11 Das Weltkonsortium

Die Welt ist fast ganz aufgeteilt, und was noch übrig ist, wird jetzt verteilt, erobert und kolonisiert. Man denke an die Sterne, die man des Nachts am Himmel sieht, diese unermeßlichen Welten, die wir niemals erreichen werden. Ich würde die Planeten annektieren, wenn ich könnte. Daran muß ich oft denken. Es erfüllt mich mit Trauer, sie so klar und deutlich und doch so fern vor mir zu sehen.

Cecil Rhodes

Letzter Wille und Testament (1902)

Von ihrem Tisch am Fenster konnte Ellie den Regen auf die Straße niederprasseln sehen. Unverdrossen eilte ein völlig durchnäßter Fußgänger mit hochgeschlagenem Kragen vorbei. Der Besitzer des Restaurants, des berühmten Theatertreffpunkts Chez Dieux, hatte die gestreifte Markise über die Austernkübel gekurbelt, die draußen auf der Straße, getrennt nach Größe und Qualität, für die Spezialität des Hauses warben. Drinnen war es warm und gemütlich. Da schönes Wetter angekündigt worden war, war Ellie ohne Regenmantel und Schirm unterwegs.

Waygay, der ähnlich gut gelaunt war, schnitt gerade ein neues Thema an. „Meine Freundin Meera“, begann er, „ist Stripteasetänzerin — das ist doch das richtige Wort? Wenn Sie in Ihrem Land arbeitet, gibt sie Vorstellungen für Akademiker auf Versammlungen und Konferenzen. Meera behauptet, wenn sie sich vor Arbeitern auszieht — auf Gewerkschaftsversammlungen zum Beispiel —, werden die ganz wild, machen anzügliche Bemerkungen und wollen auf die Bühne kommen. Zieht sie aber genau die gleiche Schau für Ärzte und Rechtsanwälte ab, bleiben die bewegungslos sitzen. Ein paar lecken sich die Lippen, sagt Meera. Da frage ich mich: Sind Rechtsanwälte normaler als Stahlarbeiter?“ Daß Waygay verschiedene weibliche Bekanntschaften pflegte, war noch nie ein Geheimnis gewesen. Seine Annäherungsversuche an Frauen waren so direkt und extravagant — Ellie selbst blieb aus unerfindlichen Gründen davon ausgeschlossen, was sie gleichzeitig freute und ärgerte —, daß sie immer ohne Schwierigkeiten nein sagen konnten. Viele sagten ja. Was Waygay von Meera erzählte, überraschte Ellie allerdings doch etwas.

Sie hatten den Morgen damit verbracht, in einem letzten Durchgang die Notizen und Interpretationen zu den neuesten Daten noch einmal zu vergleichen. Die weiterhin kontinuierliche Übertragung der BOTSCHAFT hatte ein neues, bedeutendes Stadium erreicht. Jetzt wurden Diagramme von der Wega gesendet, so wie für Zeitungen Bilder über Funk übertragen wurden. Jedes Bild stellte ein gerastertes Feld dar. Die Anzahl der winzigen schwarzen und weißen Punkte, aus denen das Bild bestand, war das Produkt zweier Primzahlen. Wieder spielten also Primzahlen eine Rolle bei der Übertragung. Es gab eine ganze Reihe solcher Diagramme, die aber nicht auf bestimmte Buchseiten bezogen zu sein schienen. Es sah mehr nach einem aufwendigen Bildteil aus, der dem Text folgte. Nach der Übertragung der langen Sequenz von Diagrammen ging es weiter mit dem noch immer unverständlichen Text. Aus einigen Diagrammen war klar zu ersehen, daß Waygay und Archangelski mit ihrer Vermutung recht gehabt hatten, daß die BOTSCHAFT zumindest in Teilen Anweisungen und Konstruktionszeichnungen für den Bau einer Maschine enthielt. Vom Zweck der Maschine hatte man keine Vorstellung. In der Plenarsitzung des Weltkonsortiums, die am folgenden Tag im Elysee-Palast stattfinden würde, sollten Ellie und Waygay zum ersten Mal den Abgeordneten der anderen Mitgliedsnationen des Konsortiums über Einzelheiten berichten. Über die „Maschinen-Hypothese“ waren bereits Gerüchte im Umlauf.

Beim Mittagessen hatte Ellie kurz über ihre Begegnung mit Rankin und Joss berichtet. Waygay hatte aufmerksam zugehört, aber keinen Kommentar geäußert. Sie kam sich vor, als hätte sie etwas gesagt, was sich nicht gehörte, und vielleicht hatte das in Waygay die Assoziation mit Meera ausgelöst.

„Sie haben also eine Freundin namens Meera, die Stripteasetänzerin ist und auf allen internationalen Showplätzen anzutreffen ist?“

„Seit Wolfgang Pauli das Ausschließungsprinzip entdeckt hat, während er im Folies-Bergere saß, empfinde ich als Physiker es als meine Pflicht, so oft wie möglich nach Paris zu kommen. Für mich ist es eine Hommage an Pauli. Leider kann ich die offiziellen Stellen in meinen Land nicht davon überzeugen, daß Reisen allein aus diesem Grund genehmigt werden müssen. Ich muß daneben immer noch etwas langweilige Physik betreiben. Aber in diesen Etablissements — wo ich auch Meera kennengelernt habe — bin ich Student der Natur, der auf die Inspiration wartet.“ Plötzlich änderte sich sein Tonfall von überschwenglich zu sachlich. „Meera sagt, daß die amerikanischen Akademiker männlichen Geschlechts sexuell verklemmt sind und quälende Selbstzweifel und Schuldgefühle haben.“

„Tatsächlich? Und was sagt Meera über die russischen Akademiker?“

„In dieser Kategorie kennt sie nur mich. Da hat sie natürlich eine gute Meinung. Ich wäre morgen lieber mit Meera zusammen.“

„Aber Sie werden auf der Versammlung des Konsortiums all Ihre Freunde treffen“, erwiderte Ellie lachend. „Das schon. Ich bin froh, daß wenigstens Sie mit dabei sind“, sagte er mürrisch. „Was bedrückt Sie, Waygay?“

Er zögerte lange, bevor er antwortete, was ganz untypisch für ihn war. „Bedrücken ist vielleicht zu viel gesagt, aber zu denken gibt es mir. Was ist, wenn die BOTSCHAFT wirklich Konstruktionspläne für eine Maschine enthält? Werden wir die Maschine dann bauen? Wer wird sie bauen?

Alle zusammen? Das Konsortium? Die Vereinten Nationen? Oder einige Länder um die Wette? Und wenn es wahnsinnig teuer ist, das Ding zu bauen? Wer wird es bezahlen? Und warum? Und wenn die Maschine dann nicht funktioniert? Werden alle Nationen den Bau der Maschine wirtschaftlich verkraften? Gibt es möglicherweise noch andere negative Auswirkungen?“

Ohne die Flut seiner Fragen zu unterbrechen, goß Lunatscharski den letzten Wein in die Gläser. „Selbst wenn die Übertragung der Botschaft wieder von vorn anfängt und wir sie vollständig entschlüsseln können, wie gut würde die Übersetzung sein? Kennen Sie jene Äußerung von Cervantes? Er sagt, daß das Lesen einer Übersetzung der Untersuchung der Rückseite eines Gobelins entspreche. Vielleicht läßt sich die BOTSCHAFT nicht perfekt übersetzen. Dann könnten wir die Maschine auch nicht vollkommen richtig bauen. Sind wir außerdem wirklich sicher, daß wir alle Daten haben? Vielleicht gibt es noch wichtige Informationen auf anderen Frequenzen, die wir gar nicht entdeckt haben. Wissen Sie, Ellie, bisher habe ich wie selbstverständlich angenommen, man würde beim Bau dieser Maschine sehr vorsichtig und zurückhaltend ans Werk gehen. Aber vielleicht kommt schon morgen jemand, der auf den sofortigen Bau drängt — vorausgesetzt natürlich, wir bekämen den Code und könnten die BOTSCHAFT entschlüsseln. Was wird die amerikanische Delegation vorschlagen?“

„Ich weiß es nicht“, antwortete Ellie langsam. Aber sie erinnerte sich, daß Der Heer sofort nach dem Empfang der Diagramme gefragt hatte, ob ein Bau der Maschine innerhalb der ökonomischen und technologischen Möglichkeiten der Menschen lag. Weder das eine noch das andere hatte sie ihm zusichern können. Ihr fiel wieder ein, wie zerstreut und nervös Ken in den letzten Wochen gewesen war. Manchmal schien er nahe daran, die Nerven zu verlieren. Natürlich war seine Verantwortung in dieser Sache — „Wohnen Dr. Der Heer und Mr. Kitz in demselben Hotel wie Sie?“

„Nein, sie wohnen in der Botschaft.“

Es war immer das gleiche. Aufgrund des Zustands der sowjetischen Wirtschaft und der Notwendigkeit, mit ihren begrenzten Devisen Waffen statt Konsumgüter zu kaufen, verfügten die Russen bei ihren Besuchen im Westen nur über wenig frei verfügbare Devisen. Sie mußten in zweit- oder drittklassigen Hotels oder noch billigeren Absteigen wohnen, während ihre westlichen Kollegen sich einen vergleichsweise luxuriösen Lebensstil erlauben konnten. Das war für beide Seiten immer peinlich. Die Rechnung für die relativ einfache Mahlzeit zu bezahlen, die sie zu sich genommen hatten, war für Ellie kein Problem, für Waygay aber bedeutete es trotz seiner bevorzugten Position in der Hierarchie der sowjetischen Wissenschaftler eine Belastung. Aber was wollte Waygay.

„Waygay, Sie können offen mit mir reden. Was wollen Sie sagen? Befürchten Sie, daß Ken und Mike Kitz vorschnell handeln?“

„Richtig. Ich mache mir Sorgen, daß in den nächsten Tagen verfrühte Diskussionen über den Bau einer Maschine geführt werden, dessen Konsequenzen wir noch gar nicht absehen können. Die Politiker glauben, wir wüßten alles. Tatsache ist, daß wir fast nichts wissen. Solch eine Situation kann sehr gefährlich werden.“

Erst jetzt wurde Ellie klar, daß Waygay sich persönlich für den Inhalt der BOTSCHAFT verantwortlich fühlte. Wenn es zu einer Katastrophe kam, hatte er Angst, daß er daran schuld sein könnte. Natürlich hatte er daneben auch weniger persönliche Motive.

„Wollen Sie, daß ich mit Ken spreche?“

„Wenn Sie es für richtig halten. Sie haben häufig Gelegenheit, mit ihm zu reden, nicht?“ Er sagte das ganz beiläufig. „Waygay, Sie sind doch nicht eifersüchtig? Ich glaube, Sie haben meine Gefühle für Ken früher durchschaut als ich. Als Sie nach Argus zurückkamen, waren Ken und ich mehr oder weniger schon zwei Monate zusammen. Halten Sie das für falsch?“

„Ach nein, Ellie. Ich bin nicht Ihr Vater und auch nicht ein eifersüchtiger Liebhaber. Ich wünsche Ihnen nur, daß Sie glücklich sind. Nur, daß es so viele unerfreuliche Möglichkeiten gibt.“

Aber er erläuterte nicht näher, was er damit meinte. Sie machten sich wieder an die Interpretationsversuche der Diagramme, die über den ganzen Tisch verstreut lagen. Zur Abwechslung diskutierten sie dann auch noch ein bißchen über Politik — über die Debatte, die in Amerika über die MandelaPrinzipien zur Lösung des Rassenkonflikts in Südafrika geführt wurde, und über den sich verschärfenden Ton in den Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Deutschen Demokratischen Republik. Wie immer hatten Ellie und Waygay ihre Freude daran, die Außenpolitik des eigenen Landes vor dem anderen schlecht zu machen. Das war viel interessanter, als die Außenpolitik des anderen Landes zu verurteilen, was genauso leicht möglich gewesen wäre. Als sie bei ihrem rituellen Streit darüber angelangt waren, ob sie sich die Rechnung teilen sollten, bemerkte Ellie, daß der strömende Regen in leichtes Nieseln übergegangen war.

Inzwischen war die Neuigkeit der BOTSCHAFT von der Wega bis in den hintersten Winkel des Planeten Erde gedrungen. Den Menschen, die weder wußten, daß es Radioteleskope gab, noch je etwas von Primzahlen gehört hatten, erzählte man eine abenteuerliche Geschichte von einer Stimme, die von den Sternen kam, und von merkwürdigen Wesen — nicht ganz Mensch, aber auch nicht ganz Gott —, die man am Nachthimmel entdeckt hatte. Den Heimatstern dieser Wesen konnte man sehen, sogar bei Vollmond. Neben den Kommentaren mehr oder weniger verrückter Sektierer war jetzt auf der ganzen Welt das Gefühl aufgekommen, daß sich etwas Einmaliges, ja Wunderbares ereignet hatte. Aufbruchstimmung lag in der Luft, das Gefühl, daß eine neue Ära angefangen hatte. Es gab andere intelligente Wesen im Universum. Man konnte mit ihnen Verbindung aufnehmen. Wahrscheinlich waren sie älter als die Menschen und gescheiter. Sie schickten ganze Bibliotheken mit schwierigen Informationen. Auf allen Gebieten erwartete man epochemachende Offenbarungen. Die Mathematiker grübelten darüber, welche grundlegenden Entdeckungen sie versäumt haben könnten. Religiöse Führer hatten Angst, daß die wegianischen Werte, obgleich fremd, schnell Anhänger vor allem unter den ungebildeten Jugendlichen finden könnten. Die Astronomen sorgten sich, daß sie mit bestimmten Grundprinzipien über benachbarte Sterne falsch lagen. Politiker und Präsidenten waren darüber beunruhigt, daß eine überlegene Zivilisation vielleicht ganz anderen Regierungssystemen anhing als denen, die auf der Erde gang und gäbe waren. Alles, was die Wegianer wußten, war von spezifisch menschlichen Institutionen und von der menschlichen Geschichte und Biologie völlig unbeeinflußt. Wenn nun alles, was wir für wahr hielten, ein Mißverständnis, ein Sonderfall oder ein logischer Fehlschluß gewesen war? Besorgt begannen die Fachleute, die Grundlagen ihrer Forschung neu zu überprüfen. Neben diesen auf Spezialisten beschränkten Sorgen machte sich eine Stimmung breit, die die Menschheit im Aufbruch zu Abenteuern einer neuen Dimension sah, am Wendepunkt zu einem neuen Zeitalter, dessen symbolische Bedeutung die nahende dritte Jahrtausendwende gewaltig verstärkte. Noch immer gab es politische Konflikte, von denen einige — wie das Rassenproblem in Südafrika — sehr ernst waren. Aber in vielen Teilen der Welt ließen patriotische Reden und kindisches Nationalbewußtsein merklich nach. Das Gefühl eines an die ganze Erde gerichteten Geschenks oder aber einer der ganzen Erde drohenden Gefahr ließ erstmals ein gemeinsames Selbstbewußtsein der menschlichen Rasse entstehen, dieser Milliarden kleiner Lebewesen, die über verschiedene Kontinente verteilt waren. Vielen kam es absurd vor, daß verfeindete Nationen weiterhin ihre todbringenden Konflikte auskämpften angesichts einer nichtmenschlichen Zivilisation mit unendlich größeren Fähigkeiten. Neue Hoffnung lag in der Luft. Manche Menschen hatten schon vergessen, was Hoffnung war, und verstanden sie falsch — als geistige Verwirrung oder gar Feigheit. In den Jahrzehnten nach 1945 waren die Atomwaffenarsenale der ganzen Welt stetig gewachsen. Die politischen Führungskräfte wechselten, die Waffensysteme und Strategien änderten sich, aber die Zahl der strategischen Waffen wurde nur größer. Es kam der Zeitpunkt,

wo man über 25 000 davon auf dem Planeten hatte, zehn für jede große Stadt. Neue Technologien verkürzten die Flugzeiten, ermöglichten den Erstschlag auf jedes Ziel und einen Launch-on-warning. Nur eine Gefahr wie die, die möglicherweise von der BOTSCHAFT drohte, konnte einen solchen Wahnsinn aufbrechen, dem die Regierungschefs so vieler Länder schon seit so langer Zeit huldigten. Endlich kam die Welt zur Vernunft, wenigstens in diesem Punkt, und von den Vereinigten Staaten, der Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich und China wurde ein Abkommen unterzeichnet. Man hatte nicht vor, sämtliche Atomwaffen aus der Welt zu schaffen. Nur wenige erhofften sich ein solches Wunder von dem Abkommen. Aber die Amerikaner und Russen verpflichteten sich, ihre strategischen Waffenarsenale auf tausend Atomwaffen zu verringern. Die einzelnen Schritte wurden sorgfältig geplant, damit keine der Supermächte in einem Stadium des Abbaus deutlich im Nachteil war. Großbritannien, Frankreich und China erklärten sich bereit, mit der Reduzierung ihrer Waffenarsenale zu beginnen, wenn die Supermächte bei 3200 Raketen angekommen waren. Die Unterzeichnung des Hiroshima-Abkommens erfolgte zur Freude der ganzen Welt unter der berühmten Gedenktafel für die Opfer der ersten Stadt, die von einer Atombombe ausradiert worden war: „Ruhet in Frieden, denn es soll nie wieder geschehen“. Jeden Tag wurden gleich viele amerikanische und sowjetische atomare Sprengköpfe an ein neugeschaffenes Unternehmen abgeliefert, in dem sowohl amerikanische als auch sowjetische Ingenieure arbeiteten. Das Plutonium wurde extrahiert, in einer Liste verzeichnet, versiegelt und von einem bilateralen Team zu Kernkraftwerken transportiert, wo es zu Elektrizität verarbeitet werden sollte. Dieses Konzept, nach einem amerikanischen Admiral GaylerPlan genannt, wurde weit und breit als Erfüllung der Forderung ‚Schwerter zu Pflugscharen’ gefeiert. Da die Nationen auch weiterhin über verheerende Vergeltungsmöglichkeiten verfügten, konnten sich selbst die Militärs schließlich damit abfinden. Auch Generäle wünschten ihren Kindern nicht den Tod, und der Atomkrieg bedeutete die Negation der traditionellen soldatischen Tugenden; zum Drücken eines Knopfes gehörte nicht viel Mut. Die Auslieferung der ersten Atomwaffen wurde live im Fernsehen übertragen und immer wieder gezeigt. Man sah weißgekleidete amerikanische und sowjetische Ingenieure, die zwei der metallenen Objekte von stumpfem Grau und der Größe einer Sitzbank hereinrollten. Sie waren mit amerikanischen und russischen Flaggen geschmückt. Millionen wurden Zeugen dieser Szene. Die Abendnachrichten berichteten regelmäßig, wie viele strategische Waffen inzwischen auf beiden Seiten vernichtet worden waren und wie viele noch abgebaut werden mußten. In gut zwei Jahrzehnten würde auch diese Nachricht die Wega erreichen.

In den folgenden Jahren ging die Abrüstung ohne ernsthafte Hindernisse weiter. Zuerst waren die Paradestücke der Arsenale übergeben worden, während sich an den strategischen Grundsätzen noch kaum etwas geändert hatte. Jetzt aber spürte man allmählich die Folgen des Abbaus, und die Waffensysteme, die das Gleichgewicht am meisten gefährdet hatte, wurden ebenfalls abgebaut. Experten hatten das nicht für möglich gehalten und erklärt, so etwas sei „gegen die menschliche Natur“. Aber wie schon Samuel Johnson bemerkt hatte, führt ein Todesurteil auf wunderbare Weise zu einer letzten Konzentration der geistigen Kräfte. Im letzten halben Jahr hatte der Atomwaffenabbau auf Seiten der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion neue Erfolge erzielt. In Kürze sollten in beiden Ländern Untersuchungskommissionen des jeweils anderen Landes installiert werden, denen voller Zutritt zu allen Waffenarsenalen gewährt werden mußte — trotz der öffentlich geäußerten Mißbilligung und Sorge der Militärs beider Nationen. Die Vereinten Nationen erwiesen sich als unerwartet erfolgreich bei der Vermittlung in internationalen Streitigkeiten. Auf diese Weise konnten die Grenzkriege im Westiran und an der chilenischargentinischen Grenze beigelegt werden. Es war sogar ein Nichtangriffspakt zwischen der Nato und dem Warschauer Pakt im Gespräch.

Die Delegierten, die zu der ersten Plenarsitzung des Weltkonsortiums kamen, hatten von Anfang an einen viel herzlicheren Umgangston miteinander, als es in den letzten Jahrzehnten je der Fall gewesen war.

Jede Nation, die auch nur wenige Bit der BOTSCHAFT empfing, war sowohl mit wissenschaftlichen als auch politischen Delegierten vertreten. Überraschend viele schickten auch militärische Vertreter. In einigen wenigen Fällen wurden die Delegationen sogar von den Außenministern oder Staatsoberhäuptern angeführt. Zur Abordnung Großbritanniens gehörte Viscount Boxforth, seines Zeichens Lordsiegelbewahrer — Ellie fand diesen Ehrentitel überaus komisch. An der Spitze der Delegation der UdSSR, in der der Minister für die mittlere Schwerindustrie, Gotsridse, und Archangelski eine wichtige Rolle spielten, stand B. J. Abuchimow, der Präsident der sowjetischen Akademie der Wissenschaften. Die Präsidentin der Vereinigten Staaten hatte darauf bestanden, daß Der Heer der amerikanischen Delegation vorstand, obwohl auch Staatssekretär Elmo Honicutt und Michael Kitz nebst weiteren Vertretern des Verteidigungsministeriums dazugehörten.

Eine große, sorgfältig ausgearbeitete Landkarte in flächentreuer Projektion veranschaulichte die Verteilung der Radioteleskope über den Planeten unter Einschluß der sowjetischen Beobachtungsschiffe. Neugierig sah Ellie sich in dem erst vor kurzem fertiggestellten Konferenzsaal um, der direkt neben den Büroräumen und der Residenz des französischen Präsidenten lag. Obwohl der Präsident erst das zweite Jahr seiner siebenjährigen Amtszeit regierte, scheute er keine Mühe, den Erfolg des Treffens zu garantieren. Eine Vielzahl von Gesichtern, Flaggen und Landestrachten spiegelte sich in den langen, in einem Bogen aufgestellten Mahagonitischen und den mit Spiegeln verkleideten Wänden. Von den Politikern und Militärs kannte sie nur wenige, dafür aber mindestens einen Wissenschaftler oder Ingenieur aus jeder Delegation: Annunziata und Ian Broderick aus Australien, Fedirka aus der Tschechoslowakei, Braude, Crebillion und Boileau aus Frankreich, Kumar Chandrapurana und Devi Sukhavati aus Indien, Hironaga und Matsui aus Japan. Ellie fiel auf, daß viele der Delegierten, besonders aber die Japaner, eher Technologieexperten waren als Radioastronomen. Der Gedanke, daß vielleicht der Bau einer riesigen Maschine auf dieser Konferenz zur Sprache kommen könnte, hatte viele Länder veranlaßt, die Zusammensetzung ihrer Delegationen in letzter Minute noch zu verändern. Ellie kannte auch Malatesta aus Italien, Bedenbaugh, einen Physiker, der in die Politik gegangen war, Clegg und den ehrwürdigen Sir Arthur Chatos, die hinter einem Union Jack der Art, wie man ihn auf den Tischen europäischer Restaurants finden konnte, miteinander plauderten. Außerdem Jaime Ortiz aus Spanien, Prebula aus der Schweiz, worüber Ellie sich wunderte, da die Schweiz ihres Wissens bislang noch gar kein Radioteleskop besaß, Bao, der Hervorragendes im Aufbau der chinesischen Radioteleskopanlage geleistet hatte, und Wintergaden aus Schweden. Die Abordnungen aus SaudiArabien, Pakistan und dem Irak waren erstaunlich groß; und da drüben standen natürlich die Russen. Nadja Roshdestwenskaja und Henrich Archangelski lachten gerade über irgend etwas.

Ellie hielt nach Lunatscharski Ausschau und erspähte ihn schließlich bei der chinesischen Delegation. Er begrüßte gerade Yu Renqiong, den Direktor des Radioobservatoriums in Peking. Ellie erinnerte sich, daß die beiden während der Jahre chinesisch-sowjetischer Zusammenarbeit Freunde und Kollegen gewesen waren. Aber die Feindseligkeiten zwischen den beiden Staaten hatten jeden Kontakt zwischen ihnen beendet, und die chinesischen Beschränkungen der Auslandsreisen für Spitzenwissenschaftler waren fast noch schärfer als die sowjetischen. Ellie war sich bewußt, daß sie Zeugin der ersten Begegnung dieser Männer seit vielleicht einem Vierteljahrhundert war.

„Wer ist der alte China-Mann, dem Waygay gerade die Hand schüttelt?“ Das war Kitz’ Art, herzlich zu sein. In den letzten Tagen hatte er Ellie gegenüber schon mehrere solche Vorstöße unternommen — eine Entwicklung, der sie im stillen keine Chance gab.

„Yu, der Direktor des Observatoriums in Peking.“

„Ich dachte, die hassen sich wie die Pest.“

„Michael“, sagte Ellie, „die Welt ist sowohl besser als auch schlechter, als Sie sich vorstellen.“

„Was ‚besser’ betrifft, sind Sie mir wahrscheinlich voraus“, erwiderte er, „aber was ‚schlechter’ betrifft, können Sie mir nicht das Wasser reichen.“

Nach der Begrüßung durch den Präsidenten von Frankreich (der zum Erstaunen aller blieb, um die Eröffnungsvorträge anzuhören) und der Diskussion über Verfahren und Tagesordnung durch Der Heer und Abuchimow, die gemeinsam als Vorsitzende der Konferenz fungierten, gaben Ellie und Waygay eine kurze Zusammenfassung der bisher bekannten Daten. Sie begannen mit einer allgemeinen Einführung — allzu technische Begriffe vermieden sie mit Rücksicht auf Politiker und Militärs — in die Funktionsweise von Radioteleskopen, die Verteilung der erdnächsten Sterne im Weltall und die Geschichte der BOTSCHAFT als eines Palimpsests. Der gemeinsame Vortrag schloß mit einem Kommentar zu den erst vor kurzem empfangenen Diagrammen, die jede Delegation auf einem eigenen Monitor vor sich hatte. Ellie erklärte, wie die Polarisationsmodulation in eine Abfolge von Nullen und Einsen umgewandelt wurde, wie die Nullen und Einsen zusammen ein Bild ergaben, daß sie aber in den meisten Fällen nicht die leiseste Ahnung hatten, was das Bild bedeutete.

Die einzelnen Daten setzten sich auf den Computerbildschirmen zu Bildern zusammen. Ellie sah, wie die Gesichter der Delegierten sich aufmerksam über die Bildschirme beugten, von denen sie in dem jetzt halb verdunkelten Saal weiß, bernsteinfarben und grün angestrahlt wurden. Auf den Diagrammen waren fein verästelte Netze zu erkennen, daneben plumpe, fast schon unanständige biologische Formen und ein vollkommen geformtes, regelmäßiges Dodekaeder. Eine Folge mehrerer Seiten war zu einer aus zahllosen Details bestehenden Konstruktion zusammengebaut worden, die sich langsam drehte. Zu jedem der geheimnisvollen Teile gehörte eine unverständliche Bildunterschrift. Waygay betonte noch stärker als Ellie die Ungewißheit ihrer Deutung. Trotzdem stand es auch für ihn außer Zweifel, daß die BOTSCHAFT das Handbuch für die Konstruktion einer Maschine war. Bescheiden unterließ er es, darauf hinzuweisen, daß diese Idee ursprünglich von ihm und Archangelski stammte, aber Ellie ergriff die nächste Gelegenheit, es deutlich auszusprechen.

Aus der Erfahrung der letzten Monate wußte Ellie, die schon oft über dieses Thema diskutiert hatte, daß Wissenschaftler wie Laien von einzelnen Daten der BOTSCHAFT völlig fasziniert waren, daß sie sich aber ebenso wie sie selbst mit der Frage abquälten, ob auch eine Anleitung zur Entschlüsselung der BOTSCHAFT mitgeliefert worden war. Die Reaktion dieses Publikums von, wie man meinen sollte, erfahrenen Fachleuten traf sie jedoch völlig unvorbereitet. Als sie und Waygay fertig waren, brach stürmischer Applaus los. Die sowjetischen und osteuropäischen Delegationen applaudierten unisono mit einer Frequenz von zwei bis drei Mal pro Herzschlag. Die Amerikaner und viele andere klatschten wild durcheinander wie ein Meer von weißem Rauschen. Ellie verspürte eine ihr bisher unbekannte Freude, aber trotzdem mußte sie unwillkürlich an die Unterschiede der Nationalcharaktere denken — die Amerikaner waren die Individualisten, und die Russen hatten sich zu einer kollektiven Aktion zusammengeschlossen. Ellie erinnerte sich, daß die Amerikaner auch in Massenversammlungen versuchten, möglichst Distanz zu den anderen zu wahren, während die Sowjets sich gern aneinander anlehnten. Ihr gefielen beide Arten zu applaudieren, obwohl die amerikanische hörbar dominierte. Für einen kurzen Moment erlaubte sie sich, an ihren Stiefvater zu denken. Und an ihren Vater. Nach dem Mittagessen wurden in weiteren Vorträgen Interpretationen zu der Datensammlung vorgestellt. David Drumlin hielt einen hochinteressanten Vortrag über die statistische Analyse, die er gerade mit jenen Seiten der BOTSCHAFT durchgeführt hatte, die in Beziehung zu den neuen, numerierten Diagrammen standen. Er behauptete, daß die BOTSCHAFT nicht nur Konstruktionspläne für den Bau einer Maschine enthielte, sondern auch detaillierte Beschreibungen zu Design und Herstellung einzelner Komponenten. In einigen Fällen, glaubte er, handelte es sich um die Beschreibung völlig neuer Industriezweige, die man auf der Erde bisher nicht kannte. Auf Ellies Gesicht malte sich Staunen. Fragend sah sie Valerian an und zeigte mit dem Finger auf Drumlin: Hatte Valerian das schon gewußt? Valerian hob nur verneinend die Hände. Ellie schaute sich unter den anderen Delegierten um, aber außer Ermüdung konnte sie keine besonderen Reaktionen feststellen. Der technische Aufwand und die Notwendigkeit, früher oder später politische Entscheidungen treffen zu müssen, sorgten schon jetzt für erste Spannungen. Nach der Sitzung gratulierte sie Drumlin zu seiner Entdeckung und fragte ihn, warum sie bis jetzt nichts davon erfahren hatte. Schon im Weggehen, antwortete er: „Oh, ich hielt es nicht für wichtig genug, Sie damit zu belasten. Es war nur eine kleine Spielerei, an der ich herumgebastelt habe, als Sie weg waren, um mit diesen religiösen Fanatikern zu reden.“

Wenn Drumlin ihr Doktorvater gewesen wäre, würde sie immer noch an ihrer Doktorarbeit sitzen, dachte Ellie grimmig. Er hatte sie nie wirklich akzeptiert. Sie würden nie eine unkomplizierte, kollegiale Beziehung zueinander haben. Sie seufzte. Hatte Ken von Drumlins neuen Erkenntnissen gewußt? Als einer der Präsidenten der Konferenz saß Der Heer zusammen mit seinem sowjetischen Kollegen vorn auf einem erhöhten Podium, von wo aus man die im Hufeisen angeordneten Tische der Delegierten überblicken konnte. Er war, wie schon die ganzen letzten Wochen, fast nie erreichbar. Und Drumlin war natürlich nicht verpflichtet, neugewonnene Erkenntnisse mit ihr zu diskutieren. Sie wußte, daß beide Männer in letzter Zeit sehr beschäftigt gewesen waren.

Aber warum war sie in Gesprächen mit Drumlin immer entweder extrem entgegenkommend oder extrem streitlustig? Etwas in ihr spürte deutlich, daß die Möglichkeit, ihren wissenschaftlichen Interessen nachzugehen, auch in Zukunft entscheidend von Drumlin abhängen würde.

Am Vormittag des zweiten Tages wurde einem sowjetischen Delegierten das Wort erteilt. Ellie kannte ihn nicht. „Stefan Alexejewitsch Baruda“, tauchte auf dem Bildschirm vor ihr auf, „Direktor des Instituts für Friedensforschung, Mitglied der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften, Moskau, Mitglied des Zentralkomitees der KP der UdSSR“. „Na, jetzt geht es hart auf hart“, hörte Ellie Michael Kitz zu Elmo Honicutt vom Außenministerium sagen. Baruda war eine elegante Erscheinung. Er trug einen modisch geschnittenen Straßenanzug, mit Sicherheit ein Produkt des Westens, möglicherweise aus Italien. Sein Englisch war fließend und fast akzentfrei. Geboren in einer der baltischen Republiken, war er noch sehr jung dafür, daß er bereits Direktor einer so bedeutenden Organisation war, die man gegründet hatte, um die langfristigen strategischen Folgen der nuklearen Abrüstung zu untersuchen. Gleichzeitig war er ein besonders typischer Vertreter der neuen Politik der sowjetischen Führung.

„Fangen wir noch einmal von Anfang an“, sagte Baruda. „Wir bekommen also eine BOTSCHAFT aus den Tiefen des Alls. Die meisten Informationen haben die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten zusammengetragen. Wesentliche Teile haben aber auch andere Länder beigesteuert. Und alle diese Länder sind hier auf dieser Konferenz vertreten. Jede einzelne Nation — wie zum Beispiel die Sowjetunion — hätte warten können, bis sich die BOTSCHAFT mehrere Male wiederholt hat. Auch so hoffen wir ja darauf, daß sie wiederholt wird und wir die vielen fehlenden Teile ergänzen können. Aber ohne Kooperation hätte es Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte gedauert, bis wir die ganze BOTSCHAFT zusammengehabt hätten, und wir sind doch alle ein bißchen ungeduldig. Deshalb haben wir die Daten ausgetauscht.

Jede einzelne Nation — wie zum Beispiel die Sowjetunion — könnte riesige Radioteleskope mit hochempfindlichen Empfängern für den Frequenzbereich der BOTSCHAFT in die Erdumlaufbahn schicken. Die Amerikaner könnten das ebenso wie wir. Vielleicht auch die Japaner, die Franzosen oder die Europäische Weltraumbehörde. Dann könnte jede Nation für sich selbst alle Daten bekommen, weil Radioteleskope im Weltraum die Wega die ganze Zeit über anpeilen könnten. Aber man könnte das als feindselige Handlung auslegen. Und es ist kein Geheimnis, daß die Vereinigten Staaten oder die Sowjetunion in der Lage wären, solche Satelliten einfach abzuschießen. Vielleicht auch deshalb haben wir die Daten ausgetauscht.

Es ist besser, zusammenzuarbeiten. Unsere Wissenschaftler wollen nicht nur die Daten, die sie angehäuft haben, austauschen, sondern auch ihre Spekulationen, ihre Vermutungen, ihre. Träume. Darin seid ihr Wissenschaftler euch alle gleich. Ich bin kein Wissenschaftler. Ich bin ein Fachmann der Regierung. Deshalb weiß ich, daß auch die Regierungen aller Nationen in vielem gleich sind. Jede Nation ist vorsichtig. Jede Nation ist mißtrauisch. Keiner von uns wird einem potentiellen Gegner einen Vorteil einräumen, wenn er es verhindern kann. Und deshalb gibt es auch zwei verschiedene Meinungen zu unserem Thema — vielleicht auch mehr, aber mindestens zwei: eine Partei, die zum Austausch aller Daten rät, und eine andere, die rät, zuerst an den eigenen Vorteil zu denken. Mitglieder der letzteren sagen, daß man mit Sicherheit davon ausgehen kann, daß die Gegenseite auch auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist. Das ist in den meisten Ländern so. Die Wissenschaftler haben hier für die Politiker entschieden. So wurden beispielsweise fast alle Daten — ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen: nicht alle —, die die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion bekommen haben, ausgetauscht. Die meisten Daten der anderen Länder wurden weltweit ausgetauscht. Wir sind glücklich, diese Entscheidung getroffen zu haben.“ Ellie flüsterte Kitz zu: „Meinen Sie das mit ‚hart auf hart’?“

„Warten Sie ab“, flüsterte er zurück.

„Aber es gibt noch andere Gefahren. Wir möchten dem Konsortium gern die eine oder andere zu bedenken geben.“ Barudas Tonfall erinnerte Ellie an Waygay gestern beim Mittagessen. Was war es eigentlich, das der russischen Delegation so auf dem Herzen lag?

„Wir haben gehört, daß das Akademiemitglied Lunatscharski, Dr. Arroway und einige andere Wissenschaftler der Auffassung sind, daß wir die Anleitung für den Bau einer komplizierten Maschine erhalten haben. Nehmen wir einmal an — und davon geht ja wohl jeder aus —, die BOTSCHAFT kommt zu einem Ende, fängt wieder von vorn an und wir bekommen ihren Anfang, den Code, mit dem wir die BOTSCHAFT lesen können. Vorausgesetzt, wir arbeiten auch weiterhin alle zusammen und tauschen alle Daten, Spekulationen und Träume aus.

Nun schicken uns die Wesen auf der Wega diese Anweisungen nicht nur zum Spaß. Sie wollen, daß wir die Maschine bauen. Vielleicht sagen sie uns auch, was die Maschine tun soll. Vielleicht auch nicht. Aber selbst wenn sie es tun, warum sollten wir ihnen glauben? Gestatten Sie mir eine eigene Spekulation, einen eigenen Traum. Es ist kein glücklicher Traum. Was, wenn die Maschine ein Trojanisches Pferd ist? Wir bauen die Maschine für teures Geld, schalten sie an, und wie aus heiterem Himmel ergießt sich eine feindliche Armee über uns. Und wenn die Maschine den Untergang der Erde herbeiführt? Wir bauen sie, schalten sie an, und die Erde geht in die Luft. Vielleicht halten die Wegianer auf diese Weise Zivilisationen in Schach, die gerade in den Kosmos vorstoßen. Es kostet nicht viel, sie bezahlen nur das Telegramm, und die aufstrebende Zivilisation löscht sich selbst aus.

Was ich Sie gleich fragen will, läuft nur auf einen Vorschlag hinaus, auf eine Anregung für unsere Diskussion. Ich möchte es als konstruktiven Beitrag verstanden wissen. Was die möglicherweise von dieser Maschine drohende Gefahr angeht, so haben wir, die wir auf der Erde leben, alle ein gemeinsames Sicherheitsinteresse. Sicher ist meine Frage für Sie zu wenig diplomatisch formuliert. Hier ist sie: Wäre es nicht klüger, alle Daten zu verbrennen und unsere Radioteleskope zu zerstören?“

Im Saal entstand Unruhe. Viele Delegationen baten gleichzeitig um das Wort. Statt dessen schien für die beiden Vorsitzenden der Konferenz das wichtigste zu sein, die Abgeordneten daran zu erinnern, daß die einzelnen Sitzungen weder auf Band noch mit Video mitgeschnitten werden durften. Auch der Presse durften keine Interviews gegeben werden. Es gab tägliche Presseerklärungen in Absprache mit den beiden Vorsitzenden und den Sprechern der einzelnen Delegationen. Sogar über die Tagesordnung der Konferenz mußte strengstes Stillschweigen gewahrt werden. Mehrere Delegierte forderten die Vorsitzenden auf, Stellungnahmen zum letzten Vortrag das Wort zu erteilen. „Wenn Baruda mit dem Trojanischen Pferd oder der Weltuntergangsmaschine recht hat “, schrie ein holländischer Abgeordneter, „ist es dann nicht unsere Pflicht, die Öffentlichkeit darüber zu informieren?“ Aber das Wort war ihm nicht erteilt worden, und sein Mikrophon war nicht eingeschaltet worden. Man wandte sich anderen, drängenderen Problemen zu.

Ellie hatte schnell einen Knopf des Computerterminals vor ihr gedrückt, um möglichst weit vorn auf der Rednerliste zu stehen. Sie entdeckte, daß sie auf Platz zwei stand, nach Sukhavati und noch vor einem Delegierten aus China. Ellie kannte Devi Sukhavati kaum. Sie war eine stattliche Frau Mitte vierzig, frisierte sich europäisch und trug hochhackige Pumps und einen wunderschönen Seidensari. Früher hatte sie einmal Physik studiert, war dann aber die führende Expertin Indiens auf dem Gebiet der Molekularbiologie geworden. Jetzt lehrte sie am King’s College in Cambridge und am Tata-Institut in Bombay. Sie war eine der wenigen indischen Mitglieder der Royal Society in London und hatte angeblich auch einigen politischen Einfluß. Ellie hatte sie vor einigen Jahren auf einem internationalen Symposium in Tokio zum letztenmal gesehen, also noch bevor der Empfang der BOTSCHAFT die obligatorischen Fragezeichen der Titel der damals diskutierten wissenschaftlichen Vorträge überflüssig gemacht hatte. Ellie hatte das Gefühl einer geistigen Verwandtschaft gehabt, die nur zum Teil damit zu erklären war, daß sie beide zu den wenigen Frauen gehörten, die an wissenschaftlichen Konferenzen über extraterrestrisches Leben teilnahmen.

„Das Akademiemitglied Barada hat ein wichtiges und heikles Problem aufgeworfen“, begann Devi Sukhavati, „und es wäre töricht, die Möglichkeit eines Trojanischen Pferdes sorglos vom Tisch wischen. In Anbetracht der jüngsten Geschichte ist der Gedanke naheliegend, und ich finde es erstaunlich, daß er erst jetzt angesprochen wurde. Dennoch möchte ich vor solchen Ängsten warnen. Es ist unwahrscheinlich, daß diese Wesen von einem Planeten der Wega sich technologisch auf genau demselben Niveau befinden wie wir. Selbst auf unserem Planeten entwickeln sich die einzelnen Kulturen nicht gleichmäßig. Manche entwickeln sich früher, andere später. Natürlich holen einige Kulturen zumindest technologisch auf.

Als die Hochkulturen in Indien, in China, im Irak und in Ägypten ihre Blütezeit hatten, gab es in Europa und Rußland höchstens eisenzeitliche Nomaden und in Amerika nur steinzeitliche Kulturen. In unserem Fall werden die Unterschiede der technologischen Entwicklung noch viel krasser sein. Die Außerirdischen sind uns wahrscheinlich weit voraus, mit Sicherheit mehr als hundert Jahre, vielleicht sogar einige tausend oder Millionen Jahre. Ich bitte Sie, das einmal mit dem Tempo des technischen Fortschritts der Menschen im letzten Jahrhundert in Beziehung zu setzen.

Ich bin in einem kleinen Dorf im Süden Indiens aufgewachsen. Für meine Großmutter war eine mit dem Fuß angetriebene Nähmaschine noch ein Wunder der Technik. Was müssen dann Wesen können, die uns einige tausend Jahre voraus sind? Oder Millionen Jahre? Einer unserer Philosophen hat einmal gesagt: ‚Die Produkte der Technik einer fortgeschrittenen außerirdischen Zivilisation könnten wir Menschen nicht von Zauberei unterscheiden’. Wir können jene Wesen nicht bedrohen. Sie haben nichts von uns zu befürchten, und das wird noch lange so bleiben.

Es ist nicht mit der Auseinandersetzung zwischen Griechen und Trojanern zu vergleichen, die sich ebenbürtig waren. Es ist kein Science-fiction-Film, in dem Wesen von verschiedenen Planeten mit denselben Waffen kämpfen. Wenn sie uns vernichten wollen, dann können sie das, ob wir ihnen dabei helfen oder — “

„Aber zu welchem Preis?“ rief einer der Delegierten dazwischen. „Begreifen Sie denn nicht? Das ist doch der Punkt. Baruda sagt, daß unsere Fernsehübertragungen ins All für sie das Zeichen sein könnten, daß es Zeit ist, uns zu vernichten, und daß die BOTSCHAFT vielleicht das Mittel dazu ist. Strafexpeditionen sind teuer. Die BOTSCHAFT ist billig.“ Ellie konnte nicht feststellen, wer diese Bemerkung in den Saal geschrien hatte. Es schien jemand aus der britischen Delegation zu sein. Seine Äußerung war nicht über Mikrophon verstärkt worden. Aber die Akustik in dem Konferenzsaal war so gut, daß der Rufer sehr wohl gehört worden war. Wieder versuchte Der Heer als Vorsitzender, Ordnung herzustellen. Abuchimow beugte sich vor und flüsterte einem Assistenten etwas zu.

„Sie glauben, daß es eine Gefahr bedeutet, wenn man die Maschine baut“, erwiderte Sukhavati. „Ich glaube, daß es gefährlich wäre, die Maschine nicht zu bauen. Ich würde mich für unseren Planeten schämen, wenn wir der Zukunft den Rücken kehrten. Ihre Vorfahren“ — sie zeigte mit dem Finger auf den Mann, der sie unterbrochen hatte — „haben keine Angst gehabt, als sie zum ersten Mal die Segel setzten, um nach Indien oder Amerika zu fahren.“ Diese Konferenz steckte ja voller Überraschungen, dachte Ellie, obwohl sie bezweifelte, daß Vorbilder wie die Entdeckungsreisenden Clive und Raleigh wesentlich zur momentanen Entscheidungsfindung beitragen konnten. Vielleicht war es auch nur eine Spitze Sukhavatis gegen die Briten als die früheren Kolonialherren Indiens gewesen. Ellie wartete darauf, daß das grüne Licht auf ihrem Pult aufleuchtete, das anzeigte, daß ihr Mikrophon eingeschaltet war. „Herr Präsident.“ Unversehens hatte sie diese förmliche und offizielle Anrede Der Heers gewählt, den sie in den letzten Tagen kaum gesehen hatte. Sie hatten sich für morgen nachmittag in der Pause zwischen zwei Sitzungen verabredet, und Ellie war beklommen zumute bei dem Gedanken, was sie sich zu sagen haben würden. Entschlossen verdrängte sie diesen Gedanken. Sie mußte sich jetzt konzentrieren. „Herr Präsident, ich glaube, wir können Licht in zwei der Fragen bringen — die des Trojanischen Pferdes und die der Weltuntergangsmaschine. Ich hatte eigentlich vor, das erst morgen zur Sprache zu bringen, aber es scheint jetzt wichtig zu sein.“ Ellie tippte die Codezahlen für einige ihrer Dias in den Computer ein. Der große Saal mit den Spiegelwänden wurde verdunkelt.

„Dr. Lunatscharski und ich sind der Überzeugung, daß das, was Sie hier sehen, verschiedene Ansichten derselben dreidimensionalen Struktur sind. Gestern haben wir die Figur in einer vom Computer simulierten Drehung vorgeführt. Wir glauben, obwohl wir nicht hundertprozentig sicher sind, daß sie das Innere der Maschine zeigt. Bis jetzt haben wir noch keinen eindeutigen Maßstab. Vielleicht beträgt der Durchmesser einen Kilometer, vielleicht ist das Ganze auch submikroskopisch. Aber sehen Sie sich einmal diese fünf Gegenstände an, die gleichmäßig in der Hauptkammer innerhalb des Dodekaeders verteilt sind. Hier eine Nahaufnahme. Es sind die einzigen Dinge in dem Raum, die man erkennen kann.

Das hier sieht wie ein ganz normaler, dick gepolsterter Sessel aus, wie gemacht für ein menschliches Wesen. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, daß außerirdische Wesen, die sich in einer ganz anderen Welt entwickelt haben, uns so sehr ähneln, daß sie unseren Geschmack für Wohnzimmermöbel teilen. Schauen Sie sich diese Nahaufnahme mal etwas genauer an. Das kenne ich noch aus dem Gästezimmer meiner Mutter, als ich ein kleines Mädchen war.“ Tatsächlich sahen die Sessel aus, als hätten sie geblümte Schonbezüge. Ellie fühlte sich plötzlich schuldig. Sie hatte versäumt, ihre Mutter anzurufen, bevor sie nach Europa geflogen war. Und überhaupt, sie hatte ihre Mutter seit der Entdeckung der BOTSCHAFT erst einoder zweimal angerufen. Ellie, wie konntest du nur? Jetzt machte sie sich Vorwürfe.

Sie wandte sich wieder den Computergraphiken zu. Die Symmetrie des Pentagondodekaeders setzte sich in den fünf Sesseln im Innern fort, die jeweils einer der fünfeckigen Flächen gegenüberstanden. „Wir, also Dr. Lunatscharski und ich, behaupten deshalb, daß die fünf Sessel für uns gedacht sind. Für Menschen. Das würde bedeuten, daß der Innenraum nur wenige Meter Durchmesser hat, und das Äußere vielleicht zehn bis zwanzig Meter lang ist. Zweifellos ist das Niveau der dabei angewandten Technologie ungeheuerlich, aber es kann unserer Ansicht nach keine Rede davon sein, daß wir etwas von der Größe einer Stadt bauen müssen. Oder etwas so Kompliziertes wie einen Flugzeugträger. Wir wären sehr wohl in der Lage, dies hier, was es auch sein mag, zu bauen, wenn wir alle zusammenarbeiten. Was ich eigentlich sagen will, ist, daß man in eine Bombe keine Sessel stellt. Ich glaube nicht, daß es sich hier um eine Weltuntergangsmaschine oder ein Trojanisches Pferd handelt. Ich bin völlig einig mit dem, was Frau Sakhavati gesagt oder vielleicht nur angedeutet hat; die Idee, daß dies ein Trojanisches Pferd sein könnte, zeigt nur, wie sehr wir noch umdenken müssen.“

Wieder brach unter den Delegierten ein Sturm los. Aber dieses Mal unternahm Der Heer keine Anstrengungen, ihn zu besänftigen. Im Gegenteil, er schaltete das Mikrophon eines der protestierenden Delegierten ein. Es war derselbe Abgeordnete, der Frau Sukhavati vorhin ins Wort gefallen war: Philip Bedenbaugh aus Großbritannien, Minister der Labour Party in einer wackeligen Koalitionsregierung. „… Sie einfach nicht begreifen, was unsere Sorge ist. Wenn diese Maschine von einem fremden Stern im buchstäblichen Sinn ein hölzernes Pferd wäre, dann würden wir nie auf die Idee kommen, sie in die Stadt hereinzulassen. Unseren Homer haben wir gelesen. Aber sie ist mit ein paar Möbeln verziert, und schon schwindet unser Mißtrauen. Und warum? Weil man uns schmeichelt. Uns in Sicherheit wiegen will. Wir stehen vor einem Wagnis von historischer Bedeutung. Vor der Verheißung neuer Technologien. Möglicherweise vor der Anerkennung durch -

wie soll ich mich ausdrücken — höhere Wesen. Aber ich sage, ganz egal welche hochfliegenden Phantasien die Radioastronomen auch immer vorbringen mögen, solange auch nur eine winzige Möglichkeit besteht, daß die Maschine ein Werkzeug der Zerstörung ist, sollte sie nicht gebaut werden. Noch besser wäre es, wie der sowjetische Kollege bereits vorgeschlagen hat, alle Datenbänder zu verbrennen und den Bau von Radioteleskopen zum Kapitalverbrechen zu erklären.“ Die Versammlung geriet allmählich außer Kontrolle. Massenweise hatten die Delegierten ihre Knöpfe gedrückt, um das Wort erteilt zu bekommen. Der Lärm schwoll zu einem solchen Tumult an, das Ellie sich an die Jahre erinnert fühlte, als sie das radioastronomische Rauschen in der Atmosphäre untersucht hatte. Eine Wiederherstellung der Ordnung schien in der nächsten Zeit nicht möglich zu sein, und die beiden Präsidenten waren offensichtlich nicht imstande, die Delegierten zu bändigen.

Als ein chinesischer Delegierter aufstand, um zu sprechen, erschienen die Angaben zu seiner Person nicht auf Ellies Bildschirm, und sie schaute sich hilfesuchend um. Sie hatte keine Ahnung, wer der Mann war. Nguyen „Bobby“ Bui, ein Angehöriger des Nationalen Sicherheitsrates, der jetzt Der Heer unterstellt war, beugte sich zu ihr und sagte: „Er heißt Xi Qiaomu. Großes Kaliber. Auf dem Langen Marsch geboren. Ging als Teenager freiwillig nach Korea. Regierungsfunktionär, Politik. Während der Kulturrevolution kurzfristig kaltgestellt. Jetzt Mitglied des Zentralkomitees. Sehr einflußreich. Erst neulich in den Nachrichten gewesen. Außerdem leitet er die archäologischen Ausgrabungen in China.“

Xi Qiaomu war ein großer und breitschultriger Mann um die sechzig. Die Falten in seinem Gesicht machten ihn älter, aber Haltung und Figur gaben ihm ein jugendliches Aussehen. Er trug seine Jacke zugeknöpft bis zum Kragen, eine Mode, die für politische Funktionäre in China so obligatorisch war wie der Dreiteiler für Angehörige der amerikanischen Regierung, die Präsidentin natürlich ausgenommen. Ellie erinnerte sich, daß sie einen langen Artikel über Xi Qiaomu in einem der Videonachrichtenmagazine gelesen hatte. „Wenn wir Angst haben“, sagte er, „werden wir nichts tun. Das wird sie vielleicht aufhalten. Aber Sie dürfen nicht vergessen, sie wissen, daß wir hier sind. Unser Fernsehen reicht bis zu ihrem Planeten. Sie werden jeden Tag an uns erinnert. Haben Sie unser Fernsehprogramm schon einmal genau angesehen? Sie werden uns nicht vergessen. Wenn wir nichts unternehmen, dann werden sie sich schließlich fragen, ob wir überhaupt noch da sind, und zu uns kommen, Maschine hin oder her. Wir können uns nicht vor ihnen verstecken. Wenn wir uns still verhalten hätten, dann hätten wir dieses Problem nicht. Wenn wir nur Kabelfernsehen und keine großen militärischen Radargeräte hätten, dann wüßten sie vielleicht nichts von uns. Aber jetzt ist es zu spät. Wir können nicht mehr zurück. Die Entscheidung ist gefallen. Wenn Sie ernsthaft befürchten, daß diese Maschine unsere Erde zerstört, dann bauen Sie sie nicht auf der Erde. Bauen Sie sie woanders. Wenn sich dann herausstellt, daß sie die Erde zerstören sollte, weil sie explodiert und eine ganze Welt in die Luft jagt. dann wird das nicht unsere Welt sein. Freilich wird das sehr viel Geld kosten. Wahrscheinlich zuviel. Und wenn wir nicht soviel Angst haben, warum bauen wir sie nicht in einer menschenleeren Wüste? Eine Explosion in der Takopi-Wüste in der Provinz Xinjing gefährdet keinen Menschen. Und wenn wir gar keine Angst haben, dann können wir die Maschine in Washington bauen. Oder Moskau. Oder Peking. Oder hier in dieser wunderbaren Stadt.

Im alten China hießen die Wega und zwei benachbarte Sterne Chih Neu. So nannte man eine junge Frau mit einem Spinnrad. Das ist ein gutes Omen: eine Maschine, die neue Kleider für die Menschen auf der Erde macht. Wir haben eine Einladung bekommen. Eine sehr ungewöhnliche Einladung. Vielleicht zu einem großen Bankett. Die Erde ist noch nie zu einem Bankett eingeladen worden. Es wäre unhöflich, abzulehnen.“

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