Prolog

Es kommt höchst selten vor, daß ich, Astinus, Meisterhistoriker von Krynn, eine persönliche Anmerkung zu meinen Chroniken verfasse. Ich habe dies erst ein einziges Mal getan, vor nicht allzulanger Zeit, nachdem der Zauberer Raistlin um ein Haar zu einer allmächtigen Gottheit aufgestiegen wäre, mächtiger noch als Paladin und Takhisis. Er scheiterte, sonst würde ich diese Zeilen wohl nicht schreiben, doch es war ein Scheitern, das eine Anmerkung verdient hatte. Beim Kommentieren dieses Vorfalls bemerkte ich in meinen älteren Bänden einen argen Fehler. Der Handschrift nach habe ich einen gewissen Paulus Warius in Verdacht, der vor etwa drei Jahrhunderten mein Assistent war und der für seine Tolpatschigkeit bekannt war. Er muß versehentlich einen Teil von drei oder vier älteren Bänden zerstört und dann die beschädigten Seiten durch etwas ersetzt haben, was er für korrekte Abschriften hielt.

Das waren sie aber keinesfalls.

Der Fehler betrifft die Übergangsperiode zwischen dem Zeitalter des Lichts und dem Zeitalter der Allmacht, wie sie heute genannt werden. Ergod zum Beispiel war ein viel älteres Reich, als in der verfälschten Geschichte geschrieben steht. Vinas Solamnus führte Ergods Armeen bereits 2692 P.C. an, nicht erst vierzehn Jahrhunderte später.

Der Zweite Drachenkrieg, von Warius fälschlicherweise als Zweiter und Dritter Krieg notiert, weil er über fünfundvierzig Jahre dauerte, endete 2645 P.C.

Dabei habe ich zum ersten Mal von den schwerwiegenden Fehlern erfahren, als ich die Seiten über diese letzten paar Jahre aufschlug, um auf Huma zu verweisen, den Ritter von Solamnia, einen normalen Sterblichen, der sich Takhisis, der Göttin des Bösen, der Drachenkönigin, entgegenstellte und sie besiegte.

Nach dem Ende des Zweiten Drachenkriegs hatte ich geplant, ein Buch über Humas Taten niederzuschreiben, doch – wie es so oft kommt – ich hatte zuviel zu tun.

Ich habe mehr Zeit darauf verwendet, als ich mir ursprünglich zugestanden hatte. Vielleicht kommt das daher, weil auch ich nach diesem Kampf eine gewisse Erleichterung verspürte, denn ich war schon nahe daran gewesen, den letzten Band der Geschichte dieser Welt zu beenden. Das wäre schade gewesen, denn meine Sammlung bestand zu jener Zeit aus nur wenigen hunderttausend Bänden. Schon aus diesem Grund kann ich mich so gut an Huma erinnern.

Im vorliegenden Band ist seine Geschichte glücklicherweise vollständig, und so werde ich sie für ihn sprechen lassen.

Astinus von Palanthas

360 A.C.

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