18


Der Jupiter war zurückgeblieben, und die Sonne forderte einen stetigen Tribut von dem Planetoiden aus Eis. Die meisten flüchtigen Komponenten der Oberfläche waren längst verdampft. Nur in den tiefsten Spalten fand sich noch gefrorener Sauerstoff oder Wasserstoff. Die Krater und Ebenen waren einem immer heftiger werdenden Sonnenwind ausgesetzt. Obwohl die Oberflächentemperatur immer noch deutlich unter ihren Schmelzpunkten lag, begannen Wasser, Methan und Kohlendioxid unter diesem Beschuss zu verdampfen. Der neue Schwall ausströmender Gase vergrößerte die Dampfwolke, aus der sich bald der Kometenschweif bilden würde.


Halver Smith stand auf dem Balkon seines Landguts und lauschte auf die gedämpften Partygeräusche, die aus dem großen Haus herausdrangen. Es war der Tag seines jährlichen eujahrsempfangs für die leitenden Angestellten von SierraCorp und deren Gäste. Während er die kalte Nachtluft einatmete, ließ er seinen Blick in die Ferne schweifen. Die Autoscheinwerfer der Urlauber zogen unten durch das Tal wie ein Strom von Glühwürmchen. Ein zunehmender Mond tauchte die Szenerie in ein silbriges Licht und ließ die ersten Schwaden Nachtnebel plastisch hervortreten. In einer Stunde würde Smiths hochgelegener Landsitz von einem Meer aus Silberwatte umgeben sein.

Während er den Nebel beobachtete, dachte er über die Ereignisse der vergangenen zwölf Monate nach. Alles in allem war es ein ziemlich gutes Jahr gewesen. Nicht nur die Produktion aller Firmenteile war gestiegen, auch das erdrückende Gewicht kurzfristiger Kredite, das noch vor einem Jahr auf ihm gelastet hatte, war getilgt. Das verdankte er Thomas Thorpe. Die Aktienverkäufe waren beinahe unmittelbar nach Ankündigung der Expedition zum Kometen Hastings in die Höhe geschnellt. Es sah so aus, als befürchtete jeder, der darauf gewettet hatte, dass sich der Felsen als ein kostspieliger Flop erweisen würde, sich eine neue, ähnliche Gelegenheit entgehen zu lassen.

Beim Gedanken an die Expedition hob Smith seinen Blick zum Jupiter. Es war jetzt einen Monat her, dass der Komet das Jupitersystem durchflogen hatte. Wie erwartet, war die Story in den Medien eine weitagessensation gewesen und gleich darauf vergessen worden. Man würde sich erst dann wieder an den Kometen erinnern, wenn er am Nachthimmel der Erde sichtbar wurde.

Hinter ihm schwoll der Partylärm plötzlich an. Als Smith sich umdrehte, entdeckte er vor der hellen Tür die Silhouette einer Frau. Sie hatten beide zusammen das College besucht. Es war Anna gewesen, die ihn mit Victoria bekanntgemacht hatte, die später seine Frau geworden war. Sie hatten alle drei mehrere Male zusammen auf der Sierra Seas gesegelt, und Anna hatte Victoria häufig Gesellschaft geleistet, wenn Smith geschäftlich unterwegs war. Nach Victorias Tod hatte sie ihm geholfen, die Scherben seines Lebens wiederaufzusammeln.

»Da bist du ja!«, rief sie aus, als sie ihn am entfernten Ende des Balkons entdeckt hatte. »Ich habe überall nach dir gesucht. Bist du allein?«

»Wen hast du denn bei mir erwartet?«

»Also komm, Hal! Ich hab doch eben noch diese Blondine an deinem Arm hängen sehen. Es ist allgemein bekannt, dass Männer deines Alters und in deiner gesellschaftlichen Position eine gewisse … Verwundbarkeit besitzen, oder wie sagt man?«

»Warst du deshalb so vorsichtig? Du dachtest, ich wäre hier mit so einem jungen Ding zugange?«

Anna lachte. »Ich hätte es nicht so drastisch formuliert, aber ja! Es wäre auch ein ermutigendes Zeichen gewesen. Du arbeitest zu viel! Du denkst an nichts anderes mehr als an diesen verdammten Asteroiden. Wenn dir eine kleine Affäre helfen würde, dich zu entspannen, dann bin ich ausgesprochen dafür.«

»Wenn mir der nächste Antrag gemacht wird, werde ich mich daran erinnern. Bist du herausgekommen, nur um mir einen Vortrag über mein Liebesleben zu halten?«

»Eigentlich nicht«, sagte sie und schauderte. »Es gab eine ganze Reihe von Gründen. Der erste ist, dass du mir von Weihnachten immer noch einen Kuss schuldig bist.«

»Du mir ebenfalls. Und der zweite?«

»Dein Butler Jarmon sucht nach dir.«

»Ist uns der Champagner ausgegangen?« Diese Frage war rhetorisch. Halver Smiths Weinkeller war auf drei Kontinenten berühmt.

Sie schüttelte den Kopf. »Die Kommunikationsüberwachung von der Zentrale hat angerufen. Man hat für dich eine Nachricht aus dem Raum.«

»Vom Felsen

Anna zuckte mit den Achseln. »Du weißt doch, dass ich einen Planeten nicht vom anderen unterscheiden kann. Jarmon machte einen aufgeregten Eindruck. Er meinte, die Nachricht sei in deinem Privatcode. Er durchsucht die andere Seite vom Haus. Mir ist eingefallen, dass du in diese Richtung gegangen bist, da dachte ich mir, ich sag dir Bescheid.«

»Danke. Es ist bestimmt der Manager vom Felsen, der sich wieder über den Wirtschaftsprüfer beschwert. Die beiden gehen schon seit Monaten aufeinander los. Du entschuldigst mich doch, nicht wahr?«

»Nicht, bevor ich meinen Kuss bekommen habe.«

»Richtig«, sagte er grinsend. Er schloss sie in die Arme, und für ein paar Augenblicke waren sie wieder zwanzig. Nach einer langen Weile brach er den Kuss ab. »Tut mir leid, aber ich glaube, ich sollte mal nachschauen, was los ist.«

»Du kommst doch wieder zur Party zurück, oder?«

»Wenn ich kann.« Er nahm Anna beim Arm und geleitete sie zurück nach drinnen.


Der Hausherr brauchte fünf Minuten, um seinen Butler inmitten des Gewühls der Partygäste ausfindig zu machen. Schließlich entdeckte er Jarmon im hinteren Schlafzimmer, wo ein nachtlanges Pokerspiel im Gange war.

»Sie haben eine Nachricht für mich, Jarmon?«

»Ja, Sir. Der Diensthabende am Komm hat eine lange, codierte Mitteilung herübergeschickt. Die Authentizitätsprüfung lässt vermuten, dass es sich um einen Ihrer Privatcodes handelt.«

»Wer hat sie geschickt?«

»Mr. Thorpe von der Admiral Farragut, Sir.«

Halver Smiths Augenbrauen hoben sich vor Überraschung. Während der acht Monate seit Beginn der Expedition hatte Thorpe sich nicht direkt an ihn wenden müssen. Dass er es jetzt tun musste, konnte nur Ärger bedeuten. Mit dem Schiff musste etwas nicht in Ordnung sein.

»Wo ist die Nachricht jetzt?«

»In Ihrer Privatdatei im Haushaltscomputer, Sir. Wo möchten Sie sie entgegennehmen?«

»In meinem Arbeitszimmer, denke ich. Vertreiben Sie jeden, den Sie dort antreffen. Erledigen Sie das in aller Ruhe. Jedes Gerücht, das heute Abend aufkommt, könnte morgen unseren Aktienkurs in Schwierigkeiten bringen.«

»Ich kümmere mich darum, Sir.«

Smith wanderte fünf Minuten lang durch das Gedränge, scherzte mit seinen Angestellten, Freunden und Nachbarn. Nach Ablauf dieser Frist suchte ihn Jarmon auf und gab lautstark bekannt, dass ein alter Freund am Telefon sei, der ihm ein glückliches neues Jahr wünschen wolle. Smith entschuldigte sich und folgte dem Butler in sein Arbeitszimmer.

»Gut gemacht. Irgendwelche Probleme?«

»Nein, Sir. Das Zimmer war leer. Ich habe mir erlaubt, den Abhörschutz auf Standby zu schalten und die Gardinen vorzuziehen.«

»Danke. Sie können sich wieder Ihren Aufgaben widmen. Falls Sie jemand fragt, erzählen Sie ihm die Geschichte vom Freund am Telefon.«

»Ja, Sir.«

Sobald Jarmon die Tür geschlossen hatte, betätigte Smith einen Schalter, damit der Raum abgeschirmt wurde. Im gleichen Moment drang ein schwaches Summen aus den Wänden und der Decke und sorgte dafür, dass jede Lauschvorrichtung nichts als weißes Rauschen wiedergeben würde.

Er nahm vor seinem Terminal Platz und öffnete seine Privatdatei. Tatsächlich befand sich am Anfang der Liste eine Nachricht von Thorpe. Smith überflog das Datenprotokoll und stellte fest, dass die Nachricht in zwei Teilen übermittelt worden war. Der erste Teil war in Textformat, der zweite und größere in Binärcode. Wie Jarmon angedeutet hatte, ergab die Authentizitätsprüfung, dass die Nachricht mit einem von Smiths privaten Codes entschlüsselt werden musste.

Mit dem letzten Tastenanschlag klärte sich der Bildschirm. Die Nachricht schien ein sachlicher Bericht über die Orbitalparameter des Kometen zu sein. Smith überflog ihn rasch, begierig herauszufinden, was Thorpe für so dringlich erachtete, dass er seinen Boss damit behelligen musste. Er gelangte bis ans Ende des zweiten Absatzes:

… FOLGT AUS DIESER ANALYSE, DASS DER KOMETENKERN AM 17. JULI 2087 UM 20:12:16 UHR MIT DER ERDE KOLLIDIEREN WIRD. EIN SOLCHER ZUSAMMENSTOSS WIRD MIT SICHERHEIT JEGLICHES LEBEN AUF DER ERDE VERNICHTEN.

Smith hielt an, blinzelte und kehrte zum Anfang zurück. Er las den Bericht ein zweites Mal langsam durch, wobei er seine Augen eher von Wort zu Wort als in seinem normalen schnellen Tempo den Bildschirm hinunterscrollen ließ. Seit Verlassen der Grundschule hatte er nicht mehr so langsam gelesen. Er konnte nicht anders. Er stolperte in einem fort über unglaubliche Aussagen, die in einem trockenen, sachlichen Stil gehalten waren.


… GESCHWINDIGKEIT UND POSITION BIS AUF SECHS DEZIMALSTELLEN GENAU … SECHZIG BILLIARDEN TONNEN … UFPRALLGESCHWINDIGKEIT ZEHN KILOMETER PRO SEKUNDE RELATIV ZUR ERDE … STREIFT DIE ERDE NAHE DEM TERMINATOR … VERHALTEN NACH DEM ZUSAMMENSTOSS UNBEKANNT – ANNAHMEN SOLLTEN VON EXPERTEN ÜBERPRÜFT WERDEN …

Als seine Handflächen plötzlich schweißnass wurden, wandte Smith einen Trick an, den er auf dem College gelernt hatte. Er zwang sich zu völligem Einverstandensein und brachte die innere Stimme zum Verstummen, die in einem fort schrie, dass es so nicht sein könne. Durch die Willensanstrengung nahmen seine Gedanken eine traumartige Qualität an. Es war beinahe so, als läse jemand anderer Thorpes Schreckensbotschaft. Erst als er am Ende des Berichts angekommen war, lehnte er sich zurück, um über das nachzudenken, was, wenn es denn wahr war, mit Sicherheit den Tod der Erde bedeutete. Nach einer unbestimmten Zeit stellte er seinen Blick wieder scharf ein und überflog die zahlreichen Anhänge des Berichts. Die meisten enthielten technische Erläuterungen.

Einige Sekunden nachdem er den binären Zusatz geladen hatte, erschien auf dem Monitor eine schematische Darstellung des Sonnensystems. Zusätzlich zu den Umlaufbahnen der Planeten bis zum Jupiter zeigte das Diagramm eine lange Ellipse mit einem winzigen Kometensymbol, das sich langsam in Richtung Sonne bewegte. In etwas mehr als einer Minute flog der Komet vom Rand des Systems herein, umrundete die Sonne und begann sich wieder inauszubewegen. Das blauweiße Symbol der Erde bewegte sich so, als ob sie ihm den Weg abschneiden wollte.

Das Bild wechselte zu einer Großdarstellung von Erde und Mond.

Smith beobachtete, wie der Komet langsam auf Luna zuglitt. Sie verfehlten sich um weniger als einen Monddurchmesser.

Der Komet näherte sich der Erde von hinten unten in einem Winkel von etwa dreißig Grad. Während der Schweif über den Planeten hinwegstrich, bewegte sich der den Kern repräsentierende winzige Punkt vor die Erde. Die beiden Symbole erschienen als ein einziges. Das Bild fror ein, mit Ausnahme eines einzigen blinkenden Wortes, das in scharlachroten Buchstaben geschrieben war:

KOLLISION

Halver Smith ließ die Darstellung noch zweimal ablaufen. Das Ergebnis war jedes Mal dasselbe.

Beim Durchlesen der Anhänge des Berichts entdeckte er eine Liste von Empfehlungen, wie die Dinge von diesem Moment an gehandhabt werden sollten. Im Großen und Ganzen handelte es sich um Selbstverständlichkeiten, wenn man mit dem Ende der Welt konfrontiert war: 1) Verschaffen Sie sich eine Bestätigung von unabhängiger Seite, 2) Benachrichtigen Sie ohne Aufsehen die Autoritäten, 3) Vermeiden Sie eine allgemeine Panik und 4) Arbeiten Sie darauf hin, die Katastrophe abzuwenden. Am Ende der Seite war eine kurze Notiz in Tom Thorpes Handschrift:

Mr. Smith, gleicher Bericht und Empfehlungen unterwegs an Premierminister Hobart, Republik Luna.

Tom

Smith runzelte die Stirn. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn er der einzige Empfänger dieser Nachricht gewesen wäre – jedenfalls vorerst. Dennoch konnte er dem Lunakontingent der Expedition keinen Vorwurf daraus machen, dass sie ihre eigenen Leute warnten. Die Mondbewohner waren von dem, was mit der Erde geschah, ebenso betroffen wie der durchschnittliche Erdbewohner. Schließlich waren sie in vielen Dingen ihres täglichen Bedarfs von ihrer Mutterwelt abhängig.


So wie Halver Smith befand sich auch John Hobart in einem schockartigen Zustand, nachdem er die apokalyptische Botschaft entschlüsselt hatte. Da auf Luna Weltzeit galt, war dort bereits Neujahr. Wie Smith, so hatte auch er die Nachricht bei sich zu Hause entschlüsselt und dann die grauenhaften Worte auf seinem Monitor aufmarschieren sehen. Dann hatte er die Grafik geladen, die den Zusammenstoß des Kometen mit der Erde darstellte. Er hatte die Kollision zehnmal mitangesehen, als sein Bildschirm mit einem Piepston um seine Aufmerksamkeit bat.

»Entschuldigung, Herr Premierminister«, sagte die diensttuende Frau am Komm der Regierung, sobald sie sein Gesicht auf dem Bildschirm sah. »Halver Smith ist in der Leitung, von der Erde. Er behauptet, er müsse Sie unbedingt sprechen. Er wird als VIP geführt, deshalb dachte ich, ich leite das besser weiter.«

Hobart zwinkerte überrascht. Die Nachricht von Malvan hatte erwähnt, dass eine Kopie des Berichts an den Vorsitzenden der Sierra Corporation auf der Erde geschickt wurde.

»In Ordnung. Stellen Sie ihn durch. Außerdem möchte ich, dass diese Leitung abgeschirmt wird.«

Das Bild wechselte, und aus dem Monitor heraus starrte ihn Smith an. Das runde Gesicht des terrestrischen Magnaten wurde durch die verzerrende Aufnahmeoptik der Kamera betont. Smiths Gesichtszüge schienen erstarrt, als befände er sich in Trance – ein Effekt, der durch die Zeitverzögerung von drei Sekunden zwischen Mond, Erde und zurück hervorgerufen wurde. Endlich zeigte sich das Erkennen in seinen Augen, und er begann zu sprechen.

»Guten Morgen, Bürger Hobart.«

»Hallo, Mr. Smith. Von wo aus rufen Sie an?«

»San Francisco.«

»Es muss sehr spät bei Ihnen sein.«

»Kurz nach Mitternacht«, bestätigte Smith. »Äh, haben Sie eine vertrauliche Mitteilung Ihres Repräsentanten an Bord der Admiral Farragut erhalten?«

»Habe ich. Ich habe sie gerade eben durchgesehen und muss sagen, ich finde das ziemlich niederschmetternd.«

»Mir geht es ebenso. Für wie glaubwürdig halten Sie das?«

»Ich bin mir nicht sicher.« Ihm fiel auf, dass Smith jede direkte Erwähnung des Gegenstands vermieden hatte. Dieser Umsicht konnte er nur zustimmen. Die Neuigkeiten waren nicht geeignet, sie einem Übertragungsstrahl anzuvertrauen, nicht einmal einem abgeschirmten.

»Ich habe vor, die Angaben überprüfen zu lassen, ehe ich weitere Schritte unternehme«, fuhr Smith fort. »Ich kenne jemanden an der Universität von Kalifornien, bei dem man sich darauf verlassen kann, dass er das Geheimnis für sich behält.«

»Was mich betrifft, so plane ich, den Direktor des Farside-Observatoriums einzubeziehen. Er wird ebenfalls auf strikte Geheimhaltung eingeschworen. Irgendwelche Vorschläge, was man tun könnte, wenn sich die Information als zutreffend erweisen sollte?«

»Kanzler ist Mitglied des Systemrates. Ich dachte mir, ich bitte ihn darum, beim Generalsekretär vorgelassen zu werden. Sind Sie einverstanden?«

»Ich pflichte Ihnen bei, dass der Systemrat die richtige Stelle ist, um anzufangen. Luna behält sich das Recht vor, notfalls selbstständig zu handeln.«

»Was auch für die Erde gelten wird. Aus diesem Grund muss der Rat die Gegenmaßnahmen koordinieren.«

»Ich bin ganz Ihrer Meinung, Sir«, sagte Hobart. »Es könnte allerdings dazu kommen, dass politische Erwägungen bei dieser Krise im Vordergrund stehen werden.«

»Eine gute Möglichkeit, dies zu verhindern, ist, die Sache so lange unter Verschluss zu halten, bis wir die Bestätigung haben, dass ein Problem vorliegt. Ich nehme an, die Rohdaten über den Kometen werden alle im Farside-Observatorium gesammelt.«

»Das ist zutreffend.«

»Es ist wichtig, dass Sie von dort aus nicht weitergereicht werden. Wir wollen schließlich nicht, dass ein unabhängiger Forscher darüber stolpert, ehe wir so weit sind.«

»Wir werden es nicht lange zurückhalten können«, warnte Hobart.

»Das werden wir auch nicht müssen«, erwiderte Smith. »Entweder wir weisen nach, dass es keinen Anlass zur Sorge gibt, andernfalls arrangiere ich ein Treffen mit dem Chefkoordinator des Rates.«

»Wie lange haben Sie vor zu warten?«

»Zehn Tage.«

»In Ordnung«, sagte Hobart. »Ich werde mich bemühen, auf unserer Seite den Deckel auf dem Topf zu lassen. Wenn ich bis in zehn Tagen nichts von Ihnen gehört habe, werde ich gezwungen sein, mit dem, was ich weiß, an die Öffentlichkeit zu gehen.«

»Das ist nur recht und billig.«

Es wurden noch ein paar Sätze gewechselt, dann legte Smith auf, und Hobart starrte auf den leeren Bildschirm. Schließlich seufzte er und rief seine Privatsekretärin zu Hause an.

»Ja, Sir?«, fragte sie, als sie auf dem Monitor erschien.

»Erinnern Sie sich an einen Regierungsbericht vor etwa einem Jahr, Amalthea? Eine Übersicht über Lunas Abhängigkeit von Erdimporten?«

»Ja, Sir.«

»Erinnern Sie sich an den Verfasser?«

»Ich glaube, es war Dr. Jinsai von der Universität. Der Titel war ›Eine Studie über strategische Abhängigkeiten der Lunaren Wirtschaft‹.«

»Holen Sie Jinsai an den Apparat und fragen Sie ihn, ob er mir den Gefallen erweisen würde, mich zu Hause zu besuchen. Heute noch, falls möglich. Könnte sein, dass ich Arbeit für ihn habe.«


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