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Barker rannte zur Garage hinüber und stieß die Schiebetür auf, während Hawks neben Claire auf ihn wartete. Sie sah Barker bewundernd nach. »Sehen Sie nur, wie er sich bewegt — wie er etwas anfaßt. Er erinnert mich immer an eine wunderbare Maschine aus Mut und Stahl. Kein anderer Mann kann ihm das Wasser reichen, Ed — niemand kommt ihm gleich!« Hawks ließ ihre Lobpreisungen wortlos über sich ergehen.

Ein schwerer Motor röhrte auf, dann schoß ein brandroter Sportwagen aus der Garage und blieb in einer Wolke aus verbranntem Gummi und Auspuffgasen vor ihnen stehen. »Mein neuer Ferrari«, rief Barker stolz.

Hawks ging um den Wagen herum, kletterte über die niedrige Seitenwand, die keinen Türausschnitt aufwies, und ließ sich in den Schalensitz neben dem Fahrer gleiten. Das Auto vibrierte, und Hawks dachte unwillkürlich an den vielzitierten Vergleich zwischen hochgezüchteten Sportwagen und edlen Rennpferden.

»Bisher noch nie voll ausgefahren!« schrie Barker in Hawks Ohr, um den Motor zu übertönen. Claire beobachtete sie mit glänzenden Augen. Connington, der immer noch über dem Steuerrad seines Cadillacs hing, richtete sich eine Sekunde lang auf und verzog den Mund zu einer traurigen Grimasse.

»Fertig?« brüllte Barker. Er ließ den Motor auf Hochtouren laufen, sein linker Fuß rutschte etwas nach unten, bis er das Kupplungspedal nur noch mit den Zehenspitzen niedergedrückt hielt. »Sie haben doch nicht etwa Angst?« Er starrte Hawks fragend an. »Wirklich nicht?«

Hawks griff nach dem Zündschlüssel und zog ihn ab. »Ich verstehe«, meinte er ruhig.

Barker umklammerte sein Handgelenk. »Ich bin nicht Connington und außerdem nicht besoffen! Geben Sie mir gefälligst sofort den Schlüssel zurück!«

Hawks hielt weiterhin seine Finger geschlossen. Er wehrte Barker ab, als er danach greifen wollte. »Nein, erst lassen Sie mich los, Barker.«

Barker nahm langsam den Zündschlüssel entgegen. Hawks kletterte aus dem Wagen.

»Wie wollen Sie jetzt in die Stadt zurückkommen?« fragte Claire, als er an ihr vorbeiging.

»Als Junge habe ich oft größere Entfernungen zu Fuß zurückgelegt«, antwortete Hawks. »Nicht aus sportlichem Ehrgeiz — ich hatte ganz einfach nicht genug Geld, um mir eine Fahrt mit dem Bus leisten zu können.«

Claire zuckte mit den Schultern. »Sie kann man wohl überhaupt nicht aus der Fassung bringen?«

Hawks drehte sich wortlos um und marschierte die Auffahrt entlang.


* * *

Als er die Gefällstrecke erreicht hatte, hörte er Barker etwas rufen, dann brüllte der Motor des Wagens wieder auf, und der rote Ferrari schoß an ihm vorbei. Barker hockte zusammengekrümmt hinter dem Steuerrad und starrte konzentriert nach vorn, während er den Wagen durch die Kurve riß. Einen Augenblick schien es, als werde der Ferrari entweder an der Felswand zerschellen oder über die Kurve hinausgetragen werden, aber dann faßten die Hinterräder wieder, Staub und Kies wirbelten auf, und der Wagen verschwand in der Geraden. Einige Sekunden später erstarb das Motorengeräusch, als Barker rücksichtslos bremste.

Hawks ging langsam und gleichmäßig weiter durch die dichten Staubwolken, die sich nur allmählich setzten und zwei breite Spuren erkennen ließen, die das Auto auf der Straße hinterlassen hatte. Die Rutschspuren in der Kurve reichten fast bis an den Rand der Klippe, die an dieser Stelle steil ins Meer abfiel. Barker starrte auf das Wasser hinaus, seine Hände umklammerten immer noch krampfhaft das Steuer, sein schweißbedecktes Gesicht war dick mit Staub bedeckt. Er drehte sich nicht zu Hawks um, sondern sah weiterhin geradeaus, aber seine Stimme klang trotzdem deutlich. »Das war eben ein neuer Rekord.«

Hawks überquerte die Holzbrücke, die auf die Zufahrtsstraße führte.

»Wollen Sie wirklich den ganzen Weg zurück in die Stadt zu Fuß gehen?« schrie Barker heiser hinter ihm her. »Sie sind ein verdammter Feigling, Hawks!«

Hawks kam zurück. Er lehnte sich gegen die staubbedeckte Motorhaube und starrte zu Barker hinunter. »Ich erwarte Sie morgen früh pünktlich um neun Uhr am Haupteingang.«

»Wie kommen Sie darauf, daß ich erscheinen werde. Wie können Sie annehmen, daß ich mir von einem Mann Anweisungen geben lasse, der nicht genug Mumm in den Knochen hat, um es mit mir aufzunehmen?« Barkers Gesichtsausdruck zeigte Wut und Verwirrung. »Was ist denn plötzlich in Sie gefahren?«

»Ich gehöre zu einer Sorte von Männern. Sie zu einer andern.«

»Was soll das wieder heißen?« Barker schlug ungeduldig mit der flachen Hand gegen das Lenkrad. »Ich verstehe Sie nicht!«

»Sie sind ein Selbstmordkandidat«, stellte Hawks fest. »Ich bin ein Mörder.« Er wandte sich ab. »Ich werde Sie unzählige Tode sterben lassen — einer unerhörter und schrecklicher als der andere. Ich kann nur hoffen, daß Ihre Begeisterung wirklich so groß ist, wie Sie jetzt noch glauben. Punkt neun Uhr morgens, Barker. Sagen Sie dem Wachtposten, daß Sie zu mir wollen. Ich werde Ihnen einen Ausweis ausstellen lassen.«

Er ging.

»Okay«, murmelte Barker. Er stemmte sich aus seinem Sitz hoch und formte die Hände zu einem Trichter, um hinter Hawks herzurufen. »He, er hat recht, wissen Sie das? Er hat recht! Wir passen wirklich großartig zusammen!«

Dann fiel sein Blick auf die Scherben der Whiskyflasche, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich unerwartet heftig. Er ließ sich wieder in den Sitz gleiten, der Motor brüllte auf, und der Wagen schoß in einer Staubwolke rückwärts die Steigung hinauf, bis er hinter der scharfen Kurve verschwunden war.

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