloschener Sterne, erkalteter Monde und kosmischer Gaswolken sind abgebaut worden, um diese Planeten zu schaffen — eure Pyramiden mit einer Unendlichkeit multipliziert. Auch die Milchstraße ist keine Ausnahme. Die dunklen zentralen Schatten, die eure Astronomen so verblüffen, sind in Wirklichkeit nur Sonnen mit unzähligen Planeten.

Ein Teich kann sich fast ebenso schnell wie eine Pfütze mit Infusorien füllen. Ein Kontinent füllt sich fast ebenso rasch mit Kaninchen wie ein Landstrich. Und intelligentes Leben kann sich in fast dem gleichen Zeitraum bis an die Grenzen des Universums ausdehnen, den es sonst brauchen würde, um auf einem einzelnen Planeten zur Reife zu gelangen. Die Planeten einer Billion Sonnen bringen eine Rasse von Raumfahrern ebenso schnell hervor wie die einer einzigen. Zehn oder hundert Trillionen Systeme lassen sich ebenso rasch von einem bestimmten Gedanken infizieren wie eines.

Das intelligente Leben breitet sich schneller als die Pest aus. Und die Wissenschaft wächst rascher als eine Krebsgeschwulst. Auf jedem natürlichen Planeten kriecht das Leben Millionen Jahre lang, aber dann kommt es über Nacht zu einer unvorstellbaren Blüte. Die Samen werden über weite Entfernungen hinweg zu anderen Planeten geschleudert, wo sie wie Unkraut wuchern, und dann kommt die Explosion ihrer Samen und so weiter und so weiter, bis die gekrümmten Enden des Universums erreicht sind.

Dabei gibt es dramatische Augenblicke des Zusammentreffens mit anderen Lebensformen — Erschrecken, Verwunderung, Erstaunen. Und dann kommt unweigerlich die Enttäuschung und die Langeweile. Die Pfütze, in der gestern erst einige Amöben schwammen, wimmelt heute vor Leben — und der Teich ebenfalls. Die Algen glänzen wie Juwelen, aber das Wasser wird bald trüb und undurchsichtig.« Tigerishka wies nach draußen, wo die Sterne strahlten. »Die Diamanten, die du dort siehst sind Lügen, Paul. Die Sonnen, die einmal dieses helle Licht ausgestrahlt haben, sind längst verdunkelt.

Das Universum ist nicht mehr leer, Paul. Überall gibt es intelligente Lebewesen, deren Planeten die Sterne verdunkeln, deren Ingenieure hemmungslos die Energien der Sonnen vergeuden, um immer mehr Lebensmöglichkeiten zu schaffen. Das Universum verwandelt sich trotz seiner unendlichen Weite in einen Slum und stirbt dabei allmählich — wie das Wasser in einem Teich im Laufe der Zeit verdirbt, wenn es zuviel Leben enthält.

Die Lebewesen werden unsterblich gemacht, so daß dem Verstand für die Zukunft keine Grenzen mehr gesetzt sind. Deine Welt, Paul, ist eine der wenigen Inseln des Todes, die noch in dem Meer der Unsterblichkeit unverändert geblieben sind.

Durch Reisen im Hyperraum und telepathische Nachrichtenverbindungen sind die Enden des Universums einander näher als die Planeten eures Sonnensystems. Die Systeme sind zentralisierter als die Staaten der Erde — sogar mehr als die fünfzig Staaten deines Landes. Und der Kosmos wird von einer demokratischen Regierung beherrscht, die gnädiger und schrecklicher als jeder imaginäre Gott ist.

Vielleicht beruhen eure primitiven Anschauungen von dem Himmel über euch — und besonders eure geteilte Meinung darüber, daß der Himmel wunderbar, aber auch langweilig ist — nur auf einem Erlaß dieser Regierung.

Sicherheit nach außen und innen ist ihr oberstes Prinzip. Sie ist konservativ und wird von den Alten gebildet, die seit Einführung der Unsterblichkeit überall in der Mehrzahl sind. Sie ist pedantisch, geduldig, gerecht, barmherzig — aber nur den Schwachen gegenüber! — und unendlich hartnäckig. Allein ihre schriftlichen Aufzeichnungen und Berichte auf Mikrofilm füllen die Planeten zweier Systeme. Sie betrachtet es als ihre wichtigste Aufgabe, alles schriftlich festzuhalten, was sich jemals ereignet hat.

Jede Rasse, die nur einigermaßen intelligent, anständig und friedlich ist, kann erwarten, von der Regierung in ihrem Lebensstil unterstützt zu werden. Sie wendet sich stets gegen jeden Energieverbrauch, der nicht der Erhaltung oder Sicherung des bisher Erreichten gilt; sie ist gegen die Erkundung des Hyperraumes und gegen seine Nutzbarmachung, weil er nur der Fortbewegung ihrer Polizei dienen soll. Ihre größte Angst beruht auf der Möglichkeit, daß eines Tages das bestehende Universum beschädigt oder gar zerstört werden könnte, denn wenn man von dem Hyperraum absieht, gibt es keine Sicherheit im Unendlichen mehr, in die man sich flüchten könnte. Deshalb ist die lähmende Todesfurcht so weit verbreitet.

Da sich aber selbst Unsterbliche fortpflanzen müssen — allerdings nur sehr begrenzt —, um die Illusion aufrechtzuerhalten, sie lebten noch immer wirklich, muß die Regierung ständig Platz für neue Bürger finden. Auf dieser Suche wird sie auch bald euer Sonnensystem genauer erforschen, Paul. Die bisher geübte Zurückhaltung in der Frage der unbesiedelt gebliebenen Welten ist aufgegeben worden. Früher wurden sie als Reservate betrachtet, die mit allen Mitteln geschützt werden mußten, damit das intelligente Leben sich dort ungestört entwickeln konnte. Aber jetzt werden ihre Planeten gebraucht — ihre Materie und die Energie ihrer Sonnen ebenfalls. Deshalb sollen sie in die kosmische Super-Kultur eingegliedert werden. Vorsichtig, überlegt und freundlich — aber trotzdem entschlossen, so daß die Menschen vermutlich schon innerhalb der nächsten zweihundert Jahre vor diesem erzwungenen Anschluß stehen. Und wenn der Prozeß erst einmal begonnen hat, wird er rasch abgeschlossen — zehn oder zwanzig Jahre später wird es keine Planeten im Urzustand mehr geben.

Die Ziele und Absichten der kosmischen Regierung lassen sich am besten in der Feststellung zusammenfassen, daß sie das intelligente Leben bewahren will, bis das Universum zerfällt. Früher gab es eine Zeit, in der man glaubte, das Universum werde ›ewig‹ bestehen, aber jetzt wissen wir, daß der Höhepunkt und Abschluß zugleich dann erreicht ist, wenn alle Materie der Erhaltung des Lebens dient, wenn die natürliche Entropie so weit verlangsamt worden ist, wie das innerhalb der Grenzen des Universums überhaupt möglich ist. Sie sehen darin einen Idealzustand. Wir erkennen darin eine tödliche Gefahr.

Mein Volk gehört zu den jüngeren Rassen der kosmischen Kultur, die seit jeher ein engeres Verhältnis zum Tod haben, die schon immer mehr Wert auf Abenteuer als auf Sicherheit gelegt haben, denen Freiheit mehr als ein voller Magen bedeutet. Wir ziehen Wachstum der Unsterblichkeit vor — deshalb fürchten wir uns auch nicht vor den Gefahren, die andere abschrecken.

Aber vor allem wollen wir den Hyperraum erforschen und zugänglich machen, anstatt ihn nur zweckmäßigerweise für rasche Reisen zu benützen, bei denen man die Küste nie aus den Augen verlieren darf, die unseren Kosmos bezeichnet. Nein, wir möchten wie die alten Seefahrer kühn in das Unbekannte hineinfahren, in dem uns vielleicht noch größere Stürme erwarten.

Wir sind davon überzeugt, daß dort Milliarden Trillionen anderer Systeme zu finden sein müssen — Milliarden Trillionen Blätter im Wirbelwind, Milliarden Trillionen Schneeflocken im Sturm. Vermutlich gleichen sie den unseren nicht, sondern bestehen aus anderen Grundstoffen — oder aber aus veränderlichen Kontinuitäten. Welten aus solider Materie oder aus Löchern in ihr. Welten ohne Licht. Welten, auf denen das Licht sich so rasch wie ein Gedanke oder so langsam wie das gesprochene Wort bewegt. Welten, auf denen die Materie durch Gedanken zum Wachsen gebracht werden kann, wie hier der Verstand durch Moleküle wächst. Eine chromatische Skala aller möglichen Welten, die ein vollkommenes Spektrum der Schöpfung darstellen.

Oder wenn wir im Hyperraum keine Welten finden, können wir dort welche schaffen! Warum sollten wir nicht den Anstoß dazu geben, indem wir ein Urteilchen erzeugen? Was kümmert es uns, wenn dabei dieser Kosmos zerstört wird?

Das ist unsere größte Aufgabe. Aber wir haben auch kleinere Forderungen zu stellen: keine Nachforschungen in unsere Angelegenheiten, unseren Planeten und unsere Gedanken! Alle Waffen, die wir für erforderlich halten. Ungestörte Forschung, deren Ergebnisse in erster Linie uns zugute kommen. Keine Inspektionen! Das Recht, unseren Planeten überallhin zu steuern, selbst wenn dort keine Kreisbahn auf uns wartet, für die wir Miete bezahlt haben. Das Recht, in der eisigen Dunkelheit zwischen den Sternen zu leben, wenn wir auf die Nachbarschaft anderer Planeten verzichten wollen. Das Recht, den Hyperraum zu durchfliegen, den die Regierung eifersüchtig für sich reservieren will. Das Recht zum Risiko, das Recht zum Leiden; das Recht, unklug zu sein, und das Recht, zu sterben.

Diese Forderungen widersprechen der Politik einer Regierung, zu deren Prinzipien es gehört, alle gleich zu behandeln — die erschrockene Maus und den ängstlich flatternden Sperling nicht besser und nicht schlechter als den Tiger. Die Regierung möchte bei jeder Sonne ein Polizeirevier einrichten, möchte auf jedem Planeten ihre Polizisten stationieren und endlich durchsetzen, daß nur noch Streifenwagen die dunklen Weiten des Universums durchqueren.

Vor Jahrtausenden begann die Regierung, Maßnahmen zu beschließen, die unsere Freiheit beschneiden sollten. Wir versammelten uns auf einem Planeten gewannen allmählich Prestige und Einfluß, lebten unser eigenes Leben und schienen allmählich an Boden zu gewinnen — bis wir merkten, daß wir jetzt nur ein einziges gutes Ziel für die Polizei abgaben.

Vor etwa hundert Jahren wurden wir alle vor Gericht gestellt. Schon bald war klar, daß das Urteil nicht zu unseren Gunsten ausfallen würde: kein ungestörtes, zurückgezogenes Leben, keine geheime Forschung, keine Flüge durch den Hyperraum, keine Möglichkeit, die Probleme des Universums durch eigene Anstrengung zu lösen.

Sollten wir uns also ergeben — oder sterben? Wir brachen aus und flohen.

Seither werden wir ohne Unterbrechung gejagt. Unsere Verfolger lassen nicht locker und bleiben ständig auf unserer Spur. Nirgendwo in diesem Universum gibt es einen sicheren Zufluchtsort für uns. Nur die Stürme des Hyperraumes verbergen uns für einige Zeit vor unseren Verfolgern, aber wir wissen nicht, wie wir ihnen auf die Dauer widerstehen sollen.

Der Hyperraum entspricht einem Meer der Erde; seine Oberfläche ist das bekannte Universum, seine Schiffe sind die Planeten — und wir sind ein Unterseeboot. Wir tauchen in der Nähe einer einzelnen Sonne auf, die noch nicht von künstlichen Planeten verdeckt ist. Dann erscheinen sie, so daß wir wieder untertauchen müssen. Gelegentlich bleiben wir zu lange und müssen um unser Leben kämpfen, bevor wir in der stürmischen Dunkelheit verschwinden können, in die uns niemand zu folgen wagt. Wir haben schon drei Sonnen als Ablenkungsmanöver in Novä verwandelt! Vielleicht sind dabei auch Planeten vernichtet worden, wir wissen es nicht.

Von Zeit zu Zeit schlagen unsere Verfolger einen Waffenstillstand vor und verhandeln mit uns, bevor sie ihre Energiestrahler wieder auf uns richten. Wahrscheinlich hoffen sie, daß wir den Lichtbogen ihrer Vernunft erkennen, der stets über diesem kosmischen Gefängnishof strahlt.

Schon zweimal haben wir den Versuch unternommen, einen anderen Kosmos zu finden — wir sind ohne bestimmten Kurs durch den Hyperraum geflogen. Aber die dort herrschenden Stürme haben uns wieder an diese Küste zurückgeworfen, die unser Universum darstellt.

Wir geben uns alle Mühe, an unseren Prinzipien festzuhalten, aber auch das wird immer schwerer. Wir hätten deinen Planeten nicht zu beschädigen brauchen, Paul! Das ist meine Meinung, die ich allerdings nicht beweisen kann, weil ich nicht weiß, welche Überlegungen unser Kapitän angestellt hat. Aber obwohl ich das nicht bestimmt weiß, hoffe ich, daß wir für immer in einem Sturm verschwinden, bevor wir nochmals anderen Lebewesen schaden. Es heißt, daß man beim drittenmal ertrinkt ... Das hoffe ich!«

Ihre Stimme veränderte sich, als sie plötzlich ausrief: »Oh, Paul, wir möchten diese wunderbaren Träume so gern verwirklichen — und dabei bringen wir nur immer Unheil über andere. Ist es da nicht verständlich, daß wir im Tod den einzigen Ausweg sehen?«

Tigerishka wandte sich ab. Kurze Zeit später fügte sie ruhiger hinzu: »Jetzt habe ich dem Affen alles erzählt. Der Affe kann sich der Katze überlegen fühlen, wenn er Lust dazu hat.«

Paul holte leise tief Luft und atmete wieder aus. Er spürte daß sein Herz rascher als sonst schlug. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte er Tigerishkas Erzählung vielleicht bezweifelt oder sich gefragt, ob er wirklich alles richtig verstanden habe. Aber angesichts der Millionen Sterne vor dem nachtschwarzen Hintergrund konnte Paul nicht einmal mehr unterscheiden, ob er nur träumte oder ob er diese phantastische Geschichte wirklich gehört hatte; zum erstenmal in seinem Leben gingen Einbildung und Wirklichkeit so nahtlos ineinander über, daß sie zu verschmelzen schienen.

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