»Lola!« rief ich. »Lola!«
Es war ein langer Tag auf den Hafenpiers gewesen. Ich freute mich auf die Fürsorge der hübschen kleinen Sklavin.
»Lola!« rief ich.
Wo war sie? Sie hätte längst zu mir eilen und fröhlich vor mir knien müssen.
»Lola!« Allmählich wurde ich böse. Wurde das Mädchen nachlässig? Vielleicht mußte sie an ihre Pflichten erinnert werden.
»Sie ist nicht hier«, sagte Miß Henderson leichthin.
»Du hast sie Einkaufen geschickt?«
»Nein.«
»Wo ist sie dann?« fragte ich. »Du weißt, ich habe sie gern um mich, wenn ich nach Hause komme.«
»Sie ist nicht hier«, antwortete Miß Henderson ausweichend.
»Wo?«
»Sie war eine ärmliche Sklavin«, sagte Miß Henderson. »Sie war faul. Ihre Arbeit war nicht zufriedenstellend.«
»Wo ist sie?«
»Ich war unzufrieden mit ihr.«
»Wo ist sie?«
»Ich habe sie verkauft!«
Ungläubig starrte ich sie an.
»Ihre Arbeit war nicht zufriedenstellend«, wiederholte sie. »Ich befahl ihr, sich fesseln zu lassen, was sie als Sklavin nicht ablehnen konnte. Ich führte sie daraufhin zum Hafen, wo ich sie verkaufte.«
»An welchen Händler?« fragte ich zornig.
»Nach dem Namen habe ich nicht gefragt.«
»Auf welchem Kai war der Markt?«
»Ich habe zwei Kupfer-Tarsks für sie bekommen.«
»Der Markt stand auf welchem Kai?«
»Wenn du willst, gebe ich dir die beiden Kupfer-Tarsks.«
»Auf welchem Kai!«
»Ich habe nicht darauf geachtet«, sagte sie. »Sicher ist sie längst weiterverkauft worden, Jason! Laß mich los!«
Ich hatte sie grob an den Armen gepackt und hob sie beinahe von den Füßen.
»Es stand dir nicht zu, sie zu verkaufen!« sagte ich.
»Sie arbeitete nicht gut«, antwortete sie. »Ich habe Anteil an diesem Haushalt.«
»Es stand dir trotzdem nicht zu!«
»Ich gebe dir die beiden Münzen«, sagte sie. »Wir können uns eine andere Arbeitssklavin kaufen, eine bessere Arbeiterin, mit der wir beide zufrieden sind.«
»Lola hat vorzüglich gearbeitet«, sagte ich.
»Ich mochte sie nicht. – Jason!«
Ich hatte sie wütend quer durch das Zimmer geschleudert.
»Vorsicht! Ich bin frei!«
»Du hattest nicht das Recht, sie zu verkaufen!«
»Ich bin frei. Ich tue, was mir gefällt!«
Aufgebracht starrte ich sie an. Dann wandte ich mich ab.
»Wohin gehst du?« fragte sie.
»Zum Hafen.«
»Sie ist bestimmt längst verkauft!« rief sie. »Du wirst sie niemals finden!«
»Wann hast du sie zum Verkauf gebracht?«
»Heute früh, kurz nach deinem Weggang.«
»Du hast dir das gut überlegt.«
»Du wirst sie niemals finden!«
Zornig verließ ich das Haus und knallte die Tür hinter mir zu. Dann begann ich in Richtung Hafen zu laufen.