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Tom Thorpe lag auf seiner Andruckcouch und sah zu, wie Luna allmählich größer wurde, als sich die Landefähre auf die Ebene hinabsenkte, die Oceanus Procellarum genannt wurde, Ozean der Stürme. Der Bildschirm an der Vorderseite der Kabine zeigte ein vergrößertes Bild dieser Gegend, einschließlich der Krater Kopernikus und Kepler. Thorpe suchte zwischen ihnen, bis er das sich gegen die dunkle Oberfläche abhebende Streulicht entdeckt hatte, das den Ort der Hauptstadt des Mondes und seines verkehrsreichsten Raumhafens verriet. Er bildete sich ein, den fünfzig Kilometer langen Antrieb des Massebeschleunigers von Luna City erkennen zu können, musste jedoch einsehen, dass das wahrscheinlich zu viel verlangt war. Als die Fähre sich weiter absenkte, begann die Countdownanzeige die Sekunden bis zur Zündung des Antriebs anzuzeigen.

»Eindrucksvoll, nicht wahr?«, fragte sein Sitznachbar.

Thorpe wandte sich dem Mann zu, der die Fähre an der Äquatorstation betreten hatte und unmittelbar nach dem Anschnallen eingenickt war. Die Landung hatte Thorpes Aufmerksamkeit so sehr in Anspruch genommen, dass er das Aufwachen seines Nachbarn nicht bemerkt hatte.

»Ziemlich eindrucksvoll«, stimmte er zu.

Der Mann, der Mitte fünfzig war, deutete auf den Bildschirm. »Das ist meine Lieblingsgegend. Es gibt nicht viele Menschen, die etwas für die Schönheit Lunas übrig haben, aber ich würde den Anblick des lunaren Hochlands gegen keinen Sonnenuntergang eintauschen, den die Erde je hervorgebracht hat.«

»Es hat eine gewisse unwirtliche Erhabenheit«, räumte Thorpe ein.

»Das hat es verdammt nochmal wirklich! Wer sagt denn, dass eine Landschaft blau, weiß oder grün sein muss? Übrigens, Hobart ist mein Name. John Mahew Hobart.«

»Der John Mahew Hobart?«

»Ertappt. Ich nehme an, Sie haben schon von mir gehört.«

Thorpe nickte. John Hobart war der Führer der Nationalisten im Parlament von Luna. Er war ein wortgewaltiger Redner und setzte sich unermüdlich für die Republik Luna und ihre zehn Millionen Einwohner ein. »Meine Gesellschaft hat versucht, auf das Parlament Einfluss zu nehmen, als es die Einführung einer Steuer auf Eisexporte vorschlug.«

»Einfluss zu nehmen auf welcher Seite?«

»Nicht auf Ihrer, das kann ich Ihnen versichern. Mein Name ist Tom Thorpe. Ich arbeite für die Sierra Corporation.«

Hobart runzelte einen Moment die Stirn, dann lächelte er, als er sich plötzlich erinnerte. »Thorpe! Natürlich, Sie sind der Einsatzleiter auf dem Felsen! Der Name kam mir gleich irgendwie bekannt vor. Mein Assistent hat vor der Abstimmung mit Ihnen gesprochen. Ihre Sachkenntnis hat ihn ziemlich beeindruckt.«

»Offenbar nicht genug, um Sie umzustimmen.«

Hobart lachte. »Da hätte schon ein Wunder geschehen müssen. Immerhin haben Sie uns dazu gebracht, dass wir uns um unser Geld gekümmert haben, und für einen Rat, der etwas einbringt, bin ich immer dankbar.«

»Ebenso.«

Die Nationalisten hatten eine Steuer auf exportiertes Eis gefordert mit dem Argument, dass diejenigen, die Lunas natürliche Bodenschätze ausbeuteten, für dieses Privileg auch zahlen sollten. Das Argument war bei den Lunariern auf offene Ohren gestoßen. Verglichen mit der Mondoberfläche litt die Sahara an Überflutung. Kein Wunder also, dass die Mondbewohner dem Wasser starke Gefühle entgegenbrachten. Dass sie einen unbegrenzten Vorrat davon geradewegs über ihren Köpfen hängen sahen, änderte daran nichts. Und wenn die Vorräte der Erde auch wesentlich größer waren als die des Mondes, so ließ es ihre große Schwerkraft letztlich als wenig praktisch erscheinen, Wasser in den Orbit zu hochzuschaffen. Lunas geringe Schwerkraft hatte den Mond deshalb zum größten Eisexporteur im Sonnensystem gemacht.

Lunas Steuer hatte für alle, die in Raumstationen lebten, einen Schock bedeutet. Neben seinen üblichen Anwendungen war Wasser das Rohmaterial, aus dem mittels Elektrolyse Sauerstoff und Wasserstoff erzeugt wurden. Die Steuer hatte die jährlichen Kosten des Felsens für Verbrauchsgüter verdoppelt. Trotzdem nahm Thorpe den Lunariern nichts übel. Anders als die Bewohner der Erde wussten diejenigen, die außerhalb der Erdatmosphäre lebten, den Wert eines Kilo Eises zu schätzen.

Die Countdownanzeige arbeitete sich langsam gegen null vor. Währenddessen warnte Hobart Thorpe, sich zu vergewissern, dass er richtig angeschnallt war. Seine Warnung kam der des Piloten um einige Sekunden zuvor. Es folgte ein kurzer Moment der Erwartung, während die Mondoberfläche rasch an Größe gewann.

Als die Null auf der Anzeige erschien, wurden die magnetischen Felder umgeschaltet und einige wenige Nanogramm Antimaterie in die Schubkammer des Schiffes injiziert. Sie trafen auf einen kräftigen Wasserstrom. Die Antimaterie traf auf die gewöhnliche Materie und wurde in einer Explosion reiner Energie ausgelöscht. Die daraus resultierende Temperaturerhöhung verwandelte das Wasser augenblicklich in Plasma. Innerhalb von Millisekunden schlug eine abwärts gerichtete Flamme zwischen den riesigen gespreizten Landestützen der Fähre hervor, und ihr Abstieg begann sich zu verlangsamen.


»Mr. Thorpe?«

»Ja.«

»Ich bin Grandstaff, Repräsentant der Sierra Corporation hier auf Luna.«

»Hallo«, sagte Thorpe zu dem kleinen, glatzköpfigen Mann, der ihn hinter der Zollabfertigung erwartete. Unwillkürlich musste Tom daran denken, dass jemand mit Grandstaffs knorrigen Knien besser daran täte, wenn er keine Shorts tragen würde. »Ich nehme an, Sie haben von Smith Instruktionen bekommen.«

»Ja, Sir. Ich habe eine Vorbesprechung mit dem Rektor der Universität arrangiert. Er wird Sie morgen um vierzehn Uhr empfangen.«

»Und wann fahre ich zum Observatorium?«

»Ich habe Ihnen in vier Tagen eine Fahrt mit der Einschienenbahn reservieren lassen.«

»Warum erst dann?«

»Der letzte Abschnitt der Reise führt über Land. Die nächste planmäßige Fahrt zum Observatorium findet Anfang nächster Woche statt.«

»Vielleicht sollte ich ein Schiff chartern.«

»Oh, nein!« Grandstaff klärte ihn über die Probleme des Observatoriums mit der Luftverschmutzung und darüber auf, wie weit die Astronomen gingen, um ihre Teleskope zu schützen.

Thorpe seufzte. »Dann werde ich wohl warten müssen. Irgendwelche Vorschläge für die Besichtigung lokaler Sehenswürdigkeiten? Das ist mein erster Aufenthalt auf dem Mond, wissen Sie.«

»Nun, Sir«, erwiderte Grandstaff, »da gibt es die Tagesexkursion zum Friedensdenkmal. Die ist sehr beliebt. Dann sind da natürlich noch die Nachtclubs am Großen Verteiler. Oder, falls Sie ein Geschichtsfan sind, könnten Sie die Revolutionsstätten besuchen …«

»Das sollten Sie wirklich tun«, sagte jemand.

Thorpe und Grandstaff wandten sich zu dem hinter ihnen stehenden Hobart um. Der Parlamentarier hatte die Zollformalitäten in Sekunden erledigt gehabt, und Thorpe hatte gedacht, er wäre schon längst weg.

»Guten Tag, Bürger Hobart!«, rief Grandstaff enthusiastisch aus. Thorpe fragte sich, ob er sich nicht auch noch verneigen würde. »Darf ich Ihnen Thomas Thorpe vorstellen …«

»Wir haben uns bereits bekanntgemacht, Willy«, erwiderte Hobart. »Ich fürchte, ich habe Mr. Thorpe während des Anflugs mit meinem Schnarchen belästigt.«

»Sie haben kaum geschnarcht.«

»Da erzählt mir meine Frau aber immer etwas anderes. Was führt Sie nach Luna, Mr. Thorpe? Das Geschäft oder das Vergnügen?«

»Von beidem ein wenig. Hauptsächlich komme ich zur Erholung. Die Ärzte meinten, es würde mir guttun, von der Erde wegzukommen. Die Schwerkraft, Sie wissen ja.«

»Oh, sind Sie krank gewesen?«

Bevor Tom antworten konnte, erzählte Grandstaff Hobart von dem Unfall mit der Winsch.

»Da hatten Sie aber Schwein, dass Sie überhaupt noch am Leben sind!«, sagte Hobart, als Grandstaff geendet hatte. »Dem Sensenmann so nahe gekommen zu sein, das muss die Lebenseinstellung eines Menschen ganz schön verändern.«

»Nun, ich beklage mich über das frühe Aufstehen weniger als früher.«

Beide lachten. »Da möchte ich drauf wetten! Wie lange werden Sie in Luna City bleiben?«

Thorpe zeigte auf Grandstaff. »Mein Fremdenführer hat mir mitgeteilt, dass ich vier Tage totzuschlagen habe.«

»Morgen Abend findet in meiner Wohnung eine kleine Zusammenkunft von Freunden statt. Es wäre mir eine Ehre, wenn ich Sie als meinen Gast empfangen dürfte. Sie sind ebenfalls eingeladen, Willy.«

»Danke, aber meine Frau hat bereits etwas anderes vor«, sagte Grandstaff.

»Können wir mit Ihnen rechnen, Mr. Thorpe?«

»Ich möchte Ihnen keine Ungelegenheiten bereiten.«

»Unsinn! Wir Lunarier sind viel zu gesellig. Ist ja auch kein Wunder. Wir sind zehn Millionen Menschen gegenüber acht Milliarden auf der Erde! Das ist genug, um jedem von uns zu Minderwertigkeitskomplexen zu verhelfen. Trotzdem müssen wir uns ab und zu mit einem Fremden treffen, der uns daran erinnert, dass es noch andere Menschen im Universum gibt. Übrigens, den Felsen zu bewegen war eine reife Leistung. Meine Gäste werden bestimmt fasziniert sein, wenn sie hören, wie das bewerkstelligt wurde.«

»Also gut, ich komme.«

»Ausgezeichnet! Ich wohne in Druckeinheit Vier, Subniveau Drei, Kepler-Korridor. Wenn Sie es so weit geschafft haben, fragen Sie einfach jemanden nach meinem Apartment. Das Essen wird um zwanzig Uhr serviert. Vielleicht kommen Sie etwas früher und nehmen vorher noch einen Drink.«

»Danke.«

»Keine Ursache.«

Als der Parlamentarier sich entfernt hatte, wandte sich Grandstaff an Thorpe. »Erstaunlich!«

»Was denn?«

»Sie sitzen ein paar Stunden neben diesem Mann, und er lädt Sie zu sich ein. Ich kenne Leute, die schon seit Jahren hinter einer Einladung von Hobart her sind!«

Thorpe zuckte mit den Achseln. »Wir haben ein paar Worte über die Eissteuer gewechselt. Vielleicht möchte er mich mit der Nase darauf stoßen, dass wir in dieser Angelegenheit den Kürzeren gezogen haben. Oder vielleicht muss er Halver Smith eine private Botschaft übermitteln.«

»Damit kommen Sie der Wahrheit vielleicht ziemlich nahe«, meinte Grandstaff. »Die Geschäftswelt schließt Wetten darauf ab, dass Hobart der nächste Premierminister werden will. Er möchte vielleicht Ihre Meinung zu einer Regierung der Nationalisten kennenlernen.«


Das Vorzimmer des Rektors der Universität von Luna war ein luftiger Raum mit Tapeten an den Wänden, voll grüner Gewächse und Aluminiummöbel, die so behandelt waren, dass sie wie aus Holz gemacht wirkten. Die Sekretärin des Rektors, eine attraktive Blondine, saß hinter einem hufeisenförmigen Schreibtisch und war mit ihrem Computerkeyboard beschäftigt. Währenddessen saßen Thorpe und Grandstaff im Wartebereich und blätterten im Rechenschaftsbericht der Gesellschaft für lunare Erziehung und in den letzten Ausgaben des Solaren Mitteilungsblattes für höhere Ausbildungsgänge. Doch während Grandstaff den unergründlichen Jargon tatsächlich zu lesen schien, wanderte Thorpes Aufmerksamkeit in Richtung Sekretärin. Zweimal hatte sie ihn dabei ertappt, wie er sie anstarrte. Jedes Mal hatte sie mit einem distanzierten, professionellen Lächeln darauf reagiert. Thorpe überlegte gerade, wie er ein Gespräch beginnen könnte, als ein Glockenspiel erklang. Sie hob ihren Hörer ans Ohr, lauschte ein paar Sekunden lang, dann nickte sie. Sie wandte sich ihnen zu. »Der Rektor möchte Sie jetzt empfangen.«

Thorpe und Grandstaff wurden von einem Mann mit buschigen Augenbrauen und einem ungebändigten weißen Haarschopf begrüßt. Er strahlte Vertrauen aus, als er sein Büro durchquerte, um seine Besucher zu begrüßen.

»Hallo, Willem«, sagte er zu Grandstaff. »Ich hab Sie neulich gar nicht im Gesundheitsclub gesehen. Wo haben Sie denn gesteckt?«

Grandstaff schüttelte die ausgestreckte Hand des Rektors. »Bitte, Robbie, Sie wollen doch nicht bei Mr. Thorpe den Eindruck erwecken, dass ich den ganzen Tag in der Sauna liege. Er könnte es an Mr. Smith weitermelden. Dann müsste ich mir den Lebensunterhalt womöglich wieder mit Arbeit verdienen.«

Der Rektor wandte sich an Thorpe. »Ich bin Robert Cummings, Rektor der Universität.«

Thorpe schüttelte seine Hand und ließ sich zu einem Plüschsessel vor Cummings’ Schreibtisch führen. Auf dem Schreibtisch standen eine Sprechanlage, ein Computermonitor und ein vergoldeter Bilderrahmen. Die Hologramme im Rahmen zeigten eine Frau mittleren Alters und drei Kinder.

»Ist das Ihre Familie?«

»Ja, das ist sie!«, sagte der Rektor stolz. »Diese Bilder sind allerdings schon ziemlich alt. Das fünfjährige Mädchen wird nächsten Monat heiraten, und mein ältester Sohn hat mich gerade mit meinem vierten Enkelkind überrascht. Ich kann Ihnen aber sagen, dass meine Frau immer noch so gut aussieht wie eh und je. Sind Sie verheiratet, Mr. Thorpe?«

Tom schüttelte den Kopf. »Die letzten zehn Jahre habe ich größtenteils auf dem Felsen zugebracht. Kein geeigneter Ort, um die richtige Frau kennenzulernen, fürchte ich.«

»Das wird Sie zu einem begehrten Mann in Luna City machen. Der Regierungsdienst scheint junge Frauen anzuziehen. Und da die meisten jungen Männer wie Sie drau ßen in den Eisminen arbeiten, bedeutet das für jeden Junggesellen nur Gutes.«

»Wenn ich das früher gewusst hätte, wäre ich schon eher nach Luna gekommen.«

Der Rektor bot seinem Besuch Erfrischungen an. Als sie alle drei ihre Schwelobecher mit dampfender Flüssigkeit gefüllt hatten, lehnte er sich in seinem Sessel zurück. »Es ist immer eine Freude für mich, Mr. Thorpe, wenn ich Bürger Grandstaff einen Gefallen tun kann. Ich muss Ihnen allerdings gestehen, dass er mir noch nicht den Grund mitgeteilt hat, warum Sie dieses Treffen herbeigeführt haben.«

Thorpe beugte sich vor, um seinen Aktenkoffer zu öffnen, und holte die den bevorstehenden nahen Vorbeiflug an Jupiter betreffende Verlautbarung der Astronomischen Vereinigung heraus. Er reichte sie Cummings, der sie kommentarlos durchlas.

»Wie Sie sehen, Mr. Cummings, wurde dieses Objekt vor sechs Wochen vom Farside Observatorium entdeckt. Das Observatorium ist, glaube ich, Ihrer Universität angeschlossen.«

Der Rektor nickte. »Mit halber Autonomie. Wenn Sie etwas vom Observatorium wünschen, werden Sie sich an Direktor Meinz wenden müssen.«

»Ich werde das Observatorium nächste Woche besuchen. Wir nahmen an, dass Sie als Oberhaupt der Mutterorganisation des Observatoriums über unser Anliegen kurz ins Bild gesetzt zu werden wünschten.«

»Unbedingt.«

Thorpe wiederholte, was man ihm aufgetragen hatte. Der Kern seines Anliegens war: Die Sierra Corporation zog die Ausbeutung des Kometenkerns für den Fall ernsthaft in Erwägung, dass sich die Umlaufbahn nach der nahen Jupiter-Begegnung in ökonomischer Hinsicht als günstig erweisen sollte. Des Weiteren erörterte er die rechtlichen Voraussetzungen für den Erwerb der Besitzrechte. Als er die Hälfte seiner Ausführungen hinter sich gebracht hatte, beugte sich der Rektor im Sessel vor. Es war ihm soeben aufgegangen, dass es dabei um Geld ging.

Als Thorpe fertig war, fragte Cummings: »Wollen Sie damit sagen, dass Sie der Universität den Kometen abkaufen wollen?«

»Dafür ist es wohl noch zu früh, Sir. Bei der Berechnung seiner Bahn nach der Jupiter-Begegnung gibt es zu viele Unbekannte. Zudem fehlen uns noch Daten bezüglich der Größe und der Zusammensetzung des Kometen. Alle diese Faktoren haben erheblichen Einfluss auf die Rentabilitätsrechnung. Ich wurde beauftragt, eine Option auf zukünftige Nutzungsrechte zu erwerben. Wenn sich der Komet später als kommerziell wertvoll erweisen sollte, werden wir über eine langfristige Nutzung verhandeln.«

Cummings runzelte die Stirn und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Mir scheint, dass Sie es hier ein wenig zu eilig haben, Mr. Thorpe. Warum irgendetwas riskieren, solange Ihre Fragen nicht beantwortet sind? Warum nicht warten, bis der Vorbeiflug stattgefunden hat?«

Thorpe lächelte. »Wenn wir warten, dann werden unsere Konkurrenten ebenfalls die kommerziellen Möglichkeiten entdecken. Indem wir jetzt ein kleines Risiko eingehen, sichern wir uns eine starke Verhandlungsposition für später.«

»Es läge im Interesse unserer Universität, den Kreis der Wettbewerber zu erweitern, nicht ihn zu begrenzen«, erwiderte der Rektor. »Warum sollten wir der Sierra Corporation eine Monopolstellung einräumen?«

»Das sollen Sie gar nicht. Falls Sie sicher sind, dass sich der resultierende Orbit innerhalb bestimmter enger Toleranzen bewegen wird, dann warten Sie am besten ab und veranstalten später eine Auktion. Wenn Sie sich jedoch über den Verlauf des Orbits im Unklaren sind, dann sollten Sie auf Nummer sicher gehen und sich den größtmöglichen Gewinn sichern, den Sie jetzt herausholen können. Je länger Sie warten, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass das Erstentdeckerrecht des Observatoriums durch neue Daten wertlos wird.«

»Und sollten sie sich als ausgesprochen günstig erweisen, gewinnt die Sierra Corporation, und wir haben eine wertvolle Ressource für ein Butterbrot verkauft.«

»Ganz und gar nicht«, sagte Thorpe. »Unsere Option wird ausdrücklich keinen späteren Pachtpreis nennen. Wenn jemand Ihnen mehr bietet, dann schlagen Sie zu. Alles, worum wir Sie bitten, ist die Gelegenheit, jedes beliebige Angebot zu überbieten.«

»An welche Summe für eine Option haben Sie denn gedacht?«

Thorpe nannte die Summe, mit der Halver Smith die Verhandlungen beginnen wollte. Die Augen des Universitätsrektors weiteten sich. »Das ist ausgesprochen großzügig von Mr. Smith.«

»Wir wollen, dass Sie wissen, wie vertrauenswürdig wir sind«, sagte Thorpe mit dem aufrichtigsten Blick, zu dem er fähig war.

»Wie verfahren wir weiter?«

»Ich werde das Farside-Observatorium aufsuchen, um die Daten, über die ich verfüge, bestätigen zu lassen. Ich brauche Informationen über die Zusammensetzung des Kometenkerns und seine Größe. Wir sind an bestimmten organischen Stoffen interessiert, die in manchen Kometenkernen anzutreffen sind. Wenn wir diese Stoffe in dem betreffenden Kometen feststellen, dann werde ich die Option auf der Stelle unterschreiben.«

»Ah, ja«, sagte Cummings. »Ich habe bei Ihnen eben vielleicht einen falschen Eindruck erweckt. Das Farside Observatorium ist zwar in vielen Dingen unabhängig, Angelegenheiten wie diese erfordern jedoch die unmittelbare Beteiligung der Universität. Es handelt sich um eine Frage der Rechtmäßigkeit, ich denke, Sie verstehen das.«

»Natürlich«, stimmte Thorpe zu. »Sobald der Direktor und ich die Absichtserklärung unterzeichnet haben, wende ich mich wegen Ihrer Unterschriften wieder an Sie. Das ist doch die korrekte Vorgehensweise, nicht wahr?«

»Ganz richtig, Mr. Thorpe. Ich werde Direktor Meinz heute noch eine Nachricht zukommen lassen. Ich bin sicher, Sie werden von ihm jede erdenkliche Unterstützung bekommen.«


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