Neunzehn

Die Abenddämmerung näherte sich bereits, als der schwarze Ford Ranger vor dem Reifen- und Autoteilecenter des Wal-Marts vorfuhr und kurz seine Scheinwerfer aufblendete. Dean und Sam rannten auf den Pick-up zu und sprangen auf die Ladefläche. Beim Hinaufklettern sah Dean, dass der Wagen über ein ansehnliches Waffenregal verfügte, und fühlte sich gleich etwas sicherer. Ganz oben hing eine moderne Pumpgun, darunter eine Bürgerkriegsmuskete, die wunderschön verziert war, aber nicht weniger tödlich aussah. Hinter dem Sitz stand ein Kanister mit Streusalz.

„Rufus wollte mich nicht ohne diese Sachen weglassen“, sagte Tommy McClane, als er sich zu den Winchesters umdrehte und sah, wie Dean die Waffen musterte.

„Gut für ihn.“

„Ich würde Ihnen ja anbieten, vorne mitzufahren, aber Sie sehen beide aus wie nach einem Ringkampf mit einem Riesenwels.“ Er blinzelte aufrichtig erstaunt. „Sind das Bio-Schutzanzüge?“

„So was Ähnliches.“

„Sollte ich Ihnen lieber keine Fragen stellen?“

„Wir werden ausführlich über alles berichten, sobald wir Zeit dazu haben. Im Moment wollen wir einfach nur hier weg.“

„Legen Sie sich hin, und bleiben Sie unter der Abdeckplane! Der Sheriff hat Straßensperren eingerichtet, aber es wird schon dunkel. Ich glaube, ich kann Sie da durchschmuggeln.“

Dean rollte die Plane über sich und seinem Bruder aus. Er spürte, wie der Pick-up anfuhr und auf dem Parkplatz wendete. Bald brummte die Landstraße unter ihnen. Dean schloss die Augen. Er war erschöpft, brauchte eine Dusche, einen Burger und ein Bier. Neben ihm lag Sam und schwieg. Das fand Dean vollkommen in Ordnung. Ihm ging auch so schon genug durch den Kopf.

Diese Zange im Zelt. Die hatte er nicht mehr gesehen, seit er in der Hölle gewesen war. Und in der Hölle hatte er sie jeden Tag benutzt. Hör auf damit! Du willst das jetzt nicht wirklich. Dean richtete sich ein wenig auf und verkrampfte: Der Wagen verlangsamte das Tempo und hielt an. Stimmen und Schritte waren zu hören. Der Schein der Taschenlampe des Polizisten glitt über die Außenseite der Plane hinweg.

„Was haben Sie da drunter?“, fragte der Polizist.

„Tische und Stühle“, antwortete Tommy. Er klang langsam und lakonisch, fast gelangweilt. „Habe meiner Ex versprochen, dass ich sie aufarbeite. Schon erstaunlich, was ein Mann für ein Sixpack Bier und etwas Sex mit seiner Ex macht, wenn Sie wissen, was ich meine.“ Tommy öffnete die Tür und stieg aus. „Hier, ich zeig’s Ihnen.“

Komm schon, Mann!, dachte Dean. Er war sogar zu müde, um sich Sorgen zu machen. Wir sind nicht die Droiden, die ihr sucht.

„Tja, man zeigt etwas Mitgefühl, und schon kriegt sie ganz feuchte Augen“, fuhr Tommy fort. „Als ich das letzte Mal ein paar Sachen für sie erledigt habe, hat sie sich mitten im Wohnzimmer einfach so ausgezogen und …“

„Jetzt halten Sie mal die Luft an!“, sagte der Cop. Er klang schlecht gelaunt.

„Ja, Officer?“

„Sehe ich so aus wie jemand, der etwas über Ihr Sexleben wissen möchte? Ich will das gar nicht hören. Warum bewegen Sie nicht einfach Ihren Arsch hier raus und hören auf, meine Zeit zu verschwenden.“

„Wie Sie wollen.“ Der Pick-up schaukelte ein wenig, die Tür schlug zu, und Dean sah, wie die Taschenlampe sich bewegte.

„Fahren Sie weiter!“, sagte der Polizist. „Und fahren Sie vorsichtig!“

Im Haus der McClanes fanden Sam und Dean fast alles, was sie brauchten: Hydrokortisonsalbe für Sams Mückenstiche und das Beste – heiße, leckere Cheeseburger auf Tommys Küchenherd. Die Brüder spülten sie mit einem Bier runter, während Nate den Bolzenschneider aus der Garage holte und ihnen die Handschellen aufschnitt. Danach rieben Sam und Dean sich für bestimmt zwanzig Minuten die wund gescheuerten Handgelenke, an denen sich rundherum Hämatome gebildet hatten.

Sam beendete seine Mahlzeit und rief dann von Tommys Festnetztelefon aus Sarah Raffertys Handy an. Sie ging nach dem zweiten Klingeln ran und klang froh, von den Winchesters zu hören.

„Nach dem, was heute auf dem Schlachtfeld passiert ist“, sagte sie, „habe ich mir um Sie beide Sorgen gemacht.“

„Es wäre viel schlimmer gekommen, wenn Sie nicht gewesen wären“, sagte Sam. „Sie haben schnell geschaltet.“

„Ich musste daran denken, was Sie über Sheriff Daniels gesagt haben. Wie sie Ihnen mehr eine Last als eine Hilfe war. Aber Sam …“ In Sarahs Stimme schwang eine Portion Zweifel mit. „Sind Sie wirklich vom FBI?“

„Nein“, antwortete er. „Es ist etwas anderes.“

„Was denn? Eine andere Regierungsbehörde?“

„Nicht genau. Ich glaube, es ist sinnlos zu versuchen, das zu erklären.“

„Sie wären vielleicht überrascht“, sagte sie. „Ich will Sie aber nicht drängen. Nicht, wenn Sie wirklich herausfinden wollen, was mit Dave passiert ist. Das wollen Sie doch, oder?“

„Ja, daran hat sich nichts geändert.“

„Dann bin ich froh, dass ich Ihnen geholfen habe.“ Sie seufzte. Ihre Stimme hörte sich zittrig und gehetzt an. „Jedenfalls glaube ich das.“

„Wo sind Sie, Sarah?“

„Ich bin noch in der Nähe des Schlachtfelds. Hier sind viele von uns – ich meine, von uns Rollenspielern. Die Polizei hat fürs Erste aufgehört, uns zu vertreiben. Sie sind noch nicht einmal dazu gekommen, sich die Haubitzen auf dem Hügel anzusehen. Wir haben ihnen gesagt, dass wir nirgendwohin gehen. Nicht, bis wir eine vernünftige Erklärung für das bekommen, was da heute passiert ist. Bis jetzt haben die Behörden nicht einmal offiziell verlauten lassen, dass überhaupt etwas Außergewöhnliches geschehen ist. Es ist, als hätte Sheriff Daniels geniest und alle anderen mit einer Desinformationsgrippe angesteckt.“

Die Desinformationsgrippe. Sam fand, das war eine erstaunlich treffende Beschreibung. „Seien Sie nur vorsichtig!“, sagte er. „Passen Sie gut auf sich auf! Wir sprechen uns bald wieder.“

„Dann werden Sie mir etwas mehr erklären?“

„Ich werde es versuchen“, sagte er. Das war so nahe an der Wahrheit, wie es ging, und Sam hoffte, das würde reichen.

Als Dean sein Bier ausgetrunken hatte, schob er seinen Teller zurück und stand auf, um Tommy anzusehen.

„Ich nehme nicht an, dass wir uns hier irgendwo ein wenig säubern können?“

„Ich habe mich schon gefragt, wann dieses Thema aufkommt.“ Tommy betrachtete die zerfledderten Schutzanzüge, die die Winchesters immer noch am Leibe trugen. „Ich würde Ihnen meine Sachen anbieten, aber Sie sind beide größer als ich, und ich habe nichts, was Ihnen passen könnte.“

„Unsere Sachen sind noch im Motel“, sagte Sam. „Und im Moment können wir nicht selbst hingehen und sie holen.“

„Ja, die Polizei wird es beobachten“, stimmte Tommy zu. Er sah sich um und zog eine Augenbraue hoch. „In der Stadt ist ein Kaufhaus, in dem ich Ihnen ein paar saubere Sachen besorgen könnte – wenigstens Jeans und T-Shirts. Sie könnten Nate so lange Gesellschaft leisten.“

„Wir wissen das sehr zu schätzen“, sagte Sam. Er öffnete seine Geldbörse und gab Tommy etwas Geld für die Klamotten. „Ich werde sogar abwaschen.“

„Abgemacht.“

Tommy hielt inne, als ob er über etwas nachdächte.

„Oh, und Sam?“

„Was ist?“

„Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin auf Ihrer Seite – Sie sind immerhin Jäger.“ Er sah Sam direkt in die Augen. Seine Miene war finster. „Was auch immer hier gerade abgeht – Ich hätte gerne eine Erklärung dafür.“

„Keine Sorge, die werden Sie bekommen.“

Tommy drehte sich um und ging. Sam stellte sich ans Spülbecken und fing an, Teller und Bestecke abzuwaschen. Einen Augenblick später tauchte Nate neben ihm auf und begann die Teller sorgfältig abzutrocknen, bevor er sie behutsam im Trockengestell platzierte. Der Junge arbeitete schnell und sehr effizient. Sam sah zu ihm hinüber, und sein Blick streifte die Geschirrspülmaschine, die direkt neben dem Waschbecken stand.

„Ihr habt eine Maschine“, sagte Sam. „Benutzt ihr die nicht?“

Nate zuckte mit den Schultern.

„Wir sind ja nur zu zweit. Dad sagt, es lohnt sich nicht, sie anzuwerfen.“

„Stimmt.“ Sam gab ihm einen weiteren Teller, und der Junge trocknete ihn mit geschickten Geschirrtuchbewegungen ab.

Vor ihnen auf einem Regal stand ein einfacher Holzrahmen mit einem Foto von Tommy McClane und einer hübschen Rothaarigen Mitte zwanzig. Sie trug eine rosafarbene Bluse mit Rundausschnitt, Jade-Ohrringe und hielt ein Kleinkind auf dem Arm. Das war offensichtlich Nate, als er ungefähr ein Jahr alt war. Nates Gesicht zeigte ein riesiges, schiefes Grinsen und auf seinem T-Shirt stand: ICH MACHE ALLE STUNTS SELBST.

„Mein Bruder und ich sind auch ohne Mutter aufgewachsen“, sagte Sam. Er gab Nate noch einen Teller. Der Junge nahm ihn kommentarlos an, spülte ihn ab, trocknete ihn und stellte ihn weg. „Es war nicht immer einfach.“ Das war der letzte Teller. Sam stellte das Wasser ab und trocknete sich die Hände mit einem Geschirrtuch. „Das versteht nicht jeder.“

Der Junge sagte immer noch nichts, er sah nicht einmal auf. Einen Moment lang fürchtete Sam, dass er Nate zu nahe getreten und zu persönlich geworden war. Dann sah der Junge ihn an. Er wirkte unsicher, fast verwirrt.

„Mochtest du deinen Dad?“, fragte er.

„Mein Dad …“, begann Sam und war dann unsicher, was er als Nächstes sagen sollte. „Er hat mir eine Menge beigebracht. Er hat sich bemüht.“

„Meiner auch“, sagte Nate. „Die Sachen, von denen er erzählt, die machen mir manchmal ganz schön Angst, weißt du? Ich glaube, dass er möchte, dass ich später, wenn ich groß bin, so bin wie er. Die Historische Gesellschaft übernehme und … alles andere. Aber manchmal …“ Er zuckte mit den Schultern.

„Manchmal was?“

„Meine Mutter war eine Künstlerin. Ich meine, was, wenn ich lieber so etwas machen möchte?“

„Dann solltest du das tun“, bestärkte Sam ihn. „Wenn es das ist, was du machen willst, dann solltest du es versuchen.“

Nate runzelte wieder die Stirn.

„Ich träume manchmal noch von ihr, weißt du? Obwohl ich noch ziemlich klein war, als sie … als es passiert ist.“ Er blinzelte Sam an. „Komisch, oder?“

„Sind es denn schöne Träume?“

„Ja.“

„Dann ist es doch gut. Das ist dann wohl deine Art, dich an sie zu erinnern.“

Kurz darauf öffnete sich die Haustür, und Tommy kam mit den neuen Sachen zurück. Sam und Dean gingen nach oben, um zu duschen und sich umzuziehen. Während er sich den Dreck abwusch, machte Sam sich eine gedankliche Notiz, den Jungen ein bisschen mehr über seine Mutter auszufragen.

Nachdem Sam und Dean wieder vorzeigbar waren, kamen alle in der großen, altmodischen Südstaatenküche zusammen und versammelten sich rund um den Kiefernholztisch der McClanes. Die Fenster waren offen, und die Nachtgeräusche der Grillen und Zikaden drangen durch die Fliegenfenster. In der Ferne pulsierten und flackerten Blitze in der Dunkelheit. Ihnen folgte leise rollender Donner. Tommy ließ leise das Braves-Spiel im Radio laufen. Als das Gewitter näher kam, verschwamm der Empfang zu einem statischen Rauschen.

„In Ordnung“, sagte er schließlich. „Ich habe lange genug darauf gewartet. Erzählen Sie mir jetzt, was da draußen passiert ist?“

Dean öffnete knackend ein neues Bier, während Sam berichtete, was sie auf der Straße gesehen hatten. Er beschrieb die schwebende schwarze Substanz, die aus Beauchamps Überresten geströmt war und dass Dean das gleiche Ding aus Dave Wolvertons Leiche hatte kommen sehen.

Als Sam fertig war, nickte Tommy bedächtig.

„Also diese Sache mit dem Moa’ah“, fing er an. „Das ist die treibende Kraft hinter der Schlinge, aber wenn es anwesend ist, heißt es nicht automatisch, dass die Schlinge in der Nähe ist. Verdammt, dieses Moa’ah kann sich anscheinend jahrzehnte-, manchmal sogar jahrhundertelang bei einem Infizierten herumtreiben, bis es die Gelegenheit bekommt auszubüxen.“

„Ich glaube, den Dämonen hat das keiner gesagt“, bemerkte Sam.

„Oder sie sind einfach nur verzweifelt.“ Tommy ließ eine Hand langsam über die Holzmaserung des Tisches gleiten. „Wenn die Dämonen Zivilisten foltern, um an Informationen zu gelangen, so wie Sie gesagt haben, dann hört sich das für mich verdammt verzweifelt an.“

„Was ist mit Sheriff Daniels?“, fragte Dean. „Und außerdem, was ist mit meinem Auto? Und unserem Messer?“

Tommy nickte.

„In Sachen Messer und Auto kann ich Ihnen vermutlich behilflich sein“, sagte er. „Aber Jacqueline Daniels ist keine Frau, mit der man sich anlegen sollte.“

„Wir haben ihr Santeria-Tattoo gesehen“, sagte Sam.

„Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Ihre Familiengeschichte lässt sich bis zur echten Schlacht von Mission’s Ridge zurückverfolgen.“ Tommys Stimme wurde etwas dunkler. Er sah Nate an, der still am anderen Ende des Tisches saß und aufmerksam zuhörte. „Warum gehst du nicht nach oben und machst dich fertig fürs Bett?“

„Muss ich denn?“

Tommy sah ihn streng an. „Du hast gehört, was ich gesagt habe.“

Der Junge zog schmollend ab und murmelte leise etwas vor sich hin. Als seine Schritte auf der Treppe leiser wurden, lehnte Tommy sich zurück. Er zog eine kleine Schublade im Tisch auf und holte eine Packung American Spirits und ein Feuerzeug heraus. Er sah die Winchesters etwas verschämt an.

„Macht es Ihnen etwas aus? Ich bin runter auf eine am Tag, aber wenn ich Ihnen diese Geschichte erzähle, dann glaube ich, dass ich sie brauchen werde.“ Er schüttelte eine Zigarette hervor, zündete sie an und inhalierte. Dann lehnte er sich zurück und blies eine Rauchwolke in Richtung Fenster.

„Sie haben gesagt, dass Sie das Tattoo auf ihrem Handgelenk gesehen haben. Das ist kein Santeria im herkömmlichen Sinne. Seit Generationen praktiziert die Daniels-Familie ihre eigene verquere Version von Hinterwäldlerhexerei. Es hat schon bei ihrem Ururururgroßvater angefangen. Der ist bereits vor dem Bürgerkrieg von den Sümpfen Louisianas hergezogen und hat sich außerhalb von Mission’s Ridge niedergelassen. Nach seiner Ankunft hat es nicht lange gedauert, bis die ersten Leute zu verschwinden begannen.“

„Das war ein Vorfahre von Daniels?“

Tommy nickte. „Er hat angefangen, Menschen zu entführen, hauptsächlich Sklaven und Kinder, um an ihnen herumzuexperimentieren. Es gab Gerüchte über Menschenopfer, Kannibalismus und Vivisektion an lebendigen, bewusstseinsklaren Menschen. Daniels probierte ein paar … Abwandlungen afrikanischer Rituale aus, die er in New Orleans gelernt hatte.“

Er zog wieder an der Zigarette. Sie war schon halb weggebrannt.

Die Küche fühlte sich jetzt dunkler an.

„Nach einem Jahr oder so“, fuhr Tommy fort, „haben sich ein paar Leute aus dem Ort zusammengerottet und ihn gelyncht. Haben ihn aufgehängt und bei lebendigem Leibe verbrannt.“ Seine Augen blitzten zum Kalender, der an der Küchenwand hing. „Es steht alles in den öffentlichen Aufzeichnungen, wenn man sich die Mühe macht, ein bisschen zu suchen. In der Nacht, in der er gestorben ist, wurde ihm sein neugeborener Sohn weggenommen und von einer anderen Familie aufgezogen. Das war ein Bürgerkriegsdoktor namens …“

„Mein Gott!“ McClane rutschte mit dem Stuhl zurück und stand auf. Zum ersten Mal sah er wirklich geschockt aus. „Aristede Percy“, sagte er und sah Sam an. „Als Sie aus Beauchamps Tagebuch vorgelesen haben, sagten Sie, dass es wahrscheinlich ein Bürgerkriegsdoktor war, der die Macht der Schlinge benutzt hat, um Jubal wiederzuerwecken.“

McClane sank zurück auf seinen Stuhl. Die Möglichkeiten, die diese Verbindung eröffnet hatte, ließen sein Gesicht jetzt viel lebendiger wirken.

„Morgen jährt sich der Lynchmord an Daniels zum zweihundertsten Mal“, fügte er hinzu. Er öffnete die Zigarettenschachtel wieder, überlegte kurz und legte sie weg. „Die Macht der Schlinge dürfte auf ihrem Höhepunkt sein. Die Auswirkungen haben wir bereits gesehen, auch wenn die tatsächliche Schlinge noch nicht gefunden worden ist.“

„Sie ist aber irgendwo da draußen“, sagte Sam.

McClane nickte. Sein Gesicht sah aus wie eine grimmige Maske. „Und Jacqueline Daniels wird nicht ruhen, bis sie sie gefunden hat.“

„Sie ist der Sheriff“, sagte Sam. „Wie können wir sie aufhalten?“

„Sie müssen die Schlinge vor ihr finden. Benutzen Sie eine Spezialwaffe, um sie in Stücke zu schneiden.“

„Eine übernatürliche Waffe“, lachte Dean halbherzig, bevor seine Miene sich verfinsterte. „So was in der Art hatten wir mal.“

„Meinen Sie das hier?“

McClane griff in eine Lederscheide an seinem Gürtel, zog Rubys Dämonenmesser heraus und ließ es über den Tisch zu Dean gleiten. Der bloße Anblick ließ Deans Augen voller Enthusiasmus aufleuchten, was ihn beinahe wie ein kleines Kind aussehen ließ.

„Wo haben Sie das her?“

„Sagen wir mal, ich habe ein paar Verbindungen ins Büro des Sheriffs. Aus der Asservatenkammer verschwinden ständig Sachen. Glücklicherweise hat Sheriff Daniels keine Ahnung, wozu dieser bestimmte Gegenstand fähig ist. Wenn sie das wüsste …“ McClane schauderte und ließ den Gedanken unausgesprochen.

„Also haben wir das Messer zurück“, sagte Dean, doch seine Miene verfinsterte sich erneut. „Was ist mit dem Impala?“

„Im Abschlepphof. Wir können mal sehen, ob wir ihn morgen früh bekommen. Ich werde mit Raymond Ungeroot reden – er ist einer der Polizisten, die dort arbeiten. Er ist auch mein Neffe.“ Dean warf Tommy einen Blick zu, und der fügte verdrießlich hinzu: „Was soll ich sagen, es ist eine kleine Stadt.“

„Irgendeine Ahnung, wo die Schlinge sein könnte?“, fragte Dean.

„In diesem Punkt“, sagte McClane kopfschüttelnd, „kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.“

„Nein“, sagte Sam. „Aber vielleicht ich. Wir brauchen jemanden, der uns in die Stadt fährt.“

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