Bleibt nur übrig, es für völlig unglaubhaft zu erklären. daß nämlich die Dämonen als Zwischenträger und Dolmetscher zwischen Göttern und Menschen eine Mittelstellung einnehmen und von hier unsere Bitten zu den Göttern emportragen, von da ihre Hilfe zurückbringen sollen. Man muß vielmehr annehmen, daß es Geister sind voll Schadenfreude, gänzlich bar aller Gerechtigkeit, geschwollen von Hochmut, blaß vor Neid, listig zu betrügen.
Daß sich Irrlehren erheben würden, hat schon Christus vorausgesagt, doch daß die alten wieder vergehen sollen, ist uns nicht verkündet.
Ellie hatte eigentlich vorgehabt, Waygay am Flughafen von Albuquerque abzuholen und ihn in ihrem Thunderbird zur Argus-Station zu fahren. Der Rest der sowjetischen Delegation sollte in den Dienstfahrzeugen des Observatoriums transportiert werden. Sie wäre so gern in der kühlen Abendluft zum Flughafen gebraust, vielleicht wieder vorbei an einer Ehrenwache aufgerichteter Hasen. Und sie hatte sich schon auf ein langes privates Gespräch mit Waygay während der Rückfahrt gefreut. Aber die Beamten vom Allgemeinen Sicherheitsdienst hatten ihren Vorschlag abgelehnt. Die Meldüngen der Medien und der nüchterne Kommentar der Präsidentin am Ende ihrer Pressekonferenz vor zwei Wochen hatten Menschenmassen in die verlassene Wüstengegend geführt. Das konnte eine Gefahr bedeuten, hatte Ellie sich sagen lassen müssen. In Zukunft dürfe sie nur noch in Wagen der Regierung fahren und auch das nur in Begleitung einer bewaffneten Eskorte. Der kleine Konvoi fuhr jetzt so langsam und vorsichtig nach Albuquerque, daß Ellie unwillkürlich mit dem rechten Fuß auf das nicht vorhandene Gaspedal trat.
Ellie freute sich auf die Zeit mit Waygay. Sie hatte ihn das letzte Mal vor drei Jahren in Moskau gesehen. Damals hatte er keine Ausreisegenehmigung für den Westen erhalten. Ob man eine Genehmigung erhielt oder nicht, hing von dem wechselnden politischen Kurs und Waygays eigenem unberechenbaren Verhalten ab. Manchmal konnte er offensichtlich seine scharfe Zunge einfach nicht im Zaum halten. Dann fühlten die Politiker sich provoziert, und er verlor seine Genehmigung. Er bekam sie wieder, wenn man für die eine oder andere wissenschaftliche Delegation keinen anderen so fähigen Mann finden konnte. Waygay bekam aus der ganzen Welt Einladungen zu Vorträgen, Seminaren, Kolloquien, Konferenzen, interdisziplinären Symposien und internationalen Kommissionen. Als Nobelpreisträger und Vollmitglied der sowjetischen Akademie der Wissenschaften konnte er sich mehr Selbstbewußtsein und Unabhängigkeit leisten als die meisten anderen. Oft ging er bis hart an die Grenze dessen, was die Parteilinie noch zugestehen konnte.
Mit vollem Namen hieß er Wassili Gregorowitsch Lunatscharski, aber in Physikerkreisen rund um den Globus kannte man ihn nur als Waygay, gebildet aus den Initialen seiner beiden Vornamen. Eigentlich war nur schwer zu verstehen, warum seine Beziehung zum sowjetischen Regime so zwiespältig war. Schließlich war er ein entfernter Verwandter von Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski, einem alten Bolschewisten und Kampfgenossen von Gorki, Lenin und Trotzki. Der ältere Lunatscharski war später Volkskommissar für das Bildungswesen geworden und dann sowjetischer Botschafter in Spanien bis zu seinem Tod 1933. Waygays Mutter war Jüdin. Und ihm wurde nachgesagt, daß er an der Entwicklung der sowjetischen Atomwaffen mitgearbeitet hatte, obwohl er damals noch viel zu jung gewesen war, als daß er bei der Explosion der ersten sowjetischen Wasserstoffbombe eine große Rolle hätte spielen können. Waygays Institut war personell und technisch gut ausgerüstet, und seine wissenschaftliche Produktivität war enorm, ein deutliches Zeichen, daß sich der Staatssicherheitsdienst selten einmischte. Auch wenn er nicht immer eine Ausreisegenehmigung erhielt, war er häufig bei den großen internationalen Konferenzen anwesend, darunter den „Rochester-Symposien“ über Hochenergiephysik, den „Texas-Konferenzen“ über relativistische Astrophysik und den inoffiziellen, aber hin und wieder wissenschaftlich einflußreichen „Pugwash- Konferenzen“ über Wege zum Abbau internationaler Spannungen.
Als Waygay in den sechziger Jahren Berkeley besuchte, war er begeistert von den respektlosen, oft obszönen oder politisch aufrührerischen Slogans, die man wie Sand am Meer als billige Anstecker kaufen konnte. Ellie dachte wehmütig an die Zeiten, in denen jeder offen über seine Probleme mit der Gesellschaft diskutiert hatte. Anstecker waren auch in der Sowjetunion sehr beliebt und weit verbreitet, aber meist war darauf die Fußballmannschaft „Dynamo“ oder eine erfolgreiche Raumkapsel zu sehen, zu der auch die erste Raumsonde zählte, die auf dem Mond gelandet war. Die Anstecker in Berkely waren ganz anders. Waygay hatte sie haufenweise gekauft, aber einen besonders gern angesteckt. Auf der fast handtellergroßen Fläche stand zu lesen: „Bete für Sex.“ Waygay trug ihn sogar auf wissenschaftlichen Konferenzen. Wenn er gefragt wurde, was diesen Anstecker so anziehend mache, antwortete er: „In Ihrem Land ist er nur in einer Hinsicht anstößig. In meinem Land dagegen in zweierlei Hinsicht.“ Wenn man weiter nachhakte, fügte er erklärend hinzu, daß sein berühmter bolschewistischer Verwandter ein Buch über die Stellung der Religion in der sozialistischen Gesellschaft geschrieben hatte. Seit jener Zeit hatte er mächtige Fortschritte im Englischen gemacht — weit mehr als Ellie im Russischen —, aber seine Liebe zu Ansteckern mit anstößigen Aufschriften hatte leider nachgelassen. In einer heftigen Diskussion über die jeweiligen Vorzüge der beiden politischen Systeme hatte Ellie sich einmal damit gebrüstet, daß sie die Freiheit gehabt hatte, vor dem Weißen Haus gegen die amerikanische Einmischung in Vietnam zu demonstrieren. Darauf hatte Waygay geantwortet, daß er damals ebenfalls die Freiheit gehabt hatte, vor dem Kreml gegen die amerikanische Einmischung in Vietnam zu demonstrieren.
Waygay hatte nie die Müllfrachter, die mit stinkenden Abfällen und begleitet von kreischenden Möwen an der Freiheitsstatue vorbeizogen, photographieren wollen wie ein anderer sowjetischer Wissenschaftler, den Ellie spaßeshalber während einer Pause auf einer Konferenz in New York City auf der Fähre nach Staten Island begleitet hatte. Auch hatte er nie wie andere seiner Kollegen leidenschaftlich die baufälligen Wellblechhütten der armen Puertorikaner abgelichtet, wenn sie von ihrem Luxushotel am Strand mit dem Bus einen Ausflug zum Observatorium in Arecibo gemacht hatten. Ellie hatte nie verstehen können, für wen die Bilder gemacht wurden. In ihrer Phantasie stellte sie sich eine riesige Bibliothek des KGB vor, in der ausschließlich Dokumente des Elends und der Ungerechtigkeiten und Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft gesammelt wurden. Vielleicht konnten sich ja die Funktionäre des KGB, wenn sie an ihren eigenen Mißerfolgen zu verzweifeln drohten, an den verblassenden Schnappschüssen von ihren amerikanischen Kollegen, die zeigten, daß auch in Amerika nicht alles vollkommen war, wieder aufrichten.
In der Sowjetunion gab es viele glänzende Wissenschaftler, die aus unbekannten Gründen über lange Zeiträume hinweg den Ostblock nicht verlassen durften. Konstantinow zum Beispiel war bis Mitte der sechziger Jahre nie im Westen gewesen. Als er auf einer internationalen Konferenz in Warschau vor einer Batterie leerer Gläser, die mit Branntwein aus Aserbaidschan gefüllt gewesen waren, nach dem Grund gefragt wurde, antwortete er: „Weil die Burschen genau wissen, daß ich nicht mehr zurückkommen würde, wenn ich erst einmal draußen bin.“ Trotzdem hatten sie ihn herausgelassen. Es war Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre gewesen, als in den wissenschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern eine Tauwetterperiode einsetzte. Und jedes Mal war er zurückgekommen. Jetzt durfte er allerdings nicht mehr ins Ausland, und er konnte seinen Kollegen im Westen nur noch Postkarten mit Bildern von sich selbst schicken. Auf den Bildern saß er mit gekreuzten Beinen und gebeugtem Kopf einsam auf einer Himmelskugel, unter der die Schwarzschildsche Gleichung für den Radius eines Schwarzen Lochs stand. Er befand sich jetzt in einem tiefen Potentialtopf,
erklärte er Besuchern in Moskau unter Verwendung dieses physikalischen Bildes. Man würde ihn nie wieder herauslassen.
Wenn Waygay nach seiner politischen Meinung gefragt wurde, antwortete er, daß es in der Sowjetunion offiziell hieß, der Ungarnaufstand von 1956 sei von Kryptofaschisten organisiert und der Prager Frühling 1968 von einer unrepräsentativen antisozialistischen Gruppe inszeniert worden. Aber, pflegte er hinzuzufügen, wenn das, was man ihm gesagt hatte, falsch sei, wenn es tatsächlich Volksaufstände gewesen seien, dann hätte sich sein Land ins Unrecht gesetzt, als es sie unterdrückte. Im Falle Afghanistans machte er sich nicht einmal die Mühe, die offiziellen Rechtfertigungen zu wiederholen. Als Ellie ihn einmal in seinem Büro besucht hatte, hatte er darauf bestanden, ihr sein Kurzwellenradio zu zeigen, auf dem über bestimmten Frequenzen sauber und ordentlich in kyrillischen Buchstaben die Namen der Städte London, Paris und Washington geschrieben waren. Voller Stolz hatte er ihr gesagt, daß er die Propaganda aller westlichen Länder hören könnte. Es gab eine Zeit, in der viele seiner Genossen der nationalen Propaganda von der gelben Gefahr erlegen waren. „Stellen Sie sich die sowjetisch-chinesische Grenze vor, jeder Meter besetzt von chinesischen Soldaten, Schulter an Schulter, ein Heer, das nur noch auf das Zeichen zum Angriff wartet.“
Immer wieder bekam Ellie solche eindringlichen Schilderungen zu hören. Einmal standen sie im Büro des Institutsdirektors um den Samowar. „Wann werden die Chinesen bei ihrer gegenwärtigen Geburtenrate über die Grenze drängen?“ Einige rechneten begeistert, andere machten besorgte Mienen. „Nie“, sagte einer der Rechner. William Randolph Hearst hätte sich hier zu Hause gefühlt. Nicht aber Lunatscharski. Wenn man so viele Soldaten an der Grenze stationiere, senke sich die Geburtenrate automatisch,
argumentierte er. Deshalb sei die Rechnung falsch. Er formulierte es so, als ob die falsche Rechnung Gegenstand seiner Mißbilligung sei, und ein paar merkten überhaupt nicht, was er eigentlich damit meinte. Selbst in den schlimmsten Zeiten der chinesisch-sowjetischen Spannungen ließ er sich — soweit sich Ellie erinnern konnte — niemals zu überängstlichen oder rassistischen Äußerungen hinreißen. Ellie liebte Samoware, und sie verstand, daß auch die Russen sie liebten. Lunochod, das erfolgreiche unbemannte Mondfahrzeug der Russen, das wie eine Badewanne auf Rädern aussah, war in Ellies Augen mit einem Samowar verwandt. Zusammen mit Waygay hatte sie einmal an einem strahlenden Vormittag im Juni ein Modell des Lunochod in einem riesigen Ausstellungspark außerhalb Moskaus besichtigt. Dort stand neben einem Pavillon mit Töpferwaren und Amuletten aus der Unionsrepubik Tadschikistan eine riesige Halle, die bis unters Dach mit Modellen der sowjetischen Zivilraumfahrt in Originalgröße ausgefüllt wurde: Sputnik 1, die erste Raumkapsel in der Erdumlaufbahn; Sputnik 2, die erste Raumkapsel mit einem Tier an Bord, dem Hund Laika, der im Weltraum gestorben war; Luna 2, die erste Raumsonde, die einen anderen Himmelskörper erreicht hatte; Luna 3, die erste Raumkapsel, die Bilder von der Rückseite des Mondes gemacht hatte; Venera 7, das erste Raumschiff, das unbeschadet auf einem anderen Planeten gelandet war; Wostok 1, das erste bemannte Raumschiff, das den Helden der Sowjetunion, den Kosmonauten Juri A. Gagarin, einmal um die Erde getragen hatte. Draußen vor der Halle rutschten Kinder mit wehenden blonden Haaren und flatternden roten Komsomol-Halstuchern die Seitenflossen des WostokRaketenboosters hinunter. Sie quietschten vor Vergnügen, wenn sie unten landeten. Land hieß auf russisch Semlja. Die große sowjetische Inselgruppe im Nördlichen Eismeer hieß Novaja Semlja, Neues Land. Dort war 1961 eine 58 Megatonnen schwere Wasserstoffbombe detoniert, bis heute die größte Explosion in der Geschichte der Menschheit. Aber an jenem Frühlingstag mit seinen Eisverkäufern, den Familien, die einen Ausflug machten und jenem zahnlosen alten Mann, der Ellie und Lunatscharski angegrinst hatte, als seien sie ein Liebespaar, war das alte Land wunderschön gewesen.
Während Ellies seltenen Besuchen in Moskau und Leningrad kümmerte sich fast immer Waygay um das Abendprogramm. Zu sechst oder acht gingen sie ins Bolschoi- oder Kirow- Ballett, wofür Lunatscharski über dunkle Kanäle Karten besorgt hatte. Ellie bedankte sich bei ihren Gastgebern für den Abend, und ihre Gastgeber bedankten sich umgekehrt bei ihr, denn — so erklärten sie ihr — nur in Begleitung ausländischer Besucher kämen sie in den Genuß solcher Aufführungen. Waygay lächelte nur. Seine Frau brachte er nie mit, und Ellie lernte sie nie kennen. Sie war Ärztin, sagte er, und mit ihren Patienten verheiratet. Ellie hatte ihn einmal gefragt, was er am meisten in seinem Leben bedauere, nachdem seine Eltern nicht, wie ursprünglich geplant, nach Amerika ausgewandert waren. „Ich bedauere nur das eine“, hatte er mit seiner kratzenden Stimme gesagt, „daß meine Tochter einen Bulgaren geheiratet hat.“
Einmal reservierte er für das Abendessen einen Tisch in einem kaukasischen Restaurant in Moskau. Dazu engagierte er einen professionellen „Toastmeister“, einen tamada, der Chaladse hieß. Chaladse beherrschte seine Kunst, aber Ellie sprach leider so schlecht Russisch, daß sie sich die meisten Trinksprüche übersetzen lassen mußte. Gleich zu Beginn des Abends wandte er sich an sie und sagte: „Für uns ist ein Mann, der ohne einen Toast trinkt, ein Alkoholiker.“ Ein anderer, eher mäßiger Spruch endete mit den Worten: „Auf den Frieden aller Planeten.“ Waygay mußte ihr erklären, daß mir im Russischen sowohl Frieden als auch Welt oder eine selbstverwaltete Gemeinschaft bäuerlicher Haushalte bedeutete, die auf eine graue Vorzeit zurückging. Sie hatten sich darüber unterhalten, ob es auf der Welt friedlicher zugehen würde, wenn die größte politische Einheit ein Dorf wäre. „Jedes Dorf ist ein Planet“, hatte Lunatscharski mit erhobenem Glas gesagt. „Und jeder Planet ein Dorf“, hatte Ellie erwidert.
Bei solchen Zusammenkünften schlug die Stimmung hohe Wellen. Aber trotz riesiger Mengen Branntwein und Wodka war nie einer ernsthaft betrunken. Meist verließen sie nach Mitternacht lärmend das Restaurant und versuchten, oft vergeblich, ein Taxi aufzutreiben. Einige Male hatte Waygay Ellie fünf, sechs Kilometer zu Fuß zurück in ihr Hotel begleitet. Er war aufmerksam, manchmal onkelhaft, tolerant in seinen politischen Urteilen und leidenschaftlich in seinen wissenschaftlichen Überzeugungen. Obwohl er unter seinen Kollegen für seine Liebesabenteuer berühmt war, gestattete er sich Ellie gegenüber nicht einmal einen Gutenachtkuß. Darüber war Ellie immer etwas unglücklich gewesen, obwohl seine Zuneigung für sie offenkundig war. Unter den sowjetischen Wissenschaftlern gab es einen größeren Anteil an Frauen als in den Vereinigten Staaten. Aber sie hatten eher untergeordnete Positionen, und die sowjetischen Wissenschaftler reagierten wie ihre amerikanischen Kollegen verwirrt auf eine hübsche Frau, die offensichtlich auch wissenschaftlich qualifiziert war und ihren Standpunkt mit Nachdruck vertrat. Einige fielen ihr ins Wort oder taten so, als verstünden sie nicht, was sie sagte. Dann beugte sich Lunatscharski vor und fragte lauter als sonst: „Was haben Sie gesagt, Frau Dr. Arroway? Ich konnte sie leider nicht ganz verstehen.“ Die anderen verstummten, und Ellie konnte in Ruhe ihren Vortag über Galliumarseniddetektoren oder den Äthanolgehalt der galaktischen Wolke W 3 beenden. Die Menge an 200%igem Alkohol allein dieser interstellaren Wolke reichte aus, um die gesamte Bevölkerung der Erde, auch wenn jeder Erwachsene ein überzeugter Alkoholiker wäre, bis an das Ende dieses Sonnensystems zu versorgen.
Der tamada war von diesem Gedanken sehr angetan gewesen. In den folgenden Toasts kam es zu Spekulationen darüber, ob Äthanol für andere Lebensformen Gift war, ob Trunkenheit in der Öffentlichkeit ein Problem der gesamten Galaxis war und ob es auf einem anderen Planeten einen ebenso geschickten Toastmeister wie ihn, Trofim Sergejewitsch Chaladse, gab.
Als sie am Flughafen von Albuquerque ankamen, mußten sie zu ihrer Verwunderung feststellen, daß das Linienflugzeug aus New York mit der sowjetischen Delegation an Bord bereits vor einer halben Stunde gelandet war. Ellie fand Waygay in einem Souvenirladen auf dem Flughafengelände, in dem er gerade temperamentvoll gestikulierend um den Preis eines Souvenirs feilschte. Er mußte sie aus den Augenwinkeln gesehen haben. Ohne sie anzuschauen, hob er den Finger und sagte: „Eine Sekunde, Ellie. Neunzehn fünfundneunzig?“ Der Verkäufer rührte sich nicht. „Genau das gleiche Set habe ich gestern in New York für siebzehn fünfzig gesehen.“ Ellie kam näher und sah zu, wie Waygay einen ganzen Satz holographischer Spielkarten ausbreitete, auf denen nackte Frauen und Männer in Posen zu sehen waren, die man heute höchstens noch geschmacklos fand, die aber die ältere Generation schockiert hätten. Der Verkäufer wollte die Karten immer wieder zusammenschieben, aber Waygay breitete sie beharrlich von neuem auf dem Ladentisch aus. „Tut mir leid, Sir“, sagte der Verkäufer, „aber ich mache die Preise nicht. Ich bin hier nur angestellt.“
„Sehen Sie, das sind die Schwächen der Planwirtschaft“, sagte Waygay zu Ellie, während er dem Verkäufer einen Zwanzig-Dollar-Schein gab. „In einem System mit wirklich freier Wirtschaft hätte ich die Karten wahrscheinlich für fünfzehn Dollar kriegen können. Vielleicht sogar für zwölf fünfundneunzig. Schauen Sie mich nicht so an, Ellie. Die sind nicht für mich. Mit den Jokern sind es ganze vierundfünfzig Karten. Damit kann ich einer Menge Leute an meinem Institut ein schönes Geschenk machen.“
Ellie lachte und hakte ihn unter. „Es ist schön, Sie wieder zu sehen.“
„Ein zu seltenes Vergnügen, meine Liebe.“
Auf der Fahrt nach Socorro plauderten und scherzten sie in unausgesprochenem gegenseitigen Einverständnis. Valerian saß neben dem Fahrer, der einer der neuen Sicherheitsbeamten war. Peter war auch sonst nicht besonders redselig. Jetzt lehnte er sich zufrieden zurück und hörte zu. Das Gespräch streifte nur am Rande das Problem, dessentwegen die Russen gekommen waren: die dritte Schicht des Palimpsests, jene komplexe und immer noch nicht entschlüsselte Botschaft, die man gemeinsam empfangen hatte. Die US-Regierung war mehr oder weniger unfreiwillig zu dem Schluß gekommen, daß die Beteiligung der Russen unbedingt erforderlich war. Außerdem war das Signal von der Wega so stark, daß selbst kleinere Radioteleskope es entdecken konnten. Vor Jahren hatten die Sowjets in weitsichtiger Planung eine Reihe kleiner Teleskope über den gesamten eurasischen Raum verteilt, der sich über 9000 Kilometer der Erdoberfläche erstreckte. Und erst vor kurzem hatten sie ein großes Radioobservatorium in der Nähe von Samarkand fertiggestellt. Außerdem patrouillierten sowjetische Schiffe mit Beobachtungsstationen sowohl im Atlantik als auch im Pazifik.
Einige der sowjetischen Daten konnten von Observatorien in Japan, China, Indien und im Irak bestätigt werden. Alle wichtigen Radioteleskope der Welt, die die Wega im Sichtfeld hatten, hörten diesen Teil des Himmels ab. Astronomen in England, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Deutschland, der Tschechoslowakei, Kanada, Venezuela und Australien folgten der Wega von ihrem Aufgang bis zu ihrem Untergang, und alle zeichneten sie ein kleines Stück der Botschaft auf. In einigen Observatorien waren die Detektoren nicht empfindlich genug, um die einzelnen Pulse unterscheiden zu können. Trotzdem hörte man auch dort das verschwommene Rauschen ab. Jedes Land besaß ein kleines Mosaiksteinchen zu diesem Puzzle, weil, wie Ellie Kitz in Erinnerung gerufen hatte, die Erde sich drehte. Jedes Land versuchte, sich einen Reim auf die Pulse zu machen.
Aber es war schwierig. Man wußte noch nicht einmal, ob die Botschaft in Symbolen oder Bildern geschrieben war. Es war durchaus denkbar, daß man die Botschaft erst entschlüsseln konnte, wenn sie wieder von vorn gesendet würde — wenn es überhaupt je dazu kam. Vielleicht begann sie mit einer Anleitung, wie der Code zu entschlüsseln war. Vielleicht war die Botschaft sehr lang, dachte Ellie gerade, als Waygay die Wüste mit der Taiga verglich. Es konnte hundert Jahre dauern, bis sie von neuem anfing. Und vielleicht gab es auch gar keine Anleitung. Vielleicht war die BOTSCHAFT (auf der ganzen Welt hatte man begonnen, sie mit großen Buchstaben zu schreiben) ein Intelligenztest, damit Zivilisationen, die zu dumm waren, sie zu entschlüsseln, ihren Inhalt nicht mißbrauchen konnten. Mit einem Schlag wurde Ellie bewußt, welche Demütigung es für die Menschheit wäre, wenn es ihr nicht gelang, die BOTSCHAFT zu verstehen. In dem Augenblick, als die Amerikaner und die Russen den Entschluß zur Zusammenarbeit gefaßt und den Vertrag feierlich unterzeichnet hatten, hatten sich auch alle anderen Nationen, die Radioteleskope besaßen, der Zusammenarbeit angeschlossen. Alle Welt sprach jetzt von der BOTSCHAFT. Ein internationales Konsortium wurde gegründet. Wollte man die BOTSCHAFT entschlüsseln, war man auf die Daten und Ideen der anderen angewiesen.
Die Zeitungen waren voll davon. Die wenigen kümmerlichen Fakten, die bekannt waren — die Primzahlen, die Sendung der Olympiade, die Existenz einer komplexen Botschaft —, wurden in immer neuen Variationen aufgelegt. Es gab niemanden auf der Welt, der nicht irgend etwas von der BOTSCHAFT von der Wega gehört hatte. Die religiösen Sekten, darunter neben kleinen Splittergruppen auch etablierte und eigens zu diesem Zweck gegründete Bewegungen, beschäftigten sich mit dem theologischen Gehalt der BOTSCHAFT. Für die einen kam sie von Gott, für die anderen vom Teufel. Andere hatten ihre Entscheidung noch nicht getroffen. Bedenklich war das wiedererwachte, lebhafte Interesse an Hitler und dem Naziregime. Waygay berichtete Ellie, daß er allein im Anzeigenteil der Sonntagsausgabe der New York Times Book Review acht Hakenkreuze gefunden hatte. Acht seien nichts Außergewöhnliches, erwiderte Ellie, obwohl sie wußte, daß sie übertrieb. Vor ein paar Wochen waren es nur zwei oder drei gewesen. Eine Gruppe, die sich „Weltraumarier“ nannte, kam mit dem eindeutigen Beweis, daß fliegende Untertassen in Hitler-Deutschland erfunden worden seien. Neue „reinrassige“ Nazis waren auf der Wega gezüchtet worden und jetzt soweit, die Dinge auf der Erde wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Andere betrachteten die Signale mit Abscheu und drängten die Observatorien, den Empfang einzustellen. Wieder andere hielten sie für die Verkündigung der Ankunft Christi und wollten deshalb den Bau noch größerer Radioteleskope auch im Weltraum durchsetzen. Manche warnten davor, mit den sowjetischen Daten zu arbeiten, weil diese vielleicht arglistig gefälscht waren, obwohl sie bei Überschneidungen mit irakischen, indischen, chinesischen und japanischen Stationen mit den dort aufgefangenen Daten übereinstimmten. Wieder andere meinten, Veränderungen im politischen Klima zu spüren. Sie behaupteten, daß allein die Existenz der BOTSCHAFT, selbst wenn man sie nie entschlüsseln würde, einen stabilisierenden Einfluß auf das gespannte Verhältnis der Staaten zueinander ausübe. Da die funkende Zivilisation eindeutig fortgeschrittener war als die der Erde und sich offensichtlich — wenigstens bis vor sechsundzwanzig Jahren — nicht selbst zerstört hatte, folgerten manche, daß technologisierte Zivilisationen nicht notwendigerweise an sich selbst zugrunde gingen. In einer Welt, in der erste behutsame Schritte zum Abbau atomarer Waffen unternommen wurden, war die BOTSCHAFT für weite Teile der Bevölkerung ein Silberstreif am Horizont. Für viele war die BOTSCHAFT die beste Nachricht, die sie seit langem erhalten hatten. Jahrzehntelang hatten die jungen Menschen versucht, die Zukunft aus ihren Gedanken zu verdrängen. Jetzt schien plötzlich eine freundliche Zukunft zu winken. Diejenigen, die zu solchen optimistischen Prognosen neigten, sahen sich manchmal unangenehmerweise als Chiliasten abgestempelt. Ein Teil der Chiliasten behauptete, daß anläßlich der bevorstehenden dritten Jahrtausendwende Jesus, Buddha, Krischna oder einfach der Prophet zurückkehren würde, um ein gütiges, aber strenges Reich Gottes auf Erden zu errichten. Die Botschaft kündige die massenweise Himmelfahrt der Auserwählten an. Der bei weitem größere Teil der Chiliasten behauptete allerdings, daß die Zerstörung der Welt die unabdingbare Vorstufe für die Ankunft Christi sei, wie es ja schon in verschiedenen und teilweise widersprüchlichen alten Prophezeiungen vorhergesagt worden sei. Diese Weltuntergangschiliasten waren über die Ansätze zu einer Weltverständigung im Raum ebenso beunruhigt wie über die Tatsache, daß die Waffenarsenale der Welt von Jahr zu Jahr kleiner wurden. Jeden Tag wurde die Aussicht geringer, daß sich das zentrale Dogma ihres Glaubens verwirklichen würde. Die anderen denkbaren Katastrophen — Überbevölkerung, Umweltverschmutzung, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Erwärmung der Atmosphäre, Eiszeiten oder der Zusammenprall der Erde mit einem Kometen — gingen entweder zu langsam vonstatten, oder sie waren zu unwahrscheinlich, oder sie hatten nicht die erforderliche apokalyptische Dimension für ihre Religion.
Die Führer der Chiliasten hatten ihren fanatischen Anhängern auf Massendemonstrationen versichert, daß Lebensversicherungen, die über eine Unfallversicherung hinausgingen, von wankelmütigem Glauben zeugten und daß der vorzeitige Kauf eines Grabes oder Vorkehrungen für das spätere Begräbnis, wenn es sich nicht um alte Menschen handelte, eine gottlose Handlung seien. In wenigen Jahren würden alle wahrhaft Gläubigen leibhaftig gen Himmel fahren und vor dem Thron Gottes stehen. Ellie wußte, daß Lunatscharskis berühmter Verwandter einer der wenigen bolschewistischen Revolutionäre mit einem wissenschaftlichen Interesse für die Weltreligionen gewesen war. Dagegen war die Aufmerksamkeit, die Waygay der weltweit wachsenden religiösen Unruhe entgegenbrachte, gedämpft. „Das wichtigste religiöse Problem in meinem Land“, sagte er, „wird sein, ob die Wegianer die Irrlehre Leo Trotzkis auch nachdrücklich genug angeprangert haben.“
Je näher sie dem Argus-Gelände kamen, desto mehr parkende Autos, Campingbusse und Zelte säumten den Straßenrand. Nachts erleuchteten Lagerfeuer die einst so friedliche Hochebene von San Augustin. Es waren durchaus nicht nur wohlhabende Leute, die am Highway campierten. Ellie beobachtete zwei junge Ehepaare. Die Männer trugen T-Shirts und alte Jeans mit Gürteln. Selbstbewußt und lässig, wie sie es von ihren älteren Schulkameraden beim Eintritt in die High School gelernt hatten, schlenderten sie am Straßenrand entlang und unterhielten sich angeregt. Der eine schob einen klapprigen Kinderwagen, in dem fröhlich ein Baby krähte. Die Frauen folgten ein paar Schritte hinter ihnen. Eine hielt ein kleines Kind an der Hand, das anscheinend gerade erst Laufen gelernt hatte, und die andere schleppte sich mit einem dicken Bauch ab, aus dem in einem oder zwei Monaten ein neues Leben das Licht dieser rätselhaften Welt erblicken würde.
Sie sahen Schwärmer weltabgeschiedener Gemeinden aus der Gegend von Taos, die das Rauschmittel Psilocybin für die Kommunion benutzten, und Nonnen aus einem Kloster in der Nähe von Albuquerque, die für denselben Zweck Äthanol nahmen. Männer mit wettergegerbter Haut und vielen Falten im Gesicht, die ihr ganzes Leben unter freiem Himmel verbracht hatten, und blasse, belesene Studenten von der Universität in Tucson. Navajoindianer verkauften seidene Halstücher und Halsketten aus polierten Silberschnüren zu Wucherpreisen, einmal eine Umkehrung der bisherigen Handelsbeziehungen zwischen den weißen und den eingeborenen Amerikanern. Beurlaubte Soldaten vom Luftwaffenstützpunkt Davis-Monthan kauten heftig auf Kaugummis und Kautabak. Der elegant gekleidete, weißhaarige Mann mit dem farblich passenden Cowboyhut, der neben den Soldaten stand, war wahrscheinlich ein Viehzüchter. Hier waren die unterschiedlichsten Leute versammelt, Menschen, die sonst in Baracken, Wolkenkratzern, Lehmhütten, Studentenwohnheimen oder Wohnwagenkolonien lebten. Einige waren gekommen, weil sie nichts Besseres zu tun hatten, andere, weil sie ihren Enkeln erzählen wollten, daß sie dabeigewesen waren. Einige hofften auf das Scheitern der Aktion, andere waren davon überzeugt, daß sie Zeugen eines Wunders werden würden. Stille Hingabe, lärmende Fröhlichkeit, mystische Verzückung und gedämpfte Erwartung lagen an diesem strahlenden Nachmittag über der Menge. Nur wenige drehten die Köpfe, um einen Blick auf die vorbeifahrenden Wagen zu werfen, die die Aufschrift der Fahrbereitschaft der amerikanischen Regierung trugen. Einige Leute aßen auf der Ladefläche ihrer Kleinlaster zu Mittag, andere standen bei den Verkaufswagen, auf denen mit großen Buchstaben SNACKMOBIL oder WELTRAUMSOUVENIRS stand. Vor den kleinen, stabilen Toilettenkabinen, für die Argus vorausblickend gesorgt hatte, standen lange Schlangen. Kinder tollten zwischen den Autos, Schlafsäcken, Decken und tragbaren Campingtischen herum. Fast nie wurden sie von den Erwachsenen gescholten — außer, wenn sie dem Highway zu nahe oder in die Nähe des Zauns am Teleskop 61 kamen, wo ein paar kahlrasierte, safrangelb gekleidete junge Leute im Kotau feierlich das heilige „Om“ intonierten. Überall hingen Poster mit phantasievollen außerirdischen Wesen, einige davon kannte man aus Comics oder Filmen. Auf einem stand: „Marsmenschen auf der Erde“. Ein Mann mit goldenen Ohrringen rasierte sich unter Zuhilfenahme des Außenspiegels eines kleinen Lieferwagens, und eine schwarzhaarige Frau in einem Poncho hob eine Kaffeetasse zum Gruß, als die Eskorte vorbeibrauste. Als sie auf das neue Haupttor neben dem Teleskop 101 zufuhren, sah Ellie auf einem provisorisch errichteten Podium einen jungen Mann auf eine Menschenmenge einreden, die sich vor ihm versammelt hatte. Er trug ein T-Shirt mit einem Bild von der Erde, auf die ein Blitz niederfuhr. Andere in der Menge trugen dasselbe rätselhafte Emblem. Auf Ellies Drängen hielt der Fahrer hinter dem Tor an. Sie kurbelte die Fensterscheibe herunter und hörte zu. Der Sprecher stand mit dem Rücken zu ihnen, so daß sie die Gesichter der Zuhörer sehen konnte. Ellie sah, daß sie von seinen Worten tief ergriffen waren.
Der Redner war mitten im Satz: „… und andere sagen, daß es ein Pakt mit dem Teufel ist, daß die Wissenschaftler ihre Seelen verkauft haben. In jedem dieser Teleskope befinden sich wertvolle Edelsteine.“ Er zeigte mit der Hand auf das Teleskop 101. „Das geben sogar die Wissenschaftler zu. Einige behaupten, daß das der Lohn des Teufels ist, dem die Wissenschaftler sich verkauft haben.“
„Religiöse Fanatiker“, brummte Lunatscharski finster. Sehnsüchtig blickte er auf die freie Straße vor ihnen. „Noch einen Augenblick bitte“, sagte Ellie. Auf ihren Lippen spielte ein verwundertes Lächeln.
„Einige Menschen, religiöse, gottesfürchtige Menschen glauben, daß diese BOTSCHAFT von Wesen aus dem Weltall stammt, von feindlichen Kreaturen, Monstern, die uns Übles wollen.“ Diesen Satz schrie er und hielt dann inne, um seine Worte einwirken zu lassen. „Aber ihr alle seid angewidert von der Verderbtheit und Bestechlichkeit, von den Lastern, dem Modergeruch der Gesellschaft. Wem verdanken wir das? Der gedankenlosen, hemmungslosen und gottlosen Technologie. Ich weiß nicht, wer hier recht hat. Ich kann euch nicht sagen, was die BOTSCHAFT bedeutet oder wer sie schickt. Ich habe da meine Zweifel. Aber das werden wir noch früh genug erfahren. Was ich aber sicher weiß, ist, daß die Wissenschaftler, Politiker und Bürokraten uns etwas verheimlichen. Sie haben uns nicht alles gesagt, was sie wissen. Sie betrügen uns, wie immer. Aber schon zu lange. Bei Gott, wir haben die Lügen geschluckt, die sie uns aufgetischt haben, und sie führen uns ins Verderben.“ Zu Ellies Erstaunen ging ein zustimmendes Raunen durch die Menge. Er hat einen wunden Punkt getroffen, soviel hatte sie verstanden.
„Die Wissenschaftler glauben nicht, daß wir die Kinder Gottes sind. Sie denken, wir stammen von den Affen ab. Es sind bekannte Kommunisten dabei. Wollt ihr, daß solche Leute über das Schicksal der Welt entscheiden?“ Die Menge antwortete mit einem donnernden „Nein!“
„Wollt ihr, daß eine Horde Ungläubiger mit Gott spricht?“
„Nein“, brüllten sie wieder.
„Oder mit dem Teufel? Sie verschachern unsere Zukunft an die Monster einer fremden Welt. Meine Brüder und Schwestern, über diesem Ort liegt ein Fluch.“ Ellie hatte geglaubt, der Redner habe gar nicht bemerkt, daß sie angehalten hatten. Aber jetzt drehte er sich um und zeigte mit dem Finger auf die Absperrung und die wartende Eskorte.
„Die sprechen nicht für uns! Die vertreten uns nicht! Sie haben nicht das Recht, in unserem Namen zu verhandeln!“ Einige Leute, die an der Absperrung standen, begannen daran zu rütteln. Valerian und der Fahrer sahen sich erschrocken um. Der Motor lief noch, der Fahrer gab sofort Gas, und im nächsten Moment rasten sie in Richtung des ArgusVerwaltungsgebäudes davon. Bis dahin waren es noch einige Meilen durch die Wüste. Noch im Losfahren hörte Ellie den Redner mit lauter Stimme zu der unruhig gewordenen Menge sagen: „Das Unheil an diesem Ort wird ein Ende nehmen. Das schwöre ich euch.“