4

Die Karawane zog gemächlich durch die Tahari.

Ich drehte meine Kaiila herum, gab ihr die Sporen und galoppierte an der langen Kette beladener Tiere entlang.

Mit der Spitze meines Säbels hob ich einen Vorhang beiseite. Das Mädchen fuhr erschrocken zusammen. Alyena, die frühere Miß Priscilla Blake-Allen von der Erde, war bis auf einen winzigen Gesichtsschleier nackt. Sie saß in einer Kurdah, einem Aufbau auf dem Rücken einer Kaiila. Sie war ein hübsches Ding, wenn sie auch noch viel zu lernen hatte.

Die Sand-Kaiila auch Wüsten-Kaiila genannt ist nicht identisch mit dem Tier, das als Haustier und in freier Wildbahn in den mittleren Längengraden der südlichen goreanischen Hemisphäre anzutreffen ist; jenes Tier, das den Wagenvölkern als Reittier dient, findet sich nicht in der nördlichen Hemisphäre Gors. Zwischen den beiden Arten oder Spezies besteht offenbar eine phylogenetische Affinität; ich vermute, daß die SandKaiila eine der Wüste angepaßte Mutation der subäquatorialen Rasse ist; beide Tiere sind hochmütige, stolze Wesen mit langen Hälsen und einer eleganten Gangart, beide besitzen dreifache Augenlider, deren drittes eine transparente Membrane ist, von besonderem Nutzen in den Staub und Sandstürmen der südlichen Ebenen oder der Tahari; beide Geschöpfe lassen sich hinsichtlich ihrer Größe vergleichen und messen zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Hand; beide sind schnell und haben ein unglaubliches Durchhaltevermögen; bei idealen Verhältnissen vermögen sie Entfernungen von sechshundert Pasang am Tag zurückzulegen, eine Strecke, die sich im Dünenland natürlich auf fünfzig Pasang reduziert. Die Kaiila sind außerdem nervös und ziemlich bösartig; während die Sand-Kaiila ein Allesfresser ist, ernährt sich die südliche Kaiila allein von Fleisch; beide können notfalls längere Zeit ohne Wasser auskommen. Die Kaiila des Südens besitzt einen Zusatzmagen und kann mehrere Tage ohne Fleisch leben, dagegen muß die Sand-Kaiila öfter gefüttert werden; so kommt es, daß jeweils mehrere Packtiere einer Karawane für den Transport von Futter verwendet werden.

Ich kehrte an meinen Platz in der Karawane zurück.

In der Tahari hört der Wind niemals auf - ein heißer Wind, den die Nomaden und sonstigen Taharibewohner trotzdem willkommen heißen. Ohne diesen Luftzug wäre die Wüste völlig unerträglich, auch wenn man genügend Wasser hätte oder sich im Schatten aufhielte.

Ich lauschte auf den Klang der Karawanenglocken ein angenehmes Geräusch. Die Kaiila trotteten langsam dahin.

Der Tahariwind bläst vorwiegend aus dem Norden oder Nordwesten. Er kann nur gefährlich werden, wenn er im Frühling von Westen und im Herbst von Osten weht.

Wir zogen durch ein hügeliges Gebiet mit trockenem Gebüsch. Zahlreiche große Felsbrocken lagen herum. Auf der Schattenseite einiger Felsen und an geschützten Hängen fanden wir da und dort widerstandsfähiges Verrgras. Von Zeit zu Zeit kamen wir an Wasserlöchern und Nomadenzelten vorbei. Einige dieser Wasserlöcher waren von kleinen Bäumen gesäumt, die an flache Regenschirme auf gekrümmten Stangen erinnerten – Flahdah-Bäume. An den Wasserstellen, die schlammigen Teichen ähnelten, wuchs ansonsten nichts hier erstreckte sich nur ausgetrocknete und rissige Erde; hatte es einmal eine Vegetation gegeben, war sie längst bis auf die Wurzel abgegrast. Die Risse im Erdreich waren so breit, daß man die Hand hineinstecken konnte, ein Gewirr von Spalten, das kein Ende zu nehmen schien. Die Nomaden schlagen ihr Lager am Wasserloch gewöhnlich in der Nähe eines Baums auf; die Blätter spenden Schatten, auch können die Männer ihre Vorräte an die Äste hängen und den Baum auf diese Weise als Lagerplatz verwenden.

Von Zeit zu Zeit hielt die Karawane, und wir kochten über winzigen Feuern unser Wasser und machten Tee.

Während einer solchen Rast kaufte ich Alyena eine kurze, schwarzweiß gestreifte SklavenDjellabah, die ihr vorzüglich stand. Außerdem brachte ich ihr bei, wie man ein Zelt aufstellte, auf offenem Feuer kochte und einem Manne ansonsten dienstbar war.

Ich zog den Burnus enger um meinen Kopf und brachte auf diese Weise meine Augen in den Schatten. Langsam ritten wir weiter. In der Zeit der größten Hitze bewegen sich die Menschen der Tahari nur langsam und geradezu träge. Sie vermeiden jede überflüssige Anstrengung. Wenn es nicht unbedingt erforderlich ist, strengen sie sich nicht an, damit sie nicht schwitzen, womit unnötige Körperflüssigkeit verschwendet wird. Ihre Kleidung ist weit und locker, besteht jedoch aus eng gewirktem Stoff. Das äußere Kleidungsstück eines Karawanenreiters ist fast immer weiß. Diese Farbe reflektiert die Sonnenstrahlen. Die Weite der Kleidung wirkt sich bei jeder Bewegung wie ein Blasebalg aus; sie hält die Luft am Körper in Bewegung und kühlt auf diese Weise die Haut. Die Dichte des Stoffes führt dazu, daß Feuchtigkeit und Wasser weitgehend erhalten bleiben, indem sie wieder auf der Haut kondensieren.

Auf einer Anhöhe schob ich den Burnus zurück, stellte mich in den Steigbügeln auf und blickte zurück. Ich machte das Ende der Karawane aus, fast einen Pasang entfernt. Langsam und anmutig zog sich die Kette der Tiere zwischen den Hügeln hindurch. Den Schluß bildete ein Mann auf einer Kaiila. Von Zeit zu Zeit stieg er ab, sammelte abgeworfenes Kaiilahaar ein und stopfte es in einen Beutel an seinem Sattel. Im Gegensatz zur Verr und Hurt wird die Kaiila niemals geschoren. Wenn das Tier sein Haar abwirft, sammelt man es ein. Je nach der Qualität des Haars werden daraus verschiedene Stoffarten gefertigt. Das Bauchfell der Kaiila ist am weichsten und am wertvollsten, während das Fell auf dem Rücken meistens für Seile und Zelttuch Verwendung findet.

Ich suchte den Horizont ab, konnte aber nichts entdecken. Wieder ließ ich mich im Sattel nieder und zog die Kapuze des Burnus über die Augen. Schläfrig lauschte ich dem Klang der Kaiilaglocken. Alyena machte Fortschritte mit der goreanischen Sprache, was mich sehr freute. Als ich sie aus den Sklavengehegen Tors abholte, hatte sie dort vierzehn Tage zugebracht, fast drei goreanische Wochen. Natürlich hatte ich mich bei dem Sklavenmeister nach ihren Fortschritten erkundigt. Wie ich erfuhr, hatte sich Alyena willig angestellt, so daß man sie nicht hatte auspeitschen müssen. »Die Barbarin«, sagte der Sklavenmeister, »ist sehr intelligent, doch ihr Körper war zuerst seltsam verkrampft. Jetzt ist ihr Leib natürlich viel empfänglicher für die Welt ringsum. Wir haben nach Kräften dafür gesorgt.« Der Mann lächelte. Das Mädchen kniete vor dem Tisch des Sklavenmeisters. Ich saß seitlich von ihr. Mit gesenktem Kopf hockte sie vor mir. Ihre Augen funkelten. Sie wirkte wie eine erwachte Blume.

»Wir haben ihr einige grundsätzliche Dinge beigebracht«, sagte der torische Sklavenmeister. »Doch mehr hat sie noch nicht aufnehmen können.«

»Hast du sie das Tanzen gelehrt?« fragte ich.

»Soweit ist sie noch nicht«, erwiderte der Mann.

Ich musterte das Mädchen, um festzustellen, wieviel sie von dem goreanisch geführten Gespräch verstand. Sie kniete in der Haltung der Vergnügungssklavin.

»Ist sie gehorsam gewesen?« fragte ich.

»Ja.«

Ich lächelte. Das Mädchen reagierte typisch sie versuchte durch Gehorsam weiterzukommen. Um Strafen zu vermeiden -

Nahrungsentzug oder die Peitsche - hörte sie auf jedes Wort; doch nur äußerlich. Im Innern versuchte sie eine Insel für sich zu behalten, ein Stückchen, das nur ihr selbst gehörte. Damit glaubte sie uns zu täuschen. Ich nahm nicht an, daß ich mich um dieses Problem kümmern mußte, doch wenn sie eines Tages ihren wahren Herrn gefunden hatte, mochte es an ihm liegen, ihr diese Insel zu nehmen, sie ganz zur Sklavin zu machen. Zunächst wollte ich es ihr durchgehen lassen. Sollte sie ruhig glauben, daß sie uns narrte. Ich bezweifelte nicht, daß die liebliche Alyena eines Tages in den Armen eines willensstarken Mannes eine wahre Sklavin werden würde.

Ich bezahlte den Sklavenmeister und verließ sein Büro, gefolgt von meiner Sklavin.

Auf dem Rücken meiner Kaiila, unterwegs zur Oase der Neun Brunnen, lauschte ich schläfrig auf das Klimpern der Kaiilaglocken. Der Nachmittag ging seinem Ende entgegen. In etwa einer Ahn würden wir haltmachen, um das Lager aufzuschlagen. Dann loderten bald die Feuer, und die Kaiilajungen würden die Tiere in kleinen Gruppen zusammentreiben und ihnen das Futter hinwerfen.

Die Zelte der Taharibewohner öffnen sich meistens nach Osten, damit die Morgensonne den Eingang erwärmt. In der Nacht braucht man oft eine dicke Djellabah oder eine zusätzliche Decke. Viele Nomaden zünden im Zelt ein kleines Feuer an, das mit Kaiila-Dung genährt wird und das die ganze Nacht hindurch glimmt. Darauf konnte ich natürlich verzichten, denn zu meinen Füßen schlief Alyena.

Plötzlich vernahm ich den dumpfen Laut von Kaiilahufen auf trockenem Boden. Ich schreckte hoch und sah mich wachsam um. Ich zog meine Kaiila herum und stand im Sattel auf.

Ein Mann ritt an der Karawane entlang einer unserer Vorreiter.

»Reiter!« rief er. »Reiter!«

Ich entdeckte die Fremden, über hundert Reiter, die auf einer Hügelkuppe zur Linken erschienen waren und schnell näher kamen. Die Burnusse wehten hinter ihnen im Winde. Die Tiere glitten im lockeren Sand den Hang herab. Die Wächter unserer Karawane galoppierten der Streitmacht entgegen. Ich stand in meinen Steigbügeln und blickte in die Runde, doch in den anderen Richtungen tat sich nichts. Natürlich mochten weitere Gruppen im Hinterhalt liegen und sich erst später blicken lassen. Beruhigt stellte ich fest, daß unsere Wächter nach allen Seiten Ausschau hielten. Eine unangenehme Überraschung war also nicht zu befürchten. Farouk, der Kaufmann und Karawanenherr, ritt vorbei, in seiner Hand wippte eine Lanze. Er wurde von sechs Männern begleitet. Ich sah die Treiber, die die Zügel ihrer Tiere hielten und die Hände über die Augen legten.

»Was ist los?« rief Alyena aus ihrer Kurdah.

»Sei still!« rief ich.

Das Mädchen sah mich verängstigt an.

»Bleib in deiner Kurdah, Sklavin!« sagte ich. »Und blicke nicht heraus.«

Ich zog mein Tier herum und lockerte den Krummsäbel in der Scheide.

»Es sind Aretai!« brüllte ein Mann.

Daraufhin nahm ich die Hand von der Waffe.

Einige hundert Meter vor der Karawane zügelten die fremden Reiter ihre Tiere. Vor ihnen verhielt Farouk seine Kaiila und begann sich mit dem Anführer zu unterhalten. Unsere Karawanenwächter, deren Tiere nervös hin und her tänzelten, warteten hinter ihm. Die Lanzen waren emporgereckt, die Schäfte hatten die Männer in die Steigbügelhalterung gesteckt.

Ich zog meine Kaiila einige Schritte zur Seite.

»Aretai«, sagte einer der Treiber. Unser Ziel war die Oase der Neun Brunnen, die von den Aretai gehalten wurde. Suleiman, Herr über tausend Lanzen, war Pascha der Aretai.

Mehrere Neuankömmlinge spornten ihre Kaiila an und kamen von zwei Seiten auf die Karawane zu. Eine Gruppe ritt zur Spitze, eine andere Gruppe zum Ende unserer Kolonne. Etwa zwanzig Reiter, begleitet von Farouk und seinen Wächtern, begannen an der Karawane entlangzureiten und die Treiber und Kaiilapfleger zu befragen.

»Was soll denn das?« fragte ich einen neben mir stehenden Kaiilatreiber.

»Sie suchen nach Kavars«, sagte er.

»Und was passiert, wenn sie einen finden?«

»Sie bringen ihn um.«

Ich beobachtete die Männer, die auf ihren Kaiila von Mann zu Mann ritten und langsam näher kamen.

»Das sind die Männer Suleimans«, sagte der Treiber und hob den Zügel seiner Kaiila. »Sie sind gekommen, um uns zur Oase der Neun Brunnen zu geleiten.«

Immer näher kamen die Aretai. Immer wieder zügelten sie ihre Tiere, befragten die Männer in der Karawane. Ihr Anführer war ein Hauptmann mit einem rot eingefaßten Burnus. Mehrere Männer hatten die Krummsäbel blank über die Ledersättel gelegt.

»Du bist doch nicht etwa ein Kavar?« fragte der Treiber.

»Nein«, sagte ich.

Die Reiter hatten uns erreicht.

Der Treiber zog die Kapuze seines Burnus zurück und den Schleier von seinem Gesicht. Unter dem Burnus trug er ein Käppi. Der Reptuchschleier war rot. Er hob den Ärmel seines Burnus. Der Offizier sah mich an. »Ärmel«, sagte er. Ich schob den Ärmel hoch und hielt ihm den linken Unterarm hin. Dort war nichts von dem schwarzen Krummsäbel zu sehen, der einem Jüngling der Kavars zu Beginn seiner Pubertät eintätowiert wird.

»Der Mann ist kein Kavar«, sagte Farouk und machte Anstalten, sein Tier anzutreiben.

Der Hauptmann Suleimans rührte sich nicht. Er starrte mich an. »Wer bist du?« fragte er.

»Ich bin kein Kavar«, erwiderte ich.

»Er nennt sich Hakim aus Tor«, sagte Farouk.

»In der Nähe des Nordtors von Tor«, sagte der Offizier, »gibt es einen Brunnen. Wie heißt er?«

»In der Nähe des Nordtors von Tor gibt es keinen Brunnen«, erwiderte ich.

»Wie heißt der Brunnen in der Nähe der Verkaufsstände der Sattelmacher?« wollte der Offizier wissen.

»Das ist der Brunnen der Vierten Passage Hand«, erwiderte ich. Man hatte an jener Stelle vor über einem Jahrhundert Wasser gefunden, während der vierten Passage Hand. Ich war froh, daß ich einige Tage in Tor zugebracht hatte, ehe ich meinen Unterricht am Krummsäbel begann. Es ist unklug, sich als Abkömmling eines Ortes auszugeben, den man überhaupt nicht kennt.

»Du sprichst nicht wie ein Mann aus Tor«, sagte der Offizier.

»Ich bin auch nicht in Tor geboren worden«, erwiderte ich. »Ich stamme eigentlich aus dem Norden.«

»Er ist ein Spion der Kavars!« sagte ein Leutnant neben dem Hauptmann.

»Ich bringe Edelsteine für Suleiman, euren Herrn«, sagte ich. »Dafür möchte ich von ihm gepreßte Dattelbarren kaufen.«

»Wir sollten ihn töten«, drängte der Leutnant.

»Ist das deine Kurdah?« fragte der Hauptmann und deutete auf die Kaiila neben mir.

»Ja«, sagte ich.

Während der Inspektion hatten die Soldaten schon so manche Kurdah geöffnet, in denen sich immerhin Kavars verbergen mochten. Doch bis jetzt hatten sie hinter den Vorhängen nur erschrockene Mädchen gefunden.

»Was ist darin?« fragte er.

»Ein Sklavenmädchen weiter nichts.«

Er lenkte seine Kaiila zur Kurdah und hob den Krummsäbel, um damit den Vorhang zur Seite zu streifen.

Doch schon fuhr mein Säbel hoch und versperrte ihm den Weg. Die Männer erstarrten. Fäuste ballten sich um die Griffe der Krummsäbel, Lanzen wurden gesenkt.

»Vielleicht verbirgst du darin einen Kavar!« sagte der Hauptmann. Daraufhin öffnete ich mit meiner Waffe den Vorhang. Das Mädchen, das in der Kurdah kniete, nackt und gefesselt, zuckte zurück.

»Schenkel«, befahl der Hauptmann.

Das Mädchen drehte das rechte Bein auswärts und zeigte ihm das Brandzeichen.

»Ist ja nur eine Sklavin«, sagte der Leutnant enttäuscht. Der Hauptmann lächelte. Er musterte die herrlichen nackten Rundungen des Mädchens. »Ein sehr hübsches Exemplar«, sagte er leise, und sein Blick ruhte wohlgefällig auf ihr. »Vielleicht kann sie heute abend für uns tanzen.«

»Sie kann nicht tanzen«, sagte ich. »Sie ist eine Barbarin. Sie spricht noch nicht unsere Sprache.«

»Schade«, sagte der Mann. Bei goreanischen Sklaventänzen wird von dem Mädchen oft erwartet, daß sie die Leidenschaften stillt, die sie in ihrem Publikum zu erwecken vermag. Sie darf sich nicht einfach am Ende ihrer Vorstellung zurückziehen, sondern muß den anwesenden freien Männern zu Willen sein, wenn einer oder mehrere sie zu besteigen wünschen. Sie muß den Preis für ihre Schönheit zahlen.

»Du mußt ihr das Tanzen beibringen«, sagte der Hauptmann lüstern.

»Das ist meine Absicht.«

»Eine hübsche Sklavin«, sagte er noch einmal und drehte seine Kaiila zur Seite, um die Inspektion fortzusetzen. Als er weiterritt, warf mir der Leutnant, der mich unbedingt hatte umbringen wollen, einen düsteren Blick zu. Im nächsten Augenblick schloß er sich der davonreitenden Patrouille an.

»Bleib in der Kurdah«, sagte ich zu Alyena. »Und schau nicht heraus.«

Mit zornigen Augen starrte sie mich an, während ich mit der Schwertspitze den Vorhang herunterstreifte.

Wenn ein Mädchen allmählich zu erkennen beginnt, daß sie eine Sklavin ist, in einer Gesellschaft, in der die Rolle der Sklavin unausweichlich festgelegt ist, geht eine phantastische Veränderung in ihr vor. Die ersten Vorläufer dieser Umwandlung spürte ich bereits in Alyena. Schon jetzt fand sie ihren Sklavenkragen aufregend; die Tatsache, daß sie das Eigentum von Männern war, faszinierte sie. Sie begann sich Gedanken über die Männer zu machen. Sie wurde kühn und verlor ihre Scham, wie es einem Besitztum zukommt. Sie gab sich bereits Gedanken und Träumen hin, die eine freie Frau entsetzt hätten, die aber für sie als Sklavin angemessen waren. Sie entdeckte ihre Sinnlichkeit. Alyena hatte es noch nicht bewußt erkannt und hätte den Gedanken bestimmt entrüstet zurückgewiesen doch sie war auf dem besten Wege, eine Sklavin zu werden.

Загрузка...