»Es gibt keinerlei Hinweise«, hatte Samos gesagt.
Hellwach lag ich auf der breiten Couch und starrte zur Decke des Zimmers empor. Aus einer durchlöcherten Lampe flackerte schwaches Licht. Die Pelze waren tief und weich. Neben mir lagen die Waffen. Zu meinen Füßen lag angekettet eine Sklavin.
Es gab keinerlei Hinweise.
»Er kann überall sein«, hatte Samos gesagt und die Achseln gezuckt. »Wir wissen nur, daß er sich irgendwo aufhält, mitten unter uns.«
Über jene Spezies, die wir Kurii nennen, ist nur wenig bekannt. Wir wissen, daß ein Kur blutrünstig ist daß er Menschenfleisch frißt und Ruhmestaten im Sinn hat.
»Ein Kur ist dem Menschen nicht unähnlich«, hatte Priesterkönig Minsk einmal zu mir gesagt.
Auf ihre Weise hat diese Geschichte keinen eindeutigen Anfang. Vermutlich hatte sie ihren Ursprung vor mehreren tausend Jahren, als die Kurii in langen Stammeskriegen ihre Heimatwelt unbewohnbar machten. Sie waren aber technisch schon soweit fortgeschritten, daß sie kleine Stahlwelten bauen konnten, die den Planeten in einer Kreisbahn umliefen – jede dieser Welten hatte einen Durchmesser von mehreren Pasangs. Während die Urwelt verbrannte, wandten sich die Überreste einer zerstrittenen Spezies den Jagdgründen der Sterne zu.
Wir wissen nicht, wie lange diese ihre Jagd dauerte, doch uns ist bekannt, daß die Stahlwelten vor langer Zeit das System eines mittelgroßen gelben Sterns in einer Randzone der zahlreichen schimmernden Spiraluniversen erreichten. Und dort harten sie ihr Opfer gefunden, eine Welt.
Sogar zwei Welten – den Planeten Erde und jene andere Welt, die Gor genannt wird.
Eine dieser Welten war im Begriff, sich selbst zu vergiften, eine verrückt gewordene, kurzsichtige Welt, bestimmt von Gier und einem Willen zur Selbstzerstörung. Die andere war eine natürliche Welt, jungfräulich in ihrer Schönheit und Fruchtbarkeit, eine Welt, die nach dem Willen ihrer Herren und Meister, der Sardar oder Priesterkönige, dem Beispiel der unglücklichen Schwester nicht folgen durfte. Die Priesterkönige gestatteten es den Menschen nicht. Gor zu vernichten. Sie sind nicht großzügig, sie lassen Völkermord nicht zu. Darin sind sie vernünftig, und Vernunft kann man an den Tag legen, ohne schwach zu sein. Und die Priesterkönige sind nicht schwach.
»Halb-Ohr ist mitten unter uns«, hatte Samos gesagt.
Ich starrte an die Decke und beobachtete die sich verschiebenden Schatten.
Viele tausend Jahre lang hatten die Priesterkönige das System des gelben Sterns gegen die Pläne der umherziehenden Kurii verteidigt. Dabei hatte das Kriegsglück wohl viele Dutzendmal die Seiten gewechselt, doch war es den Kurii niemals gelungen, an den Küsten dieser wunderschönen Welt einen Brückenkopf zu bilden. Vor einigen Jahren jedoch, zur Zeit des großen Nestkriegs, war die Macht der Priesterkönige erheblich beschnitten gewesen. Ich glaube nicht, daß die Kurii diesen Umstand bereits erkannt haben oder wissen, wie groß dieser Machtverlust wirklich ist.
Wüßten sie die Wahrheit, so würden zwischen den Stahlwelten die Losungsworte gewechselt, die Luken würden sich öffnen, und Schiffe würden Kurs auf Gor nehmen.
Aber der Kur ist ein vorsichtiges Tier, wie der Hai und der Sleen. Er schleicht herum, er wittert in den Wind und schlägt erst zu, wenn er seiner Sache ganz sicher ist.
Samos war beunruhigt darüber, daß sich der hohe Kur mit Namen Halb-Ohr neuerdings auf dieser Welt aufhielt. Diese Information war in einer verschlüsselten Botschaft enthalten gewesen, die in Form eines Halsbands zu uns gekommen war. Daß Halb-Ohr nach Gor gekommen war, stellte für Samos und die Priesterkönige den Beweis dar, daß die Invasion bald stattfinden sollte.
Vielleicht rasten die Schiffe der Kurii bereits auf Gor zu, zielstrebig und lautlos wie Haie im Wasser des dunklen Weltraums.
Aber ich nahm es nicht an. Ich war nicht davon überzeugt, daß die Invasion bevorstand. Vielmehr vermutete ich, daß Halb-Ohr gekommen war, um die Invasion vorzubereiten.
Und daran mußte er gehindert werden.
Wenn er die Schwäche der Priesterkönige entdeckte und es darüber hinaus schaffte, ein Depot für Treibstoff und sichere Wartung der landenden Schiffe zu errichten, gab es wenig Grund für die Annahme, daß die Invasion nicht erfolgreich ablaufen würde.
Halb-Ohr war auf Gor. Daraus war zu schließen, daß die Kurii nun endlich handelten, wohlüberlegt, gefährlich.
Aber wo war er?
Beinahe hätte ich diese Frage ärgerlich ausgerufen, die Hände zu Fäusten geballt.
Die Sklavin zu meinen Füßen bewegte sich, erwachte aber nicht.
Ich stemmte mich auf einen Ellbogen hoch und betrachtete sie. Wie unglaublich schön und anschmiegsam war dieses Wesen, eingerollt in die Pelze, halb bedeckt. Ich zog die weiche Bedeckung fort, um sie ganz zu sehen. Sie bewegte sich, strich ein wenig über das Fell, sie zog die Beine an und bewegte die Hände, als wolle sie die Felle wieder hochziehen, doch die Finger griffen ins Leere; daraufhin zog sie die Beine noch mehr an und kuschelte sich ein. Auf der Welt gibt es wohl nichts Schöneres als eine nackte Sklavin, bekleidet mit einem schweren Eisenkragen mit Kette; diese Kette lief zu einem Ring am Fußende der Liege. Das Mädchen hatte eine helle Haut und dunkles Haar, im Augenblick rötlich beschienen von der schwach brennenden Lampe. Ich fand das Geschöpf unglaublich schön. Und sie gehörte mir. Welcher Mann möchte nicht eine wunderschöne Frau besitzen?
Sie drehte sich halb um und tastete wieder nach den Fellen; ihr wurde kalt. Ich packte sie am Arm, zerrte sie energisch neben mich und warf sie auf den Rücken. Zusammenfahrend öffnete sie die Augen. »Herr!« schrie sie leise. Ich drängte mich zwischen ihre Schenkel und drang in sie ein, nahm sie mit kurzen, kräftigen Stößen. »Herr! Herr!« flüsterte sie und klammerte sich an mir fest. Nach ein paar Minuten war ich mit ihr fertig. »Herr«, flüsterte sie. »Ich liebe dich! Ich liebe dich!« Man nimmt eine Sklavin, wann und wie oft es einem beliebt.
Sie drängte sich an mich, preßte ihre Wange gegen meine Brust. Mit Sex läßt sich eine Sklavin oft so gut lenken wie mit Ketten und einer Peitsche.
»Ich liebe dich«, flüsterte sie.
Das Geschlechtsleben einer Frau ist nach meiner Ansicht ein komplizierteres Phänomen als beim Mann. Wird sie richtig behandelt – und damit meine ich nicht, zuvorkommend und sanft, sondern wie es ihrer Natur entspricht –, dann ist sie dem Sex noch hilfloser ausgeliefert als ein Mann. Eine Frau ist aufwühlender, anhaltender Wonnen fähig, um die man sie beneiden kann. Diese Wonnen lassen sich natürlich durch einen Mann dazu einsetzen, sie zur hilflosen Gefangenen, eben zur Sklavin zu machen. Vielleicht liegt hier ein Grund, warum die freien Frauen sich so energisch dagegen wehren. Die Sklavin hat dagegen keine Möglichkeit sich zu schützen, denn sie ist ihrem Herrn ausgeliefert, der sie behandelt, wie es ihm gefällt, und ihren Willen dabei außer acht lassen kann.
Ich spürte ihre Lippen an meiner Brust.
»Erfreue mich!« gebot ich ihr.
»Ja, Herr«, flüsterte sie und begann meinen Körper zu küssen und zu liebkosen.
Nach einer Weile gebot ich ihr Einhalt und befahl ihr, sich wieder auf den Rücken zu legen.
»Oh«, sagte sie leise, als ich sie von neuem bestieg und in sie eindrang. Mit tränenerfüllten Augen blickte sie zu mir auf. Wie hilflos sie in meinen Armen lag! Ich unterwarf sie dem hinhaltenden Akt einer Sklavinnenerniedrigung, hilflos in den Armen ihres Herrn, der nicht gewillt ist, ihr gegenüber Rücksicht zu zeigen. Ich nahm sie als das, was sie war – als Sklavin.
Nach einer Viertel-Ahn zuckte ihr Körper hilflos, meine Arme bluteten von den Attacken ihrer Fingernägel, ihr Blick war wild. Sie warf den Kopf zurück und schrie zuckend: »Ich bin deine Sklavin! Ich gebe mich dir hin!« Wie schön eine Frau in einem solchen Moment ist! Ich wartete, bis sie sich etwas beruhigt hatte und bebend zu mir aufblickte. Dann schrie auch ich auf vor Lust. Sie klammerte sich an mich und küßte mich. »Ich liebe dich, Herr!« rief sie weinend.
Ich streifte ihr das Haar aus dem Gesicht. Ein Herr mußte sich in acht nehmen seine Sklavin nicht zu sehr ins Herz zu schließen.
Dann mußte ich daran denken, daß sie die Priesterkönige verraten hatte – und mich an meine Feinde. Sie hatte den Kurii in der Tahari gedient. Vor dem Gericht an den Neun Brunnen hatte sie falsch gegen mich ausgesagt. Zu einer anderen Zeit hatte sie sich an einem Fenster in der Kasbah des Salz-Ubars gezeigt und mir spöttisch ein parfümiertes Tuch zugeworfen, während ich in Ketten vorbeigeschleift wurde, auf meinem Weg in die Salzbergwerke von Klima. Ich war aus Klima zurückgekehrt und hatte sie versklavt. Ich hatte sie aus der Tahari entführt und in das Haus Bosks gebracht, eines Kapitäns und Handelsherrn in Port Kar. Als Sklavin hielt ich sie in diesem Haus. Sie mußte viel arbeiten. Manchmal durfte sie angekettet zu meinen Füßen liegen, wie in dieser Nacht.
Bebend lag sie in meinen Armen.
Plötzlich hob ich den Kopf. Es roch nach Sleen.
Die Tür zu meiner Kammer, die ich in meinem Haus nicht verschließen mußte, öffnete sich langsam.
Sofort sprang ich von meinem Nachtlager auf, und das angekettete Mädchen fuhr zusammen. Ich duckte mich neben die Liege und bewegte mich nicht.
Langsam schob sich die Schnauze des Ungeheuers durch die Tür, die weiter aufgedrückt wurde.
Ich hörte, wie dem Mädchen der Atem stockte.
»Still!« sagte ich, ohne mich zu rühren.
Das Tier war freigelassen worden. Der breite dreieckige Kopf war schon ganz im Zimmer. Plötzlich spiegelte sich das Licht der Lampe in seinen Augen, die kurz in Flammen zu stehen schienen. Dann erlosch das Feuer, das Wesen hatte den Kopf weiter gedreht und beobachtete mich.
Es war ein gezähmter Waldsleen, etwa zwanzig Fuß lang und ungefähr elfhundert Pfund schwer. Das Geschöpf besaß doppelte Reihen von Reißzähnen und sechs Beine. Geduckt schob es sich weiter vor, das Bauchfell mußte den Boden berühren. Um den zottigen Hals lag ein lederner Sleenkragen, doch an der Schlaufe war keine Leine befestigt.
Ich hatte geglaubt, der Sleen wäre auf die Tabukjagd trainiert, doch im Augenblick war das Ungeheuer nicht auf Tabuk aus. Ich kannte den Anblick eines jagenden Sleen. Dieses Tier hatte es auf Menschen abgesehen – auf einen Menschen.
Es rückte einige Schritte vor und hielt wieder inne.
Als ich den Sleen am Nachmittag mit seinem Trainer Bertram aus Lydius gesehen hatte, hatte er in keiner Weise ungewöhnlich auf mich reagiert. Damals war er noch nicht auf meine Spur angesetzt gewesen.
Das Biest rückte wieder ein Stück vor.
Ich nahm nicht an, daß es seinen Käfig schon lange verlassen hatte, denn als bester Fährtensucher Gors hätte ein Sleen nur wenige Sekunden gebraucht, um sich durch die leeren Korridore zu diesem Zimmer vorzuarbeiten.
Das Monstrum nahm den Blick nicht von mir.
Ich sah, daß es die hinteren vier Beine zum Sprung krümmte. Es atmete schneller. Daß ich mich nicht bewegte, erstaunte es.
Der Sleen hatte genau die richtige Entfernung zum Angriff. Ich tat nichts, was ihn hätte aufregen können.
Der Schwanz zuckte hin und her. Wäre der Bursche meiner Spur längere Zeit gefolgt hätte ich wohl weniger Zeit gehabt; das Jagdfieber wäre größer gewesen.
Langsam, beinahe unmerklich bewegte ich die Hand zur Liege und ergriff eines der großen Felle mit der rechten Hand.
Das Ungeheuer beobachtete mich aufmerksam. Zum erstenmal fauchte es drohend.
Dann hörte der Schwanz auf zu peitschen und wurde beinahe starr. Die Ohren lagen flach an.
Der Sleen griff an, seine Krallen kratzten über den Kachelboden und rutschten aus. Das Mädchen schrie auf. Der nach oben geschleuderte Pelz schirmte mich wie ein Cape ab und legte sich um das springende Tier. Ich hechtete auf die Couch, wälzte mich darüber und kam wieder auf die Füße. Ich hörte das Tier fauchen und knurren. Mit einer energischen Körper- und Kopfbewegung schleuderte es den Pelz zur Seite. Dann stand es erzürnt zischend und fauchend auf der anderen Seite des Bettes, das zerrissene Fell unter den Klauen. Es blickte zu mir empor. Ich stand auf der Couch, eine Torvaldsland-Axt in der Hand.
Ich stimmte das Lachen des Kriegers an.
»Komm, mein Freund!« rief ich. »Wir wollen kämpfen!«
Es war ein wahrhaft mutiges, edles Tier. Wer den Sleen verachtet, kennt ihn nicht. Die Kurii respektieren den Sleen, was so einiges über ihn aussagt, über seinen Mut und seine Wildheit und Unbezwingbarkeit.
Das Mädchen schrie entsetzt auf.
Die Axt traf das Tier seitlich, und der mächtige Kopf, der von der Klinge abglitt, traf mich an der Flanke. Das Tier lag schon am Boden, als ich ein zweitesmal zuhieb und dabei fast den Kopf vom Rumpf trennte.
»Ein wunderschönes Tier«, sagte ich. Ich war blutverschmiert. Draußen auf dem Flur regten sich Männer. Thurnock und Clitus, Publius, Tab und andere stürmten herein. Sie hielten Waffen, in den Händen.
»Was ist geschehen?« fragte Thurnock aufgeregt.
»Nehmt Bertram aus Lydius fest«, sagte ich.
Männer eilten davon.
Ich ging zu meinen Waffen, die neben und hinter der Couch lagen, und nahm ein Messer zur Hand.
Ich teilte Stücke des Sleen-Herzens mit meinen Männern, und mit zusammengelegten Händen tranken wir das Blut des Tieres nach dem Ritual der Sleenjäger.
»Bertram aus Lydius ist geflohen!« rief Küchenmeister Publius.
Damit hatte ich gerechnet.
Ich hatte in das Blut geschaut, das ich mit den Händen umschloß. Es heißt, man wird an einer Krankheit dahinsiechen, wenn man sich darin schwarz und ausgemergelt sieht; sieht man sich aber blutig und zerrissen, wird man im Kampf untergehen, und spiegelt man sich alt und grau, wird man in Frieden sterben und Kinder hinterlassen.
Aber der Sleen übermittelte mir keine Botschaft.
Ich hatte in das Blut geschaut und nur Blut gesehen. Das Tier sprach nicht zu mir, oder es konnte mir nichts mitteilen.
Ich stand auf und wischte mir die blutigen Hände an den Schenkeln ab. Dann wandte ich mich um und betrachtete das nackte Mädchen in den Fellen. Sie wich vor mir zurück, die Hand an den Mund gehoben.
»Bertram aus Lydius hat sich einem Wächter genähert«, meldete Publius, »der natürlich nichts ahnte. Bertram aus Lydius war immerhin Hausgast. Er schlug den Mann bewußtlos. Mit Seil und Haken ist er dann an der Mauer zur Flußmündung hinabgestiegen.«
»Dann erledigen ihn die Tharlarion«, bemerkte ein Mann.
»Nein«, sagte ich. »Bestimmt hat ein Boot auf ihn gewartet.«
»Er kann noch nicht weit sein«, meinte Thurnock.
»Und in der Stadt steigt er auf einen Tarn um«, wandte ich ein. »Wir verfolgen ihn nicht.«
Ich blickte mich im Kreis der Männer um. »Legt euch wieder schlafen!« befahl ich.
»Und das Tier?« fragte Clitus.
»Laßt es liegen. Und laßt mich allein!«
Dann war ich mit der Sklavin allein. Ich schloß die Tür, verriegelte sie und wandte mich zu ihr um.
Sie sah sehr klein und verängstigt aus.
»Du stehst also noch immer in den Diensten der Kurii, meine Kleine«, sagte ich.
»Nein, Herr!« rief sie. »Nein!«
»Wer hat heute früh mein Zimmer gemacht?« fragte ich.
»Ich, Herr.«
Es ist üblich, daß das Mädchen, das die Nacht zu Füßen ihres Herrn verbringen soll, am vorhergehenden Tag das Zimmer säubert. Sie schrubbt und räumt auf und putzt. Damit ist sie beinahe den ganzen Tag lang beschäftigt, und in diesen Stunden wird sie körperlich wie seelisch auf den Akt der Unterwerfung vorbereitet, den mit Freuden zu ertragen sie gelehrt worden ist, weil sie keine andere Wahl hat. Zu diesen Vorbereitungen gehören auch kleine Dienste wie die Reinigung der Tarnstiefel. Sie ist schließlich mehr als bereit, wenn der Mann sie auf die Felle schickt, wo sie die angenehmste und intimste ihrer Aufgaben erfüllen muß, die einer Liebessklavin.
»Knie nieder!« befahl ich ihr.
Wortlos nahm sie die Haltung der Vergnügungssklavin ein – auf den Fersen hockend, die Knie gespreizt, die Hände auf den Knien, den Kopf gehoben. Sie war außer sich vor Entsetzen.
Ich hockte mich vor ihr nieder und faßte sie an den Armen. Das Blut des Sleen bedeckte mich. »Herr?« fragte sie. Ich drückte sie im Sleenblut rücklings auf den Boden und drang in sie ein. Mit tiefen Stößen bearbeitete ich sie. Die warme Enge ihres Körpers, so schön, so hilflos, umschloß mein Glied. Sie begann angstvoll zu reagieren.
»Du arbeitest noch immer für die Kurii«, sagte ich.
»Nein, Herr!« schluchzte sie. »Nein!«
Ich spürte sie haltlos zucken. Ihre Schenkel bebten.
»Doch«, gab ich zurück. »Das Tier muß mir irgendwie auf die Spur gesetzt worden sein.«
»Ich bin unschuldig!« sagte sie und wand sich unter mir.
»Sprich!« forderte ich.
»Ich brachte die Tunika zu den Waschbottichen«, stöhnte sie und richtete sich unter mir auf, die Augen weit aufgerissen und ekstatisch in die Ferne gerichtet. Sie war kräftig für ein Mädchen. Ich stieß sie zurück. Schultern und Haar lagen im Blut. Wie sinnlos war ihre Gegenwehr!
»Sprich weiter!« forderte ich.
»Ich bin getäuscht worden!« rief sie. »Bertram aus Lydius folgte mir. Ich dachte mir nichts dabei. Ich dachte nur, er wolle mich eine Weile beobachten, wie es Männer zuweilen mit Sklavinnen tun.«
»Und das schmeichelte dir, nicht wahr?« fragte ich.
»Ja, Herr«, antwortete sie. »Ich bin eine Sklavin.«
»Weiter!« forderte ich.
»Ja, Herr. Oh! Oh!« rief sie. »Ja, es freute mich. Er sah gut aus und war kräftig und ein Goreaner, und ich eine Sklavin. Ich dachte mir, er würde dich um eine Nacht mit mir bitten, was du ihm in goreanischer Höflichkeit gewähren würdest.«
Damit hatte sie recht. Wäre ein Mann an Vella, Elizabeth, einer ehemaligen Sekretärin von der Erde und jetzt meine Sklavin, interessiert gewesen, hätte ich sie ihm für eine Nacht gern überlassen. Und hätte sie gestraft, wenn er sich nicht voll befriedigt über sie geäußert hätte.
»Er sprach mich an«, fuhr sie fort, »und ich drehte mich um und kniete vor ihm nieder, die Kleidungsstücke in den Armen. ›Du bist hübsch‹, sagte er, und das freute mich.« Sklavinnen lieben Komplimente. »›Dein Herr war nett zu mir‹, sprach er weiter. ›Ich möchte ihm gern ein Geschenk machen.‹ ›Wie kann ich dir helfen?‹ fragte ich. ›In Lydius‹, antwortete er, ›wird oft der Pelz des Schnee-Sleen angeboten, frisch und wunderschön und warm. Außerdem haben wir geschickte Schneider, die Kleidungsstücke mit goldenen Fäden und Geheimtaschen daraus machen. Ein solches Stück, einen kurzen Mantel oder eine Jacke, möchte ich deinem Herrn schenken, geeignet für den Tarnsattel.‹«
»In Port Kar sehen nur wenige in mir den Tarnkämpfer«, sagte ich. »Ich habe Bertram aus Lydius nichts davon erzählt.«
»Ich habe nicht nachgedacht, Herr«, sagte das Mädchen.
»Fandest du das Geschenk nicht seltsam für einen Kaufmann und Seemann?«
»Verzeih mir, Herr«, sagte sie. »Es muß aber in Port Kar Leute geben, die wissen, daß du Tarnkämpfer bist, außerdem erscheint mir das Geschenk für einen Mann aus dem nördlichen Lydius nicht ungewöhnlich.«
»Von dem echten Bertram aus Lydius kann man nicht erwarten, daß er mich als Tarnkämpfer kennt«, entgegnete ich.
»Dann war er also nicht das, was er zu sein vorgab.«
»Richtig«, sagte ich. »Ich glaube, er war ein Agent der Kurii.«
Heftig stieß ich mein Glied in sie. Sie schrie auf und starrte mich an. Schweiß bedeckte ihre Haut.
»Hier hätten wir dann wohl noch einen Agenten der Kurii – dich!« sagte ich.
»Nein!« rief sie. Dann brachte ich sie dazu, auf meine Bewegungen zu reagieren.
»Oh!« schluchzte sie. »Oh, oh.«
»Er wollte meine Tunika haben«, sagte ich zu ihr. »Er wollte daran Maß nehmen, damit die Jacke aus Schnee-Sleen-Fell mir auch paßte. Nicht wahr?«
»Ja«, antwortete sie mit erstickter Stimme. »Ja! Aber doch nur kurz! Nur kurze Zeit!«
»Dummkopf!« sagte ich.
»Man hat mich hereingelegt«, schluchzte sie.
»Entweder wurdest du hereingelegt – oder du bist eine Agentin der Kurii«, meinte ich.
»Das bin ich nicht!« Sie versuchte sich aufzurichten, doch ich drückte sie auf den Boden, die schmalen Schultern fest auf die blutverschmierten Kacheln. Gegen meine Körperkräfte hatte sie keine Chance.
»Aber selbst wenn du eine Agentin der Kurii bist«, fuhr ich leise fort, »mußt du erkennen, daß du in erster Linie meine Sklavin bist.«
»Ja, Herr.« Sie drehte den Kopf auf die Seite. »Er hat das Kleidungsstück nur kurze Zeit gehabt«, sagte sie.
»Hattest du es immer vor Augen?« fragte ich.
»Nein. Er befahl mir, im Haus zu bleiben und auf ihn zu warten.«
Ich lachte. »Das genügt, um den Stoff zwischen den Stangen eines Käfigs hindurchzuschieben und dem Sleen die Witterung zu geben.«
»Ja!« schluchzte sie.
Und ich stieß immer heftiger in sie, in dem kraftvollen, sich steigernden Rhythmus eines ungezügelten Sklavenherrn, bis das versklavte Wesen unter mir schrie und erbebte und würdelos unter mir erschlaffte, eine barbarische Sklavin in meinen Armen.
Dann stand ich über ihr und blickte sie finster an.
»Ich weiß wenig über Sleen«, sagte sie leise. »Ich dachte, es wäre ein Sleen, der auf die Tabukjagd abgerichtet war, ein gezähmtes Tier.«
»Als gezähmt wurde uns das Tier auch geschenkt«, sagte ich. Trotzdem hätte die Bitte nach dem Kleidungsstück meine Sklavin mißtrauisch machen müssen.
Erschöpft schloß sie die Augen.
Ich hörte die Schiffsglocke im großen Saal anschlagen. Draußen auf dem Korridor regten sich Schritte.
»Es ist Morgen«, sagte ich.
Thurnock erschien an der Tür. »Aus dem Haus des Samos ist Nachricht gekommen«, meldete er. »Er möchte mit dir sprechen.«
»Macht das Langboot fertig«, antwortete ich. »Wir werden durch die Kanäle zu seinem Haus fahren.«
»Ja, Kapitän«, antwortete er, machte kehrt und ging.
Ich säuberte mich mit dem Wasser aus einer Schale und legte eine frische Tunika an. Die Sandalen band ich mir selbst zu. Dann schnallte ich mir das Admiralsschwert auf die rechte Schulter.
»Du hast mich nicht deine Sandalen binden lassen«, sagte das Mädchen.
»Du hast Pflichten«, sagte ich.
»Ja, Herr«, antwortete sie erstickt. Weinend rief sie: »Er hat mich getäuscht!«
»Es ist ein neuer Tag in Port Kar«, sagte ich und verließ das Zimmer.