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Schon bald entstand eine Routine, der Thrall die nächsten Jahre folgte. Er wurde bei Sonnenaufgang gefüttert. Die Ketten an seinen Händen und Füßen erlaubten es ihm, hinaus auf den Innenhof von Durnholde zu schlurfen, wo er seine Übungen begann. Zuerst fungierte Blackmoore selbst als sein Ausbilder, zeigte ihm die Grundtechniken und lobte ihn oft geradezu überschwänglich. Manchmal war seine Stimmung allerdings auch schlecht, und dann konnte Thrall nichts richtig machen. An diesen Tagen sprach der Adlige etwas undeutlich, seine Bewegungen waren unkontrolliert, und er beschimpfte den Ork, ohne dass Thrall einen Grund dafür erkennen konnte. Thrall akzeptierte schließlich, dass er einfach unwürdig war. Wenn Blackmoore ihn beschimpfte, lag es daran, dass er es verdiente. Jedes Lob entsprang nur der Freundlichkeit seines Herrn.

Nach einigen Monaten kam jedoch ein anderer Mann hinzu, und Thrall sah Blackmoore nur noch selten. Dieser Mann, den Thrall nur als Sergeant kannte, war nach menschlichen Maßstäben riesig – weit über sechs Fuß groß, mit einer breiten Brust, die von krausem rotem Haar bedeckt war. Das zerzauste Haar auf dem Kopf war ebenfalls feuerrot und passte zum langen Bart. Er trug einen schwarzen Schal, der um den Hals geknotet war, und in einem Ohr steckte ein großer Ohrring. Am ersten Tag, als er sich Thrall und den anderen Kämpfern, die neben ihm ausgebildet wurden, vorstellte, sah er alle mit hartem, unbeugsamem Blick an und erklärte ihnen die Herausforderung, die er für sie bereithielt.

»Seht ihr das?« Er zeigte mit seinem kräftigen Zeigefinger auf den glänzenden Ring in seinem Ohr. »Ich habe ihn seit dreizehn Jahren nicht herausgenommen. Ich habe Tausende von Rekruten wie euch ausgebildet. Und jeder Gruppe biete ich die gleiche Herausforderung: Reißt den Ohrring aus meinem Ohr, und ihr könnt mich zu Brei schlagen!« Er grinste und zeigte einige Zahnlücken. »Ihr glaubt mir das jetzt vielleicht noch nicht, aber wenn ich mit euch fertig bin, würdet ihr eure eigene Mutter verkaufen, um mir eine verpassen zu können. Sollte ich jedoch jemals so langsam sein, dass ich einen Angriff von euch Damen nicht abwehren kann, dann habe ich es verdient, dass mein Ohr abgerissen wird und ich auch die mir noch verbliebenen Zähne schlucken muss.«

Er schritt entlang der Reihe, in der sich die Auszubildenden aufgestellt hatten, und stoppte abrupt vor Thrall. »Das gilt besonders für dich, du übergroßer Kobold«, schnarrte Sergeant.

Thrall senkte verwirrt den Blick. Man hatte ihm beigebracht, niemals seine Hand gegen Menschen zu erheben. Und jetzt sah es so aus, als solle er gegen einen von ihnen kämpfen. Aber er würde niemals versuchen, den Ohrring aus Sergeants Ohrläppchen zu reißen.

Eine große Hand legte sich unter Thralls Kinn und hob es hoch. »Du siehst mich an, wenn ich mit dir rede, verstanden?«

Thrall nickte. Er war nun vollends verwirrt. Blackmoore wollte nicht, dass er ihn ansah, doch dieser Mann hatte ihm gerade befohlen, genau das zu tun. Wie sollte er sich verhalten?

Sergeant teilte sie in Paare auf. Sie bildeten eine ungerade Zahl, und Thrall stand schließlich allein. Sergeant trat vor ihn und warf ihm ein Holzschwert zu. Thrall fing es in einem Reflex auf. Sergeant nickte zufrieden.

»Gute Auge-Hand-Koordination«, sagte er. Wie die anderen Männer trug er einen Schild und eine schwere, gut gepolsterte Rüstung, die Körper und Kopf schützte. Thrall besaß nichts dergleichen. Seine Haut war so dick, dass er die Schläge ohnehin kaum spürte, und er wuchs so schnell, dass jede Kleidung oder Rüstung, die man ihm anpasste, bald wieder zu klein wurde.

»Dann wollen wir mal sehen, wie du dich verteidigst.« Ohne weitere Warnung griff Sergeant Thrall an.

Für eine Sekunde zuckte Thrall zurück, doch dann schien in seinem Inneren etwas an den rechten Platz zu rücken. Er bewegte sich nicht mehr ängstlich und verwirrt, sondern mit Selbstvertrauen. Er stand gerade, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und realisierte erst in diesem Augenblick, wie schnell er eigentlich wuchs – er überragte bereits seinen Gegner.

Er hob den linken Arm, von dem er wusste, dass er eines Tages einen Schild halten würde, der schwerer als ein Mensch war, verteidigte sich damit gegen das Holzschwert und bewegte seine eigene Übungswaffe in einem eleganten Halbbogen.

Wenn Sergeant nicht mit verblüffender Schnelligkeit reagiert hätte, wäre Thralls Schwert gegen seinen Helm geprallt. Trotz dieses Schutzes aber war die Kraft, die hinter dem Schlag steckte, so groß, dass der Ork Sergeant vermutlich getötet hätte. Aber Sergeant war unglaublich behände, und sein Schild blockte Thralls sonst tödlich geführten Hieb ab. Thrall grunzte überrascht, als Sergeant ihn mit dem selbst geführten Streich am nackten Bauch traf. Er stolperte und verlor kurz das Gleichgewicht.

Sergeant nutzte die Gelegenheit und stieß vor. Seine drei kurzen Schläge hätten einen ungeschützten Mann getötet. Thrall gewann sein Gleichgewicht zurück und spürte, wie ihn ein seltsames heißes Gefühl durchfuhr. Plötzlich verengte sich seine Welt, bis er nur noch den Mann vor sich sah. All seine Frustration und Hilflosigkeit verschwand und wurde ersetzt von einem scharf fokussierten Wunsch: Töte Sergeant!

Er schrie laut auf – die Macht seiner eigenen Stimme überraschte ihn dabei selbst – und griff an. Er hob die Waffe und schlug zu, hob und schlug, deckte den Hünen von einem Menschen mit Schlägen ein.

Sergeant versuchte sich zurückzuziehen, rutschte jedoch auf einem Steinboden aus und fiel nach hinten. Thrall schrie erneut, als der innige Wunsch, Sergeants Kopf zu zermalmen, wie eine heiße Flut in ihm aufstieg. Sergeant gelang es, sein Schwert vor sich zu bringen und die meisten Schläge abzuwehren, aber nun lag er eingezwängt unter Thralls säulenartigen Beinen. Thrall warf sein Schwert zur Seite und streckte seine großen Pranken aus. Wenn er sie nur um Blackmoores Hals hätte legen können …

Thrall erstarrte, war entsetzt über das Bild, das vor seinem geistigen Auge stand. Seine Finger befanden sich nur Zentimeter von Sergeants Kehle entfernt. Sie war zwar durch eine Halsberge geschützt, aber Thralls Finger waren stark. Wenn er zugedrückt hätte …

Und dann waren mehrere Männer über ihm, brüllten ihn an und zerrten ihn vom reglosen Körper des Ausbilders weg. Thrall lag plötzlich auf dem Rücken und musste die Arme heben, um die Schläge mehrerer Schwertattrappen abzuwehren. Er hörte ein seltsames Geräusch, ein Singen, und sah etwas Metallisches in der Sonne aufblitzen.

»Halt!«, schrie Sergeant. Seine Stimme war so laut und gebieterisch, als sei er nicht gerade noch Zentimeter vom Tod entfernt gewesen. »Verdammt noch mal, halt! Oder ich schneide deinen verfluchten Arm ab! Steck dein Schwert sofort weg, Maridan!«

Thrall hörte ein Klicken. Dann wurde er gepackt und auf die Beine gestellt. Er blickte Sergeant an.

Zu seiner völligen Überraschung begann Sergeant zu lachen. Er schlug dem Ork auf die Schulter. »Gut gemacht, Junge. Ich war noch nie so dicht davor, meinen Ohrring zu verlieren – und das schon beim ersten Kampf. Du bist der geborene Krieger, aber du hast wohl das Ziel aus den Augen verloren, oder?« Er zeigte auf den goldenen Ohrring. »Das war das Ziel, nicht das Leben aus mir herauszupressen.«

Thrall versuchte zu sprechen. »Es tut mir Leid, Sergeant. Ich weiß nicht, was mit mir passiert ist. Ihr habt angegriffen, und dann …« Das Bild, das kurz in Zusammenhang mit Blackmoore in ihm aufgestiegen war, ließ er unerwähnt. Es war schlimm genug, dass er den Kopf verloren hatte.

»Bei manchen Feinden hättest du richtig gehandelt«, sagte Sergeant überraschend. »Gute Taktik. Aber bei anderen Gegnern, so wie bei allen Menschen, die dir entgegentreten, reicht es, sie zu Boden zu werfen und es zu beenden. Hör an diesem Punkt auf. In einem echten Kampf kann die Blutgier vielleicht deine Haut retten, aber bei Gladiatorenkämpfen musst du hiermit …« Er tippte sich gegen die Stirn. »… arbeiten und nicht hiermit.« Er berührte seinen Bauch. »Ich möchte, dass du ein paar Bücher über Strategie liest. Du kannst doch lesen, oder?«

»Ein wenig«, brachte Thrall hervor.

»Du musst dir die Gesetzmäßigkeiten einer Schlacht verinnerlichen. Diese Anfänger kennen sie alle.« Er zeigte auf die anderen Rekruten. »Eine Zeitlang wird das ihr Vorteil sein.« Er drehte sich um und blickte sie streng an. »Aber nicht lange, meine Herren. Der hier hat Mut und Stärke, dabei ist er noch ein Kind …«

Die Männer warfen Thrall feindselige Blicke zu. Thrall spürte eine plötzliche Wärme, ein Glücksgefühl, das er noch nie erlebt hatte. Er hatte beinahe einen Mann getötet, war dafür aber nicht bestraft worden. Stattdessen hatte man ihm gesagt, dass er lernen müsse, um sich weiter zu verbessern und um zu verstehen, wann er den Tod des Gegners suchen musste und wann er …was zeigen sollte? Wie nannte man es, wenn man das Leben eines Gegners verschonte?

»Sergeant?«, fragte er und hoffte, er würde für diese Frage nicht bestraft werden. »Manchmal … nun, Ihr sagtet, manchmal solle man nicht töten … Warum nicht?«

Sergeant sah ihn an. »Man nennt es Gnade, Thrall«, antwortete er ruhig. »Und auch das wirst du lernen.«

Gnade. Lautlos wiederholte Thrall das Wort und ließ es über seine Zunge rollen. Es war ein schönes Wort, es gefiel ihm.


»Du hast ihn das mit dir machen lassen?« Obwohl Tammis dieser speziellen Unterhaltung zwischen seinem Herrn und dem Mann, den er angeheuert hatte, um Thrall auszubilden, nicht unmittelbar beiwohnen durfte, drang Blackmoores schrille Stimme bis zu ihm vor. Tammis hörte auf, den Lehm von Blackmoores Stiefeln zu wischen und beugte sich vor, um angestrengter zu lauschen. Obwohl … er sah es nicht als Lauschen an, sondern als einen wichtigen Beitrag, um das Wohlergehen seiner Familie zu schützen.

»Es war eine gute Kampftaktik.« Sergeant Irgendwie klang nicht, als würde er sich rechtfertigen. »Also ging ich damit um, wie mit dem Angriff jedes anderen Mannes.«

»Aber Thrall ist kein Mann, er ist ein Ork! Oder ist dir das nicht aufgefallen?«

»Doch, das ist es«, erwiderte der Sergeant. Tammis bewegte sich, bis er durch die halb geschlossene Tür spähen konnte. Sergeant passte nicht so recht in Blackmoores üppig dekoriertes Empfangszimmer. »Und mir steht die Frage nicht zu, weshalb Ihr ihn so umfassend ausbilden lasst.«

»Da hast du Recht.«

»Aber Ihr wollt, dass er umfassend ausgebildet wird«, sagte der Sergeant, »und genau das tue ich.«

»Indem du dich fast von ihm umbringen lässt?«

»Indem ich eine gute Taktik lobe, und indem ich ihm beibringe, wann seine Blutgier gut ist, und wann er einen kühlen Kopf bewahren muss«, grollte der Sergeant.

Tammis unterdrückte ein Lächeln. Scheinbar fiel es dem Sergeant schwer, seinen eigenen Rat zu befolgen und Ruhe im passenden Augenblick zu bewahren.

»Aber deshalb komme ich nicht zu Euch. Man hat mir gesagt, Ihr hättet ihm das Lesen beigebracht. Ich möchte, dass er sich ein paar Bücher ansieht.«

Tammis starrte ihn an.

»Was?«, schrie Blackmoore.

Tammis hatte seine Arbeit völlig vergessen. Er linste durch den Türspalt, eine Bürste in der einen, einen dreckigen Stiefel in der anderen Hand und lauschte konzentriert. Als jemand ihm leicht auf die Schulter tippte, schrie er beinahe auf.

Mit klopfendem Herzen fuhr er herum und sah Taretha. Sie grinste ihn schräg an. Der Blick ihrer blauen Augen glitt von ihrem Vater zur Tür. Sie wusste offensichtlich genau, was er tat.

Tammis war es peinlich. Aber dieses Gefühl wurde von dem Verlangen übertroffen zu erfahren, was als nächstes geschehen würde. Er legte einen Finger auf die Lippen, und Taretha nickte verstehend.

»Nun, warum bringt Ihr einem Ork das Lesen bei, wenn er nicht lesen soll?«

Blackmoore murmelte etwas Unverständliches.

»Er hat ein Gehirn, was auch immer Ihr sonst von ihm denken mögt. Wenn ich ihn so ausbilden soll, wie Ihr es erwartet, muss er Kampftaktiken lernen, Karten studieren, Strategien, Belagerungstechniken …«

Der Sergeant zählte die Dinge ruhig an seinen Fingern ab.

»Also gut!«, explodierte Blackmoore. »Ich werde das vermutlich irgendwann bereuen …« Er ging zu einer Bücherwand und suchte rasch einige Folianten heraus. »Taretha!«, brüllte er dann.

Der ältere Foxton-Diener und die jüngere Dienerin zuckten gemeinschaftlich zusammen. Taretha glättete ihr Haar, machte ein freundliches Gesicht und betrat den Raum.

Sie machte einen Knicks. »Ja, Sir?«

»Hier.« Er reichte ihr die Bücher. Sie waren groß und lagen schwer auf ihren Armen. Sie sah ihn über den Rand des obersten Bandes an, konnte gerade noch darüber hinweg blicken. »Gib das Thralls Wächter, damit er es an ihn übergibt.«

»Ja, Sir«, antwortete Taretha, als würde ihr so etwas jeden Tag befohlen. Dabei war es einer der schockierendsten Befehle, die Tammis seinen Herrn je hatte aussprechen hören. »Sie sind etwas schwer, Sir … darf ich in mein Quartier gehen, um einen Sack zu holen? Darin kann ich sie leichter tragen.«

Sie wirkte ganz wie ein gehorsames Dienstmädchen. Nur Tammis und Clannia wussten, welch scharfer Verstand – und welch scharfe Zunge – sich hinter dem verführerisch hübschen Antlitz verbarg. Blackmoore wurde etwas freundlicher und strich über ihr helles Haar.

»Natürlich, Kind. Aber bringe sie ihm direkt, verstanden?«

»Aber ja, Sir. Danke, Sir.« Sie schien einen Knicks versuchen zu wollen, überlegte es sich jedoch anders und ging.

Tammis schloss die Tür hinter ihr. Taretha drehte sich mit großen leuchtenden Augen zu ihm um. »Oh, Pa!«, stieß sie mit leiser, kaum hörbarer Stimme hervor. »Ich werde ihn sehen

Tammis’ Stimmung sank. Er hatte gehofft, dass sie ihr verstörendes Interesse an dem Ork verloren hatte. »Nein, Taretha. Du gibst die Bücher nur den Wächtern, das ist alles.«

Sie senkte den Kopf und wandte sich traurig ab. »Es ist nur … seit Faralyns Tod … ist er der einzige kleine Bruder, den ich noch habe.«

»Er ist nicht dein Bruder, er ist ein Ork. Ein Tier, das nur für Kerker oder Gladiatorenkämpfe taugt. Vergiss das nicht.«

Tammis hasste es, seine Tochter zu enttäuschen, aber es geschah nur zu ihrem Besten. Niemand durfte erfahren, dass sie sich für Thrall interessierte. Wenn Blackmoore es jemals herausfand, würde es nichts Gutes nach sich ziehen.

Thrall schlief fest. Er war erschöpft von den aufregenden Übungen des Tages, als die Tür zu seiner Zelle aufgestoßen wurde. Er blinzelte verschlafen und stand auf. Einer der Wächter trat mit einem großen Sack in den Händen ein.

»Der Leutnant sagt, die sind für dich. Er will, dass du sie liest und dich dann mit ihm darüber unterhältst«, sagte der Wächter. Da war ein Ansatz von Verachtung in seiner Stimme, aber Thrall beachtete es nicht. Die Wachen sprachen immer mit Verachtung zu ihm.

Die Tür wurde zugezogen und verschlossen. Thrall betrachtete den Sack. Mit einer Vorsicht, die nicht zu seiner riesenhaften Größe passte, öffnete der den Knoten und sah hinein. Seine Finger schlossen sich um etwas Rechteckiges und Hartes, das leicht nachgab.

Das konnte nicht sein. Er erinnerte sich an das Gefühl …

Er wagte kaum zu hoffen, als er es aus dem Sack ins Halbdunkel seiner Zelle zog und anstarrte.

Es war tatsächlich ein Buch.

Er las den Titel laut vor: »Die Geschichte der Allianz von Lor-Lordaeron.« Enthusiastisch griff er nach einem zweiten Buch, dann nach einem dritten. Es waren alles Werke über das Kriegshandwerk. Als er eines der Bücher aufschlug, fiel etwas auf den strohbedeckten Zellenboden. Es war ein kleines, mehrfach zusammengefaltetes Blatt Papier.

Neugierig – und wegen seiner großen Finger langsam – faltete er es auseinander. Es war ein Brief. Seine Lippen bewegten sich, aber er las nicht laut.

Lieber Thrall,

unser Lord B. hat befohlen, dass du diese Bücher haben sollst. Ich freue mich so für dich. Ich wusste nicht, dass du lesen lernen durftest. Er hat es mich lernen lassen, und ich lese sehr gerne. Ich vermisse dich und hoffe, dass es dir gut geht. Was sie mit dir im Hof machen, sieht aus, als würde es weh tun, aber ich hoffe, du bist in Ordnung. Ich würde gerne weiter mit dir reden. Willst du das auch? Wenn ja, schreibe eine Notiz auf die Rückseite dieses Blatts und lege es wieder gefaltet ins Buch zurück. Ich werde versuchen dich zu besuchen. Wenn das nicht klappt, suche du nach mir. Ich bin das kleine Mädchen, das dir einmal zugewunken hat. Ich hoffe, du schreibst zurück!!!!

In Liebe,

Taretha

P.S.: Sage niemandem etwas über diesen Brief, oder wir kriegen GROSSE SCHWIERIGKEITEN!!!

Thrall setzte sich schwer hin. Er konnte kaum glauben, was er gerade gelesen hatte. Er erinnerte sich an das kleine Mädchen, hatte sich damals gefragt, weshalb es ihm gewunken hatte. Es kannte ihn offensichtlich … und mochte ihn. Wie konnte das sein? Wer war dieses Menschenkind?

Er streckte einen Zeigefinger aus und betrachtete den stumpfen, geschnittenen Nagel. Der musste reichen. An seinem linken Arm entstand ein Kratzer, der bald wieder verheilt sein würde. Thrall stieß den Finger so tief wie möglich hinein und zog ihn wieder heraus. Ein dünner Blutfaden war seine Belohnung. Er benutzte den Nagel wie einen Griffel und schrieb konzentriert ein einziges Wort auf die Rückseite der Notiz: JA.

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