III

Die Station auf Planet Eins war entschieden eine höchst primitive Einrichtung, obgleich man merkte, wieviel technischer Aufwand erforderlich gewesen war, um sie überhaupt bewohnbar zu machen. Sie lag am Grund eines tiefen Tales nahe dem Mittelpunkt der sonnenseitigen Hemisphäre des Planeten, wo die Temperatur um vierhundert Grad Celsius lag. Das hätte ausgereicht, um den Schwefel zu verflüssigen, der den Hauptbestandteil der Atmosphäre bildete, die Kens Artgenossen brauchten. Die zusätzlichen hundert Grad hatte man gewonnen, indem man die Talhänge terrassierte und die einzelnen Stufen entsprechend schräg anlegte und sie mit Eisen auslegte. Die dunkle Metallkuppel der Station befand sich im Brennpunkt eines gigantischen Konkavspiegels. Zwischen der Winkelgröße der Sonne und der tatsächlichen Größe der Kuppel verschob die Sonnenlibration den Brennpunkt nie so stark, daß es eine Rolle gespielt hätte.

Das interstellare Fluggerät landete auf einer glatten Felsplatte neben der Kuppel. Besondere Landeanlagen gab es nicht. Ken mußte beim Verlassen des Schiffes seinen Vakuum-Anzug anziehen. Einige andere in Raumanzüge gehüllte Gestalten standen mit ihm in der Luftschleuse. Vermutlich gingen die meisten, wenn nicht gar alle, Besatzungsmitglieder ›an Land‹, obwohl es sich vielleicht gar nicht um Besatzung handelte.

Denn ein Schiff der Klasse der Karella konnte von einem einzigen betrieben werden. Er fragte sich schon, ob dies zu den Sicherheitsbestimmungen auf fremden Planeten gehörte; auf dem kurzen Weg vom Schiff zur Kuppel sah er sich sorgfältig um, konnte aber keine Abwehrwaffen entdecken. Die Stationsbesatzung hatte offenbar keinen Angriff zu befürchten. Und wenn es diesen Außenposten wirklich schon seit zwanzig Jahren gab, wie behauptet worden war, dann mußten die ja Bescheid wissen.

Im Kuppelinneren war die Einrichtung zufriedenstellend, obwohl Kens Führer sich ständig für das Fehlen verschiedener Dinge entschuldigte. Das Essen jedenfalls machte keine Entschuldigung notwendig, und die Unterkunft, die man Ken zuwies war so komfortabel wie ein Hotel der Mittelklasse auf Sarr. Laj Drai unternahm mit ihm einen kurzen Rundgang durch die Station. Er zeigte ihm die Einrichtungen, die der Wissenschaftler bei seiner ihm zugedachten Aufgabe benutzen durfte.

Ken, der dabei seinen ›wirklichen‹ Auftrag nicht aus den Augen verlor, hielt ständig Ausschau nach einem Beweis, und sei er noch so klein, für das Vorhandensein des gesuchten Rauschgifts. Nach dem Rundgang war er so gut wie sicher, daß hier nirgends ein kompliziertes chemisches Verfahren angewendet wurde. Wenn aber das Rauschgift ein Naturprodukt war, dann war ein chemisches Verfahren gar nicht notwendig. Er kannte mehrere Substanzen, die in ihrer natürlichen Form verheerende Wirkungen zeitigten – beispielsweise ein Pflanzenprodukt, das einige primitive Stämme seiner Heimatwelt zum Vergiften ihrer Pfeilspitzen verwendeten.

Die ›Handels‹-Ausrüstung erwies sich jedoch als weitaus vielversprechender, als man in Anbetracht des Planeten, mit dem Handel betrieben wurde, vermutet hätte. So waren jede Menge ferngesteuerter Torpedo-Sonden vorhanden. Diese Torpedos bestanden aus zwei Teilen. Ein Teil enthielt die Antriebs- und Steueraggregate und war mit Temperaturreglereinrichtungen ausgestattet, die für annähernd Normaltemperatur sorgten. Im zweiten Teil war der Laderaum und die Kühleinrichtung. Diese Teile waren nicht besonders isoliert, weder voneinander noch von dem sie umgebenden Medium. Ken untersuchte eines dieser Torpedos eingehend und fing dann an, Fragen zu stellen.

»Ich kann keine Einrichtung für visuelle Übertragung entdecken. Wie wird das Ding auf der Planetenoberfläche gesteuert?«

»Es gibt keinen Sichtschirm«, erklärte der Techniker, der Drai begleitete. »Ursprünglich hat es sie natürlich gegeben, aber kein einziger hat den Ausflug auf Planet Drei überstanden. Da haben wir die Sichteinrichtungen einfach herausmontiert – die Sache wurde uns zu kostspielig. Die optischen Bestandteile müssen den Umweltbedingungen des Planeten wenigstens teilweise ausgesetzt werden. Das bedeutet, daß wir entweder die ganze Maschine bei dieser Temperatur laufen lassen müssen oder eine gewaltige Temperaturdifferenz zwischen optischen und elektrischen Bestandteilen bekommen. Bislang konnten wir noch kein System entwickeln, das einer dieser Situationen standgehalten hatte – bei dieser Eiseskälte spielen die elektrischen Teile verrückt, oder aber die optische Einrichtung geht zwischen den heißen und kalten Bereichen in die Binsen.«

»Wie kann man steuern, wenn man nichts sieht?«

»Ganz einfach. Wir haben einen Rückstrahlhöhenmesser eingebaut, und vor Jahren wurde auf dem Planeten ein Sender installiert, der automatisch angesteuert wird. Wir lassen das Torpedo niedergehen und landen und warten, bis die Eingeborenen kommen.«

»Wurden denn keine Bodenproben von der Planetenoberfläche gesammelt?«

»Wir sehen nichts und können keine Proben einholen. Das Torpedo bleibt bei dieser Temperatur nicht luftdicht, deswegen haben wir auch keine nennenswerte Probe der Atmosphäre bekommen können. An der Außenhülle bleibt auch nie etwas hängen. Vielleicht landet unsere Sonde auf einer festen Metall- oder Felsfläche. Wir werden es nie erfahren.«

»Aber sicher könnten Sie das Ding so einrichten, daß es Luft behält – auch unter dem Gefrierpunkt von Schwefel?«

»Ja, ich denke schon. Aber es schien uns nie der Mühe wert. Falls Sie eine Probe möchten, dann ist es ohnehin einfacher, wenn man eine kleinere Sonde runterschickt – damit läßt sich hinterher besser arbeiten.«

Plötzlich kam Ken ein Gedanke.

»Und das Zeug, das ihr von den Eingeborenen bekommt? Liefert das keine Hinweise? Könnte ich damit arbeiten?«

Nun mischte sich Laj Drai ein. »Sie sagten, sie wären kein Spezialist. Nun haben wir das Zeug bereits von Spezialisten analysieren lassen, ohne Erfolg. Glauben Sie, wir würden diesen mühsamen Handel aufrechterhalten, falls wir das Material synthetisch herstellen könnten? Deswegen möchten wir ja, daß Sie uns hier die Umweltbedingungen von Planet Eins schaffen – und wenn Sie das erreicht haben, werden wir einen Weg finden, Samen von den Eingeborenen zu bekommen und die Pflanzen hier zu ziehen.«

»Verstehe«, sagte Ken. Laj Drais Erklärung klang einigermaßen vernünftig und verriet nichts über die Natur des fraglichen Stoffes.

Sie widerlegte aber auch nichts.

Ken ließ sich die ganze Sache durch den Kopf gehen, während er den Blick über die technischen Einrichtungen schweifen ließ. Er hätte gern noch einige Fragen gestellt, doch wollte er alles vermeiden, was als ungesunde Neugierde ausgelegt werden konnte, falls diese Leute hier wirklich Rauschgifthändler waren.

»Was bekommen die Eingeborenen für ihr Produkt?« fragte er schließlich. »Ist es ein Artikel, den sie selbst nicht herstellen können oder ist es eine Substanz, die bei ihnen nicht vorkommt? In letzterem Fall könnte ich daraus Schlüsse über den Planeten ziehen.«

Drai bewegte seine Tentakel wellenartig, eine Geste, die dem menschlichen Achselzucken gleichkam.

»Es ist ein bestimmtes Material«, sagte er. »Schwermetalle, die sich nicht so einfach in Sulfide verwandeln. Meist haben wir ihnen Klumpen der Platin-Gruppe gegeben, an die kommen wir leichter heran. In der Nähe dieser Station kommt das Zeug reichlich vor. Wir schicken einfach jemanden hin, der ein paar Stücke runtersprengt. Ich habe keine Ahnung, wozu die das Zeug brauchen – womöglich beten sie das Torpedo an und verwenden die Metallklumpen als priesterliche Insignien. Mir soll es einerlei sein, solange sie sich an den Handel halten.«

Ken nickte verständnisvoll, ehe er eine Frage stellte, die sich ‘ ihm eben aufgedrängt hatte.

»Was um alles in der Galaxis sollen der Lautsprecher und das Mikro in dem Torpedo? Die können doch unmöglich bei den erwähnten Temperaturen funktionieren – und Sie können doch sicher mit den Eingeborenen nicht sprechen?«

Der Techniker beantwortete die erste Frage.

»Doch, sie funktionieren. Es handelt sich um ein Kristallding ohne Vakuumröhren, und das müßte auch in flüssigem Wasserstoff funktionieren.«

Drai lieferte die Antwort auf den zweiten Teil der Frage. »Sprechen kann man das nicht nennen. Die Eingeborenen hören und produzieren Laute, die denen unserer Sprache mehr oder weniger gleichen.«

»Wie haben Sie es geschafft, ohne Sichtkontakt eine gemeinsame Sprache oder auch nur einen Code auszuarbeiten? Sie sind vielleicht der Ansicht, daß mich das alles nichts anginge und mich bei der Arbeit nicht weiterbringt, aber ich würde gern alles ganz von Anfang an hören.«

»Ja, Sie haben recht«, sagte Laj Drai langsam, während er seine biegsame Gestalt über einen passenden Ständer hängte. »Ich sagte schon, daß der erste Kontakt zwanzig Jahre zurückliegt – Jahre in unserem Sinn, versteht sich. Für die Eingeborenen auf Planet Drei sind das eher dreißig Jahre.

Also, die Karella kreuzte ohne bestimmtes Ziel, als ihrem ehemaligen Besitzer die merkwürdige Farbe von Planet Drei auffiel. Sicher haben Sie selbst diese Blaufärbung bemerkt. Er ging mit dem Schiff in einen sicheren Orbit außerhalb der Atmosphäre und schickte Torpedos hinunter. Eine Landung kam nicht in Frage. Die schaurigen Temperaturbedingungen auf dem Planeten standen außer Zweifel.

Fünf Projektile hintereinander gingen verloren. Die Sichtverbindung ging bereits in der oberen Atmosphäre flöten, weil keiner an die Wirkung der Temperatur auf heißes Glas gedacht hatte. Der Kerl ließ aber nicht locker und schickte die Sonden auf Langwelleninstrumenten hinunter. Früher oder später gingen alle kaputt. Er konnte nicht mal sicher sein, ob die eine oder andere die Oberfläche erreicht hatte. Sein Vorrat an Torpedos war aber ausreichend, und seine Techniker waren geschickt. Man nahm Änderungen vor und bastelte an den Sonden herum und schickte immer wieder eine los. Schließlich stellte es sich heraus, daß die meisten tatsächlich bis zur Oberfläche kamen – und dann augenblicklich außer Gefecht gesetzt wurden. Entweder wurden sie mechanisch zerstört oder aber die elektrotechnischen Komponenten spielten total verrückt.

Bis dahin hatte man versucht, auf den relativ glatten, blauen Gebieten zu landen. Dort schien eine Landung am unkompliziertesten. Da kam jemandem die Idee, daß dieser ständige Verlust an Sonden kein Zufall sein konnte. Es mußte irgendwo ein gezieltes Eingreifen geben. Sozusagen als Test wurde nun ein Torpedo ausgeschickt, ausgestattet mit allen verfügbaren Abtast- und Schutzeinrichtungen, die man an Bord unterbringen konnte – inklusive einem Silbernetz über der gesamten Oberfläche, das an die Generatoren angeschlossen war und sämtliche Außenfrequenzen abblockte, die womöglich das Steuersystem gestört hätten. Von uns aus wurde eine ständig veränderte Steuerfrequenz verwendet. Das Ding hatte sogar einen automatischen Wärmeregler – wie gesagt, es hatte alles. Nichts Natürliches und verdammt wenig Künstliches hätte dieser Maschine in die Quere kommen können, und doch ging sie verloren wie alle anderen, in dem Augenblick, als der Rückstrahlhöhenmesser anzeigte, daß sie fast die Oberfläche berührte.

Das reichte dem Chef. Er fand sich nun als Arbeitstheorie mit dem Gedanken ab, daß die flacheren Teile bewohnt waren und daß den Einwohnern Besuche unerwünscht waren. Das nächste Torpedo wurde nun auf ein dunkles, unebenes Gebiet eingestellt, da man davon ausging, daß die Bewohner diese Teile vielleicht mieden. Diese Annahme schien richtig, denn diesmal war die Landung ein Erfolg. Zumindest zeigten die Instrumente an, daß die Sonde gelandet war, daß sie nicht mehr tiefer sinken konnte und daß sie mit ausgeschalteten Aggregaten betriebsbereit blieb.

Das war sehr ermutigend, aber keiner wußte so richtig, was nun zu tun wäre. Sehen konnte man nichts, und wir wußten nicht sicher, ob das Mikro funktionierte. Man entschied sich, den Lautsprecher zunächst nicht zu benutzen. Ein leises Summen war zu hören, dessen Lautstärke keinem ersichtlichen System folgend ständig variierte und das wir schließlich als Windgeräusch einstuften und nicht als Schaden in der Elektroanlage. Dazu kamen ein oder zwei kurze, harte, nicht zu beschreibende Geräusche, die noch nicht identifiziert werden konnten. Am wahrscheinlichsten erscheint mir die Vermutung, daß es sich um die Stimmen von Lebewesen handelt.

Wir horchten eine volle Planetenumdrehung lang, das sind fast zwei Tage nach unserer Zeitrechnung, und wir hörten nichts bis auf einen ganz schwachen Summton, ein ebenso schwaches Scharren und ein unregelmäßiges Pochen, vielleicht verursacht durch die Schritte eines Huftieres auf hartem Untergrund, vielleicht aber auch nicht. Wenn Sie wollen, können Sie sich die Tonbänder anhören, aber lieber nicht allein. Diese Geräusche aus dem Nichts haben etwas Unheimliches und Entnervendes an sich.

Ich vergaß zu erwähnen, daß die Ladeluke des Torpedos nach der Landung geöffnet wurde. Mikrophone und Gewichtsdetektoren waren eingeschaltet, die uns angezeigt hätten, wenn etwas hineingeschlüpft wäre. Aber es tat sich nichts – eigentlich erstaunlich, falls es in der näheren Umgebung wild lebende Tiere gab. Die Öffnung hätte wie ein natürlicher Unterschlupf auf sie wirken müssen.

Während dieser Umdrehung hörten wir nichts, was auch nur im entferntesten an Intelligenz hätte denken lassen. Schließlich entschieden wir uns, den Lautsprecher einzuschalten. Es wurde nach einem bestimmten Schema vorgegangen. Wir fingen mit Minimalstärke an, wiederholten ein Band während einer Umdrehung des Planeten, wiederholten es dann mit doppelter Stärke und so weiter, bis wir das mit dieser Ausstattung zu erreichende Maximum erreicht hatten. Dieses Programm wurde eine Zeitlang durchgehalten, bis der Chef ungeduldig wurde und veranlaßte, daß die Steigerung nach einer Viertelumdrehung erfolgen sollte. Als wir zum erstenmal nach einer Viertelumdrehung die Lautstärke erhöhten, bekamen wir ein schwaches Echo. Das bedeutete, daß das Geräusch zumindest nicht in unmittelbarer Nähe des Lautsprechers wieder erstickt wurde. Falls intelligente Wesen in Hörweite kämen, mußten sie das Geräusch wahrnehmen.

Kurz gesagt, nach der vierten Lautstärkesteigerung bekamen wir Antwort. Zunächst dachten wir, es handle sich bloß um ein verzerrtes Echo, doch wurde es immer lauter, während unsere Lautstärke unverändert blieb. Schließlich konnten wir feststellen, daß die Geräusche sich von den unseren unterschieden. Sie bildeten ein ungeheuer komplexes Geräuschsystem, das alle, die es hörten, sofort als Sprache eines intelligenten Wesens einstuften.

Dann hörten wir wieder Schrittgeräusche vermischt mit Ausrufen einer fremdartigen Sprache. Wir stellten unsere Sendung ein. Es stand fest, daß das Lebewesen nun so nahe herangekommen war, daß es das Torpedo entdecken mußte, ohne von Geräuschen gelenkt werden zu müssen. Die Schritte kamen näher. Zunächst wurden sie alle paar Sekunden von einem lauten Rufen unterbrochen, dann aber mußte das Ding unsere Sonde erreicht haben, denn die Geräusche zeigten an, daß es ein konstant bleibendem Abstand umkreiste. Die Ausrufe wurden von nicht so lauten, aber länger andauernden und komplizierteren Sprechgeräuschen abgelöst. Wahrscheinlich ist das Sehvermögen dieser Wesen so ausgebildet wie bei uns, obwohl das Licht auf ihrem Planeten um so viel schwächer ist.

Plötzlich zeigte die Fotozelle im Laderaum an, daß die Lichtzufuhr abgeschnitten worden war. Einer der Operatoren wollte die Luke schließen, der Chef warf ihn aus dem Kontrollraum hinaus. Er übernahm nun selbst die Steuerung der Torpedoeinrichtungen und versuchte die Stimmgeräusche des für uns unsichtbaren Wesens nachzuahmen. Das Ergebnis ließ nicht auf sich warten.

Der Eingeborene geriet richtig aus dem Häuschen. Dann versuchte er eine Vielfalt von Geräuschen zu produzieren, so viele, wie sein Stimmapparat es zuließ. Sie alle konnten wir natürlich nicht nachahmen.

Das ging eine Weile so, ohne daß eine Seite echte Fortschritte erzielt hätte. Niemand wußte, was die Geräusche des anderen bedeuteten. Es sah ganz so aus, als wären wir an unsere Grenzen gestoßen und würden nicht viel mehr über den Planeten erfahren.

Da fielen jemandem die alten Tauschkästen ein. Ich weiß nicht, ob Sie sich darunter etwas vorstellen können. Sie waren schon vor der Raumfahrt in Verwendung als Hilfsmittel für Handelspartner verschiedener Sprachen. Es sind schlicht und einfach zwei Tabletts, die zusammenhängen. Jedes Tablett ist in eine Anzahl kleiner Fächer aufgeteilt. Die eine Seite ist leer, während die Fächer der anderen Seite mit verschiedenen Verkaufsartikeln angefüllt sind. Ein Glasdeckel bedeckt jedes der gefüllten Fächer. Dieser Deckel läßt sich nicht entfernen, ehe nicht etwas ins entsprechende Fach des anderen Tabletts gelegt wird. Nur der allerdümmste Wilde kapiert die Sache nicht in kürzester Zeit.

Eine derartige Vorrichtung hatten wir natürlich nicht zur Hand, aber die ließ sich einfach zurechtbasteln. Ärgerlich war nur, daß wir nicht feststellen konnten, was in die leeren Fächer gelegt worden war, ehe die ganze Vorrichtung wieder bei uns eintraf. Da wir aber mehr an der Sprache als am Handel interessiert waren, machte das zunächst nicht so viel aus. Wir schickten die Kistchenanordnung mit dem nächsten Torpedo hinunter, auf das Signal des ersten hin, in der Hoffnung, die Flachlandleute würden es nicht entdecken. Wir machten das Ding auf und warteten.

Der Eingeborene machte sich prompt an die Untersuchung. Er war offenbar so intelligent, daß seine Neugierde die Angst besiegte, obwohl er die Sonde ja im Flug beobachtet haben mußte; Und er verhielt sich genau so, wie wir es erwartet hatten, obwohl wir ihn natürlich nicht beobachten konnten. Er legte in jedes Fach der leeren Seite etwas hinein, und leerte die anderen Fächer aus. Aber das meiste tat er wieder zurück. Eines der Dinge, die er uns mitgab, erwies sich als brauchbar – es ist das Zeug, das wir noch immer von dort beziehen. Deswegen füllten wir bei der Rücksendung nur das Fach, das mit jenem zusammenhing, in das er sein Zeug getan hatte. Er kapierte, und seither läuft die Sache reibungslos.«

»Und was ist mit der Sprache?«

»Ach ja, wir kennen inzwischen die Worte für ›Ja‹ und ›Nein‹, die Bezeichnungen für ein paar Metalle und den Namen für das Zeug, das er uns verkauft. Ich kann Ihnen ein Band geben, von dem Sie die Aussprache lernen können. Wenn Sie wollen, bekommen Sie auch einen schriftlichen Bericht darüber.«

»Vielen Dank. Damit gewinnt die Situation natürlich an Klarheit. Ich nehme an, daß Sie mit diesen Flachländern keine Schwierigkeiten mehr hatten?«

»Richtig. Wir haben es peinlich vermieden, mit anderen Teilen des Planeten in Kontakt zu treten. Wie schon gesagt, sind unsere Interessen mehr kommerzieller als wissenschaftlicher Natur. Wir haben natürlich nichts dagegen, wenn Sie selbst ein paar Sonden losschicken wollen. Aber bitte mit größter Vorsicht. Wir möchten den Kontakt nicht abreißen lassen, ehe wir nicht selbst imstande sind, eine Produktion aufzuziehen.«

Ken ließ das Äquivalent eines Lächelns erkennen. »Mir fällt auf, daß Sie es sorgfältig vermeiden, mir zu sagen, um was es sich bei dem Zeug handelt. Meinetwegen, ich will nicht in Sie dringen. Es geht mich nichts an, und ich wüßte auch nicht, wie es mir weiterhelfen könnte. Im Moment halte ich es für das Beste, wenn Sie mich mit allen greifbaren Daten über den Planeten versorgen. Dann kann ich mir ein Bild von der Atmosphäre machen und eine Sonde samt einer Ausrüstung losschicken, die meine Vermutung bestätigt oder nicht. Ich denke, das ist einfacher als das Sammeln von Proben zur Analyse.«

Drai raffte sich von dem Gestell auf, an dem er hing, und produzierte so etwas wie ein bejahendes Nicken. »Ich sage ja nicht, daß Sie nicht wissen dürften, was wir von dem Planeten beziehen, aber Sie können sicher sein, daß ich demjenigen die Haut vom Leibe ziehe, der zuläßt, daß Sie es herausbekommen!«

Der Techniker, der sich im Hintergrund gehalten hatte, machte sich wieder bemerkbar. »Das ist nicht weiter schwierig«, sagte er. »Es gibt da nämlich nicht viel zu sagen. Der Planet ist im Durchmesser etwa um drei Zehntel größer als Sarr, damit ist das Volumen mehr als doppelt so groß. Die Masse ist ebenfalls das Doppelte der unseren, obwohl die Durchschnittsdichte um eine Spur geringer ist. Die Oberflächenschwerkraft beträgt eineinviertel Sarr-Normal. Die Durchschnittstemperatur liegt um ein Geringes unter dem Gefrierpunkt von Kalium. Atmosphärendruck unsicher, Zusammensetzung unbekannt. Rotationsperiode 1,84 Sarr-Tage.«

»Verstehe. Man könnte die Temperatur auf dem Planeten leicht verdoppeln, wenn man einen Punkt wählt, der weit genug von der dunklen Seite entfernt ist. Und wenn nötig, würde die Reproduktion von Tag und Nacht auch nicht viel Schwierigkeiten machen. Das echte Problem stellt die Atmosphäre dar. Ich werde mich sehr eingehend damit befassen.«

Sallman Ken bewegte sich langsam zu seiner ihm zugewiesenen Unterkunft. Dabei waren seine Gedanken nicht ausschließlich mit dem Problem der Atmosphäre befaßt. Er dachte vielmehr an die geheimnisvolle Rasse, die die öden Ebenen von Planet Drei bewohnte, und an die Möglichkeit, den Handel mit dem Planeten zum Stillstand zu bringen – vorausgesetzt natürlich, daß dieses geheimnisvolle Produkt das war, was er befürchtete.

Und er fragte sich, ob er sein Desinteresse am Hauptexport des Planeten nicht zu übertrieben zur Schau getragen hatte.

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