19. Die schöne Polly

„Ich kann es immer noch nicht glauben, Loren“, sagte Brant Falconer. „Sie waren wirklich noch nie auf einem Boot — oder einem Schiff?“

„Ich glaube mich zu erinnern, daß ich einmal in einem Gummischlauchboot über einen kleinen Teich gepaddelt bin. Damals muß ich ungefähr fünf Jahre alt gewesen sein.“

„Dann wird es Ihnen jetzt sicher gefallen. Keine Spur von Seegang, der Ihnen den Magen umdrehen könnte. Vielleicht können wir Sie überreden, mit uns zu tauchen.“

„Nein, danke — eine Erfahrung nach der anderen. Außerdem habe ich gelernt, anderen Leuten nie im Wege zu stehen, wenn sie zu arbeiten haben.“

Brant hatte recht; er begann es wirklich zu genießen, als die Hydrodüsen den kleinen Trimaran fast lautlos hinaus und auf das Riff zutrieben. Aber kurz nachdem er eingestiegen war und gesehen hatte, wie die feste, sichere Küstenlinie sich schnell entfernte, hatte er einen Augenblick lang fast Panik verspürt.

Nur ein Gefühl für die Lächerlichkeit der Situation hatte ihn davor bewahrt, ein Schauspiel zu geben. Er hatte fünfzig Lichtjahre zurückgelegt — die längste Reise, die Menschen jemals unternommen hatten — um diesen Ort zu erreichen. Und j etzt machte er sich Sorgen wegen der paar hundert Meter zum nächsten Festland.

Aber es gab keine Möglichkeit, die Herausforderung abzulehnen. Während er entspannt im Heck lag und Falconer am Steuer beobachtete (woher hatte er diese weiße Narbe quer über den Schultern? — ach ja, er hatte etwas von einem Absturz mit einem Mikroflieger erzählt, schon vor Jahren…), fragte er sich, was dem Lassaner wohl im Augenblick durch den Sinn ging.

Es fiel schwer, zu glauben, daß irgendeine menschliche Gesellschaft, auch wenn sie noch so vernünftig und unkompliziert war, völlig frei von Eifersucht oder irgendeiner Form sexuellen Besitzstrebens sein sollte. Nicht daß es — bis jetzt, leider! — viel gegeben hätte, worauf Brant hätte eifersüchtig sein können.

Loren bezweifelte, ob er mit Mirissa überhaupt schon hundert Worte gesprochen hatte; bei den meisten davon war ihr Ehemann dabeigewesen. Korrektur: Auf Thalassa wurden die Begriffe Ehemann und Ehefrau erst von der Geburt des ersten Kindes an verwendet. Wurde ein Junge gewählt, dann nahm die Mutter gewöhnlich — aber nicht ausnahmslos — den Namen des Vaters an. War das Erstgeborene ein Mädchen, dann behielten beide den Namen der Mutter — wenigstens bis zur Geburt des zweiten, und letzten, Kindes.

Es gab wirklich nur sehr wenig, was die Lassaner schockieren konnte. Grausamkeit — besonders gegenüber Kindern — gehörte dazu. Und eine dritte Schwangerschaft auf dieser Welt, die nur zwanzigtausend Quadratkilometer Land hatte, war ein weiteres Beispiel.

Die Kindersterblichkeit war so niedrig, daß Mehrlingsgeburten ausreichten, um die Bevölkerungszahl konstant zu halten. Es hatte einen berühmten Fall gegeben — den einzigen in der ganzen Geschichte von Thalassa — da war eine Familie zweimal mit Fünflingen gesegnet — oder geschlagen — worden. Obwohl man der armen Mutter kaum einen Vorwurf machen konnte, war die Erinnerung an sie jetzt mit einem Hauch toller Verruchtheit umgeben, wie er einst Lukrezia Borgia, Messalina oder Faustina eingehüllt hatte.

Ich muß meine Karten sehr, sehr vorsichtig ausspielen, sagte sich Loren. Daß Mirissa ihn attraktiv fand, wußte er schon. Er konnte es in ihrem Gesicht lesen und im Ton ihrer Stimme. Und er hatte noch stärkere Beweise, zufällige Handkontakte und sanfte Berührungen der Körper, die länger gedauert hatten, als es strenggenommen notwendig gewesen wäre.

Beide wußten, daß es nur eine Frage der Zeit war. Und das, dessen war Loren ziemlich sicher, wußte auch Brant. Aber trotz der Spannung, die sie beide zwischen sich spürten, gingen sie doch noch recht freundlich miteinander um.

Das Pulsieren der Düsen erstarb und das Boot kam dicht neben einer großen Glasboje, die sanft im Wasser aufund abhüpfte, zum Stillstand.

„Das ist unser Energielieferant“, sagte Brant. „Wir brauchen nur ein paar hundert Watt, deshalb kommen wir mit Solarzellen aus. Ein Vorteil der Süßwassermeere — auf der Erde würde es nicht funktionieren. Die Ozeane dort waren viel zu salzig — sie hätten Kilowatt um Kilowatt verschlungen.“

„Willst du deine Meinung wirklich nicht ändern, Onkel?“ Kumar grinste.

Loren schüttelte den Kopf. Obwohl es ihn zuerst überrascht hatte, hatte er sich jetzt ziemlich an die Anredeform gewöhnt, die die jüngeren Lassaner allgemein verwendeten. Es war eigentlich ganz nett, plötzlich massenweise Nichten und Neffen zu haben.

„Nein, danke. Ich bleibe hier und sehe durch das Unterwasserfenster zu, nur für den Fall, daß euch die Haie auffressen.“

„Haie!“ sagte Kumar wehmütig. „Wunderbare, herrliche Tiere — ich wünschte, wir hätten einige hier. Das Tauchen würde viel aufregender.“

Loren sah mit dem Interesse des Technikers zu, wie Brant und Kumar ihre Geräte anlegten. Verglichen mit der Ausrüstung, die man im Weltraum tragen mußte, waren sie vergleichsweise einfach — und der Drucktank war ein winziges Ding, das leicht in die Fläche einer Hand paßte.

„Dieser Sauerstofftank“, sagte er, „ich hätte nicht gedacht, daß er länger als für ein paar Minuten reichen könnte.“

„Sauerstoff!“ schnaubte Brant. „In einer Tiefe von mehr als zwanzig Metern ist das ein tödliches Gift. Diese Flasche enthält Luft — und das ist nur der Notvorrat, reicht fünfzehn Minuten.“

Er zeigte auf die kiemenähnliche Konstruktion auf dem Rucksack, den Kumar schon trug.

„Aller Sauerstoff, den man braucht, ist im Meerwasser aufgelöst, man muß ihn nur herausziehen. Aber das erfordert Energie, und deshalb braucht man eine Energiezelle, die die Pumpen und die Filter betreibt. Mit diesem Gerät könnte ich eine Woche lang unten bleiben, wenn ich wollte.“

Er tippte auf die grünlich fluoreszierende Computeranzeige an seinem linken Handgelenk.

„Die gibt mir alle Information, die ich brauche — Tiefe, Zustand der Energiezelle, Zeit zum Auftauchen, Stops zur Dekompression…“

Loren riskierte noch eine dumme Frage.

„Warum tragen Sie eine Taucherbrille und Kumar nicht?“

„Aber ich trage doch eine.“ Kumar grinste. „Sieh mal genau hin.“

„Ach ja… ich sehe. Sehr raffiniert.“

„Aber lästig“, sagte Brant, „außer, wenn man praktisch im Wasser lebt, wie Kumar. Ich habe es einmal mit einer Kontaktmaske versucht und festgestellt, daß sie meinen Augen schadet. Deshalb bleibe ich bei der guten, alten Taucherbrille — viel unproblematischer. Fertig?“

„Fertig, Skipper.“

Sie rollten sich gleichzeitig backbords und steuerbords aus dem Boot, ihre Bewegungen waren so gut synchronisiert, daß das Boot kaum schwankte. Durch die dicke, im Kiel eingelassene Glasscheibe konnte Loren sehen, wie sie mühelos zum Riff hinunterglitten. Es war, wie er wußte, mehr als zwanzig Meter weit unten, sah aber viel näher aus.

Werkzeuge und Kabel waren dort schon abgeladen worden, und die beiden Taucher machten sich schnell daran, die zerrissenen Netze zu reparieren. Gelegentlich tauschten sie verschlüsselte, einsilbige Bemerkungen aus, aber meistens arbeiteten sie völlig schweigend. Jeder kannte seine Aufgabe — und seinen Partner — so gut, daß es nicht notwendig war, zu sprechen.

Für Loren verging die Zeit sehr schnell; ihm war, als schaue er in eine neue Welt — was er ja auch tat. Obwohl er zahllose in den irdischen Ozeanen aufgenommene Video-Filme gesehen hatte, waren ihm fast alle Lebewesen, die sich jetzt unter ihm tummelten, völlig unbekannt. Da gab es wirbelnde Scheiben und pulsierende Gallertmassen, wogende Teppiche und korkenzieherförmige Spiralen — aber nur ganz wenige Geschöpfe, die man, so sehr man seine Fantasie auch anstrengte, wirklich als Fische bezeichnen konnte. Nur einmal erhaschte er, nahe am Rand seines Blickfeldes, einen flüchtigen Blick auf einen flink vorbeiziehenden Torpedo, den er — da war er sicher — zu erkennen glaubte. Wenn er recht hatte, war das auch ein von der Erde Verbannter.

Er dachte schon, daß Brant und Kumar ihn völlig vergessen hätten, als ihn eine Nachricht aus der Unterwasser-Sprechanlage aufschrecken ließ.

„Wir kommen jetzt rauf. In zwanzig Minuten sind wir bei Ihnen. Alles in Ordnung?“

„Wunderbar“, antwortete Loren. „War das ein Fisch von der Erde, den ich gerade gesehen habe?“

„Mir ist nichts aufgefallen.“

„Onkel hat recht, Brant — eine mutierte Zwanzig-KiloForelle ist vor fünf Minuten vorbeigeschwommen. Dein Schweißbogen hat sie verscheucht.“

Sie hatten inzwischen den Meeresboden verlassen und stiegen an den zierlichen Gliedern der Ankerkette entlang langsam nach oben. Ungefähr fünf Meter unter der Oberfläche hielten sie an.

„Das ist der langweiligste Teil bei jedem Tauchgang“, sagte Brant. „Hier müssen wir fünfzehn Minuten warten. Kanal zwei, bitte — danke — aber nicht ganz so laut.“

Die Musik zur Dekompression hatte wahrscheinlich Kumar ausgesucht; ihr hektischer Rhythmus schien gar nicht zu der friedlichen Unterwasserszene zu passen. Loren war von Herzen froh, daß er nicht darin schwamm, und schaltete das Gerät gerne aus, als die beiden Taucher sich wieder nach oben bewegten.

„Das war gute Arbeit für einen Vormittag“, sagte Brant, als er auf Deck kletterte. „Spannung und Strom normal. Jetzt können wir heimfahren.“

Lorens ungeübte Hilfe beim Ablegen der Ausrüstung wurde dankbar angenommen. Beide Männer waren müde und unterkühlt, erholten sich aber nach mehreren Tassen der heißen, süßen Flüssigkeit, die die Lassaner ‚Tee‘ nannten, obwohl sie mit irgendeinem irdischen Getränk dieses Namens nur wenig Ähnlichkeit hatte, schnell wieder.

Kumar ließ den Motor an und fuhr los, während Brant in dem Durcheinander auf dem Bootsboden herumkramte und eine kleine, bunte Schachtel zutage förderte. „Nein, danke“, sagte Loren, als Brant ihm eine der schwach narkotisierenden Tabletten reichte. „Ich will mir hier nichts angewöhnen, was ich später nicht mehr so leicht ablegen kann.“

Er bedauerte die Bemerkung, sobald er sie ausgesprochen hatte; sie mußte durch irgendeinen perversen Impuls seines Unterbewußtseins ausgelöst worden sein — oder vielleicht durch sein Schuldgefühl. Aber Brant hörte offensichtlich keine tiefere Bedeutung heraus, er legte sich zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und starrte hinauf in den wolkenlosen Himmel.

„Man kann die ‚Magellan‘ auch untertags sehen“, sagte Loren, bestrebt, das Thema zu wechseln, „wenn man genau weiß, wo man suchen muß. Aber ich selbst habe es nie probiert.“

„Mirissa schon — oft“, warf Kumar dazwischen. „Und sie hat mir auch gezeigt, wie es geht. Man braucht nur Astronetz anzurufen, um die Transitzeit zu erfahren, dann geht man hinaus und legt sich auf den Rücken. Sie sieht aus wie ein heller Stern, direkt über einem, und sie scheint sich überhaupt nicht zu bewegen. Aber wenn man auch nur eine Sekunde wegschaut, hat man sie schon verloren.“

Unerwartet drosselte Kumar den Motor, kreuzte ein paar Minuten lang mit niedriger Geschwindigkeit und brachte das Boot schließlich ganz zum Stehen. Loren blickte sich um, um sich zu orientieren, und sah überrascht, daß sie jetzt mindestens einen Kilometer von Tarna entfernt waren. Neben ihnen im Wasser schaukelte eine andere Boje mit einem großen P darauf und einer roten Flagge.

„Warum halten wir an?“ fragte Loren. Kumar lachte leise und begann, einen kleinen Eimer über die Seite auszuleeren. Glücklicherweise war er bisher fest verschlossen gewesen; der Inhalt sah verdächtig nach Blut aus, roch aber viel schlimmer. Loren rückte in dem engen Raum des Bootes so weit weg wie nur möglich.

„Nur ein Besuch bei einer alten Freundin“, sagte Brant sehr leise. „Sitzen Sie still — kein Geräusch machen. Sie ist ziemlich nervös.“

Sie? dachte Loren. Was geht hier vor?

Mindestens fünf Minuten lang geschah überhaupt nichts; Loren hätte es nicht für möglich gehalten, daß Kumar so lange stillsitzen konnte. Dann bemerkte er, daß ein paar Meter vom Boot entfernt, dicht unterhalb der Wasseroberfläche, ein dunkles, gewundenes Band erschienen war. Er folgte ihm mit den Augen und stellte fest, daß es einen Ring bildete und sie einkreiste.

Etwa im selben Augenblick bemerkte er auch, daß Brant und Kumar nicht dieses Band beobachteten; sie beobachteten ihn. Sie wollen mir also eine Überraschung bereiten, sagte er sich; nun, wir werden schon sehen…

Trotzdem brauchte Loren seine ganze Willenskraft, um einen Aufschrei schieren Entsetzens zu unterdrükken, als etwas, das aussah wie eine Mauer von leuchtend—, nein, faulig-rosa Fleisch aus dem Meer auftauchte. Die Mauer stieg tropfend immer höher, bis sie etwa halb so groß war wie ein Mensch, und sie bildete eine durchgehende Barriere um das Boot herum. Und, um der Abscheulichkeit die Krone aufzusetzen, war ihre Oberfläche fast völlig mit sich ringelnden Schlangen in tiefen Rotund Blautönen bedeckt.

Ein gewaltiges, mit Fühlern gesäumtes Maul war aus der Tiefe aufgestiegen und würde sie verschlingen…

Aber sie waren ganz offensichtlich nicht in Gefahr; das merkte er an den belustigten Gesichtern seiner Gefährten.

„Was in Gottes… in Krakans Namen ist das denn?“ flüsterte er, bemüht, seine Stimme nicht überschnappen zu lassen.

„Sie haben gut reagiert“, sagte Brant bewundernd. „Manche Leute verstecken sich am Bootsboden. Das ist Polly — für Polyp. Die schöne Polly. Ein wirbelloser Kolonialbewohner. Milliarden von spezialisierten Zellen, die alle zusammenarbeiten. Auf der Erde hatten Sie ganz ähnliche Tiere, aber ich glaube nicht, daß sie auch nur annähernd so groß waren.“

„Das waren sie sicher nicht“, antwortete Loren aus tiefster Seele. „Und wie, wenn ich fragen darf, kommen wir hier wieder raus?“

Brant nickte Kumar zu, der die Motoren auf volle Leistung hochjagte. Mit erstaunlicher Geschwindigkeit für ein so riesiges Wesen sank die lebende Mauer, die sie umgab, ins Meer zurück, und auf der Oberfläche war nur noch ein öliges Kräuseln zu sehen.

„Die Vibrationen haben sie erschreckt“, erklärte Brant. „Sehen Sie durch das Schauglas — jetzt können Sie Polly ganz sehen.“

Unter ihnen trat eine Art zehn Meter dicker Baumstamm den Rückzug zum Meeresboden an. Jetzt erkannte Loren, daß die sich ringelnden ‚Schlangen‘, die er auf der Oberfläche gesehen hatte, dünne Tentakel waren; in ihrem normalen Element schwebten sie wieder gewichtslos hin und her und durchsuchten das Wasser nach etwas — oder jemanden — das oder den sie verschlingen konnten.

„Was für ein Ungeheuer!“ hauchte er und entspannte sich zum erstenmal innerhalb von vielen Minuten. Ein warmes Gefühl des Stolzes — sogar der Freude — überkam ihn. Er wußte, daß er wieder einen Test bestanden hatte; er hatte Brants und Kumars Anerkennung gewonnen und nahm sie dankbar an.

„Ist dieses Ding nicht — gefährlich?“ fragte er.

„Natürlich; deshalb haben wir ja auch die Warnboje.“

„Offen gestanden, ich wäre versucht, es zu töten.“

„Warum?“ fragte Brant ehrlich erschrocken. „Welchen Schaden richtet Polly denn an?“

„Tja — ein Geschöpf von dieser Größe fängt doch sicher eine Riesenmenge Fische?“

„Ja, aber nur lassanische — keine Fische, die wir essen können. Und jetzt kommt noch etwas Interessantes.

Wir haben uns lange Zeit gefragt, wie sie die Fische — selbst die dummen von hier — dazu bringen konnte, in ihren Rachen zu schwimmen. Schließlich fanden wir heraus, daß sie ein chemisches Lockmittel absondert, und dadurch sind wir auf die elektrischen Fallen gekommen. Dabei fällt mir ein…“

Brant griff nach seinem Komgerät.

„Tarna Drei ruft Tarna Autoaufzeichnung — hier Brant. Wir haben das Netz repariert. Alles funktioniert normal. Bestätigung nicht nötig. Ende der Nachricht.“

Aber zu aller Überraschung antwortete sofort eine bekannte Stimme.

„Hallo, Brant, Dr. Lorenson. Freut mich, das zu hören. Und ich habe interessante Neuigkeiten für euch. Möchtet ihr sie hören?“

„Natürlich, Bürgermeisterin“, sagte Brant, während die beiden Männer belustigte Blicke austauschten. „Raus damit!“

„Das Zentralarchiv hat etwas Überraschendes ausgegraben. Das ist alles schon einmal passiert. Vor zweihundertfünfzig Jahren hat man versucht, vor der Nordinsel mittels Elektro-Ausfällung ein Riff aufzubauen — eine Technik, die auf der Erde gut funktioniert hatte. Aber nach ein paar Wochen waren die Unterwasserkabel zerrissen — einige davon gestohlen. Die Sache wurde nie weiterverfolgt, weil das Experiment ohnehin ein absoluter Fehlschlag war. Nicht genug Mineralien im Wasser, als daß es sich gelohnt hätte. Da hast du es — die Umweltschützer kannst du nicht verantwortlich machen. Die gab es damals noch gar nicht.“

Brants Gesicht war ein solches Bild des Erstaunens, daß Loren laut herausplatzte.

„Und Sie wollten mich überraschen“, sagte er. „Tja, jedenfalls haben Sie bewiesen, daß es im Meer Dinge gibt, an die ich im Traum nicht gedacht hätte.

Aber jetzt sieht es so aus, als gäbe es auch ein paar Dinge, an die Sie nie gedacht hätten.“

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