28

Madeleine Canderre, Herzog Cedric Canderres Tochter, gehörte zu den Frauen, die man gemeinhin als hübsch bezeichnete. Ihr Gesicht war angenehm, die Züge ebenmäßig, was ihr jenen aristokratischen Ausdruck verlieh, den nur Jahrhunderte ausgewählter Eheschließungen hervorbrachten. Ihre Gesichtshaut war frisch und modisch blass, die Augen haselnussbraun; diese Farbe war eine zulässige Abweichung vom traditionellen Azurblau oder Aquamarin der cymrischen Königs und Adelsgeschlechter.

Nun war die Augenfarbe zwar durchaus anziehend, ihre Form und der für sie typische Ausdruck aber nicht unbedingt. Madeleines Augen waren klein, lagen eng beieinander und schienen beständig Unzufriedenheit auszustrahlen. Vielleicht lag das einfach daran, dass sie meistens wirklich unzufrieden war.

Als sie an diesem Morgen in ihrem Wagen saß und sich für die Rückreise ins Land ihres Vaters fertig machte, war diese Unzufriedenheit geradezu greifbar. Tristan Steward seufzte. Vor einer Stunde war er gekommen, um sich von ihr zu verabschieden, und nun war sie immer noch da und führte ein Problem nach dem anderen an, das noch gelöst werden musste, ehe sich in wenigen Monaten unerbittlich und endgültig ihr Leben mit seinem verbinden würde. Bei dieser Vorstellung wurde die Übelkeit in seinem Magen von Minute zu Minute schlimmer.

»Ich verstehe immer noch nicht, warum du nicht nach Sepulvarta gehst und selbst den Patriarchen besuchst«, nörgelte Madeleine, während sie in ihren Notizen blätterte. »Er würde bestimmt eine Ausnahme machen und uns verheiraten; schließlich bist du ja der einzige Prinz des höchsten Geschlechts in ganz Roland. Was könnte denn wichtiger sein, Tristan?«

»Ich glaube, der Mann liegt im Sterben, Liebste«, erwiderte Tristan so geduldig er konnte. Ich wollte, ich könnte etwas anderes sagen, dachte er bitter.

»Unsinn. Man hört doch überall, dass er am Hochheiligen Tag einen Attentatsversuch in der Basilika überlebt hat. Wenn er einen Mordanschlag übersteht, dann kann er sich wohl auch vor den Altar stellen, das Vereinigungsritual vollziehen und die wichtigste Hochzeit im Land segnen.«

Tristan versuchte, seinen Ärger hinunterzuschlucken. Natürlich kannte er die Neuigkeiten, aber aus einer anderen Quelle und aus anderen Gründen. Den Gerüchten zufolge, die unter den Prostituierten kursierten, war der Patriarch von einer kleinen, zierlichen Frau gerettet worden jedenfalls hatte Prudence das behauptet. Von einer Frau mit dem Gesicht eines Engels, mit der Wärme eines wilden Feuers in den grünen Augen. Er zweifelte keinen Augenblick daran, um wen es sich dabei handelte, es gab nur eine einzige Möglichkeit.

»Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen, Madeleine«, meinte er schroff und ließ die Wagentür endlich ins Schloss fallen. Dann beugte er sich durchs offene Fenster und drückte seiner Verlobten einen schnellen Kuss auf die Wange. »Gib die Liste dem Kammerherrn, er wird sich sicherlich auch um deine anderen Sorgen kümmern. Nun gute Reise. Wir wollen deinen Vater nicht warten lassen; du weißt doch, wie besorgt er immer ist.«

Damit wandte Tristan sich ab, allerdings nicht schnell genug, dass ihm das schockierte Gesicht seiner Verlobten entgangen wäre. Er winkte dem Quartiermeister, der seinerseits dem Kutscher zupfiff. Ruckend fuhr die Kutsche an und verschwand kurz darauf um die nächste Ecke.

»Ich dachte schon, du würdest nie mehr kommen.«

»Prophetische Worte, ohne Zweifel. Wenn ich erst einmal verheiratet bin, werde ich nie mehr kommen, jedenfalls nicht so wie bei dir, das kannst du mir glauben.«

Prudence warf ein Kissen auf den Prinzen, das ihn mitten auf die Brust traf. »Es ist noch nicht zu spät«, meinte sie lächelnd. »Noch steckt kein Ring an Madeleines Finger. Du könntest ihr einfach den Hals umdrehen.«

»Führ mich nicht in Versuchung.«

Das Lächeln verschwand aus Prudences Gesicht. »Hör auf zu jammern, Tristan. Wenn du den Gedanken nicht ertragen kannst, dass du den Rest deines Lebens mit dieser ... dieser Frau verbringst, dann zeig ein bisschen Rückgrat und löse die Verlobung auf. Du bist immerhin der Herrscher von Roland. Niemand kann dich zwingen, Madeleine zu heiraten.«

Tristan ließ sich schwer auf die Kante des massiven Betts fallen und zog seine Stiefel aus. »Es ist nicht so einfach, Pru«, erwiderte er. »Meine Heiratsmöglichkeiten sind äußerst begrenzt. Lydia von Yarim machte einen ziemlich viel versprechenden Eindruck, aber sie erlag leider einer Geschmacksverirrung, verliebte sich in meinen Cousin Stephen Navarne und heiratete ihn sogar; dabei musste sie dann auch noch ihr Leben lassen.«

Ein stechender Schmerz fuhr seine Wirbelsäule empor, als Prudences Fuß seinen Rücken traf.

»So etwas zu sagen ist wirklich hässlich und unter deiner Würde, Tristan, selbst wenn du einen Monat mit der mürrischen Madeleine verbracht hast und demzufolge selbst mürrisch geworden bist. Lydia wurde bei einem nicht geklärten feindlichen Überfall getötet, wie so viele andere im Lauf der Jahre. Das könnte jedem passieren, und es gibt ja auch ständig solche Vorkommnisse. Anzudeuten, dass Stephen in irgendeiner Weise daran schuld sein könnte ...«

»Ich sage ja nur, dass es für eine Gräfin lächerlich ist, mit einem so kleinen Kontingent zu reisen, und das auch noch auf der Jagd nach einem Paar Kinderschuhen für Lady Melisande. Ich habe nie gesagt, dass Stephen dafür verantwortlich ist. Ich finde nur, dass er sich besser um seine Familie hätte kümmern können, vor allem um die Frau, die er geliebt hat.«

»Hmmm. Nun, was ist mit der Prophetin in Hintervold wie hieß sie noch mal? Hjroda?«

Tristan ließ den zweiten Stiefel auf den Boden fallen und band seine Hose auf. »Die ist keine Cymrerin.«

»Na und? Ich dachte, es reicht, dass eure Verlobten adelig sind. In Hintervold ist der Prophet von Adel. Welchen Unterschied macht es dann, ob seine Tochter cymrisch ist oder nicht? Es könnte sogar ein Vorteil sein, wenn man sich anschaut, was der größte Teil der Bevölkerung von den Cymrern hält ohne dir damit zu nahe treten zu wollen.«

Tristan stand auf und schlüpfte aus der Hose, dann wandte er sich ihr zu. Sie saß an die zierlichen weißen Kissen gelehnt, unter den königsblauen Samtvorhängen seines Betts. Die rotblonden Locken fielen ihr über die Schultern, die knochiger geworden waren das Alter hatte ihre Haut gedehnt und das Fleisch anders verteilt, sodass ihre Formen nicht mehr die eines jungen Mädchens waren, sondern die einer Frau im mittleren Alter. Ihr Anblick schnürte ihm jedes Mal die Kehle zusammen, und alle möglichen Gefühle überfluteten ihn, keines davon angenehmer Natur. Er blickte aus dem Fenster.

»Madeleine ist die Tochter des Herzogs von Canderre und die Cousine des Herzogs von Bethe Corbair«, sagte er, während er auf die Felder hinter dem Hof starrte, die in der Sommerhitze grün und reif dalagen. »Stephen Navarne und ich sind Vettern. Wenn ich mit Madeleine verheiratet bin, habe ich familiäre Bindungen zu jeder Provinz in Roland außer Avonderre.«

»Und? Warum ist das wichtig? Du bist jetzt schon Prinzregent, auch ohne all das.«

»Ich möchte vorbereitet sein, falls eines Tages der Aufruf zur Wiedervereinigung der Provinzen von Roland unter einem Cymrer-Herrscher ergeht. Es gibt Menschen, die der Ansicht sind, dass dies eine Möglichkeit wäre, die Gewalt zu beenden, unter der das Reich von der Küste bis ins Bolg-Gebiet und auch in Tyrian und Sorbold zu leiden hat. Vielleicht wird es irgendwann dazu kommen.«

Prudence verdrehte die Augen und seufzte. »Vielleicht wird irgendwann auch danach verlangt, dass jemand den Himmel gelb streichen lässt, Tristan, aber ich würde mir an deiner Stelle trotzdem keine Frau aufbürden, die dir schon Albträume bereitet, wenn du nur an ihre Gegenwart denkst.«

Gegen seinen Willen musste der Herrscher von Roland lächeln. Er zog seine lange Tunika aus und warf sie auf den Kleiderhaufen, der sich auf dem Boden angesammelt hatte. »So schlimm ist Madeleine nun auch wieder nicht, Pru.«

»Sie ist kalt wie die Titten einer alten Kriegshexe und doppelt so hässlich. Das weißt du genau. Mach die Augen auf, Tristan. Sieh dir genau an, auf was du dich da einlässt und zu welchem Zweck. Wer auch immer dich heiratet, wird cymrisch, schon allein dadurch, dass sie deine Frau ist möge der Allgott ihr beistehen. Eure Linie ist sowieso nicht rein. Heirate eine Frau, mit der du glücklich wirst, oder wenigstens eine, die dir nicht das Leben zur Hölle macht. Wenn du das Glück hast, Herrscher der Cymrer oder König oder was auch immer zu werden, dann kümmert es ohnehin keinen mehr, wer diese Frau jetzt ist.«

Ihre Worte waren so klar und deutlich, dass sich die Muskeln in Tristans Stirn lockerten, die seit der Nachricht über Madeleines Ankunft angespannt gewesen waren. Und wie immer lag eine Menge Weisheit in ihnen.

Rasch entledigte er sich seiner knielangen Unterhosen, warf die Decke mitsamt des seidenen Überwurfs beiseite und schloss Pru in die Arme. Ihre warme Haut an seiner Brust fühlte sich tröstlich an. Er hatte sie im letzten Monat schrecklich vermisst.

»Ich glaube, ich sollte Evans enthaupten lassen und lieber dich zu meinem persönlichen Berater und Botschafter ernennen«, meinte er, während seine Hände über ihren Rücken glitten und ihr Hinterteil umfassten. »Du bist klüger als er. Und viel schöner.«

Prudence schauderte in gespieltem Entsetzen. »Das will ich doch sehr hoffen. Evans ist mindestens siebzig.«

»Stimmt. Und er hat auch nicht so wunderschöne goldene Haare.« Der Herrscher von Roland vergrub seine Hände in ihren Locken.

Prudence machte sich aus seiner Umarmung frei, setzte sich auf und zog die Decke über ihre Brüste.

»Ich auch nicht, Tristan.«

»Doch, natürlich«, stammelte er. Plötzlich war ihm schwindlig, und ihm wurde kalt im Magen. »Rotblond habe ich gemeint. Das ist auch eine Art Gold.«

»Verschone mich«, entgegnete sie und sah aus dem Fenster. »Du hast wieder an sie gedacht.«

»Nein, das habe ich nicht...«

»Sei lieber still, Tristan. Wage es nicht, mich anzulügen. Ich lasse mich nicht für dumm verkaufen. Ich weiß, an wen du denkst und ich bin es nicht.« Prudence strich die Decke über ihren Beinen glatt. »Es macht mir übrigens nichts aus. Ich möchte nur, dass du ehrlich bist.«

Tristan seufzte. Lange sah er Prudence an, und auf seinem Gesicht verwandelte sich der schuldbewusste Ausdruck in Staunen darüber, wie schnell sie immer bereit war, ihm seine Missetaten zu verzeihen. In seinem ganzen Leben würde es nie wieder einen Menschen geben, der ihn so bedingungslos akzeptierte und ihn im vollen Bewusstsein seiner Fehler dennoch liebte.

Als er in ihren Augen endlich die Spur eines Lächelns ausmachen konnte, zog er die Decke wieder herunter, diesmal allerdings sehr behutsam, und glitt neben sie. Sanft nahm er sie in die Arme und drückte ihren Kopf an seine Schulter.

»Ich verdiene dich wirklich nicht, weißt du«, sagte er, und seine Stimme klang fast demütig.

»Ja, ich weiß«, erwiderte sie, das Gesicht an seiner Brust vergraben. Diese Brust war glatt und muskulös, strotzend vor Jugend und Vitalität, die Tristans cymrisches Erbe ihm verliehen, zusammen mit einer immensen Lebenserwartung, in deren Genuss Prudence selbst nie kommen würde.

»Ich möchte, dass du etwas für mich tust.«

Prudence seufzte und legte sich aufs Kissen zurück. »Was denn?«

Auch der Herrscher von Roland legte sich zurück und starrte an die Decke. Es war so viel leichter bei Nacht, nachdem sie sich geliebt hatten; sonst hatten sie sich für gewöhnlich über seine an Besessenheit grenzenden Gefühle für Rhapsody unterhalten, wenn Dunkelheit den Raum verhüllte, hinter den Bettvorhängen. Anstand und Schamgefühl waren dann weit weg, und er konnte so offen sein wie einem Beichtvater gegenüber wäre er fähig dazu, sich einem zu offenbaren. Aber seine königliche Stellung verschaffte ihm nicht nur Privilegien, sie war auch ein Fluch. Der einzige Kirchenmann, der in der Position gewesen wäre, sich seine Verbrechen anzuhören und seine Bitte um Absolution an den Patriarchen weiterzuleiten, war neben dem Patriarchen selbst ausgerechnet Tristans Bruder Ian Steward, der Segner von Canderre-Yarim. Nun wurde es aber zunehmend wahrscheinlich, dass Ian, ungeachtet Madeleines anders lautenden Wünschen, das Eheschließungsritual vollziehen würde, und so blieb Tristan niemand, dem er seine ehebrecherischen Gedanken gestehen konnte, als die Prostituierte in seinem Bett, die von Kindheit an seine Freundin und auch seine erste Geliebte gewesen war. Die einzige Person auf der ganzen Welt, von der er sicher war, dass er sie liebte. Er legte den Arm über die Augen, was ihm, wenn es schon nicht Nacht war, wenigstens ein wenig Dunkelheit bescherte.

»Ich möchte, dass du nach Canrif gehst ich meine natürlich nach Ylorc, wie die Firbolg es nennen.« Neben ihm stieß Prudence hörbar den Atem aus, aber sie sagte nichts. »Ich möchte, dass du die Hochzeitseinladung für den Firbolg-König überbringst und auch die für seine Gesandte.«

»Seine Gesandte? Komm schon, Tristan, das kannst du besser.«

»Na gut, für Rhapsody. Bist du jetzt zufrieden? Ich möchte, dass du Rhapsody persönlich die Einladung überbringst und ihre Reaktion beobachtest. Wenn sie offen dafür scheint, versuche sie zu überreden, dass sie mit dir nach Bethania kommt, oder zumindest bald nachkommt, damit ich mich wenigstens einmal allein mit ihr treffen kann, ehe ich das Biest von Canderre heirate.«

»Zu welchem Zweck willst du dich mit ihr treffen, Tristan?«, fragte Prudence leise, ohne die Spur eines Vorwurfs in der Stimme. »Was versprichst du dir davon?«

Wieder seufzte er. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich, wenn ich es nicht tue, den Rest meines Lebens Qualen leiden und mich fragen werde, was sie wohl gesagt hätte. Und darüber nachgrübeln werde, ob es nicht vielleicht doch eine Chance gegeben hätte.«

Prudence setzte sich auf und zog ihm den Arm von den Augen.

»Eine Chance worauf? Liebst du sie, Tristan?« Ihre dunkelbraunen Augen suchten in seinem Gesicht, voller Anteilnahme, aber ansonsten ausdruckslos.

Er sah weg. »Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht. Es ist eher ... eher ...« »Verlangen?«

»Etwas in der Art, ja. Eine überwältigende, unerklärliche Sehnsucht. Als wäre sie ein wärmendes Freudenfeuer mitten im Winter. Es ist, als wanderte ich ohne Hemd durch den Schnee, seit ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Du hattest die ganze Zeit über Recht damit, dass ich mich zu ihr hingezogen fühle. Ich habe den Kopf verloren und eine ganze Brigade meiner eigenen Soldaten in einen grausigen Tod geschickt, weil ich sie nicht fortziehen lassen wollte. Und ob du das nun glaubst oder nicht, sie hat keine Ahnung das hat jedenfalls der Firbolg-König behauptet.

Natürlich wusstest du es besser, Pru, aber ich durfte dir nicht glauben. Der arme Rosentharn hatte Anweisung, sie mit dem Heer zurückzubringen, wenn Firbolg besiegt war.« Er blinzelte heftig bei der Erinnerung an den Firbolg-Kriegsherrn, der, die Krone von Roland wie ein Kinderspielzeug in den Händen haltend, auf eben dieser Bettkante gesessen und ihm ganz ruhig davon berichtet hatte, dass Tristans Heer abgeschlachtet worden war.

Keine Sorge, hatte das in seinen Umhang gehüllte Ungeheuer mit der kratzigen, heiseren Stimme gesagt, die vom Tod flüsterte. Sie ahnt nicht, dass sie es war, die den Anstoß für dieses Massaker unter deinen Leuten gegeben hat. Dass es durch sie dazu kommen musste, war mir natürlich klar. Weshalb hätte ich sie sonst wohl zu dir geschickt? Du bist ein Mann freien Willens. Wenn es dir aufrichtig um Frieden gegangen wäre, hättest du meine Abgesandte gewiss mit offenen Armen begrüßt und mein Angebot angenommen. Ein Mann, der einer anderen Frau gegenüber nicht ausschließlich ehrenvolle Absichten hegt insbesondere dann, wenn er verlobt ist, ist auch als Nachbar nicht besonders vertrauenswürdig. Dass du, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, das Leben von zweitausend Männern aufs Spiel gesetzt hast, wird dir hoffentlich eine Lehre gewesen sein. Lass es nicht noch einmal so weit kommen.

Dann hatte sich der Schatten leise vom Stuhl erhoben, und der Firbolg-König hatte sich zum Gehen gewandt.

Ich lasse dich allein. Du wirst doch sicherlich für deine Männer eine Mahnwache abhalten wollen. Der Herrscher von Roland hatte genauso wenig vom Abschied des Ungeheuers gesehen wie von seiner Ankunft.

Zwölf Stunden hatte es gedauert, bis Tristan wieder hatte sprechen können, noch einmal sechs, ehe er wieder einen einigermaßen sinnvollen Satz zusammengebracht hatte. Ein ätzender Geschmack hatte seine Kehle und seinen Mund verbrannt, und er konnte ihn sogar jetzt, Monate später, immer noch heraufbeschwören. Der Tod seines Heers hatte ihn voller Angst und Entsetzen zurückgelassen.

Aber offensichtlich nicht entsetzt genug, um das Bild dieser Frau abschütteln zu können es suchte ihn immer noch heim. Tristan ließ sich auf die Kissen zurücksinken und stieß erneut einen abgrundtiefen Seufzer aus.

»Ich weiß nicht, was es ist, womit sie mich so in ihren Bann geschlagen hat«, gestand er. Er schloss die Augen und verscheuchte das Bild seiner dritten Infanterie, der berittenen Bogenschützen und all der anderen unglücklichen Seelen, die an jenem Morgen keine dringenderen Pflichten zu erfüllen gehabt hatten und deren Leichen nie gefunden worden waren. Gerüchte besagten, sie hätten ein grausiges Festmahl für die Ungeheuer abgegeben, welche sie besiegt hatten. »Es ist mehr als körperliche Anziehung, aber ich glaube nicht, dass es um Liebe geht. Ich denke, ein Teil dessen, was mich so unruhig macht, ist ja genau der Drang herauszufinden, was es eigentlich ist.«

Prudence betrachtete sein Gesicht noch einen Augenblick länger, dann nickte sie.

»In Ordnung, Tristan, ich gehe. Dieses Feuer breitet sich anscheinend aus, denn jetzt verspüre auch ich schon eine unerklärliche Sehnsucht nach dieser Frau. Meine Neugier wird erst befriedigt sein, wenn ich dieses Wesen selbst in Augenschein genommen habe.«

Er umfasste ihr Gesicht, zog sie an sich und küsste sie voller Dankbarkeit. »Danke, Pru.«

»Wie immer, mein Herr, tu ich alles für Euch.« Prudence entwand sich seinem Griff, stand auf und ging zum Frisiertisch, wo sie ihre Sachen abgelegt hatte. Sein schockiertes Gesicht ignorierte sie geflissentlich. »Wohin gehst du?«, stammelte er. Prudence zog ihr Kleid über die Schultern und drehte sich dann zu ihm um.

»Ich will meine Vorbereitungen für die Reise zum Objekt deiner Erregung treffen. Was sonst?«

»Das kann warten. Komm zurück ins Bett.« Er breitete die Arme aus.

»Nein.« Prudence schlüpfte in ihre Unterwäsche, stellte sich vor den Spiegel und fuhr sich mit den Fingern durch die zerzausten Locken.

»Ich meine es ernst, Prudence, bitte komm zurück. Ich will dich.«

Prudence lächelte. »Nun, ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass dieses Gefühl vielleicht nicht auf Gegenseitigkeit beruht, mein Herr? Und wenn dich meine Zurückweisung tödlich beleidigt, solltest du vielleicht in Erwägung ziehen, mich zu enthaupten und Evans mit ins Bett zu nehmen.«

Damit verließ sie den Raum und machte die Tür fest hinter sich zu, während Tristan mit verblüfftem Gesicht sitzen blieb.

Rhapsody schlief unter den feinen Schatten, die der Mond durch das Blattwerk einer scheckigen Erle warf, dem höchsten Baum des Dickichts, in dem sie für die Nacht Zuflucht gesucht hatte. Gelegentlich raschelte der Wind in den Blättern, aber ansonsten herrschte Stille am Westrand der Krevensfelder.

Die süße Luft klärte ihre Träume und machte sie in der Sommerhitze noch eindringlicher. Rhapsody drehte sich auf die Seite und atmete tief den Duft des Klees und der grünen Erde ein. An diesen Geruch erinnerte sie sich aus ihrer Kindheit, wenn sie und ihre Verwandten in solchen Nächten auf den Wiesen unter einem mit Sternen übersäten Himmel eingeschlafen waren.

Sie seufzte im Schlaf und wünschte sich, ihre Erinnerung möge ihr Träume von ihrer Mutter bringen, aber schon seit vor der Zeit, als Ashe zum Berg gekommen war, hatte Rhapsody ihr Bild nicht mehr heraufbeschwören können. Damals war ihre Mutter, wie es schien, ein letztes Mal zu ihr gekommen und hatte ihr eine Vision ihres Geburtssternes, der Aria gezeigt, des Sterns, der den Namen Seren trug.

Jetzt durchlebte sie den Traum von neuem, aber ohne die tröstliche Stimme ihrer Mutter. Im Schlaf erhob sie sich und starrte durch die schlanken Bäume auf die hinter ihnen liegende Ebene. In der Dunkelheit der Wiese sah sie einen Tisch oder eine Art Altar, auf dem der Körper eines Mannes ruhte. Die Gestalt war ganz in Dunkelheit gehüllt, und Rhapsody konnte nur ihre Umrisse erkennen.

Über ihr blinkte der Stern Seren, groß und hell, wie er einst auf der anderen Seite der Welt am Firmament gestanden hatte. Dann brach ein winziges Stück von dem Stern ab und fiel auf die liegende Gestalt. Einen Moment war sie blendend hell, dann verblasste das Licht zu einem schwachen Glimmen.

Dort ist der Splitter hingeraten, Kind, auf Gedeih oder Verderb, hatte ihre Mutter in dem Traum gesagt. Wenn du deinen Leitstern findest, wirst du nie verloren sein. Andere Stimmen erfüllten ihren Kopf. Sie hörte Oelendra sprechen, die Worte von Traurigkeit durchdrungen.

Als nichts helfen wollte und Gwydion weiter Todesqualen litt, nahm ich schließlich einen Sternsplitter vom Heft meines Schwerts und gab ihn der Fürstin. Weißt du, im Griff der Tages Sternfanfare war ein Stück von Seren, dem Namensstern unserer Heimat. Das war meine Verbindung zu dem Schwert, ein reines Fragment des Ätherelements; ich wusste, dass nichts sonst in meinem Besitz solche Macht besaß wie dieses Stück außer dem Schwert selbst natürlich. Ich überließ es ihnen in der Hoffnung, dass sie mit diesem Sternensplitter einen letzten Versuch unternehmen würden, Gwydion zu retten, aber sie konnten nichts mehr für ihn tun. Es war eine Verzweiflungstat, den Stern um Gwydions willen aufzugeben, und es war umsonst; trotzdem bereue ich nicht, es versucht zu haben.

»Oelendra, ist es das, was ich sehe?«, murmelte sie im Schlaf. »War es der Versuch, Gwydions Leben zu retten?«

Dort ist der Splitter hingeraten, Kind, auf Gedeih oder Verderb. Über dem Bild des aufgebahrten Mannes erschienen Hände, körperlose Hände, die sie schon in einer Vision im Haus der Erinnerungen gesehen hatte. Sie falteten sich wie zum Gebet und öffneten sich dann, als wollten sie einen Segen spenden. Blut strömte aus ihnen in die leblose Gestalt und färbte sie mit roten Flecken.

Kind meines Blutes.

Die mehrtönige Stimme des Drachen sprach in ihr anderes Ohr, das dem Wind zugewandt war.

Ein Rakshas hat immer das Aussehen der Seele, die ihm Kraft gibt. Er besteht aus Blut, dem Blut des Dämons, und manchmal auch aus dem anderer Kreaturen. Für gewöhnlich sind es unschuldige Wesen oder wilde Tiere. Sein Körper ist aus einem Element wie Eis oder Erde gebildet; ich glaube, derjenige im Haus der Erinnerungen besteht aus gefrorener Erde.

Das Blut schenkt ihm Leben und Kraft. Ein Rakshas, der allein aus Blut besteht, ist kurzlebig und geistlos. Aber wenn der Dämon eine Seele besitzt, ganz gleich, ob sie menschlichen Ursprungs ist oder nicht, kann er sich diese einverleiben und nimmt schließlich die Form des Eigentümers der Seele an, wobei dieser natürlich tot ist. Damit verfügt er auch über einen Teil von dessen Wissen und kann all das tun, was dieser zu tun vermochte. Eine entstellte, böse Kreatur, vor der du dich in Acht nehmen musst, Hübsche. Mit einem heftigen Schauder erwachte Rhapsody und setzte sich auf. Sie war noch immer in dem Dickicht, ihre Stute neben sich, allein und unbemerkt, abgesehen von der Berührung des Nachtwinds. Sie fröstelte und rieb sich mit den Händen über die Arme in dem Versuch, sich aufzuwärmen. »Was bist du, Ashe?«, fragte sie laut. »Was bist du wirklich?« Die einzige Antwort war der warme Atem des Windes. Sie konnte nicht verstehen, was er ihr zu sagen versuchte.

Fast dreihundert Meilen westlich blies der Wind warm durch die offenen Tore in den alten Steinmauern des Hauses der Erinnerungen, raschelte in den Blättern des Baums, der in der Mitte des Hofes stand. Eine Gestalt in einem schweren grauen Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, stand am Fuß des Baums und blickte nachdenklich in seine Zweige hinauf. Auf Augenhöhe, in einer Astgabel direkt über der ersten Höhle im Stamm, steckte ein kleines Musikinstrument, das einer Harfe ähnelte. Sie spielte einen Rundtanz, anders als alle anderen, die er je gehört hatte, eine einfache Weise, die den ganzen Hof erfüllte und durch die uralten Steine summte. Der Mann streckte den Arm aus, um das Instrument zu berühren, wobei der Umhang seine Hand entblößte, deren neu geformter Daumen nur leichte Anzeichen von roter, heilender Haut aufwies. Einen Augenblick schwebten die Finger über den Saiten, dann zogen sie sich rasch wieder zurück.

Es würde nichts nützen, wenn er versuchte, das Instrument zu entfernen, entschied der Rakshas. Es war zu einem Teil des Baums geworden, spielte sein Namenslied, eine sich immer wiederholende Melodie, die von dem Leben, das in ihm wohnte, genährt wurde. Der Wille des Schösslings war jetzt mit derselben Quelle verbunden, mit der auch seine Mutter Sagia verbunden gewesen war, die verkümmerten Wurzeln tief in die Erde gesenkt, doch unentwirrbar mit der Axis Mundi verschlungen. Das Lied der Harfe hatte den jungen Baum aus dem Griff seines Meisters befreit und ihn von seiner Entweihung geheilt. Der Mann hatte keinen Zweifel daran, wer die Harfe hier zurückgelassen hatte. Langsam strich er die Kapuze zurück und ließ den Wind durch sein leuchtend rotgoldenes Haar wehen, während er über seinen nächsten Schritt nachdachte. Sein Meister, der auch sein Vater war, hatte überaus deutlich gemacht, dass die Drei überwacht und in Schach gehalten werden mussten, aber noch nicht vernichtet werden durften, keinesfalls vor der entscheidenden Begegnung in Sepulvarta. Nun aber hatte das dortige Debakel bewiesen, wie gründlich falsch sie die Situation eingeschätzt hatten, als sie angenommen hatten, dass die Drei zum Zeitpunkt des Attentats anderweitig beschäftigt sein würden. Der Misserfolg war ein ernster Rückschlag gewesen, noch schlimmer als die Niederlage hier im Haus der Erinnerungen.

Der Rakshas wandte sich von dem Baum ab und überquerte gemessenen Schrittes den Hof, während er sich bemühte, seine begrenzten Verstandeskräfte zu konzentrieren. Irgendetwas ließ ihm keine Ruhe, vielleicht etwas aus der Zeit vor seiner Wiedergeburt, etwas, was er erlebt hatte, als er noch Gwydion gewesen war. Doch er schaffte es nicht, den Gedankenfaden in einen Zusammenhang zu verweben, und so kehrte er zu der Stelle zurück, wo damals seine Wiedergeburt stattgefunden hatte.

Am Westrand des Gartens stand ein langer, flacher Tisch aus Marmor, der Altar, auf dem er zum ersten Mal das Bewusstsein erlangt hatte. Er schloss die Augen und rief sich die ersten Worte ins Gedächtnis, die er seinen Vater hatte beten hören.

Kind meines Blutes.

Das pulsierende Licht, der Schmerz der Wiedergeburt.

Jetzt wird die Prophezeiung durchbrochen. Aus diesem Kind werden meine Kinder hervorgehen.

Der Rakshas schloss die kristallblauen Augen wie damals vor dem blendenden Licht der Erinnerung. Als er sie wieder öffnete, glänzten sie mit demselben Licht, aber nun war es das Licht der Inspiration.

Rasch duckte er sich und nahm die Haltung eines wilden Tieres an, wie der Wolf, dessen Blut zu dem seines Vaters hinzugefügt worden war, um ihn zu formen, und scharrte in der Erde unter dem Altar. Er grub eine Weile, bis er schließlich fand, was er suchte, eine Wurzel des Baums, die noch die fleckigen Narben der ursprünglichen Verunreinigung trug. Die Retterin des Baums hatte nicht alle Wurzeln gefunden unter dem Altar hatte sie wahrscheinlich nicht einmal nachgesehen, als sie den Baum mit ihren seltsamen Mitteln zu heilen versucht hatte. Der Rakshas warf den Kopf in den Nacken und lachte böse.

Eine war noch da, eine Wurzel war immer noch entweiht.

Das sollte reichen.

Rasch schaute er sich um und verzog das Gesicht. Stephen Navarnes Männer hatten die Gegenstände, die sie zum Schlachten benötigt hatten, zum größten Teil zerstört auch die Bottiche, die so sorgfältig aufgestellt worden waren, um das Blut der Kinder aufzufangen. Der Kinder, die er geraubt hatte. Dieses Blut hatte den Baum damals genährt und ihn nach den Launen seines Vaters verformt. Hier gab es nichts mehr davon zu holen, alles war weg. Sein Meister hatte einen großen Teil seiner Lebensessenz gegeben, um ihn ins Leben zu rufen. Auch der Dämon hatte ein Blutopfer gebracht, und noch mehr eine Übertragung kostbarer Macht hatte stattgefunden, die dem Rakshas leicht wieder abhanden kommen konnte, wenn er sie nicht eifersüchtig hütete. Von Natur aus waren die F’dor bloß Rauch, flüchtige Geister, die sich an einen menschlichen Körper klammerten. Je mehr Macht, je mehr Willenskraft sie übertrugen, desto heikler wurde diese Verbindung. Mit seinen begrenzten geistigen Fähigkeiten fühlte sich der Rakshas geehrt, weil sein Meister dieses Opfer gebracht hatte, um ihn ins Leben zu rufen. Das Kind der Erde, das nach uralter Dämonenlegende unter den Bergen der Zahnfelsen schlief, war eins der beiden Werkzeuge, die für den Plan seines Meisters unabdingbar waren. Die Wurzel des Schösslings hatte den Zugang für den F’dor eröffnen sollen, genährt vom Blut Unschuldiger, verbunden mit der Macht der Axis Mundi, der Mittellinie der Erde selbst, die mit einer alten Magie von unermesslicher Kraft pulsierte. Dieses Wurzelsystem zog sich durch die ganze Welt, bis ins Urgestein der unangreifbaren Berge. Und es ließ sich manipulieren, jedenfalls glaubte das der Meister. Um die Kontrolle über die Wurzeln des Baumes Zurückzugewinnen, lohnte es sich gewiss, noch mehr von seiner eigenen Lebensessenz und der seines Meisters einzusetzen.

Er versuchte sich zu konzentrieren, versuchte, seinen beschränkten Geist dazu zu zwingen, die richtige Antwort hervorzubringen. Doch die sich ständig wiederholende Musik der kleinen Harfe verwirrte ihn und machte es ihm unmöglich, seine Gedanken auf den Punkt zu bringen. Ärgerlich beäugte er das Instrument, doch dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, wie die Morgendämmerung, die das Tal durchstreift, und erhellte jeden seiner Züge, bis es die Augen erreichte. Er hatte seine Antwort gefunden.

Mit einem lässigen Schnippen des Handgelenks erschien ein Dolch in seiner nunmehr unversehrten Hand. Gezielt schnitt er sich zweimal in den Unterarm, sodass tiefrote Streifen auf der Haut erschienen; dann drehte er den Arm um, damit das Blut auf die frei liegende Wurzel tropfen konnte. Er spürte keinen richtigen Schmerz; eine so geringfügige Verletzung war nichts gegen die Qual, die sein Leben ohnehin in jeder wachen Minute bestimmte. Wo das Blut auf den Boden tropfte, stieg Rauch in die Luft, wand sich, scharlachrot und schwarz vor dem Nachthimmel, zu einer Ranke und schließlich zu einer spiralförmigen Säule, die den Wind einfing.

Der Boden glomm und fing schließlich zu brennen an. Der Rakshas schloss die Augen und lauschte auf die tiefen Stimmen, die erst flüsterten und dann in einen dunklen, unheimlichen Singsang übergingen, obszöne Losungsworte sprachen, schmerzlich murmelten. Die Qual nahm zu, wütete in seinem Körper wie ein heißer Blitz; er fühlte ein Knistern im Kopf, so heftig war die Empfindung. Der Gestank brennenden Fleisches drang in seine Nase, und er ballte die Fäuste, denn er wusste, dass das Blut, das er vergoss, etwas von der Macht seines Meisters mit in die Erde nahm.

Blutiges Licht erfüllte die Dunkelheit und tanzte wild zu den singenden Stimmen der in der tiefen Gruft gefangenen F’dor-Geister drunten in der Erde. In den Wogen der Macht, die aus seinem klopfenden Herzen strömten wie das Blut aus der geöffneten Arterie, hielt sich der Rakshas mühsam aufrecht. Ich bin nur das Gefäß, dachte er zufrieden, als der Boden unter seinen zitternden Füßen sich blutrot färbte. Aber ich bin ein gutes Gefäß. Schließlich jedoch verlor er den Kampf gegen die Schwerkraft und fiel vornüber, sodass er in seinem eigenen, brennenden Blut kniete.

Als die Erde um die Wurzel herum sich in roten Schlamm verwandelt hatte, atmete der Rakshas erschöpft aus und drückte dann seine Wunde zusammen, um sie wieder zu schließen. Sorgfältig grub er die Wurzel ein und flüsterte dabei die ermutigenden Worte, die er immer über dem Baum gesprochen hatte, als er in diesem Haus noch der Meister gewesen war.

»Merlus«, wisperte er. Wachse. »Sumat.« Nähre dich. »Fynchalt dearth kynvelt.« Suche das Erdenkind.

Langsam richtete er sich auf und beobachtete voller Freude, wie die Wurzel anschwoll, gesättigt mit verderbtem Blut, und dann welkte, dunkel und rebenartig, ehe sie tiefer in die Erde schlüpfte und dort verschwand. Er setzte die Kapuze auf, warf einen letzten Blick auf den alten cymrischen Außenposten und machte sich auf den Weg, den zu treffen, der bereits auf ihn wartete.

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