6 Gezeitensturm minus neunundzwanzig

›Nabelschnur‹ und die Kapseln, die sich daran entlangbewegten, hatten sich bereits seit mindestens vier Millionen Jahren an genau dieser Position befunden, als die Menschen das Dobelle-System zu kolonisieren begannen. Wie alles, was die Baumeister konstruiert hatten, war auch ›Nabelschnur‹ offenkundig darauf ausgelegt, die Zeiten zu überdauern. Das System funktionierte perfekt. Es war ausgiebig studiert worden; doch obwohl die Analysen vieles über die Fabrikationsmethoden der Baumeister verrieten, erfuhr man doch nicht das Geringste über die Physiologie oder die Verhaltensweisen dieser alten, verschwundenen Spezies.

Atmeten Baumeister? Ihre Fahrzeuge waren offen, aus transparentem Material gebaut, und es gab keinerlei Luftschleusen oder dergleichen.

Schliefen Baumeister oder betätigten sie sich körperlich? Es fand sich in ihren Bauwerken nichts, was man als Schlafstätten hätte identifizieren können oder nur als ›Ort zum Ausruhen‹, auch fanden sich keine Orte, die auf Freizeitbeschäftigungen schließen ließen.

Aber gewiss mussten die Baumeister doch Nahrung aufnehmen und die nicht verstoffwechselten Reste wieder ausscheiden! Und dennoch: obwohl die Fahrt von Opal nach Erdstoß mehrere Stunden in Anspruch nahm, gab es nirgends Räumlichkeiten, in denen man Nahrungsmittel hätte aufbewahren oder zubereiten können, und ebenso wenig Möglichkeiten, Abfälle gleich welcher Art zu entsorgen.

Alles, was seinerzeit die Techniker der Menschen wenn auch nur sehr vorsichtig zu mutmaßen in der Lage gewesen waren, war, dass die Baumeister wirklich groß gewesen waren. Jede einzelne Kapsel war riesenhaft, ein Zylinder von mehr als zwanzig Metern Länge und einem fast ebenso großen Durchmesser, und das Innere war vollständig leer. Andererseits gab es keinerlei schlüssige Anzeichen dafür, dass diese Fahrzeuge überhaupt von den Baumeistern selbst genutzt worden waren — vielleicht waren sie ausschließlich für den Transport schwerer Lasten gedacht? Aber wenn das stimmte, warum waren sie dann im Inneren mit Instrumenten ausgestattet, um die Geschwindigkeit zu verändern, mit der sich die jeweilige Kapsel entlang der ›Nabelschnur‹ bewegte?

Während Historiker über die Natur und den Charakter der Baumeister diskutierten und Theoretiker sich den Kopf über bisher ungeklärte Elemente baumeisterlicher Wissenschaft zerbrachen, machten sich etwas praktischer veranlagte Geister daran, ›Nabelschnur‹ für die Kolonisten nutzbar zu machen. Auf Erdstoß gab es Mineralien und fossile Brennstoffe. Nichts von beidem war auf Opal zu finden, doch dafür gab es dort Lebensraum und ein akzeptables Klima. Das Transportsystem zwischen diesen beiden Welten war viel zu wertvoll, um es nicht zu nutzen.

Zuerst hatte man sich darum gekümmert einzurichten, was die Fahrt zwischen den beiden Teilen dieses Planeten-Dubletts erträglicher machte. Größe und Form der Kapseln konnte zwar im Ganzen nicht verändert werden — wie die meisten Objekte der Baumeister waren auch diese Fahrzeuge integrierte Module, praktisch unzerstörbar und daher so gut wie gar nicht veränderbar. Aber die Kapseln ließen sich recht leicht so umbauen, dass sie luftdicht wurden, und auch Luftschleusen und Apparaturen für der Druckausgleich ließen sich einbauen. Einfache Küchen wurden integriert, dazu Toiletten, medizinische Einrichtungen und Ruheräume. Schließlich, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass fast alle auf Planeten aufgewachsenen Menschen ein Problem mit großen Höhen haben, wurde der transparente Rumpf mit Abdeckplatten ausgekleidet, die man so polarisieren konnte, dass sie undurchsichtig grau wurden. Nur noch am obersten Ende der Kapsel befand sich nun eine Aussichtskanzel.

Rebka verwünschte diese letzte Modifikation, als ihr Fahrzeug sich Erdstoß näherte. Während sie zur Mittelstation aufgestiegen waren, hatte er den faszinierenden Ausblick auf den Planeten genossen, der vor ihnen lag — genug sogar, um bereit zu sein, das Baumeister-Artefakt, das ›Mittelstation‹ selbst darstellte, erst zu einem späteren Zeitpunkt in Augenschein zu nehmen. Er war davon ausgegangen, dass er immer weitere Details von Erdstoß würde beobachten können, bis sie schließlich landeten. Stattdessen schwenkte das Fahrzeug aus unerklärlichen Gründen einmal um die eigene Achse, als sie sich noch mehrere hundert Kilometer oberhalb der Oberfläche des Planeten befanden. Statt weiterhin Erdstoß im Blick zu haben, wurde ihm jetzt nur noch der wenig informative und daher geradezu ärgerliche Ausblick auf die sich stets verändernden Wolkenformationen von Opal geboten.

Rebka wandte sich zu Max Perry um. »Können Sie uns wieder herumschwenken? Ich kann überhaupt nichts sehen!«

»Nicht, wenn Sie nicht wollen, dass wir den Rest der Strecke im Kriechtempo zurücklegen.« Perrys Nervosität angesichts der unmittelbar bevorstehenden Landung schien augenscheinlich zu wachsen. »Wir werden jetzt jede Minute in die Atmosphäre von Erdstoß eindringen. Aus Gründen der aerodynamischen Stabilität muss die Kapsel dafür kopfüber stehen, oder wir müssen eben kriechen. Tatsächlich ist es sogar so, dass …« Er hielt inne, und sein Gesicht verspannte sich, so konzentriert war er auf einmal. »Hören Sie doch!«

Rebka brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was sein Begleiter meinte; dann nahm er ein fast unhörbar leises Pfeifen wahr, das sogar die Wände der Kapsel durchdrang. Das war das erste Anzeichen dafür, dass sie sich tatsächlich Erdstoß näherten: Sehr, sehr dünne Luft hemmte die Landung der immer weiter absinkenden Kapsel. Ihre Sinkgeschwindigkeit musste sich bereits jetzt verlangsamen.

Fünf Minuten später erhielt Rebka einen weiteren sensorisch wahrnehmbaren Hinweis. Die Kapsel war jetzt tief genug für einen Druckausgleich, also wurde Luft von Erdstoß eingeschleust. Ein leicht schwefliger Geruch erfüllte die Kabine. Gleichzeitig begann die Kapsel zu zittern und zu taumeln, ohne Zweifel eine Folge der Luftschichten, die sie hier durchstießen. Rebka spürte, wie er von einer zunehmenden Kraft in den gepolsterten Sessel gedrückt wurde.

»Noch drei Minuten«, erläuterte Perry. »Das ist das letzte Abbremsmanöver.«

Rebka schaute sich um. Sie standen kurz davor, auf dem Planeten aufzusetzen, über den Perry gesagt hatte, er sei zu gefährlich, um dort Besuche zuzulassen. Allerdings war weder in Perrys Stimme noch in seiner Miene auch nur eine Spur von Furcht zu erkennen. Er war nervös, ja, aber das ließ sich der Aufregung und der Vorfreude eines Mannes zuschreiben, der nach viel zu langer Zeit endlich wieder nach Hause zurückkam.

Nur: wie war das möglich, wenn Erdstoß doch eine so gefährliche Todesfalle war?

Die Kapsel wurde noch langsamer und hielt schließlich an, lautlos öffnete sich die Tür. Rebka, der Perry beim Hinausgehen folgte, hatte das Gefühl, als würden sich seine Vermutungen hier bestätigen. Die Landschaft, die sie betraten, war eben, eine blaugraue, staubige Fläche, auf der nur spärlich dunkelgrünes Gebüsch und niedrige, ockerfarbene Flechten wuchsen. Es war wirklich trocken und heiß hier, und der Geruch nach Schwefel war in der Nachmittagsluft noch deutlicher; aber in weniger als einem Kilometer Entfernung konnte Rebka Wasser blitzen sehen, an dessen Ufer deutlich höhere Pflanzen wuchsen, und ganz in ihrer Nähe stand eine Herde gedrungener Tiere, die sich allerdings auffallend langsam bewegten. Sie sahen aus wie Pflanzenfresser, und sie grasten dem Augenschein nach hier auch, langsam, lautlos.

Es gab keine Vulkanausbrüche, kein Beben der Erde und auch keine gewaltigen Unruhen unter der Oberfläche des Planeten. Erdstoß war ein friedlicher, verschlafener Planet, der in der Hitze döste, und seine Bewohner bereiteten sich auf die noch höheren Temperaturen vor, die mit dem Gezeitensturm einhergingen.

Bevor Rebka noch etwas sagen konnte, blickte Perry sich um und schüttelte den Kopf.

»Ich weiß nicht, was hier vor sich geht.« Deutlich stand ihm Verwirrung ins Gesicht geschrieben. »Meine Warnung vor den Problemen, auf die wir hier stoßen müssten, war alles andere als ein Scherz! Verstehen Sie: Es ist hier einfach viel zu ruhig! Und es sind nicht einmal mehr dreißig Tage bis zum Gezeitensturm, und auch noch bis zu dem schlimmsten, den wir jemals erlebt haben!«

Rebka zuckte mit den Schultern. Wenn Perry hier irgendwelche durchtriebenen Spielchen spielte, dann vermochte er, Rebka, diese nicht zu durchschauen. »Für mich sieht hier alles völlig in Ordnung aus.«

»Für mich auch. Das ist ja genau das, was hier nicht stimmt!« Perry machte eine ausladende Bewegung mit dem Arm, die den ganzen Planeten einschloss. »So dürfte das hier gar nicht aussehen! Ich war um diese Jahreszeit schon hier, schon viele Male. Wir sollten hier inzwischen Erdbeben und Vulkanausbrüche miterleben — richtig heftige! Wir sollten sie spüren, unter den Füßen! Und in der Luft müsste zehnmal so viel Staub sein.« Er klang ernstlich verwirrt.

Rebka nickte, dann drehte er sich einmal ganz um die eigene Achse und betrachtete ausgiebig die gesamte Umgebung.

Gleich vor ihnen befand sich die breite Basis von ›Nabelschnur‹: Sie berührte die Oberfläche des Planeten, doch es gab hier keine mechanische Vertäuung. Die Befestigung erfolgte elektromagnetisch, das Magnetfeld haftete an der metallreichen Kruste von Erdstoß. Perry hatte ihm erklärt, das sei erforderlich, weil die Oberfläche des Planeten um den Gezeitensturm herum so instabil sei. Das hatte plausibel geklungen, und es passte auch ganz und gar zu Perrys Schilderungen, wie heftig die Naturereignisse hier sein würden. Warum sonst hätten die Baumeister auf eine richtige Verankerung verzichten sollen? Aber nur, weil eine Behauptung plausibel klang, machte sie das noch lange nicht wahr.

Jenseits von ›Nabelschnur‹, in Richtung von Mandel, der sich jetzt anschickte, als Scheibe zu versinken, brütete eine niedrige Bergkette in der Hitze, fast purpurgrau wirkten die Berge in der staubigen Luft. Deren Kuppen waren fast gleich hoch, und die dazwischenliegenden Abstände wirkten sonderbar regelmäßig. So rau, wie sie aussahen, und so steil, wie sie waren, mussten sie vulkanischen Ursprungs sein. Doch Rebka konnte nirgends eine Rauchsäule entdecken und ebenso wenig Anzeichen für Lavaströme neueren Datums. Er schaute genauer hin. Der Boden unter seinen Füßen war eben und unverletzt, ohne jegliche Risse, und es gab auch im Pflanzenwuchs keine nennenswerten Lücken, die ein Hinweis darauf hätten sein können, dass erst kürzlich die Oberfläche aufgerissen wäre.

Das also war Erdstoß — der große, schreckliche Planet Erdstoß? Rebka hatte schon in aller Seelenruhe in Gegenden geschlafen, die mehr als zehn mal so erschreckend und gefährlich gewesen waren. Ohne ein Wort machte er sich auf den Weg in Richtung See.

Perry hatte es eilig, ihn einzuholen. »Wohin gehen Sie?« Er war nervös, und diese Anspannung war eindeutig nicht nur gespielt.

»Ich möchte mir diese Tiere ansehen. Wenn das gefahrlos möglich ist.«

»Das sollte es sein. Aber lassen Sie mich vorgehen!« Perrys Stimme verriet seine Aufregung; er ging voran. »Ich kenne das Gelände hier.«

Sehr nett und aufmerksam von Ihnen, dachte Rebka. Nur dass ich hier in diesem Gelände nichts sehe, was es erforderlich machen würde, es rechtzeitig zur Gefahrenvermeidung zu erkennen! Hier und dort ragten Magmagestein und vereinzelte Basaltbrocken aus dem Boden, ein eindeutiges Zeichen für Vulkanismus, und es war manchmal durchaus schwierig, bei diesen Bodenverhältnissen voranzukommen, so zerklüftet, wie der Boden hier war. Doch Rebka sollte nicht mehr Schwierigkeiten haben, auf diesem Terrain sein Ziel zu erreichen, als Perry.

Während sie sich dem Wasser näherten, wurde es sogar einfacher, sich über das Gelände zu bewegen. Nahe dem See lag eine Grünfläche, dicht mit elastischem, dunkelgrünem Gras bedeckt, das es irgendwie geschafft hatte, sich an den trockenen Felsen festzuklammern. Kleine Tiere, allesamt Wirbellose, blieben reglos sitzen, bis die beiden Männer sich ihnen auf wenige Meter genähert hatten, dann schlängelten sie in aller Ruhe in Richtung des Sees davon. Es waren Tiere mit rundem Rücken, dabei radialsymmetrisch, mit zahlreichen Beinen und zahlreichen Mäulern, rings um den Körper angeordnet, mit denen sie das Gras rupften.

»Sie wissen, was mich stört, oder nicht?«, fragte Rebka plötzlich.

Perry schüttelte den Kopf.

»Das alles hier!« Rebka deutete auf die Pflanzen und die Tiere rings um sie. »Sie bestehen darauf, dass Menschen Erdstoß während des Gezeitensturms nicht zu nahe kommen dürfen. Sie behaupten, wir würden hier nicht überleben können, und ich soll Julius Graves und all den anderen sagen, dass ihre Besuchsanträge abgelehnt werden, und damit verlieren wir sämtliche Einkünfte, die Dobelle durch diese Besucher zufließen könnten. Aber die da sind immer noch hier.« Er deutete auf die Tiere, die sich langsam auf das Ufer des Sees zubewegten. »Die überleben hier, und das anscheinend ohne jegliche Probleme. Was können die, was wir nicht können?«

»Zwei Dinge.« Sie hatten das Ufer des Sees jetzt erreicht, und aus irgendeinem Grund war die ganze Nervosität von Perry abgefallen. »Erstens vermeiden sie es, während des Gezeitensturms an die Oberfläche von Erdstoß zu kommen. Jedes dieser Tiere, alle, die Sie auf Erdstoß finden können, sterben entweder kurz vor dem Gezeitensturm und die Nachkommen schlüpfen erst aus den Eiern, wenn der Gezeitensturm vorüber ist, oder sie halten Sommerschlaf — sie verstecken sich also den ganzen Sommer über. Diese Herbivoren dort sind allesamt Amphibien. In ein paar Tagen bewegen die sich hin zum See, graben sich tief auf dem Grund in den Schlamm ein, und dann schlafen sie, bis sie gefahrlos wieder herauskommen können. Wir können das nicht. Zumindest Sie und ich nicht. Vielleicht ist das bei den Cecropianern ja anders.«

»Wir könnten etwas Ähnliches tun. Wir könnten Habitate errichten, Kuppeln unter den Seen.«

»Na schön. Das könnten wir, aber ich habe so meine Zweifel, dass Darya Lang und die anderen dem zustimmen würden. Außerdem ist das ja bisher nur die halbe Wahrheit. Ich habe gesagt ›zwei Dinge‹. Das andere, was die Fauna hier zu tun in der Lage ist, ist nämlich, sich wirklich schnell zu vermehren. Sie werfen zu jeder Jahreszeit, und das nicht zu knapp. Wir können uns paaren, so viel wir lustig sind, meinetwegen jeden Tag, aber deren Vermehrungsraten kriegen wir trotzdem nicht hin.« Perry grinste, doch er schien alles andere als belustigt. »Das müssen die hier auch so machen. Die Mortalität der Tiere und Pflanzen auf Erdstoß liegt bei über neunzig Prozent pro Jahr. Hier drängt die Evolution alles mächtig voran, also hat sich alles, was hier lebt und überleben will, so weit wie möglich den Umweltbedingungen angepasst. Und dennoch: auch jetzt noch werden neun Zehntel der gesamten Population hier zum Gezeitensturm sterben. Wollen Sie wirklich ein solches Risiko eingehen? Wollen Sie zulassen, dass Darya Lang und Julius Graves solche Risiken eingehen?«

Das war ein sehr gutes Argument — wenn Rebka bereit war, Perrys Behauptungen über die Gnadenlosigkeit des Gezeitensturms zu akzeptieren. Und bisher war das nicht der Fall. Eine dichte Annäherung an Mandel — und das passte sehr gut zu Perrys Aussagen darüber, wie heftig diese Gezeitenstürme abliefen — würde gewiss gewaltige Gezeitenkräfte auf Erdstoß freisetzen. Das stand völlig außer Frage. Aber es war nicht klar, wie sehr diese Landgezeiten tatsächlich die Oberfläche in Mitleidenschaft ziehen würden. Die Flora und Fauna von Erdstoß hatte seit mehr als vierzig Millionen Jahren überlebt. Und dabei hatten sie Dutzende dieser Großen Konjunktionen überstanden, auch wenn es noch keine Menschen gegeben hatte, die das hätten miterleben können. Warum sollten sie nicht mit Leichtigkeit eine weitere Große Konjunktion überstehen können?

»Gehen wir!« Hans Rebka hatte es sich überlegt. Mandel würde jetzt bald untergehen, und er wollte den Planeten verlassen haben, bevor sie gezwungen wären, sich auf das matte Dämmerlicht von Amarant zu verlassen. Er war sich sicher, dass Perry ihm nicht die ganze Wahrheit erzählte; er war sich sicher, dass dieser Mann seine eigenen Gründe dafür hatte, allen anderen weiszumachen, sie müssten sich von Erdstoß fern halten. Doch auch wenn Max Perry recht haben sollte, konnte Rebka schlichtweg nicht rechtfertigen, den Zugang zu Erdstoß vollständig zu verwehren. Es gab einfach keine der Regierung des Phemus-Kreises vorlegbaren Hinweise dafür, dass diese Welt wirklich so gefährlich war.

Stattdessen gab es sogar reichlich Argumente, die für eine Öffnung des Zugangs zu Erdstoß sprachen. Die hier heimischen Tierarten mochten ja Schwierigkeiten haben, den Gezeitensturm zu überstehen, aber diese verfügten schließlich weder über das Wissen noch über die Ressourcen der Menschheit. Ausgehend von dem, was Rebka bisher gesehen hatte, war er durchaus willens, den Gezeitensturm sogar selbst hier mitzuerleben.

»Wir haben die Pflicht, Besucher auf die Risiken eines solchen Besuchs hinzuweisen«, entschied er also, während er in Perrys Begleitung weiterging. »Aber bevormunden dürfen wir diese Besucher nicht! Wenn jemand unbedingt hierher will und dabei genau weiß, welche Gefahren hier drohen, bitte: Wir können niemanden davon abhalten — und sollten es auch nicht!«

Perry schien kaum zuzuhören. Immer wieder blickte er sich eifrig um, betrachtete mit gerunzelter Stirn den Himmel, starrte den Boden an und dann zu den Hügeln in der Ferne hinüber.

»So dürfte es hier gar nicht aussehen, verstehen Sie?«, brach es aus ihm heraus. Er klang völlig verblüfft. »Wo bleibt das denn alles?«

»Wo bleibt was?« Rebka wollte endlich aufbrechen.

»Die Energie! Die Gezeitenkräfte pumpen Energie in das System — von Mandel, Amarant und Gargantua. Und kein bisschen davon wird hier frei! Das bedeutet, es muss hier irgendeine Art internen Energiespeicher …«

Ein Blitz rötlichen Lichtes im Westen unterbrach ihn. Beide Männer schauten sofort in diese Richtung und sahen, dass sich zwischen ihnen und Mandel, der gerade in diesem Augenblick hinter der Bergkette zu verschwinden begann, eine Linie dunkler Fontänen immer weiter ausbreitete; von Feuer durchzuckt stiegen sie aus den Bergen in der Ferne auf.

Wenige Sekunden später trafen auch die Schallwellen ein; das Zittern des Boden kam noch ein wenig später, die Tiere jedoch hatten darauf nicht mehr gewartet. Bereits beim Aufflammen des ersten Blitzes rasten sie auch schon auf das Wasser zu, viel schneller, als Rebka ihnen das jemals zugetraut hätte.

»Eruptionen! Gleich fliegen uns hier die Felsbrocken um die Ohren!«, brüllte Perry und versuchte, ein Donnern zu übertönen, das fast wie Gewittergrollen klang. Er deutete auf die zahlreichen Rauchwolken in der Ferne. »Ein paar davon sind geschmolzen, und wir sind hier absolut in Reichweite! Kommen Sie!«

Er rannte schon auf ›Nabelschnur‹ zu, Rebka hingegen zögerte noch. Die Linie, die diese Eruptionen bildeten, wirkte sonderbar geordnet, die Dunkelheit, die sie in die anbrechende Nacht spien, kam von genau jeder dritten Bergkuppe. Kurz blickte Rebka in die andere Richtung — wäre es im Wasser vielleicht sicherer? —, dann folgte er Perry. Der Boden begann zu beben, schwankte so stark hin und her, dass Rebka das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Es schien ihm besser, langsamer weitergehen, doch änderte er seine Meinung augenblicklich, als ein Klumpen, ein halb geschmolzener Felsbrocken so groß wie ein Flugwagen, kaum zwanzig Meter neben ihm aufschlug und zischend vor sich hin glomm.

Perry hatte die Kapsel an der Basis von ›Nabelschnur‹ bereits erreicht und hielt die untere Einstiegsluke weit geöffnet.

Geradewegs stürzte Rebka sich hindurch, verzichtete zugunsten größerer Schnelligkeit auf jegliche Würde. »Okay! Bin drin! Los geht’s!«

Wie verrückt rannte Perry die Stufen zur Steuerungs- und Beobachtungskabine hinauf, und die Kapsel setzte sich bereits wieder aufwärts in Bewegung, bevor Rebka auch nur wieder auf die Beine gekommen war und die Gelegenheit hatte, zuschauen, ob er vielleicht verletzt sei. Statt die Luke zu sichern und Perry zu folgen, drehte er sich zur Luke um und ließ sie einige Zentimeter weit offen. Dann spähte er hinaus.

Pfeifend schwirrten in großer Zahl immer noch Felsbrocken und Lavatropfen über das Gebiet hinweg, das sie gerade hinter sich gelassen hatten. Rebka konnte sehen, wie die ersten Brände entstanden, dort wo das glühende Gestein das Gebüsch und die ausgetrockneten Bodendecker entzündeten, und gelegentlich hörte er auch, wie etwas gegen ›Nabelschnur‹ schlug, über ihnen ebenso wie unter ihnen. Die Geschosse würden keinen Schaden anrichten, es sei denn, irgendetwas davon würde ausgerechnet die offene Luke treffen. Sicherlich jedoch hätte Rebka noch genügend Zeit, diese zu schließen, sähe er doch das entsprechende Geschoss auf die Kapsel zufliegen.

Gefährdet aber waren die importierten Flugwagen. Sie standen fein säuberlich aufgereiht am Fuße von ›Nabelschnur‹, gebaut von Menschen, von Opal hierher gebracht, um sie bei der Erkundung von Erdstoß einzusetzen. Während Rebka noch zuschaute, wirbelte ein rauchender Felsbrocken geradewegs auf einen der Wagen zu. Als der Brocken dann aufprallte und davonsprang, ohne Schaden anzurichten, begriff Rebka, dass die Wagen unter einem Schutzschild aus dem transparentem Material der Baumeister standen — höchstwahrscheinlich hatte man dieses aus irgendeinem Raum der Mittelstation an diese Stelle gebracht.

Dann ließ Rebka den Blick zum Horizont hinüberschweifen. Aus ihrer aktuellen Höhe, etwa zweihundert oder dreihundert Meter, konnte er trotz der trüben Luft von Erdstoß recht weit sehen. Überall auf der Oberfläche loderten explosionsartige Feuer, bis hin zu den Bergkuppen in der Ferne. Der aufsteigende Rauch sorgte dafür, dass ihm ein stechender Geruch in die Nase stieg, harzartig und sehr aromatisch, über dem Boden flirrte die Hitze, und wegen des Staubs konnte man kaum noch etwas erkennen.

Zweifellos war die Ursache dieses Zwischenfalls tatsächlich nur diese Reihe Vulkane, die sich zwischen ›Nabelschnur‹ und der leuchtenden Scheibe von Mandel befanden: Während Mandel selbst jetzt im Westen tief am Himmel hing, stieg über jeder dritten Bergkuppe eine Rauchsäule auf. Doch die Wucht der Eruption ließ bereits nach. In den Rauchwolken konnte man schon kein schimmerndes Karmesinrot oder Orange mehr ausmachen, und es wirbelten auch schon deutlich weniger Felsen auf die Kapsel zu. Die Pflanzenfresser waren schon lange verschwunden, wahrscheinlich verbargen sie sich in der schützenden Tiefe des Sees. Sie würden wissen, wann sie wieder würden herauskommen können.

Perry hatte die Steuerungskabine verlassen und kauerte sich jetzt neben Rebka. Die Aufwärtsbewegung entlang ›Nabelschnur‹ hatte aufgehört.

»Also gut.« Rebka machte sich daran, die Luke zu schließen. »Sie haben mich überzeugt. Ich möchte nicht die Verantwortung dafür übernehmen, andere Personen Erdstoß betreten zu lassen. Nichts wie weg hier und dann zurück zu Opal!«

Doch Perry hielt die Luke fest, bevor sie ganz geschlossen war, und schüttelte den Kopf. »Ich möchte noch einmal zurück.«

»Warum das denn?! Wollen Sie unbedingt da unten umkommen?«

»Natürlich nicht! Ich möchte mir genau ansehen, was da eigentlich gerade passiert, und es verstehen lernen.«

»Erdstoß steht kurz vor dem Gezeitensturm, Commander. Das passiert da gerade! Die Vulkanausbrüche und die Erdbeben beginnen genau wie vorhergesagt.«

»Nein. So ist das nicht.« Perry wirkte eher nachdenklich denn beunruhigt. »Hier ist irgendetwas sehr rätselhaft. Vergessen Sie nicht: Ich war schon zu dieser Jahreszeit auf Erdstoß, schon viele Male! Das, was wir da gerade miterlebt haben, das war gar nichts, nur ein kleines Feuerwerk. Wir hätte viel mehr derartige Aktivitäten vorfinden müssen, viel, viel mehr! Die Oberfläche war völlig ruhig, als wir gelandet sind; sie hätte die ganze Zeit über beben müssen. Und diese Eruptionen sahen zwar beeindruckend aus, aber die Erdstöße da waren gemessen an dem sonst üblichen geradezu ein Witz. Sie haben ja selbst gemerkt, wie schnell die sich wieder gelegt haben.« Er deutete auf die offen stehende Luke. »Schauen Sie sich das an: Da beruhigt sich schon wieder alles!«

»Ich bin ja kein Planetar-Geologe, aber genau das ist es, was ich jetzt erwartet hätte.« Rebka konnte sich einfach keinen Reim darauf machen, was im Augenblick in Perry vorging. Wollte dieser Mann jetzt Besucher während des Gezeitensturms, oder lieber doch nicht? Jetzt, wo Rebka wirklich ein gutes Argument dagegen vorgebracht hatte, überlegte Perry es sich scheinbar wieder anders. »Zu erwarten wäre doch wohl, dass sich tektonische Spannung im Mantel des Planeten aufbaut, um dann wieder abgebaut zu werden. Spannungsaufbau, bis ein kritischer Wert erreicht wird, dann Abbau der Spannung, also der Wechsel von ruhigen Phasen und heftigen.«

»So ist das hier aber nicht«, widersprach Perry ihm und schloss die Luke. »Nicht während des Gezeitensturms! Denken Sie doch mal nach, Captain! Das ist kein normaler planetarer Vulkanismus. Opal und Erdstoß umkreisen einander einmal in acht Stunden. Bei jeder einzelnen Umkreisung pressen die Gezeitenkräfte von Mandel und Amarant die Krusten der Zwillingsplaneten zusammen und ziehen diese dann wieder auseinander. Bei einem normalen Gezeitensturm sind diese Kräfte schon gewaltig, und durch die Große Konjunktion wird der Effekt ungleich gewaltiger ausfallen — Hunderte von Malen heftiger als das ganze restliche Jahr über.«

Er setzte sich in den vorderen Frachtraum und starrte die Wand an. Nach einigen Augenblicken ging Rebka zur Steuerungskabine hinüber und leitete selbst den weiteren Aufstieg ein. Als er wieder zurückkam, hatte Perry sich kein Stück bewegt.

»Kommen Sie, jetzt reißen Sie sich mal zusammen! Ich glaube Ihnen ja; diese Gezeitenkräfte sind wirklich immens. Aber das gilt doch für Opal genauso wie für Erdstoß.«

»Das stimmt.« Endlich schien Perry aufzuwachen und erhob sich nun. »Aber die Wirkung wird auf Opal deutlich abgeschwächt. Die Oberfläche des Ozeans kann sich frei und ungehindert verformen, und so ergeben sich alle vier Stunden neue Höchststände für Ebbe und Flut. Alle Veränderungen am Meeresboden — also Seebeben und Eruptionen — werden durch das Wasser, das darauf lastet, abgeschwächt. Aber bei den Landgezeiten auf Erdstoß gibt es keine Ozeane, die diese Wirkung würden lindern können. Um diese Jahreszeit sollte Erdstoß die ganze Zeit über aktiv sein. Aber Erdstoß ist es nicht! Also: wo geht diese ganze Energie hin?«

Perry ließ sich wieder in seinen Sessel fallen und schaute dann stirnrunzelnd ins Leere.

Rebka war in sonderbarer Weise unzufrieden, als die Kapsel ihre Geschwindigkeit steigerte und das leise Pfeifen begann, das die schnelle Durchquerung der Atmosphäre anzeigte. Der Ort schien tatsächlich genauso gefährlich zu sein, wie Perry das immer behauptet hatte. Und dennoch hatte Perry selbst keine Angst auf Erdstoß. Kein bisschen. Er wollte dorthin zurück — mitten während einer Eruption!

Rebka kam zu einem Schluss. Wenn er Perry wirklich verstehen wollte, benötigte er mehr Daten. Er setzte sich und schaute den jüngeren Mann aufmerksam an.

»Also gut, Commander Perry: Es sieht auf Erdstoß nicht so aus, wie Sie das erwartet haben. Ich kann das nicht beurteilen. Dann geben Sie mir doch bitte einen Eindruck: Wie sieht Erdstoß denn normalerweise um diese Jahreszeit aus?«

Doch das war genau die falsche Frage. Perrys konzentrierter Gesichtsausdruck verschwand sofort. Stattdessen breitete sich jetzt unermessliche Traurigkeit auf seinem Gesicht aus. Rebka saß Perry gegenüber, wartete auf eine Antwort, bis er, nach einigen Minuten, begriff, dass er keine Antwort erhalten würde. Statt Max Perry aus seinen wiederkehrenden Tagträumen herauszureißen, hatte er ihn mit seiner Frage nur noch tiefer hineingestoßen. Der Mann war ganz weit weg, irgendwo, in einer sonderbaren Fuge voller unglücklicher Erinnerungen.

Erinnerungen woran? Sicherlich an Erdstoß während des Gezeitensturms.

Rebka sagte nichts mehr. Stattdessen leistete er vor sich selbst einen Eid, starrte ›Nabelschnur‹ entlang zu dem Knoten von ›Mittelstation‹ in der Ferne und gestand sich die unbequeme Wahrheit ein: Er hatte diesen Job nicht gewollt — dieser Kindermädchen-Posten hatte ihn gehindert, sich der größten Herausforderung seiner Karriere zu stellen! Er ärgerte sich darüber, von ›Paradox‹ abgezogen worden zu sein; er ärgerte sich darüber, dass man ihn in das Dobelle-System geschickt hatte; er ärgerte sich über Max Perry, und er ärgerte sich darüber, dass er sich Sorgen um die unterbrochene Karriere eines unbedeutenden Bürokraten machen musste.

Doch sein eigener Stolz ließ es nicht zu, dass er diesen Job einfach hinwarf, bis er nicht genau wusste, was diesen Mann gebrochen hatte. Denn Perry hatte etwas gebrochen, auch wenn der Commander versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen.

Und noch etwas anderes war ganz eindeutig: Woran auch immer Perry zerbrochen war, es lebte auf Erdstoß, kurz vor dem Gezeitensturm.

Und das bedeutete, dass Rebka ganz gewiss an einen Ort und zu einer Zeit würde zurückkehren müssen, an dem und zu der, so ließen alle Hinweise vermuten, Menschen nicht würden existieren können.


ARTEFAKT: NABELSCHNUR.

UKA-Nr.: 269

Galaktische Koordinaten: 26.837,1 86 / 17.428,947 / 363,554

Name: ›Nabelschnur‹

Sternen-/Planetenassoziation: Mandel / Dobelle (Dublett)

Bose-Zugangsknoten: 51 3

Geschätztes Alter: 4,037 ± 0,15 Megajahre


Erforschungsgeschichte: Entdeckt durch Fernsonden-Beobachtung während eines unbemannten stellaren Vorbeifluges an Mandel im Jahr 1446E. Erste genauere Erkundung durch bemannten Vorbeiflug im Jahr 1.513 E. (Dobelle und Hinchcliffe), erster Besuch durch ein Kolonistenschiff 1.668 E. (Raumscanner-Klasse, Wu und Tanaka). Erste Nutzung durch die Siedler von Dobelle: 1.742 E. Routinemäßig als Arbeitsgerät eingesetzt seit 1.778 E.


Physisch-technische Eckdaten: ›Nabelschnur‹ ist ein Transportsystem, das die Zwillingsplaneten des Dobelle-Systems, Opal (ursprünglicher Name: Ehrenknechter) und Erdstoß (ursprünglicher Name: Castelnuovo), verbindet. ›Nabelschnur‹, zwölftausend Kilometer lang und vierzig bis sechzig Meter breit, hat die Form eines Zylinders, der dauerhaft auf Opal verankert ist (Vertäuung auf dem Meeresgrund) und elektromagnetisch an Erdstoß haftet. Bei maximaler Annäherung des höchst exzentrischen Orbits des Dobelle-Systems an den Hauptstern Mandel wird die Vertäuung auf Erdstoß gelöst. Diese maximale Annäherung ereignet sich alle 1,43 Standardjahre.

Die Veränderung der Länge von ›Nabelschnur‹ erfolgt über die ›Winde‹, bei der eine lokale Raum-Zeit-Anomalie (ein mutmaßliches Artefakt) eingesetzt wird, die es ›Nabelschnur‹ ermöglicht, sich automatisch an Variationen im Opal/Erdstoß-Abstand anzupassen. Die ›Winde‹ sorgt auch für den automatischen Rückzug von ›Nabelschnur‹ von der Oberfläche von Erdstoß während der Mandel-Gezeitenmaxima (gemeinhin als der ›Gezeitensturm‹ bezeichnet). Wie diese Steuerung funktioniert, ist technisch inzwischen bekannt, allerdings konnte das Auslösesignal bisher nicht identifiziert werden (d. h. als Zeitsignal, Energiesignal oder sonstiges). ›Mittelstation‹ (9.781 Kilometer vom Schwerpunkt von Opal und 12.918 Kilometer vom Schwerpunkt von Erdstoß entfernt) gestattet die Zuladung oder das Löschen der über ›Nabelschnur‹ transportierten Lasten, die ins All auszuschleusen oder von dort zu bergen sind.


Anmerkung: ›Nabelschnur‹ ist eines der einfachsten und das am leichtesten zu verstehende sämtlicher bekannten Artefakte der Baumeister, und ist daher für die meisten ernstlich an der Technologie der Baumeister interessierten Wissenschaftler nur von nachgeordnetem Interesse. Dennoch ist es zugleich auch ein ganz eigenständiges Mysterium; denn auch wenn es recht einfach und schlicht ist, so ist es doch auch eines der jüngsten Leistungen der Baumeister-Technik (weniger als fünf Millionen Jahre alt). Manche Archäo-Spezialisten haben daraus auf den beginnenden Niedergang der Baumeister-Kultur geschlossen, der letztendlich im Kollabieren ihrer Zivilisation und deren vollständigen Untergang vor mehr als drei Millionen Jahren kulminierte.


Physikalische Eigenschaften: Verlustlose Wasserstoff-Zuleitungskabel mit stabilisierter Myonen-Verstärkung. Die Zugfestigkeit dieser Kabel entspricht in etwa der von Kabeln, wie sie im Bau von Atmosphären-Stationen der Menschen und Cecropianer verwendet werden, übersteigt sie jedoch nicht.

Der Antrieb der Transport-Kapseln erfolgt durch Synchronlinearmotoren mit konventioneller Kraftübertragung. Die Technik der Befestigung von Kabeln und Kapseln ist bisher nicht geklärt, aber bauähnlich mit dem System der Freiraum-Netze von ›Kokon‹ (vgl. Kokon, Eintrag 1).


Mutmaßlicher Zweck: Transportsystem. Bis zur Ankunft der Menschen blieb dieses System mindestens drei Millionen Jahre lang ungenutzt. Derzeit wird über regelmäßige Nutzung berichtet. Es gibt keine Anzeichen für andere, frühere Nutzungen.


— Aus Langs Universal-Katalog der Artefakte, Vierte Auflage.

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