»Sie sind weg!« flüsterte ich ungläubig.
»Was ist weg?« fragte Hurtha, streifte die Felle ab und setzte sich auf. Er lag nur ein paar Schritte neben mir.
Das Lager erwachte seit mehr als einer Ahn langsam zum Leben.
»Die Passierscheine, die uns sicheres Geleit garantieren sollten!«
»Was ist?« fragte Boabissia. Ihr Haar war naß; sie kam vom Fluß, wo sie es gewaschen hatte.
»Unsere Passierscheine sind weg. Ich hatte sie hier, in der Schwertscheide.«
»Könnten sie herausgefallen sein?«
»Nein«, antwortete ich. »Sie steckten fest darin. Man kann sie nur absichtlich herausgenommen haben.«
»Angeblich gibt es in der Nähe eine Militärkontrolle«, sagte Boabissia. »Ich habe gestern abend davon erfahren.«
»Genau wie der Dieb«, sagte ich.
»Wir sind doch alle hier gewesen. Wie konnte das überhaupt geschehen?« fragte sie.
»Das konnte nur einem Meister im Anschleichen gelingen, der wußte, wonach er sucht und wo es zu finden ist. Vielleicht hatte er sogar ein Werkzeug dabei, um an die Dokumente zu gelangen.«
»Das Schwert steckte in der Scheide, und die lag doch neben dir, oder nicht?« fragte Boabissia.
»Das stimmt. Ich hatte mir sogar die Riemen der Schwertscheide über die Schulter geschlungen. Der Dieb mußte die Klinge ziehen, die Passierscheine entfernen und das Schwert wieder hineinstecken.«
»Warum denn das?« fragte Hurtha.
»Damit das Fehlen der Papiere nicht sofort auffällt«, erklärte ich. »Ich hätte nichts davon bemerkt, wenn ich nicht wie gewöhnlich überprüft hätte, ob sich die Klinge mühelos ziehen läßt.« Obwohl diese Gewohnheit unnötig und nebensächlich erscheint, geht sie vielen Kriegern in Fleisch und Blut über. Dabei handelt es nicht nur darum, das Ziehen ständig zu üben, da derjenige, der als erster die Waffe zieht, auch als erster einen Schlag anbringen kann, sondern auch die Scheide täglich auf ihren Zustand zu überprüfen. Durch Temperaturunterschiede und Feuchtigkeit kann sich das Leder zusammenziehen oder weiten. Weniger offensichtlich, dafür aber um so tückischer sind heimliche Eingriffe des Gegners. Er könnte die Klinge mit Hilfe eines winzigen Keils oder eines dünnen Drahtes, der unterhalb des Griffs befestigt wird, in ihrer Hülle festklemmen. Das Üben des Ziehens und die damit verbundene Überprüfung des Hüllenwiderstandes sind kleine, aber nur selten vernachlässigte Feinheiten der Kampfkunst.
»Wer kann denn so geschickt sein?« fragte Boabissia.
»Es gibt Krieger, die so etwas können«, sagte ich. »Die rothäutigen Stammeskrieger zum Beispiel.«
»Aber hier unter den Flüchtlingen?«
»Ein Dieb mit unglaublichem Geschick, der es wert wäre, das Diebesmal von Port Kar zu tragen.« Das Diebesmal von Port Kar ist ein dreizahniges kleines Brandmal, das unmittelbar über dem rechten Wangenknochen eingebrannt wird. Es markiert die Mitglieder der Diebeskaste von Port Kar. Soweit ich weiß, ist Port Kar die einzige Stadt, in der es eine offizielle Diebeskaste gibt. Die Mitglieder sind sehr stolz auf ihr Handwerk, das vom Vater auf den Sohn weitervererbt wird. Die Mitgliedschaft in der Kaste bringt einige Sonderrechte mit sich: Berufsmäßige Diebe genießen Schutz vor der Verfolgung und Ermordung durch Gildenbrüder, die ihre Gebiete eifersüchtig beschützen. Vermutlich ist es der Diebeskaste zu verdanken, daß in Port Kar viel weniger Diebstähle geschehen als in anderen Städten. Die Kaste hält ihre Mitgliederzahl stets gleich und überschaubar, genau wie die Vereinigungen anderer Berufe, beispielsweise die der Metallarbeiter oder Schneider.
»Feiqa«, sagte Boabissia.
»Ja, Herrin?« fragte Feiqa ängstlich. Die hübsche Sklavin war sofort auf die Knie gegangen, als sie von einer freien Person angesprochen wurde.
»Hast du etwas gesehen?« fragte Boabissia.
»Nein, Herrin«, sagte Feiqa und senkte den Kopf.
»Dumme Sklavin«, fauchte Boabissia.
»Ja, Herrin«, gab Feiqa flüsternd zur Antwort.
»Brauchen wir diese Dokumente an der Straßensperre?« wollte Hurtha wissen.
»Schon möglich. Wir sind in der Nähe von Ar. Ich weiß es nicht.«
»Es ist doch unwahrscheinlich, daß hier im Lager ein so geschickter Dieb sein Unwesen treibt«, meinte Boabissia.
»Wieso denn das?« fragte ich.
»Ich glaube, Feiqa hat sie gestohlen«, verkündete Boabissia.
»Nein, Herrin!« schrie Feiqa auf.
»Foltern wir sie, bis sie die Wahrheit gesteht«, schlug Boabissia vor. Goreanische Gerichte erkennen die Folter von Sklaven als legales Mittel der Wahrheitsfindung an. Es geschieht sogar ziemlich häufig.
»Bitte, nein, Herrin!« schluchzte Feiqa.
»Sie hätte es kaum schaffen können«, sagte ich. »Sie hatte die ganze Nacht die Hände auf den Rücken gefesselt, damit sie mich bei Morgenanbruch auf intime Weise wecken konnte – ohne die Hände zu benutzen«, sagte ich.
»Wie ekelhaft!« stieß Boabissia hervor.
»Danach habe ich sie auf den Rücken gelegt und liebkost, bis sie um weitere Aufmerksamkeiten bettelte, die ich ihr dann auch erwiesen habe. Sie ist nur eine Sklavin.«
»Das stimmt«, sagte Boabissia. Sie sah Feiqa an. »Schlampe!«
»Ja, Herrin«, sagte Feiqa und mied ihren Blick.
Boabissia haßte Feiqa aus ganzem Herzen. Hielt sie es tatsächlich für verwerflich, daß Feiqa ihrem Herrn solch unglaubliche Wonnen bereitete? Ich konnte mir das nicht vorstellen. Schließlich war das Feiqas Aufgabe als Sklavin. Ich vermutete eher, daß sie auf Feiqa eifersüchtig war, da ihr als freier Frau solche Erlebnisse verwehrt blieben.
»Unter den Flüchtlingen ist bestimmt kein so geschickter Dieb«, sagte sie und blickte die am ganzen Leib zitternde Feiqa unheilvoll an. »Es kann nur die Sklavin gewesen sein. Laß sie foltern.«
Feiqa stöhnte.
»Sie kann es aber nicht gewesen sein!«
»Wer dann?«
»Du vielleicht«, sagte Hurtha, trat hinter Boabissia und packte sie bei den Oberarmen. Es war kein sanfter Griff.
»Nein!« schrie Boabissia und wand sich hilflos. »Nein!«
»Vielleicht sollte man dich foltern«, knurrte Hurtha.
»Nein, nein!« keuchte Boabissia. »Ich bin eine freie Frau!«
»Es ist durchaus denkbar, daß unter den Flüchtlingen ein geschickter Dieb ist«, meinte ich.
»Weißt du mehr als wir?« fragte Hurtha.
Ich nickte.
»Wer?«
»Warte hier!« bat ich.
»Wer?« beharrte Hurtha auf seiner Frage.
»Ein gewisser Ephialtes aus Torcodino, man hat mich vor ihm gewarnt.«
»Ich begleite dich«, sagte er sofort. »Ich breche ihm das Genick.«
»Davon kriegen wir die Papiere auch nicht zurück«, erwiderte ich. »Warte hier.«
»Einige der Kutschen und viele der Flüchtlinge haben das Lager bereits verlassen«, erklärte Boabissia und riß sich von Hurtha los. Sie zitterte. Sie war es nicht gewohnt, auf diese Weise von einem Mann behandelt zu werden.
»Wartet hier«, wiederholte ich.
Boabissia machte Anstalten, mich zu begleiten, aber Hurthas Hand auf ihrem Arm hielt sie zurück.
»Hör auf!« schrie der Mann schmerzerfüllt. Ich hielt ihn im Nacken gepackt und zwang ihn auf die Knie und dann weiter auf den Bauch. Er kämpfte gegen den Griff an. Ich stieß sein Gesicht in den nachgiebigen Erdboden. Sofort verstummte er. Ich gestattete ihm, den Kopf ein Stückchen zu heben. Er hustete und keuchte.
»Wo sind sie?«
»Was, was?« stieß er hervor und spuckte Erde aus.
»Die Papiere.«
»Du kannst mich hier nicht bestehlen«, sagte er. »Hier sind zu viele Zeugen!«
Es stimmte; einige Männer hatten sich um uns versammelt. »Haltet euch da raus!« warnte ich sie. Dann stieß ich sein Gesicht wieder in den Dreck. Er spuckte aus und drehte den Kopf keuchend zur Seite.
»Wo sind sie?«
»Ich weiß nichts von irgendwelchen Papieren«, keuchte er.
»Haltet euch da raus!« wiederholte ich meine Warnung an die Männer. Einige hielten schwere Keulen in den Händen.
Dann zog ich ein Stück Schnur aus der Gürteltasche, band ihm die Füße zusammen und fesselte die Hände an die Fußgelenke. Er kam auf der Seite zu liegen. Ich durchsuchte gründlich seine Besitztümer.
»Was soll das?« fragte er. »Haltet ihn auf!« rief er den Umstehenden zu. Ein Mann trat einen Schritt vor, aber keiner griff ein.
»Er ist bewaffnet«, sagte einer der Flüchtlinge zu dem Gefesselten.
»Ich kann sie nicht finden!« sagte ich laut.
»Was sucht er überhaupt?« fragte ein Mann, der gerade zu der Gruppe gestoßen war.
»Irgendwelche Papiere«, erhielt er zur Antwort.
Ich wandte mich wieder dem Gefesselten zu. »Wo sind sie?«
»Ich weiß nichts von irgendwelchen Dokumenten. Binde mich los!«
»Nimm ihm die Fesseln ab«, verlangte der Neuankömmling; der Kleidung nach zu urteilen, war er ein Kaufmann. Er hatte sich zum Sprecher der Gruppe gemacht, ohne jedoch mutig vorzutreten.
»Ja. Was soll das überhaupt?« rief ein anderer.
»Dieser Kerl ist ein Dieb«, verkündete ich der Menge. »Er hat mir wichtige Papiere gestohlen. Die will ich zurückhaben.«
»Ich bin kein Dieb«, verteidigte sich der Gefesselte.
»Hast du gesehen, wie er sie gestohlen hat?« fragte der Kaufmann.
»Nein.«
»Hat ihn denn jemand anders dabei beobachtet?«
»Nein«, erwiderte ich gereizt.
»Woher willst du dann wissen, daß er sie gestohlen hat?« Es war keine unvernünftige Frage. »Du kannst sie nicht finden«, stellte der Kaufmann fest. »Ist das nicht ein deutlicher Hinweis, daß du dich getäuscht hast?«
Ich öffnete den Geldbeutel. Er enthielt nur Münzen. Ich warf sie wieder hinein und zog das Verschlußband zu.
»Wo hast du sie versteckt?« fragte ich ihn. Meine Stimme hörte sich nicht freundlich an.
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, flüsterte mein Gefangener. Er hatte begriffen, daß ich es ernst meinte. Er hatte Angst.
»Hast du sie bereits verkauft?«
»Ich weiß doch nichts. Bist du ein Dieb?«
»Nein.«
»Löse seine Fesseln!« verlangte der Kaufmann. »Du hast keinen Beweis.«
»Er hat ein Schwert«, sagte sein Nebenmann. »Er braucht keinen Beweis.«
»Laß ihn gehen!«
»Er ist ein Dieb!« stieß ich ärgerlich hervor.
»Das bin ich nicht«, sagte der Gefangene.
»In Torcodino ist er ein stadtbekannter Dieb!« verkündete ich.
»Unsinn!«
»Genau«, bekräftigte der Kaufmann. »Wer ist er deiner Meinung nach?«
»Ephialtes aus Torcodino«, sagte ich.
»Ich bin nicht Ephialtes«, sagte der Gefangene.
»Das ist richtig«, sagte der Kaufmann. Die Umstehenden nickten.
»Aber mir ist vor ein paar Tagen erzählt worden, er sei Ephialtes.«
»Und wer hat dir das erzählt?«
»Ich sehe den Mann nicht. Er ist nicht da.«
»Das ist nicht Ephialtes«, sagte der Kaufmann. »Und selbst wenn er es wäre, hast du anscheinend weder den Diebstahl beobachtet noch eindeutige Beweise oder gar Indizien, daß er der Schuldige ist. Binde ihn los.«
»Ich bin Philebus, ein Weinhändler aus Torcodino«, erklärte der Gefangene.
»Er lügt«, sagte ich.
»Das ist Philebus«, sagte der Kaufmann. »Ich habe mit ihm Geschäfte gemacht. Binde ihn los!«
Ich löste die Fesseln. »Pack deine Sachen wieder ein!« befahl ich ihm. Er gehorchte, und ich ließ ihn keinen Augenblick lang aus den Augen. Vielleicht hatte der Rucksack einen doppelten Boden. Doch ich hatte bei meiner Suche nichts dergleichen gefühlt; es hatte auch kein Papier geraschelt.
Ein Ruf ertönte. »Kutsche siebzehn steht zur Abfahrt bereit!«
»Das ist meine Kutsche!« rief der angebliche Weinhändler und stopfte die letzten Habseligkeiten in den Rucksack.
»Wie du weißt, ist es auch meine Kutsche«, sagte ich. »Keine Angst. Ich begleite dich und werde darauf achten, daß du auch sicher einsteigst.« Ich hatte nicht die Absicht, ihn aus den Augen zu lassen. Auch wenn ich keinerlei Beweise hatte, die einen Praetor von seiner Schuld überzeugt hätte, war ich davon überzeugt, daß er Ephialtes aus Torcodino war und die Passierscheine gestohlen hatte. Es war eine echte Ironie. Wir waren in derselben Überlandkutsche gefahren.
Boabissia kam heran. »Wir sind soweit«, sagte sie. »Der Kutscher will fahren.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Ich habe es gehört.« Ich stieß den angeblichen Weinhändler vor mir her. »Und du kommst mit.«
Ich stand an der Querstange des Passagierabteils und drehte mich um, um mich zu vergewissern, daß der Kerl noch auf der Bank saß, auf die ich ihn gesetzt hatte. Dann beugte ich mich über die Querstange. »Ist das da vorn die Straßensperre?« fragte ich den Kutscher.
»Ja«, antwortete er über die Schulter hinweg. »Ihr werdet alle aussteigen, und diejenigen, die passieren dürfen, steigen auf der anderen Seite wieder ein. Wird euch der Durchgang verwehrt, habt ihr keinen Anspruch auf eine Rückerstattung des Fahrgelds. Der Fuhrunternehmer ist für solche Schwierigkeiten nicht verantwortlich zu machen.«
»Wir sind nur einen Tag von Ar entfernt«, stellte einer der Passagiere fest.
»Und da ist die Straßensperre«, sagte sein Nebenmann, stand auf und trat zu mir an die Querstange.
»Seht euch mal den armen Sleen an!« rief sein Freund, der sich ebenfalls zu uns gesellte. Er wies auf die kleine Gestalt neben dem Kontrollpunkt, die etwa drei Meter über den Köpfen der Flüchtlinge auf einem Pfahl steckte.
»Da vorn sind doch tatsächlich Soldaten mit pupurfarbenen Umhängen und Helmen«, sagte ich plötzlich. Diese Uniformen hatte ich seit Jahren nicht mehr gesehen – seit der Zeit, als Marlenus von Ar, der Ubar aller Ubars, die Macht zurückerobert und Cernus vom Thron vertrieben hatte.
»Das sind Taurentianer, Angehörige der Elitepalastwache«, sagte der Mann neben mir.
»Man hat die Taurentianer 10 119 C.A. aufgelöst«, sagte ich.
»Sie wurden wieder eingesetzt«, sagte er. »Hast du nicht davon gehört?«
»Nein.« Der Anblick der Taurentianer bereitete mir Unbehagen. Solche Männer halten die Macht in Händen, Ubars auf den Thron zu bringen und sie auch wieder zu stürzen. Dafür sorgen ihr Korpsgeist, die Identifizierung mit der Einheit und die Ergebenheit den Befehlshabern gegenüber, genauso wie ihr Status und die damit verbundenen Privilegien. Ganz zu schweigen von ihrer Nähe zu den empfindlichen Dreh- und Angelpunkten der Macht.
»Es ist erst dieses Jahr geschehen. Es sind großartige Soldaten.«
»Ich weiß«, sagte ich. Ich hatte ihnen im Kampf gegenübergestanden, damals, im Sand des Stadions der Klingen. Die Kasernierung in der Stadt hatte den Mythos in die Welt gesetzt, die Taurentianer seien verwöhnt und verweichlicht. Aber das war und ist falsch. Es sind Elitetruppen, ausgezeichnet ausgebildet und ihren Kommandanten ergeben. Mit durchschnittlichen Fähigkeiten oder schlechter körperlicher Kondition bleibt einem der Zugang in ihre begehrten Ränge verwehrt. Wir schrieben das Jahr 10 130 C.A., was in der Zeitrechnung Port Kars dem Jahr 11 der Herrschaft des Kapitänrates entsprach.
Damals war Saphronicus von Ar Befehlshaber der Taurentianer gewesen. Seremides von Tyros war der Erste General gewesen. Cernus, der bald darauf auf den Thron aufsteigen sollte, hatte mit seinem Einfluß für dessen Ernennung gesorgt. Seremides nahm den Platz des hochgeachteten Helden Maximus Hegesius Quintilius ein, der zuvor seine Bedenken darüber zum Ausdruck gebracht hatte, daß man Cernus, einen Sklavenhändler und Kaufmann, feierlich in die Kriegerkaste aufnahm. Kurz darauf fand man Quintilius ermordet in seinem Lustgarten auf, getötet vom Biß eines dementsprechend chemikalisch präparierten Giftmädchens. Bevor man sie verhören konnte, starb sie von Hand einiger Taurentianer. Später wäre die Berufung eines Mannes aus Tyros auf solch einen Posten undenkbar gewesen. Dafür sorgten die sich ständig verschlimmernden Reibereien zwischen Ar, Cos und dessen mächtigen Verbündeten Tyros, die hauptsächlich von dem Konkurrenzkampf im Tal des Vosk verursacht wurden. Nachdem Cernus – dessen Zeit als Ubar so kurz gewesen war – unterlegen und verbannt worden war, hatte ich sowohl Saphronicus als auch Seremides in Ketten vor dem auf den Thron zurückgekehrten Marlenus liegen sehen. Beide waren zusammen mit anderen Verrätern im Offizierskorps in Ketten nach Port Kar gebracht worden, wo sie als Galeerensklaven verkauft werden sollten.
Einer der Männer mit den Purpurumhängen und Helmen löste sich aus der Gruppe am Straßenrand und hob die Hand.
Der Kutscher riß die Zügel des Tharlarion zurück, und die Bestie wurde grunzend langsamer, bis die Überlandkutsche mit den hohen Rädern schließlich zum Stehen kam.
»Alle Mann aussteigen und sich rechts in der Schlange anstellen!« verlangte der Kutscher. »Ich reihe mich dort hinten bei den Kutschen ein. Hinter der Straßensperre könnt ihr wieder einsteigen.« Er kannte die Prozedur.
»Wie sollen wir da durchkommen?« flüsterte Boabissia, der ich durch den Einstieg auf den Boden half. »Deine Passierscheine sind doch weg.«
»Keine Ahnung«, erwiderte ich. »Aber vermutlich haben die wenigsten Leute Papiere dabei.« Ich behielt den Burschen im Auge, der sich Philebus nannte und behauptete, Weinhändler aus Torcodino zu sein. Ich wollte ihn nicht entkommen lassen. Falls die Soldaten Dokumente verlangten und er die gestohlenen vorwiese, gäbe ich einen aufmerksamen Zuschauer ab. Und sobald sich mir die Gelegenheit böte – und ich würde schon dafür sorgen, daß sich eine Gelegenheit böte –, bräche ich ihm Arme und Beine.
»Warten, warten«, beschwerte sich Hurtha. »Ich glaube, ich verfasse ein Gedicht über die Anmaßung der Bürokratie.«
»Eine gute Idee«, erwiderte ich.
»Fertig!«
Ich sah ihn an und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Es ist ein kurzes Gedicht«, sagte er. »Willst du es hören?«
»Es muß aber sehr kurz sein.«
»Stimmt«, sagte Hurtha.
»Ich würde es gern hören«, sagte ich und ließ Philebus nicht aus den Augen.
»Schlangen, Schlangen, Schlangen, Menschenschlangen«, begann Hurtha.
»Warte«, unterbrach ich ihn. »Besteht das Gedicht nur aus zwei Wörtern?« Mich beschlich der Verdacht, daß ich das Geheimnis der schnellen Entstehung des Gedichts gelöst hatte.
»Nein«, antwortete Hurtha. »Das waren schon vier Wörter. Zähl nach. Schlangen, Schlangen, Schlangen, Menschenschlangen.«
»Ja, du hast recht.«
Die Schlange bewegte sich ein paar Schritte weiter. Ich vergewisserte mich, daß ich den Dieb sehen konnte.
»Schlangen, Schlangen«, sagte Hurtha.
»Fängst du wieder am Anfang an?« fragte ich.
»Nein. Ich mache da weiter, wo ich aufgehört habe. Willst du das Gedicht wirklich hören?«
»Ja, natürlich.« War es möglich, daß eine gewisse tief verinnerlichte Höflichkeit, die ich meiner amerikanischen Erziehung zu verdanken und bis jetzt im großen und ganzen als harmlos eingestuft hatte, doch gelegentlich Nachteile mit sich brachte?
»Dann unterbrich mich nicht dauernd.«
»Tut mir leid.«
»Diese Schlangen, Schlangen, Schlangen, Schlangen sind lang, sehr lang, diese Schlangen, Schlangen, Schlangen.«
»Das ist sie«, bestätigte ich.
»Was?«
»Diese Schlange«, sagte ich. »Sie ist sehr lang.«
»Ja«, stimmte Hurtha mir mißtrauisch zu. »Bitte unterbrich mich nicht.«
»Entschuldige«, kicherte ich. Wie oft bietet sich einem durchschnittlichen Burschen wie mir schon die Gelegenheit, einen Dichter auf den Arm zu nehmen?
»Du bist wirklich ein Scherzbold«, bemerkte Boabissia.
»Danke.« Aber nach ihrem Tonfall zu urteilen, war diese Bemerkung offenbar alles andere als ein Kompliment. Vermutlich war sie durch ihre Zuneigung für den kräftigen Alar voreingenommen. Denn die Bemerkung kam bestimmt nicht durch ihre Liebe für die Dichtkunst zustande. Ich warf Feiqa einen Blick zu. Sie lächelte, denn sie war überaus klug. Als sie mich bemerkte, senkte sie rasch demütig den Kopf, vielleicht sogar demütiger, als unter diesen Umständen angebracht war.
»Sei froh, daß Hurtha dich nicht mit einem gewaltigen Schlag zu Boden schickt«, sagte Boabissia.
»Das bin ich auch«, erwiderte ich. »Und wie ich das bin.«
»Dürfte ich fortfahren?« fragte Hurtha.
»Bitte.«
»Diese langen Schlangen, Schlangen, Menschenschlangen, sie machen mich müde, die langen Schlangen, Schlangen, Menschenschlangen.«
Ich konnte es nicht fassen. Aber ich enthielt mich jeder Bemerkung.
»Ich mag sie nicht, diese Schlangen, Schlangen, Menschenschlangen, diese langen Schlangen.«
»Das war’s?« fragte ich.
»Das ist die erste Strophe«, erklärte Hurtha. »Außerdem schöpfe ich Atem.«
»Hattest du nicht gesagt, es sei ein kurzes Gedicht?«
»Du brauchst es dir nicht anzuhören, wenn du nicht willst. Ich kann es auch Boabissia vortragen.«
»Nein, nein. Ich war nur der Meinung, du hättest gesagt, es sei ein kurzes Werk.«
»Das war es auch«, sagte er. »Aber seitdem habe ich es verlängert. Hältst du das Thema etwa keiner tiefschürfenden Behandlung für wert?«
»Doch, doch.«
Alles rückte ein paar Schritte vor.
»Gefällt es dir nicht?«
»Es ist ausgezeichnet«, erwiderte ich. »Ich bin mir bloß nicht sicher, ob es das Niveau deiner anderen Werke erreicht.«
»Was ist denn schlecht daran?«
»Es erscheint mir etwas zu lang zu sein«, gab ich zu bedenken. »Außerdem ist es etwas eintönig.«
»Eintönig?« fragte er ungläubig.
»Genau.« Zum Beispiel das Wort ›Schlangen‹. Philebus, der Weinhändler aus Torcodino, trat einen Schritt vor. Hurtha brach in Gelächter aus und riß mich mit Tränen in den Augen an die Brust. Ich bemühte mich, den angeblichen Philebus nicht aus dem Blickfeld zu verlieren, damit er sich die Gelegenheit nicht zunutze machte und die Flucht ergriff.
»Mein armer, teurer Freund!« rief Hurtha. »Was hast du doch für ein schlichtes Gemüt! Wie wenig du doch von der Dichtkunst verstehst! Dieses Gedicht ist natürlich absichtlich so lang, die Länge erweckt die den Versen innewohnende Allegorie der Langwierigkeit zum Leben und bringt die vernichtende Langeweile des bürokratischen Angriffs auf den Geist und die Sinne eines Mannes zum Ausdruck, und zwar auf unzweifelhafte Weise, die du in ihrer Tragweite vielleicht noch nicht ganz begriffen hast.«
»Aha«, machte ich.
»Außerdem ist die wiederholte Betonung des Wortes ›Schlangen‹ auf ähnliche Weise beißend und hintergründig, ein Wort, das auf einer Ebene, zu der du – wie ich hoffe – noch Zugang finden wirst, das Konzept der Schlange einerseits mit Nachdruck verdeutlicht und die gefühlsmäßige Bedeutung hervorhebt. Dieser Begriff, dieses unausweichliche Sinnbild der heimtückischen bürokratischen Krankheit, gewinnt dabei eine beinahe erhabene Symbolik.«
»Ich verstehe.«
»Darf ich nun fortfahren?«
»Bitte.« Hurthas Ausführungen hatten mich so tief beeindruckt, daß sich Philebus unbemerkt hätte davonmachen können, aber als ich nachsah, stand er noch immer an seinem Platz. Anscheinend wollte er seinen Platz in der Schlange nicht verlieren. Ich kam zu dem Schluß, daß ich – der ich nun einmal ein einfacher Soldat und dem Kriegerhandwerk ergeben war – in Zukunft lieber darauf verzichtete, Dichter und ihre Kunst zu beurteilen. Dichtkunst war gefährlich und gewichtig. Einen flüchtigen Augenblick lang beneidete ich Hurtha. Er war Krieger und Poet.
Dann erfreute uns der Alar mit seinem Gedicht, das in der Tat etwas von der Unergründlichkeit und der Schwerfälligkeit der Institution hatte, die seine Inspiration gewesen war. Ich lauschte andächtig und warf von Zeit zu Zeit einen Blick auf den angeblichen Philebus. Boabissia schien von Hurthas Worten völlig verzaubert zu sein, wie ich mit einer Mischung aus Skepsis und Neid bemerkte. Feiqa mied meinen Blick. Philebus schien sich gelegentlich ohne Rücksicht auf seinen Platz in der Schlange aus unserer Nähe entfernen zu wollen, vor allem wenn Hurtha zu einem oft wiederholten aufrüttelnden Refrain kam, aber das verhinderte meine Hand an seinem Kragen. Ich verzichte darauf, Hurthas Gedicht in seiner ganzen Länge wiederzugeben, da ich der Meinung bin, seine künstlerischen Neigung ausreichend dargestellt zu haben. Möglicherweise würde ich ihm auch nicht gerecht werden. Werke der Dichtkunst sollte man hören, nicht lesen. Zumindest die meisten von ihnen. Sie sind für das Ohr bestimmt, nicht für das Auge. Und das bloße Lesen kann einem kaum den Eindruck vermitteln, den der Vortrag hat, besonders wenn es sich bei dem Vortragenden um Hurtha handelt.
Endlich standen wir vor der Straßensperre. »Gehörst du zu den Taurentianern?« sprach ich einen Soldaten mit purpurfarbenem Helm an.
Er antwortete nicht.
»Für Taurentianer seid ihr aber weit von Ar entfernt«, fügte ich hinzu. Es war noch mindestens ein voller Tag bis nach Ar. Ich sah wenig Sinn darin, daß die Taurentianer, die ja angeblich die Palastwache stellen sollten – sie patrouillieren auch gewisse Stadtteile –, so weit von der Stadt entfernt waren, ganz besonders in diesen schwierigen Zeiten.
Er ließ mich einfach stehen, ohne ein Wort.
»Ein mürrischer Kerl«, bemerkte Hurtha leicht verstimmt.
Wir waren nur noch wenige Meter von der Kontrolle entfernt. Rechts neben uns ragte am Straßenrand der Pfahl in die Höhe, den wir von der Kutsche aus gesehen hatten. Er besaß einen Durchmesser von etwa fünfzehn Zentimetern. Der aufgespießte Tote war von kleiner Statur; die Spitze war mit großer Gewalt durch seine Brust getrieben worden. Ich sah einige freiliegende Rippen. Seine Gliedmaßen baumelten herunter. Der Pfahl war blutverschmiert. Ein paar festgenagelte Blätter flatterten im Wind.
»Wartet!« bat ich.
»Was ist denn?« wollte Boabissia wissen.
»Den Burschen kennen wir doch, oder?« fragte ich und sah mir den Toten genauer an.
Boabissia wandte angeekelt den Blick ab. Feiqa hielt krampfhaft den Kopf gesenkt.
»Er kommt mir bekannt vor«, gab Hurtha zu.
»Er sollte uns auch bekannt vorkommen«, meinte ich. »Er hat zusammen mit uns Torcodino verlassen. Er war einige Tage lang unser Reisegefährte.«
Ich sah zu dem baumelnden Kopf hinauf. Der Mund war aufgerissen, ich sah Gaumen und Zähne. Von den Mundwinkeln hingen Schnurrbarthaare herab wie zwei Stücke Schnur.
»Also haben sie ihn endlich erwischt«, sagte ein Mann, der vor uns in der Schlange stand.
»Genau«, sagte der Reisende, der hinter Feiqa stand.
»Kennt ihr ihn?« fragte ich.
»Natürlich«, sagte der Reisende. »Jeder aus Torcodino kennt ihn.«
»Halt mir den Platz frei!« bat ich Hurtha.
»Den wird niemand einnehmen«, versprach der Alar, rückte die auf der Schulter ruhende Axt zurecht und blickte sich fröhlich um.
Ich trat zu dem Pfahl am Straßenrand und sah mir die festgenagelten Seiten an. Der Wind hatte sie teilweise zerrissen; wo das Blut hinabgelaufen war, waren sie blutverschmiert.
»Was tust du da?« fragte ein Taurentianer.
»Was hat er verbrochen?«
»Er trug falsche Papiere bei sich«, antwortete der Soldat, »kehr zu deinen Platz zurück.«
Ich gehorchte. »Kennst du den Kerl?« fragte ich Philebus, den Weinhändler, mit dem ich so grob umgesprungen war.
»Natürlich«, sagte er.
»Er hat dich als Ephialtes aus Torcodino bezeichnet.«
»Ich bin aber Philebus aus Torcodino«, erklärte er.
»Und wer ist er?«
»Das ist dein Mann. Das ist Ephialtes.«
»Es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe.«
»Meine blauen Flecke freuen sich, das zu hören.«
»Es tut mir wirklich leid«, erwiderte ich. »Ich hoffe, ich habe deine Gefühle nicht verletzt.«
»Meinen Gefühlen fehlt nichts. Nur mein Körper hat Schaden genommen. Er ist es, der Schmerzen leidet.«
»Wie gesagt, es tut mir von ganzem Herzen leid«, versicherte ich.
»Es könnte viel schlimmer sein«, sagte Philebus. »Stell dir vor, wieviel mehr leid es dir jetzt täte, hättest du mir das Genick gebrochen.«
»Das stimmt«, sagte Hurtha. »Man muß für vieles dankbar sein.«
»Was waren das für Papiere?« fragte Boabissia.
»Das erzähle ich dir später.«
»Der nächste!« rief der Taurentianer am Durchgang Philebus zu. »Was willst du in Ar?«
»Ich bin Weinhändler. Man hat mich aus Torcodino vertrieben. Ich habe in Ar Verwandte und will bei meiner Kaste um Asyl nachsuchen.«
»Kannst du dich ausweisen?« fragte der Soldat.
»Ich habe Dokumente, die meine Kastenzugehörigkeit beweisen«, sagte er und kramte Papiere aus dem Rucksack.
Der Taurentianer schrieb eine Notiz auf die Rückseite und winkte ihn durch.
»Ich heiße Tarl«, sagte ich und trat vor. »Ich komme aus Port Kar, einer Stadt, die neutral zu Ar steht. Mein Freund hier ist Hurtha, ein Alar. Die freie Frau ist Boabissia, ebenfalls aus dem Lager der Alar. Die hübsche Schlampe, die mein Gepäck trägt, gehört mir. Wir haben in Ar verschiedenes zu erledigen. Nicht zuletzt wollen wir dort unser Glück machen.«
»Kannst du dich ausweisen?« fragte der Soldat.
Ich schüttelte den Kopf.
»Du hast keine Papiere?«
»Nein. Wir haben keine wie auch immer gearteten Dokumente dabei.«
Der Taurentianer musterte mich einen Augenblick lang, dann winkte er uns durch. Boabissia zitterte am ganzen Leib. Ein par Ehn später saßen wir wieder in der offenen Überlandkutsche und fuhren in Richtung Ar.
Als wir die Straßensperre hinter uns ließen, blickte ich zurück. Noch immer warteten Leute in der Schlange, weitere Kutschen fuhren heran. Die verkrümmte Leiche von Ephialtes aus Torcodino hing auf dem Pfahl, die angenagelten Passierscheine flatterten im Wind. Ich war ein Narr gewesen. Es war Ephialtes gewesen, der geschickt die Aufmerksamkeit von sich auf einen unschuldigen Weinhändler gelenkt hatte. Auf gewisse Weise mußte ich ihn bewundern. Vieles ergab nun einen Sinn. Seine direkte Frage nach Wertsachen hatte mich wider Willen dazu gebracht, ihr Versteck preiszugeben, indem ich unwillkürlich nach der Schwertscheide tastete. Dann hatte er mit großem Geschick die Passierscheine aus der Scheide gestohlen und hinterher sogar die Klinge wieder zurückgesteckt. Hätte ich nicht wie gewöhnlich jeden Morgen das Schwert überprüft, wäre mir ihr Fehlen vor Erreichen der Straßensperre gar nicht aufgefallen. Die ein Stück tiefer versteckten Briefe an Gnieus Lelius, den Regenten von Ar, und Seremides, den Hohen General, hatte der Dieb übersehen. Doch nun hatte ich gemischte Gefühle, was sie anging. Ich war jetzt mehr denn je von ihrer Wichtigkeit überzeugt, doch das galt auch für die Gefahr, die ihr Besitz mit sich brachte.
Die Taurentianer waren weit weg von Ar. Ich hatte den Verdacht, daß mächtige Leute ihnen den Auftrag gegeben hatten, Reisende und Flüchtlinge zu kontrollieren und diejenigen herauszusuchen, die ihren Zielen feindlich gegenüberstanden. Nun wußte ich, aus welchen Gründen es die anderen Kuriere vermutlich nicht geschafft hatten, mit dem Regenten Kontakt aufzunehmen. Ohne jeden Zweifel hatte man Ephialtes wegen des Besitzes der Passierscheine irrtümlich für einen Agenten Dietrich von Tarnburgs gehalten. Ich erschauderte. Ich hatte Glück gehabt, daß der Dieb und nicht ich die Dokumente an der Straßensperre vorgezeigt hatte. Vermutlich wäre ich der Aufforderung des Offiziers gefolgt und hätte sie ihm überreicht. Und wenn nicht hier, dann an anderer Stelle.
Ich lächelte bitter. Passierscheine, von wegen! Es waren wohl eher Todesurteile gewesen, die jeden in tödliche Gefahr brachten, der so mutig oder dumm war, sie mit sich zu führen. Ephialtes’ Leiche verschwand in der Ferne. Er hatte Schutz stehlen wollen, doch nur Tod bekommen. Wie ein winziges Insekt hatte er sich in einem dunklen und schrecklichen Netz verfangen, dessen Existenz er nicht einmal erahnt hatte.
»Was waren das für Papiere, die man an den Pfahl genagelt hat?« fragte Boabissia.
»Unsere Passierscheine«, antwortete ich und drehte mich um. »Morgen früh sind wir in Ar. Vielleicht kannst du vom Nachtlager aus schon die Lichter sehen.«
»Ist Ar eine große Stadt?«
»Ja«, sagte ich. »Das ist eine große Stadt.«