Kapitel 55

Flamme und Donner

Ich trauerte noch für ein paar Augenblicke um Savien und Aloine. Doch als mir bewusst wurde, dass ich mich immer noch auf der Bühne befand, riss ich mich schließlich zusammen und richtete mich auf meinem Stuhl auf, um mein Publikum anzusehen. Mein schweigendes Publikum.

Musik klingt für den, der sie spielt, immer anders als für den, der sie nur hört. Das ist der Fluch aller Musiker. Noch während ich dort saß, verblasste der Schluss des Liedes, den ich improvisiert hatte, in meiner Erinnerung. Dann kamen die Zweifel. Was, wenn das Lied gar nicht so abgeschlossen, so vollendet gewirkt hatte, wie es mir vorgekommen war? Was, wenn der Schluss außer mir niemanden die schreckliche Tragödie hatte nachempfinden lassen? Was, wenn meine Tränen als die peinliche Reaktion eines kleinen Jungen auf sein Versagen erschienen?

Ich wartete. Und dann spürte ich, wie sich das Schweigen allmählich löste. Das Publikum war immer noch still und starr, so als ob das Lied es regelrecht versengt hätte. Jeder einzelne von ihnen war verwundet und klammerte sich an seinen Schmerz, als wäre er etwas sehr Wertvolles.

Dann erklangen Schluchzer und tränenschwangere Seufzer. Und schließlich ein Sichbewegen von Leibern, die langsam aus einer Starre erwachten.

Dann der Applaus. Ein Tosen wie eine emporschießende Flamme, ein Donnern wie nach einem Blitz.

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