Wenn Graves' Behauptung zutraf, dass sie sich ungefähr drei Meilen von der Küste entfernt befanden, würden sie mindestens eine Stunde brauchen; vermutlich sogar mehr, denn das Boot wurde zwar noch ein wenig schneller, bewegte sich dennoch aber erbärmlich langsam. Die riesigen Steinquader, aus denen der Tunnel gebaut war und die zitternden Fäden im Wasser machten es schwer, ihr Tempo zu schätzen, aber Mogens glaubte nicht, dass sie sich schneller bewegten als ein gemächlich dahinschlendernder Spaziergänger. Wahrscheinlich lagen vor ihnen eher zwei Stunden als eine, aber genau so wahrscheinlich war, dass es keine Rolle spielte - sie würden es so oder so nicht schaffen. Nach Graves' Worten hatte sich ein bedrückendes Schweigen ausgebreitet. Selbst Miss Preussler schien begriffen zu haben, in welch entsetzlicher Gefahr sie schwebten, und vielleicht war ihr auch die Schlussfolgerung aus Graves' Worten klar, die zwar keiner von ihnen auszusprechen wagte, die aber dennoch ebenso unausgesprochen wie unüberhörbar im Raum hing: dass sie nur eine einzige Hoffnung hatten, so schrecklich sie auch sein mochte. Nämlich die, dass die Ungeheuer Tom erwischten, bevor er in die Nähe der Pyramide kam. Der Gedanke war so unmenschlich, dass Mogens sich fast schämte, ihn überhaupt gedacht zu haben, und doch wurde er ihn nicht mehr los; auch wenn er zugleich ahnte, dass Tom sich vermutlich nicht aufhalten lassen würde.
Nachdem sie dem Tode so knapp entronnen waren, hatte sich ein ungutes, lastendes Schweigen zwischen ihnen auszubreiten begonnen. Das einzige Geräusch war das noch immer anhaltende seidige Rauschen, in dem Mogens nun sogar einen verborgenen Rhythmus zu erkennen glaubte, auch wenn er es immer noch nicht einordnen konnte, und das auf die Dauer eine einlullende Wirkung zu entfalten begann. Er ließ sich mit dem Rücken gegen die Bordwand sinken und schloss die Augen. Allerdings nur für einen Moment. Die Dunkelheit hinter seinen geschlossenen Lidern erschreckte ihn. Hastig öffnete er die Augen wieder und sah zu Graves hin, der im Bug der Barke Aufstellung genommen hatte. Wie er so dastand, einen Fuß auf die niedrige Bordwand gestützt und die Lampe in der erhobenen Hand, erinnerte er Mogens an Kapitän Ahab, der auf den Weißen Wal wartete. Der Gedanke war auf eine hysterische Art erheiternd, ließ ihm aber zugleich auch einen Schauer über den Rücken laufen. Nicht einmal so sehr wegen der ihm innewohnenden Symbolik, sondern weil er eine andere, bisher vergessen geglaubte Erinnerung weckte. Die Erinnerung an etwas... Großes.
»Wo endet dieser Kanal, Jonathan?«, fragte er nachdenklich.
»Im Meer, nehme ich an«, antwortete Graves mit leichtem Spott in der Stimme. »Jedenfalls liegt die Vermutung nahe, wenn man in Betracht zieht, dass es sich um Salzwasser handelt. Warum fragst du?«
Mogens konnte nicht unmittelbar darauf antworten. Der Gedanke war noch zu vage und die Erinnerung noch nicht klar genug erwacht, aber es hatte etwas mit Tom zu tun.
Dann wusste er es. Es war am ersten Tag gewesen, als Tom ihn mit dem Wagen in San Francisco abgeholt hatte. Sie waren ein Stück weit an der Küste entlanggefahren, und er hatte etwas gespürt, etwas Gewaltiges und Fremdes, das weit draußen im Meer lauerte, unerkannt und verborgen und mit der Geduld eines Wesens, für das Zeit keine Rolle spielte. Was hatte Graves gesagt, nachdem er aus der Pyramide zurückgekehrt war? Es ist voller Wasser.
»Ich bewundere Sie, Professor«, sagte Miss Preussler leise. »Ich weiß nicht, ob ich an Ihrer Stelle die Kraft hätte.«
»Welche Kraft?«
»Nicht zu fragen«, antwortete Miss Preussler.
»Fragen? Wonach?«
»Professor, Sie wissen, dass ich nicht begeistert von den Dingen bin, mit denen Sie sich beschäftigen, aber mir ist dennoch klar, dass das alles hier die Erfüllung Ihres Lebens sein muss, ganz gleich, was ich davon halte. Sie müssen tausende Fragen haben.«
Sie irrt sich, dachte Mogens. Es waren nicht tausende, es waren Millionen. Und dies hier unten war nicht die Erfüllung seines Lebens. Er hätte sein Leben gegeben, um nur einen einzigen Blick in diese fantastische Welt zu werfen. Trotzdem schüttelte er den Kopf. »Es gibt Antworten, die vielleicht nicht für Menschen bestimmt sind«, sagte er.
»Und so etwas aus dem Mund eines Wissenschaftlers«, seufzte Graves. Sie hatten zwar leise gesprochen, aber er hatte jedes Wort verstanden.
Mogens verzichtete auf eine Antwort, Miss Preussler allerdings nicht.
»Gerade einem Mann der Wissenschaft steht ein wenig Demut gut zu Gesicht, Doktor Graves«, sagte sie.
»Ganz wie Sie meinen, meine Liebe«, seufzte Graves. Er hatte offensichtlich keine Lust, weiter über dieses Thema zu reden, vielleicht auch nur nicht mit ihr.
Miss Preussler schien jedoch nicht gewillt, so leicht aufzugeben. Sie setzte zu einer verärgerten Antwort an - und aus dem Sarkophag drang ein leises, scharrendes Kratzen.
Mogens richtete sich kerzengerade auf, und auch Graves fuhr herum und starrte den Sarkophag aus aufgerissenen Augen an.
»Was...?«, begann Miss Preussler, wurde aber sofort von Graves unterbrochen.
»Still!«, zischte er. »Schweigen Sie!«
Erstaunlicherweise sprach Miss Preussler tatsächlich nicht weiter, löste aber das Mädchen behutsam aus ihren Armen und richtete sich auf.
Mogens lauschte mit klopfendem Herzen. Das Geräusch wiederholte sich nicht, aber es hätte der Reaktion der anderen nicht bedurft, um ihn davon zu überzeugen, dass er es sich nicht nur eingebildet hatte. Es war nicht laut gewesen, aber so durchdringend wie eine Messerklinge: der Laut stahlharter Krallen auf kaum weniger hartem Holz, und war da nicht auch etwas wie ein ganz leises, schweres Atmen gewesen?
»Was war das?«, fragte Miss Preussler noch einmal.
»Nichts«, antwortete Graves.
»Danach hörte es sich aber gar nicht an«, beharrte sie.
»Es war aber nichts!« Graves wurde wütend. »Das Holz arbeitet, oder sonst was. Bitte, Miss Preussler - unsere Lage ist schlimm genug, auch ohne dass wir uns selbst verrückt machen.« Er versuchte, seinen Worten im Nachhinein mit einem Lächeln noch etwas von ihrer Schärfe zu nehmen, was ihm aber nicht wirklich gelang; vor allem nicht, als er zu ihnen zurückkam und sich dabei bemühte, in so großem Abstand an dem schwarzen Sarkophag vorüberzugehen, wie er nur konnte. Auch Miss Preussler sagte nichts mehr, aber der Blick, mit dem sie die geschnitzte Figur auf dem Sarkophagdeckel maß, sprach Bände. Nach einem Moment drehte auch sie sich wieder herum und ging zu ihrem Platz zurück. Das Boot schwankte bedenklich, als sie sich wieder setzte, um das Mädchen in die Arme zu schließen.
Das unheimliche Geräusch wiederholte sich nicht - wenigstens nicht innerhalb der nächsten halben Stunde, in der die Barke in gleichmäßigem Tempo und fast ruhig dahinglitt. Niemand sprach. Das sonderbare Schleifen, das Mogens so beunruhigt hatte, wurde allmählich leiser und verstummte dann irgendwann ganz, ohne dass er seine Herkunft ergründet hätte, und es wurde allmählich kälter. Dann und wann schwappte eine Welle herein, sodass das Boot ganz langsam voll zu laufen drohte, ohne dass sie irgendetwas dagegen tun konnten. Sie hatten nichts, um zu schöpfen, und es mit bloßen Händen zu versuchen, verbot sich von selbst. Die allmählich größer werdende Pfütze war voller wehender Haare, und auch, wenn Graves behauptet hatte, sie wären im Grunde harmlos, wagte es doch keiner, diese Behauptung auf die Probe zu stellen. Nicht einmal er selbst.
Vielleicht würden sie es ausprobieren müssen, ob sie wollten oder nicht, dachte Mogens besorgt.
Dann und wann stieß das Boot gegen ein Hindernis, das unter der Wasseroberfläche verborgen war, oder scharrte über den Grund des Kanals, und diese Gelegenheiten - obschon selten - schienen mehr zu werden, für Mogens ein eindeutiger Hinweis darauf, dass die Barke entweder allmählich voll lief und somit tiefer im Wasser lag, oder der Wasserstand des Kanals selbst fiel. Mogens, der zeit seines Lebens auf dem festen Land geblieben war und keinerlei Erfahrung mit dem Meer hatte, grübelte eine Weile ergebnislos darüber nach - hauptsächlich, um sich zu beschäftigen -, wie weit der Wasserspiegel wohl noch fallen mochte, bis die Ebbe ihren niedrigsten Stand erreicht hatte. Schon als sie losgefahren waren, hatte unter dem Boot allerhöchstens ein halber Meter Wasser gelegen, jetzt konnte es kaum noch eine Handbreit sein, und wie die scharrenden Geräusche bewiesen, unter denen die Barke dann und wann erzitterte, nicht einmal mehr das überall. Zweifellos hatten die Konstrukteure des Kanals diesen Umstand einkalkuliert - aber hatten sie auch die Möglichkeit berücksichtigt, dass das Boot mit dem zusätzlichen Gewicht von vier Menschen belastet wurde?
»Dort vorne ist etwas«, drang Graves' Stimme in seine Gedanken. Mogens setzte sich gerade auf und sah in die entsprechende Richtung, aber er erkannte nichts anderes als das, was die ganze Zeit über da gewesen war: Dunkelheit. Auch Miss Preussler richtete sich etwas weiter auf und sah ihn fragend an, bekam aber nur ein angedeutetes Achselzucken zur Antwort.
Graves wedelte mit der freien Hand und schwenkte seine Lampe herum. Selbstverständlich stach ihnen der Lichtstrahl dabei in die Augen, sodass er im allerersten Moment nichts als weiße Lichtblitze und dann allmählich verblassende, grüne Nachbilder auf den Netzhäuten sah. Er schrieb Graves in Gedanken einen weiteren Minuspunkt gut, sparte sich aber jeden Kommentar und wartete geduldig, bis er wieder richtig sehen konnte.
Im allerersten Moment war er nicht einmal sicher, ob ihm seine Augen nicht nur einen weiteren Streich spielten, denn alles, was er sah, war ein verwaschener grauer Fleck, der ununterbrochen seine Form zu verändern schien und manchmal auch ganz verschwand.
»Und?«, fragte Miss Preussler.
»Wir haben es geschafft«, antwortete Graves aufgeregt.
»Geschafft?«, wiederholte Miss Preussler bitter. »Sie meinen, Thomas hat sein Ziel nicht erreicht?«
»Vermutlich«, antwortete Graves kühl. »Wäre es anders, dann wären wir jetzt nicht mehr am Leben und viele andere Menschen ebenfalls. Wäre Ihnen das lieber?«
»Selbstverständlich nicht«, antwortete Miss Preussler spröde. »Aber ich will diese Rechnung auch nicht machen. Sie gestatten, dass es mir trotzdem um den Jungen Leid tut.«
»Mir auch, Miss Preussler«, antwortete Graves, und es klang sogar durchaus ehrlich. Dann aber machte er eine wegwerfende Handbewegung und sprach in wieder begeistertem Ton weiter: »Verstehen Sie denn nicht? Das da vorne muss der Ausgang sein! Das ist Tageslicht!« Tatsächlich hatte der blassgraue Schimmer eindeutig mehr Ähnlichkeit mit matter Dämmerung statt mit dem grünen Geisterlicht, das die unterirdische Welt ansonsten erfüllte. Trotzdem sah Miss Preussler ihn zweifelnd an. »Tageslicht? Aber das...«
»... würde bedeuten, dass es draußen schon hell geworden ist«, unterbrach Graves sie aufgeregt. »Wir waren wohl länger unterwegs, als ich dachte, welche Rolle spielt das schon? In ein paar Minuten sind wir draußen. Wir haben es geschafft!«
Mogens tat sich schwer damit, sich von Graves' Begeisterung anstecken zu lassen. Natürlich war er erleichtert, aber er rechnete im Kopf auch nach und kam auf allerhöchstens zwei Stunden, die vergangen sein konnten, seit sie das Tor in der Tempelkammer durchschritten hatten. Auch wenn Zeit die sonderbare Eigenschaft hatte, scheinbar langsamer zu verstreichen, je gefährlicher die Ereignisse waren, so konnte es draußen noch nicht Tag sein.
»Anscheinend gelten unsere Regeln hier nicht mehr in gewohnter Weise«, sagte Graves, als er seinen zweifelnden Blick bemerkte und richtig deutete. »Zerbrich dir später den Kopf darüber, Mogens. Alles, was jetzt zählt ist, dass wir es geschafft haben.«
Mogens war sich dessen ganz und gar nicht sicher. Der graue Fleck aus verwaschener Helligkeit wurde allmählich größer und auch deutlicher, nun, wo Graves nicht mehr mit seiner Lampe in seine Richtung fuchtelte. Aber irgendetwas stimmte damit nicht.
Wieder tauschten er und Miss Preussler einen raschen Blick, und diesmal war Mogens sicher, in ihren Augen eindeutig mehr als nur Beunruhigung zu erkennen. Und er zweifelte auch plötzlich daran, dass sie das Mädchen nur so fest an sich presste, um ihr das Gefühl von Wärme und Sicherheit zu vermitteln. Vielleicht war diese Geste nicht nur einseitig. Spätestens seit dem zurückliegenden Morgen hatte er endgültig begriffen, wie stark diese Frau war - aber das musste nicht bedeuten, dass sie nicht manchmal auch selbst etwas von dem Schutz und der Stärke brauchte, die sie so überreichlich zu verteilen im Stande war.
Quälend langsam, wie es ihm vorkam, bewegte sich die Barke weiter. Der graue Fleck am Ende des Tunnels kam nur ganz allmählich näher, als würde das Boot immer langsamer, je mehr es sich seinem Ziel näherte. Mogens konnte immer noch nicht sagen, was ihn an dem Anblick so sehr störte, aber das Gefühl wurde nicht schwächer, sondern nahm ganz im Gegenteil noch zu.
Während er gegen das immer schlimmer werdende Gefühl ankämpfte, dass ihr Tempo im gleichen Maße sank, in dem sie sich der Quelle des grauen Lichts näherten, blickte Mogens seit langer Zeit zum ersten Mal wieder zur Seite. Bisher hatte es dort nicht viel zu sehen gegeben. Graves hatte den Lichtstrahl seines Scheinwerfers fast während der gesamten Reise geradeaus nach vorne gerichtet, um nach plötzlich auftauchenden Steinen oder anderen Hindernissen Ausschau zu halten - es hätte ihnen wenig genutzt, denn sie hatten weder ein Ruder oder noch irgendeine andere Möglichkeit, um Geschwindigkeit oder Kurs ihres Bootes zu beeinflussen -, nun aber hatte er die Lampe zur Seite gedreht, um den blassen Schein am Ende des Tunnels nicht einfach auszulöschen, sodass Mogens sehen konnte, wie sehr sich ihre Umgebung verändert hatte.
Hätte er nicht die unterirdische Stadt gesehen und gewusst, wonach er Ausschau halten musste, so wäre er kaum auf die Idee gekommen, sich in irgendetwas anderem als einer natürlich entstandenen Höhle aufzuhalten: Die Zeit hatte die jahrtausendealten Fresken, Hieroglyphen und Bilder ebenso spurlos ausgelöscht, wie sie die Steinmetzarbeiten glatt geschmirgelt und die kunstvollen Linien der Reliefs wieder ausgefüllt hatte. Die ehemals sorgsam polierten Blöcke, aus denen Wände und Decke bestanden, waren von jahrhundertealten Ablagerungen bedeckt, jahrtausendelang von Salz und Nässe zerfressen und über Millennien durch Schimmel, Moder und das geduldigen Nagen mikroskopisch feiner Organismen aufgeweicht und pockennarbig. Hier und da waren ganze Blöcke aus der Decke herausgebrochen und ins Wasser gestürzt, Teile der Wände zusammengesackt oder so deformiert, dass die bloße Tatsache, dass sie noch standen, den Naturgesetzen zu trotzen schien.
Und es wurde schlimmer, je näher sie der Quelle des grauen Lichts kamen. Während sie sich dem Ende ihrer Reise näherten, war es gleichsam wie eine zweite, umgekehrte Reise durch die Zeit: Nachdem sie das Tor in der Tempelkammer durchschritten hatten, waren sie der Treppe hinab folgend in eine Jahrtausende zurückliegende, nahezu unversehrte Vergangenheit gelangt. Jetzt schien es, als zögen die Jahrhunderte im selben, gleichmäßigen Tempo an ihnen vorüber, in denen die Barke über das Wasser glitt; die unbegreifliche Kraft, die die Stadt unter der Erde vor der Macht der Jahrtausende beschützte, nahm auf dem Weg zum Ende des Tunnels hin immer mehr ab. Selbst Mogens konnte auf dem allerletzten Stück nur noch willkürlich anmutende Formen erkennen, vielleicht - da er wusste, wonach er zu suchen hatte - eine Linie, die eine Spur zu gerade war, um tatsächlich von der Hand der Natur geschaffen worden zu sein, einen Winkel, der eine Winzigkeit zu exakt verlief, eine Rundung, die ein wenig zu präzise erschien. Dennoch wäre kein noch so aufmerksamer Besucher, der zufällig hier herunter geraten wäre, auch nur auf den Gedanken gekommen, sich in irgendetwas anderem als einer auf natürliche Weise entstandenen Höhle zu befinden. Selbst die Wasseroberfläche war nicht mehr glatt, sondern bildete ein Labyrinth aus Steinen, Felszacken und kleinen Stromschnellen, durch das die Barke wie von Geisterhand bewegt ihren Weg fand, ohne auch nur ein einziges Mal irgendwo anzustoßen.
Dann hörte er das Scharren. Es gelang Mogens, sich noch drei oder vier Sekunden lang selbst einzureden, dass es nur das Geräusch eines Steines war, über den das Boot schrammte, aber zugleich wusste er auch genau, dass das nicht stimmte. Ebenso genau, wie er wusste, woher der Laut kam.
Es war der Sarkophag.
Das Scharren und Kratzen kam aus dem Sarkophag. Es war nicht einmal lauter als vorhin, aber auf eine schwer zu greifende Weise... präsenter, aggressiver - und diesmal war es genau anders herum: Nicht seine Fantasie vervollständigte das Geräusch, es war das Scharren, das die passenden Bilder in seinem Kopf entstehen ließ.
Sie waren zu schlimm, um sich ihnen zu stellen, aber die Wirklichkeit war auch nicht viel erfreulicher, nahm sie ihm doch auch noch die allerletzte Möglichkeit, sich selbst zu belügen: Er war nicht der Einzige, der das Geräusch gehört hatte. Auch Miss Preussler hatte sich kerzengerade aufgesetzt und sah den Sarkophag aufmerksam an - und sehr alarmiert. Graves hatte sich herumgedreht und starrte auf den schwarzen Block. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war nicht zu deuten, aber er war nicht angenehm.
»Das Holz arbeitet also, wie?«, fragte Miss Preussler. Die Worte sollten zweifellos spöttisch klingen, aber ihre Stimme zitterte zu sehr, und sie war zu blass. Graves fuhr sich nervös mit der unversehrten Hand über das Kinn. »Was... soll es sonst sein?«, murmelte er. Aus dem Sarkophag drang ein abermaliges, hartes Kratzen, und Mogens sagte: »Vielleicht hättest du darüber ein bisschen eher nachdenken sollen - bevor du uns auf eine Totenbarke geschickt hast, zum Beispiel.«
Das war ungerecht, und er wusste es, und Graves reagierte auch entsprechend ungehalten. »Unsere Auswahl war nicht besonders groß, falls du dich noch erinnerst, mein Freund«, blaffte er. »Außerdem - was erwartest du? Da ist nichts. Den Springteufel, der im allerletzten Moment noch aus der Kiste kommt, um die tapferen Helden doch noch ins Verderben zu reißen, gibt es nur in schlechten Romanen.«
Aus dem Innern des Sarkophags drang ein zustimmendes Kratzen, und Graves fuhr sich abermals und noch nervöser über das Kinn. Diesmal benutzte er die linke, zerschmetterte Hand, und es war irgendetwas an dieser Bewegung, das Mogens' Aufmerksamkeit auf sich zog, auch wenn es einen Moment dauerte, bis er es erkannte: Graves' Hand war noch immer zerschmettert und auf grässliche Art deformiert, aber sie sah längst nicht mehr so schlimm aus wie vorhin. Wäre der aufgeplatzte Handschuh nicht gewesen, wäre der Unterschied kaum mehr aufgefallen.
»Vielleicht... sollten wir dieses schreckliche Ding einfach über Bord werfen«, sagte Miss Preussler nervös.
»Nur zu«, antwortete Graves. »Ich schätze, dass es ungefähr eine Tonne wiegt, wenn nicht mehr. Aber lassen Sie sich nicht aufhalten.«
Miss Preussler schoss einen wütenden Blick in seine Richtung ab, aber sie wiederholte ihren Vorschlag nicht, und auch Graves wandte sich nach einer weiteren Sekunde wieder um und starrte nach vorne. Aus dem Sarkophag drang ein gedämpfter, klappernder Laut, der Mogens an das Geräusch einer Schere erinnerte.
Sie hatten das Ende des Kanals jetzt fast erreicht. Die Strömung hatte auf den letzten Metern deutlich zugenommen, und die Barke war schneller geworden, wich aber noch immer jedem Hindernis mit schon fast unheimlicher Sicherheit aus. Vor ihnen lag etwas wie ein winziger Katarakt, in dem sich das Wasser schäumend und weiß an gefährlichen Felsgraten und Riffen brach, die dicht unter seiner Oberfläche lauerten; ein Anblick, der Mogens normalerweise zu Tode erschreckt hätte, während er ihn jetzt kaum zur Kenntnis nahm. Er wusste einfach, dass die Barke auch dieses Hindernis überwinden würde. Angst machte ihm das, was dahinter lag.
Der Kanal mündete in einen kreisrunden See, der in einer gewaltigen, kuppelförmigen Höhle lag, und endlich wurde Mogens auch klar, was ihn an dem Anblick die ganze Zeit über so irritiert hatte. Das graue Licht, das die Höhle erfüllte, war tatsächlich Tageslicht. Aber es kam aus der falschen Richtung. Über ihnen erhob sich eine gewaltige Kuppel aus grauem und schwarzem Fels, die vollkommen fugenlos war. Das Licht kam aus dem Wasser.
Graves seufzte tief. »Ich schätze, wir haben ein Problem«, sagte er. Während er sich zugleich langsam um sich selbst drehte und sein Blick aufmerksam über den schmalen Uferstreifen tastete, begann er mit der rechten Hand seine zermalmte Linke zu kneten; fast als versuche er das zerschmetterte Innere wieder in die richtige Form zu drücken. Die Barke begann sich ganz langsam auf der Stelle zu drehen. Das Kratzen und Schaben aus dem Sarkophag wurde lauter. Etwas geschah.
»Professor«, sagte Miss Preussler beunruhigt.
»Ich weiß«, antwortete Mogens nervös. »Jonathan...«
Graves machte eine herrische Bewegung, still zu sein. Mogens konnte sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Sein Blick tastete immer unsteter und fahriger über das Ufer, und Mogens konnte ihm deutlich ansehen, dass er etwas ganz Bestimmtes suchte.
Er konnte ihm ebenso deutlich ansehen, dass er es nicht fand.
»Jonathan«, sagte er noch einmal. Aus dem Innern des Sarkophags drang ein Scharren, dann ein lautstarkes, dumpfes Poltern.
»Wir... wir müssen schwimmen«, antwortete Graves. Der Ton in seiner Stimme war pure Verzweiflung.
Mogens ächzte. »Bist du verrückt?«
»Es ist der einzige Weg«, beharrte Graves. »Ich dachte, es gäbe hier...« Er sprach nicht weiter. Panik flackerte in seinen Augen, während er sich mit immer hektischeren Bewegungen im Kreis drehte und das Ufer nach etwas absuchte, das ganz eindeutig nicht da war. Trotz ihrer fast perfekten Kuppelform war diese Höhle nichts anderes als eine Höhle, kein künstlich errichtetes Gebäude. Vielleicht hatte es auf dem schmalen Uferstreifen einmal Statuen oder Standbilder gegeben, doch wenn, dann waren sie längst Opfer der Zeit geworden. Zernagter Stein und willkürliche Formen aus schwarzem Fels, das war alles, was er erblickte. Kein Ausgang.
»Jonathan!«, sagte er zum dritten Mal, und diesmal klang seine Stimme eindeutig hysterisch. Aus dem Sarkophag antwortete ein Laut wie das Scharren von Stahl auf Stein.
»Wir müssen schwimmen«, beharrte Graves. »Es ist der einzige Weg!« Er deutete auf das graue Licht im Wasser. »Die Höhle muss eine Verbindung nach draußen haben! Sieh doch selbst!«
Schwimmen? Mogens sträubten sich allein bei dem bloßen Gedanken die Haare. Graves musste endgültig den Verstand verloren haben. Selbst ohne den Vorhang aus träge wehenden Fäden im Wasser wäre es unmöglich gewesen, die Höhle auf diesem Weg zu verlassen. Zweifellos gab es eine unterseeische Verbindung zum offenen Meer, wie das Licht tatsächlich bewies, aber der Durchlass musste fünf, vielleicht auch zehn Meter unter Wasser liegen!
Das Boot begann sich immer rascher zu drehen, als wäre es in den Griff eines Strudels geraten, der es nun immer unbarmherziger in die Tiefe zu ziehen begann. Aber da war kein Strudel. Der See lag vollkommen ruhig und glatt da, und einzig die winzigen Wellen, die von der Bewegung der Barke selbst verursacht wurden, kräuselten seine Oberfläche.
Dann erkannte Mogens, dass er sich getäuscht hatte. Es gab eine Bewegung, aber sie stammte nicht vom Wasser. Es war das haarfeine Gespinst, in dessen trägem Hin und Her sich plötzlich ein Muster abzuzeichnen begann. Der Vergleich mit einem Strudel hatte sich Mogens nicht von ungefähr aufgedrängt. Was bisher ein willkürliches, unsicheres Tasten, Suchen und Gleiten gewesen war, wurde allmählich zu einer großen, kreisförmigen Bewegung, in der sich Millionen und Millionen haarfeiner glitzernder Stränge zu einem einzigen, wogenden Kreis zusammenschlossen, der sich allmählich schneller zu drehen begann - und in dessen exaktem Zentrum sich die Barke befand!
»Weg!«, brüllte Graves. »Schwimmt zum Ufer!«
Aber es war zu spät. Ein Zischen erklang, ein Geräusch wie Millionen Wassertropfen auf einer gigantischen Herdplatte, und plötzlich schoss ein Wald aus peitschenden dünnen Fäden um sie herum aus dem Wasser. Graves prallte zurück, hob in einer vollkommen sinnlosen Geste schützend die Hände vor das Gesicht und stolperte gegen den Sarkophag, der trotz seines enormen Gewichtes unter dem Anprall sichtbar erzitterte. Der Deckel rutschte mit einem scharrenden Laut zur Seite und fiel über Bord.
Darunter erwachte ein Albtraum.
Es war die lebendig gewordene Ausgabe des Reliefs auf dem Sarkophagdeckel, nur dass die Kreatur ungleich größer war, ein Koloss, gegen den selbst die Ghoule zwergenhaft gewirkt hätten, mehr als zwei Meter groß und ungeheuer massig; ein Gigant, der selbst in dem gewaltigen Sarkophag kaum Platz gefunden haben konnte. Sein Körper ähnelte tatsächlich dem eines Menschen, auch wenn er so übermäßig muskulös war, dass es schon fast grotesk wirkte. Anstelle von Händen hatte er jedoch zwei gewaltige Krebsscheren, und sein Kopf war ein schierer Albtraum: ein zuckender Wust aus Tausenden und Abertausenden dünner peitschender Tentakel, einer grotesken Seeanemone mit viel zu vielen Ärmchen gleich, aus dem zwei gewaltige, von unstillbarer Bosheit erfüllte Augen herausglotzten, die trotz allem auf unheimliche Weise menschlich aussahen und vielleicht gerade deshalb umso schrecklicher wirkten. Darunter schnappte ein gewaltiger, gefährlich gebogener Papageienschnabel, in dem sich eine fleischige Zunge bewegte. All das war aber nichts gegen das, was Mogens beim Anblick des Ungeheuers fühlte. Die Kreatur verströmte Feindseligkeit wie einen giftigen Geruch, der Mogens wortwörtlich den Atem abschnürte. Es war nicht einmal so sehr sein Äußeres, das Mogens bis auf den Grund seiner Seele entsetzte. Er hatte hässlichere und ungleich abstoßendere Geschöpfe zu Gesicht bekommen - aber niemals ein Wesen, das so durch und durch fremd war. Alles in ihm schrie gequält auf. Der Anblick der absurden Kreatur war so vollkommen falsch, dass sich jeder Deut von Mogens' Menschsein einfach weigerte, auch nur die bloße Tatsache seiner Existenz zu akzeptieren.
Graves fuhr mit einem gellenden Schrei herum und schlug mit seiner Lampe nach dem Koloss, kein bewusster oder gar überlegter Angriff, sondern ein blinder Reflex - mit katastrophalen Folgen. Die Lampe traf eine der hochgerissenen Scherenhände des Monsters und zerbarst. Blut von sonderbar falscher, unangenehmer Farbe spritzte, und bevor die Laterne endgültig erlosch, setzte sie einen Teil des Tentakelkranzes in Brand, der den Schädel der Albtraumkreatur säumte. Das Ungeheuer brüllte auf, ein schriller, zwitschernder Laut, eher wie das Trällern eines Vogels als wie ein Laut, den ein so offensichtlich dem Meer entstammendes Geschöpf ausstößt, wandte sich mit einem schwerfälligen Schritt vollends zu Graves um und streckte die grässlichen Scherenhände aus, in einer Bewegung, die langsam und schwerfällig wirkte, in Wahrheit aber so schnell war, dass das Auge ihr kaum zu folgen vermochte. Graves riss schützend die Arme vor das Gesicht, und die grausamen Krebsscheren schnappten nach seinen Armen und schnitten ihm beide Hände dicht unterhalb der Gelenke ab.
Graves kreischte, ein einzelner, spitzer Schrei, der ebenso plötzlich wieder abbrach, starrte seine Armstümpfe an, aus denen Blut in zwei hellroten, pulsierenden Fontänen schoss, und kippte dann rücklings über Bord, und das Ungeheuer fuhr mit peitschenden Tentakeln und schnappenden Scheren herum und stampfte auf Mogens und die beiden Frauen zu. Ein Teil seines Schädels und seine linke Schulter brannten, und in seinen Augen loderte eine Mischung aus Qual, Zorn und einem unstillbaren Hass auf alles Lebendige und Fühlende, die Mogens auf der Stelle lähmte. Dann...
Es begann mit einem ganz sachten Erzittern, kaum mehr als ein flüchtiges Schaudern, das durch das Wasser lief. Die Erschütterung reichte nicht einmal aus, die Oberfläche des Sees zu kräuseln oder die schmale Kielspur der Barke zu zerstören.
»Thomas«, sagte Miss Preussler leise.
Wie um ihre Worte zu unterstreichen, lief eine zweite, heftigere Erschütterung durch den See. Selbst das Ungeheuer blieb stehen und sah irritiert - oder beunruhigt - den Tunnel an, aus dem sie gekommen waren. Hier und da begann das Wasser zu sprudeln, als wäre seine Temperatur schlagartig bis nahe an den Siedepunkt erhöht worden, und die Barke drehte sich jetzt nicht nur im Kreis, sondern begann spürbar zu schwanken. Mogens hielt instinktiv die Luft an und streckte gleichzeitig die Hände aus, um sich irgendwo festzuklammern, aber das Schwanken hörte auf, noch bevor er auch nur wirklich erschrecken konnte, und auch das sprudelnde Wasser beruhigte sich fast augenblicklich wieder. Die Fäden bewegten sich noch einen Moment unruhig, wie Schilf, mit dem der Wind spielt, und kamen dann ebenfalls zur Ruhe.
Die Stille, die folgte, kam ihm fast noch erschreckender vor. Sie war absolut - als hätte die Erschütterung einfach alle Geräusche aus der Welt herausgefegt.
Sie hielt eine einzelne, schier endlose Sekunde an, als wäre die Zeit für die gleiche Spanne einfach stehen geblieben, dann knackte es hörbar in Mogens' Ohren, die Kreatur machte einen weiteren, stampfenden Schritt in ihre Richtung, und ein ungeheures Brüllen schlug über ihnen zusammen. Der Wasserspiegel sackte von einem Sekundenbruchteil auf den nächsten um mehr als eine Handbreit ab, und die Barke kippte zur Seite und schlug nur deshalb nicht um, weil der Wald aus wehenden Fäden sie auffing. Dann war das Wasser ebenso plötzlich wieder da. Die Barke wurde regelrecht in die Höhe katapultiert, das Ungeheuer kämpfte mit wirbelnden Armen und gespreizten Beinen um sein Gleichgewicht, und dann verschwand das Licht.
Es war nicht etwa so, dass ihre Laternen erloschen oder irgendetwas das graue Tageslicht verdeckte, auch wenn Mogens das im allerersten Moment natürlich annahm. Auch das grüne Leuchten erlosch. Es wurde schlagartig und absolut dunkel - eine Dunkelheit, wie Mogens sie noch niemals zuvor erlebt hatte. So, wie die erste Erschütterung alle Geräusche aus der Welt getilgt hatte, hatte dieser zweite Schlag jegliches Licht ausgelöscht. Und wie die Geräusche kam es zurück. Plötzlich war das weiße Licht ihrer Grubenlampen wieder da. Ihre Lampen waren nicht erloschen, es war einfach nur dunkel geworden, als wären sie für einen Moment in einen Abgrund zwischen den Wirklichkeiten geschleudert worden, in dem nicht einmal mehr Licht Bestand hatte, und Mogens fand sich, auf dem Rücken liegend und verzweifelt nach Atem ringend, auf dem Boden der Barke wieder. Nicht nur Licht und Geräusche waren für einen Moment verschwunden gewesen, sondern auch aller Sauerstoff.
Die Barke tanzte wild auf dem Wasser des Sees, der sich von einem Augenblick auf den anderen in einen reißenden unterirdischen Wildwasserbach verwandelt hatte. Das Licht der Grubenlampen tanzte wie wild über die gewölbte Decke und die Wände, und ringsum brodelte und kochte das Wasser, spie siedenden Schaum und tausende wie in Agonie peitschende haarfeine Arme hoch in die Luft. Das Brüllen und Dröhnen hielt noch immer an und war, soweit das überhaupt möglich schien, sogar noch lauter geworden, der infernalische Lärm einer ungeheuerlichen, nicht enden wollenden Explosion, der in Wellen durch den Schacht herantobte und ihre Trommelfelle zum Zerplatzen zu bringen schien.
Das Ungeheuer war verschwunden, ebenso wie die meisten Fangarme und auch Graves.
Miss Preussler schrie irgendetwas, das er nicht verstand. Die Luft schien zu kochen. Mogens klammerte sich mit verzweifelter Kraft irgendwo fest, aber es nutzte nichts. Das Boot bockte wie ein durchgehendes Pferd, das mit aller Kraft seinen Reiter abzuwerfen versucht, und Mogens wurde mit grausamer Wucht abwechselnd gegen die Bordwand und den Sarkophag geworfen. Dann begann sich die Barke, immer noch zitternd und wild von einer Seite auf die andere kippend, erneut auf der Stelle zu drehen, als wäre sie in einen Strudel geraten. Die letzte Laterne kippte um, hüpfte wie ein eckiger silberner Ball über das Deck und flog über Bord, als sich das Boot unter einem neuerlichen Schlag hob, und plötzlich begann es ringsum Steine und Felsbrocken zu regnen. Der gesamte Felsendom zitterte, wand und drehte sich wie ein gigantisches lebendes Wesen, das unerträgliche Qualen litt, und begann rings um sie herum in Stücke zu brechen. Steintrümmer prallten auf das Deck, zerschmetterten Holz und Aufbauten und ließen das Wasser aufspritzen. Ein tonnenschwerer Quader traf den hochgezogenen Bug und trennte ihn so sauber ab wie eine steinerne Guillotine, und plötzlich war das Wasser einfach verschwunden. Die Barke krachte mit verheerender Wucht auf den mit Schlamm und Steinen übersäten Grund des Sees und neigte sich knirschend zur Seite, nur, um gleich darauf zitternd wieder emporzusteigen, als das Wasser ebenso plötzlich wieder zurückkehrte, wie es verschwunden war.
Es regnete immer noch Steine. Mogens hatte aufgehört zu zählen, wie oft er getroffen worden war. Er wusste nicht, ob er schwer verletzt oder was mit den anderen war. Alles schien sich in einer einzigen, unendlich langen Sekunde abzuspielen, auch wenn die Zeit zugleich nur so dahinzurasen schien und seine hilflosen Bewegungen zu einer grotesk langsamen Pantomime reduzierte. Er war gefangen in reinem Chaos, einem Orkan aus zuckendem Licht und kochendem Wasser und brüllendem Lärm, und es wurde immer noch schlimmer. Eine Druckwelle raste durch den Tunnel heran, fetzte auch noch die letzten verbliebenen Aufbauten vom Deck der Barke und riss ihm den Atem aus den Lungen. Die leuchtenden Flecken an Decke und Wänden glühten hell auf, wie Ruß, der sich an der Innenseite eines Kamins abgelagert hat und von einer unsichtbaren Stichflamme getroffen wird, und erloschen dann, und ein noch härterer, geradezu unvorstellbarer Schlag traf den gesamten steinernen Dom. Die Erde stöhnte, als hätte sie etwas in ihren Grundfesten erschüttert, und es regnete noch mehr Steine, Felsbrocken und Trümmer. Die Luft vibrierte so stark, dass er sie nicht mehr atmen konnte, und er konnte jeden einzelnen Knochen im Leib spüren. Es konnte einfach nicht schlimmer werden.
Aber es wurde schlimmer.
Das Brüllen erreichte eine Lautstärke, die die Grenze des Erträglichen überstieg und hörte einfach auf - wenn auch nicht, weil das unvorstellbare Dröhnen und Bersten tatsächlich verstummt wäre. Mogens war taub, vielleicht für immer - und dann kippte das Boot um.
Mogens wurde in hohem Bogen durch die Luft geschleudert, dann schlug er auf einer Wasseroberfläche auf, die sich plötzlich so hart und unnachgiebig wie eine Glasscheibe anfühlte. Instinktiv versuchte er, den Atem anzuhalten und sich anzuspannen, um dem Aufprall wenigstens die schlimmste Wucht zu nehmen, aber ihm gelang weder das eine noch das andere. Der Anprall prügelte ihm die Luft aus den Lungen und raubte ihm nahezu das Bewusstsein. Er wurde zwei, drei Meter weit unter Wasser gedrückt und so wild herumgewirbelt, dass er binnen einer einzigen Sekunde jegliche Orientierung verlor. Sein Gleichgewichtssinn erlosch. Selbst wenn er noch imstande gewesen wäre, Schwimmbewegungen zu machen, hätte er nicht mehr gewusst, wo oben und unten gewesen wäre. Seine Lungen brannten, als wären sie mit flüssigem Feuer gefüllt, und jeder einzelne Knochen in seinem Leib schien zerbrochen zu sein.
Es war einfach nur Glück, dass er wieder an die Wasseroberfläche kam.
Gierig sog er sich die Lungen voller Luft. Beinahe sofort packte ihn ein Wasserwirbel und riss ihn erneut in die Tiefe, aber dieser eine, kostbare Atemzug brachte vielleicht die Entscheidung über Leben und Tod. Seine Lungen brannten noch immer unerträglich, und jede noch so winzige Bewegung wurde zu einer schieren Qual - aber er hatte seinen Gleichgewichtssinn zurück, und irgendwie brachte er es auch fertig, einige matte, aber halbwegs zielgerichtete Schwimmbewegungen zu machen, die ihn zurück zur Oberfläche brachten.
Etwas griff nach seinem Fuß, eine sanfte, aber zugleich auch unerbittlich starke Hand, die ihn wieder zurück in die Tiefe zerren wollte. Mogens geriet in Panik, begann wild um sich zu treten und zu schlagen und begriff im allerletzten Moment, dass er es nur schlimmer machte, je mehr er sich zu wehren versuchte. Obwohl es allen seinen Instinkten widersprach, zwang sich Mogens zur Ruhe, kämpfte den immer heftiger werdenden Impuls nieder, einfach Atem zu holen, und zog seinen Fuß fast behutsam aus der sanften Umklammerung des Haargespinstes. Er kam frei. Eine Sekunde später durchbrach er die Wasseroberfläche und kehrte in die Höhle zurück.
Auch wenn es ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen war, konnte er doch nur wenige Sekunden unter Wasser gewesen sein. Die Höhle wankte noch immer. Ein gewaltiger, gezackter Riss spaltete die steinerne Kuppel über seinem Kopf in zwei ungleiche Hälften. Aus dem Kanal, der sie hierher geführt hatte, quollen dichte Rauchwolken, in denen es immer wieder grellweiß und orangerot aufblitzte. Der ganze See schüttelte sich. Die Barke trieb, kieloben und in Stücke zerbrochen, nur ein kleines Stück neben ihm. Weder von Miss Preussler und dem Mädchen noch von Graves war irgendeine Spur zu sehen.
Dann erblickte er eine Gestalt am Ufer.
Sie stand hoch aufgerichtet und vollkommen reglos da, scheinbar unberührt von dem Chaos aus stürzenden Felsen, Staub und hochspritzendem Wasser, kaum mehr als ein Schatten, und winkte ihm zu, und obwohl Mogens ihr Gesicht nicht einmal schemenhaft sehen konnte, erkannte er sie dennoch sofort.
Es war Janice.
Natürlich war es vollkommen unmöglich. Selbst in dem hysterischen Zustand, in dem sich Mogens befand, war ihm klar, dass er einer Halluzination erlag. Janice war tot, neun Jahre zuvor und hunderte von Meilen entfernt gestorben, und selbst wenn nicht, so konnte sie auf gar keinen Fall hier sein, und schon gar nicht jetzt. Etwas in ihm wollte sie sehen, so einfach war das.
Und trotzdem zögerte Mogens keine Sekunde, in Richtung des Phantoms loszuschwimmen.
Die Distanz zum Ufer betrug vielleicht fünfundzwanzig oder dreißig Meter, selbst für einen ungeübten Schwimmer wie ihn keine unüberwindliche Entfernung. Aber rings um ihn herum regneten noch immer Steine von der Decke. Das eigentliche Beben war längst vorüber. Erdbeben, selbst solche von extremer Stärke, währen selten länger als wenige Sekunden, und seit der erste Erdstoß den See getroffen hatte, mussten trotz allem Minuten vergangen sein. Dennoch erzitterte das Wassers, durch das er schwamm, noch immer ununterbrochen, und der Felsendom über seinem Kopf bewegte sich. Ein unheimliches Knistern und Stöhnen erfüllte die Luft, und von Zeit zu Zeit lösten sich noch immer Steine aus dem instabil gewordenen Gefüge und stürzten ins Wasser herab. Vielleicht würde die ganze Höhle zusammenbrechen. Auch wenn Mogens nicht besonders viel von Geologie verstand, so schätzte er den Erdstoß doch als hart genug ein, um den Felsendom nachhaltig in seinen Grundfesten zu erschüttern.
Mogens wäre gern schneller geschwommen, wagte es aber nicht. Das Wasser war voller wehender, dünner Haarfäden. Zwar schien das unheimliche Gespinst keinerlei Notiz von ihm zu nehmen, aber seine Berührung war selbst im Wasser noch unangenehm schmerzhaft, wie die Nesselfäden einer monströs großen Qualle, und er hatte Angst, sich in dem Geflecht zu verfangen und einfach zu ertrinken. Das Wasser war entsetzlich kalt, und es schien mit jeder Sekunde, die er sich weiter darin aufhielt, noch kälter zu werden. Mogens zwang sich dennoch, mit ruhigen, langsamen Zügen zu schwimmen, und irgendwie gelang es ihm sogar, das unregelmäßige Bombardement aus Felsbrocken und Steinen zu ignorieren, das rings um ihn herum niederprasselte. Wenn ihn eines der heimtückischen Geschosse traf, war er ohnehin verloren.
Unversehrt, aber vollkommen erschöpft erreichte Mogens das flache Ufer und zog sich gerade weit genug hinauf, dass sein Gesicht nicht mehr im Wasser lag, bevor er zusammenbrach und nichts anderes tat, als einfach dazuliegen und zu atmen und das herrliche Gefühl zu genießen, sich nicht zu ununterbrochener qualvoller Bewegung zwingen zu müssen, um nicht in die Tiefe gesogen zu werden.
Aber er wusste auch, dass er sich diesem Luxus nicht hingeben durfte. Er war so erschöpft, dass es beinahe wehtat, und die Kälte hatte noch zusätzlich jedes bisschen Kraft aus seinen Gliedern gesogen. So absurd es ihm auch selbst vorkam - es bestand durchaus die Gefahr, dass er schlichtweg einschlief, wenn er noch länger hier liegen blieb, um nie wieder aufzuwachen.
Aber er war so unendlich müde.
Er musste ja nicht einschlafen. Vielleicht reichte es ja schon, wenn er nur für ein paar Sekunden die Augen schloss, seinem Körper nur einen Moment der Entspannung gönnte, zwei oder drei Atemzüge, nur gerade genug, um das bisschen Kraft zu schöpfen, das er brauchte, um die wenigen Schritte bis zu dem rettenden Spalt im Felsen zurückzulegen. Eine Sekunde, vielleicht zwei, das war alles, was er brauchte.
Jemand rief seinen Namen, und als er nicht sofort darauf reagierte, berührte ihn eine kühle Hand an der Wange und strich dann sanft über sein Gesicht.
Mogens fuhr mit einer erschrockenen Bewegung hoch. Sein Herz begann zu hämmern, während er sich wild umsah.
Niemand war da, und niemand hatte seinen Namen gerufen. Kaum eine Handbreit neben ihm war ein kopfgroßer Stein ins Wasser gestürzt, und die Berührung, die er gespürt hatte, war das eiskalte Wasser gewesen, das über sein Gesicht spritzte. Ein neuer, eisiger Schrecken durchfuhr ihn, als er begriff, was sein vermeintliches Erlebnis wirklich bedeutete: Er war eingeschlafen, und sein Unterbewusstsein hatte diesen Weg gewählt, um ihn wachzurütteln.
Mogens stemmte sich mit zusammengebissenen Zähnen hoch und wandte noch einmal den Kopf. Aus dem Tunnel quollen noch immer dichte Rauchschwaden, in denen es jetzt aber nicht mehr wetterleuchtete. Die Wolke breitete sich langsam über den See aus, wobei sie allmählich flacher und zugleich breiter wurde; ein stummer Bote der Vernichtung, der die unterirdische Stadt anheim gefallen war. Die ungeheure Explosion, die sie gehört hatten, konnte unmöglich nur von dem Dynamit in Toms Rucksack stammen. Die Höhle mitsamt der unterirdischen Stadt und allen ihren Wundern und Mysterien war zerstört, und zweifellos waren auch die Tempelkammer und Graves' gesamte Ausgrabungsstelle vernichtet worden, möglicherweise sogar das darüber befindliche Lager selbst.
Aber das Gefühl des Bedauerns, auf das er wartete, kam nicht. Er empfand eine flüchtige Trauer, als er Toms gedachte, der sein junges Leben einer so sinnlosen Sache wie Rache geopfert hatte, doch selbst dieses Gefühl blieb vage, so als spüre er tief in sich, dass es im Grunde nicht berechtigt war. Wenn es jemals einen Grund für einen Menschen gegeben hatte, sein Leben zu opfern, dann für Tom. Und vielleicht war Tom ja das letzte Opfer in diesem Krieg gewesen, der seit fünftausend Jahren hier unten tobte.
Ein tonnenschwerer Felsbrocken stürzte nicht weit von ihm entfernt zu Boden und brachte Mogens dazu, seine Einschätzung hastig zu korrigieren: Wenn er noch lange hier blieb, dann konnte es durchaus zumindest noch ein weiteres Opfer geben, und das wäre dann wirklich sinnlos.
Keuchend stemmte er sich in die Höhe, machte einen einzelnen Schritt und fiel wieder auf Hände und Knie, als sich der Boden unter ihm bewegte.
Mogens keuchte vor Schmerz, als seine Handgelenke einfach unter dem Gewicht seines Körpers nachgaben. Im ersten Moment war er fest davon überzeugt, sich die Hände gebrochen zu haben, doch dafür war der Schmerz beinahe zu schlimm. Stöhnend wälzte er sich auf den Rücken, und seine Augen wurden groß vor Entsetzen, als er die Decke über sich sah. Sie bewegte sich. Die gewaltige Kuppel hatte sich verschoben und bekam immer mehr Risse und Sprünge. Sonnenlicht stach in schmalen, scharf begrenzten Bahnen durch den berstenden Fels und ließ den Staub in der Luft in allen Farben des Regenbogens aufleuchten, ein Anblick von ebenso bizarrer wie tödlicher Schönheit. Die Anzahl der schimmernden Lichtspeere nahm rasend schnell zu, und der Felsendom, noch vor Minuten eine perfekte Kuppel, wie sie präziser nicht von einem Michelangelo hätte entworfen sein können, verschob sich immer mehr ins Bizarre. Ein tiefes, sonderbar stöhnendes Geräusch erklang, nicht mehr das Grollen einer Explosion oder die peitschenden Laute von zerbrechendem Fels, die ein Erdbeben begleiten, sondern tatsächlich etwas wie ein Seufzen, der letzte Atemzug eines gewaltigen, uralten Wesens, das starb. Das Erdbeben war vorbei, aber die Höhle brach zusammen. Jetzt -
Ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen, die noch immer höllisch wehtaten, sprang Mogens in die Höhe und stolperte los. Über ihm verschob sich der Felsendom mit einem grässlichen Knirschen und Mahlen weiter, der massive Stein begann zu zucken und sich in Wellen hin und her zu bewegen wie die Kuppel eines Zirkuszeltes, die vom Sturmwind gepeitscht wird. Auch der Boden unter ihm bewegte sich wieder, nicht mehr mit den brutalen, harten Stößen wie bisher, sondern auf eine ungleich schrecklichere, wogende Art, als wäre er tatsächlich etwas Lebendiges, das sich in Qualen wand. Grelles Sonnenlicht stach Mogens in die Augen, als er auf dem gezackten Riss in der Wand zustolperte. Er war fast blind. Irgendetwas stürzte unmittelbar neben ihm zu Boden und überschüttete ihn mit einem Hagel messerscharfer Steinsplitter, als es zerplatzte, und in der Höhlenwand entstand ein zweiter, schmaler Riss, durch den goldfarbenes Licht hereinbrach, grell wie glühender Stahl.
Er konnte spüren, wie sich der gesamte Felsendom zur Seite neigte. Der Himmel erbrach Felsen und tödliches Gestein, und plötzlich war der graue Schimmer, der bisher aus der Tiefe des Wassers heraufgedrungen war, einfach verschwunden; die unterseeische Verbindung zum Meer musste zusammengebrochen sein.
Die pure Todesangst verlieh ihm noch einmal neue Kraft. Mogens spurtete los, wurde von irgendetwas an Schulter und Hüfte getroffen und schrie seinen Schmerz hinaus, versuchte aber dennoch verzweifelt, noch schneller zu laufen. Ihm blieben bestenfalls noch wenige Sekunden - aber es waren auch nur noch ein Dutzend Schritte, ein allerletztes Mal, dass er auf sein Glück vertrauen und einfach hoffen musste, nicht doch noch von einem herabstürzenden Felsbrocken erschlagen oder einer jäh aufklaffenden Spalte im Boden verschlungen zu werden.
Die Gestalt erschien wie aus dem Nichts. Wo gerade noch der rettende Weg ins Freie gewesen war, erhob sich plötzlich ein Schatten, schlank und durch das grelle Licht hinter ihm zu einer tiefenlosen Silhouette ohne Gesicht reduziert, nichts, was wirklich Substanz oder Realität gehabt hätte, sondern nur ein weiterer Spuk, mit dem ihn seine losgelassene Fantasie peinigte. Janice war nicht da. Sie war tot, sie war niemals da gewesen, sondern nur Ausdruck seiner eigenen Unfähigkeit, loszulassen. Aber Mogens war auch nicht mehr in der Verfassung, logisch zu denken. Der winzige Teil von ihm, der vielleicht noch einen Rest von Vernunft bewahrt hatte, schrie in verzweifelter Panik auf, als er sich mitten im Schritt herumwarf und in die Richtung weiterstolperte, in die der ausgestreckte Arm des Phantoms deutete, nicht mehr dem rettenden Ausgang entgegen, sondern auf den zweiten, neu entstandenen Riss im Fels zu, der ungleich weiter entfernt war, hinter Tonnen von wild durcheinander gestürzten Felstrümmern und möglicherweise nicht einmal breit genug, um ihn überhaupt durchzulassen. Aber Logik spielte keine Rolle mehr. Mogens stolperte weiter, prallte gegen einen Felsen, wurde abermals getroffen und erlangte wie durch ein Wunder mit wild rudernden Armen sein Gleichgewicht zurück, gerade, als er davon überzeugt war, stürzen und sich auf dem mit scharfen, tödlichen Steinklingen übersäten Boden den Schädel einschlagen zu müssen. Etwas traf sein Knie mit der Gewalt eines Hammerschlages, dann spürte er, wie seine rechte Schulter wie von einer dünnen, weiß glühenden Klinge getroffen und aufgerissen wurde und warmes Blut seinen Rücken hinunter lief, doch nichts von alledem vermochte ihn aufzuhalten. Janice stand noch immer da und deutete mit ausgestrecktem Arm auf den Spalt im Fels. Es war Irrsinn, er wusste es, aber er würde sie nicht ein zweites Mal im Stich lassen, und wenn sie ihn ins Verderben wies, vielleicht konnte er dann endlich den Preis bezahlen, den er ihr schon vor zehn Jahren schuldig gewesen wäre.
Hinter ihm stürzte ein gewaltiger Abschnitt der Felsendecke ein, und der Spalt, vor dem sich ihre schlanke Gestalt erhob, schloss sich mit einem knirschenden, dumpfen Laut, in genau in dem Moment, in dem Mogens ihn erreicht hätte, wäre er seinem ursprünglichen Weg gefolgt.
Wenige Augenblicke später erreichte er den rettenden Ausgang, quetschte sich mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung hindurch und taumelte auf den von Sonnenlicht überfluteten Strand hinaus. Hinter ihm brach ein ganzer Abschnitt der Felsenküste zusammen und rutschte mit ungeheurem Getöse ins Meer, aber das hörte Mogens schon nicht mehr.
Er brach zusammen und verlor das Bewusstsein, noch bevor sein Kopf auf dem nassen Sand aufschlug.