41. Bettgeflüster

Es war sehr glatt gegangen, sagte sich Owen Fletcher. Natürlich war er von der Abstimmung ein wenig enttäuscht, obwohl er sich fragte, wie genau sie die Meinung auf dem Schiff widerspiegelte. Schließlich hatte er zwei seiner Mitverschwörer angewiesen, mit Nein zu stimmen, damit die — immer noch bedauernswert geringe — Stärke der Neu-Thalassaner-Bewegung nicht offenkundig wurde.

Das Problem war wie immer, was man als nächstes tun sollte. Er war Techniker, kein Politiker — obwohl er sich schnell in diese Richtung bewegte —, und er sah keine Möglichkeit, weitere Unterstützung zu sammeln, ohne an die Öffentlichkeit zu treten.

Damit blieben ihm nur zwei Wege offen. Der erste, und einfachere, war, vorzeitig abzuheuern, so kurz vor dem Start wie nur möglich, indem man sich einfach nicht zurückmeldete. Kapitän Bey würde zu beschäftigt sein, um nach ihnen suchen zu lassen — selbst wenn er das wollte — und ihre lassanischen Freunde würden sie bis zum Abflug der ‚Magellan‘ verstecken.

Aber das wäre eine zweifache Desertion — unerhört in der eng verbundenen Sabra-Gemeinde. Damit würde er seine schlafenden Kollegen im Stich lassen — ein schließlich seines eigenen Bruders und seiner Schwester. Was würden sie von ihm denken, in dreihundert Jahren, auf dem unwirtlichen Sagan Zwei, wenn sie erfuhren, daß er ihnen die Pforten des Paradieses hätte öffnen können, es aber versäumt hatte?

Und die Zeit verrann; diese Computersimulationen von beschleunigten Transportplänen konnten nur eines bedeuten. Obwohl er noch nicht einmal mit seinen Freunden darüber gesprochen hatte, sah er keine andere Möglichkeit, als sofort zu handeln.

Aber er scheute noch immer vor dem Wort ‚Sabotage‘ zurück.

Rose Killian hatte nie von Delilah gehört und wäre entsetzt gewesen, wenn jemand sie mit ihr verglichen hätte. Sie war ein einfaches, ziemlich naives Mädchen von der Nordinsel, das — wie so viele junge Lassaner — von den glanzvollen Besuchern von der Erde überwältigt worden war. Ihre Affäre mit Karl Bosley war nicht nur für sie das erste, wirklich tiefgehende Gefühlserlebnis; für ihn galt das gleiche.

Beide waren zutiefst betrübt bei dem Gedanken an die Trennung. Rose weinte eines nachts spät an Karls Schulter, bis er ihr Elend nicht länger ertragen konnte.

„Versprich mir, daß du es niemandem erzählst“, sagte er und tändelte dabei mit den Haarsträhnen, die auf seiner Brust lagen. „Ich habe eine gute Nachricht für dich. Aber es ist ein großes Geheimnis — noch niemand weiß davon. Das Schiff wird nicht abfliegen. Wir bleiben alle hier auf Thalassa.“

Rose wäre vor Überraschung beinahe aus dem Bett gefallen.

„Du sagst das nicht nur, weil du mich glücklich machen willst?“

„Nein — es ist wahr. Aber zu niemandem ein Wort! Es muß absolut geheimgehalten werden!“

„Natürlich, Liebling.“

Aber Roses beste Freundin Marion weinte ebenfalls um ihren Liebhaber von der Erde, deshalb mußte sie es erfahren…

… und Marion gab die gute Nachricht weiter an Pauline…

… die es sich nicht versagen konnte, es Svetlana zu erzählen…

… die es wiederum Crystal anvertraute.

Und Crystal war die Tochter des Präsidenten.

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