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»Was wird für dieses Mädchen geboten?« rief der Auktionator. »Ich höre!«

Es ging um ein blondes Bauernmädchen mit rundlichen Fesseln und voller Figur; sie stammte aus dem Gebiet südlich des Vosk. Der Verkauf fand auf einer primitiven Plattform am Kai von Victoria statt. Sie trug einen Kettenkragen

»Zwei kleine Tarsks!« rief jemand aus der Menge.

Ich schob mich durch das Gedränge am Wasser. An der Kais stauten sich Waren und Menschen. Die Masten vor Flußgaleeren bildeten einen unübersichtlichen Wald, es roch nach Fluß und Fischen.

»Ich habe gerüchteweise gehört, der Topas werde nach Osten gebracht«, sagte ein Kaufmann zu seinem Nachbarn!

»Das läßt für die Sicherheit am Fluß nichts Gutes erwarten«, antwortete der Mann.

Ich zwängte mich an den beiden vorbei. Und wich abrupt zurück. Ein brauner Sleen sprang wütend ans Ende einer kurzen, dicken Kette. Er entblößte fauchend seine Reißzähne. Ein solches Tier konnte einem Mann mit einer einzigen Bewegung des mächtigen Mauls das Bein am Oberschenkel abreißen.

»Ruhig, Taba«, sagte einer der Kaufleute.

Zischend duckte sich das Ungeheuer; seine Schulterblätter zeichneten sich spitz unter dem erregt hochstehender Fell ab, die vier Hinterbeine waren noch sprungbereit angespannt. Es wollte mir nicht unmöglich erscheinen, daß es, wenn es wollte, den im Holz versenkten Ring losreißen konnte, an dem es angekettet war. Rückwärts wich ich vor der Erscheinung zurück. Die Kaufleute beachteten mich nicht weiter und setzten ihr Gespräch fort. »Victoria hat die Tributzahlung verweigert«, sagte einer der beiden.

»Man scheint zu glauben, daß sie keine anderen Märkte finden können«, bemerkte der andere.

»Das ist töricht gedacht.«

»Sie könnten ihre Verkäufe in Tafa tätigen«, meinte der zweite Mann.

»Oder sie erst wieder nach Victoria zurückverlegen, wenn die Stadt gehörig eins draufbekommen hat«, äußerte der erste.

»Richtig.«

»Es stimmt – sie können Victoria diese Frechheit nicht durchgehen lassen. Durchaus möglich, daß sich die anderen kleinen Städte am Fluß diesem Beispiel anschließen würden.«

»Sie sind bestimmt der Ansicht, daß Victoria bestraft werden muß«, sagte der erste Kaufmann.

»Vielleicht wird deswegen der Topas nach Osten gebracht.«

»Es wäre das erstemal seit zehn Jahren.«

»Und doch ist es irgendwie interessant«, bemerkte der erste, »denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sie wirklich den Topas brauchten, um Victoria zu unterdrücken.«

»Sie sind auch ohne stark genug«, stimmte der zweite Kaufmann zu.

»Vielleicht ist es also nur ein Gerücht, daß der Topas nach Osten gebracht wird«, meinte der erste Mann.

»Wollen wir es hoffen.«

»Wenn er nach Osten getragen wird, geht es wohl um mehr als die Bestrafung Victorias.«

»Das steht zu fürchten«, sagte der zweite Mann.

Ich wandte mich um und ließ die beiden Kaufleute stehen. Ich hatte von dem Gespräch nichts verstanden.

Noch vor dem Morgengrauen war ich einige Pasangs entfernt flußaufwärts an Land gesetzt worden. Ich hatte mich eine Pasang weit ins Landesinnere begeben, um den Fluß-Tharlarion aus dem Weg zu gehen, und war parallel zum Fluß nach Victoria marschiert. Vor etwa einer Ahn hatte ich die Stadt betreten.

»Süßigkeiten! Süßigkeiten!« rief eine verschleierte Frau.

Sie trug ihre Waren auf einem Tablett vor sich her, das mit einem Gurt um ihren Hals befestigt war.

»Heißes Fleisch!« pries ein anderer Käufer. »Heißes Fleisch!«

»Hier frisches Gemüse!« rief eine Frau.

»Verr-Milch! Vulo-Eier!« tönten Stimmen.

Ein anderer Kaufmann schob sich an mir vorbei. Gefolgt wurde er von einer statuesken Brünetten in einer kurzen Tunika, die ein Bündel auf dem Kopf balancierte.

Im nächsten Moment mußte ich einer Gruppe von acht Bauern ausweichen, die Bündel mit Sa-Tarna-Korn auf den Schultern zu den Kaianlagen hinabschleppten.

»Juwelen! Juwelen!« lockte eine Stimme.

Ich trat ein wenig zur Seite und blieb vor einer auf den Brettern ausgebreiteten Decke stehen. Auf der Decke lagen Dutzende von Nadeln und Broschen, Klammern und Schnallen, Ringe, Hals- und Armbänder, Schmuckhänger, Armreifen und Körperketten. Ein verträglich aussehender Mann, der eine Wolltunika trug, saß im Schneidersitz hinter der Decke.

»Kauf deinen Schmuck bei mir«, sagte er. »Meine Waren sind billig und attraktiv. Verschöne deine Sklavinnen.«

»Siehst du, Herr?« fragte ein Mädchen, das neben ihm kniete, im Sklavenkragen, nackt, behängt mit Schmuckstücken.

»Kauf etwas Schönes für deine Sklavin«, sagte der Mann und hob ein Halsband von der Decke. »Hier, dies wurde einer freien Frau genommen, die jetzt auf dem Platz des Iphicrates das Pflaster schrubbt.«

»Ich besitze keine Sklavin«, sagte ich.

»Dann verkaufe ich dir die hier«, sagte er und deutete auf die Präsentationssklavin neben sich. »Für einen Silber-Tarsk.«

»Kauf mich, Herr!« sagte sie lachend. »Ich bin hübsch. Ich arbeite schwer. Ich vermag meinem Herrn in den Fellen zu gefallen.«

»Das stimmt«, sagte der Mann lächelnd.

»Gewiß sind in Victoria Frauen für weniger als eine Silber-Tarsk zu haben«, sagte ich lächelnd.

»Stimmt«, grinste der Bursche, und ich erkannte, daß er sein Mädchen nicht wirklich verkaufen wollte.

»Du sagtest, das Halsband sei einer freien Frau weggenommen worden.«

»Durch einen Piraten«, antwortete er.

»Du sprichst sehr offen.«

»Wir sind hier in Victoria.«

»Dürfte ich nach der Besatzung fragen, zu der der betreffende Pirat gehört hat?«

»Zur Mannschaft des Polyclitus«, erwiderte er. »Die Festung dieser Horde liegt in der Nähe von Turmus.«

»Zweifellos suchen sie auch die Handelsstraßen heim, die das Vosk-Delta umgehen.«

»Ab und zu«, sagte er. »Ja, es geschah dort, daß ihnen dieser hübsche kleine Pfirsich in die Hände fiel.« Er deutete auf das Mädchen neben sich. »Kannst du dir vorstellen, daß sie einmal die Tochter eines reichen Kaufmanns war?«

»Es scheint unvorstellbar.«

»Er hat mich gut zum Kragen erzogen«, schnurrte sie und küßte seinen Arm.

»Das ist bei jeder Frau möglich« sagte er.

»Kennst du einen Piraten namens Kliomenes?« erkundigte ich mich und hoffte, daß meine Stimme kein unangebrachtes Interesse erkennen ließ.

»Er ist ein übler Patron«, sagte der Mann. »Ein Leutnant des Policrates.«

»Weißt du, ob er sich zur Zeit in Victoria aufhält?«

»Ja«, sagte der Mann. »Er ist nach Victoria gekommen, um Waren und Sklaven zu verkaufen.«

»Und wo soll das geschehen?«

»Die Güter sind bereits verkauft«, sagte der Mann, »an den Kaufmannspiers.«

»Und die Sklaven?«

»Die sollen heute abend verkauft werden«, antwortete er, »in der Verkaufshalle des Lysander.«

»Ich nehme diese Körperkette«, sagte ich zu dem Mann.

»Aber ich dachte, du hättest keine Sklavin?« fragte er.

»Trotzdem möchte ich dir irgendwie danken«, erwiderte ich. »Du hast mir sehr geholfen.«

»Ein kleiner Tarsk«, sagte er.

Die dünne Kette, die etwa fünf Fuß lang war, konnte einer Frau mehrmals um den Hals gelegt werden oder ihren Körper sonstwie zieren. Die Kette war nicht schwer, aber auch nicht zu leicht; sie bildete ein kompaktes Gewicht in der Hand. Ein praktisches Zwischending zwischen Schmuckstück und Fessel.

Ich gab dem Mann die geforderte Münze und schwang die Kette prüfend hin und her.

»Guten Erfolg auf dem Sklavenmarkt!« rief der Verkäufer mir nach.

»Vielen Dank«, antwortete ich und lächelte vor mich hin. Dann setzte ich meinen Weg fort und fragte mich, warum ich so etwas Seltsames wie eine Körperkette gekauft hatte – ein Schmuckstück, das doch offensichtlich für den Körper einer Sklavin bestimmt war.

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