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Sie starben überall.

Wohin Brox auch blickte, sah er seine Kameraden sterben. Garno, mit dem er aufgewachsen war, der praktisch sein Bruder gewesen war, fiel als Nächster. Sein Leib wurde in Stücke gehackt von der kreischenden Klinge eines der feurigen Giganten mit ihren höllischen, gehörnten Fratzen, aus denen spitze Zähne drohten. Der Dämon selbst starb nur wenige Sekunden später durch Brox’ Hand. Der Orc sprang auf die Schultern des Teufelsmonsters, und mit einem Schrei, der selbst diese fürchterliche Kreatur zögern ließ, wurde Garnos Mörder trotz seiner lodernden Rüstung in zwei Hälften gespalten.

Doch die Legion griff weiter an und dezimierte die Orcs. Nur eine Handvoll Verteidiger war noch übrig, und mit jeder Minute fand ein weiterer Orc den Tod.

Thrall hatte befohlen, den Pass zu halten, damit die Legion hier nicht durchbrach. Hilfe war bereits unterwegs, aber die Horde benötigte Zeit. Sie brauchte Brox und seine Kameraden.

Sie wurden weniger und weniger. Duun war nicht mehr. Sein Schädel sprang bereits seit mehreren Sekunden über den blutgetränkten Boden, als ihm endlich auch der riesige Leib nachfolgte. Fezhar lag tot da, doch die Überreste seines Körpers waren nicht wiederzuerkennen. Er war von einer Woge unnatürlicher, grüner Flammen erfasst worden, die einer der Dämonen gegen ihn gespien hatte, ein Feuer, das den Leib des Orcs weniger verbrannt, als aufgelöst hatte.

Wieder und wieder hatte Brox’ starke Axt seine schrecklichen Feinde gefällt, und dem Anschein nach niemals die gleiche Art von Kreatur zweimal. Doch wann immer er den Schweiß von seiner Stirn wischte und nach vorne blickte, sah er nur noch mehr von ihnen.

Und mehr und mehr …

Jetzt stand nur noch er gegen sie. Stand gegen eine kreischende, hungrige See von Monstern, die alle nichts anderes im Sinn hatten als die absolute Vernichtung jeglichen Lebens.

Und als sie sich auf den einzigen Überlebenden stürzten – erwachte Brox.

Der Orc zitterte in seinem Käfig, und das der Kälte wegen. Nach mehr als tausend Alpträumen hätte er gedacht, er wäre immun gegen die Schrecken, die sein Unterbewusstsein immer von Neuem von den Toten erweckte. Doch jedes Mal, wenn die Bilder über ihn herfielen, kamen sie mit neuer Wucht, neuem Schmerz.

Neuer Schuld.

Brox hätte damals sterben sollen. Er hätte mit seinen Kameraden untergehen sollen. Sie hatten das Höchste aller Opfer für die Horde gebracht, doch er hatte überlebt. Es war nicht richtig.

Ich bin ein Feigling … dachte er wieder. Wenn ich härter gekämpft hätte, wäre ich jetzt bei ihnen.

Aber als er Thrall dies erzählt hatte, hatte der Kriegshäuptling nur den Kopf geschüttelt und gesagt: »Niemand hat härter gekämpft als du, alter Freund. Deine Narben beweisen es. Die Kundschafter sahen dich kämpfen, als sie sich näherten. Du hast deinen Kameraden, deinem Volk, einen ebenso großen Dienst erwiesen wie jene, die starben …«

Brox hatte Thralls Dankbarkeit akzeptiert, doch niemals das, was der Anführer der Horde gesagt hatte.

Und jetzt war er hier, eingepfercht wie ein Schwein, das darauf wartete, von diesen arroganten Kreaturen geschlachtet zu werden. Sie starrten ihn an, als sei er eine Missgeburt mit zwei Köpfen und staunten über seine Hässlichkeit. Nur die junge Frau, die Schamanin, hatte ihm Respekt und Fürsorge entgegengebracht.

In ihr spürte er die Macht, von der sein eigenes Volk sprach, den alten Weg der schamanischen Magie. Mit einem einfachen Gebet zum Mond hatte sie die feurige Wunde geheilt, die ihr Freund ihm geschlagen hatte. Sie besaß wahrlich eine große Gabe, und Brox fühlte sich geehrt, dass sie ihm ihren Segen gab.

Nicht, dass dies auf lange Sicht einen großen Unterschied gemacht hätte. Der Orc zweifelte nicht daran, dass diese Nachtelfen bald eine Entscheidung darüber treffen würden, auf welche Weise sie ihn hinrichten wollten. Aber was sie von ihm erfahren hatten, würde ihnen nichts nützen. Er hatte sich geweigert, ihnen ganz bestimmte Informationen über sein Volk zu geben. Sie hatten nicht aus ihm herauspressen können, wo es lebte. Gewiss, er wusste ja selbst nicht genau, in welcher Richtung seine Heimat lag, doch es war besser, wenn er davon ausging, dass alles, was er über die Orcs sagte, den Nachtelfen helfen konnte, sein Volk anzugreifen. Im Unterschied zu jenen Nachtelfen, die die Verbündeten der Orcs gewesen waren, empfanden diese hier nur Verachtung für Außenseiter … und das machte sie zu einer Bedrohung für die Horde.

Brox rollte sich auf den Rücken – so gut es ihm seine Ketten erlaubten. Noch eine Nacht, und er war wahrscheinlich tot, doch nicht auf die Art, die er selbst gewählt hätte. Für ihn würde es keine ruhmreiche Schlacht geben, kein großes Epos, das noch den zukünftigen Generationen von seinem ehrenvollen Tod erzählte …

»Große Geister«, murmelte er. »Hört diesen Unwürdigen an. Gewährt mir einen letzten Kampf, eine letzte Sache, für die zu streiten sich lohnt. Lasst mich in Würde sterben …«

Brox starrte in den Himmel und betete schweigend weiter.

Doch im Unterschied zu der jungen Priesterin zweifelte er daran, dass die Mächte, die über die Welt wachten, einer niederen Kreatur wie ihm zuhören würden.

Sein Schicksal lag in den Händen der Nachtelfen.


Was Malfurion nach Suramar führte, konnte er selbst nicht genau sagen. Drei Nächte lang hatte er allein in seinem Haus gesessen und über all die Dinge gebrütet, die Cenarius ihm erzählt hatte, über all das, was er selbst im Grünen Traum erfahren hatte. Drei Nächte ohne Antworten auf seine wachsenden Sorgen. Er zweifelte nicht daran, dass das Zauberwerk in Zin-Azshari weiterging und dass die Lage nur immer verzweifelter werden würde, so lange niemand eingriff.

Doch niemand sonst schien überhaupt ein Problem zu bemerken.

Vielleicht, entschied Malfurion schließlich, war er einfach nur deshalb nach Suramar gekommen, um irgendeine andere Stimme zu finden, irgendeinen anderen Geist, mit dem er über sein inneres Dilemma sprechen konnte. Aus diesem Grund hatte er sich entschlossen, Tyrande aufzusuchen und nicht seinen Zwillingsbruder. Sie dachte sehr viel sorgfältiger über die Dinge nach, die sie tat, während Illidan dazu neigte, sich in eine Aktion zu stürzen, egal ob er einen Plan hatte oder nicht.

Ja, es würde gut sein, mit Tyrande zu sprechen … und sie einfach nur zu sehen.

Doch als er in die Richtung des Tempels der Elune ging, kam plötzlich ein großes Kontingent Reiter aus der anderen Richtung auf ihn zu. Malfurion trat zur Seite, und mehrere Soldaten in graugrünen Rüstungen ritten auf ihren seidigen, gut gepflegten Panthern an ihm vorbei. Einer der Männer, der sehr weit vorne ritt, hielt ein großes Banner in die Höhe, auf dessen prächtigem rotem Hintergrund der schwarze Schattenriss eines Raben prangte.

Das Banner von Lord Kur’talos Ravencrest.

Der Elfenkommandant ritt vor seiner Truppe her. Sein Reittier war größer, seidiger und offensichtlich das weibliche Alpha-Tier der Meute. Ravencrest selbst war groß und schlank und wirkte sehr königlich. Er ritt, als könne ihn nichts von seiner Pflicht abhalten – was immer diese auch sein mochte. Ein goldener Mantel bauschte sich hinter ihm, und sein hoher Helm mit dem roten Kamm zeigte ebenfalls das Raben-Symbol.

Vogelartig war auch die beste Art, seine Gesichtszüge zu beschreiben: lang, schmal, mit einer schlanken Nase, die an einen nach unten gerichteten Schnabel erinnerte. Der buschige Bart und die strengen Augen verliehen ihm einen Ausdruck von Weisheit und Macht. Abgesehen von den Hochgeborenen gehörte Ravencrest zu jenen Männer, die den größten Einfluss auf die Königin hatten. Sie hatte in der Vergangenheit oft auf seinen Rat gehört.

Malfurion verfluchte sich selbst dafür, dass er nicht eher an Ravencrest gedacht hatte. Doch jetzt war keine gute Gelegenheit, den Edelmann anzusprechen. Ravencrest und seine Elitegarde ritten durch die Straßen, als befänden sie sich auf einer Mission von großer Dringlichkeit, und Malfurion fragte sich sofort, ob seine Zin-Azshari betreffenden Ängste sich bereits materialisiert haben mochten. Aber wenn dies der Fall wäre, wäre sicher die ganze Stadt in Unruhe gewesen. Die Kräfte, die sich in der Nähe der Hauptstadt manifestierten, kündigten eine Katastrophe von monumentalem Ausmaß an, die schnell auch Suramar erreichen würde.

Als die Reiter verschwunden waren, ging auch Malfurion weiter. So viele Leute, die sich auf so engem Raum zusammendrängten, erweckten in dem jungen Nachtelf ein klaustrophobisches Gefühl, nachdem er lange Zeit im Wald verbracht hatte. Aber Malfurion kämpfte diese Empfindungen nieder, denn er wusste, er würde bald Tyrande sehen. So unsicher er sich in letzter Zeit auch fühlte, wenn er in ihrer Nähe war, ihre Gegenwart beruhigte seinen Geist auch mehr als irgendetwas anderes dies vermocht hätte, nicht einmal seine Meditationen.

Er wusste, er würde auch seinen Bruder besuchen müssen, aber die Idee gefiel ihm heute Nacht nicht so wie sonst. Es war Tyrande, die er sehen, mit der er ein wenig Zeit verbringen wollte. Illidan war später immer noch da.

Beiläufig bemerkte Malfurion, dass sich eine Reihe von Leuten um etwas auf dem Marktplatz versammelt hatten, aber sein Wunsch, Tyrande zu sehen, ließ ihn das dortige Geschehen ignorieren. Er hoffte, er würde sie schnell finden und nicht eine Akolythin nach der anderen fragen müssen. Obwohl die Dienerinnen der Elune nichts dagegen hatten, wenn Freunde und Verwandte eine ihrer Schwestern besuchen wollten, war Malfurion heute aus irgendeinem Grund nervöser als sonst. Und diese Nervosität hatte wenig mit seinen Sorgen um Zin-Azshari zu tun, viel mehr mit dem seltsamen Unbehagen, das er nun fühlte, wann immer er sich in der Nähe seiner Freundin aus Kindertagen aufhielt.

Als er den Tempel betrat, beobachteten ihn zwei Wachen. Anstelle von Roben trugen sie Kilts und leuchtende, silberne Brustpanzer, in deren Zentrum ein Halbmond-Muster prangte. Wie alle Diener der Elune waren sie Frauen und gut trainiert in den Künsten der Verteidigung und der Schlacht. Tyrande selbst konnte geschickter mit dem Bogen umgehen als Malfurion oder Illidan. Die friedlichen Lehren von Mutter Mond verboten nicht, dass ihre treuesten Kinder lernten, sich zur Wehr zu setzen.

»Können wir dir helfen, Bruder?«, fragte die rechts stehende Frau höflich. Sie und ihre Kameradin standen in Habachtstellung, und ihre Speere waren bereit, sich sofort auf ihn zu richten, sollten die Wächterinnen dies für notwendig erachten.

»Ich komme, um die Novizin Tyrande zu besuchen. Sie und ich sind gute Freunde. Mein Name ist –«

»Malfurion Stormrage«, fiel die zweite Frau, die in etwa in seinem Alter war, ihm ins Wort. Sie lächelte. »Tyrande teilt ihre Novizenkammer mit mir und zwei anderen Frauen. Ich habe euch beide gelegentlich zusammen gesehen.«

»Ist es möglich, mit ihr zu sprechen?«

»Wenn sie ihre Meditationen beendet hat, sollte sie um diese Stunde Zeit haben. Ich werde jemanden fragen. Du kannst in der Kammer des Mondes warten.«

Die Kammer des Mondes war der offizielle Name für das dachlose Zentrum des Tempels, in dem viele der großen Rituale abgehalten wurden. Wenn der Bezirk nicht von der Hohepriesterin benutzt wurde, ermutigte der Tempel jeden dazu, diesen friedlichen Ort zu genießen.

Malfurion fühlte die Berührung von Mutter Mond, sobald er den rechteckigen Raum betrat. Ein Garten mit nachtblühenden Pflanzen umgrenzte den Bereich, und im Zentrum erhob sich ein kleines Podium, das die Hohepriesterin für ihre Ansprachen benutzte. Auf dem Steinpfad, der zu dem Podest führte, stellte ein Mosaik die jährlichen Zyklen des Mondes dar. Malfurion hatte bei seinen früheren Besuchen an diesem Ort bemerkt, dass es egal war, wo am Himmel der Mond gerade schwebte, stets wurde die Kammer durch sein weiches Licht vollständig erhellt.

Er schritt auf das Zentrum zu und setzte sich auf eine der Steinbänke, die von den Dienerinnen und Gläubigen benutzt wurden. Obwohl ihn die Umgebung sehr beruhigte, musste Malfurion doch schnell erkennen, dass er zunehmend ungeduldig wurde, während er auf Tyrande wartete. Außerdem machte er sich Sorgen, sein unangekündigtes Erscheinen könnte ihr missfallen. Bisher hatten sie sich immer nur getroffen, wenn sie sich vorher verabredet hatten. Dies war das erste Mal, dass er so dreist war, ohne Vorwarnung in ihre Welt einzutreten.

»Malfurion …«

Für einen Moment verschwanden all seine Sorgen, als er aufblickte und Tyrande ins Mondlicht treten sah. Ihr silbernes Gewand nahm ein mystisches Leuchten an, und in Malfurions Augen hätte selbst Mutter Mond nicht herrlicher aussehen können. Tyrandes Haar hing lose herab. Es lag um ihr bezauberndes Gesicht und endete gerade über dem Dekolleté. Das Licht der Nacht betonte ihre Augen, und als die Novizin lächelte, war es, als beleuchte sie selbst die Kammer des Mondes.

Tyrande kam auf ihn zu, und Malfurion erhob sich von der Bank, um ihr entgegen zu gehen. Er war sich sicher, dass seine Wangen sich verdunkelten, doch er konnte nichts tun, außer zu hoffen, dass Tyrande es nicht bemerkte.

»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte die Novizin in plötzlicher Sorge. »Ist etwas geschehen?«

»Es geht mir gut. Ich hoffe, ich habe dich nicht gestört.«

Ihr Lächeln kehrte zurück, schöner denn je. »Du könntest mich niemals stören, Malfurion. Ich bin sogar sehr froh, dass du gekommen bist. Ich wollte dich auch sehen.«

Wenn sie seine dunkel gewordenen Wangen zuvor noch nicht bemerkt hatte, so tat sie es gewiss jetzt. Dennoch drängte Malfurion weiter: »Tyrande, können wir draußen spazieren gehen?«

»Wenn dir das lieber ist, natürlich.«

Als sie die Kammer verließen, begann er zu sprechen. »Du weißt, dass ich diese immer wiederkehrenden Träume habe …«

»Ich erinnere mich.«

»Ich habe mit Cenarius darüber gesprochen, nachdem du mit Illidan gegangen warst, und wir haben zu ergründen versucht, warum sie sich ständig wiederholen.«

In ihrer Stimme klang Sorge auf. »Und habt ihr etwas herausfinden können?«

Malfurion nickte, doch er hielt seine Zunge im Zaum, während sie an den beiden Wachtposten vorbei gingen und den Tempel verließen. Erst als sie die äußeren Stufen hinabstiegen, fuhr er fort.

»Ich habe Fortschritte gemacht, Tyrande. Größere Fortschritte, als du oder Illidan erkennen konntet. Cenarius hat mir einen Weg in die reine Welt des Geistes gezeigt … den Grünen Traum nannte er sie. Aber es war mehr als das. Durch diese Erfahrung … durch diese Erfahrung war ich in der Lage, die wirkliche Welt auf eine Weise zu sehen, wie ich sie nie zuvor geschaut hatte …«

Tyrandes Blick glitt zu der kleinen Menge, die sich in der Mitte des Marktplatzes versammelt hatte. »Und was hast du gesehen?«

Er fasste Tyrande an den Schultern und wandte ihr Gesicht dem seinen zu. Sie musste genau verstehen, was er entdeckt hatte. »Ich sah Zin-Azshari … und die Quelle.«

Ohne ein einziges Detail auszulassen, beschrieb Malfurion die Szene und die verstörenden Empfindungen, die ihn bewegt hatten. Er erzählte, wie er versucht hatte herauszufinden, was dort vor sich ging – und wie sein Traum-Ich abgewehrt worden war, als es versuchte hatte, den Turm zu betreten.

Tyrande blickte ihn wortlos an und war offensichtlich wie betäubt angesichts dieser beunruhigenden Entdeckungen. Als sie ihre Stimme wiederfand, fragte sie: »Die Königin? Azshara? Bist du dir da ganz sicher?«

»Nicht vollkommen. Ich habe nicht viel von dem wahrnehmen können, was im Innern des Turmes geschah. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Wahnsinn ohne ihr Wissen geschieht. Es stimmt, Lord Xavius hat großen Einfluss auf sie, aber selbst Azshara würde bei einem solch gewaltigen Zauber nicht tatenlos zusehen, wenn sie ihn nicht unterstützte. Ich muss annehmen, dass sie die Risiken kennt, die die Magier eingehen … Allerdings glaube ich nicht, dass irgendeiner von ihnen sich wirklich bewusst ist, wie groß diese Risiken sind! Die Quelle … wenn du gefühlt hättest, was ich gefühlt habe, als ich den Grünen Traum beschritt, Tyrande, du hättest ebenso starke Besorgnis empfunden wie ich.«

Sie legte eine Hand auf seinen Arm und versuchte, ihn zu beruhigen. »Ich zweifle nicht an dir, Malfurion, aber wir müssen mehr erfahren. Wenn du behauptest, Azshara bringe ihre Untertanen in Gefahr … musst du mit größter Vorsicht handeln.«

»Ich hatte mir überlegt, Lord Ravencrest in dieser Angelegenheit anzusprechen. Er hat Einfluss bei ihr.«

»Das könnte klug sein …« Wieder wanderte ihr Blick zur Mitte des Marktplatzes.

Fast hätte Malfurion etwas gesagt, doch stattdessen folgte er ihren Augen und fragte sich, was ihre Aufmerksamkeit ständig von seinen Enthüllungen ablenken mochte. Die meisten der dort versammelten Nachtelfen waren inzwischen weitergegangen, und endlich sah er das, was er zuvor nicht beachtet hatte.

Ein bewachter Käfig … und darin eine Kreatur, die nicht im Entferntesten aussah wie ein Nachtelf.

»Was ist das?«, fragte er mit gerunzelter Stirn.

»Darüber wollte ich mit dir sprechen, Malfurion. Sein Name ist Broxigar … und er ist anders als jedes Geschöpf, das ich jemals sah oder von dem ich auch nur hörte. Ich weiß, deine Geschichte ist wichtig, aber ich möchte, dass du ihn jetzt kennen lernst. Tu mir den Gefallen.«

Als Tyrande ihn zu dem Wesen führte, bemerkte Malfurion, dass die Soldaten aufmerksam wurden. Sie starrten seine Freundin einen Augenblick lang an, dann beugten alle zu seiner Überraschung die Knie, um ihr zu huldigen.

»Wir heißen Euch wieder willkommen, Schwester«, erklärte einer von ihnen. »Ihr ehrt uns mit Eurer Gegenwart.«

Tyrande war dieser Respekt offensichtlich peinlich. »Bitte! Bitte erhebt euch!«, drängte sie die Männer mit einem nervösen Lächeln. Nachdem die Soldaten gehorcht hatten, fragte sie: »Was für Neuigkeiten habt ihr über ihn?«

»Lord Ravencrest hat sich der Sache angenommen«, antwortete ein anderer Wachmann. »Er ist gerade ausgeritten und inspiziert den Ort, an dem die Kreatur gefangen wurde. Er sucht nach weiteren Spuren. Er befürchtet eine Invasion dieser … Dinger. Und wenn er zurückkehrt, so heißt es, will er den Gefangenen persönlich verhören. Also kommt die Kreatur wahrscheinlich bis morgen in die Zellen von Black Rook Hold.«

Black Rook Hold war der ummauerte Landsitz von Lord Ravencrest, eine regelrechte Festung.

Dass der Soldat all diese Information so freimütig preisgab, überraschte Malfurion, bis er erkannte, welche Ehrfurcht der Mann Tyrande entgegenbrachte. Sicher, sie war eine Dienerin der Elune, aber irgendetwas musste geschehen sein, dass sie einen solchen Eindruck bei den Wachen hinterließ.

Tyrande wirkte beunruhigt über die neuen Nachrichten. »Dieses Verhör … was werden sie tun?«

Der Wächter konnte ihr nicht länger in die Augen blicken. »Was immer Lord Ravencrest für nötig hält, Schwester.«

Die Priesterin bohrte nicht weiter. Ihre Hand, die leicht auf Malfurions Arm gelegen hatte, drückte diesen einen Moment lang sehr fest.

»Dürfen wir mit ihm sprechen?«

»Nur für einen Augenblick, Schwester. Und ich muss Euch bitten, so zu sprechen, dass wir Euch hören können. Ihr versteht.«

»Ich verstehe.« Tyrande führte Malfurion zum Käfig, vor dem sie beide niederknieten.

Malfurion unterdrückte ein Aufkeuchen. Aus nächster Nähe versetzte die grobschlächtige Gestalt ihn in noch größeres Erstaunen. Cenarius hatte ihm von vielen seltsamen und ungewöhnlichen Wesen erzählt, doch niemals hatte er ein solches erwähnt.

»Schamanin …«, murmelte es – er – mit einer tiefen, rumpelnden und schmerzerfüllten Stimme.

Tyrande beugte sich näher zu ihm hin und machte sich offensichtliche Sorgen. »Broxigar … bist du krank?«

»Nein, Schamanin … es sind nur … Erinnerungen.« Er gab keine weitere Erklärung ab.

»Broxigar, ich habe einen Freund mitgebracht, den ich dir gerne vorstellen möchte. Sein Name ist Malfurion.«

»Wenn er Euer Freund ist, Schamanin, fühle ich mich geehrt.«

Malfurion rutschte etwas näher heran und zwang ein Lächeln auf seine Lippen. »Hallo, Broxigar.«

»Broxigar ist ein Orc, Malfurion.«

Der junge Nachtelf nickte. »Ich habe noch nie zuvor von einem Orc gehört.«

Die in Ketten geschlagene Gestalt grunzte. »Aber ich kenne die Nachtelfen. Ihr habt an unserer Seite gegen die Legion gekämpft … doch wie es scheint, erlöschen die Bündnisse mit dem Krieg.«

Seine Worte ergaben keinen Sinn, doch sie erweckten in Malfurion eine neue Furcht. »Wie … wie bist du hierher gekommen, Broxigar?«

»Die Schamanin darf mich Broxigar nennen. Für dich … bin ich Brox.« Er atmete tief aus, dann blickte er Tyrande in die Augen. »Schamanin … letztes Mal habt Ihr mir Fragen gestellt, und ich wollte nicht antworten. Doch ich schulde Euch etwas. Nun erzähle ich Euch, was ich denen da …« Brox blickte verächtlich in Richtung der Soldaten. »… und ihren Herren bereits erzählt habe. Aber auch Ihr werdet mir nicht mehr Glauben schenken, als sie es getan haben …«

Die Geschichte des Orcs begann phantastisch, und sie wurde mit jedem Atemzug phantastischer. Offensichtlich achtete er darauf, nichts über sein Volk und dessen Heimat zu verraten. Er sprach nur davon, dass er auf Befehl seines Kriegshäuptlings zusammen mit einem anderen Orc in die Berge aufgebrochen war, um ein beunruhigendes Gerücht zu untersuchen. Dort hatten sie etwas gefunden, das der Orc als ein Loch in der Welt beschrieb … ein Loch, das alle Dinge verschlang, während es sich unerbittlich ausweitete.

Es hatte Brox verschlungen – und seinen Gefährten in Stücke gerissen.

Und je länger Malfurion zuhörte, desto stärker wurde sein eigenes Gefühl der Angst. Jede Enthüllung des Orcs fütterte diese Angst mit neuer Nahrung, und mehr als einmal musste der Nachtelf an die Quelle der Ewigkeit denken und an die Macht, die ihr von den Hochgeborenen entzogen wurde. Mit Sicherheit konnte die Magie der Quelle einen solch schrecklichen Strudel erschaffen …

Aber es kann nicht sein!, versuchte Malfurion seinen eigenen Geist zu überzeugen. Das kann doch nichts mit Zin-Azshari zu tun haben. Die Hochgeborenen sind nicht so wahnsinnig.

Oder etwa doch?

Je länger Brox fortfuhr, je mehr er von dem Strudel erzählte und von den Dingen, die er gesehen und gehört hatte, als er durch das Phänomen stürzte, desto schwerer fiel es Malfurion, die Möglichkeit zu leugnen, dass es hier irgendeine Verbindung gab. Schlimmer noch, ohne zu wissen, wie sehr er den Nachtelf damit traf, spiegelte der Gesichtsausdruck des Orcs genau jene Empfindungen wider, die Malfurion gespürt hatte, als sein astrales Ich über dem Palast und der Quelle geschwebt hatte.

»Eine Falschheit«, sagte der Orc. »Ein Ding, das nicht sein sollte«, fügte er an einem anderen Punkt hinzu. Diese und andere Beschreibungen trafen Malfurion wie geschliffene Dolche …

Er merkte nicht einmal, als Brox mit seiner Geschichte fertig war, denn sein Geist fühlte sich von der Wahrheit all dieser Dinge mitgerissen. Tyrande musste seinen Arm drücken, um seine Aufmerksamkeit wiederzugewinnen.

»Bist du in Ordnung, Malfurion? Du siehst aus, als würdest du frieren …«

»Ich … ich … ich bin in Ordnung.« An Brox gewandt, fragte er: »Du hast diese … diese Geschichte … Lord Ravencrest erzählt?«

Der Orc blickte unsicher, doch eine der Wachen antwortete: »Jawohl, genau das hier hat er erzählt, Wort für Wort!« Der Soldat gab ein rau bellendes Lachen von sich. »Und Lord Ravencrest glaubte ihm genauso wenig wie Ihr jetzt! Aber morgen bringt er das Ding schon dazu, die Wahrheit zu sagen – und wenn es Freunde in der Nähe hat, dann sollten die es sich zweimal überlegen, bevor sie uns angreifen, was?«

Also vermutete Ravencrest lediglich eine Invasion von Orcs. Malfurion fühlte sich enttäuscht. Er bezweifelte, dass der Elfenkommandant die mögliche Verbindung zwischen seiner eigenen Vision und Brox’ Geschichte erkennen würde. Und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr bezweifelte der junge Nachtelf, dass Ravencrest seinen eigenen Worten Glauben schenken würde. Hier war Malfurion, der dem Edelmann erzählen wollte, dass ihre geliebte Königin an tollkühnem Zauberwerk beteiligt war, welches eine große Katastrophe über ihr Volk zu bringen drohte. Malfurion konnte es selbst kaum glauben.

Wenn er nur mehr Beweise besessen hätte.

Der Soldat begann nervös, von einem Fuß auf den anderen zu treten. »Schwester … ich fürchte, ich muss Euch und Euren Gefährten jetzt bitten zu gehen. Unser Hauptmann kommt bald, und ich hätte Euch wirklich nicht …«

»Es ist schon in Ordnung. Ich verstehe.«

Als sie gerade aufstehen wollten, rückte Brox näher an die Vorderseite des Käfigs heran und streckte eine Hand nach Tyrande aus. »Schamanin … ein letzter Segen. Wenn Ihr ihn geben könnt.«

»Natürlich …«

Während sie wieder niederkniete, dachte Malfurion verzweifelt darüber nach, was er tun sollte. Eigentlich hätte er seinen Verdacht Lord Ravencrest mitteilen müssen, aber er wusste, dass das vergeblich sein würde.

Wenn er sich nur mit Cenarius besprechen könnte, doch bis dahin könnte der Orc …

Cenarius!

Malfurion blickte auf Tyrande und Brox, und eine schicksalhafte Entscheidung formte sich in seinem Geist.

Tyrande verabschiedete sich von Brox und erhob sich wieder. Malfurion nahm sie am Arm, und die beiden jungen Leute dankten den Soldaten für die Zeit, die sie ihnen gewährt hatten. Auf dem Gesicht der jungen Priesterin stand Besorgnis zu lesen, als sie gingen, aber Malfurion sagte nichts. Seine eigenen Gedanken wirbelten noch in seinem Kopf.

»Es muss doch etwas geben, das man tun kann«, flüsterte sie schließlich.

»Was meinst du damit?«

»Morgen bringen sie ihn nach Black Rook Hold. Und dann werden sie ihn …« Tyrande stockte. »Ich habe allen Respekt vor Lord Ravencrest, aber …«

Malfurion nickte nur.

»Ich habe mit Mutter Dejahna gesprochen, der Hohepriesterin, aber sie sagt, dass wir nichts tun können, außer für seine Seele zu beten. Sie lobte mich für mein Mitgefühl, doch sie meinte, ich solle den Dingen ihren Lauf lassen.«

»Den Dingen ihren Lauf lassen«, murmelte Malfurion und starrte ins Leere. Er knirschte mit den Zähnen. Er musste jetzt handeln. Es gab kein Zurück mehr, nicht, wenn seine Befürchtungen auch nur ansatzweise zutrafen. »Hier – rechts«, sagte er plötzlich und zog Tyrande in eine Seitenstraße. »Wir müssen mit Illidan sprechen.«

»Illidan? Aber warum?«

Malfurion atmete tief ein, dachte an den Orc und an die Quelle und sagte: »Weil wir den Dingen ihren Lauf lassen werden … aber unter unserer Regie.«


Xavius stand vor der feurigen Kugel und starrte mit gespannter Aufmerksamkeit in das klaffende Loch. Tief in dessen Inneren starrten die Augen seines Gottes zurück, und seine Stimme sprach zu ihm.

Ich habe deine Bitten gehört, sagte er zu dem Berater. Und ich kenne deine Träume … eine Welt, die von allem Unreinen, von aller Unvollkommenen gereinigt ist. Ich will dir diesen Wunsch erfüllen, dir, Erster meiner Getreuen

Ohne seinen Blick von der Sphäre abzuwenden, kniete Xavius nieder. Die anderen Hochgeborenen fuhren mit ihrem Zauberwerk fort und versuchten, das auszubauen, was sie bereits geschaffen hatten.

»So werdet Ihr zu uns kommen?«, fragte der Nachtelf, und in seinen magischen Augen blitzte Erwartung auf. »Ihr werdet in unsere Welt kommen und sie säubern?«

Noch ist der Weg nicht offen … er muss gestärkt werden … damit er in der Lage ist, mein glanzvolles Erscheinen zu tragen …

Der Berater nickte. Er verstand. Eine so großartige, so herrliche Kraft wie der Gott war viel zu mächtig für das klägliche Portal der Nachtelfen. Die bloße Präsenz des Gottes würde es zerreißen. Das Tor musste vergrößert werden, gestärkt und befestigt.

Warum die angebliche Gottheit diese Aufgabe nicht selbst bewerkstelligen konnte, war eine Frage, die Xavius nicht stellte. Er war zu sehr versunken in das Wunder seines neuen Herrn.

»Was können wir tun?«, fragte er. So sehr sie sich auch anstrengten, die Zauberer der Hochgeborenen waren offenkundig an den Grenzen ihres Wissens und ihrer Fähigkeiten angelangt – auch Xavius.

Ich sende euch einen meiner geringeren Diener, um euch anzuleiten … Er kann in eure Welt hinüber gehen … mit Mühe … Doch ihr müsst ihm sein Kommen vorbereiten …

Der Nachtelfen-Lord sprang sofort auf und befahl seinen Untergebenen: »Keiner darf in seinen Anstrengungen nachlassen! Der Gott segnet uns mit dem Erscheinen eines seiner Auserwählten!«

Die Hochgeborenen verstärkten ihre Bemühungen, und die Kammer knisterte unter den rohen, fürchterlichen Energien, die geradewegs aus der Quelle strömten. Draußen brüllte der Himmel wütend, und jeder, der in diesem Moment auf den großen, schwarzen See, der sich in seinen Schmerzen wälzte, geschaut hätte, hätte seine Augen in Furcht abgewandt.

Die Feuerkugel innerhalb des Musters schwoll an, die Lücke in ihrem Zentrum dehnte sich aus wie ein klaffender, breiter Mund. Etwas, das klang wie Millionen Stimmen, die alle gleichzeitig heulten, erfüllte die Kammer. Musik in Xavius’ Ohren.

Aber dann wankte einer der Hochgeborenen unter der Anstrengung und drohte zu stürzen. Xavius fürchtete das Schlimmste und drängte sich in den Kreis, fügte dem magischen Kraftakt seine eigene Stärke hinzu. Er würde seinen Gott nicht enttäuschen! Er würde sich seiner würdig erweisen!

Doch zunächst sah es aus, als müssten er und die anderen doch versagen. Energien tobten in dem Portal, aber es wuchs nicht. Xavius konzentrierte all seine Kraft und alle Entschlossenheit auf das Tor. Schließlich zwang er die Lücke weiter auseinander.

Und dann … wurden die versammelten Hochgeborenen durch ein wundersames, blendendes Licht zurück getrieben. Dennoch gelang es ihnen irgendwie, ihr Werk aufrechtzuerhalten.

In der Tiefe der Pforte formte sich eine seltsam anmutende Gestalt. Zunächst schien sie nur wenige Zoll groß zu sein, doch sie kam rasch auf sie zu und wuchs … und wuchs … und wuchs

Der Belastungen forderten von weiteren Zauberern Tribut. Zwei der Männer brachen zusammen. Einer von ihnen atmete kaum noch. Die anderen Magier wankten, doch wieder gelang es ihnen, unter Xavius’ manischer Mitwirkung die Macht über das Portal zurückzugewinnen.

Plötzlich erzitterten die Nachtelfen unter dem schaurigen Heulen von Hunden. Und nur der Berater mit seinen magischen Augen sah, was als Erstes aus dem Tor heraustrat.

Die Kreaturen besaßen die Größe von Pferden, und auf ihren Köpfen bogen sich niedrig sitzende Hörner nach unten und nach vorne. Ihre schuppige Haut hatte eine tödlich rote Farbe, die durch Sprenkel von Schwarz betont wurde, und auf dem Rücken schaukelte ein Kamm wildzotteligen, braunen Fells. Es waren hagere, aber muskulöse Raubtiere, und jede ihrer dreizehigen Pranken endete in scharfen Krallen, mehr als einen halben Fuß lang. Die Hinterbeine der Kreaturen waren etwas kürzer als die vorderen Gliedmaßen, aber Xavius zweifelte nicht im Geringsten an der Schnelligkeit und Behändigkeit dieser Bestien. Selbst die Kleinsten ihrer Bewegungen verrieten Jäger, die überaus geschickt darin waren, ihre Beute zu fangen.

Oben auf dem Rücken der Monster ragten zwei lange, peitschenähnliche Tentakel hervor, die in kleinen, gierigen Saug-Mäulern endeten. Die Fangarme wiegten sich vor und zurück, und es war, als gelte ihre ganze Aufmerksamkeit den versammelten Zauberern.

Die Köpfe der Kreaturen erinnerten an eine absonderliche Mischung aus Wolf und Reptil. Aus langen, wilden Schnauzen ragten Dutzende scharfer Zähne hervor. Die Augen waren schmal und vollkommen weiß, doch von einer tückischen Schläue erfüllt, die mehr als reinen Tiergeist vermuten ließ.

Dann trat hinter ihnen die riesige Gestalt ihres Herrn aus dem Portal.

Er trug eine Rüstung aus geschmolzenem Stahl, und in seiner gewaltigen Hand hielt er eine Peitsche, um die herum Blitze aufzuckten, wann immer sie sich bewegte. Seine Brust und die Schultern, die so viel breiter waren als der Rest des Oberkörpers, ließen selbst den mächtigsten Krieger im Vergleich zu ihm winzig erscheinen. Wo immer die Rüstung seine Gestalt nicht verbarg, züngelten Flammen von seiner schuppigen, unirdischen Haut auf.

Ein flammendes Antlitz blickte auf die Nachtelfen herab. Es erinnerte am ehesten an einen düsteren Schädel mit gewaltigen, geschwungenen Hörnern. Trotzdem erkannten die Hochgeborenen in ihm den himmlischen Bote, der gesandt worden war, um ihnen bei ihrem Traum von einem perfekten Paradies zur Seite zu stehen.

»Wissset, dasss ich der Diener euresss Gottesss bin …«, zischte er, und die Flammen, die seine Augen waren, loderten heiß auf, während er sprach. »Ich bin gekommen, um euch zzzu helfen, den Weg für ssseine Heerscharen und sssein glanzzzvollesss Ssselbssst zzzu öffnen!«

Eine der Bestien heulte auf, aber ein Schnappen der Peitsche ließ helle Blitze über ihren Rücken krachen und brachte sie sofort zum Verstummen.

»Ich bin der Herr der Hunde …«, fuhr die titanische Gestalt fort, deren feuriger Blick nun auf den knienden Xavius gerichtet war. »Ich bin Hakkar …«

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