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»Schaut!« rief Imnak.

Ich stoppte den Schlitten und drehte mich um. Andere folgten meinem Beispiel. Viele schrien vor Staunen und Angst auf.

Hinter uns hingen dünne Vorhänge chromatischen Lichts, gelb, rot und rosa, am schwarzen Winterhimmel, schimmernd und flackernd und viele Pasangs hoch.

»Dazu haben wir gar nicht die Jahreszeit«, sagte ein Jäger.

Die Männer schrien eingeschüchtert auf. Kinder legten Arme vor die Gesichter.

Einen kurzen Augenblick erschien in jenem hohen, flirrenden Panorama, gebrannt in Licht, der Riesenkopf eines Kur. Sein linkes Ohr war halb abgerissen. Amüsiert zogen sich die Lippen von den Zähnen zurück. Dann war der schreckliche Kopf verschwunden.

Im nächsten Augenblick sahen wir, die wir gut eine Ahn von der Station weg waren, einen Lichtfleck am Horizont aufzucken, der uns halb geblendet vor Schmerzen aufschreien ließ.

Einen schrecklichen Augenblick lang war der Himmel mehr als taghell. Von einer Helligkeit, wie sie die meisten Angehörigen des Volkes in diesen nördlichen Regionen nie erlebt hatten, eine Grelle, wie sie über dem weißen Land der flammenden Tahari oder dem grünen Regendschungel von Ost-Cartius liegen mochte.

Doch schon war das Licht am Himmel wieder verschwunden, die Polarnacht war zurückgekehrt, bis auf eine gelbschimmernde Rauchsäule, die hoch über dem fernen Eis stand.

»Hinlegen!« rief ich. »Hinter die Schlitten!«

Sekunden später traf die Schockwelle der Explosion ein. Eissplitter und körniger Schnee wurden von ihr mitgerissen. Die heftige Böe zerrte an unseren Fellen. Ich hielt den Schlitten fest, damit er nicht umstürzte. Arlene schrie vor Entsetzen, als sich das Fahrzeug zur Seite neigte. Doch nur etwa sieben Sekunden lang hielt der unheilvolle Sturm an, dann war die Erschütterung vorbei.

Ich gab dem Sleen einen Schlag auf die Schnauze und zerrte ihn an seinem Geschirr hoch. Dann drehte ich den Schlitten wieder in die Richtung der ehemaligen Kur-Station und stellte mich auf die hinteren Streben, um einen besseren Ausblick zu haben.

Auch Arlene, die an den Schlitten gekettet war, versuchte etwas zu erkennen. Meine anderen Mädchen, Audrey, Barbara, Constance, Belinda und das Mädchen, das einmal Lady Rosa gewesen war, waren an den Schlitten anderer Jäger festgemacht. Arlene war sehr stolz gewesen, mit mir reisen zu dürfen. Die Mädchen waren bemüht, mir zu gefallen, um in meiner Gunst den ersten Platz einzunehmen. Es würde mir Spaß machen, die Mädchen gegeneinander auszuspielen.

Ich lächelte.

Die weiblichen Bedürfnisse werden von den meisten goreanischen Männern erbarmungslos ausgebeutet. Es war ein hübsches Spiel.

Ich berührte Arlenes Schläfe mit meinem Handschuh. Sie wandte sich um und blickte lächelnd zu mir auf.

»Möchtest du zur Erde zurück?« fragte ich.

»Der Herr treibt seine Scherze mit mir«, sagte sie.

»Natürlich, denn du bist eine aufreizende Sklavin, die sich gut für die Ketten und den Verkauf eignet.«

»Nein«, sagte sie. »Ich möchte nicht auf die Erde zurück. Dort habe ich mich niemals so sinnlich lebendig gefühlt wie hier in der Unterwerfung unter die Männer. Ich bemitleide sogar die freien Frauen dieser Welt, die die Freuden und das Lieben der Sklavin nicht teilen können. Ich möchte nicht zur Erde zurückkehren und dort weiter so tun müssen, als wäre ich ein Mann. Was hat die Erde zu bieten, das mehr als Freude und Glück wiegt?«

»Vielleicht verkaufe ich dich«, sagte ich.

»Das steht dir natürlich frei, Herr, denn ich bin deine Sklavin«, sagte sie. »Wenn du mich verkaufst, dann hoffe ich meinem nächsten Herrn ebenso zu gefallen.«

»Du redest aber gar nicht wie ein Mädchen von der Erde.«

»Ich bin kein Erdenmädchen mehr, sondern eine goreanische Sklavin.«

»Das stimmt.«

Sie kuschelte sich in ihre Felle auf dem Schlitten. Einige rothäutige Jäger drehten ihre Schlitten. »Seht!« sagte Imnak. Ich bemerkte, daß der Sleen die Pfoten hob und Wasser davon herabtropfte.

»Das ist die heiße Luft, die über das Eis streicht«, sagte ich. »Sie geht von der Explosion der Station aus.«

»Nein«, sagte Imnak. »Dort!«

Er deutete in die Ferne. Dort stieg Dampf aus dem Wasser empor.

Ganze Formationen von Packeis glitten ins Meer. »Seht ihr das Wasser?« fragte er. »Es kocht!«

Ich schaute zur Station zurück. Rauch wallte auf. In den oberen Bereichen der Atmosphäre hatte er sich weit ausgebreitet, wie ein Regenschirm, der sich in der dünnen Luft öffnete. Die pilzförmige Wolke war mir auf beunruhigende Weise vertraut. Die Vernichtung der Anlage ging wohl auf einen nuklearen Sprengsatz oder eine Atombombe zurück.

Ich sah den gewaltigen Eisberg, der die Anlage umhüllt hatte, im Meer versinken.

»Das Wasser dort kocht!« rief Imnak.

»Nichts könnte darin überleben«, bemerkte ich.

»Das Ungeheuer ist tot«, sagte er.

»Vielleicht.«

»Du hast das Gesicht am Himmel gesehen«, sagte er.

»Der Apparat, der das Bild ausstrahlt, kann vorher eingestellt gewesen sein.«

»Das Ungeheuer ist tot«, sagte Imnak. »Wenn es nicht in den Räumen und Korridoren der Station gestorben ist, dann bestimmt verbrüht oder ertrunken im Wasser rings um die Eisinsel.«

»Nichts könnte dort überleben«, sagte ein Jäger.

»Das Ungeheuer ist tot«, meinte Imnak.

»Vielleicht«, sagte ich. »Ich weiß es nicht.«

Das Eis unter unseren Füßen begann sich ächzend zu bewegen.

»Los! Beeilung!« rief Imnak.

Ich warf einen letzten Blick auf das ferne brodelnde Schauspiel, mit dem das Meer auf den Vernichtungsapparat reagierte, der von vernunftbegabten Wesen geschaffen worden war.

Die Priesterkönige haben der technischen Entwicklung der Menschen auf dieser Welt konkrete Grenzen gesetzt. Sie ziehen Speer und Pfeil und Bogen vor, bzw. Armbrust, sie mögen das Schwert und den Stahl des Messers. Die Kurii jedoch unterliegen ihren Beschränkungen nicht. Ich fragte mich, von welchem zottigen Prometheus die Kurii vor langer Zeit das Feuer entgegengenommen hatten. Ich überlegte, welche Bedeutung darin lag, in der Flamme, die in der Klaue eines Ungeheuers Bestand gewann,

»Los! Los! Beeilung!« rief Imnak. »Wir müssen ganz schnell machen!«

Werden Grenzen der Natur gesprengt wendet sie sich vielleicht zornerfüllt gegen den Verursacher.

»Schnell!« forderte Imnak und rüttelte mich an der Schulter. »Das Ungeheuer ist tot!« wiederholte er.

Ich dachte an Zarendargars Gemach und an zwei Gläser, die an einer Stahlmauer zerschmettert worden waren.

Dann hob ich die Hand in Richtung der brodelnden, dampfenden Insel im Meer.

»Schnell!« rief Imnak.

Ich drehte den Schlitten und ließ über dem Kopf meines Sleen die Peitsche knallen. »Los!« rief ich. »Los!«

Der Sleen grub seine Krallen in das Eis und warf sein Gewicht in das Geschirr.

Hinter mir riß das Eis auf, und mein Fuß patschte durch Wasser. Ich schob den Schlitten mit voller Kraft auf das feste Eis hinauf und raste peitscheschwingend davon.

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