Der Besitzer der Taverne packte das rothaarige Tanzmädchen am Arm, so daß es aufschrie, und stieß es aus der Sandarena. Sie trug ein Kostüm aus zehn schmalen Silberketten, die von ihrem Halskragen herabhingen, fünf vorn und fünf hinten. Sie stürzte seitlich zu Boden und wandte geduckt den Kopf.
»Dies ist Jason!« rief der Wirt und deutete auf mich. »Er wettet zehn Kupfer-Tarsks, daß er jeden Mann im Haus besiegt!«
»Stimmt!« rief ich, trat auf den Sand und zog meine Tunika aus.
»Ich halte dagegen!« rief ein großgewachsener Bursche, ein Bauer aus dem Gebiet nördlich des Flusses.
Ein Helfer des Wirts nahm die Münzen in Verwahrung.
Die anderen Gäste in der Taverne schlossen Wetten ab.
Männer rückten näher zusammen. Zwischen ihnen kauerten nackte Pagasklavinnen, bronzene Gefäße an Lederriemen tragend.
Der klobige Mann stürzte sich auf mich. Ich ließ ihn zuschlagen. Aber gleichzeitig bewegte ich mich mit seinem Schlag rückwärts, so daß die Wirkung weitgehend aufgehoben wurde. Meine Reaktion aber spiegelte vor, ich sei schwer getroffen. Die Männer brüllten vor Vergnügen. Auf tänzelnden Füßen und mit vorzuckenden Fäusten hielt ich meinen Gegner auf Abstand.
»Er kämpft gut«, sagte einer der Männer.
Allmählich erholte ich mich und packte den Burschen, damit er seine Hände nicht mehr frei benutzen konnte. Ich durfte bei diesen Kämpfen nicht allzu geübt erscheinen. Diesen Fehler hatte ich schon einmal begangen, in Tancreds Furt, und war in der Folge auf meine hinausgebrüllten Herausforderungen ohne Gegner geblieben. Statt dessen hatten mich Wächter aufgefordert, die Stadt unverzüglich zu verlassen. In Tancreds Furt hatte ich insgesamt nur zehn Kupfer-Tarsks verdienen können.
»Kämpft!« riefen Zuschauer.
»Ungeschickt!« brüllte jemand.
»Feigling!« tobte der Mann.
»Feigling!« sagte auch der Bauer.
Dies reizte mich. Ich gab meine Entschlossenheit, ihn auf eine bestimmte Weise zu behandeln, auf. Von einer schnellen Schlagfolge getroffen, sank er schlaff in den Sand. Ich tat, als wäre ich erschöpft und desorientiert und könne mich kaum noch auf den Beinen halten.
»Was für Glückshiebe!« ertönte hier und dort.
Ich blickte auf den großen Burschen nieder, der benommen im Sand hockte. Ich versuchte ungläubig zu erscheinen, als könne ich es nicht fassen, daß er am Boden liege, daß ich ihn irgendwie von den Beinen gebracht hätte.
»Steh auf!« brüllten Stimmen.
An den Armen wurde er auf die Seite gezerrt.
»Zehn Tarsks«, rief ein anderer Bauer, »daß ich ihn besiege!«
»Kannst du weiterkämpfen, Jason?« fragte der Wirt besorgt. Kämpfe dieser Art, wenn sie unter Aufsicht stattfanden, waren gut für seine Taverne.
»Ich werd’s versuchen«, sagte ich.
Der zweite Bursche legte in großer Eile seine Tunika ab, stürmte in den Sand, zögerte kaum einen Atemzug lang und begann mich mit trommelnden Fäusten zu bearbeiten. Ich glaube, er war verblüfft, weil er nur selten zu treffen vermochte. Es dauerte nicht lange, da wurden ihm die Arme lahm. Diesmal trieb ich das Spiel länger als beim ersten Kampf. Als das Interesse an dem Wettbewerb nachzulassen schien, brachte ich ihn schnell zu Ende. Er wurde an den Füßen aus der kleinen Arena gezogen.
»Ich begreife nicht, wie ein Mann, der sich so ungeschickt anstellt und so wenig Ahnung vom Kämpfen hat, so oft gewinnt«, bemerkte ein Mann an der Kampfarena.
»Noch hat er nicht gegen Haskoon gekämpft«, sagte jemand zuversichtlich.
»Ich bin Haskoon«, äußerte ein Barkenschiffer und trat in den Sand. Haskoon hielt seine Deckung zu hoch.
Der Mann nach Haskoon war eher Ringer als Faustkämpfer. Ich verzichtete allerdings darauf, ihm das Rückgrat zu brechen.
Der fünfte Gegner arbeitete als Ruderer auf einer Korngaleere. Er war sehr kräftig, aber – wie die anderen – ungeübt. Daß ihm der Kieferknochen brach, war ein Versehen.
»Jason dürfte am Ende seiner Kräfte sein«, sagte der Wirt aufgekratzt. »Wer tritt als nächster gegen ihn an?«
Aber es kam wie erwartet: niemand wagte sich vor.
Ich hob die Hände und zog meine Tunika über. Ich atmete nicht schwer. Ich war bei guter Laune. Ich spendierte eine Runde Paga für die fünf Männer, die mir dabei geholfen hatten, mir meine Passage zur nächsten Stadt flußaufwärts zu verdienen. Auch ihre Stimmung schien sich dabei etwas zu bessern. Meine Rücklagen, die zehn Silber-Tarsks, die ich beim Verkauf meiner früheren Herrin Lady Florence aus Vonda beim Sklavenhändler Tenalion aus Ar erzielt hatte, waren schon ziemlich angegriffen. Normalerweise hätte eine solche Summe auf Gor für Monate ausgereicht. Es waren jedoch harte Zeiten, und da führten meine Ansprüche und die Preise – besonders die in Lara – direkt auf diesen Weg der zusätzlichen Geldbeschaffung.
»Du bist kein gewöhnlicher Raufbold«, sagte der erste Mann, der großgewachsene Bauer. »Erzähl es nicht herum«, bat ich ihn. »Schön«, sagte er. Einer der anderen Männer bemerkte: »Zum letztenmal hab’ ic h mich so gefühlt, als ich von fünf Bosk niedergetrampelt wurde.«
»Ich bin euch allen dankbar«, sagte ich.
Umgeben war ich von Sklavinnen, die mir Paga einschenken wollten. Die Sklavenkragen machten sich hübsch an ihren Hälsen.
Der Wirt näherte sich dem Tisch, und ich stand auf und hielt ihm zur Begrüßung meinen Pagakelch entgegen.
»Gut hast du gekämpft, Jason«, sagte er.
»Danke«, gab ich zurück, doch mein Blick galt bereits der rothaarigen Sklavin, die sich an mein rechtes Knie klammerte.