20

Danath ließ seine Faust in die andere Hand patschen. „Wir haben sie“, rief er. „Jetzt müssen wir nur noch da hinein und zuschlagen!“

„Ja, aber noch nicht sofort“, antwortete Talthressar, einer von Allerias Waldläufern, der während der Verfolgung der Horde irgendwie in die Rolle eines Beraters von Danath gerutscht war. Trotz seiner Unnahbarkeit mochte Danath den Elfen. Zudem hatte er meistens recht. „Wir müssen bis zum Morgen warten.''

„Bis zum Morgen haben sie sich eingegraben“, protestierte Danath. Er blickte auf den schlanken, rotblonden Waldläufer hinab. Dann fiel sein Blick über das mit Gebeinen übersäte Feld, das sich weitläufig über die riesigen Ruinen erstreckte. „Wenn wir die Orcs sofort angreifen, können wir sie erwischen, bevor sie sich verschanzen und ihre Verteidigung ausbauen!“

„Sieh dich um“, drängte Talthressar. „Du bist vielleicht bereit zum Kampf, aber deine Männer sind es nicht. Es wird dunkel, und sie sind erschöpft. Willst du, dass sie durch den Untergrund stolpern, blind für Gefahren und zu müde, um sich eines Hinterhalts zu erwehren?“

Danath schaute den Elf wütend und schmerzgeplagt zugleich an. „Sie haben Kurdran getötet!“

Diese Nachricht hatte die Männer, die ohnehin schon von Danaths brutalem Tempo erschöpft waren, erschüttert. Als die Wildhammerzwerge zurückgekommen waren, hatten sie gar nicht erst versucht, die Tränen zu verbergen. Auch Danath hatte sich abwenden müssen. Er hatte so viele Krieger verloren – und jetzt den plumpen, aber jovialen Zwerg. Wie viele mussten noch umkommen, bevor diese verfluchten grünen Bestien aufgehalten werden konnten?

„Ich weiß“, sagte Talthressar leise. „Doch du ehrst ihn nicht, indem du erschöpfte Männer in den Kampf führst, nur um ihn zu rächen. Denn dann werden sie genauso wie er einfach sterben.“

Danath blickte finster, aber er wusste, dass der Elf recht hatte. Er hatte seinen Männern einiges zugemutet, seit sie die orcische Zitadelle hinter sich gelassen hatten. Schließlich mussten sie Ner’zhul und seine Leute rechtzeitig erwischen.

Es war schon verrückt: Nun, da sie ihn endlich hatten, waren sie zum Kämpfen zu müde.

„Eine Nacht“, sagte er schließlich. „Wir lagern hier eine Nacht und greifen beim ersten Licht des Morgens an.“

„Eine weise Entscheidung“, stimmte Talthressar ihm zu, und wie üblich konnte Danath nicht sagen, ob der Waldläufer dabei sarkastisch klang oder nicht. Doch wie immer entschied er sich dafür, den Unterton des Elfen zu ignorieren und seine Worte so zu nehmen, wie er sie gesagt hatte.

„Lass die Männer das Lager aufschlagen“, befahl Danath einem Untergebenen. „Wir greifen im Morgengrauen an.“ Weil er sich darauf verlassen konnte, dass seine Befehle auch ohne Kontrolle umgesetzt wurden, stieg er vom Pferd und führte das erschöpfte und durstige Tier zum Fluss. Er wusch sein verschwitztes, staubiges Gesicht und trank selber. Dann ging er zu seinem Zelt und schlief sofort ein.

Als er ein paar Stunden später erwachte, sah er überrascht mehrere hohe Pfosten, die ein großes Rechteck absteckten.

„Was soll das?“, fragte er Herrick, einen seiner Befehlshaber. „Wir bleiben nur eine Nacht hier.“

Herrick zuckte die Achseln. „Einige der Männer meinten, dass hier ein guter Platz für ein Fort wäre“, erklärte er. „Sie wollten Pfosten stecken, um es zu markieren. Ich habe keinen Nachteil darin gesehen, also habe ich es zugelassen. Es ging schnell, die Elfen haben geholfen.“

„Im Angesicht des Opfers unseres Zwergenfreundes hielt ich es für eine schöne Geste“, sagte Talthressar und trat aus dem Schatten eines nahe stehenden Baumes. „Wir bilden immerhin eine Allianz. Wie könnte man das besser symbolisieren als dadurch, gemeinsam eine Festung zu bauen?“

Danath sah den Elf an. „Du warst doch derjenige, der mir gesagt hat, wie müde die Männer sind. Und jetzt fällen sie Bäume und setzen Pfosten, statt sich auszuruhen?“

Talthressar lächelte. „Es sind nur ein paar Pfeiler, und weil so viele geholfen haben, war die Arbeit leicht. Sieh dir das Ergebnis an.“

Danath schaute in die Richtung, die Talthressar ihm wies. Zwerge, Menschen und Elfen standen friedlich beieinander und plauderten. Sie wirkten immer noch müde, aber es lag auch ein Lächeln auf ihren Gesichtern. Einer von Danaths Leuten schlug sowohl dem Elf als auch dem Zwerg, mit denen er redete, auf die Schulter.

„Deine Männer hatten recht. Dieser Ort hat nicht nur einen strategischen Wert, sondern es ist auch der einzige Ort, der nicht rot und tot ist. Diese Wälder zumindest sind sehr lebendig. Wenn wir eines Tages hierher zurückkehren und beenden, was wir heute begonnen haben, sollten wir den Ort Allerias Posten nennen. Der Name passt. Die Orcs haben viel von Quel’Thalas zerstört, und so nehmen wir uns als Gegenleistung die einzige grüne Region, die es auf dieser verlassenen Welt gibt. Und wenn wir nicht zurückkommen, dienen diese Pfosten als Zeichen dafür, dass die Allianz den Wald betreten und für sich beansprucht hat.“

Talthressars Stimme klang während dieser kurzen Rede leidenschaftlicher, als Danath sie je zuvor gehört hatte. Er blickte erneut zu seinen Männern und nickte. „Aber zuerst kümmern wir uns um diese Orcs!“

Er verzehrte das Essen, das Herrick ihm aufzwang, suchte sich einen stillen Platz bei einem der Lagerfeuer im Osten, und dann streckte er seine Beine aus, verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich gegen einen Baumstumpf und schlief erneut ein.

Danath wachte von Rufen auf, die aus thalassianischen Worten und merkwürdigen kreischenden Lauten bestanden. Er stand auf. „Was geht hier vor?“

Er erhielt in dem Chaos keine Antwort. Als er auf die Quelle des Lärms zulief, bemerkte Danath, wie mehrere Elfen auf irgendetwas lagen, das dieses schrecklich kreischende Geräusch von sich gab.

„Tretet zurück!“, befahl er. Die Elfen erhoben sich widerstrebend und entstaubten ihre Rüstungen, während zwei Krieger eines der merkwürdigsten Wesen festhielten, das Danath je gesehen hatte.

Der Eindringling trug dunkelviolette Gewänder, die jetzt zerrissen und mit Blut und Gras verschmutzt waren. Er war in etwa so groß wie ein Mensch und hatte Arme und Beine. Aber damit hörte jede Ähnlichkeit auch schon auf. Aus der Kapuze ragte kein menschliches Gesicht, sondern der Kopf eines Vogels.

Er hatte ein langes, scharf geschnittenes Gesicht, wobei ein glänzender, violetter Schnabel den größten Teil einnahm. Dazu kamen schräg stehende ovale Augen, die in der Nacht gelb leuchteten. Ein Büschel Federn stand über jedem Auge wie eine menschliche Augenbraue ab. Auf dem Kopf dominierten rote, violette, goldene und braune Federn, die so etwas wie einen Haarschopf bildeten. Ein Auge war teilweise geschlossen, die Elfen waren bei der Gefangennahme offensichtlich nicht zimperlich gewesen.

„Was für ein Wesen bist du, und wieso schleichst du um unser Lager herum?“, wollte Talthressar wissen.

„Du verschwendest deinen Atem“, sagte Danath. „Es versteht unsere Sprache nicht.“

„Aber Grizzik, ja! Er versteht! Und keine Bedrohung er ist!“ Die Stimme der Kreatur war ein merkwürdiges Trillern, aber klar zu verstehen.

Danath blinzelte ihn an.

„Er ist wie ein dressierter Papagei. Er wiederholt nur, was wir sagen“, murmelte einer der Männer und hob seine Faust, um den Vogelmann zum Schweigen zu bringen.

„Nein, warte“, befahl Danath. „Sag das noch mal.“

„Grizzik! Keine Bedrohung er ist, nein, nein! Wollte doch nur wissen... wer ihr seid? Warum ihr kommen?“

Danath sah zu Talthressar, der mit den Schultern zuckte, dann trat er zurück und ließ Danath die Befragung führen.

„Dein Name ist Grizzik?“ Nach einem schnellen Nicken Grizziks fuhr Danath fort: „Beantworte unsere Fragen, und wir beantworten vielleicht deine. Was bist du?“

„Grizzik ist Arakkoa“, antwortete der Vogelmann. Seine Worte klangen merkwürdig abgehackt, und jedem folgte ein Pfeifen und Seufzen. „Alte Rasse. Vielleicht älteste der Welt. Grizzik neugierig. Keine Bedrohung!“

„Das hast du schon gesagt. Aber wieso hast du uns ausspioniert? Woher kennst du unsere Sprache?“

„Arakkoa schlau“, sagte Grizzik stolz. „Clever. Grizzik folgt euch, hört gut zu, lernt schnell! Denkt, ihr merkwürdig. Neugierig.“

„Sind die Arakkoa Freunde der Orcs oder ihre Feinde?“

Das erbrachte die bislang stärkste Reaktion. Grizziks Gesichtsfedern plusterten sich wie bei einem erschreckten Vogel auf. „Angst und Hass hat Grizzik... Nicht die Bösen. Ich habe gesehen. Aber jetzt...“ Er zitterte.

Danath hatte genug von Grizzik gesehen, um zu erkennen, dass er keine unmittelbare Bedrohung darstellte, und nickte den Elfen zu, die den Eindringling immer noch festhielten. „Gebt ihm Wasser und kümmert euch um die Wunden“, befahl er ihnen. Zu Grizzik sagte er: „Erkläre dich.“

„Arakkoa altes Volk. Wir unter uns bleiben. Aber! Wir beobachten friedliche Draenei, primitive Orcs. Nur wer konnte auch wissen? Wahnsinn überkam Orcs. Was... wir nicht wissen.“

Trotz des schweren Gewands zitterte er. Seine Federn bewegten sich, es schien ihm unbehaglich zu sein, als er fortfuhr.

„Orcs und Draenei keine Freunde... aber sie auch nicht hassen. Respekt haben.“

„Moment, nicht so schnell“, sagte Danath und hob eine Hand. „Langsamer. Orcs und Draenei? Draenei wie in Draenor?“

„Draenor, so sie nennen Welt, ja. Sie stolz auf sich, sie nennen ganze Welt nach sich. Sie stark... zuerst.“

„Du sagtest, Wahnsinn brach aus? Die Orcs wandten sich gegen die Draenei?“

Grizzik nickte. „O ja, ja. Einst viele, viele Draenei. Sie benutzen helles Licht. Leben hier lange Zeit. Sie denken, sie stark und gut. Niemand kann Draenei aufhalten, nein, nein. Aber Orcs...?“ Grizzik machte ein zischendes Geräusch und hob den Arm. „Weg. Nur ein paar noch hier. Jetzt einst stolze Draenei verstecken sich.“

Danath lief ein Schauder über den Rücken. „Die Orcs... haben eine ganze Zivilisation ausgelöscht?“ Er schaute Talthressar an. „Klingt, als hätte die Horde geübt, bevor sie nach Azeroth kam.“

„Das stimmt. Außer, dass Azeroth ihnen nicht zugefallen ist. Wir waren stärker.“

„Glücklicher vielleicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Eine ganze Zivilisation von friedlichen Wesen. Was für eine verdammte Schande.“ Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Arakkoa zu. „Rede weiter. Du hast gesagt, dass die Draenei friedlich, aber auch mächtig waren und dass die Orcs zuerst primitiv gewesen sind. Wie konnten sie dann die Draenei besiegen?“

„Die Orcs...“ Grizzik suchte nach Worten. „Sie kommen zusammen. Sind nicht länger getrennt.“

„Die Orcs haben verschiedene Klans“, sagte Talthressar.

„Es klingt, als wären sie nicht immer die vereinte Horde gewesen.“

„Langohr hat recht“, flötete Grizzik aufgeregt. Zu jeder anderen Zeit hätte Danath über den beleidigten Gesichtsausdruck gelacht, der über Talthressars Gesicht huschte. „Orcs nicht vereint. Sie werden stark, grausam. Hautfarbe ändert sich von... hm. Von diesem hier...“ Er wies auf eine braune Feder. „... nach diesem.“ Er zeigte auf eine grüne.

„Ihre Hautfarbe hat sich geändert? Von Braun nach Grün?“, fragte Danath und hob eine Augenbraue.

„Ja! Dann grüne Orcs greifen an und töten Draenei. Arakkoa sagen, wir als nächste dran!“ Er zeigte auf die großen Ruinen, die man gerade noch durch die Bäume erkennen konnte. „Auchindoun. Draenei-Tote schlafen hier. Es ist heilig. Das meiste...“ Er klopfte auf den Boden.

„Das meiste ist unterirdisch?“, fragte Danath.

Grizzik nickte. „Verläuft unter Boden, ja. Alle tot jetzt.“

Danath hatte eine Idee. „Warst du schon mal da? In Auchindoun? In den Tunneln?“

Grizzik nickte eifrig.

„Kennst du den Weg da durch?“, fragte Danath.

Grizzik nickte. „Ich war dort unten, viele, viele Male. Aber... warum wollt ihr da hin?“

„Ich bin Danath Trollbann von der Allianz“, antwortete Danath. „Wir haben die orcische Horde von unserer Welt bis hierher verfolgt. Und ich will sie im Morgengrauen angreifen, um sie zu vernichten und die Bedrohung zu beenden. Sie verstecken sich in den Tunneln. Ich werde sie finden. Wir... könnten deine Hilfe brauchen.“

Talthressar schaute Danath missbilligend an. Aber der Mensch ignorierte den Blick. Grizzik erschien harmlos, und er hasste offensichtlich die Horde. Wenn er sie davor bewahren konnte, sich im Labyrinth der Totenstadt zu verlaufen, würde Danath die Chance nutzen.

„Griz... Ich. Ich kenne einen Weg hinein. Weg, den selbst Orcs, die hier leben, nicht kennen.“ Er beugte sich vor. „Ich weiß, wo sie leben... welchen Weg neue Orcs nehmen werden.“

Danath und Talthressar tauschten erneut Blicke. „Das ist eine unglaublich nützliche Information“, sagte Danath. „Wir...“

„Ah!“ Der Arakkoa erhob sich aufgeregt und schaute sich die Greife an, die in den Bäumen rasteten. Ihre Klauen gruben sich tief in die Äste, ihre Köpfe steckten unter einem Flügel. Er lief auf sie zu.

„Großartig!“, flüsterte er und wollte dem nächsten Greif über die Schulter streichen. Das Tier flatterte leicht, wachte aber nicht auf. Danath bemerkte, dass Grizziks Hand einer Kralle glich. Doch er berührte die Greifenfedern sehr sanft.

„He da, was –", setzte einer der Wildhammerzwerge zum Protest an und lief auf Grizzik zu.

„Nicht aufregen, Fergun“, beschwichtigte Danath, bevor sich der Zwerg auf ihren potenziellen neuen Verbündeten stürzen konnte.

„Diese Tiere werden auf unserer Welt Greife genannt“, erklärte Danath. „Jeder Greif hat einen Reiter, einen Wildhammerzwerg, wie Fergun hier.“

Grizzik war beim letzten Greif in der Reihe angelangt, einem wundervollen Tier, das zitterte, als wäre ihm kalt, obwohl es eine laue Nacht war. „Sie trauert“, sagte Grizzik und strich ihr über Schulter und Rücken.

„Stimmt, es ist Sky’ree“, sagte Fergun in einem Tonfall, der schroffer als sonst war. „Kurdrans Tier.“

Grizzik klackerte mit dem Schnabel, legte den Kopf schief und sah Danath an.

„Sky’rees Reiter war Kurdran, der Anführer der Wildhammerzwerge“, erklärte Danath. „Er... er fiel heute in der Schlacht.“

Grizzik nickte. „Ah. Gefangener. Ich ihn sehen.“

„Gefangener?“, fragte Danath.

„Die Orcs bringen Gefangenen mit nach Auchindoun. Sieht aus wie er.“ Der Vogelmann zeigte auf Fergun. „Roter Pelz auf Kinn. Er sehr laut.“

Danath spürte die Erregung. Kurdran lebte? Er wandte sich an Talthressar. „Wir müssen ihn retten.“

„Der Zwerg kannte die Risiken“, erwiderte der Waldläufer kühl. „Und der Erfolg der Mission ist wichtiger als ein Einzelschicksal.“

Aber Danath schüttelte den Kopf. „Kurdran ist einer von Turalyons besten Befehlshabern. Die Tatsache, dass er lebt, beweist, dass die Horde seinen Wert kennt. Wenn sie ihn brechen, wird er wertvolle Informationen über die Allianz verraten. Wir müssen ihn da rausholen, bevor das geschieht. Und dieser... Arakkoa kann uns zu ihm bringen.“

Talthressar seufzte. „Grizzik, es ist zweifellos gefährlich, uns zu helfen. Warum tust du das?“

„Antwort leicht. Ihr seid gegen Horde“, antwortete Grizzik mit einem entschiedenen Klacken des Schnabels. „Ich auch hassen Horde für was sie Arakkoas angetan haben und unserer Welt.“

Danath sah von Grizzik zu Talthressar. Der Waldläufer nickte. Es war ihre beste Möglichkeit. Und wenn Grizzik versuchen sollte, sie zu verraten, würde er dafür bezahlen müssen.

„Gut, dann machen wir es so“, sagte er.


Grizzik zeichnete eine einfache Karte von Auchindoun und den Tunneln und erläuterte sie, wobei seine Sprachkenntnisse immer besser wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Danath die Idee, mit einer kleinen Gruppe einzudringen, bereits verworfen. Er hatte einen viel besseren Plan.

Nun ging er den langen, dunklen Tunnel hinab, nur mit der Fackel in der Hand, die etwas Licht spendete. Grizzik war ein kleines Stück vor ihm, und Talthressar befand sich zwischen den beiden. Weder der Elf noch der Arakkoa benötigten zusätzliches Licht. Und hinter Danath folgte die Hälfte seiner Männer.

„Tunnel sind breit. Zehn Allianzleute können nebeneinandergehen“, hatte Grizzik ihnen versichert. „Und hoch. Selbst Oger duckt sich nur! Draenei haben sie gut gebaut. Explosion, die zer... zerstörte innere Durchgänge, hat äußere Tunnel nicht erreicht. Immer noch sauber, trocken und sicher.“

Das hatte Danath überzeugt, besonders, nachdem Rellian mit Grizzik auf eine Probeerkundung gegangen war und von den Tunneln berichtete, die der Vogelmann ihm gezeigt hatte. „Die sind wie ein langer Gang im Palast“, hatte der Waldläufer gesagt. „Genauso, wie er es uns gesagt hat. Ich habe auch nichts anderes bemerkt. Nicht mal Ungeziefer.“

„Wir teilen uns in zwei Gruppen auf“, hatte Danath entschieden. „Die Hälfte der Truppen folgt mir durch die Tunnel und hoch nach Auchindoun. Die andere Hälfte greift von vorne an, schleicht sich durch die Tempelruinen ein, um die Horde abzulenken, während wir uns von hinten nähern. Einmal in Position, zermalmen wir sie zwischen uns.“

Und jetzt, weniger als eine Stunde, nachdem sie den Tunnel betreten hatten, stoppte Grizzik und wies auf eine breite Tür, die in die Wand eingelassen war. „Dahinter, Treppe“, erklärte der Arakkoa. „Bringt uns runter nach Auchindoun.“

Danath machte ein finsteres Gesicht. Er erinnerte sich an das Labyrinth, das der Arakkoa für sie gezeichnet hatte. „Und du weißt nicht, wo genau die Horde sich befindet – oder wo ihre Gefangenen sind?“, fragte er erneut.

Die Antwort des Vogelmanns war dieselbe wie zuvor. „Ich kenne Weg nach Auchindoun“, sagte er wieder, „aber kaum darüber hinaus.“ Eine Sekunde lang verlieh der Schatten seines Gewandes seinem langen, scharfen Gesicht etwas Düsteres. „Mein Volk... war nicht wirklich willkommen hier. Draenei verehren Tote hier, nicht heißen Eindringlinge willkommen. Ich hier rumlaufen, erforsche... erfahre ein wenig. Nur ein wenig.“

Danath nickte. Er wusste, es war zu viel verlangt, dass der Arakkoa sie direkt zu Kurdran führen würde. Doch der Gedanke, ziellos meilenweit durch die Tunnel zu irren, während die Horde irgendwo im Hinterhalt lag, gefiel ihm überhaupt nicht.

Grizzik griff nach der Tür... und sprang zurück. Der Schnabel klackte vor Überraschung. Seine Klauenhände hoben sich.

Dann wurde die Tür von der anderen Seite geöffnet. Danath erhob Schild und Schwert... und verharrte, starrte auf die Gestalt im Türrahmen.

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