Der Rest des Tages war vollgepackt mit chaotischer Planung. Wer sollte gehen? Wer sollte zurückbleiben? Welche Vorräte sollten sie mitnehmen? Wie lange sollten sie warten?
Aus Debatten wurden Diskussionen, die dann in Geschrei mündeten. Und einmal am Abend dachte Turalyon sogar, dass Alleria und Kurdran sich über die Frage, wie man die Greife am besten einsetzen sollte, so sehr in die Haare geraten waren, dass es gleich Prügel setzen würde.
Schließlich aber wurde eine Strategie entworfen, mit der alle zufrieden waren. Einige, darunter Alleria, wollten danach gleich aufbrechen.
„Meine Kundschafter können genauso gut – vielleicht sogar besser – wie die Orcs bei Nacht sehen“, führte sie aus. „Und selbst ihr Menschen habt das Mondlicht.“
„Nein“, wehrte Turalyon ab. „Wir sehen nicht alle so gut wie ihr Elfen, Alleria. Und wir sind erschöpft. Die Orcs hätten in der Nacht eindeutige Vorteile. Du hast sicher schon bemerkt, dass sie momentan nicht angreifen.“
Ihre Augen zogen sich zusammen. „Nein, sie erholen sich vielleicht gerade, damit sie morgen früh wieder frisch gegen uns in den Kampf ziehen können.“
Turalyon ließ ihre Worte einen Moment lang wirken. Nachdem sie erkannt hatte, dass sie gerade ein Argument für ihn vorgebracht hatte, blickte sie finster, blieb aber still.
„Turalyon hat recht“, sagte Khadgar. „Wir sind erschöpft. Völlig erledigt. Es geht hier nicht darum, so viele Orcs wie möglich zu töten und uns mit Hurra ins Gefecht zu stürzen. Wir müssen dafür sorgen, dass möglichst viele Soldaten auf die andere Seite gelangen. Schließlich haben wir eine wichtigere Aufgabe zu erfüllen, als die Handvoll Orcs aufzuhalten, die dort lagert.“
Turalyon vermutete, dass der Kommentar nicht speziell an Alleria gerichtet war, aber er traf sie voll. Zuerst wurde sie rot, dann kreidebleich, und schließlich verließ sie den Raum. Turalyon wollte ihr automatisch folgen, aber Khadgar hielt ihn am Arm fest.
„Lass sie gehen“, sagte er leise. „Wenn du jetzt mit ihr redest, wird alles nur schlimmer. Sie ist genauso erschöpft wie wir alle und denkt nicht mehr klar, um es vorsichtig auszudrücken. Lass sie zu dir kommen.“
Lass sie zu dir kommen. Turalyon fragte sich nicht zum ersten Mal, wie viel der alt wirkende Magier wusste und ob der Satz kalkuliert oder nur so dahingesagt war.
„Verana, einen Moment bitte“, sagte Alleria, als sie und ihre Stellvertreterin den Versammlungssaal in Richtung der ihnen zugewiesenen Quartiere verließen. Sie bedeutete der Elfe, ihr zu folgen.
Wortlos gehorchte Verana. Es hatte immer außer Frage gestanden, dass Alleria zu denen gehörte, die im Morgengrauen durch das Portal gehen würden. Verana und ein paar andere würden zurückbleiben, um den Söhnen Lothars zu helfen, falls irgendetwas schiefging. Verana wandte sich ihrer Befehlshaberin fragend zu.
„Ich habe einen besonderen Auftrag für dich. Einer, der jenseits deiner militärischen Pflichterfüllung liegt“, begann Alleria. „Es ist nicht abwegig zu glauben, dass ich vielleicht nicht zurückkomme. Vielleicht keiner von uns. Wir wissen nicht, was uns auf der anderen Seite erwartet.“
Verana schaute besorgt. Sie waren seit Jahrzehnten Freunde. Aber sie nickte. „Selbstverständlich.“
„Wenn ich nicht zurückkommen sollte... nicht heimkehren... überbringe meiner Familie bitte eine Nachricht. Sag ihnen, dass ich den Kampf in die Welt der Orcs getragen habe, um Quel’Thalas zu rächen und unser Volk vor künftigen Angriffen zu schützen.“
Sie dachte an Turalyons leidenschaftliche, unerbittliche Worte: dass sie die Horde nicht über andere unschuldige Völker kommen lassen konnten. Plötzlich steckte ihr ein Kloß im Hals.
„Sag ihnen“, fuhr sie mit rauer Stimme fort, „sag ihnen, dass ich auch die anderen Welten retten will. Ich bete darum, dass diese Orte niemals die Qualen erleiden müssen, die uns beschieden sind. Sag ihnen, dass ich das aus freien Stücken tue und dass, egal, was mir auch passiert... mein Herz bei ihnen ist.“
Sie suchte in einem Beutel und holte drei feingliedrige Ketten heraus. An jeder hing ein leuchtender, wunderschöner Edelstein: ein Smaragd, ein Rubin und ein Saphir. Verana holte tief Luft und erkannte die Steine.
„Ja. Sie stammen von der Kette, die meine Eltern mir gaben“, bestätigte Alleria. „Ich ließ die Kette in Sturmwind einschmelzen und drei daraus fertigen. Ich behalte diese hier.“ Sie nahm den Smaragd und hängte ihn sich um den Hals. „Die anderen beiden sollen Vereesa und Sylvanas bekommen, wenn ich...“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Bitte. Nimm sie mit nach Hause, wenn du kannst. Gib sie meinen Schwestern. Sag ihnen, so sind wir, was immer auch geschehen mag, ewig vereint.“
Veranas Augen wurden feucht. Tränen liefen ihr über die Wangen. Alleria beneidete sie um ihre Fähigkeit zu weinen.
Die Waldläuferin las die Gravuren, die Alleria auswendig kannte: Für Sylvanas. In ewiger Liebe, Alleria. Für Vereesa. In Liebe, Alleria.
„Du wirst zurückkommen und sie deinen Schwestern selbst übergeben. Aber solange werde ich sie für dich aufbewahren. Das gelobe ich.“
Verana drückte sie sanft, und Alleria versteifte sich. Sie hatte niemandem mehr erlaubt, sie zu berühren, seit...
Alleria legte die Arme um ihre Freundin und drückte sie auch eine lange Zeit, dann entließ sie sie. Verana salutierte, wischte sich das Gesicht ab und eilte zu ihren Unterkünften.
Alleria wartete und beruhigte sich an der frischen Luft. Ein Ohr zuckte, als sie leise Schritte hörte. Schnell verschwand sie in den Schatten, runzelte die Stirn, als sie Turalyon erkannte. Er ging zur Mauer und lehnte sich dagegen. Seine breiten Schultern streckten sich im Mondlicht. Ihre scharfen Ohren hörten, wie er ihren Namen flüsterte, ihre scharfen Augen bemerkten das Glitzern von Tränen.
Sie wandte sich ab und verschwand, bewegte sich lautlos zurück. Das Gespräch mit Verana hatte sie stark mitgenommen. Jetzt mit Turalyon zu sprechen, hätte all das gefährden können, was sie während der letzten zwei Jahre so mühsam aufgebaut hatte.
Das würde sie nicht riskieren.
Der General der Allianzstreitkräfte stand allein im Mondlicht. Entgegen seinem Rat an die Soldaten, war er selbst nicht in der Lage zu schlafen. Khadgars Worte und Allerias Äußerungen gingen ihm nicht aus dem Kopf. Und er erinnerte sich, so wie unzählige Male zuvor, an das Ereignis, das in der Nacht vor zwei Jahren alles verändert hatte.
Er vernahm das leise Flüstern kaum durch das Prasseln des Regens auf dem Zeltdach. Zuerst hatte Turalyon deshalb an einen Traum geglaubt, als er Alleria flüstern hörte: „Turalyon?“
Er hob den Kopf, und im gedämpften, orangefarbenen Schein der Kohlepfanne sah er sie im Zelt stehen. „Alleria! Beim Licht, du bist ja völlig durchnässt!“
Turalyon stand von seinem Feldbett auf, nur in leinene Reiterhosen gekleidet, und trat auf sie zu. Zitternd sah die Elfe zu ihm auf, ihre Augen weit geöffnet, ihr herrliches goldenes Haar klebte am Kopf. Tausend Fragen lagen Turalyon auf der Zunge. Wann war sie zurückgekommen? Was war passiert? Und am Wichtigsten: Warum war sie hier, in seinem Zelt, zu dieser Stunde?
Das alles musste warten. Sie war nass bis auf die Knochen und unterkühlt. Als er ihren Umhang nahm, spürte er, dass der so schwer war, als wäre er in einen See gefallen und hätte sich mit Wasser vollgesogen. „Hier“, sagte er und warf das schmutzige Ding beiseite. „Komm ans Feuer. Ich hole dir etwas Trockenes zum Anziehen.“
Sein sachlicher Tonfall schien sie zu ermutigen, und sie nickte, während er in seiner Kiste wühlte. Erfand ein Hemd, Hose, Wappenrock und Umhang. Sie versank darin, aber es war trockene Kleidung. Er bemerkte, dass Alleria sich nicht bewegt hatte. Etwas stimmte in der Tat nicht.
„Komm“, sagte er sanft, führte sie zu einer Kiste und setzte sie darauf. Für gewöhnlich war Alleria selbstsicher, fast schon hochmütig. Doch in diesem Moment wirkte sie wie ein verzweifeltes Kind. Turalyon biss sich auf die Zunge, um keine Fragen zu stellen. Er kniete sich hin und zog ihr die Stiefel aus. Das Wasser stand zentimetertief darin, und ihre Füße waren eiskalt. Er rieb sie schnell und bemerkte, wie zierlich und bleich sie waren. Als sie sich etwas erwärmten, stand er auf und half ihr auf die Beine.
„Hier sind ein paar trockene Sachen“, sagte er und brachte sie zurück zum Feuer. „Schlüpf da rein, und ich besorge dir was Heißes zum Trinken. Dann reden wir.“
Turalyon gab ihr die Kleidung, drehte sich um und errötete leicht. Er hörte ein leises Rascheln hinter sich und wartete darauf, dass sie sagte, sie sei fertig.
Er atmete scharf ein, als er ein paar kleine Hände spürte, die sich um seine Hüfte legten. Und eine schlanke Gestalt presste sich gegen seinen Rücken. Turalyon bewegte sich nicht. Dann nahm er ganz langsam ihre kalten Hände in seine, führte sie sanft nach oben und drückte sie an sein Herz. Es raste. Er zitterte, als ihre kühlen Lippen einen sanften Kuss auf seine Schulter hauchten, und er schloss die Augen.
Wie lange hatte er sich das gewünscht? Davon geträumt? Er hatte schon früh erkannt, dass er sich Hals über Kopf in Alleria verliebt hatte. Aber bis gerade eben hatte er nie damit gerechnet, dass diese Liebe erwidert werden könnte. Während der letzten Wochen schien es, dass sie seine Gesellschaft gesucht hatte. Sie hatte es arrangiert, dass sie sich oft berührten, allerdings immer in einer neckischen Art. Und jetzt...
„Mir ist k-kalt“, flüsterte sie, ihre Stimme klang belegt. „So kalt.“
Unfähig, es noch länger zu ertragen, wandte sich Turalyon in ihren Armen um, legte seine Hände um ihren nackten Hals und war erstaunt, wie sanft ihre bleiche Haut unter seinen vernarbten Händen war. Das schwache Licht des Feuers fing das Leuchten von drei Edelsteinen ein, die an einer Kette um ihren schwanengleichen Hals hingen, und ließ ihre Haut warm und golden erscheinen. Sein Blick verschwamm, als sie ihm ihr Gesicht zuwandte, und er hielt die Tränen aus einem so tiefen Gefühl zurück, dass es seine Seele erschütterte.
„Alleria“, flüsterte er in ihre langen, spitzen Ohren. Plötzlich nahm er sie fester in die Arme, hielt sie eng an sich gepresst. „Lass mich dich wärmen“, sagte er unbeholfen. „Lass mich alles von dir wegnehmen, was dir wehtun kann, was dich verängstigt. Ich kann es nicht ertragen, wenn du leidest.“
Er würde nicht mehr tun, nicht nach mehr verlangen. Er hatte Angst, dass sie sich jede Minute eines Besseren besinnen würde und ihm sagte, dass sie nur mit ihm gespielt hatte – und sich zurückzog, um mit ihm über Taktiken oder Strategien zu sprechen.
Turalyon würde es zulassen, wenn es das war, was sie wollte. Wenn sie das brauchte, damit das Licht und das Leben wieder in ihren Augen leuchteten. Um diese schreckliche Stille loszuwerden.
Sie entzog sich ihm nicht. Stattdessen berührte sie sein Gesicht.
„Turalyon“, flüsterte sie und dann in ihrer Heimatsprache: „Wendel’o eranu.“
Er behielt ihr Gesicht in seiner Hand, spürte die zarten Knochen ihrer Wangen. Er erkannte, dass sie trotz all ihres Könnens, der Energie und des Feuers, das sie in sich trug, doch verletzlich war. Sie hatte ihm nie zuvor ihre Zerbrechlichkeit gezeigt. Wasser lief ihre Wangen hinab, und ganz kurz glaubte er, dass sie weinen würde. Einen Moment später sah er aber, dass es nur Regentropfen aus ihrem nassen Haar waren.
Langsam, zögernd beugte er sich vor, um sie zu küssen. Sie reagierte sofort, leidenschaftlich, legte ihre Arme um seinen Hals. Turalyon fühlte sich benommen, als er sich zurückzog und sie flüsterte: „Kalt, so kalt...“
Er nahm sie in die Arme, erstaunt, wie leicht sie war, setzte sie auf das Feldbett und zog die Felle über sie beide.
Und dann wärmten sie einander.
Turalyon rieb sich die müden, angestrengten Augen. Er blinzelte weg, was er für Tränen der Erschöpfung hielt.
Nach dieser einen gemeinsamen Nacht war sie am nächsten Morgen fort gewesen. Er war aus seinem Zelt gekommen und erfuhr Neuigkeiten, die ihn bis ins Mark erschütterten. Alleria und ihre Waldläufer waren von der Erkundungsmission zurückgekehrt, hatte er im Morgengrauen erfahren. Seine Augen weiteten sich vor Mitgefühl und Schmerz, als er hörte, wie die Horde in Quel’Thalas gewütet hatte. Alleria selbst hatte nicht weniger als acht Verwandte verschiedenen Grades verloren. Vettern, Tanten, Onkel und Neffen.
Und unter den Toten war auch ihr jüngerer Bruder.
Er eilte zu ihr, aber als er seine Hand auf ihre Schulter legte, schob sie sie weg. Er versuchte mit ihr zu reden, aber die Worte ignorierte sie ebenso. Es war, als wären sie nie ein Paar... als wären sie niemals Freunde gewesen. Turalyon spürte, dass etwas in ihm zerbrach. Etwas, das er seitdem beiseitegeschoben hatte und über das er Narben wachsen ließ. Er war General, ein Anführer, und konnte nicht seinem persönlichen Schmerz nachgeben. Aber als er sie in Sturmwind wiedergesehen hatte, wieder bis auf die Knochen durchnässt, hatte er gedacht... gehofft...
Nun, er war ein Narr gewesen zu hoffen. Egal, was geschehen war, Turalyon wusste, dass er Alleria Windläufer immer lieben würde. Und die gemeinsame Nacht war das Schönste in seinem kurzen Leben gewesen.
„Sie kommen.“
Rexxars Stimme klang tief und ruhig. Grom sah, wie der Halb-Orc auf etwas deutete und nickte.
„Endlich“, sagte er und zog Blutschrei, während sich seine Augen in Vorfreude auf die Schlacht erhellten. Sie waren keine symbolische Streitmacht, die zurückgeblieben war, als der Rest der Klans Azeroth verlassen hatte. Die Allianz würde sich heute wahrhaft furchterregenden Gegnern gegenübersehen.
Seine leuchtenden roten Augen verengten sich, während er die Zahl der Feinde abschätzte, die sich über das Land verteilten. Sie waren auch in Scharen gekommen.
Wo war der Anführer, derjenige, der seine Männer zum Sterben zurückgelassen hatte, um die anderen zu warnen? Grom wollte ihn unbedingt töten.
Neben seinem Meister heulte Haratha in Vorfreude. Rexxar lachte seinem zahmen Wolf zu.
„Komm her, kleine Allianz“, murmelte Grom. „Blutschrei ist durstig.“
Turalyon zügelte sein Pferd, als sein Trupp den Hügel überschritt, der das kleine Tal um das Portal umgab. Wenn sich die Orcs tatsächlich zurückzogen, dann waren aber noch ziemlich viele hier.
Das würde keine leichte Schlacht am Portal werden. Sie mussten sich durch die bedrohlichen Reihen von grünhäutigen Wesen und großen, bleichen Monstern kämpfen.
Besonders zwei Krieger erregten seine Aufmerksamkeit. Bei einem war sich Turalyon nicht einmal sicher, ob er überhaupt ein Orc war. Er ähnelte einem, aber seine Haut war gelblichbraun, nicht grün, und er überragte die anderen. Sein Körperbau war auch irgendwie anders. Neben ihm stand ein schwarzer Wolf, von dem Turalyon vermutete, dass er so tödlich und zielstrebig war wie sein Herr. Ein machtvoller Kämpfer, zweifellos, aber nicht der Anführer.
Da! Der war es! Größer als die meisten, mit einer dichten, schwarzen Haarmähne, die zu einem Knoten gebunden war, einem schwarzen Mund, roten Augen und schwerem Armschutz, auf dem merkwürdige Symbole prangten. Tapfer taxierte er die überlegene Zahl von Allianzkriegern.
Ihre Blicke trafen sich. Während Turalyon ihn beobachtete, hob der Anführer der Orcs seine riesige Axt zum Gruß.
„Diesmal sind wir auf dich vorbereitet, du Bastard“, murmelte Danath. Seine Augen leuchteten, und er war bereit für die Schlacht. So wie jeder anwesende Soldat.
„Söhne Lothars! Zum Angriff!“, brüllte Turalyon. Seine Männer stießen einen Schrei aus und strömten von allen Seiten los. Die Schlacht hatte begonnen.
Es war ein einfacher Plan. So viele Orcs wie möglich zu töten, während sie auf das Portal zustürmten. Turalyon kämpfte wild, schwang seinen Hammer nach links und rechts, drosch auf wütende Feinde ein, die seinen Weg blockierten. Alleria kämpfte nah bei ihm, offensichtlich mit grimmiger Freude am Gefecht, wie immer. Sein sechster Sinn meldete sich, und er sah gerade rechtzeitig auf, um zu erkennen, wie die elfische Waldläuferin ihr Schwert in einen unglücklichen Orc schlug, während ein anderer hinter ihr auftauchte und seinen tückisch aussehenden Knüppel hob.
Sie schien die Gefahr nicht zu bemerken, ihr Gesicht war von einer barschen Freude verzerrt, als sie ihr Schwert aus dem grünen Leichnam zog. Sie war nur darauf konzentriert, zu sehr auf Rache versessen...
„Alleria!“, schrie Turalyon, schlug auf sein Kriegsross ein und galoppierte zu ihr. Wie in Zeitlupe hob Alleria ihren Kopf, ihre Augen weiteten sich, ihr Arm kam hoch, um mit dem blutigen Schwert den Schlag abzublocken. Aber sie war zu langsam, und Turalyon würde niemals rechtzeitig da...
Das Gebet verließ seine Lippen, und er streckte die Hände aus. Weißes Licht schoss daraus hervor und traf den Orc in der Brust. Der fiel zurück, und der Knüppel entglitt seiner Hand, als er zu Boden krachte. Für einen kurzen Augenblick war Turalyons Blick mit Allerias verbunden. Dann kämpfte sie auch schon gegen den nächsten Orc, und er musste sich ebenfalls wieder in die Schlacht stürzen.
Er entdeckte den Anführer der Orcs, den er schon vorher gesehen hatte. Er schien durch die Streitkräfte der Allianz hindurchzutanzen. Die schwere Axt sang in seiner Hand, durchschnitt Luft und Fleisch gleichermaßen. Das Geräusch übertönte die Schreie und das Stöhnen der vielen Opfer. Ab und zu wies er auf etwas und brüllte.
Aber so kräftig er auch war, waren er und seine Krieger doch in der Unterzahl. Und er schien das zu wissen. Die Allianztruppen kamen unaufhaltsam näher an das Portal heran.
Der Orc schien eine Entscheidung zu fällen. Er wandte sich um und brüllte einer verhüllten Gestalt etwas zu, die neben dem Portal stand. Die Gestalt nickte. Dann rief der Anführer etwas anderes, und im ganzen Tal gehorchten die Orcs. Sie lösten sich von der Allianz und zogen sich langsam, aber sicher zum Portal zurück.
Turalyon erspähte eine weitere Bewegung. Die verhüllte Gestalt zog etwas neben dem rechten Pfeiler des Portals hervor. Turalyon konnte nicht erkennen, was es war. Aber es bestand aus Metall und glitzerte im Licht. Etwas an der Art, wie die Gestalt damit hantierte, machte Turalyon nervös, und er erinnerte sich an seine Unterhaltung mit Mekkadrill, dem Gnom.
Wie sicher ist das?
Ich bin bereit, darauf zu wetten, dass es so sicher wie die sicherste gnomische Konstruktion ist...
Die Orcs versuchten jetzt, durch das Portal zu laufen statt zu kämpfen. Khadgar hatte bestätigt, dass sie die Artefakte hatten, die sie benötigten, und dass sie bereit waren für...
„Verdammt!“, schrie Turalyon. Er hoffte, dass er unrecht hatte. Erblickte über den Ozean aus kämpfenden Männern und Orcs und erspähte Khadgar und eine Gruppe Magier. Er ritt auf sie zu und berichtete, was er gesehen hatte.
Khadgar furchte die Stirn, während er zuhörte. „An ihrer Stelle würde ich auch heimgehen. Und dann würde ich das Portal zerstören, damit mir niemand folgen kann.“
„Daran habe ich auch gedacht. Ich glaube, es ist etwas Mechanisches. So etwas, wie die Gnome es bauen.“
„Oder die Goblins“, sagte Khadgar. Beide Männer wussten, dass, anders als die Gnome, die auf Seiten der Allianz standen, die Goblins gern ihre mechanischen Spielzeuge an jedermann verkauften. „Wir haben das letzte Portal zerstört. Sie können sicherlich dieses hier vernichten. Und ohne Medivhs Buch und Gul’dans Schädel bezweifle ich, dass ich es wieder öffnen kann.“
„Dann Tempo. Ich halte sie auf, sagte Turalyon, der sein Pferd bereits herumriss und auf das Portal zuritt. Khadgar war direkt hinter ihm. Turalyon schlug auf die Orcs ein, bahnte sich wie ein Besessener einen Weg.
Khadgar blickte zum Portal und beobachtete die Gestalt, die etwas daneben anbrachte. Der Magier stützte sich auf seinen Sattel und schlug nach dem vermummten Gegner. Der drehte sich in der letzten Sekunde um, war aber nicht schnell genug, um dem Schlag am Hals entgehen zu können. Er reichte nicht aus, um ihn zu töten, aber die Gestalt grunzte vor Schmerz und ließ das Gerät fallen. Dann umfasste sie den Hals mit beiden Händen.
Khadgar sprang vom Pferd und hob die merkwürdige Maschine auf. Sie war so groß wie ein kleiner Schild, eindeutig mechanisch... und sie tickte. Er analysierte das Ding schnell, aber die Konstruktion war ihm zu fremd. Es gab keine Möglichkeit, es zu stoppen. Was immer es auch tun sollte, es würde es bald tun. Grunzend hob der Magier das Gerät an und warf es so weit weg, wie er konnte, verstärkte seine Körperkraft mit Magie, sodass es weit aus dem Tal hinausflog und vielleicht sogar die Klippen auf der anderen Seite erreichte.
Die Explosion erschütterte das ganze Tal.
Grom fluchte, duckte sich und bedeckte seinen Kopf. Er spürte Stiche seinen Rücken entlang und auf den Schultern, wo er von kleinen Steinen getroffen worden war. Er sah auf. Wut brannte in ihm, und die ließ er an dem Hexer aus. Kra’kul wirkte so erschreckt wie Grom und duckte sich, als Groms Faust herabfuhr.
„Verräter! Du wolltest uns töten!“
„Nein! Nein! Ich schwöre es. Mir wurde gesagt, das ist ein Schild, ein Schild, um uns zu schützen! Ich wusste es nicht!“
Der rote Schleier vor Groms Augen lichtete sich, als er den sich windenden Hexenmeister mit einer Hand hochhob und schüttelte. Wie gern hätte er ihm die Kehle zerquetscht, seinen Kopf abgerissen und ihn so weit geworfen, wie der alte Mensch das Gerät. Statt sie zu schützen, hatte es sie beinahe getötet.
„Wer hat dir das gesagt? Wo ist er, damit ich ihm das Herz herausreißen kann?“ Er schüttelte den Zauberer heftig und unterdrückte seinen Blutrausch.
„Das weiß ich nicht... Malkor sollte das tun... er sagte mir, es sei ein Schild...“
Fluchend warf Grom den wertlosen Kerl weg und wandte sich wieder dem Kampf zu.
Grom war gesagt worden, dass das Gerät ein Schild sei, mittels dem der Kriegshymnenklan im letzten Moment fliehen könnte. Er war angelogen worden. Jemand in einer mächtigen Position, Blutschatten vielleicht oder Ner’zhul, hatte offensichtlich gewollt, dass die zurückgebliebenen Krieger nicht lebend fliehen konnten.
Grom schwor sich, die Schlacht zu überleben, so unwahrscheinlich es auch war, und jemanden dafür bezahlen zu lassen.
Die Explosion hatte seine Leute erschüttert, Die Allianz hatte sich schneller als seine Leute erholt. Und Grom musste wütend und hilflos mit ansehen, dass sie wie Vieh nach Südwesten getrieben wurden. Aber er konnte nichts dagegen tun. Eine Gruppe kam von einer Seite, während die andere den Ausgang blockierte und die Orcs in den engen Talzugang trieb, weg vom Portal. Weg von zu Hause.
„So sei es“, knurrte er. Die Allianz sollte ihren Sieg haben. Aber er würde sie teuer zu stehen kommen. Er warf seinen Kopf zurück, öffnete den Mund weit und brüllte so laut, dass zwei Allianzkrieger mitten in der Schlagbewegung aufhörten.
„Kämpft, meine Kriegshymnenkrieger, kämpft wie Orcs! Lasst euer Blut vor Kampfeslust singen! Reißt sie in Stücke! Für die Horde!“
„Irgendjemand muss hierbleiben und diese Bande im Auge behalten“, sagte Turalyon. Er ritt neben Alleria und Khadgar und wartete darauf, dass Kurdran auf Sky’rees Rücken tief genug kreiste, damit er dem Gespräch folgen konnte. „Ich postiere ein paar Männer am Eingang des Tals. Dann kann die Horde nicht fliehen. Alle anderen...“
Er verstummte. Khadgar beneidete Turalyon nicht. Niemand wollte wirklich durch das Dunkle Portal gehen. Obwohl er zugeben musste, dass ein kleiner Teil von ihm, der Teil, der ihn überhaupt hatte Magier werden lassen, sehr neugierig darauf war, was dahinterlag.
„Gut“, sagte Turalyon. „Wir wissen, was wir zu tun haben. Sagt euren Leuten noch einmal, dass nur Freiwillige mitkommen sollen. Ich werde keinen Soldaten dazu zwingen, auf eine fremde Welt zu gehen, wenn er das nicht will.“
Danath nickte, riss sein Pferd herum und brüllte die entsprechenden Befehle. Alleria kehrte zu ihren Waldläufern zurück und redete mit ihnen leise in ihrer melodischen Sprache. Khadgar warf Turalyon einen aufmunternden Blick zu, doch der Paladin wich ihm aus. Leise sagte er zu Khadgar: „Alleria wäre heute beinahe getötet worden. Ich konnte sie gerade noch retten.“
„Turalyon“, sagte Khadgar ebenso leise, „Alleria ist eine erfahrene Kämpferin. Sie ist vielleicht sogar stärker als wir beide. Das weißt du doch.“
„Deshalb mache ich mir auch keine Sorgen. Ich weiß, dass sie auf sich selbst aufpassen kann. Aber... sie wird waghalsig. Sie wird...“ Seine Stimme brach, und Khadgar wandte sich ab, um den Schmerz im Gesicht des jungen Mannes nicht sehen zu müssen.
„Ihr ist das Töten von Orcs wichtiger als ihr eigenes Leben“, sagte Khadgar. „Sie geht übertriebene Risiken ein.“ Turalyon nickte traurig. „Aber jetzt tragen wir den Kampf zu den Orcs. Das könnte ihr guttun. Es könnte euch beiden guttun.“
Turalyon errötete, antwortete aber nicht. Seine Augen waren auf seine Soldaten gerichtet, in deren Mitte er sich jetzt begab.
„Söhne Lothars!“, rief er. „Wir sind schon früher in Schlachten gezogen. Wir haben Verluste und Niederlagen erlitten. Aber auch Siege. Doch nun treten wir dem Unbekannten entgegen.“ Er sah Khadgar an und lächelte. „Wir tragen den Kampf zu den Orcs. Und wir werden sie aufhalten, damit sie weder uns noch irgendwelchen anderen Welten mehr Ärger bereiten. Für die Allianz! Für das Licht!“
Er hob seinen Hammer, und Jubel brandete auf, als seine Waffe in hellem weißem Licht erstrahlte. Khadgar nickte. Das war es, was er und Anduin Lothar in Turalyon gesehen hatten, als er ihnen das erste Mal begegnet war. Es schien, als wäre seitdem ein ganzes Menschenleben vergangen. Der ehemalige Kommandeur der Allianz und der Magier hatten schon damals gewusst, dass der Mann, der sich vom Priester zum heiligen Krieger gewandelt hatte, an seinen Aufgaben wachsen würde. Dass sich sein unverdorbenes Ehrgefühl mit der wilden Entschlossenheit, sein Volk zu beschützen, vereinen würde. Dass er als Anführer der Armee seine Männer um sich sammeln und in eine völlig neue Welt führen würde.
Khadgar fragte sich, ob sein Freund merkte, wirklich merkte, wie sehr er seine Soldaten inspirierte. Und wie er im Besonderen eine Person inspirierte, die ihn in unbeobachteten Augenblicken mit Bewunderung auf ihrem schönen Elfengesicht ansah.
Turalyon wendete sein Pferd und trieb es die Steinrampe zum Dunklen Portal hinauf. Sein Pferd scheute, aber Turalyon hielt die Zügel straff und drängte es hindurch.
Die Wirbel aus Licht erschienen verlockend. Ein grünlicher Schimmer überlagerte kurz sein weißes Licht, bevor Turalyon zwischen den Säulen verschwand. Alleria und Khadgar befanden sich direkt hinter ihm. Der Magier kämpfte mit seinem Pferd und spürte eine unbekannte Neugier, als Mann und Tier den Spalt betraten; es fühlte sich kalt an, als würde ein starker Strom an ihm zerren.
Ein Schauder überkam ihn, und für einen Moment sah er gleichzeitig die Finsternis, Sterne, bunte Wirbel und das Aufblitzen merkwürdiger Farben.
Dann kam er wieder heraus. Heiße Luft wärmte seine Haut, die sich während des kurzen Durchgangs stark abgekühlt hatte.
Grell... es war alles so grell. Er hob eine Hand, um seine Augen zu schützen. Es war heiß, eine trockene Hitze, die Khadgar physisch angriff. Er blinzelte, wartete, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten... und schnappte nach Luft.
Er stand auf einem Felsen, inmitten des hiesigen, kunstvoll verzierten Portals. Das Tor auf ihrer Welt war weitgehend schmucklos, wahrscheinlich, weil es so schnell errichtet worden war. Statuen von verhüllten Männern standen auf beiden Seiten. Und die Treppe, die zu einer zweiten Plattform hinabführte, wurde von brennenden Fackeln flankiert. Zwei Säulen, auf denen ebenfalls ein Feuer brannte, befanden sich auf jeder Seite der merkwürdig wirkenden Straße, und...
Die zerklüftete rote, unfruchtbare Ebene, die sich vor ihnen erstreckte, wirkte irgendwie vertraut auf ihn und erinnerte ihn an die Verwüsteten Lande. Selbst jetzt platzte das ausgetrocknete Land in der Ferne immer wieder auf. Feuer stieg hoch, als wäre ein Drache geschlüpft, der durch die Erde wie durch eine Schale brach.
Aber Khadgars Augen hingen am Himmel. Er war rot, das tiefe Rot frischen Blutes, und im Zenit stand eine purpurne Sonne, deren Hitze auf sie niederbrannte. Und... beim Licht... der Himmel war ihm auch vertraut.
„Nein“, sagte er mit gebrochener Stimme. „Nein“, flüsterte er erneut. „Nicht hier! Nicht so!“
„Was ist los?“, fragte ihn Alleria. Er ignorierte sie. Es war alles genauso wie in der Vision... der Himmel, das Land...
„Khadgar! Was ist?“
Er schloss die Augen und öffnete sie wieder, als würde er aufwachen. Aber die schreckliche Szenerie verschwand nicht. Er schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem müden Lächeln. „Gar nichts“, log er. Doch schnell merkte er, wie offensichtlich die Lüge war, und er korrigierte sich. „Ich habe diesen Ort... in meinen Visionen gesehen. Ich hatte nicht erwartet... ich dachte nicht, dass es so schnell geschehen würde. Es... es hat mich kurzzeitig überwältigt. Es tut mir leid.“
Alleria sah ihn stirnrunzelnd an. Sie war besorgt, sah aber ein, dass er nichts mehr hinzuzufügen hatte. „Es ist...“ Sie schloss den Mund, unfähig, die richtigen Worte zu finden. Sie legte eine Hand auf ihr Herz, als würde es körperlich schmerzen. Und einen Augenblick lang vergaß Khadgar seine eigene Verzweiflung, um sie zu trösten. Sie war eine Elfe, ein Kind des Waldes, der Bäume, des wachsenden, gesunden Landes. Sie wirkte wie versteinert, krank.
Beinahe so krank, wie Khadgar sich fühlte.
Aus dem Nichts kam Wind auf. Ohne Pflanzen, die den Boden festigten, wirbelte der gierige Luftzug die tote, staubige Erde auf und bedeckte sie alle damit. Sie husteten und griffen nach etwas, irgendetwas, um Mund, Nase und Ohren zu bedecken.
Das war es. Khadgar erkannte, dass er sich, als er durch das Portal getreten war, seiner Bestimmung genähert hatte. Er hatte gehofft, dass dieser Tag noch weit in der Zukunft läge.
In seiner Vision hatte er ausgesehen, wie er jetzt aussah... er war ein alter Mann. Und jetzt war er hier. Verdammt, ich bin gerade mal zweiundzwanzig Jahre alt... Und ich soll hier sterben?, dachte er verzweifelt und versuchte den Gedanken zu verdrängen. Ich habe doch kaum gelebt...
Der Wind verschwand so schnell, wie er gekommen war. „Ein hässlicher Ort“, sagte Danath Trollbann und hustete, als er neben sie trat. Khadgar klammerte sich an den sachlichen Tonfall. „Sagt mal, geht es nur mir so, oder sehen die Verwüsteten Lande genauso aus?“
Khadgar nickte. Es war gut, wenn man sich auf etwas anderes konzentrieren konnte. „Ihre... äh... diese Welt reichte durch den Spalt in unsere hinein. Und was auch immer diese Schäden verursacht hat – ich vermute, dass es die Hexenmeister mit ihrer schwarzen Magie waren –, begann auch, unsere Welt zu beeinflussen.“
Er zwang sich, ihre Umgebung leidenschaftslos zu studieren. Das Land war nicht nur einfach tot, es wirkte, als wäre diese Welt ausgesaugt worden. Was hatten die Orcs ihr nur angetan?
„Auf Azeroth konnten wir den Prozess dank des Lichts aufhalten. Doch dieses Land hat viel länger darunter gelitten. Ich vermute, diese Welt war einst viel freundlicher.“
Alleria furchte die Stirn. „Die Straße... sie...“ Sie wurde plötzlich bleich, dann verzog sich ihr anmutiges Gesicht vor Wut. „Diese... Monster...“
Turalyon ritt neben sie. „Was ist los?“
„Die Straße...“ Alleria schien das richtige Wort nicht einzufallen. Sie versuchte es erneut. „Sie ist mit... Knochen gepflastert.“
Sie alle verstummten. Sicherlich irrte sich Alleria. Die Straße war schließlich kein schmaler Pfad. Sie war breit, dafür gedacht, dass Dutzende Krieger nebeneinander hermarschieren konnten. Sie war breiter als die Brücke, die nach Sturmwind führte, und so lang, dass man das Ende von hier aus nicht erkennen konnte.
Um diese Straße mit Knochen zu pflastern, hätte man Tausende... nein... Hunderttausende Leichen benötigt.
„Bei der Gnade des Lichts“, flüsterte ein junger Mann. Er war kreidebleich geworden, und hinter ihm schwoll Gemurmel an.
Gerade als die Soldaten die schreckliche Wahrheit erkannten, zeigte sich der Feind. Als sie durch das Tor marschiert waren, hatten sich nur ein paar Orcs in der Nähe des Dunklen Portals aufgehalten. Khadgar hatte gehofft, dass es die Einzigen waren, die sie beim Betreten der Welt bekämpfen mussten. Aber diese wenigen hatten Verstärkung gerufen.
Entlang der Hügelkuppe und der Straße erkannte Khadgar Dutzende Orcs, deren Waffen in der grellen roten Sonne glitzerten.
Zum ersten Mal, seit dieser ganze Albtraum begonnen hatte, befürchtete Khadgar, dass die Soldaten in Panik geraten könnten.
„Das ist eine kleine Armee“, sagte er leise. Orcs waren in seiner Vision auch vorgekommen. Orcs, die auf einem Hügelkamm standen, brüllten, knurrten und fluchten.
„Wir haben selbst eine Armee“, sagte Alleria und sah Turalyon an.
„Das stimmt“, antwortete Turalyon. Seine Stimme klang unsicher. Er war auch beim ersten Anblick dieser Welt erschüttert gewesen. Doch jetzt war er fest entschlossen. „Eine Armee, die zwischen den Orcs und denjenigen steht, die sie töten wollen. Eine Streitmacht, die nicht tatenlos dabei zusieht, wie ihre eigene Welt leiden muss.“ Er sah seine Soldaten an. „Söhne Lothars“, rief er. „Dies ist der Kampf, für den wir bestimmt sind! Mehr als jemals zuvor kämpfen wir für unsere Heimat! Wir werden nicht zulassen, dass die Horde uns oder anderen das antut, was sie dieser Welt angetan hat!“ Seine Stimme klang so klar und rein und war stark wie der leuchtende Hammer, den er jetzt hob. „Für Sturmwind! Für Lordaeron, Eisenschmiede, Gnomeregan. Für Azeroth!“
So sei es, dachte Khadgar und folgte seinem General in die Schlacht.