9

Thrall war in seinem ganzen Leben noch nie so erschöpft und ausgehungert gewesen. Aber die Freiheit schmeckte süßer als das Fleisch, mit dem sie ihn gefüttert hatten, und er schlief besser darauf, als auf dem Stroh, auf dem er als Blackmoores Gefangener in Durnholde genächtigt hatte. Es gelang ihm nicht, die Hasen und Eichhörnchen zu fangen, die durch den Wald liefen, und er wünschte sich außer Kriegsgeschichte und dem Wesen der Kunst auch Überlebensfähigkeiten erlernt zu haben. Da es Herbst war, gab es reife Früchte auf den Bäumen, und bald wusste er, wie er Würmer und Insekten finden konnte. Das half nur wenig gegen den riesigen Hunger, der in seinen Eingeweiden wühlte, aber wenigstens hatte er frisches Wasser in Hülle und Fülle – zahlreiche Bäche und kleine Rinnsale wanden sich durch den Wald.

Nach einigen Tagen, als Thrall gerade durch Dickicht lief, drehte sich der Wind und trug den süßen Geruch von gebratenem Fleisch zu ihm. Er atmete tief ein, als könne er allein durch den Geruch die Nahrung in sich aufnehmen. Hungrig folgte er der Spur.

Obwohl sein Körper nach Nahrung schrie, ließ Thrall nicht zu, dass der Hunger seine Vorsicht beeinträchtigte. Das war auch gut so, denn als er den Rand des Waldes erreichte, sah er Dutzende von Menschen.

Der Tag war schön und warm, einer der letzten dieser sonnigen Herbsttage, und die Menschen bereiteten fröhlich ein Fest vor, das Thrall den Mund wässrig machte. Es gab gebackenes Brot, Bottiche voll mit frischem Obst und Gemüse, Fässer mit Marmelade und Butter, Käseräder, Flaschen voller – wie er annahm – Wein und Met, und in der Mitte der Lichtung drehten zwei Schweine langsam auf Spießen.

Thralls Knie gaben nach, und er sank langsam auf den Waldboden, wo er fasziniert auf die Essensberge starrte, die ihn zu verhöhnen schienen. Auf der Lichtung spielten Kinder mit Reifen und Fahnen und anderem Spielzeug, das Thrall nicht kannte. Mütter säugten ihre Babys, und Mädchen tanzten schüchtern mit jungen Männern. Es war ein Anblick der Zufriedenheit und des Glücks, und Thrall wünschte sich nicht nur wegen des Essens, er könnte dazu gehören.

Aber das tat er nicht. Er war ein Ork, ein Monster, ein Grünhäutiger, ein Schwarzblütiger und was es an solchen Schreckensworten noch gab. Also saß er da und sah zu, während die Dorfbewohner feierten und tanzten, bis sich die Nacht über sie senkte.

Die Monde stiegen auf, einer hell und weiß, der andere kühl und blaugrün, als die letzten Möbelstücke, Essensreste und Teller weggeräumt wurden. Thrall beobachtete, wie die Dorfbewohner einem gewundenen Pfad durch die Felder folgten und sah schmale Kerzen in kleinen Fenstern auftauchen. Noch immer wartete er und sah zu, wie die Monde langsam über den Himmel zogen. Stunden nachdem die letzte Kerze in den Fenstern verloschen war, erhob sich Thrall und bewegte sich mit geübter Lautlosigkeit auf das Dorf zu.

Sein Geruchssinn war schon immer stark ausgeprägt gewesen und steigerte sich jetzt noch, während er das Essen roch. Er folgte den Gerüchen und griff durch geöffnete Fenster nach ganzen Brotlaiben, die er sofort verschlang. Er fand einen Korb voll mit Äpfeln neben einer Tür und kaute gierig auf den kleinen süßen Früchten.

Saft lief süß und klebrig über seine nackte Brust. Abwesend wischte er ihn mit seiner großen grünen Hand weg. Langsam wich der Hunger. In jedem Haus nahm Thrall etwas an sich, aber nie zu viel.

Durch ein Fenster sah Thrall Gestalten, die neben dem ersterbenden Herdfeuer schliefen. Er wich sofort zurück, wartete einen Moment und blickte erneut hinein. Es waren Kinder, die auf Strohmatratzen schliefen. Sie waren zu dritt, und ein viertes schlief in einer Wiege. Zwei waren Jungen, das dritte war ein kleines Mädchen mit blondem Haar. Thrall sah zu, wie es sich im Schlaf umdrehte.

Ein scharfer Schmerz durchfuhr ihn. Es war, als sei keine Zeit vergangen, seit dem Tag, an dem er Taretha zum ersten Mal gesehen hatte. Sie hatte gelächelt und ihm zugewunken. Dieses Mädchen sah ihr so ähnlich mit ihren runden Wangen und dem goldenen Haar …

Ein lautes Geräusch ließ ihn zusammenschrecken. Thrall fuhr herum und sah etwas Vierbeiniges und Dunkles auf sich zufliegen. Zähne schnappten neben seinem Ohr zusammen. Thrall reagierte instinktiv, griff nach dem Tier und legte ihm seine Hände um den Hals. War dies ein Wolf, eines dieser Wesen, mit denen sein Volk manchmal Freundschaft schloss?

Das Tier hatte hochstehende spitze Ohren, eine lange Schnauze und spitze weiße Zähne. Es passte zu den Holzstichen von Wölfen, die er in Büchern gesehen hatte, nur Farbe und Kopfform stimmten nicht völlig überein.

Die Menschen im Haus erwachten, und er hörte die ersten Warnrufe. Er drückte zu, und das Tier erschlaffte. Thrall ließ den Körper fallen, spähte wieder ins Haus und entdeckte das kleine Mädchen, das ihn aus angstgeweiteten Augen anstarrte. Es zeigte auf ihn und schrie: »Monster! Da – Monster!«

Die verhassten Worte, die über ihre Lippen kamen, verletzten Thrall. Er drehte sich, um zu fliehen, bemerkte jedoch, dass sich ein Halbkreis von verängstigten Dorfbewohnern um ihn gebildet hatte. Einige hielten Heugabeln und Sensen, wahrscheinlich die einzigen »Waffen«, die sie besaßen.

»Ich will euch nichts tun«, begann Thrall.

»Es spricht! Ein Dämon!«, schrie jemand, und die kleine Gruppe griff an.

Thrall reagierte instinktiv. Als einer der Männer mit einer Heugabel nach ihm stieß, entriss Thrall sie ihm und benutzte sie, um den anderen Bauern die Gabeln und Sensen aus den ungeschickten Händen zu schlagen. Er stieß seinen Kampfschrei aus. Die Blutgier durchströmte ihn, und er schwang die eigene Gabel seinen Angreifern entgegen.

Er stoppte, bevor er einen zu Boden gegangenen Mann, der ihn aus geweiteten Augen anstarrte, aufspießen konnte.

Diese Männer waren nicht seine Feinde, obwohl sie ihn fürchteten und hassten. Sie waren nur Bauern, die von ihren Ernten lebten und von den Tieren, die sie züchteten. Sie hatten Kinder. Sie hatten Angst vor ihm, das war alles. Nein, hier gab es keinen Feind. Der Feind schlief zufrieden in seinem Federbett in Dumholde.

Mit einem Schrei des Selbsthasses schleuderte Thrall die Gabel von sich, nutzte die Lücke, die im Kreis der Angreifer entstanden war, und floh zurück in den Wald.

Die Männer verfolgten ihn nicht. Thrall hatte es auch nicht erwartet. Sie wollten nur ihre Ruhe. Während er durch den Wald lief und die aufputschenden Gefühle, die in der Konfrontation entstanden waren, zu seinem Vorteil umsetzte, versuchte er erfolglos, das Bild des kleinen Mädchens aus seinem Kopf zu verbannen. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte nicht vergessen, wie es vor Angst geschrien und ihn »Monster« genannt hatte.


Thrall lief den ganzen nächsten Tag und bis in die Nacht hinein. Erst dann brach er vor Erschöpfung zusammen und schlief einen totengleichen Schlaf, in dem ihn keine Träume plagten. Etwas weckte ihn kurz vor Tagesanbruch, und er blinzelte benommen.

Ein heftiger Stoß in die Magengrube weckte ihn vollends – und er blickte in acht ärgerliche Ork-Gesichter.

Er versuchte aufzustehen, aber sie fielen über ihn her und fesselten ihn, noch bevor er reagieren konnte. Einer von ihnen streckte Thrall sein großes, mürrisches Gesicht entgegen. Er hatte gelbe Hauer und bellte etwas völlig Unverständliches. Thrall schüttelte den Kopf.

Der Ork wirkte entsetzlich wütend, als er Thrall an einem seiner Ohren packte und weitere Laute über ihm ausschüttete.

Thrall ahnte, was der andere ihm sagen wollte und antwortete in der Menschensprache: »Nein, ich bin nicht taub.«

Alle zischten wütend. »Mensch!«, schnappte der große Ork, der ihr Anführer zu sein schien. »Du nicht sprichst Orkisch?«

»Ein wenig«, erwiderte Thrall in dieser Sprache. »Mein Name ist Thrall.«

Der Ork starrte ihn an, öffnete den Mund und lachte plötzlich schallend. Seine Freunde machten es ihm nach. »Mensch, der wie ein Ork aussieht«, sagte er und richtete einen Finger mit breitem schwarzem Nagel auf ihn. »Tötet ihn!«

»Nein!«, schrie Thrall auf Orkisch. Nur ein Aspekt dieser bedrohlichen Begegnung gab ihm überhaupt noch etwas Hoffnung: Diese Orks waren Kämpfer. Sie lungerten nicht in müder Verzweiflung irgendwo herum, und sie gaben gewiss nicht vor einer leicht zu überwindenden Mauer auf. »Will finden Grom Hellscream!«

Der große Ork stutzte. In gebrochener Menschensprache fragte er: »Wieso finden? Du geschickt, um zu töten? Von Menschen?«

Thrall schüttelte den Kopf. »Nein. Lager … schlecht. Orks …«

Ihm fehlten die Worte in dieser fremden Sprache, also seufzte er tief, ließ seinen Kopf hängen und versuchte so auszusehen, wie die bemitleidenswerten Wesen, die er im Lager gesehen hatte. »Ich will Orks …« Er hob seine gefesselten Hände und brüllte: »Grom hilft! Keine Lager mehr! Keine Orks wie …« Erneut versuchte er, lethargisch und hoffnungslos dreinzuschauen.

Er riskierte einen Blick nach oben und fragte sich, ob sein gebrochenes Orkisch ihnen vermittelt hatte, was er wollte. Zumindest versuchten sie nicht länger, ihn zu töten. Ein anderer Ork, der etwas kleiner war, aber ebenso gefährlich wie der Erste wirkte, sprach mit rauer Stimme. Der Anführer antwortete gereizt. Sie stritten, und schließlich schien der Große nachzugeben.

»Tragg sagt, vielleicht. Vielleicht du siehst Hellscream. Wenn du wert bist. Komm.« Sie stellten ihn auf die Beine und marschierten los. Ein Speerstoß in den Rücken brachte Thrall dazu, schneller zu gehen. Obwohl er gefesselt und von feindlichen Orks umgeben war, erlebte Thrall Momente des Glücks.

Er würde Grom Hellscream sehen, den Ork, der ungeschlagen war. Gemeinsam würde es ihnen vielleicht gelingen, die gefangenen Orks zu befreien, sie zum Handeln zu ermutigen und an ihre Herkunft zu erinnern.

Obwohl es Thrall schwer fiel, die richtigen Worte in der Ork-Sprache zu finden, verstand er doch wesentlich mehr als er selbst zu sagen vermochte. Also blieb er stumm und hörte zu.

Die Orks, die ihn zu Hellscream bringen wollten, waren überrascht über die Energie, die er ausstrahlte. Thrall bemerkte, dass viele von ihnen braune oder schwarze Augen hatten, nicht das merkwürdige Rot der meisten Orks aus dem Lager. Kelgar hatte vermutet, dass es einen Zusammenhang zwischen dem »Feuerblick« und der seltsamen Lethargie gab, unter der die Orks litten. Thrall wusste nicht, ob es stimmte und hoffte, durch Zuhören mehr zu erfahren.

Die Orks erwähnten zwar nicht die rotglühenden Augen, sprachen aber über das Phänomen der Lethargie. Viele der Worte, die Thrall nicht verstand, erklärten sich durch den verachtenden Tonfall, in dem sie ausgesprochen wurden. Nicht nur Thrall war abgestoßen und angewidert von den einst legendären Kämpfern, die sich jetzt schlimmer als Vieh behandeln ließen. Ein Stier griff wenigstens an, wenn man ihn zu sehr reizte …

Über ihren Kriegsherrn sprachen sie lobend und voller Achtung. Sie erwähnten auch Thrall und fragten sich, ob er vielleicht ein neuer Spion sei, der Groms Lager ausfindig machen und die Menschen in einen feigen Angriff führen sollte. Thrall hoffte verzweifelt, dass er einen Weg finden würde, um sie von seiner Ehrenhaftigkeit zu überzeugen. Er würde alles tun, um sich ihnen zu beweisen.

Schließlich kam die Gruppe zum Stehen. Der Anführer, der den Namen Rekshak trug, knotete eine Schärpe auf, die er um seine breite Brust trug. Er hielt sie in beiden Händen und ging auf Thrall zu. »Du wirst …«

Er sagte etwas auf Orkisch, das Thrall nicht verstand. Trotzdem wusste er, was Rekshak wollte. Thrall überragte die anderen Orks, deshalb senkte er gehorsam den Kopf und ließ sich die Augen verbinden. Die Schärpe roch nach Schweiß und Blut.

Sie hätten ihn jetzt leicht töten oder einfach gefesselt und mit verbundenen Augen seinem Schicksal überlassen können. Thrall akzeptierte diese Möglichkeit und zog sie einem weiteren Tag im Gladiatorenring vor. Dort hätte er nur für den Ruhm eines brutalen Bastards gekämpft, der es ihm mit Prügeln lohnte.

Er stolperte mit unsicheren Schritten vorwärts. Irgendwann traten zwei Orks lautlos neben ihn und packten seine Arme. Er vertraute ihnen, ihm blieb keine andere Wahl.

Er hatte keine Möglichkeit die verstreichende Zeit zu schätzen, und der Marsch schien ewig zu dauern. Irgendwann endete der weiche, warme Waldboden unter seinen Füßen und wurde von kaltem Fels abgelöst. Auch die Luft wurde kühler. Thrall nahm die Klangveränderung in den Stimmen der anderen Orks wahr und begriff, dass sie sich unter der Erde befanden.

Schließlich stoppten sie. Thrall neigte seinen Kopf, und die Schärpe wurde entfernt. Sogar das geringe Licht, das die Fackeln spendeten, ließ ihn blinzeln, während seine Augen sich nach der Dunkelheit unter dem Tuch daran gewöhnten.

Er befand sich in einer weitläufigen Höhle. Spitze Steine ragten aus dem felsigen Boden und der Decke. Thrall hörte Wasser in einiger Entfernung zu Boden tropfen. Es gab mehrere kleine Höhlen, die von der großen abzweigten. Viele der Eingänge waren mit Fellen zugehängt. Die Rüstungen hatten schon bessere Zeiten gesehen, und Waffen, die abgenutzt, aber gut gepflegt aussahen, lagen überall herum. Ein kleines Feuer brannte in der Mitte, sein Rauch stieg zur Decke empor.

Das also war der Ort, an den sich der legendäre Grom Hellscream und die Überreste seines einst gefürchteten Warsong-Clans zurückgezogen hatten.

Aber wo war der berühmte Häuptling selbst? Thrall sah sich um. Zwar waren mehrere Orks aus den Höhlen getreten, aber keiner hatte die Haltung oder die Kleidung eines wahren Führers.

Er wandte sich an Rekshak. »Du sagtest, du würdest mich zu Hellscream bringen. Aber ich sehe ihn hier nicht.«

»Du siehst ihn nicht, aber er ist anwesend. Er sieht dich«, sagte ein anderer Ork, der ein Fell zur Seite schob und in die Höhle trat. Er war fast so groß wie Thrall, aber nicht so kräftig. Er sah älter aus und sehr müde. Die Knochen verschiedener Tiere und vielleicht auch Menschen hingen an einer Kette um seinen dünnen Hals. Er hatte eine Körperhaltung, die Respekt gebot, und Thrall war gewillt, ihn zu bezeugen. Wer auch immer dieser Ork war, er hatte eine wichtige Stellung innerhalb des Clans inne. Und er beherrschte die menschliche Sprache fast so fließend wie Thrall.

Thrall neigte den Kopf. »Das mag sein, aber ich möchte mit ihm sprechen, nicht nur seine unsichtbare Gegenwart genießen.«

Der Ork lächelte. »Du hast Mut und Feuer«, sagte er. »Das ist gut. Ich bin Iskar, Berater des großen Häuptlings Hellscream.«

»Mein Name ist …«

»Du bist kein Unbekannter, Thrall von Durnholde.« Thrall sah Iskar überrascht an und dieser fuhr fort: »Viele haben von Generalleutnant Blackmoores Haus-Ork gehört …«

Thrall knurrte tief in seiner Kehle, beherrschte sich jedoch. Er hatte den Begriff schon öfter gehört, aber es verletzte ihn, das Wort aus dem Mund eines anderen Orks zu hören.

»Wir haben dich natürlich noch nie kämpfen sehen«, sagte Iskar. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und begann um Thrall herumzugehen und ihn dabei von oben bis unten zu mustern. »Orks dürfen die Gladiatorenkämpfe nicht besuchen. Während du Ruhm im Ring fandest, wurden deine Brüder geschlagen und missbraucht.«

Thrall konnte sich nicht mehr beherrschen. »Ich fand keinen Ruhm! Ich war ein Sklave, der Blackmoore gehörte, und wenn du nicht glaubst, dass ich ihn hasse, dann sieh dir das an!« Er drehte sich um, sodass sie seinen Rücken betrachten konnten. Sie blickten darauf und begannen zu seinem Ärger zu lachen.

»Dort gibt es nichts zu sehen, Thrall von Durnholde«, sagte Iskar. Thrall begriff, dass die Magie der Heilsalbe ihre Arbeit zu gut gemacht hatte. Von den furchtbaren Schlägen Blackmoores und seiner Männer war keine Spur zurückgeblieben. »Du willst unser Mitgefühl, erscheinst uns jedoch heil und gesund.«

Thrall fuhr herum. Zorn wallte in ihm auf. Er versuchte ihn herunterzuschlucken, aber es gelang ihm nicht. »Ich war ein Ding, ein Stück Besitz. Glaubst du, ich bekam etwas für das Blut, das ich im Ring verlor? Blackmoore erhielt das Gold, während ich in einer Zelle gehalten und nur zu seiner Unterhaltung herausgeführt wurde. Die Narben auf meinem Körper sind vielleicht unsichtbar, das begreife ich jetzt. Doch ich wurde nur geheilt, damit ich zurück in den Ring steigen konnte, um meinem Herrn noch mehr Reichtum einzubringen. Die Narben, die du nicht sehen kannst, liegen viel tiefer. Ich entkam, wurde in ein Lager geworfen, und dann kam ich hierher, um Hellscream zu finden. Allerdings bezweifele ich allmählich, dass er überhaupt existiert. Ich darf wohl nicht darauf hoffen, einen Ork zu finden, der für all das steht, was ich von unserem Volk erwarte.«

»Und was erwartest du von unserem Volk, du, der den Namen eines Sklaven trägt?«, provozierte ihn Iskar unverdrossen weiter.

Thralls Atem beschleunigte sich, aber er behielt die Kontrolle, so wie Sergeant es ihn gelehrt hatte. »Orks sind stark, listig, mächtig. Sie sind schreckliche Gegner im Kampf. Sie haben einen Kampfgeist, der nicht gebrochen werden kann. Lass mich mit Hellscream sprechen, und er wird erkennen, dass ich würdig bin.«

»Wir werden sehen«, sagte Iskar. Er hob die Hand, und drei Orks betraten die Höhle. Sie legten ihre Rüstungen an und griffen nach ihren Waffen. »Diese drei sind unsere besten Kämpfer. Sie sind, wie du sagtest, stark, listig und mächtig. Sie kämpfen, um zu töten oder um zu sterben, aber nicht wie du im Gladiatorenring. Deine Spiele werden dir hier nichts nützen. Nur Können wird dich retten. Wenn du überlebst, wird Hellscream dir vielleicht Audienz gewähren – vielleicht auch nicht.«

Thrall sah Iskar an. »Er wird mich zu sich lassen«, sagte er zuversichtlich.

»Hoffe darauf. Und jetzt fangt an!«

Ohne weitere Warnung stürmten die drei Orks dem waffenlosen, ungeschützten Thrall entgegen.

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