Drei Tage saß Sturm in seiner Zelle. Der Raum, in den man ihn gesteckt hatte, war kaum größer als eine fensterlose Pferdebox. Die Seitenwände gingen in die Decke über, die nach hinten abfiel, wo eine alte Strohmatratze lag. Die vordere Wand war zwölf Fuß hoch. Darüber sah man nur die Decke und das offene Loch über dem Mittelfeuer des Hauses. Nachts blinkte gelegentlich ein Stern durch die Öffnung, und morgens hatte Sturm einmal ganz früh geglaubt, er würde den Silberrand von Solinari sehen. Die meiste Zeit war die Öffnung jedoch ebenso leer wie die Wände, die ihn umgaben und die von zwei stämmigen Angehörigen der Miliz bewacht wurden.
Die Soldaten sprachen nur lemisch und betrachteten ihren solamnischen Gefangenen voller Argwohn. Zweimal am Tag steckte einer von ihnen den Kopf durch die Tür, schob Sturm eine schmutzige Tonschüssel hin und machte die Tür dann schnell wieder zu, um ihn seinem Brei und seinen Gedanken zu überlassen.
Diese ganze Sache mit Jack Derry beschäftigte ihn unablässig. Es war doch überaus seltsam, daß keiner aus dem Dorf – von der Druidin bis zu den Wärtern seiner Zelle – irgend etwas über den Gärtner wußte.
Noch drängender war die Frage, was aus Mara geworden war. Sturm nahm an, daß sie in Sicherheit war, doch nachts hatte er einmal oder zweimal geglaubt, er würde ganz in der Nähe ihre Stimme hören. In der zweiten Nacht hätte er schwören können, er würde das dünne, klagende Lied einer Flöte aus dem Nachbarraum hören.
In der dritten Nacht seiner Gefangenschaft hörte er wieder das Lied der Flöte. Jetzt erkannte er wie damals auf der Ebene die alte Elfenhymne, deren klare, traurige Worte die Luft im Haus erfüllten und den Rauch in die Sternenreiche Nacht hinaustrieben.»Der Wind
Taucht durch die Tage.
In der Jahreszeit, während der Nacht
Entstehen große Königreiche.
Der Atem
Der Feuerfliege, des Vogels,
Der Bäume, der Menschen
Verblaßt in einem Wort.
Der Schlaf jetzt,
Unser ältester Freund,
Wiegt sich in den Bäumen
Und ruft
Uns zu sich.
Die unendlich lange Zeit,
Die tausend Leben
Der Menschen und ihre Geschichten
Kehren in ihre Gräber ein.
Aber wir,
Das ewige Volk
Im Gedicht und in der Pracht
Verblassen im Lied.«
Sturm schloß die Augen und hörte genau zu, ließ sich weder durch Gedanken noch durch seine Sinne ablenken. Mara hatte von dem Lied gesprochen, das in den Pausen verborgen war, von der Magie der weißen Weise, die den meisten Ohren nicht zugänglich ist. Lag vielleicht eine Botschaft zwischen den Worten, die sie sang?
Lange lauschte er angestrengt auf die Töne und die Pausen zwischen den Zeilen. Aber in der Stille fiel ihm nichts auf. »Nichts«, murmelte er und legte sich auf sein Strohlager. »Nur Wunschdenken und Elfenverse.«
Als die Nacht fortschritt, nahm er die Melodie nur noch unbewußt wahr. In den frühen Morgenstunden, als er in jenem eigenartig erwartungsvollen Zustand zwischen Schlafen und Wachen dämmerte, hörte er, wie Mara wieder zu singen begann.
Und beim dritten Mal hörte er etwas: Wunschdenken vielleicht oder Verse, aber trotzdem hatte sich etwas in die letzten Strophen des Liedes eingeschlichen.
»Die unendlich lange Zeit
keine Angst keine Angst
Die tausend Leben
Der Menschen und ihre Geschichten
Kehren in ihre Gräber ein.
Aber wir,
hör zu hör zu
Das ewige Volk
Im Gedicht und in der Pracht,
Verblassen im Lied.
Magie fließt frei in der Luft.«
In der Musik dieser Pausen lagen Süße und Sicherheit und der sichere Eindruck, daß die Finsternis nicht abgrundtief war.
Sturm traten Tränen in die Augen, während die Melodien – die hörbare und die unhörbare – in der verrauchten Nachtluft verklangen. Er saß senkrecht auf seinem Lager. In der Stille, die auf das Lied folgte, bemühte er sich, Worte, Anweisungen, Rat oder Trost zu hören, aber es gab nichts als das Schnarchen einer etwas entfernten Wache und das Knistern des Feuers.
Hellwach legte er sich jetzt wieder hin und bemühte sich, wieder einzuschlafen, doch erst nach Stunden machte er die Augen zu und war sofort in tiefen Schlaf versunken.
Am vierten Morgen ging die Tür wie gewohnt auf. Sturm setzte sich nach der unruhigen Nacht etwas hungriger auf als sonst und hoffte, der Brei würde heute morgen etwas besser schmecken. Doch nicht sein Frühstück kam, sondern die Druidin Ragnell.
Eskortiert von Wachmann Oron trat die alte Frau herein. Mit einer raschen Handbewegung entließ sie den großen Kerl, der ihr widerstrebend nachsah, als er die Tür hinter ihr schloß.
»Dir ist klar, daß du lange hier sein wirst«, sagte sie.
Sturm sagte kein Wort. Wie sollte er mit der Mörderin seines Vaters reden? Wütend legte er sich wieder auf die Matratze und drehte sein Gesicht zur Wand.
Hinter sich hörte er die Druidin schlurfen und husten. Es war schwer, sie sich an der Spitze einer Armee vorzustellen.
»Und das ist deine Begrüßung?« fragte sie. »Das ist die berühmte solamnische Höflichkeit?«
Sturm wälzte sich herum und warf ihr durch den Raum einen zutiefst haßerfüllten Blick zu.
»Vielen Dank, Lady«, antwortete er mit eisiger Höflichkeit, »aber ich würde meinen Brei Eurer Gegenwart vorziehen.«
Die Druidin lächelte. Mit knackenden Gelenken setzte sie sich vor ihn. Aus den Falten ihrer Robe zog sie einen Zweig – Weide vielleicht, doch mit Pflanzen kannte Sturm sich kaum aus, so daß er es nicht genau feststellen konnte. Mit sicherer, gekonnter Geste malte sie einen Kreis auf den Erdboden.
»Dein Vergehen ist schwer, Kleiner«, stellte sie fest. »Schwer und teuer.«
»Vergehen? Daß ich von bewaffneten Wachen vor Euch geschleppt wurde?«
Die Druidin ignorierte ihn, denn ihre Augen lagen auf dem Staubhäufchen in dem frisch gezogenen Kreis. Bald merkte Sturm, wie seine Augen unwillkürlich den raschen, kreisenden Bewegungen ihres Stocks folgten.
»Es ist ein Vergehen«, erklärte sie, »denn die Menschen in Lemisch fürchten die Legionen der Solamnier, ihre hellen Schwerter, ihre Pferde und die Rechtschaffenheit in ihren Augen.«
»Vielleicht ist ihre Furcht selbstverschuldet, Lady Ragnell!« gab Sturm zurück. »Vielleicht schreit noch ein Verbrechen in Lemisch nach Gerechtigkeit! Vielleicht stehen verlassene Schlösser im Norden, die davon zeugen – «
»Wovon zeugen?« unterbrach die Druidin mit ruhiger, ungerührter Stimme. Tief in ihren Augen sah Sturm ein Flackern. Zorn? Belustigung? Er wußte es nicht.
»Vielleicht gibt es einen Grund, Sturm Feuerklinge«, besänftigte ihn Lady Ragnell. »Die jungen Leute glauben das, und deshalb bitten wir sie, das Schwert zu ergreifen.«
Sturm hörte ihr kaum zu, denn sein Blick hing schon wieder an dem Staubkreis fest, der jetzt weiter wurde – wie Ringe auf der Oberfläche eines ruhigen Teichs, wenn etwas ins Wasser geworfen wird.
»Aber ich wollte nicht über Politik streiten, junger Mann«, sagte Ragnell. Jetzt begann sie zu singen, wobei sich der Staub um sie erhob. »Oder über Förmlichkeiten auf dem Land und bei Hof, ich wollte nicht loben oder strafen, sondern nur zeigen…«
Ihre Stimme hob sich zum Gesang. Sturm hörte eine der alten Weisen und bemühte sich, sie einzuordnen. Dann glaubte er, tief in den Atempausen zwischen den Noten, tief im Raum zwischen den Worten, eine zweite Melodie zu vernehmen, ein Lied unterhalb der Worte und Gedanken.
»Ich zeige dir eine Handvoll Staub«, rezitierte Ragnell, deren Stab sich schneller und schneller bewegte. »Eine Handvoll Staub zeige ich dir…«Ein verschneites Land erstreckte sich glatt und baumlos vor ihm, so echt, daß er zitterte, wenn er es ansah.
Trot. Etwas verriet ihm, daß die Steppen von Trot vor ihm lagen. Er sah zurück in den Winter, Monate zurück, auf dickes Eis und den Jahreswechsel.
Es war einmal, begann eine ironische Stimme, deren Worte durch den kalten Wind tönten, den er hören und fühlen konnte. Überrascht schüttelte Sturm den Kopf. Er konnte nicht ausmachen, ob diese Stimme von Mara stammte oder aus dem Singsang der Druidin.
Zur Julzeit im Goblinland, fuhr die Stimme fort. Jetzt war ein Dorf zu sehen, ein Dutzend einfacher Hütten, die halb im Schnee versunken waren. Rauch stieg von einem großen Feuer in der Mitte auf, und kleine, kräftige Gestalten in Pelzen liefen gebückt zwischen den Schatten herum.
Ein verwahrloster, einsamer Ort in der winterlichen Einöde von Trot. Schon bei dem Anblick sträubten sich Sturm die Haare, denn das erinnerte ihn an Geschichten von Goblinüberfällen, von Horden, die so schnell und gnadenlos nahten wie Wölfe.
Als der Trupp Solamnier schnell wie ein Sturm über der Winterwüste aus dem Schnee brach, war Sturm hingerissen. Er hielt den Atem an. Zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig Ritter in Mantel und Rüstung mit gezückten Schwertern und dicken, schwarzen Häuten über ihren Schilden.
Das war das Zeichen für Gnadenlosigkeit, die dunklen Schilde – wenn das Böse zu stark, zu halsstarrig war.
»Warum zeigt Ihr mir das, Ragnell?« fragte er. »Werden meine Leute den Kampf verlieren?«
Warte, sagte der Wind ihm ins Ohr. Wart ab und sei Zeuge.
An der Spitze des Zuges hob ein großer Reiter die Hand. Hinter ihm spornten die Reiter ihre Pferde im Galopp und schrien einstimmig ihren Schlachtruf:
»Est Mithas oth Sularis!«
Wie ein wildes Buschfeuer rasten sie durch das Goblinlager. Der große Anführer ließ sein Schwert auf die vorderste Jurte krachen, und das Krachen des Holzes, das Zerreißen der Häute und das Kreischen der überraschten Bewohner erfüllten die Luft.
Im Nu lag das Lager in Trümmern. Die Klingen blitzten wie die Flügel eines Bienenschwarms, und man hörte das laute Klirren von Metall auf Metall, Metall auf Stein, Metall auf Knochen. Die Goblinspeere prallten harmlos von den Schilden der Ritter ab, deren Schwerter mit wilder Präzision zuschlugen. Pferde bäumten sich auf und traten zu, und die Goblins fielen scharenweise.
Sturm schüttelte den Kopf. Seine Hände ballten sich schweißnaß zusammen. Auf allen vieren kniete er über dem wirbelnden Staub der Vision. Ihm verschlug es den Atem, und seine langen Haare klebten verschwitzt am Kopf. Einen Augenblick sah er nur Schutt und Holz. Er hörte nur den Singsang von Ragnell, dort im tiefen Schweigen des Rundhauses von Dun Ringberg.
Dann kehrte die Szene mit aller brutalen Schärfe zurück. Ein großer, vierschrötiger Mann – Sturm erkannte ihn: es war Fürst Joseph Uth Matar, das Oberhaupt einer aussterbenden Familie – trat aus einer Jurte und zerrte zwei junge Goblins hinter sich her. Es waren dreckige, kleine Biester, die bissen und kratzten und sich vor Wut und Angst besudelten.
Wortlos zwang Fürst Joseph die jämmerlichen, kleinen Geschöpfe auf die Knie. Er sprach kurz und leise zu ihnen, wobei er über ihre drohenden Flüche lachte. Als das Verhör vorbei war, rang ein junger Ritter – Sturm hielt ihn für einen der zahlreichen Jeoffreys – die quietschenden, fauchenden, kleinen Monster mannhaft nieder. Obwohl sein Gesicht nach dem Kampf von ihren scharfen Nägeln etwas verunstaltet war, gelang es ihm, ein Seil um ihre Handgelenke zu schlingen.
Die Hütten brannten wie Zunder, wie trockenes Gras. Bald stand alles in Flammen, und der schwarze Rauch zog durch den schmelzenden Schnee. Fürst Joseph stand bei den jungen Goblins, während seine Offiziere das Wenige retteten, was es hier zu retten gab, bevor sie die Fackel an die Jurten hielten.
Inmitten dieser lodernden Flammen standen drei Ritter über den kreischenden kleinen Monstern. Fürst Joseph blinzelte, als würde er versuchen, durch den zunehmenden Rauch zu sehen. Er drehte sich rundherum und beschirmte jetzt seine Augen, als würde er nach etwas Fernem oder unwiederbringlich Verlorenem Ausschau halten.
Er nickte zufrieden. Rasch stieg er auf und sagte etwas zu den beiden jungen Rittern, um dann an der Spitze des Zuges davonzupreschen. Die beiden warteten, bis die Hufschläge von Schnee und Entfernung gedämpft wurden, bis man nur noch das Knistern der Flammen und das Kreischen und Fluchen der jungen Goblins hörte.
Dann zogen sie ihre Schwerter, und mit der Eleganz aus jahrelangen Schaukämpfen, aus Fechtunterricht, Turnier und sorgfältiger, aufwendiger Unterweisung in den Lehren des Maßstabs, erhoben sie die Klingen und ließen sie in einem geschmeidigen, fast schönen Bogen auf die kleinen Goblins heruntersausen.
Sturm hob den Blick, weil ihn schon die Vorstellung ihrer Schreie entsetzte. Ragnell starrte ihn ausdruckslos an.
»Also schön«, sagte sie. »Für heute habe ich dir genug… gezeigt, Sturm Feuerklinge.«
Sie stand auf, und der Staub legte sich langsam. Mit schwerem Schritt, als hätte der Morgen sie ermüdet, schlurfte sie zur Tür und pochte. Oron hob den Riegel an und trat beiseite, als die Druidin vorbeiging, ohne noch einmal zu Sturm zurückzusehen.
Der junge Ritter saß gedankenverloren auf der Matratze, aufgewühlt von allem, was er gerade gesehen hatte. Irgendwo in der Nähe begann Mara mit klarer, tröstender Stimme zu singen. Aber Sturms Gedanken schweiften gleich wieder von ihrem Gesang ab, denn er dachte nur an den Eid und den Maßstab und das, was er gerade gesehen hatte.
Wieland, der Schmied, schlief in dem Zimmer neben der Esse, nachdem er das Feuer sicher abgedeckt hatte. Um diese Jahreszeit war er dankbar für die Wärme, denn die kalten Nächte zu Frühlingsanfang waren für die meisten im Dorf unangenehm.
Gegen Morgen wurde sein Schlaf unruhig. Er stand gewöhnlich bei Sonnenaufgang auf, und mit den Jahren hatte sich sein Körper auf diese Zeit eingestellt, und Wieland dämmerte während der letzten Stunden der Nacht halbwach vor sich hin.
Er meinte, an der Esse hätte sich etwas geregt – ein leises, raschelndes Geräusch, als wenn etwas im Schmelzofen zusammengerutscht wäre. Er schlug die Augen nicht auf. Nichts Ungewöhnliches, so ein Geräusch, besonders wenn ein starker Wind durch seinen Schornstein fegte und den Torf aufwirbelte, mit dem das Feuer abgedeckt war. Da gibt es sowieso nichts zu stehlen, dachte er und sank wieder in Schlaf, ohne in seiner Schläfrigkeit an das solamnische Schwert zu denken, das er vor zwei Tagen neu geschmiedet hatte.
Das Schwert hing an der Wand. Der Schmied hatte nahezu perfekte Arbeit geleistet. Es war eine scharfe, starke, elastische Klinge, »bereit für hundert Schlachten«, wie Wieland stolz gesagt hatte, als er die Klinge in die Nachmittagssonne gehalten hatte. Und doch würden es von jetzt an zwei Schwerter sein: das Erbstück von fünfzig Generationen Blitzklinges bis zurück zu Bedal Blitzklinge im düsteren Zeitalter der Macht und ein neues Schwert, eins, dem seine Herkunft gleichgültig war, frisch und neu geboren.
Diese Nacht brachte das erste Abenteuer für das neue Schwert. Während Wieland schlief, griff ein kleines, haariges Bein nach dem Heft. Dann noch eins und noch eins.
Cyren war kaum stark genug, die Waffe zu tragen. Er drehte sich um und wankte mit dem Schwert auf dem Rücken rückwärts über den Boden der Schmiede. Zwischen Hunger und Angst hin- und hergerissen, hielt die Spinne das schwere Schwert umklammert, obwohl sie unter dem Gewicht taumelte, und krabbelte durch die Tür nach draußen.
Leider rannte sie in der Dunkelheit vor lauter Angst und Umdrehen statt dessen durch die Schlafzimmertür. Das Schwert schlug gegen den Türrahmen, und von dem Geräusch erwachte Wieland und saß mit blinzelnden Augen senkrecht im Bett.
Das größte achtbeinige Ungeziefer, das er je gesehen hatte, starrte ihn mit großen Augen von der Tür her an.
Es war schwer zu sagen, wer mehr Angst hatte. Schmied und Spinne schrien durcheinander; Wieland sprang aus dem offenen Fenster, und Cyren rannte herum, knallte mit dem Schwert noch einmal an den Türrahmen und sprang dann über die Esse und in die Nacht hinaus. Als er um die Ecke bog, stieß die Spinne mit dem entgeisterten Schmied zusammen, und die beiden schrien noch lauter, stießen einander zur Seite und flohen in die Nacht.
In dem Haus in der Mitte des Dorfs erwachte Sturm von dem Geschrei und Gekreische. Die Wachen vor seiner Tür wurden unruhig, und irgendwo am Feuer in der Mitte rief einer: »Was iss’n los?« Eine bierselige, tiefe Stimme grollte »Pst!«, und das Haus fiel plötzlich wieder in Schweigen.
Sturm legte sich wieder hin und blickte durch die Öffnung im Dach des Rundhauses. Der Himmel war hell, die Wolken waren rot umrandet, als wenn Lunitari seine volle Größe erreicht hätte.
Er hatte von Rittern und Schwertern und Goblins in einer finsteren Schlacht geträumt, von einer kriegerischen Musik in der Ferne – keiner Flöte diesmal, auch keiner Stimme, sondern einer Trompete.
Auf der anderen Seite der Wand hörte er Mara murmeln. Sturm lächelte matt.
»Selbst im Schlaf redet sie noch«, flüsterte er.
Die Szene, die die Druidin ihm gezeigt hatte, verwirrte und beunruhigte Sturm. Die brennenden Häuser, die jungen Goblins, die Jagd im wirbelnden Schnee…
Er schlug die Augen gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, wie ein langer, weißer Faden durch die Öffnung herunterfiel, und darüber sah Sturm ein schreckliches Gesicht mit zehn riesigen Augen.