Ich ging noch einmal nach draußen und brachte die anderen Dinge ins Haus, die ich hier und dort in Victoria erstanden hatte. Dann verriegelte ich die Tür.
»Wer ist da?« rief Miß Henderson von oben.
»Jason«, antwortete ich. Die Sklavin zählte nicht.
»Wer ist das?« fragte Miß Henderson, die oben am Treppenabsatz erschienen war.
»Liegt das nicht auf der Hand?« fragte ich. »Eine Sklavin. Ich nenne sie Lola.« Dies schien mir angemessen, da sie diesen Namen im Haus des Andronicus getragen hatte.
»Wer ist sie?« fragte Lola. Ich lächelte. Vor einem Goreaner hätte die Sklavin nicht so offen sprechen dürfen.
Bestürzt stand Miß Henderson oben an der Treppe.
»Sie ist hübsch«, sagte Lola, »und wohnt in deinem Haus. Trotzdem trägt sie keinen Kragen. Wie ich sehe, hast du dich seit damals im Haus des Andronicus nicht verändert, Jason.«
»Unverschämte Sklavin!« rief Miß Henderson.
Lola hatte mich mit meinem Namen angesprochen; dafür hatte sie eine Bestrafung verdient.
»Es muß eingekauft werden«, sagte ich zu Miß Henderson. »Kümmere dich darum.«
»Ich will nicht!«
»Kümmere dich darum!« wiederholte ich.
»Ja, Jason«, sagte sie zornig, kam die Treppe herab, holte Geld aus der Küche und verließ das Haus. Ich verriegelte die Tür wieder hinter ihr.
Lola blickte mich an. »Wenigstens werde ich hier ein schönes Sklavenleben haben«, sagte sie.
Ich hatte sie während meiner Mittagspause gefunden, während ich beiläufig durch die Hafenmärkte wanderte, in denen billige Mädchen zum Verkauf kamen. Zehn Kupfer-Tarsks hatte sie mich gekostet. Anschließend hatte ich mir den aufgelaufenen Lohn auszahlen lassen und den Nachmittag frei genommen, wofür mein Chef und die anderen Arbeiter großes Verständnis zeigten. Auf dem Rückweg erstand ich noch Sklaventunika, Sklavenkragen und Ketten – und das alles in doppelter Ausfertigung, ohne daß ich einen Grund dafür hätte angeben können.
Ich schnalzte mit den Fingern, und gehorsam eilte die Sklavin herbei, um abzuräumen.
»Eine wirklich unterwürfige Dirne«, sagte Miß Henderson, die auf der anderen Seite des Tisches kniete.
Lola hob den Blick nicht.
»Ziemlich verändert seit heute nachmittag, als du sie ins Haus brachtest«, fuhr sie fort. »Was hast du mit ihr angestellt?«
»Sie daran erinnert, daß sie Sklavin ist«, antwortete ich.
»Ich verstehe«, sagte Miß Henderson.
Lola erhob sich und brachte auf nackten Sohlen das Geschirr in die Küche.
»Ihre Tunika hat keine Ärmel und ist zu kurz«, bemerkte Miß Henderson.
»Es gefällt mir so.«
»Selbstverständlich. Sie gehört ja dir.«
Am nächsten Morgen kniete Lola im Sklavenkäfig und blickte zu mir auf. »Du bist doch ganz anders als früher«, sagte sie.
Ich zuckte die Achseln.
Schüchtern streckte sie den Arm zwischen den Gitterstäben hindurch und berührte mich. »Wirst du bald wieder dein Vergnügen bei mir suchen?« wollte sie wissen.
»Vielleicht.«
»Ich bin froh, daß du mich gekauft hast«, flüsterte sie. »Ich will versuchen, dir gut zu dienen.«
»Bilde dir nicht ein, daß du es hier leicht hast«, sagte ich warnend. »Wir haben eine freie Frau im Haus.«
»Ich werde ihr gehorchen«, sagte Lola, »als vollkommene Sklavin.«
»Aber vergiß nicht, daß du mir gehörst, und nicht ihr.«
»Das werde ich nicht vergessen«, sagte sie lächelnd, küßte ihre Fingerspitzen, streckte die Hand durch die Gitterstäbe und berührte mich an der Hüfte. »Ich weiß sehr wohl, wer mein Herr ist.«
»Du bist ein hübsches Ding, Lola«, sagte Miß Henderson nach dem Essen. Schwarzer Wein stand auf dem Tisch.
»Danke Herrin«, antwortete Lola mit gesenktem Kopf.
»Die Männer finden dich bestimmt attraktiv«, sagte Miß Henderson.
»Möglich«, antwortete Lola, »einige zumindest.« Ich lächelte vor mich hin. Der Mann, der Lola nicht anziehend fand, mußte schon ziemlich ausgetrocknet sein.
»Wie lange bist du schon Sklavin?« wollte Miß Henderson wissen.
»Vier Jahre, Herrin.«
»Hast du in dieser Zeit mehrere Herren gehabt?«
»Ja, Herrin.«
»Hast du ihnen als Sklavin gedient?«
»Ja, Herrin.«
»Voll und ganz?«
Lola senkte den Kopf noch mehr. »Ja, Herrin«, flüsterte sie.
»Genießt du es, die Hand deiner Herrin am Körper zu spüren?« fragte Miß Henderson.
»Ja, Herrin.«
»Wie ich sehe, bist du eine echte Sklavin.«
»Ja, Herrin.«
»Übrigens«, sagte ich zu Miß Henderson, »ich möchte, daß du deine Sachen aus dem großen Schlafzimmer schaffst.«
»Es ist mein Schlafzimmer!« rief sie.
»Nicht mehr. Jetzt nehme ich es. Es ist größer. Und es hat die Veranda, und man kann von dort den Garten und den Himmel sehen. Ich bin der Mieter des Hauses, ich nehme das Zimmer.«
»Nein!« sagte sie.
»Außerdem steht in dem Zimmer die große Couch mit dem Sklavenring am Fußende.«
»Ich verstehe«, sagte Miß Henderson und warf einen zornigen Blick auf Lola. Dann sprang sie auf und eilte zornig nach oben.
Genußvoll trank ich meinen schwarzen Wein aus. Als ich fertig war, hieß ich Lola abräumen und sich um die Küchenarbeit zu kümmern.
Einige Zeit später ging ich nach oben. Miß Henderson hatte das Zimmer ausgeräumt und saß in ihrem neuen Raum am Fußende der Couch. Ich holte meine Sachen aus diesem Zimmer und brachte sie in den großen Schlafraum. Von dort trat ich auf die Veranda hinaus und betrachtete den prächtigen Himmel. Als ich wieder nach unten ging, begegnete ich Miß Henderson, die ebenfalls nach unten wollte.
»Du scheinst erzürnt zu sein«, sagte ich.
»Nein.«
»Warum gehst du nach unten?«
»Um die Sklavin zu beaufsichtigen«, sagte sie. »Mädchen dieser Art sind faul und tun nichts, wenn man sie nicht im Auge behält.«
Ich trat zur Seite und ließ sie vorgehen. Sie war eine freie Frau, eine Frau von der Erde. Sie war keine Sklavin, die ihrem Herzen zu folgen hatte.
»Komm zu mir, Lola!« sagte ich.
Es war früher Abend. Miß Henderson und ich lagen ausgestreckt im Wohnzimmer und genossen einen turianischen Likör.
»Du kannst unmöglich wütend sein«, sagte ich zu Miß Henderson, »daß ich sie gekauft habe.« Ich drehte Lola, die neben mir stehengeblieben war, zur Seite und streichelte ihr das Bein. »Schau dir ihre Schenkel an und die verlockenden Rundungen ihres Körpers, ihre Brüste und Schultern, und ihren Hals, der meinen Kragen trägt.«
»Ja«, sagte Miß Henderson gepreßt, »du hast mit ihr wirklich einen guten Kauf gemacht!«
»Wenn du heute mit der Arbeit fertig bist, Lola«, sagte ich, »gehst du wieder nach oben und erwartest mich.«
»Ja, Herr«, sagte sie und eilte in die Küche.
»Findest du sie schöner als mich?« fragte Miß Henderson mürrisch.
»Sie ist sehr schön«, entgegnete ich, »aber sicher nicht schöner als du. Du bist wirklich schön.«
»Und doch kniet sie an deinem Lager und nicht ich.«
Ich knirschte mit den Zähnen und verdrängte hastig die Vorstellung, Miß Henderson könnte nackt in meinen Fellen liegen. Sie war die attraktivste Frau, die ich je gekannt hatte.
»Du bist eine freie Frau«, sagte ich.
»Vielleicht gäbe ich eine gute Sklavin ab.«
»Ich habe dir Respekt gezollt, ich habe dir die Freiheit gegeben. Und Geld. Nichts habe ich dir verweigert. Trotzdem bist du unzufrieden.«
»Eins hast du mir verweigert.«
»Und das wäre?«
»Den Sklavenkragen.«
»Geh auf dein Zimmer«, sagte ich.
»Natürlich«, sagte sie, »ich möchte dich auch nicht länger von deiner Dirne fernhalten.«
Ich folgte ihr die Treppe hinauf und betrat mein Zimmer. Die Tür verriegelte ich hinter mir.
Lola kniete nackt vor der Couch. »Ich bin bereit, dir Vergnügen zu schenken, Herr«, sagte sie lächelnd.